Die Bruderschaft der schwarzen Maske - A. P. Sterling - E-Book
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Die Bruderschaft der schwarzen Maske E-Book

A. P. Sterling

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Beschreibung

Geheimbünde, Machtkämpfe, eine heimliche Liebe und uralte Legenden, die zu tödlichem Leben erwachen!

Venedig im Jahr 1794. Seit dem Tod seiner Eltern lebt Rainero im Haus seines Onkels. Kein Tag vergeht, an dem der schüchterne Junge nicht von seinem Cousin Gasparo verspottet und als Angsthase beschimpft wird. Doch als eine Reihe brutaler Morde die Stadt erschüttert, muss Rainero all seinen Mut zusammennehmen - für Valeria, die Verlobte seines Cousins, in die er heimlich verliebt ist. Denn sollten die Gerüchte stimmen und tatsächlich ein Werwolf in der Stadt sein Unwesen treiben, schwebt Valeria in größter Gefahr. Rainero verfolgt die Spur der Bestie, nicht ahnend, dass er damit einen viel mächtigeren Feind gegen sich aufbringt: Die Bruderschaft der schwarzen Maske ...

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EPUB

Seitenzahl: 655

Veröffentlichungsjahr: 2018

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INHALT

CoverÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumTeil 1Prolog1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel 5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel 10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. KapitelTeil 21. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel 5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel 10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. KapitelTeil 31. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel 5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel 10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. KapitelTeil 41. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel 5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel 10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. KapitelTeil 51. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel 5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel 10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel

ÜBER DIESES BUCH

Venedig im Jahr 1794. Seit dem Tod seiner Eltern lebt Rainero bei seinem Onkel im Hause Zon. Kein Tag vergeht, an dem der schüchterne Junge nicht von seinem Cousin Gasparo verspottet und als Angsthase beschimpft wird. Doch als eine Reihe brutaler Morde die Serenissima erschüttert, muss Rainero all seinen Mut zusammennehmen - für Valeria, die Verlobte seines Cousins, in die er heimlich verliebt ist. Denn sollten die Gerüchte stimmen und tatsächlich ein Werwolf in der Stadt sein Unwesen treiben, schwebt Valeria in größter Gefahr. Rainero verfolgt die Spur der Bestie, nichtsahnend, dass er damit einen viel mächtigeren Feind gegen sich aufbringt: Die Bruderschaft der schwarzen Maske …

Geheimbünde, das Spiel um Macht und eine uralte Legende, die zu tödlichem Leben erwacht!

ÜBER DIE AUTORIN

A. P. Sterling ist gelernte Goldschmiedin und hat früh damit begonnen, Geschichten und Romane zu schreiben. Seit 2011 arbeitet sie hauptberuflich als Autorin. Die Inspirationen für ihre Bücher holt sie sich auf Reisen, bei denen sie auch mal an Voodoo-Zeremonien auf Haiti teilnimmt, Blitze im Hochspannungslabor erzeugt oder Termiten während einer Dschungeltour verspeist. Mit dem »Bestiarium« kam sie das erste Mal in ihrer Kindheit in Berührung, als die das Lexikon über sagenhafte Tiergestalten im elterlichen Bücherregal entdeckte. Im wirklichen Leben heißt sie Anette Strohmeyer, lebt in Düsseldorf und hat unter anderem an den Thriller-Serien »Ondragon« und »Monster 1983« mitgeschrieben.

A.P. STERLING

DIE BRUDERSCHAFT DER SCHWARZEN MASKE

beBEYOND

 

Digitale Originalausgabe

 

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

 

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

 

Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: Tanya Afanasieva | Subbotina Anna; ©iStock: Nikada; © thinkstock: Ig0rZh | kjolak

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-4825-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

 

 

TEIL 1

PROLOG

Theben, 1323 v. Chr.

Semsu verbeugte sich tief vor Maahes, dem Schatzhausvorsteher des Pharaos. Als dieser ihm signalisierte, er solle näher kommen, trat Semsu vor den mit Papyrusrollen überquellenden Arbeitstisch. Maahes war ein Mann von beeindruckender Größe, seine Arme unter der Tunika waren trotz seines Alters muskulös und sein Bart noch immer pechschwarz. Seine mit Khol umrandeten Augen sahen Semsu durchdringend an.

Der oberste Baumeister senkte den Blick und betrachtete das Durcheinander der Schriftstücke auf dem Tisch. Es gab viel zu tun. Vor sechzig Tagen war der junge Pharao Tutanchamun gestorben. Ein Unfall – so sagte man. Semsu hütete sich, etwas anderes zu denken, obwohl jeder wusste, dass der Wesir Eje schon immer nach dem Thron geschielt hatte. Die Ränkespiele im Palast gingen Semsu nichts an.

»Nun, Meister Semsu, wie schreiten die Arbeiten voran?« Maahes’ Stimme klang tief und grollend wie die eines Wüstenlöwen. Semsu lief ein Schauer über den nackten Rücken. Der Schatzhausvorsteher war bekannt für seine Wutanfälle.

»A-also, in Anbetracht dessen«, stammelte Semsu, »dass der Tod des Pharaos sehr überraschend kam und wir nur sehr wenig Zeit …«

»Ich will nicht wissen, was mir schon bekannt ist, sondern ob Ihr es schafft, das Grab rechtzeitig herzurichten!«

Semsu räusperte sich. »Die Arbeiten sind beinahe abgeschlossen. Es fehlen nur noch wenige Inschriften.«

Da sich des Pharaos eigene Grabstätte derzeit noch nicht einmal im Bau befand, hatte Wesir Eje seine eigene nahezu vollendete Grabkammer in einer großzügigen Geste für den verstorbenen Herrscher zur Verfügung gestellt. Trotz allem hatte Semsu alle Not gehabt, sie rechtzeitig mit Wandgemälden und neuen Inschriften zu versehen. Ihm blieb nur noch knapp eine Woche bis zum Ende der siebzig Tage dauernden Einbalsamierung des königlichen Leichnams. Wie anschließend die unzähligen Grabbeigaben in die Gruft hineinpassen sollten, einschließlich des klobigen Sarkophags, war nicht mehr Semsus Problem. Er hatte seinen Auftrag erfüllt.

»Gut, gut«, sagte Maahes leise, »Ihr wisst ja, was mit Euch geschieht, wenn es Euch nicht gelingt.«

Semsu nickte. Natürlich wusste er das.

»Und desgleichen ist es wohl unnötig zu erwähnen«, fuhr der Schatzhausvorsteher fort, »dass Ihr und Eure Arbeiter über das nicht ganz standesgemäße Grab absolutes Stillschweigen bewahrt. Wir brauchen ein würdiges Begräbnis und keinen Tratsch in der Bevölkerung!«

Semsu nickte erneut. Es war ihm klar, dass es einem Skandal nahekam, wenn der Gottkönig in einer Gruft bestattet würde, die lediglich für einen Wesir gedacht war. Aber warum musste Maahes es immer wieder betonen? Sämtlichen seiner Arbeiter waren bereits die Zungen herausgeschnitten worden. Sie konnten gar nichts mehr verraten, selbst wenn sie es wollten.

Semsu spürte erneutes Unwohlsein in sich aufsteigen und unterdrückte ein Schaudern. Er hatte zwar keine Angst vor dem Tod. Seine guten Taten überwogen seine schlechten bei Weitem und würden ihn das Totengericht unbeschadet überstehen lassen. Aber was würde mit seiner Familie geschehen? Er hatte fünf Kinder. Würde der Palast für sie sorgen?

»Niemand weiß etwas davon, Herr«, bekräftigte Semsu. »Und so wird es auch bleiben.«

»Bestens. Und Ihr sagtet, es fehlen nur noch ein paar Inschriften?«

»Ja.«

Maahes nickte zufrieden, in seinen schwarzen Augen lag jetzt ein etwas milderer Ausdruck. Er nahm eine der Papyrusrollen auf und reichte sie Semsu. »Hierauf ist der Lohn für Eure Dienste vermerkt. Wenn Ihr das Dokument für mich unterschreiben mögt.«

Semsu las, was auf dem Papyrus stand, und eine große Erleichterung durchströmte ihn. Der Lohn war höher als gedacht, nahezu fürstlich. Damit wäre seine Familie bis zum Lebensende versorgt, egal, was mit ihm geschah. Er griff nach dem Schreibpinsel, tunkte ihn in die Tinte und setzte die Schriftzeichen seines Namens unter die Auflistung der vom königlichen Schatzhaus versprochenen Güter. Als er fertig war, schob er das Schriftstück zurück und blickte Maahes abwartend an.

Der Schatzhausvorsteher beugte sich vor und streute Sand auf die noch feuchte Tinte. Erst danach rollte er den Papyrus zusammen und legte ihn weg. Er zog einen Ring aus seinem Gürtel. Der Stein funkelte blutrot im Licht der Öllampen. Ein Rubin, dachte Semsu ehrfürchtig. Der Stein der Steine!

