Die Chroniken des Zaubersteins - Rinanka Kos - E-Book

Die Chroniken des Zaubersteins E-Book

Rinanka Kos

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Beschreibung

Eine Chronik, die einen nicht mehr loslässt - ein Muss für alle, die Fantasy lieben. Eine kleine, bunt gemischte Gruppe aus der Elfe Daya, den zwei Zwergen Nelfin und Ramun und dem Halbriesen Tors findet sich plötzlich in den Tunnels der Zwergenberge wieder. Sie haben den wichtigen Auftrag bekommen, den verschwundenen Stein der Zauberer wiederzufinden. Kein leichtes Unterfangen! Sie erleben das Abenteuer ihres Lebens, denn die turbulente Reise hält viele Überraschungen für sie bereit. Lebewesen, von denen sie noch nie zuvor gehört haben, kreuzen ihren Weg, und der eine oder andere schließt sich der Gruppe an. Ihre Mission führt sie in rätselhafte, fremde Welten, doch dort lauern zahlreiche Gefahren. Zudem wird die Reise durch eine geheimnisvolle, unbekannte Person behindert, die ihnen erhebliche Probleme bereitet. Werden sie dennoch Erfolg haben? Finde es heraus, trau dich und stürze dich zusammen mit den unfreiwilligen Helden in dieses Abenteuer!

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Seitenzahl: 792

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Anhang

Ein kleines Dankeschön

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2016 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-95840-086-3

ISBN e-book: 978-3-95840-087-0

Lektorat: Silvia Zwettler

Umschlagfoto: catiamadio | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

www.novumverlag.com

Kapitel 1

Das Beben

„Lauft, lauft, beeilt euch!“, rief Tors. „Wir sind gleich da, ich sehe schon das Tageslicht.“

Ganz in der Ferne, am Ausgang des bebenden Tunnels, funkelte ein Sonnenstrahl direkt in den Tunnel hinein und hüllte ihn für einen kurzen Moment in verschiedene Farben ein, was aber den Laufenden entging.

„Es kann nicht mehr lange dauern, kommt, lauft doch!“ Am liebsten hätte Tors alle auf den Arm genommen, um sicher aus dem Tunnel herauszukommen. Mit seinen langen Beinen konnte er mit Sicherheit am schnellsten laufen.

Daya guckte nach vorne, um zu sehen, ob Tors recht hatte, und für den Bruchteil einer Sekunde meinte sie im Lichtstrahl etwas zu sehen, was aber gleich darauf auch schon wieder verschwunden war. Der Tunnel schwankte und die Erde bebte immer stärker und stärker. Überall stürzten Steine herunter und Staub wurde aufgewirbelt und verschlechterte die Sicht.

Daya konnte kaum etwas sehen und dann musste sie auch noch husten. Der Tunnel würde nicht mehr lange halten. Er konnte jeden Moment zusammenstürzen. Große Risse erschwerten die Flucht erheblich, und wenn sie und die anderen es nicht schafften, herauszukommen, dann konnte niemand mehr die Suche nach dem Stein der Zauberer weiterführen.

Dann passierte es, Daya strauchelte, ihre Fußspitze verhakte sich in einem Riss und Daya konnte sich nicht mehr länger auf den Beinen halten, sie fiel vornüber auf die Knie. Tränen traten ihr in die Augen. Eine leichte Panik stieg in ihr hoch, schnell schluckte sie ihren Schmerz hinunter, schaute hoch und machte Anstalten, wieder aufzustehen.

In diesem Moment war Tors schon da, er kam ihr gleich aus Höflichkeit zu Hilfe. Jeder vom Westvolk würde das tun, ohne darüber nachzudenken, aber auch weil er direkt hinter ihr war und sonst nicht an ihr vorbeigekommen wäre. Er warf Daya so schnell, wie es ging, über seine Schulter und lief, so rasch er konnte, weiter. Für Tors war das keine besondere Anstrengung, weil Daya für ihn nicht viel mehr wog als eine Feder.

