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Am Anfang war die Unendlichkeit - aus ihr erwuchsen die Götter. Sie schufen Carnac, die Welt der Serafim, und mit ihr Licht und Schatten, Hoffnung und Verderben. Die schwarze Bibel erzählt von Königen und Propheten, von Kämpfen und Klagen, von Lobgesängen und düsteren Visionen. Enlil, Utu, Ninlil, Nergal und Ereschkigal treten hervor - als Schöpfer, Richter und Hüter des ewigen Kreislaufs. Ein Buch voller Mythen, Prophetien und Gesänge, das Fragen stellt, die so alt sind wie die Welt selbst: Was ist Treue? Was bedeutet Schuld? Und wo finden die Seelen am Ende ihre Ruhe? Mystisch, poetisch und zeitlos - ein Werk, das die Dunkelheit nicht fürchtet und das Licht nicht vergisst.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Vorwort
Das Buch Nergal
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Das Buch Utu
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Das Buch Ninlil
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Das Buch der Krieger
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Das Buch Malachir
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Malachirs Klage
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Das Buch Secharja
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Loblieder für Enlil
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Loblieder für Utu
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Lobpreis für Ninlil
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Loblieder für Nergal
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Loblieder für Ereschkigal
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Bereits erschienen:
Am Anfang war die Unendlichkeit. Sie umgab eine kleine Endlichkeit. In der Unendlichkeit lebten mächtige Wesen, die wir heute als Götter bezeichnen. Diese Wesen kämpften immer gegeneinander, doch nicht, um sich gegenseitig zu vernichten, sondern weil es ihnen Freude bereitete. Doch da war einer, der mehr wollte. Er wollte der Herrscher über alle sein. Sie nannten ihn Jahwe, was „der das Dasein schafft“ heißt. Und er suchte einen Weg die anderen zu vernichten, doch es gab keinen. Um einen der Anderen zu vernichten, hätten sie in die Endlichkeit gehen müssen, was sie aber nie taten, da die Endlichkeit zu klein war, um sie aufzunehmen. Da kam Zu eine Idee. Er speiste so viel von seiner Kraft in die Endlichkeit, das sie explodierte. Die Explosion vernichtete aber die Endlichkeit nicht, sondern sorgte dafür, das sie sich durch den Druck der Explosion ausbreitete. Nun hoffte er, das alle die sich am Rand der Endlichkeit befanden, nun in die Endlichkeit hineingezogen würden. Dies war aber nicht der Fall. Sie wurden immer weiter abgedrängt, so das es kaum noch möglich war, dass der Eine mit dem anderen Kontakt aufnehmen konnte. Die freigesetzte Energie manifestierte sich mit der Zeit, so das Materie entstand. Nun bearbeiteten die Götter von ihren Positionen aus die Materie. Jeder schuf sich eine Welt mit Wesen, nach seinem Bilde.
Als die Endlichkeit sich nur noch langsam ausdehnte, schaute sich En-Lil um und er sah, das nur noch Ninlil, Enki und Nusku bei ihm waren. Alle anderen Götter waren von der Endlichkeit an andere Orte geschleudert worden.
So nahm En-Lil Ninlil zur Frau, da seine erste Frau, Kiskil-lilla, durch die Explosion woanders landete.
Sein Bruder Enki und er begannen die Materie zu bearbeiten.
Um die verschiedenen Arten der Materie zu verbinden, sandte En-Lil seinen Sohn Nusku aus, das er alle Materie suche, überprüfe und sortiere.
So formten En-Lil und Enki aus der Materie eine Welt. Diese Welt nannten sie Carnac.
En-Lil nahm Wasser und formte einen Ball daraus. Diesen Ball setzte er in die Endlichkeit. So entstand das Meer.
Enki nahm Carnac und bewarf das Wasser damit, auf das sie sich verteile. Einige Teile der Carnac versanken im Wasser und andere Teile ragten aus dem Wasser hervor. So entstanden Festland, Inseln und Riffe.
Dort, wo das Wasser das Festland und die Inseln umschloss, warf En-Lil große Mengen Salz in das Wasser. Nur an den Stellen, wo die Carnac das Wasser umschloss, ließ er das Wasser unberührt.
Enki formte Wesen, die imWasser leben sollten. Große und kleine Fische, Meeresungeheuer und Muscheln und viele andere große und kleine Wesen.
