Die Braut des stolzen Sizilianers - Tara Pammi - E-Book

Die Braut des stolzen Sizilianers E-Book

Tara Pammi

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Beschreibung

Erst reißt Dante Vittori die Firma ihres Vaters an sich, dann will er ihr vorschreiben, was sie zu tun hat! Die junge Alisha Matta ist außer sich. Sie denkt nicht daran, für den unnahbaren Protegé ihres Vaters zu arbeiten. Und erst recht nicht wird sie ihn heiraten! Denn Alisha weiß genau, für den unwiderstehlich attraktiven CEO zählt nur seine Arbeit. Dass er sie trotzdem küsst, hält sie für pure Berechnung. Aber warum fühlt sie in den Armen des aufregenden Sizilianers plötzlich diese prickelnde Sehnsucht?

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Seitenzahl: 195

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Tara Pammi Originaltitel: „Sicilian’s Bride for a Price“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 112019 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Marina Michaelsen

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733712211

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Wie betäubt starrte Dante Vittori auf das Dokument, das ihm vor einer Stunde als Eilzustellung ausgehändigt worden war. Durch die bodentiefen Fenster seines Büros im sechsundvierzigsten Stock des Matta Towers mitten in der Londoner City fielen die letzten Sonnenstrahlen des Tages und tauchten alles in orangerotes Licht. Doch Dante hatte nur Augen für das Papier in seiner Hand.

Vikram Matta, der Sohn seines Mentors Neel Matta und außerdem Dantes bester Freund, war offiziell für tot erklärt worden.

Doch Dante ließ nicht zu, dass der Schmerz zu lange von ihm Besitz ergriff, denn er wusste, dass Trauer ihm nicht weiterhalf.

Schon mit dreizehn hatte er das schmerzhaft lernen müssen, als sein Vater sich das Leben genommen hatte, um einer lebenslangen Haftstrafe zu entgehen. Er hatte mithilfe eines Schneeballsystems Hunderte ahnungsloser Opfer um ihr Vermögen gebracht. Dantes Mutter hatte sich nach der Verhaftung einfach abgewandt und weniger als ein Jahr später erneut geheiratet.

Damals hätte es Dante umgebracht, sich seinen Gefühlen zu stellen, und jetzt war es kaum anders. Vikram war tot, und mit dieser Tatsache hatte er sich längst abfinden müssen.

Er überflog die Unterlagen, um sicherzugehen, dass er nichts übersah. Doch als er bei der letzten Seite angekommen war, hielt er inne.

Stammaktien des Verstorbenen

Dantes Nackenhaare stellten sich auf.

Vor fast vierzig Jahren hatte Neel Matta das kleine Stahlproduktionsunternehmen Matta Steel gegründet. Doch es war Dante gewesen, der es zu einem milliardenschweren Konzern ausgebaut hatte. Daher hatte sich Neel gegen den Willen seines Bruders Nitin zum ersten Mal in der Geschichte der Firma dazu entschieden, seine Anteile an jemanden außerhalb der Familie weiterzugeben – und zwar an Dante.

Seither war Matta Steel das beherrschende Thema in Dantes Leben.

Statt sich nach Neels Tod und Vikrams schrecklichem Flugzeugabsturz in Trauer zu verlieren, hatte Dante Matta Steel immer weiter vorangetrieben und seine eigene Position als CEO gefestigt.

Wenn aber Vikrams Stammaktien jetzt zur Disposition standen …

Ohne anzuklopfen betrat seine Sekretärin Izzy das Büro. Auch sie war eine von Neel Mattas Schützlingen gewesen, und so konnte sie sich bei Dante Sachen herausnehmen, die er anderen nicht erlaubt hätte. Zumal er wusste, dass sie ihn niemals störte, wenn es nicht wichtig war.