Tors vom Westvolk ist ein Halbriese und die Halbriesen sind ein Volk, das handelt und nicht erst erklärt.

Die beiden anderen, zwei Zwerge, Ramun und Nelfin, hatten das Ende des Tunnels schon fast erreicht, als sie das erste Mal den Schrei hörten. Er ging durch Mark und Bein.

Plötzlich blieben alle stehen. In diesem Moment erklang der Schrei ein zweites Mal, dieses Mal klang er voller Verzweiflung, gleichzeitig bebte die Erde noch heftiger, als würde der Schrei die Ursache des Bebens sein. Ringsumher fielen immer mehr Steinbrocken herunter, sie mussten höllisch aufpassen, um nichts abzubekommen. Die Erde bebte so heftig, dass sie sich nur noch schwer auf den Beinen halten konnten. Und weiterhin fielen Steinbrocken herunter, die immer größer wurden. Noch mehr Staub wirbelte hoch und verursachte bei den Zwergen einen Niesreiz.

Eingeschüchtert durch die Schreie blickten sie zu Tors. Der Schrei klang beim zweiten Mal nicht nur verzweifelt und ängstlich, sondern irgendwie auch hoffnungslos. „Wa-wa-was in, in a-a-aller W-W-Welt war d-das?“, stotterte Ramun und seine Stimme zitterte vor Entsetzen.

Tors brüllte über den Lärm von herabfallenden Steinbrocken und das Beben der Erde den anderen zu: „Lauft, lauft doch, wir müssen es schaffen!“ Dann setzte er sich wieder in Bewegung, dabei schubste er die Zwerge kurz an, damit sie nicht länger stehen blieben, sondern sofort weiterliefen. Er trug dabei immer noch Daya über seiner Schulter, ohne auf ihre Gegenwehr zu achten, und die war nicht gering für eine Elfe.

Sie schlug Tors mit beiden Fäusten auf den Rücken und versuchte ihn zu treten, wo sie nur konnte, damit er sie wieder hinunterließ. Aber Tors reagierte überhaupt nicht, das machte Daya richtig wütend und sie begann zu schimpfen, ganze Tiraden. Ihr Wortschatz an Schimpfwörtern war lang, sogar einen Drachen hätte sie damit beeindruckt, nur Tors nicht.

Ramun und Nelfin rannten, so gut es ging, weiter auf den Ausgang zu. Dass es der Ausgang war, das konnten sie jetzt auch trotz des Erdbebenlärms hören, weil da draußen ein riesengroßer Wasserfall den Hang hinuntertoste.

Endlich am Ausgang angekommen, wo sie plötzlich stehen bleiben mussten, weil vor ihnen nur noch ein kleiner schmaler Sims war, konnte die kleine Gruppe ein wenig zu Atem kommen, obwohl die Gefahr noch lange nicht gebannt war. Sie konnten zwar nicht mehr begraben werden, aber durch das ständige Beben immer noch herunterfallen, und das wäre genauso schlimm.

Was keiner sehen konnte oder auch nur ahnen konnte, über ihnen stand eine große Gestalt in einem schwarzen Umhang und schaute sehr verärgert aus, so als ob sie es jammerschade fand, dass die vier es aus dem Tunnel geschafft hatten. Sie war gerade dabei, einen Zauber auszusprechen, als sie geblendet wurde und selbst fast den Halt verlor. Die Gestalt gab für diesen Moment auf, aber sie würde zurückkehren, das hatte sie sich geschworen. Das Erdbeben hatte immer noch nicht aufgehört und sie standen jetzt auf einem schmalen Sims, der gerade genug Platz zum Stehen ließ. Leider war der Sims durch das Beben sehr instabil geworden. Er zeigte schon gefährliche Risse, ab und zu fielen kleinere Steinchen herunter. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis die Steinchen den Boden erreichten. Keiner traute sich zu nah an den Rand heran, um zu schauen, wie tief die Steinchen hinunterfielen. Der Lärm war gewaltig und das Tosen des Wasserfalls dröhnte den vieren in den Ohren.