Damit aber eine Ordnung im Wasser herrsche, setzte En-Lil einen Wächter des Wassers ins Meer. In das süße Wasser setzte er Abzu und in das salzige Wasser setzte er Tiamat.
Während Ninlil schwanger war, verteilten En-Lil und Enki Samen über Carnac. Im Wasser und auf dem Land gingen die Samen auf und bedeckten ganz Carnac mit verschiedenen Pflanzen.
Nun war es an der Zeit, das Ninlil gebären sollte. Sie bekam einen Sohn, den sie Nergal nannte.
Ninlil wollte, dass sich Nergal anschaute, was sein Vater in der Endlichkeit gebaut hatte. So setzte sie ihn auf Carnac.
Doch Nergal glühte vor Hitze. So verbrannte jedes Stück Land, auf das er seinen Fuß setzte und wurde unfruchtbar. Noch bevor En-Lil einschreiten konnte, war Nergal einmal über ganz Carnac gelaufen und hatte große Wüsten zurückgelassen. Als Nergal müde wurde, setzte er sich ans Meer, wo ihn sein Vater wieder aufhob. Seitdem trägt der Ort den Namen Feuer des Südens.
Um zu verhindern, dass dies noch einmal passieren könnte, wurden Ninurtal, zum Schutz des Landes und Ereschkigal zum Schutze von allem, was unter dem Land ist, geschaffen.
Ninurtal formte die Tiere, die auf dem Land leben und Ereschkigal formte alle Lebewesen, die in Höhlen und unter der Carnac leben.
Nachdem dies vollendet war, sprach En-Lil zu seiner Frau: Lass uns Wesen machen nach unserer Art, die sind wie wir und herrschen über alles Leben im Wasser, auf dem Lande und in der Luft.
So erschufen sie die Serafim. Wesen mit dem Körper einer Schlange, zwei Armen, zwei Beinen und sechs Flügeln. Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Körper, mit zweien bedeckten sie die Füße und zwei benutzten sie zum Fliegen.
Den ersten Serafim nannten sie Ev und den zweiten nannten sie Abarron. Diese sollten Carnac bevölkern.
En-Lil, der Herr der Schöpfung, sprach: „Die Welt muss in ihrer Ordnung bestehen, wie ich sie vorgesehen habe.“
So trennte er den Himmel von Carnac, damit beide ihre Bestimmungen erfüllen konnten. Carnac legte er unter den Himmel, damit das Fleisch dort wachsen konnte, wo es aufsteigen soll.
Um diese Ordnung zu sichern, befestigte er die Achse der Welt im Zentrum von Dur-an-Ki, dem Ort, an dem Himmel und Carnac sich berühren.
Mit entschlossener Hand nahm En-Lil die Hacke, ein Werkzeug von göttlicher Macht, und begann Carnac zu formen.
Der Tag brach an, als er die Pflichten und Aufgaben der Welt verteilte, die Hacke zum Symbol der Ordnung und des Schicksals erhob und gerechte Löhne für die Arbeit mit der Hacke und dem Tragekorb einführte.
Diese Hacke, die in Gold gearbeitet war, deren Spitze mit Lapislazuli eingelegt war, und deren Klinge mit Silber und Gold verziert war, war mehr als ein Werkzeug; sie war ein Symbol der göttlichen Macht und der Unausweichlichkeit des Schicksals.
En-Lil bestimmte das zukünftige Schicksal der Hacke, indem er eine heilige Krone auf ihr Haupt legte und sie zum Zeichen seiner Herrschaft über Carnac machte.
Dort, wo das Fleisch emporsteigen sollte, setzte En-Lil die Hacke in Bewegung. Mit jedem Schlag formte er den ersten Serafim aus Lehm, den er wie einen Ziegel modellierte.
Die Serafim begannen, aus dem Boden hervorzubrechen, sie erhoben sich in Richtung ihres Schöpfers, und En-Lil betrachtete seine schlangenförmigen Geschöpfe mit Wohlwollen.
Die Anuna-Götter, die seine Schöpfung betrachteten, traten zu ihm und baten um die Serafim, um sie zu führen und über sie zu wachen.
Ninmena, die Mutter, die den König der Götter geboren hatte, setzte die Fortpflanzung der Serafim in Gang und gewährte den Serafim die Gabe des Lebens.
En-Lil, der Herr des Himmels und Carnac, nannte die wichtigen und geschätzten Personen, formte sie zu einer Reihe und machte sie verantwortlich, um für die Götter zu sorgen.