Ihre grünen Augen huschten über die Papiere, die vor ihm lagen, und er sah für den Bruchteil einer Sekunde Trauer darin aufblitzen. Doch als sie seinem Blick begegnete, hatte sie sich wieder im Griff. Natürlich hatte Vikrams plötzlicher Tod auch sie nicht unberührt gelassen, aber sie war genauso pragmatisch wie Dante.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und sah sie herausfordernd an. „Schieß los. Was ist passiert?“

„Nitins Sekretärin, Norma, hat mir gesteckt, dass er eine Eilsitzung des Vorstands einberufen will, und zwar im Beisein der Rechtsabteilung.“

Neels Bruder war in seiner Geldgier unglaublich vorhersehbar. „Das habe ich nicht anders erwartet.“

„Ich weiß nicht, ob dir klar ist, dass es dabei um Viks Stammaktien geht.“

„Doch, das weiß ich.“ Izzy war nicht nur kompetent, sondern auch ausgesprochen loyal, und diesen Charakterzug hätte er selbst mit all seinen Milliarden niemals erkaufen können. „Und was denkst du darüber?“

Sie setzte sich und öffnete ihren Laptop. „Ich habe ein bisschen recherchiert und herausbekommen, dass Nitin sich vor dem Vorstand über die Geschäftsstatuten auslassen möchte, um zu untermauern, dass Vikrams Aktien …“, sie schluckte, „… an ihn fallen, denn die Statuten sehen nun einmal vor, dass die Stammaktien in der Familie bleiben.“

„Allerdings hat Neel sie längst angepasst, als er mir seine Aktien zukommen ließ.“

Neel hatte sie ihm überschrieben, als er alles für seinen Rücktritt vorbereitet hatte. Sein Plan war gewesen, es aufgrund seiner Krankheit ruhiger angehen zu lassen und Dante mehr und mehr die Verantwortung zu übertragen. Stattdessen hatte sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert, und er war innerhalb weniger Monate verstorben.

„Offenbar will er es so darstellen, dass Neel schon nicht mehr Herr seiner Sinne war.“

Dante lächelte. „Das wirft er mir seit fast zehn Jahren vor, und trotzdem halte ich noch immer die Mehrheit an diesem Unternehmen.“

„Außerdem hat er Ali vergessen.“

Die Erwähnung dieses Namens brachte Dante kurz durcheinander.

Die rebellische Tochter seines Mentors war wie ein Stachel in Dantes Fleisch. Alle anderen Probleme hatte er für Neel aus dem Weg räumen können, aber Alisha war er einfach nicht beigekommen.

„Nein, hat er nicht.“ Ihre Verachtung für das Unternehmen ihres Vaters war ein offenes Geheimnis.

Dante erhob sich von seinem Bürostuhl. Unter den Panoramafenstern zu drei Seiten seines luxuriösen Büros erwachte glitzernd das Londoner Nachtleben. „Nitin spekuliert darauf, dass Alisha sich weigert, irgendetwas mit dem Unternehmen zu tun zu haben. Dann erbt er alle Anteile von Vikram.“

„Kannst du das nicht anfechten?“

„Kann ich schon. Aber wenn er es schafft, den Vorstand auf seine Seite zu ziehen, bin ich machtlos, und die Aktien gehen an ihn. Dann hätte er die Mehrheit. Es sei denn …“ Er brach ab, weil ihm gerade eine Idee gekommen war. „Nitin muss endlich akzeptieren, dass Matta Steel mir gehört.“

„Ich nehme an, du hast schon einen Plan?“

Den hatte er. Schließlich hatte er nicht sein ganzes Leben in Matta Steel investiert, um immer wieder darum kämpfen zu müssen.

Den leisen Zweifel, der ihn befiel, schob er einfach beiseite. Er durfte sich nicht von Gefühlen leiten lassen. Neel zuliebe musste er bei Matta Steel die Kontrolle behalten.

Alisha hatte allem, was das Unternehmen, Neel und sogar Vikram betraf, bereits den Rücken gekehrt, als beide noch am Leben gewesen waren. Auch für Dante hatte sie, solange er sich erinnern konnte, nur Verachtung übrig gehabt. Und es würde ihm keine Gewissensbisse bereiten, wenn er sich von ihr nahm, was er brauchte – und was sie ohnehin verschmähte.