Hier waren sie also auch nicht in Sicherheit. Sie mussten so schnell wie möglich einen Ausweg finden und den Sims verlassen. Im ersten Augenblick schien es schier unmöglich. War ihre Suche schon so schnell zu Ende, kaum dass sie begonnen hatte? Nein, das durfte nicht sein.

Auf der linken Seite, von wo auch der schreckliche Lärm herkam, war der riesengroße Wasserfall. Hier ging der Weg bestimmt nicht weiter.

„Was tun wir jetzt?“, schrie Ramun über das Tosen des Wasserfalls hinweg Tors vom Westvolk zu.

Tors hatte die Leitung der kleinen Gruppe übernommen, seit sie auf ungewöhnliche Weise zusammengekommen waren. Er setzte, während er überlegte, die immer noch strampelnde und wütend schimpfende Daya behutsam auf dem Sims ab und entschuldigte sich für die Unbequemlichkeit.

Fast wäre Daya heruntergefallen. Sie war so schrecklich wütend auf Tors, schließlich konnte sie selber laufen. Sie hätte am liebsten einen großen Abstand, und zwar so groß wie möglich, zwischen sich und ihn gelegt. Daya war so verärgert, dass sie einen unkontrollierten Schritt zum Rand hin machte. Zum Glück stand Nelfin noch vor ihr und verhinderte so, dass die wütende Daya hinunterpurzelte. Nelfin war einer vom Nordvolk, also ein Zwerg genau wie Ramun. Die beiden sind Brüder, nicht einfach nur Brüder, sondern Zwillingsbrüder. Zwerge sind für ihre Standhaftigkeit bekannt, sie sind zwar nicht so groß, aber dafür sehr breit und klobig. Und eine Elfe wie Daya prallte einfach von einem Zwerg wie Nelfin ab.

Sie schaute erschrocken hinunter und ihr wurde ganz flau im Magen. Sie dachte:Was ein Glück, dass ich keine Höhenangst habe.Daya war eine vom Südvolk, dunkelhäutig und sehr zierlich. Sie ist eine Elfe und die Elfen sind ein Volk, welches sehr neugierig und sehr impulsiv ist. Manchmal können sie auch ziemlich aufbrausend sein.

Erneut bebte die Erde, sie bebte immer stärker und stärker, der Sims begann schon gefährlich zu wackeln, er bekam immer mehr Risse. Sie spürten, wie kleine Steinchen unter ihren Füßen in den Abgrund rieselten. Ramun schrie auf und umklammerte aus Angst seinen Bruder.

„Wir müssen uns beeilen, um von hier runterzukommen, jetzt macht schon!“, drängelte Ramun. Prompt fielen die ersten großen Brocken vom Sims herunter. „Wenn wir jetzt nicht losgehen, stürzen wir in die Tiefe!“, schrie Ramun in Panik und schaute sich verzweifelt um, dabei hielt er immer noch seinen Bruder umklammert.

Nelfin hatte sich sofort umgeschaut, als sie den Tunnel verlassen hatten, und einen sehr schmalen Weg oder besser gesagt einen Wildpfad gefunden, er hatte diesen Pfad nur entdeckt, weil er meinte einen kleinen Lichtblitz gesehen zu haben, deshalb hatte er dort hingeschaut und den Weg erblickt.

„Tors!“, rief Nelfin, „hier ist ein steiler Wildpfad, direkt unter dem Sims, was meinst du, können wir hier herunterklettern oder ist er zu schmal für uns? Du bist der Größte von uns und kannst es probieren. Wenn du es schaffst, kannst du uns anschließend helfen herunterzukommen, oder?“

Tors schaute herunter und meinte: „Könnte klappen.“ Sofort probierte Tors herunterzuklettern und hatte es fast geschafft, da bebte die Erde erneut sehr heftig und nur mit viel Glück und Geschick gelang es Tors, heil anzukommen. Er ließ den Sims im richtigen Moment los und sprang das letzte Stück hinunter.