»Dieser Ring hier«, sagte Maahes, »ist Teil Eures Lohns. Er soll allen zeigen, dass Ihr Euch in allen Maßen verdient gemacht habt. Tragt ihn und Euch wird nie wieder eine Tür verschlossen bleiben.« Er reichte Semsu den Ring, der ihn auf seinen Mittelfinger steckte.

»Habt Dank, Herr!« Semsu verneigte sich.

Daraufhin wedelte Maahes ungeduldig mit der Hand. »Ihr könnt jetzt gehen!«

Semsu verneigte sich ein weiteres Mal und verließ rückwärtsgehend den Raum. Erst als die großen Türflügel von zwei Wachen geschlossen worden waren, drehte er sich um und eilte durch den dunklen Säulengang davon, hinaus aus dem Labyrinth des Palastes, dessen schiere Größe jedes Mal Beklemmungen in ihm auslöste. Schnell ließ Semsu das nur spärlich beleuchtete Bauwerk hinter sich, durchmaß das Haupttor und lief hinunter zum Ufer des Nils, wo er einen Fährmann fand, der ihn über den fahl schimmernden Fluss brachte. Auf der anderen Seite tauchte Semsu in die Gassen von Theben ein. Es war spät, die siebte Nachtstunde war bereits angebrochen. Der Mond stand voll und rund über den flachen Dächern der Stadt. Kaum ein Mensch war auf der Straße, sämtliche Geräusche in den Häusern waren verstummt. Nur ein Rudel streunender Hunde schlich durch die Schatten auf der Suche nach Abfall. Semsu hörte ein Knurren und das leise Scharren von Pfoten auf Sand. Er beschleunigte seine Schritte. Die Streuner konnten einem nächtlichen Spaziergänger gefährlich werden. So mancher war schon von ihnen gebissen und mit der Hundswut infiziert worden. Deshalb trug man nachts besser einen Knüppel mit sich. Semsu hatte jedoch nicht daran gedacht, als er am frühen Abend vom Boten des Schatzhausvorstehers in den Palast gerufen worden war. Jetzt musste er sich an jeder Straßenkreuzung vergewissern, dass ihm dort kein Streuner auflauerte. Doch er hatte Glück, von den Hunden war nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatten sie etwas gefunden, das interessanter und schmackhafter war als seine zähen Gliedmaßen.

Semsu atmete geräuschvoll aus und bog um die Ecke, an der die Töpfer ihre Werkstätten hatten. Nicht weit entfernt lag sein bescheidenes Haus. Er freute sich auf ein paar Stunden Schlaf und malte sich aus, wie er neben seiner Frau aufs warme Lager kroch. Da gewahrte er etwas vor sich. Einen großen dunklen Fleck mitten auf der Straße. Eine Schar ebenso dunkler Gestalten umringte den Fleck. Sie hatten Schwänze, vier Beine und aufrecht stehende Ohren. Es waren die verwilderten Hunde. Sie hielten ihre Köpfe gesenkt und stießen mit ihren Schnauzen immer wieder in die dunkle Pfütze am Boden.

Ein schmatzender Laut ertönte und Semsu blieb stehen. Unter seiner Sandale klebte etwas. Er hob seinen Fuß. Was bei allen Göttern war das? Auch hier waren überall Flecken.

Mit dem Finger fuhr er über die dunkle Masse und hielt sie dicht vor die Augen. Doch selbst im Mondlicht war nicht zu erkennen, um was es sich handelte. Vielleicht war es Pech aus einem geplatzten Krug. Aber würden die Hunde am Pech lecken?

Semsu zerrieb die Masse und hielt sie unter seine Nase. Der metallische Geruch war unverkennbar.

Blut.

Mit wachsendem Entsetzen sah er auf die Lache.

Sie war verdammt groß. Eine Menge Blut war da vergossen worden.

Nur von wem? Das Viertel mit den Schlachthäusern lag weit weg, und niemand würde das nahrhafte Blut vergeuden, wenn er zu Hause eine Ziege schlachtete.

Ein dumpfer Schlag ertönte, und der Boden unter seinen Füßen bebte. Semsu erstarrte. Das Geräusch war aus der engen Gasse gekommen, die neben ihm in die Straße einmündete. Er spürte zwei weitere Erschütterungen – wie die Schritte eines schweren Tieres. Schweiß brach auf seiner Haut aus. War etwa einer der Arbeitselefanten des Pharaos entwichen?

Semsu wagte es nicht, sich zu rühren. Ein Schnauben drang aus der Gasse. Tief und hohl. Es klang, als würde Luft aus einem großen Blasebalg entweichen. Die schweren Schritte kamen näher. Staub drang in Semsus Nase, und der Geruch von Blut wurde stärker.

Die Hunde hatten ihre Köpfe gehoben und sahen aufmerksam in seine Richtung. Ihre Augen glänzten kalt wie polierter Obsidian. Einer der Streuner stieß ein Winseln aus, und plötzlich stob das ganze Rudel davon. Gerne wäre Semsu den Hunden gefolgt, doch er wusste, dass es zu spät war.

Die große Kreatur aus der Gasse stand bereits neben ihm. Ihr gewaltiger Schatten floss über ihn hinweg, heiß und sengend wie die Strahlen einer schwarzen Sonne. Stinkender Atem strich über Semsus Wange und etwas Feuchtes tropfte auf seine nackte Schulter. Das war kein Elefant. Und auch kein wilder Stier oder ein Löwe.

Semsu zitterte, zuerst seine Beine, dann sein ganzer Körper. Unfähig sich zu rühren, begann er zu beten. »Osiris, Gott des Totenreichs, so empfange mich an deinen Pforten und begleite mich auf dem Weg zum Fluss Eridanus …«

Der monströse Schatten entließ ein tiefes Grollen. Ein weiterer dumpfer Schlag ertönte. Im selben Moment schoss ein scharfer Schmerz durch Semsus Seite, genau an der Stelle, wo die Rippen aufhörten und der Bauch weich war. Er fühlte, wie etwas aus ihm herauslief, warm und dickflüssig, wie es von seinem Unterleib auf seine Füße plätscherte. Genau in jene große Pfütze, aus der die Hunde gesoffen hatten und die jetzt immer größer wurde.

Semsus Beine gaben nach und er stürzte mit den Knien voran ins Blut. Der Schatten neben ihm grunzte, es klang zufrieden. Dann löste sich ein unförmiger Kopf aus der berggleichen Gestalt und rückte in Semsus Blickfeld. Der Schädel senkte sich zum Blut hinab, eine Zunge schnellte aus dem Maul, und laut schmatzend begann die Kreatur zu trinken.

Semsu spürte, wie seine Sinne ihn verließen. Er spürte, wie er fiel, sah den Mond am Himmel, die Sterne und danach … nur noch Schwärze.

1. KAPITEL

Venedig, 1794

»Nun mach schon, oder traust du dich mal wieder nicht?«, flüsterte es hinter ihm im Dunkeln. Rainero biss sich auf die Lippen. Sein Stiefbruder Gasparo war ein unverbesserlicher Draufgänger. Beständig wurde er von ihm damit aufgezogen, ein hoffnungsloser Feigling zu sein. Leider hatte Gasparo recht. Rainero besaß nicht mal den Mut, dem Koch ein Ei zu stehlen.

»Na, Coniglio, du Angsthäschen? Was ist?«

»Pssst, lass mich. Ich mache es ja.« Rainero unterdrückte seine heraufquellende Angst, sog tief die modrige Luft des Canal Grande ein und blickte noch einmal um sich. Nicht eine Menschenseele war zu sehen. Weder auf dem Wasser noch an den Stegen oder auf der Fondamenta. Kein Wunder, es war ja auch weit nach Mitternacht, und um diese Uhrzeit trieb sich kaum einer in Venedigs Gassen oder den Kanälen herum, außer vielleicht den Nachtwächtern.

Jetzt oder nie, dachte Rainero. Irgendwann musst du Gasparo beweisen, dass du es wert bist, in die Familie Zon aufgenommen zu werden.Vielleicht gelingt es dir ja heute mit dieser Mutprobe.

Kurz entschlossen stand er in dem schaukelnden Boot auf. Ja, er würde es schaffen! Denn eines wollte er auf keinen Fall mehr: von Gasparo als elender Angsthase beschimpft zu werden.

Suchend tasteten Raineros Finger über die kühle Marmorfassade des Gebäudes, an dem die beiden Jungen mit dem Boot angelegt hatten. Hier an der Ecke ließ es sich am leichtesten klettern. Immerhin schien der Mond so hell, dass Rainero alles gut erkennen konnte. Als leuchtendes Halbrund spiegelte er sich auf dem ruhigen Wasser des Kanals wider wie ein übernatürliches, allsehendes Gottesauge.

Wenn nur Gott es ist, der mich sieht, ist alles gut, dachte Rainero. Vor ihm fürchtete er sich weniger als vor der Tracht Prügel, die ihm drohte, wenn sein Stiefvater entdecken würde, dass er sich mal wieder heimlich aus dem Haus geschlichen hatte. Endlich fand er einen geeigneten Griff über einem der gespenstischen Schimärenhäupter, die ringsum die Fassade säumten, zog sich daran hoch und setzte einen Fuß in die unterste Fuge. Bevor er weiterkletterte, wandte er sich noch einmal zu seinem Stiefbruder um.