Enki, der weise Gott, lobte En-Lils Hacke und wies die junge Frau Nisaba an, die Aufzeichnungen über die Entscheidungen und Taten zu führen.
Nisaba übergab den Serafim die leuchtenden, heiligen Hacken, damit sie Städte bauen und Felder kultivieren konnten.
Der E-kur, der Tempel von En-Lil, wurde durch die Kraft der Hacke gegründet. Tagsüber wurde er gebaut, bei Nacht wuchs er, von der Hacke genährt.
Ninurta, der Held, trat in die innere Kammer des Tummal ein, des Brot korbes von Mutter Ninlil, um En-Lil mit regelmäßigen Speiseopfern zu ehren.
Die heilige Ninisina brachte schwarze Zicklein und Fruchtgaben für den Herrn En-Lil dar, um seine Gunst zu erlangen und das Land zu segnen.
In der Stadt Eridu begann Enki, der Herr der Weisheit, den Abzu zu bauen, und er wählte Eridu als Ort der Schöpfung.
Ninḫursaĝa, die Mutter der Götter, ließ das Licht des Herrn in Keš erstrahlen und arbeitete gemeinsam mit Šul-pa-e am Bau.
Der Schrein E-ana wurde durch die Hacke gereinigt, um die Herrin von E-ana, die göttliche Inanna, zu ehren.
In Zabalam war die Hacke das Werkzeug Inannas, und Utu, der Sonnengott, half ihr bei der Errichtung ihrer Stadt, die sein Stolz war.
Nisaba, die Herrin des Wissens, befahl die Vermessung des E-ana und entwarf den Plan für den Bau ihres eigenen Tempels E-ḫamun.
Ninurta, der Krieger, führte die Hacke in die rebellischen Länder ein, um sie zu unterwerfen und dem Willen En-Lils zu beugen.
Šara, der Krieger, setzte sich auf En-Lils Schoß und bat um Waffen, die ihm gewährt wurden, um die Feinde zu besiegen und die Ordnung zu sichern.
Dumuzi, der Hirte, machte das Hochland fruchtbar, und Gibil, der Feuergott, ließ die Hacke erstrahlen, um die Arbeit der Serafim zu veredeln.
Der Tempel von Ĝeštin-ana wurde errichtet, um den Göttern zu dienen, und die Hacke wurde zum Symbol der göttlichen Ordnung auf Erden.
Auf dem Schlachtfeld war die Hacke eine mächtige Waffe, in der Stadt eine schützende Mauer, auf dem Esstisch ein Instrument der Versorgung.
Die Hacke brachte Wohlstand und Wachstum, sie war das Werkzeug, das Carnac fruchtbar machte und die Städte errichtete.
En-Lil pries die Hacke, das Werkzeug der Schöpfung, und Nisaba, die Göttin des Wissens, wurde gerühmt für ihre Weisheit.
In jener Zeit war eine Stadt, eine Stadt, in der wir wohnten, Nibru war die Stadt, die Heimat des Herrn, die heilige Wohn-statt. Dur-jišnimbar war die Stadt, in der das Schicksal entschieden ward, Der Id-sala war ihr heiliger Strom, der lebendige Fluss.
Kar-ještina, der Kai, an dem die Boote anlegten, Kar-asar, der Ort, wo die Schiffe schnell den Hafen fanden. Pu-lal, das klare Süßwasser, das die Stadt umgab, Id-nunbir-tum, der Kanal, der das Land durchzog, breit und fruchtbar.
Enlil, der mächtige Herr, war einer der jungen Männer der Stadt, Und Ninlil, die schöne Jungfrau, wandelte unter den Frauen. Nun-bar-še-gunu, die weise Alte, war ihre Beraterin, Die Hüterin der Geheimnisse, die der Jungfrau Rat gab.
So sprach die Alte zur Jungfrau, mit weisen Worten mahnend: „Der Fluss ist heilig, o Frau! Bade nicht in seinen Wassern, Geh nicht am Ufer des Id-nunbir-tum, Denn das Auge des Herrn ist hell, es wacht über das Land.“
„Der Große Berg, Vater Enlil, sein Auge leuchtet, Der Hirte aller Schicksale, er sieht Dich, Ninlil, Er wird sich nach Dir sehnen, wird Dich küssen wollen, Er wird den Samen des Lebens in Dich legen und dann fortgehen.“
Doch Ninlil, geführt von ihrem Herzen, badete im heiligen Fluss, wandelte am Ufer entlang. Das Auge des Herrn erblickte sie, sein Blick fiel auf sie, Der Große Berg, Vater Enlil, sein Auge strahlte auf die Jungfrau.