„So, jetzt ihr!“, rief Tors, „schwingt die Beine rüber, dann werde ich sie greifen, stützen und euch vorsichtig herunterlassen.“

Daya war die Erste der drei, die sich traute und sich auf Tors verließ, obwohl sie noch sehr wütend auf ihn war. Als sie auf dem Wildpfad stand, versuchte sie weiterhin den Abstand zwischen sich und Tors so groß wie möglich zu halten, dabei blickte sie ihn boshaft an. Jetzt waren die Zwillinge dran, aber Ramun wollte Nelfin nicht loslassen. „Nun hör mal gut zu, Bruderherz, wir müssen runter, es gibt keine andere Möglichkeit, reiß dich zusammen, sonst stürzen wir beide in die Tiefe, wenn der Sims zu instabil wird. Außerdem müssen wir zusammenbleiben, das hat der Hohe Rat gesagt, du kannst also gar nicht hierbleiben oder zurücklaufen.“

Murrend ließ Ramun los und Nelfin half ihn über den Rand des Sims zu klettern, wo Tors schon bereitstand ihm zu helfen. Ohne große Probleme gelang es Tors, Ramun auf dem Wildpfad abzusetzen. Als Letzter schlug Nelfin seine Beine über den Rand des Simses und eben in diesem Moment bebte die Erde so heftig, dass Nelfin anfing zu rutschen. Er konnte sich nicht mehr festhalten, er schrie: „Hilfe! Ich rutsche weg!“ Wäre Tors nicht so alert gewesen, wäre Nelfin abgestürzt, so konnte er aber das Schlimmste verhindern und Nelfin erlitt nur ein paar Schürfwunden an den Händen, bevor auch er sicher auf dem Wildpfad stand. Sehr langsam und vorsichtig machten sich die vier auf den Weg nach unten. Der Wildpfad war wirklich kaum geeignet für die vier, aber wie gesagt eine andere Möglichkeit gab es nicht und das Abenteuer ging weiter.

Daya ging vorneweg und nach ihr kam Nelfin, sein Bruder Ramun folgte ihm auf den Fersen, als Letzter ging Tors, weil er sie beschützen wollte, falls doch noch etwas hinter ihnen herkommen sollte, er hatte so ein Gefühl gehabt, als wäre noch irgendjemand in der Nähe des Tunnels.

Gerade als der Letzte sich in Bewegung setzte, bebte die Erde erneut so heftig, dass der Sims mit lautem Krachen abbrach, gleichzeitig stürzte ein Teil des Tunnels in sich zusammen. Für einen Moment sah es aus, als wäre die Hölle ausgebrochen. Ein Riesenlärm und Staub hüllten die kleine Gruppe ein.

Rundherum donnerten Felsbrocken herunter, alle drückten sich so fest wie möglich an die Wand, damit sie nicht allzu hart getroffen werden konnten. Da, wo sie vor ein paar Sekunden noch gestanden hatten, war jetzt nichts mehr da, der komplette Sims war weg.

Hustend, prustend und festgeklammert warteten sie darauf, dass es ruhiger wurde. Als es so weit war, setzten die vier sich wieder in Bewegung, oft mussten sie eine kurze Pause halten, als weitere Erdstöße auftraten. Sich dann festzuhalten war nicht einfach. Wenn die Sonne nicht ab und zu an der richtigen Stelle geschienen hätte, hätten sie bestimmt manchen Halt nicht rechtzeitig gesehen.

Wieder hatten sie ein Riesenglück, dass nichts weiter mit ihnen geschah, es war, als ob jemand eine schützende Hand über sie hielt.