»Du wartest hier doch, oder?«

»Ja, ja, klar«, zischte Gasparo, dessen roter Haarschopf im Mondlicht schimmerte wie ein Kupferhelm. Ein boshaftes Lachen folgte. Oder war es nur das Gluckern des Wassers am Bootsrumpf gewesen?

Rainero schob den Gedanken beiseite und begann, Fuge um Fuge an der Fassade des protzigen Palazzos Ca’ Pesaro emporzusteigen. Es war nicht das erste Mal, dass er an einem Gebäude hinauf- oder hinabstieg. Er besaß darin bereits einige Übung. Unzählige Nächte hatte er sich auf diese Weise schon um die Ohren geschlagen. Immer waren es von Gasparo vorgeschlagene Mutproben gewesen, die Rainero als Lohn versprachen, dass man ihn als Waise endlich vollständig in die Familie Zon aufnahm. Nie hatte er auch nur eine einzige dieser Proben bestanden.

Heute würde es ihm jedoch gelingen. Er würde Gasparo das Banner der verfeindeten Familie Pesaro vom Balkon holen und von da an würde alles anders werden.

Geschickt arbeitete sich Rainero Armeslänge um Armeslänge nach oben, wobei seine Hände jedes Mal zielsicher Halt fanden. Schon bald hatte er die überhängende Brüstung des Balkons erreicht, der sich im ersten Stock über die gesamte Front des Palazzos erstreckte und Sitz der Flagge war, auf die es Rainero abgesehen hatte. Ab hier begann allerdings auch der riskante Abschnitt. Rainero musste den hervorstehenden Sims überwinden.

Ich brauche einen guten Halt, dachte er, während seine Finger nach irgendetwas tasteten, woran er sich festklammern konnte. Sie trafen auf einen Vorsprung des Balkongeländers und griffen zu. Rainero wollte sich gerade hinaufziehen, da geschah, was er am meisten gefürchtet hatte. Plötzlich drängte sich nicht etwa der gähnende Abgrund unter ihm in sein Bewusstsein, sondern das Wasser, in das er stürzen würde. Schwarz und kalt. Das leise Plätschern des Kanals hörte sich in seinen Ohren an wie die Brandung bei einer Sturmflut.

Rainero spürte einen heißen Angstschauer über seinen Körper rasen. Seine Muskeln verkrampften sich und wurden hart wie Stein. An einem Arm hängend und mit klopfendem Herzen verharrte er dicht an die Wand gepresst. Dabei wiederholte er stumm immer wieder dasselbe Credo.

Du wirst nicht hinuntersehen! Du wirst nicht hinuntersehen!

Raineros Angst vor dem Absturz ins Wasser war nicht unbegründet. Schließlich konnte er nicht schwimmen. Er hoffte, dass Gasparo ihn schon herausziehen würde. Also nahm Rainero all seinen Mut zusammen undkonzentrierte sich auf seine Hand, mit der er sich noch immer am Sims festklammerte und die langsam taub wurde. Mit angehaltenem Atem verstärkte er den Griff, packte mit der zweiten Hand nach dem Sims und versuchte, sich daran hochzuziehen. Suchend schabten seine Füße über die Fassade. Er brauchte einen neuen Tritt! Rainero geriet ins Schwitzen. Immer hektischer scharrte er mit den Füßen an der Steinwand, ohne sich dessen gewahr zu werden, dass er damit womöglich die Bewohner des Hauses weckte. All seine Aufmerksamkeit war auf seine schwindenden Kräfte gerichtet. Seine Muskeln bebten unter der Anstrengung und sein Atem ging keuchend.

Gleich stürze ich ab, dachte er. Ich kann mich kaum noch halten!

Aber schlimmer noch als dieser Gedanke war der, es wieder vermasselt zu haben. Dass er eine weitere Mutprobe nicht bestanden hatte. Panik schoss prickelnd durch seine Glieder. Panik, dass alles beim Alten bleiben würde. Dass er ein Versager und Angsthase war.

Coniglio. Diesen Namen würde er wohl niemals loswerden.

Rainero spürte, wie seine Finger von dem Sims abrutschten. Einer nach dem anderen. Seine Beine hingen jetzt reglos in der Luft, ohne jegliche Kraft. Unaufhaltsam sog der Abgrund ihn an.

Als die letzten beiden Finger sich lösten, riss Rainero den Mund auf und ein ungewollt hoher Schrei drang daraus hervor. Er sah das weiße Mauerwerk mit den hervorstehenden Steinen an sich vorbeisausen und wie das dunkle Wasser auf ihn zuraste.

Der Aufprall war härter, als er vermutet hätte. Wie der Griff eines Eisriesen umfing ihn das kalte Wasser und presste die Luft aus seinen Lungen. Rainero fühlte sich, als würde von allen Seiten auf ihn eingedroschen werden. Er tauchte tief unter, wusste im schwarzen Wasser nicht mehr, wo unten und oben war. Plötzlich sah er über sich ein Schimmern. Das musste der Mond sein, der durch die Wasseroberfläche schien. Mit rudernden Armen und Beinen versuchte er, wieder nach oben zu gelangen. Aber erst nach einer gefühlten Ewigkeit stieß er prustend an die Oberfläche und rang rasselnd nach Luft.

»Gasparo!«, rief er hustend und streckte Hilfe suchend seine Hände aus. »Gasparo, wo bist du?« Hastig wandte er den Kopf, doch da war niemand. Verzweiflung packte ihn. Die kalte Faust des Eisriesen wühlte jetzt in seinen Eingeweiden. Das modrig salzige Wasser drang in seinen Mund ein, trotz seines beständigen Strampelns gelang es ihm kaum, sich über Wasser zu halten. Wut gesellte sich zu der kalten Faust in seinem Bauch. Gasparo hatte ihn im Stich gelassen. Dieser verdammte Mistkerl.

Rainero sah sich um, sein Kinn nur knapp über der Wasseroberfläche. Die Mauer des Palazzos war keine drei Armeslängen von ihm entfernt. Er könnte sich daran entlanghangeln bis in den Seitenkanal, wo es eine Anlegestelle mit Treppe auf die Fondamenta gab. Rainero versuchte, sich im Wasser nach vorn zu strecken, ging jedoch sofort wie ein Stein unter, schluckte Wasser. Hustend kam er wieder hoch, fluchte lauthals gegen seine Angst an und begann, ungelenk wie ein Hund zu paddeln. In quälend langsamem Tempo kam er voran, erreichte schließlich die Hauswand und hielt sich erleichtert daran fest.

Eine halbe Ewigkeit später kroch Rainero die wenigen Stufen zur Fondamenta vor der Westfassade des Ca’ Pesaro hinauf und blieb keuchend auf den Rücken liegen. Wasser floss aus seinen Haaren und Kleidern, Luft füllte seine Lungen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in den schmalen, von düsteren Hauswänden flankierten Streifen des Himmels. In der kalten Nachtluft bildeten sich kleine Atemwolken über seinem Gesicht.

»Porca miseria«, seufzte er, als er sich auf die Beine stemmte und durch den Häuserspalt auf den nächtlichen Canal Grande blickte. Auf der anderen Seite lag ein großer Rahsegler vertäut. Dahinter erstreckte sich das Stadtviertel Cannaregio, wo sein Zuhause lag. Mit dem Boot wäre er schnell dort, doch leider hatte er keines mehr. Gasparo war damit abgehauen. Und ein Traghetto bekam er um diese späte Stunde nicht mehr. Also blieb ihm nur der lange Fußmarsch zur Ponte di Rialto, der einzigen Brücke über den Canal Grande. Rainero seufzte erneut. Er konnte sich etwas Besseres vorstellen, als nass und frierend durch die halbe Stadt zu laufen. Kurz dachte er darüber nach, eines der vielen an der Fondamenta vertäuten Boote zu stehlen, ließ aber schnell von diesem Gedanken ab. In Venedig waren Boote das wichtigste Fortbewegungsmittel. Auf den Diebstahl eines solchen stand hier eine höhere Strafe als andernorts auf den Raub eines Pferdes. Auch wenn das Risiko, erwischt zu werden, um diese Stunde relativ gering war, scheute sich Rainero dennoch, es einzugehen. Also machte er sich wohl oder übel zu Fuß auf den langen Marsch.

Mit Beinen wie Blei und klappernden Zähnen schlich er durch die düsteren Gassen. Wie er dieses endlose Gewirr aus Mauern hasste. Bis in den Himmel ragten sie auf, ließen einem kaum Luft zum Atmen. Und erst dieses beengende Gefühl, das sie verursachten. Schon als Kind war er lieber mit dem Boot über das Wasser gefahren. Auch wenn die Kanäle manchmal nicht viel breiter waren und er nicht schwimmen konnte, trugen sie doch stets den Atem des Meeres mit sich, eine Ahnung von der Weite des Horizonts, die Rainero so sehr mochte.

Er schlug die Arme um seinen zitternden Oberkörper, aber nicht nur um die Kälte zu vertreiben, sondern auch die Erinnerungen an jene schreckliche Nacht vor nunmehr sieben Jahren, in der sein Leben auf brutale Weise eine Wendung genommen hatte.