Jeder Mensch war käuflich. Jeder hatte seinen Preis, und er musste herausfinden, welcher ihrer war. „Ruf den Detektiv an, Izzy. Ich möchte ihn sprechen.“

Izzy sah überrascht hoch, ihre roten Locken schwangen um ihre Schultern, und er erkannte den Schock in ihren grünen Augen. „Welchen?“

„Den, den ich engagiert habe, damit er ein Auge auf Alisha hat.“

„Aber du liest nie seine Berichte.“

Was sie damit sagen wollte, war eindeutig. Dass er sich nicht um Alisha kümmerte, sondern bloß jemanden beauftragt hatte, der sie im Auge behielt – für den Fall, dass ihr etwas zustieß.

Er ignorierte den Widerwillen in ihrem Blick. Stattdessen sah er auf sein Handy und zog das Jackett an.

An der Tür drehte er sich noch einmal um.

„Bis jetzt musste ich die Berichte nicht lesen. Sie war in Sicherheit, si?“ Was einem Wunder gleichkam, denn Alisha besuchte die hintersten Ecken der Welt, um ihrem kleinen Hobby nachzugehen.

Izzy brauchte nicht zu wissen, dass er alle Berichte gelesen hatte und jederzeit wusste, wo Alisha sich aufhielt. „Jetzt brauche ich mehr Infos über sie.“

„Dante …“

„Das geht dich nichts an, Isabel“, unterbrach er sie schroff und schloss die Tür hinter sich.

Seit Dante vor all den Jahren zu Neel gekommen war, war Izzy immer dagewesen. Sie war eine Konstante in seinem Leben, ja, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er sie als persönliche Freundin betrachtete.

Dante Vittori war nicht der Typ für menschliche Beziehungen, noch nicht einmal für Freundschaften.

„Du hast Besuch, Ali.“

Alisha Matta hockte auf dem Boden des Grand Empire Palace Restaurants. Ihre Schultern schmerzten vom Gewicht der schweren Kameraausrüstung, und auch die Oberschenkel brannten von der verkrampften Haltung, die sie einnahm. Anstatt Mak zu antworten, knipste sie einfach weiter.

Schließlich hatte sie den ganzen Morgen in der kleinen Küche des überfüllten Restaurants darauf gewartet, dass Kiki zurückkam. Das Geräusch der Nikon beruhigte ihre Nerven. Jetzt war der Moment höchster Konzentration und Klarheit gekommen, und er machte das Warten absolut wett.

„Nach rechts, schau in die Kamera. Du machst das toll, Kiki“, murmelte sie ermunternde Worte. Sie hatte sich im letzten Jahr ein wenig Thai angeeignet, aber ihr holpriger Akzent brachte Kiki zum Lachen.

Die Neonröhren und der billige Linolboden bildeten den perfekten Hintergrund, während Kiki in einer effizienten, unsagbar sinnlichen Bewegung Jeans und T-Shirt abstreifte. Sie hatte den geschmeidigen Körper einer Tänzerin, und die Aufnahme würde perfekt werden.

Dennoch nervte es, dass Mak dastand und wartete.

„Falls es John ist, sag ihm, wir sind hier gleich fertig“, zischte sie.

„Es ist ein italienischer Gentleman in einem Dreiteiler, der ziemlich sicher maßgeschneidert ist, und handgefertigten, italienischen Schuhen.“

Ali ließ sich auf die Fersen sinken und umklammerte ihre Kamera. Sie kannte nur einen italienischen Gentleman, auf den diese Beschreibung zutraf. Außer natürlich, dass er gar kein Gentleman war, sondern ein erbarmungsloser Mistkerl, der sich als Gentleman ausgab.

„Er meint, sein Name ist …“

Ihr Herz klopfte im dröhnenden Takt der Boxen. „Wie, Mak?“

Mak zog die Stirn kraus. „Du weißt schon, dieser Typ, der über seine Reise durch die Hölle geschrieben hat?“

„Dante“, flüsterte Ali. Wie passend, dass Mak Dantes Namen und die Hölle in einem Satz verwendete. Denn genau das war der Protegé ihres Vaters für sie: ein Teufel.

Also gut, „Teufel“ war vielleicht übertrieben, denn er hatte ihr nie wirklich wehgetan. Aber Ali hasste ihn trotzdem.