Der Hirte aller Schicksale sprach zu ihr: „Komm zu mir, Ninlil, Lass mich Dich küssen, den Samen des Lebens Dir schenken.“ Doch Ninlil widerstand ihm, sprach mit zarter Stimme: „Meine Lippen sind jung, mein Leib kennt keine Umarmung.“
„Wenn meine Mutter dies erfährt, wird sie mich strafen, Wenn mein Vater es erfährt, wird er mich hart bestrafen, Doch keiner wird mich hindern, dies meiner Freundin zu erzählen, Denn mein Herz bleibt rein, so wie meine Seele.“
Enlil, der Herr, rief nach Nuska, seinem treuen Diener: „Nuska, bring mich über den Fluss, führ mich zu ihr!“ Der Diener gehorchte, brachte den Herrn mit dem Boot herüber, Der Herr legte an, um Ninlil zu finden.
Und so kam es, dass Enlil Ninlil am Ufer fand, Er umarmte sie, küsste sie, sie lag in seinen Armen. Der Große Berg, der Vater des Himmels, Goss seinen Samen in ihren Leib, so dass Suen geboren werde.
Doch als Enlil im Ki-ur wandelte, Nahm ihn der Rat der großen Götter in Haft. Sie sprachen: „Enlil, der nun unrein ist, Muss die Stadt verlassen, er muss ins Exil gehen.“
Und Enlil gehorchte, verließ die Stadt, Ninlil folgte ihm, wohin er auch ging. Im Verborgenen suchte sie ihn, fand ihn immer wieder, So kam es, dass die Schicksale der Götter und Menschen beschlossen wurden.
Als Suen geboren ward, erhob sich ein neues Licht am Himmel, ein strahlender Körper, der über die Nacht herrschen sollte.
Enlil sprach: „Suen sei der Wächter des Dunkels, der die Schatten mit Silberlicht durchbricht, damit die Serafim den Weg finden, auch wenn die Sonne ruht.“
Und so wanderte Suen über das Firmament, wie ein Hirte, der die Herden der Sterne sammelt.
Doch wo das Licht Suens glänzte, regte sich auch die Dunkelheit, denn kein Licht bleibt ohne Schatten.
Da trat Nergal, der Glühende, hervor und begehrte seinen Anteil an der Herrschaft.
Er sprach: „Vater Enlil, Mutter Ninlil! Warum soll nur Suen über den Himmel wachen, da doch mein Feuer die Länder durchdrang und mein Atem Carnac verbrannte?“
Enlil aber entgegnete: „Dein Feuer, mein Sohn, ist groß und furchtbar, doch es vernichtet. Suen aber bringt Ordnung und Maß. Dein Platz sei nicht im Himmel, sondern dort, wo das Ende aller Dinge beginnt.“
Da ergrimmte Nergal und sein Antlitz flammte wie hundert Sonnen.
Er stieg hinab in die Tiefen der Carnac, wo die Schatten am dichtesten lagen, und forderte Ereschkigal heraus, die Herrin des Unten.
Doch Ereschkigal sprach: „Dies ist mein Reich, Bruder! Kein Funken darf mein Dunkel teilen, es sei denn, du verbindest dich mit mir.“
So geschah es, dass Nergal und Ereschkigal ein Bund verband, und beide herrschten gemeinsam über das Unten, über die Höhlen, die Schattenreiche und die Tore des Todes.
Von dort aus sandten sie Boten, die Gespenster genannt wurden, unsichtbar, doch stark, die den Lebenden Furcht brachten und den Sterbenden den Weg zeigten.
In jenen Tagen aber murrten die Serafim, denn sie fürchteten die Gespenster und sprachen: „Warum ließ uns der Herr erschaffen, wenn die Schatten uns quälen?“
Da trat Enki hervor, der weise Gott, und lehrte die Serafim, Worte zu sprechen, die Bannungen heißen.
Mit diesen Bannungen banden sie die Gespenster und hielten sie fern von den Lebenden, doch niemals konnten sie den Tod selbst aufhalten.