Während er weiterlief, vermied er es sorgsam, in die dunklen Schluchten der kreuzenden Gassen zu blicken. Jedes Kind wusste schließlich, was in schwarzen Löchern lauerte …

Rainero stieß einen gequälten Laut aus. Er war jetzt siebzehn Jahre alt, fast erwachsen, und fürchtete sich noch immer vor der Dunkelheit. Was war er doch für ein jämmerlicher Feigling.

Er kam auf die offene Fläche eines Campos und blieb stehen, um sich im Licht des Mondes zu orientieren. Die Stadt war ein wahrer Irrgarten. Und Rainero kannte sich in diesem Viertel nicht besonders gut aus. Aber selbst wenn man sich in Venedig auskannte, verlief man sich dennoch ständig. Kurz entschlossen entschied sich Rainero für die linke Gasse und tauchte in die Finsternis ein. Durch den schmalen Spalt der Häuserschlucht konnte er in scheinbar unendlicher Entfernung vor sich den Canal Grande glitzern sehen. Unbewusst beschleunigte Rainero seine Schritte. Er wollte das schwarze Loch so schnell wie möglich hinter sich lassen. Den Blick fest auf das Glitzern des Wassers geheftet und die Arme eng um den Oberkörper geschlungen, marschierte er darauf zu.

Er hatte die finstere Gasse beinahe zur Hälfte hinter sich gebracht, da drang ein Geräusch an sein Ohr. Ein feuchtes Klatschen, das klang, als würde ein nasses Tuch immer wieder auf den Boden geschlagen werden. Es kam direkt aus der Quergasse vor ihm. Unschlüssig blieb er stehen und warf einen Blick zurück. Sollte er umkehren und versuchen, einen anderen Weg zu finden?

Das Klatschen verstummte so abrupt, wie es begonnen hatte. Rainero lauschte, aber es blieb still. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, die Augen fest auf die dunkle Einmündung der Quergasse gerichtet. Vielleicht war es nur nasse Wäsche gewesen, die vom Wind gegen eine Hauswand geschlagen worden war. In Venedig waren fast sämtliche Gassen und Hinterhöfe mit Wäschegirlanden geschmückt.

Gerade als Rainero die Quergasse passieren wollte, erklang das feuchte Klatschen erneut. Etwas leiser diesmal und vermischt mit einem reißenden Laut. Jählings presste sich Rainero an die Mauer und lauschte. Neben den anderen beiden Geräuschen war jetzt auch deutlich ein unterschwelliges Grunzen zu vernehmen.

Mit weiß glühenden Nadelspitzen schoss die Angst durch seinen Körper. Sein Herz schlug ihm bis unters Kinn. Ein ängstliches Wimmern wollte aus seiner Kehle entweichen, doch Rainero hob schnell eine Hand und schlug sie vor den Mund. Mit bebenden Knien lauschte er gegen das laute Pochen in seinen Ohren an. Das Grunzen war jetzt eindringlicher und das Klatschen hatte sich in ein lang gezogenes Schlürfen verwandelt. Es klang wie ein Schwein, das schmatzend aus einem Trog fraß. Nur hatte Rainero schon lange kein frei laufendes Schwein mehr gesehen und auch sonst keine Tiere, die solche Laute verursachten. Ein widerlicher Geruch stieg in seine Nase. Der Gestank erinnerte ihn an die Schächtungen, die er als Kind heimlich im jüdischen Viertel beobachtet hatte. An den Strahl aus warmem Blut, der aus dem Hals der Tiere geschossen war, nachdem der Schächter die Schlagader durchtrennt hatte. Der Geruch erinnerte ihn an jene Nacht vor sieben Jahren, die sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte.

Rainero schloss die Augen und wünschte sich, weit weg zu sein. Genauso hatte er auch damals dagestanden, starr wie eine Statue und unfähig, sich zu rühren. Damals, als die menschlichen Bestien sein Leben von einem Wimpernschlag auf den nächsten zerstört hatten. Warum hatte er sich bloß auf die Mutprobe eingelassen? Warum war er Gasparos Versprechen gefolgt? Er könnte jetzt in seinem warmen Bett liegen und schlafen. Stattdessen irrte er hier draußen durch die Gassen und begegnete seinen albtraumhaften Erinnerungen.

Das Grunzen in der Gasse verstummte. Laute Atemgeräusche traten an dessen Stelle. Sie kamen näher, bis sie direkt hinter der Mauerecke waren. Ein witterndes Schnüffeln. Was immer es auch war, es hatte ihn bemerkt!

Rainero spürte, wie seine Eingeweide sich verflüssigten. Das Schnauben hinter der Ecke wurde lauter. Gleich wäre das, was es verursachte, aus der Gasse heraus und würde ihn sehen. Nein, noch schlimmer: Er würde Es sehen!

Ohne zu wissen, ob seine Beine ihm überhaupt gehorchen würden, rannte Rainero los. Zuerst nur schleppend, weil seine Knie weich wie Brotteig waren. Aber dann gewann er an Tempo und lief schließlich mit voller Kraft auf den hellen Spalt zwischen den Häusern zu. Er rannte, ohne sich umzublicken, dumpf hallten seine Schritte vom schmutzigen Pflaster wider. Doch er hörte auch noch etwas anderes. Es klang wie Metall. Als würden eiserne Klingen gewetzt.

Rainero trat auf etwas Glitschiges und geriet ins Straucheln. Er verlor das Gleichgewicht, riss sich das Hemd an einer Mauerecke auf und schürfte sich die Schulter wund. Ohne den Schmerz zu fühlen, rannte er weiter, den Oberkörper weit vorgebeugt, die Geräusche dicht hinter ihm.

Zsching, zsching, zsching. Messer auf Stein.

Krallen auf Stein!

Das Ende der Gasse kam näher und damit auch die Fondamenta. Keuchend stolperte Rainero auf den vom Mond beleuchteten Anleger zu, schoss wenig später aus der Finsternis ins Freie und schlug einen scharfen Haken nach rechts. Am gegenüberliegenden Ufer ragte die breite Fassade des Fondaco dei Tedeschi auf und kurz darauf erschien endlich die Rialtobrücke. Wie die Knochen eines Walfischs schimmerten ihre marmornen Bogengänge im Mondlicht. Rainero rannte darauf zu. Auf der anderen Seite befand sich das Stadtviertel San Marco. Dort kannte er alle geheimen Abkürzungen. Mit ihrer Hilfe könnte er das, was da hinter ihm her war, vielleicht abhängen.

2. KAPITEL

Leise hatte er die Verfolgung aufgenommen, wobei er sich immer in den Schatten hielt, um nicht aufzufallen. Der verdammte Kerl lief schnell und schlug ziellose Haken wie ein verängstigtes Kaninchen. Er selbst war jedoch kräftig und konnte mühelos mithalten. Wenn er an eine Kreuzung kam und weit und breit nichts von dem Kaninchen zu sehen war, konnte er riechen, wo es langgelaufen war. Seine Fährte, diese bittere Mischung aus Schweiß und Angst, hing in der Luft wie ein leuchtender Wegweiser.

Oh, wie er all diese Kaninchen verachtete. Sie waren von Natur aus schwach. Klägliche Geschöpfe. Futter für die Stärkeren. Und der Stärkere war er.

Mit großen Schritten verfolgte er seine Beute durch das Labyrinth der Gassen, wusste immer, wo er abbiegen musste, um dranzubleiben. Außerdem machte das Kaninchen jede Menge Krach beim Laufen. Das Echo seiner Schritte hallte laut durch die engen Schluchten und leitete ihm den Weg.

Kurz darauf gelangte er an den großen Kanal und hinaus ins Mondlicht. Dicht an der Mauer entlang lief er dem Kaninchen hinterher und warf einen raschen Blick nach oben zum Nachthimmel. Die Sterne verblassten allmählich. Wenn die Morgendämmerung einsetzte, musste er in seinem Versteck sein. Aber noch hatte er Zeit, noch reizte ihn das fliehende Kaninchen. Er musste es einfach verfolgen. Welch ein prächtiges Vergnügen.

Plötzlich spürte er, dass da noch jemand war. Im Laufen wandte er den Kopf und nahm eine schattenhafte Gestalt wahr. Reglos kauerte sie in einem der tunnelartigen Durchgänge unter einem Haus. Ein Schauer lief über sein gebogenes Rückgrat. Hatte die Gestalt ihn bemerkt? Das Kaninchen hatte ihn jedenfalls nicht gesehen. Keiner durfte ihn sehen. Schnell lief er weiter, in der Hoffnung, unerkannt zu bleiben. Scharf bog er in eine kleine Gasse ab, die ihm mehr Schutz bot und von der er wusste, dass sie genau dorthin führte, wo auch das Kaninchen hinwollte. Zur Rialtobrücke.

Als er nach wenigen Biegungen auf einen großen Campo stieß, konnte er ihn endlich vor sich sehen. Einen stolpernden und immer langsamer werdenden Schatten auf der Fondamenta. Laut drang das Keuchen an sein Ohr. Da, jetzt geriet seine Beute ins Straucheln, schwankte heftig, erlangte ihr Gleichgewicht aber zurück und rannte mit rudernden Armen weiter.