Was brachte Dante aus der High Society Londons ans andere Ende der Welt nach Bangkok?

Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie von Vikrams schrecklichem Flugzeugabsturz gehört hatte. Und obwohl sie die Augen schloss, um gegen die furchtbare Erinnerung anzukämpfen, überwältigte sie sie dennoch.

In dieser Nacht war sie voller Wut gewesen, verletzlich und schlicht gemein gegenüber Dante. Dafür hatte sie keinen echten Grund gehabt, außer dass er noch lebte, während ihr Bruder tot war.

„Er sieht nicht so aus, als würde er gern warten“, unterbrach Mak ihre Gedanken.

Ali stand auf.

Nein, Dante Vittori, immer beschäftigt, immer busy, konnte es sicher jetzt schon kaum erwarten, zu seinem Imperium zurückzukommen. Zu seinen Milliarden.

Wie konnte Ali es wagen, ihn in diesem maroden Hotel aufzuhalten, da doch jede Sekunde einen neuen Deal bringen konnte …?

Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie würde ihn warten lassen.

Denn dass Dante hier war, konnte nur eines bedeuten: Er wollte etwas von ihr. Und sie würde sich eher auf ein höllisches Inferno einlassen, als dass sie ihm sein Leben einfacher oder gar reicher machte.

Mit zitternden Fingern packte sie ihre Ausrüstung ein. Dann schob sie den Träger der voluminösen Tasche über die Schulter, gab Kiki ein Küsschen auf die Wange und öffnete die Hintertür.

Der Septembernachmittag war voller Geräusche und Gerüche, die aus unzähligen Restaurants entlang der Straße drangen.

Ihr Magen knurrte. Sie versprach ihm original thailändisches Phad Thai und eine kalte Dose Cola, sobald sie zu Hause war. Dante eins auszuwischen und dabei ein wohlverdientes Essen zu genießen, war eine vielversprechende Aussicht für den Tag.

Doch schon nach wenigen Metern stellte sich ihr ein schwarzer Mercedes in den Weg. Ali erblickte ihr Spiegelbild in den glänzenden Scheiben, bevor der Chauffeur ausstieg und eine Tür öffnete. Für Dante.

In der maßgeschneiderten schwarzen Hose und dem weißen Hemd, das seine olivfarbene Haut betonte, sah er aus wie einem Modemagazin entstiegen.

Seine teure Uhr, ein Geschenk ihres Vaters, als er ihn in den Vorstand von Matta Steel berufen hatte, glänzte in der thailändischen Sonne. Nur ein weiteres von vielen Geschenken, die Neel Matta ihm und nicht ihr gemacht hatte.

Dante lehnte an der Tür seines Wagens und verzog den Mund zu einem herablassenden Lächeln. „Läufst du wieder weg, Alisha?“

Er war der Einzige, der darauf bestand, sie Alisha zu nennen, und es klang bei ihm stets geringschätzig.

Wütend bemerkte sie, wie er einen verächtlichen Blick über ihr weißes Trägertop und die dunkelgrünen Shorts wandern ließ. Von den Flip-Flops an ihren Füßen bis zum lockeren Haarknoten inspizierte er alles so eindringlich, dass ihre Haut zu kribbeln begann.

Aber Ali tat es ihm gleich. Mutwillig schob sie ihr Kinn vor und bedachte ihn mit einem herausfordernden Blick – der verstecken sollte, dass sie nach all der Zeit froh war, ihn zu sehen. Die Rufe der Straßenverkäufer und der Verkehrslärm schienen plötzlich zu verstummen.

Stattdessen ergriff sie eine ganz eigene Art von Hitze, während sie die markante Nase betrachtete, die in seiner Jugend gebrochen und gerichtet worden war. Von den tief liegenden Augen, die sich stets über sie lustig zu machen schienen, wanderte ihr Blick über seinen Dreitagebart und weiter zu den breiten Schultern, deren selbstbewusste Haltung schon alles darüber aussagte, wie er sich selbst sah.

Und dieser Mund … Die Oberlippe war dünn und scharf gezeichnet, aber die volle Unterlippe sprach von Sinnlichkeit, die sich unter all seiner Härte verbarg.