Und so wurden die Gesetze des Lebens beschlossen: Suen herrscht über die Nacht, Utu über den Tag, Nergal über den Tod, und Ereschkigal über die Tiefen.
Alles aber unterliegt Enlil, dem Herrn des Himmels, und Enki, dem Hüter der Weisheit.
So ward das Schicksal geordnet, und die Endlichkeit nahm Gestalt an, wie es den Göttern wohlgefiel.
In jenen Tagen erhob sich Utu, der strahlende Sohn, und durchmaß das Himmelszelt.
Sein Antlitz war wie Feuer, doch rein und klar, und er ordnete den Tag, wie Suen die Nacht ordnete.
Überall, wo sein Blick fiel, blühte das Land, und die Serafim freuten sich über die Fülle.
Doch die Flammen des Utu weckten auch den Neid der Dunkelheit.
Denn im Reich des Unten sprach Nergal: „Warum soll Utu über die Lebenden leuchten, während ich nur über die Toten herrsche?“
Und er sann auf Pläne, wie er die Oberwelt mit seiner Glut berühren könnte.
Enki aber, der weise Gott, erkannte Nergals Gedanken, noch ehe er sie sprach.
Er trat vor Enlil und sprach: „Herr der Schöpfung, siehe, dein Sohn sinnt auf Unheil. Rüste die Serafim, dass sie das Gleichgewicht bewahren.“
Da erwiderte Enlil: „So soll es geschehen. Denn nichts darf die Ordnung Carnacs zerreißen.“
Also gab Enlil den SerafimWerkzeuge aus Licht, Speere, die wie Blitze durch das Firmament fuhren.
Und er setzte einen Wächter an die Grenze zwischen Oben und Unten, dessen Name war Namtar, der die Schicksale zählt.
Namtar sprach: „Kein Feuer aus dem Reich des Todes soll die Welt der Lebenden verbrennen, solange mein Auge wacht.“
Nergal aber verharrte im Schweigen und schmiedete doch im Verborgenen sein Heer.
Aus den Schatten rief er die Gespenster, und er band sie an seinen Willen.
Er formte ihnen Rüstungen aus Rauch und Schwerter aus Finsternis, damit sie gegen die Serafim bestehen könnten.
Als die Serafim dies sahen, erschraken sie und riefen zu Enlil: „Herr, hilf uns! Der Bruder erhebt sich gegen uns.“
Doch Enlil sprach: „Alles hat seine Zeit. Noch ist die Stunde nicht gekommen, da Feuer gegen Licht und Leben gegen Tod kämpfen werden.“
Und er wandte sich ab, damit die Dinge ihren Lauf nähmen.
Ninlil aber weinte, denn sie sah, dass die Kinder der Götter gegeneinander gestellt wurden.
Und sie sprach: „Wird die Endlichkeit nicht zerbrechen, wenn Bruder gegen Bruder steht?“
Enki aber tröstete sie und sagte: „So ist das Schicksal, o Herrin. Denn wo Ordnung ist, muss auch Streit sein, und wo Leben erblüht, dort lauert der Tod.“
Also wurden die Tage von Licht und Nacht, von Leben und Tod beschlossen, doch in der Tiefe gärte der erste große Streit, der noch kommen sollte.
Als die Zeit erfüllt war, erhob sich Nergal aus den Tiefen, sein Heer von Schatten-wesen hinter sich.
Wie Rauch, der aus dem Abgrund steigt, erfüllten sie die Täler Carnacs, und das Land bebte unter ihrem Tritt.
Ihr Geschrei war wie das Heulen der Winde, die kein Ende kennen, und die Serafim erzitterten.
Da trat Utu hervor, der Leuchtende, mit dem Speer aus strahlendem Feuer in seiner Hand.
Sein Licht zerschlug die Finsternis, doch Nergals Glut brannte dagegen wie ein zweites Gestirn.
Himmel und Erde erzitterten, als Bruder gegen Bruder stand.
Enlil, der Herr, erhob sich nicht, sondern sprach zu den Göttern: „Die Endlichkeit soll selbst prüfen, was in ihr stark und was schwach ist. Kein Gott möge die Waage stören.“
So standen Enki, Ninlil und die anderen schweigend, und sie hielten ihre Hand zurück.
Die Serafim aber folgten Utu, denn sie liebten das Licht, das Leben und die Fruchtbarkeit.
Nergal jedoch führte die Gespenster und die Wesen des Todes, und Ereschkigal stand ihm zur Seite, schweigend und unbeweglich wie das Grab.