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Züge. Gleich hatte er das Kaninchen. Gleich hatte er es eingeholt.

3. KAPITEL

Atemlos hastete Rainero die Stufen der Rialtobrücke hinauf und wieder hinunter. Auf der anderen Seite raste er wie ein Geschoss in die Salizada, die direkt nach San Marco hineinführte. Einige Male bog er scharf ab und stürmte mit fliegenden Schritten eine schmale Stiege hinauf. An deren Ende glitt er durch einen Torbogen und erklomm die nächsten Stufen, die an einer Hauswand weiter hinaufführten. Vor einem kleinen Loch in der Mauer hielt er inne, holte Luft und zwängte sich durch die Bresche. Stein schabte an seinen Schultern und riss sein Hemd noch weiter auf. Ohne darauf zu achten, kroch Rainero weiter. Noch war er schlaksig genug, die itinerari segreti, die geheimen Wege, benutzen zu können. Als erwachsener Mann würde er durch einige Engstellen vielleicht nicht mehr hindurchpassen. Dann würden ihm viele dieser Abkürzungen durch die Stadt für immer verloren gehen.

Auf der anderen Seite des Lochs tastete sich Rainero auf einem Sims entlang der Hausfassade zu einem Vorsprung, von dem aus er in luftiger Höhe auf einem Balken über den Kanal balancierte. Rainero konzentrierte sich, denn einmal pro Nacht in den Kanal zu stürzen, reichte ihm vollkommen. Am gegenüberliegenden Haus kletterte er rasch über den Rand des Daches, und als er einen sicheren Stand auf den leise knirschenden Dachziegeln gefunden hatte, richtete er sich auf. Zum ersten Mal seit Beginn seiner wilden Flucht blickte er zurück. Doch niemand war zu sehen, geschweige denn zu hören. Nur die Silhouetten des Campanile und der anderen Kirchtürme stachen aus dem Dächermeer in den Nachthimmel wie schwarze Stacheln.

Er spürte, wie seine Angst nachließ und er sich allmählich sicherer fühlte. Er wusste, dass nur wenige Menschen diese geheimen Wege kannten. Nicht einmal sein Stiefbruder Gasparo wusste davon. Die itinerari segreti waren Raineros großes Geheimnis. Vor einigen Jahren hatte er sich mit einer Gruppe von Straßenkindern angefreundet, den Pantegane, den Kanalratten. Ihr Anführer Luca hatte ihm daraufhin gezeigt, wie man die geheimen Wege benutzte.

Geduckt setzte Rainero seinen Weg fort, lief über das Dach und kletterte auf der anderen Seite an einem Spalier wieder hinunter in die nächste Gasse. Dort tauchte er in die düstere Öffnung eines tunnelartigen Ganges ein und gelangte durch ihn auf einen kleinen Campo, der auf den ersten Blick eine Sackgasse bildete. Aber eben nur auf den ersten Blick. Rainero wusste von den Pantegane, dass es sehr wohl einen weiteren Ausgang gab: einen schmalen Spalt zwischen den Häuserzeilen, voller Schmutz und Ratten, aber gut verborgen hinter den Ranken des wilden Weins. Die Passage war so eng, dass nur jemand ganz Schmächtiges sie benutzen konnte. Rainero, dessen Statur schon recht hager war, musste den Bauch einziehen, um sich hindurchzuzwängen. Am anderen Ende öffnete sich eine breitere Gasse, in die er hinaustrat, nachdem er sich vergewissert hatte, dass dort niemand war. Schwerfällig fiel er in einen müden Trab, wobei er immer wieder den Kopf wandte und auf Geräusche horchte. Doch hinter ihm blieb alles still.

Als er den Rio di Noale überquerte, sah er im Licht des Mondes das Ca’ Pesaro auf der anderen Seite des Canal Grande. Wie kurz der Weg doch mit einem Boot gewesen wäre.

Rainero lief weiter, nur noch wenige Schritte trennten ihn vom Campo Santa Fosca und den schützenden Mauern des Ca’ Zon. Doch kurz bevor er den Platz betrat, schnellte plötzlich etwas auf ihn zu. Das Etwas war groß und haarig und riss ihn brutal zu Boden. Rainero stieß einen erschrockenen Schrei aus und trat in wilder Panik um sich. Doch das zottige Ungeheuer presste ihn mit aller Gewalt auf das Steinpflaster. Er spürte scharfe Krallen über seine Haut kratzen, wie eine Pranke sich um seinen Hals legte und gnadenlos zudrückte. Ein kehliges Knurren drang aus der schrecklichen Schnauze des Ungetüms, die nur wenige Handbreit über seinem Gesicht schwebte. Voller Verzweiflung kämpfte Rainero gegen das Monster an, aber die Klauen um seinen Hals drückten weiter zu. Grelle Lichtblitze tanzten vor seinen Augen, dröhnend pochte das Blut durch seine Ohren, während er mit schwindenden Kräften versuchte, den Griff der Klauen zu lösen. Nicht mehr lange und er würde tatsächlich vor den Pforten des Himmels stehen.

Doch plötzlich verschwand der Druck auf seine Kehle, und ein irrsinniges Lachen schwang sich in die Stille der Nacht auf. Schrill hallte es von den maroden Fassaden der Häuser zurück wie der Schrei eines tollwütigen Schweins. Die struppige Gestalt rollte sich von ihm herunter und blieb neben ihm liegen. Dabei lachte sie immer weiter wie jemand, der gerade seinen Verstand verlor.

»Gasparo?«, krächzte Rainero benommen und stemmte sich auf den Ellenbogen. Sein ganzer Körper schmerzte. »Gasparo! Zum Teufel, was soll das?«

Doch nur kreischendes Lachen kam als Antwort. Gasparo kugelte sich im Dreck vor Vergnügen. Er trug eine Maske und ein Kostüm, das aussah, als hätte er es sich aus Fetzen alten Fells zusammengenäht. Die Maske war die Fratze irgendeines dämonischen Monsters. Sie war grob modelliert und schwarz bemalt. Ein Werwolf oder so etwas.

Wütend holte Rainero aus, schlug nach seinem ein Jahr älteren Stiefbruder und riss ihm die Maske vom Gesicht. In Venedig besaß so gut wie jeder ein Kostüm für den großen Karneval, aber dieses hatte er noch nie gesehen. Gasparo musste es extra angefertigt haben, um ihm Angst einzujagen.

Gasparo bekam sich gar nicht mehr ein, er lachte und kreischte und kugelte sich auf dem Boden. Rainero wusste zwar, dass sein Stiefbruder einen recht eigenartigen Humor besaß, aber so hatte er ihn noch nie erlebt.

»He, Gasparo«, rief er und boxte dem vollkommen übergeschnappten Jungen in die Rippen. »Hör auf. Du bist ja nicht ganz bei Trost.«

»Nicht bei Trost? Ha ha ha! Das sagst ausgerechnet du, Coniglio? Dabei warst du es doch, der sich eben vor Angst in die Hose gepisst hat.«

»Habe ich nicht!«

»Und warum bist du dann so nass?«

»Weil ich in den Kanal gestürzt bin, du Idiot. Warum bist du einfach abgehauen?«

»Mir war kalt.« Gasparo lachte weiter. »Nichts für ungut, Coniglio.«

»Mistkerl«, schnaubte Rainero und erhob sich. So gut es ging, wischte er sich den Dreck von seiner ruinierten Kleidung und wandte sich ab. Er würde mächtig Ärger bekommen, wenn Sior Zon sah, dass er Hemd und Hose zerrissen hatte, selbst wenn Gasparo schuld daran war. Auf müden Beinen schleppte Rainero sich zum Ca’ Zon hinüber, einem mehrstöckigen Palazzo aus weißem Marmor, der wie die meisten Paläste neben dem repräsentativen Wassertor auch ein weniger schmuckes Landportal auf der Rückseite besaß. Er hörte, wie Gasparo hinter ihm auf die Füße sprang und federnden Schrittes zu ihm aufholte. Kurz darauf krachte dessen Hand auf seine Schulter, untermalt von einem glucksenden Kichern.

»Besser, wir sind leise«, sagte Gasparo belustigt, »sonst merkt mein Vater noch was. Und das wollen wir doch nicht.«

Rainero schüttelte den Kopf. Er wollte nur noch eins: so schnell wie möglich ins Bett. Bis zum Sonnenaufgang waren es nur noch wenige Stunden, und es wartete ein Tag voll harter Arbeit auf ihn. Das allein war schon Strafe genug für seine nächtliche Herumtreiberei. Auf Zehenspitzen schlichen sie in den Palazzo und die Treppen hinauf. Noch schliefen alle, und sie erreichten unbemerkt den zweiten Stock, wo die Herrschaften Zon ihre Räumlichkeiten hatten. Doch bevor Rainero zu den Gesindekammern im Dachgeschoss hinaufsteigen konnte, hielt Gasparo ihn am Ärmel fest.