Ihr Herz pochte nun so lautstark, wie Maks Boxen es nicht vermocht hätten. Hitze breitete sich in ihr aus, als sie ihm direkt in die Augen sah.

Himmel, was tue ich hier eigentlich?

Ihr Mund war wie ausgetrocknet, und sie brachte gerade noch hervor: „Ich will nichts mit dir zu tun haben.“

Mit dir zu tun …

Ihre eigenen Worte schienen sich über die jugendliche Schwärmerei lustig zu machen, die sie einst für ihn empfunden hatte und die sich mit der Zeit in etwas Anderes, Gefährlicheres verwandelt hatte. All die Dinge, die sie an ihm hasste, zogen sie gleichzeitig an. Und wenn das kein Warnsignal war …

Sie wollte weitergehen, doch er vereitelte den würdevollen Abgang, indem er ihr Handgelenk ergriff. Seine rauen Fingerspitzen brannten auf ihrer überempfindlichen Haut. Ruckartig befreite sie den Arm, als hätte sie sich verbrüht.

Sie sah, wie es um seinen Mund zuckte, doch sofort hatte er sich wieder im Griff, und seine Miene wurde gewohnt ausdruckslos. „Ich habe ein Angebot, das du sicher hören möchtest.“

Verdammt, sie wollte irgendetwas tun oder sagen, das seine selbstgefällige Fassade zum Einstürzen brachte. Dieser arrogante Mistkerl brachte in ihr immer nur das Schlechteste zum Vorschein.

Früher war es ihr wichtiger gewesen, Dante zu verachten, als sich mit ihrem Vater auszusöhnen oder eine Beziehung zu Vikram aufzubauen.

Aber das wollte sie nicht mehr.

Schluss mit all den Dingen, die sie nur tat, um ihn zu reizen. Schluss mit ihren Versuchen, seine undurchdringliche Maske zu durchbrechen.

Ihr Vorsatz beruhigte sie ein wenig. „Was willst du von mir?“

Eine seiner Augenbrauen schnellte in die Höhe, und um seinen Mund zuckte es erneut. In einer anderen Welt hätte Ali vielleicht gedacht, dass ihre Reaktion etwas in ihm auslöste. Aber in diesem Universum wusste sie, dass Dante Vittori zu keinen Gefühlsregungen fähig war.

„Wieso bist du so sicher, dass ich etwas von dir will?“

„Soweit ich weiß, gibt es in dieser Gegend keine Stahlfabrik. Also bist du wohl hier, um zu sehen, wo ich stecke.“

„Ich wusste immer, wo du bist, Alisha.“

Sie schluckte.

„Wie sehr du dich auch gegen jede Verbindung zwischen uns wehrst, wie weit du auch reist, um deinem kleinen Hobby nachzugehen – am Ende bleibst du schließlich seine Tochter.“

Das setzte allen Schlussfolgerungen ein Ende, die sie törichterweise aus seiner ersten Aussage hätte ziehen können. Als ob er Angst hätte, dass sie zu viel hineininterpretieren könnte.

Ihrem Vater gegenüber war er immer loyal gewesen. Dass er sie im Auge behielt, schien unter diese Loyalität zu fallen und hatte nichts mit ihr als Frau zu tun.

Du bist ein notwendiges Übel, Alisha. Ich ertrage deine Spielchen nur seinetwegen. Nur für ihn.

„Ich bin … Ich bin nicht mehr die impulsive, zerstörerische Ali von damals.“ Sie konnte das Zittern ihrer Stimme nicht verhindern. „Ich will mich nicht mit dir streiten.“

„Das wäre etwas Neues, si? Also genießen wir unser Dinner heute Abend ganz ohne Streit.“

„Ich sagte, kein Streit. Das bedeutet noch lange nicht, dass ich Zeit mit dir verbringen möchte.“ Ihre in Aufruhr geratenen Gefühle und seine … verfluchte Attraktivität machten es ihr schwer, nicht auf der Stelle davonzulaufen.