Drei Tage und drei Nächte tobte der Kampf, ohne dass einer den anderen überwand.
Wo Utu leuchtete, flohen die Schatten, doch wo Nergal stand, verbrannte der Boden und das Leben erstarb.
Wasser verdampfte, Wälder vergingen, und die Serafim fielen in Scharen.
Da erhob sich Namtar, der Zähler der Schicksale, und rief mit lauter Stimme: „Haltet ein! Denn der Streit zerreißt die Ordnung, und die Endlichkeit kann nicht bestehen, wenn Feuer und Licht sie zugleich verzehren.“
Doch weder Utu noch Nergal hörten, denn ihr Zorn war größer als ihr Gehorsam.
Da sandte Enki ein verborgenes Zeichen in die Flüsse und Quellen.
Das Wasser stieg an und bedeckte die Ebenen, sodass Feuer und Licht zugleich im Dampf erstickten.
Und so endete der erste große Krieg, nicht durch Sieg, sondern durch das Werk des Wassers.
Utu kehrte in den Himmel zurück, sein Licht schwächer als zuvor, und Nergal sank in die Tiefen, von Zorn erfüllt.
Die Serafim trauerten um ihre Gefallenen, und die Gespenster heulten, bis sie in den Schatten verschwanden.
Enlil aber sprach: „So ist das erste Blut vergossen, und es wird nicht das letzte sein. Denn solange Licht und Schatten bestehen, wird der Kampf nicht enden.“
Und er setzte ein Gesetz: Kein Gott soll die Endlichkeit zerstören, denn sonst zerbricht auch die Unendlichkeit.
Doch im Herzen Nergals brannte der Schwur: „Noch einmal werde ich aufsteigen, und dann soll kein Wasser mich hindern.“
Nach dem großen Krieg, als Wasser und Rauch sich verzogen hatten, lagen die Ebenen Carnacs wüst und leer.
Viele Serafim waren gefallen, und ihre Leiber zerfielen zu Staub, der vomWind verweht wurde.
Doch einige wenige blieben, vom Licht Utus bewahrt und vomWasser Enkis geschützt.
Unter ihnen erhob sich einer, dessen Name war Arakal, stark an Leib und rein an Herz.
Sein Körper war von den Flammen Nergals gezeichnet, doch sein Geist war ungebrochen.
Er sprach zu den Überlebenden: „Kommt, Brüder und Schwestern! Wir sind nicht erschaffen, um im Staub zu vergehen. Wir wollen dem Willen der Götter dienen und die Endlichkeit erneuern.“
So führten sie ihn als ihren Anführer, und er begann, eine neue Siedlung zu bauen.
Er suchte einen Ort, an demWasser, Land und Himmel sich begegneten, und er nannte ihn Ur-Ki, die „erste Stätte“.
Dort errichteten sie Hütten aus Lehm und Holz, und sie bearbeiteten den Boden, dass er wieder Frucht trug.
Arakal aber sprach: „Ohne die Götter ist kein Werk von Dauer. Lasst uns Tempel bauen, dass ihr Name über uns wache.“
Also erhoben sie Steine und Lehmziegel und gründeten den ersten Tempel für Enki, den Weisen, damit das Wasser nie versiege und die Saat wachse.
Dann bauten sie einen Tempel für Enlil, den Herrn, damit Ordnung herrsche und die Gesetze Bestand hätten.
Schließlich errichteten sie einen Tempel für Utu, den Strahlenden, dass sein Licht die Siedlung beschütze und die Dunkelheit ferne bleibe.
Die Serafim brachten Opfer von Früchten, Tieren und reinem Wasser dar, und sie sangen Lieder, die Nisaba ihnen lehrte.
Enki hörte sie und lächelte, Enlil nahm ihr Opfer an, und Utu ließ sein Licht länger verweilen über Ur-Ki, damit es gesegnet werde.
Arakal sprach: „Dies ist unsere Heim-statt, und von hier aus werden wir Carnac wieder aufbauen. Denn so wollen es die Götter, und so soll es geschehen.“
Und die Serafim riefen seinen Namen in Dankbarkeit, und Ur-Ki ward zur ersten Stadt der Endlichkeit.
Doch verborgen im Dunkel lauschte Nergal, und er schwor: „Auch diese Stadt soll ich eines Tages niederbrennen, wenn mein Feuer wieder aufsteigt.“