»Unser kleiner Ausflug bleibt unter uns, hörst du?«, flüsterte er drohend.

Rainero nickte, er verspürte keine Lust, auch nur ein weiteres Wort mit seinem Stiefbruder zu wechseln. Doch Gasparo ließ ihn noch immer nicht gehen.

»Was ist denn?«, zischte Rainero gereizt. Er wollte endlich seine nasse Kleidung ausziehen.

»Du bist und bleibst ein Angsthase, Coniglio. Weißt du das? So wirst du niemals ein Zon werden.« Mit diesen Worten stieß Gasparo ihn weg, lief durch den Flur und verschwand in seinem Zimmer.

Niedergeschlagen eilte Rainero in das Dachgeschoss hinauf, wo er sich eine Kammer ausgerechnet mit dem Diener des Hauses teilte, den er am wenigsten leiden mochte. Jacopo lag mit dem Rücken zu ihm auf seinem Bett und schnarchte laut vor sich hin. Die Kammer war winzig und bis auf die zwei Betten und zwei Truhen, in denen Rainero und Jacopo ihre wenigen Habseligkeiten aufbewahrten, passte nicht mehr viel hinein. Die Zimmerdecke fiel schräg ab und wurde am Ende so niedrig, dass man sich den Kopf einrammte, wenn man aufrecht zum Gaubenfenster ging, das auf den Rio del Servi blickte. Im Sommer war es hier unter den Dachziegeln glühend heiß und im Winter, so wie jetzt, eiskalt. Gern hätte er ein wärmeres Zimmer im Stockwerk weiter unten gehabt, doch das gestand Sior Zon ihm nicht zu.

Schnell zog Rainero seine klamme Kleidung aus, kroch unter die Decke und zerrte sie bis zum Kinn hoch. Jetzt, da er hier in seinen vertrauten vier Wänden war, kam er sich vor wie ein erbärmlicher Dummkopf. Wieder einmal hatte Gasparo es geschafft, ihn reinzulegen und ihn zu demütigen. Die Mutprobe, das Kostüm und die schaurige Vorstellung in der Gasse mit dem Knurren und den nassen Klatschgeräuschen – das alles hatte Gasparo nur eingefädelt, um ihm Angst einzujagen. Rainero biss sich auf die Lippen, und Zorn stieg in ihm auf.

Coniglio.

Immer wieder hörte er Gasparos Stimme dieses verhasste Wort sagen.

Coniglio. Coniglio. Coniglio.

Rainero schloss die Augen. Was konnte er schon dafür, dass er damals mit ansehen musste, wie seine Eltern ermordet wurden.

4. KAPITEL

Am nächsten Morgen, keine drei Stunden, nachdem Rainero zu Bett gegangen war, wurde er von einem Rütteln an seiner Schulter geweckt. Müde öffnete er die Augen und sah den Diener Antonio an. Sein bester Freund im Hause Zon trug bereits seine Dienstkleidung. Eine dunkelblaue Livree mit langen Schößen und Goldlitzen, dazu ein Hemd mit Jabot aus weißer Spitze. Mit seinem sanften, etwas rundlichen Gesicht und den schwarzen, im Nacken zusammengebundenen Haaren machte Antonio eine schneidige Figur. Das war gut, denn im Ca’ Zon legte man höchsten Wert auf standesgemäße Garderobe, selbst beim Personal. Auch wenn es nur zum Schein war. Der Wohlstand einer Familie sollte daran erkennbar sein, wie gut die dienstbaren Geister eingekleidet waren. Obwohl die Zons lange nicht so begütert waren wie andere Familien und es nie bis ins Goldene Buch der Stadt geschafft hatten, in dem alle Patrizierfamilien der Seerepublik verzeichnet waren, betonten sie doch stets, dass ihr Name wie die Familiennamen der Nobili gleichfalls seit dem 10. Jahrhundert existierte. Rainero konnte auf einen weniger weitreichenden Stammbaum zurückblicken, zudem war außer ihm niemand von seiner Familie mehr am Leben. Sollte er kinderlos bleiben, so würde der Name Marinin aussterben.

Ein lautes Stöhnen drang aus seiner Kehle, als er sich erhob und seine geplagten Glieder streckte. Nach den unerfreulichen Ereignissen der letzten Nacht fühlte er sich wie gerädert.

»Du solltest dich beeilen«, sagte Antonio mit einem besorgten Blick seiner dunklen Augen. »Es ist schon nach sieben. Die Herrschaften sind bereits auf und Pietro wartet in der Küche auf dich. Sag mal, wo warst du überhaupt letzte Nacht?« Er hob eine Hand. »Nein, warte. Lass mich raten: wieder eine Mutprobe?«

»Ja. Und die letzte, auf die ich mich eingelassen habe, das kann ich dir sagen. Noch einmal lasse ich mich von Gasparo nicht reinlegen.«

Antonio, der nur ein paar Jahre älter war als Rainero, legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich verrate nichts. Versprochen.«

Rainero nickte. Er und Antonio teilten sich einige Geheimnisse, genauso wie ihre Sorgen und Ängste. Oft redeten sie darüber, wenn sie abends nach ihrer Arbeit zusammen in Antonios Kammer hockten. Rainero wusste, dass er sich auf das Wort seines Freundes verlassen konnte.

»Danke, Antonio. Geh schon mal vor. Ich komme gleich runter in die Küche.« Er unterdrückte ein Gähnen und schickte Antonio aus der Kammer, schließlich wollte er nicht, dass dieser wegen ihm auch noch Ärger bekam.

In der Küche empfing ihn rege Geschäftigkeit und ein Schwall heißer Wasserdampf. Der große Herd war bereits angefeuert, auf ihm standen mehrere Töpfe mit kochendem Wasser. Sofort geriet Rainero ins Schwitzen und schob sich die Ärmel hoch. Das zerrissene Hemd und die schmutzige Hose hatte er in seiner Truhe versteckt. Da er nur zwei Garnituren Kleidung besaß, würde er früher oder später beichten müssen, dass er sein Hemd ruiniert hatte. Aber das würde er so lange wie möglich hinausschieben und sich bis dahin überlegen, was er machen sollte. Womöglich würde er sein gesamtes Gespartes aufbringen müssen, um sich heimlich eine neue Garnitur zu kaufen.

Pietro, der kahlköpfige Küchenvorsteher, winkte ihn ungeduldig heran und deutete auf einen Berg aus Möhren und Zwiebeln. Die sollten für das Abendessen der Angestellten, einen deftigen Eintopf, zerkleinert werden. Ohne zu murren, griff Rainero nach dem Messer und machte sich an die Arbeit. Obwohl er Osvaldo Zons Mündel und entfernt mit ihm verwandt war, hieß das nicht, dass er denselben Stand innehatte. Gott bewahre! Die Marinins standen in der Hierarchie der Familien viel weiter unten als die Zons, und so wurde Rainero auch behandelt. In diesem Hause galt er nicht mehr als ein Dienstbote, eine billige Arbeitskraft, der es verboten war, aufzumucken. Er half überall dort, wo etwas im ehrenwerten Ca’ Zon anfiel: in der Küche, im Warenlager beim Be- und Entladen der Boote, beim Saubermachen der Latrinen, bei Reparaturarbeiten und beim Entstauben der Kronleuchter aus wertvollem Murano-Glas. Oft aber erledigte er irgendwelche Botengänge für Sior Zon. Meist waren es Schriftstücke, die er mal hierhin und mal dorthin bringen musste. Manchmal aber auch kleine Kästchen, bei denen Rainero sich stets fragte, was wohl darin sein mochte. Aber nie hatte er es gewagt, sich danach zu erkundigen. Er stellte ohnehin niemals Fragen und tat immer das, was man ihm auftrug. Rainero wusste, was ihm blühte, wenn er seine Aufgaben nicht ordentlich erledigte oder gar zu neugierig war. Prügel und Stubenarrest. Das Schlimmste, was er einmal bekommen hatte, waren zwei Dutzend Stockhiebe auf das blanke Hinterteil und anschließend eine Woche Arrest in einer fensterlosen Zelle im Untergeschoss. Bei Wasser und Brot und mit nichts als den Ratten als Gesellschaft.

Rainero schüttelte sich bei dieser Erinnerung. Um nichts in der Welt wollte er das noch einmal erleben. Er schob die ersten zerkleinerten Möhren in eine Schüssel. Im Hintergrund herrschte gedämpftes, beinahe einschläferndes Gemurmel, das nur von einem steten Hackgeräusch überlagert wurde. Das kam von Jacopo. Bekleidet mit einer blutigen Schürze stand der hagere Diener Rainero gegenüber und zerkleinerte mit einem Fleischerbeil einen Berg Schweinerippen. Dabei wirkte sein Gesicht vollkommen ausdruckslos, seine Augen waren konzentriert auf seine Arbeit vor ihm gerichtet.