Sein Blick hielt ihren fest. „Ich bin nicht dein Feind, Alisha. Das bin ich nie gewesen.“

In diesem Moment wurde seine Anziehungskraft geradezu greifbar für sie. Ihn zu hassen, war die einzige Verteidigung, die ihr noch blieb. „Essen hat für mich etwas mit Genuss zu tun. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es genießen könnte, wenn du dabei bist.“

Er bedachte sie mit einem abschätzigen Blick. „Ich habe etwas, das dir gefallen wird. Wann wirst du lernen, dich von deinen Zielen leiten zu lassen, nicht von deinen Gefühlen?“

Ein Zittern durchfuhr sie. „Nicht jeder ist so ein gieriger, herzloser Bastard wie du.“ So viel zu ihrem Vorsatz, höflich zu bleiben. „Sag mir einfach, was du willst!“

„Es hat mit der Wohltätigkeitsorganisation deiner Mutter zu tun. Mehr verrate ich nicht. Mein Chauffeur holt dich um sechs Uhr ab. Und, Alisha, zieh dir etwas Angemessenes an. Wir werden unser Dinner nicht an einem Straßenstand einnehmen, und ich akzeptiere nicht das halbnackte Rockstar-Groupie-Outfit vom letzten Mal, als du mich ärgern wolltest.“

Nie würde sie die Feier zu ihrem achtzehnten und seinem achtundzwanzigsten Geburtstag vergessen. Wie gerne hätte sie behauptet, dass sie sich damals nicht seinetwegen so angezogen hatte. Sie wussten es beide besser.

„Arrogant, rücksichtslos, manipulativ … Aber ich hätte nicht gedacht, dass du ein Snob bist“, gab sie zurück.

„Nur weil ich mir ein Abendessen an einem zivilisierten Ort wünsche, wo du keine Sachen nach mir wirfst?“

Ein weiterer mieser Abend, eine weitere schlechte Erinnerung.

Wahrscheinlich wurde es Zeit, dass Dante ein anderes Bild von ihr bekam. „Ein Dinner. Mehr nicht.“

Damit wollte sie sich zum Gehen wenden.

„Warum macht es dir so viel aus, mich um dich zu haben?“

Ihr Gesicht brannte, und es hatte nichts mit der Hitze des Tages zu tun. „Das tut es doch gar nicht.“

„Nicht? Dann bin ich nicht der Grund dafür, dass du nie nach Hause kommst und lieber von Ort zu Ort ziehst wie eine Nomadin?“

Du hast mir alles genommen, was eigentlich mir gehörte, wollte sie sagen. Aber eigentlich stimmte es nicht.

Im Grunde hatte Dante nichts genommen, was ihr Vater ihm nicht bereitwillig gegeben hatte. Es war nicht Dante gewesen, der ihre Familie zerstört hatte, sondern ihr Vater.

Aber in Dantes Nähe konnte sie sich nicht auf ihre Gefühle verlassen.

„Diese Villa, und selbst London, sind schon lange nicht mehr mein Zuhause.“

Wieder lag dieses selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen. „Gut zu wissen, dass dein Leben sich nicht darum dreht, mir aus dem Weg zu gehen. Bis heute Abend, Alisha.“

Noch bevor sie auf seine Provokation reagieren konnte, war er verschwunden.

Auf ihrem Weg nach Hause wurde Alisha immer nervöser. Dante und sie konnten sich nicht ausstehen. Warum bestand er auf einem Abendessen in trauter Zweisamkeit?

2. KAPITEL

Natürlich hätte es Sinn gemacht, ihr den Namen des Hotels zu nennen, als er sie angewiesen hatte, sich angemessen zu kleiden, überlegte Ali, während sich der Luxus-Mercedes einen Weg durch den dichten Verkehr der Innenstadt bahnte.

Andererseits kannte sie Dante, seit sie zwölf war, und konnte es sich schon denken. Dante erwartete, nein, verlangte vom Leben nur das Beste.

Dementsprechend glitt der Mercedes in den Innenhof des angesagten Fünfsterne-Hotels, das erst letztes Jahr aufwändig renoviert worden war, um mit den Luxushotels der europäischen Großstädte mithalten zu können. Der Blick über die tanzenden Boote auf dem Chao Phraya war mehr als wundervoll, und Mak hatte erzählt, dass die Meeresfrüchte auf der Speisekarte unwiderstehlich waren.

