Die blaue Blume - Gerhart Hauptmann - E-Book

Die blaue Blume E-Book

Gerhart Hauptmann

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Beschreibung

In diesem Gedicht vereint Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann auf meisterhafte Weise Mythologie und Naturlyrik. Der Erzähler begibt sich auf eine Reise zu einer geheimnisvollen Insel, auf der es zu einigen schicksalhaften Begegnungen – und auch unerwarteten Wiedersehen – kommt. Der paradiesisch erscheinende Ort hält jedoch auch viele Geheimnisse bereit: Fabelwesen, Gottheiten, Magie und Zauber warten auf Erzähler und Leser. -

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Seitenzahl: 33

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Gerhart Hauptmann

Die blaue Blume

 

Saga

Die blaue Blume

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1927, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726956412

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Wie hell und lieblich liegt sie hingebreitet,

die alte Bergstadt: süss und schwer erklingt

Vergangenes aus ihr, und leise gleitet

um mich das Liebeslied, das Walter singt.

Da wird zum Alpenfirn der Raum geweitet,

die Seele, abendglockenklangbeschwingt,

hebt sich hinan zu jenem letzten Glühen

im Garten, drin Laurinens Rosen blühen.

Noch eben Silber, diese sel’gen Warten,

sind sie, vom Fuss der Himmlischen gestreift,

bereits erblüht zum Rosenwundergarten,

des süsser Duft um meine Seele schweift.

Oh, dass sich seine Wunder offenbarten

mir, dir, dem Kinde, das nach ihnen greift:

kaum denk’ ich dies, so schiesst ein grünes Funkeln

von dort herab, und alle Rosen dunkeln.

Der grüne Strahl! Und schon ist er verschwunden.

Wer ihn erblickt, sieht an des Meeres Rand,

von dem uns klingen ahndevolle Kunden,

sein Blick berührt ein schwimmend Wunderland:

es scheint verloren, und es scheint gefunden.

Ein goldner Nachen bietet sich am Strand.

Wo blitzte her die gründemantne Kohle?

Vom Rosengarten, aus Laurins Phiole.

So schaukle vorwärts, lichtwärts, kleine Schale,

und inselwärts, getreue Schwimmerin.

Aus Zedern hebt sich eine Kathedrale:

bist du so wandelbar wie Menschensinn?

vielleicht die Hüterin vom heil’gen Grale

bald? bald die Höhle einer Tigerin,

die, sprungbereit, in deiner Tiefe kauert,

indes ihr Fell, grausamer Wollust, schauert?

Nun denn, ich sehe meine Insel schwimmen.

Land’ ich auf ihr, sie lande, wo sie will.

Mich trifft ein Durcheinander vieler Stimmen,

sie rufen mich, dann wird es wieder still.

Es bringt den ersten Gruss ein Schwarm von Immen,

mein Haupt umgibt ihr raunendes Gequill.

Ich kenne ihren Stock und ihre Waben,

den heil’gen Wahnsinn, den sie in sich haben.

Mich trifft ein Stich. Es tat nicht not, du Gute,

der bittre Honig gärt mir schon im Blut:

ob es dein bisschen Gift noch mit durchflute,

es lohnt soviel kaum, als es wehe tut.

Doch nein, es wird mir eigen jetzt zumute:

ich fahre hin, ein Schwan, in sel’ger Wut.

Und lauter rufen, heisser, alle Rufer,

inbrünstig glühend spring’ ich jetzt ans Ufer.

Wie fang’ ich’s an, dies Paradies zu schildern,

das sich den staunend offnen Sinnen bot?

Von Weihrauchdüften, süssen Lauten, Bildern,

von Farbenwundern, blendenden, umloht,

vergeh’ ich fast. In Schönheit zu verwildern,

hiess diese Wildnis gleichsam ein Gebot.

Doch allem überwog das Lichte, Grüne:

für wieviel Schmerzen war es wohl die Sühne?

Doch nicht genug, dass solche Farben brannten,

mit Duft beladend wohlig kühle Luft,

vom hohen Felsen tropften Diamanten

funkelnd herunter in porphyrne Kluft.

Ein Tropfen, Regnen, Rieseln über Kanten

belebte Blatt und Halm mit Wasserduft.

Bald so, bald so, vom Sonnenglanz durchschienen,

Demantenschauer wurden zu Rubinen.

Ich sage nichts vom Edelsteingeflimmer

der Vögel, nichts von ihrer Kehlen Schmelz,

doch wer hier hört’ und sah, vergisst es nimmer.

Vergeblich sprech’ ich von dem Blütenpelz,

der niederschwankte in den feuchten Glimmer

zur Kluft, und von des Wasserfalls Gewälz,

ob dem ein farb’ger Bogen stand und bebte,

ein Wunder, das vom Anschaun Gottes lebte.

Ich weiss es nicht, wie lang ich, hingenommen

von soviel Waldeswonne, mich vergass.

Doch als ich zur Besinnung dann gekommen,

fand ich, dass neben mir ein Knäblein sass.

In seinen blauen Augen lag, entglommen,

mehr, als ich aus der schönen Wildnis las.

Sie wahrhaft Schienen mir zwei Wunderquellen.

Ich badete, beglückt, in ihren Wellen.

Du liebe Fackel, liebes Sternlein, Knabe!

sprach ich, gern treff’ ich dich auch hier zuerst,

denn alles, was ich je verloren habe,

ist hier, wie du mit Blicken mich belehrst,