Rainero wandte den Blick von dem Stapel rohen Fleischs ab und wollte gerade mit dem Schälen der Zwiebeln beginnen, da flog die Tür zur Küche auf und jemand kam hereingestürzt. Es war Sebastiano, der Majordomus der Familie Zon, der sämtliche Abläufe im Palazzo im Blick hatte. Ein paarmal hatte Rainero ihn bei seinen Arbeiten begleitet. Er war ein freundlicher, ruhiger Mann, der ihn immer gut behandelte. Jetzt jedoch wirkte Sebastiano vollkommen außer sich. Er riss sich den Dreispitz von seinem ergrauten Haupt und wedelte damit herum.

»Habt ihr schon gehört?!« Er rannte aufgeregt einmal im Kreis und blieb dann mitten im Raum stehen.

Pietro drehte sich am Herd um und hob die Brauen, was zwar seine Stirn in Falten legte, nicht aber seine polierte Glatze. »Nein, alter Mann, wir haben noch nichts gehört. Aber du wirst uns sicherlich gleich davon erzählen.«

Sebastiano stieß Luft aus und stützte sich erschöpft auf seinen Oberschenkeln ab. »Madonna, ihr werdet’s nicht glauben!« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich bin sofort hierhergelaufen, als ich es gehört habe. Haben die Herrschaften schon etwas verlauten lassen?«

Pietro stemmte leicht verärgert eine Hand in die fleischige Hüfte, während er mit der anderen weiter im Topf rührte. »Nein, zum Teufel. Worüber denn auch? Und jetzt raus mit der Sprache!«

Der alte Sebastiano schüttelte den Kopf, als könne er es nicht fassen. »Es hat einen bestialischen Mord gegeben.«

Pietro winkte verächtlich ab. »Pah, ein Mord. Und deshalb machst du so ein Theater?« Morde und Hinrichtungen waren in Venedig normalerweise nichts, was große Aufregung verursachte. Beinahe wöchentlich wurde ein Dissident enthauptet und zur Abschreckung zwischen den beiden Säulen am Markusplatz zur Schau gestellt. Mindestens genauso oft trieben die Leichen jener Unglücklichen im Kanal, die durch die Hand staatlich gedungener Mörder starben oder durch einen Straßenräuber. Die Regierung Venedigs war nervös geworden und ließ potenzielle Feinde der Seerepublik möglichst schnell hinrichten. Jeder konnte Opfer einer Denunziation werden. Die Augen und Ohren der Staatsinquisitoren waren überall. Die Verunsicherung und das Misstrauen der Bürger wuchsen beinahe täglich.

»Das hier ist anders, Pietro«, sagte Sebastiano mit ernster Miene. »Glaub mir.«

»Ach, ja?« Der Küchenvorsteher blitzte den Majordomus argwöhnisch an.

»Ja, doch! Der Ermordete ist Paolo Loredan, ein Mitglied des Kleinen Rates. Und seine Leiche ist ganz schön übel zugerichtet worden. Sie wurde regelrecht zerfetzt.«

»Zerfetzt?«, riefen Sofia und Cilia gleichzeitig aus und schlugen die Hände an ihre rot glühenden Wangen. Aufgeregtes Tuscheln folgte, und Pietro hörte kurz auf, in seinem Topf zu rühren. Mit einer ruhigen Bewegung legte Jacopo sein Fleischerbeil zur Seite und wischte sich die Hände an der Schürze ab.

»Wie übel sah die Leiche denn aus?«, erkundigte er sich.

Sebastiano warf einen nervösen Blick auf die beiden Mägde und sah anschließend wieder zu Pietro. Der Küchenvorsteher überlegte, dann nickte er. »Die Frauen können es ruhig hören. Also los, erzähl schon.«

Der alte Diener holte mit zitterndem Kehlkopf Luft, und als er zu berichten begann, was ihm auf dem Weg zum Markt zu Ohren gekommen war, hätte Rainero sich beinahe in den Finger geschnitten. Mit klopfendem Herzen ließ er beide Hände sinken und starrte Sebastiano an. Auch Pietro und den beiden Mägden hatte es die Sprache verschlagen.

Bis Jacopo sich rührte und fragte: »Ausgeweidet wie ein Schwein? Den Wanst aufgeschlitzt von oben bis unten?« Beinahe amüsiert verzog er das Gesicht. Er schien der Einzige zu sein, der statt Ekel sogar Freude daran empfand.

»Ja, wie mit einem Messer«, bestätigte Sebastiano. »Oder einem anderen scharfen Werkzeug.«

Rainero konnte sehen, wie die Knöchel von Sebastianos schwieligen Fingern, mit denen er seinen Hut umklammert hielt, weiß hervortraten. Es war offensichtlich, dass der alte Diener nicht bloß aufgeregt war. Er hatte Angst.

»Und man hat kein Blut gefunden?«, wiederholte Jacopo den nächsten für ihn wichtigen Punkt aus Sebastianos vorangegangener Erzählung.

»Keinen einzigen Tropfen, obwohl es eigentlich eine ganze Menge hätte geben müssen.«

»Das will ich wohl meinen.« Nachdenklich schürzte Jacopo die schmalen Lippen. »Nun, vielleicht wurde der Mann an einem anderen Ort umgebracht und seine Leiche dann dorthin geschleppt. Was ist mit den Eingeweiden? Wo sind die?«

»Angeblich fehlen der Magen, die Lunge, die Leber und die Därme. Alles andere soll noch in … in der Leiche sein.«

»Dio mio«, flüsterte Sofia und bekreuzigte sich hastig. Alle Anwesenden taten es ihr gleich. Danach herrschte betroffenes Schweigen in der Küche. Nur in den Töpfen auf dem Herd blubberte es leise vor sich hin.

»Wo … wo ist das passiert?«, wagte Rainero endlich zu fragen.

Sebastiano hob die Schultern. »In San Polo in der Nähe der Rialtobrücke.«

»Hat jemand den Mörder gesehen?«, erkundigte sich Rainero weiter.

»Nein. Aber eine Frau will gehört haben, wie jemand weggelaufen ist. Jedoch keine Schreie, Schläge oder Kampfgeräusche. Nur die fliehenden Schritte.«

Rainero wandte seinen Blick ab und sah auf die Zwiebel in seiner linken Hand und auf das Messer in seiner rechten. Konnte das sein? War er, ohne es zu wissen, dem Mörder über den Weg gelaufen? War er es, den er in der dunklen Gasse bei seiner Tat gestört hatte? Oder schlimmer noch: Hatte der Mörder ihn gesehen?

Rainero spürte, wie seine Knie weich wurden und sein Hals trocken. Er musste schlucken, dabei war ein vernehmliches Klicken zu hören. Schnell räusperte er sich und setzte seine Arbeit mit den Zwiebeln fort. Er hoffte, dass niemand seine erschrockene Reaktion bemerkt hatte. Keiner durfte wissen, dass er letzte Nacht in San Polo unterwegs gewesen war. Als nächstes verdächtigte man noch ihn. Oder Gasparo.

Du lieber Himmel, Gasparo, schoss es ihm durch den Kopf. Sein Stiefbruder war gestern Nacht auch dort gewesen. Aber war dieser in der Lage, so etwas Scheußliches zu tun? Einem Mann den Bauch aufzuschlitzen und die Eingeweide herauszuschneiden? Nein. Gasparo war zwar manchmal ein Scheusal, aber ein Mörder war er ganz bestimmt nicht. Trotzdem – er würde dringend mit ihm reden müssen. Er musste wissen, ob Gasparo auch dort gewesen war, in der dunklen Gasse. Und ob er es ebenfalls gehört hatte. Das Schmatzen und das Scharren von scharfen Krallen.

5. KAPITEL

Zaghaft, aber dennoch laut genug, klopfte der Diener Antonio an die Tür zur Schreibstube. Hinter ihm stand der maskierte Gast. Er trug ein durch und durch schwarzes Bauta-Kostüm mit dunklem Cape, einer mit Spitzen besetzten Kapuze und einem Dreispitz auf dem Kopf. Seine Maske war jedoch entgegen der geltenden Tradition dieses Kostüms nicht weiß oder golden, sondern pechschwarz bemalt. Die Augen hinter den Sichtschlitzen taxierten ihn aufmerksam. Sie waren ebenfalls pechschwarz und leuchteten kalt wie Stein.

Aufgrund der Verkleidung wusste Antonio, dass der Besucher ein Mitglied der scuola della maschera nera war, der geheimnisvollen Bruderschaft der Schwarzen Maske, die in der Stadt von sich reden machte, weil sie bei ihren Versammlungen angeblich finstere, okkulte Mächte anrief.

»Ja, was gibt es?«, erklang es leicht gereizt hinter der Tür.

»Sior Zon, Euer Besuch ist hier«, antwortete Antonio mit gesenkter Stimme.

»Soll reinkommen.«

Antonio öffnete die Tür und ließ den Gast eintreten. Sior Zon erhob sich von seinem Armsessel hinter dem Arbeitstisch, der voll mit Papieren war, ging lächelnd auf den Mann mit der Maske zu und verbeugte sich leicht.

»Gut, dass Ihr kommt, Sior Maschera«, grüßte er den Mann mit der Anrede, die in Venedig für alle Maskierten galt. »Bitte, nehmt Platz.« Zon wandte sich an Antonio, der noch immer in der Tür stand. »Lass uns allein, und sieh zu, dass uns niemand stört. Hörst du? Niemand!«

Antonio verneigte sich und bezog wie befohlen Posten vor der verschlossenen Tür. Nur gedämpft hörte er die Stimmen der beiden Männer durch die Tür dringen.