Schlimmstenfalls bekam sie ein köstliches Dinner in einem wunderbaren Restaurant und ließ ihn anschließend mit der Erkenntnis sitzen, dass auch sie sich benehmen konnte.

Nachdem sie aus dem Wagen gestiegen war, blieb sie einen Moment vor dem extravaganten Hotel stehen, um so zu tun, als würde sie die exquisite Glasfassade bewundern. In Wirklichkeit kontrollierte sie ihr eigenes Spiegelbild.

Zum Glück hatte sie sich für das zartrosa Etui-Kleid entschieden. Es war nur ein billiges Imitat einer Designermarke, die sie sich nicht leisten konnte. Aber der Leinenstoff schmiegte sich so elegant an die Kurven ihres kakaobraunen Körpers, als wäre das Kleid für sie maßgeschneidert worden.

Dazu glitt ihr Haar wie ein dunkler, seidiger Vorhang über die Schultern bis zur Taille hinab. Ihr einziger Schmuck war ein zartes goldenes Kettchen mit einem winzigen Diamantanhänger, der im tiefen Ausschnitt ihres Kleides verschwand.

Der Kontrast zwischen dem hellen Rosa und ihrer dunklen Haut war fantastisch, und sie hatte Kiki gebeten, ihr Make-up zu übernehmen: Smokey Eyes, ein wenig goldener Schimmer auf den Wangen und ein dezenter Lipgloss. Heute Abend würde sie die kultivierte, beherrschte Ali sein, zu der ihre Mutter sie erzogen hatte, bevor sie gestorben war.

Die Wohltätigkeitsorganisation, für die ihre Mutter sich zu Lebzeiten so sehr engagiert hatte, wusste sie, hing am seidenen Faden, und nur eine Finanzspritze konnte sie noch retten. Sie würde es also professionell angehen und sich den Vorschlag anhören, den Dante ihr unterbreitete.

Ihre beigen Pumps klackten über den cremefarbenen Marmorfußboden, als sie auf den Eingang des Restaurants zuging. Moderne Chromverzierungen reflektierten ein weiches, warmes Licht, und die hellen Wände und cremefarbenen Lederstühle verliehen dem Restaurant eine ausgesprochen luxuriöse, aber auch romantische Atmosphäre.

Alis Inneres machte einen Satz, als sie Dantes gesenkten Kopf entdeckte. Sein dichtes, pechschwarzes Haar glänzte im Schein der Lampen.

Unwillkürlich drückte sie ihre Clutch fester an sich und sah sich um. Alle anderen Tische waren leer. Es war zu intim! Alles erinnerte sie an eine Szene aus einem ihrer romantischen Jugendträume.

Doch bevor sie es sich anders überlegen konnte, hatten seine schiefergrauen Augen sie bereits erfasst. Unter seinem spöttischen Blick straffte Ali die Schultern, bevor sie – langsam einen Fuß vor den anderen setzend – auf ihn zuging.

Sobald sie seinen Tisch erreicht hatte, stand er auf. Er hatte das weiße Hemd gegen ein dunkelgraues getauscht, das seine Augen betonte. Mit dem frischrasierten Kinn und dem feucht glänzenden, nach hinten gekämmten Haar war er … unbeschreiblich attraktiv.

Sein Aftershave war frisch und dezent, aber in Kombination mit der Wärme seiner Haut schien es direkt in Alis Poren einzudringen. Jede Zelle ihres Körpers erwachte zum Leben.

„Wo sind bloß alle?“

„Wer?“ Er stand viel zu dicht bei ihr.

Ali ließ sich auf einen der Stühle sinken und strich sich beruhigend über den kribbelnden Bauch. „Na, die anderen Menschen. Leute, die etwas von dem köstlichen Essen wollen, das hier gereicht wird.“

Während er schweigend auf sie hinabsah, lag keinerlei Spott mehr in seinen Augen.

Alis Wangen brannten, und sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Was?“

Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, ihre Haare, an den Rand ihres Ausschnitts, aber nicht weiter. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

„Du hast dich hübsch zurechtgemacht.“