»Hat er was gemerkt?«

»Nein, ich denke nicht.«

»Gut, wir müssen wachsam sein.«

Mehr bekam Antonio nicht mit. Er war mit seinen Gedanken längst woanders. Seit er heute Morgen von dem grausamen Leichenfund in San Polo gehört hatte, konnte er an kaum etwas anderes denken. Rainero hatte ihm erzählt, dass er in der Nacht unterwegs gewesen war. Angeblich wieder eine Mutprobe. Der Arme fiel stets aufs Neue auf die Versprechen seines Stiefbruders herein. Dabei war doch klar, dass er die Proben nie bestehen würde. Antonio hatte Rainero schon oft darauf hingewiesen, dass Gasparo nur mit ihm und seiner Hoffnung spielte, in die Familie Zon aufgenommen zu werden. Von Rainero wusste Antonio auch, dass Gasparo in der Nacht ebenfalls draußen gewesen war. Wann die beiden allerdings zurückgekommen waren, wusste er nicht. Zu der Zeit hatte er bereits tief und fest geschlafen. Nicht, dass er glaubte, Rainero oder Gasparo hätten etwas mit diesem Mord zu tun. Obwohl – Gasparo traute er schon so einiges zu. Der junge Herr besaß einen unsteten Charakter. Er war eitel, dumm und grausam. Er hatte große Freude daran, Menschen, die sich nicht zu wehren vermochten, zu schikanieren und zu quälen, so wie Mäuse, die man in einen Wasserkrug warf und dabei zusah, wie sie gegen ihr Schicksal ankämpften und dann vor Entkräftung jämmerlich ertranken. Wenn möglich ging Antonio Gasparo aus dem Weg. Er hatte auch schon darüber nachgedacht, bei einer anderen Familie in die Dienste zu treten. Doch im Ca’ Zon wurde man im Gegensatz zu anderen Palazzi noch ganz gut bezahlt. Woanders bekam man meistens nur Kost und Logis und am Jahresende eine neue Garnitur Kleidung, weil die Herrschaften knapp bei Kasse waren oder ihre Dukaten lieber für Frivolitäten ausgaben. Aber Antonio brauchte das Geld, und bis er genug zusammen hatte, musste er aufpassen, nicht in Gasparos Augenmerk zu rücken.

Er hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, da hörte er Schritte auf der Treppe. Wenig später bog der junge Zon um die Ecke.

Quando si parla del diavolo, dachte Antonio mit einem stummen Seufzen und beobachtete, wie Gasparo mit hochnäsiger Miene auf ihn zustolziert kam. Der alleinige Abkömmling des Hauses Zon trug einen Gehrock und eine Weste aus grünem Brokat, samtene Kniehosen mit weißen Seidenstrümpfen und teure Schuhe, auf denen silberne Schnallen glänzten. Sein rotes Haar wurde von einer schwarzen Schleife im Nacken zusammengehalten und stand in einem wundervollen Kontrast zu dem Grün des Gehrocks, was Antonio neidlos anerkennen musste. Auch wenn Gasparos Gesicht übersät war mit Sommersprossen, die ihn wesentlich jünger erscheinen ließen, wusste Antonio, dass der Filius einen Stich bei Venedigs Damenwelt hatte. Etwas, von dem Antonio in seiner Bescheidenheit nur träumen konnte.

»Hallo, Antonietto«, sagte Gasparo verächtlich und blieb vor ihm stehen.

Antonio beugte huldvoll sein Haupt. Obwohl er es hasste, so genannt zu werden, schwieg er. Rainero hatte vollkommen recht. Gasparo besaß ein Talent dafür, einem die Worte wie Dolche ins Fleisch zu stoßen.

»Mach den Weg frei, ich will zu meinem Vater«, gebot Gasparo herablassend. »Na, was ist, soll ich dir Beine machen?«

Antonio räusperte sich. »Ich kann Euch leider nicht einlassen, junger Herr. Sior Zon hat ausdrücklich befohlen, von niemandem gestört zu werden.«

»Von niemandem, so, so.« Gasparo starrte ihn an.

»Ja, so ist es, fürchte ich. Entschuldigt bitte.« Antonio bemerkte den Wandel von Übermut zu Hass in dem sommersprossigen Gesicht und ihm wurde bang.

»Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, du verdammte Missgeburt«, zischte Gasparo. »Ich bin kein Niemand! Ich bin der Sohn des Hausherrn und ich will sofort zu meinem Vater.« Er machte einen Schritt auf die Tür zu, doch Antonio versperrte ihm mutig den Weg. Wütend funkelte Gasparo ihn an, und Antonio war klar, dass diese Situation kein gutes Ende nehmen würde, ganz egal, was er tat.

»Junger Herr, ich beschwöre Euch. Wir bekommen beide Ärger, wenn Ihr in das Zimmer geht.« Antonio verachtete sich für den flehenden Klang in seiner Stimme, aber er wollte nicht für etwas bestraft werden, an dem er keine Schuld trug.

»Du kannst mich mal, du dahergelaufener Bauerntrampel.« Gasparo stieß ihn grob zur Seite, und bevor Antonio es verhindern konnte, hatte er die Tür zur Schreibstube auch schon geöffnet. Osvaldo Zon und sein geheimnisvoller Besucher verstummten mitten im Gespräch und blickten überrascht auf. Der Gast hatte seine Maske abgelegt, wandte sich nun aber rasch ab, um sein Gesicht zu verbergen. Antonio hatte trotzdem einen kurzen Blick auf seine Züge erhaschen können. Der Mann mit den ungewöhnlich kalten Augen war alt und kam ihm vage bekannt vor.

»Zum Teufel, Antonio!« Auf Zons fleischigem Gesicht explodierte der Zorn. »Ich hatte doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will.«

»Tut mir leid, Sior«, entschuldigte sich Antonio. »Aber Euer Sohn …«

»Vater, ich muss Euch sprechen«, drängte sich Gasparo dazwischen. »Es ist dringend.«

»Verdammt noch mal, das ist mir egal, Gasparo. Das muss warten.«

»Aber …«

»Kein Aber! Auch du hast meinen Anweisungen Gehorsam zu leisten. Basta.«

Antonio sah, wie Gasparo unter der Zurechtweisung seines Vaters zusammenzuckte, als wäre er von ihm angespuckt worden. Wie sehr musste er es hassen, im Beisein anderer gedemütigt zu werden? Antonio spürte das leichte Schwirren eines Triumphgefühls in seiner Brust, wusste im selben Moment aber auch, dass er dafür noch büßen würde.

»Aber, Vater, es ist wichtig«, beharrte Gasparo stur.

»Schluss jetzt!«, schrie Sior Zon ungehalten. »Verschwindet. Beide. Ich will euch nicht mehr sehen.«

Mit wütender Miene wirbelte Gasparo auf dem Absatz herum. »Dafür wirst du bezahlen, bastardo«, zischte er Antonio zu, als er an ihm vorbei aus der Schreibstube stürmte. »Verlass dich drauf.« Mit polternden Schritten entfernte er sich und rannte am Ende des Flurs die Treppe hinunter.

»Und du, Antonio«, rief Sior Zon, »darfst am kommenden Sonntag für die Missachtung meiner Anweisung deine freien Stunden gerne in der Küche verbringen. Und jetzt lass uns allein.«

Niedergeschlagen schloss Antonio die Tür, vor der er weiterhin verharrte wie ein Wachhund, der trotz Prügel seinem Herrn treu ergeben war. Wenig später drangen erneut die Stimmen der beiden Männer durch die Tür, und diesmal versuchte Antonio, dem Gespräch zu folgen. Er wollte sich ablenken. Ablenken von dem, was ihm blühte, wenn Gasparos Rache ihn traf.

»Euer Sohn ist ein Heißsporn, Sior Zon«, sagte der Besucher, den Antonio noch immer nicht einordnen konnte. Wo hatte er diesen Mann bloß schon einmal gesehen?

»Tut mir leid, ich muss mich für sein ungehöriges Verhalten entschuldigen«, entgegnete Sior Zon darauf. »Ich werde dafür sorgen, dass Gasparo einen Tadel erhält. Darauf könnt Ihr Euch verlassen.«

»Das werde ich. Aber kommen wir nun zu den wichtigen Dingen.«

»Ihr habt recht. Gab es schon eine Untersuchung der Leiche?«

»Der Anatom des obersten Gerichts wurde damit betraut. Aber es gibt noch etwas anderes, über das wir reden müssen.« Die Stimme des Besuchers wurde leiser, sodass Antonio sie nicht mehr verstehen konnte. Doch die Antwort, die kurz darauf von Sior Zon kam, war wieder deutlich und versetzte Antonio in Schrecken. Als hätte jemand von hinten seine Livree in Brand gesteckt, wallte sie heiß in ihm auf und jagte gleich mehrere glühende Schauer über seinen Rücken.

6. KAPITEL