Nach und nach schien es, als ließe die Kraft des Bebens nach, je weiter sie hinabstiegen. Die vier hatten das Gefühl, als ob der Abstand zwischen den einzelnen Erdstößen länger wurde. Obwohl die ganze Sache gar nicht so lange gedauert hatte, nur wenige Minuten kam es ihnen vor, als ob Stunden vergangen wären. Ständig rollten Steinbrocken herunter, manchmal wurden sie auch getroffen, aber die Steine waren zum Glück nicht mehr allzu groß. Keiner wurde ernsthaft verletzt. Das große Beben schien vorbei zu sein und langsam konnten sie ihren Weg ins Tal fortsetzen, stets darauf bedacht, dass das Beben wieder einsetzte. Doch nur noch ab und zu bebte die Erde und lang nicht mehr so heftig wie am Anfang. Trotzdem reichte es immer noch aus, den Weg nach unten zu erschweren.

Sie folgten dem Weg langsam talwärts, Nelfin und Ramun gingen nun vorneweg. Allmählich wurden die Abstände zwischen den Beben größer, bis sie gänzlich aufhörten.

Sie waren bis zur Hälfte gelangt und hatten den schwierigsten Teil hinter sich, als Daya auf einmal stehen blieb.

Tors, der hinter ihr herlief, konnte sich gerade noch bremsen, sonst wäre er mit Daya zusammengestoßen und sie wären alle den Rest des Weges hinuntergerollt. Zum Glück war der Weg nicht mehr so steil wie am Anfang, trotzdem hätten sie sich schwer verletzen können. Tors konnte sein Gleichgewicht gerade noch halten.

„Was ist denn los?“, fragte Tors in barschem Ton und ziemlich laut. Er war verärgert. Tors hatte sich nicht auf den Weg konzentriert, weil er mit seinen Gedanken immer noch bei den eventuellen Verfolgern war. Er glaubte immer noch ab und zu etwas zu hören, als wären sie nicht allein.

Inzwischen waren auch Nelfin und Ramun zurückgekommen. Sie hatten nicht direkt mitbekommen, dass die beiden anderen stehen geblieben waren, sie blickten fragend zu Daya hoch.

„Hört ihr das?“, wollte Daya wissen.

Nelfin und Ramun guckten sich gegenseitig an und schüttelten beide den Kopf. „Sie hat sie nicht mehr alle“, raunte Ramun zu Nelfin, welcher sagte: „Wir hören gar nichts, außer den Wasserfall!“

„Genau das ist es“, bestätigte Daya. „Es hat aufgehört.“

Nun bemerkten es auch die anderen, es war irgendwie unheimlich, als wäre das Erdbeben abgestellt worden, nun war es totenstill. So schien es, natürlich war es nicht totenstill, weil der Wasserfall immer noch einen Riesenlärm machte.

Nelfin, Ramun und Daya fingen gleichzeitig an zu reden. Sie waren so aufgeregt und froh, dass die Gefahr nun endlich vorbei schien.

„Wow, das war ein Abenteuer“, meinte Daya. „Wer hätte gedacht, dass wir heil aus dem Tunnel kommen.“

„Genau, ich dachte, das schaffen wir nie“, gestand Nelfin.

„Tja, wir haben es aber geschafft, und das ohne große Verletzungen, nur ein paar kleine Kratzer“, sagte Ramun nicht ohne Stolz.

Sie hatten sogar die schrecklichen Schreie von vorhin total vergessen. Nur Tors schien immer noch auf der Hut zu sein, er traute dem Frieden nicht. Er konnte nicht sagen, woher das Gefühl kam, also sagte er den dreien nichts von seinen Befürchtungen. Er dachte noch mal an den letzten Schrei und war sehr beunruhigt.Wer hat da geschrien? Kam dieser Schrei aus dem Tunnel oder wo kam er her?Alles Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Vielleicht sollte er doch über seine Befürchtungen reden, hatte nicht der Hohe Rat ausdrücklich gesagt, sie sollten zusammenbleiben und zusammen über jedes Problem reden, auch wenn dieses Problem vielleicht gar keines war.

„Seid jetzt mal alle still!“, befahl Tors, als die drei immer weiterplapperten und dabei dem Wasserfall Konkurrenz machten.

Einen Moment lang sagte keiner etwas, nur der Wasserfall war zu hören.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Ramun vorsichtig.

Alle drei blickten Tors angespannt an.

„Nein, nein, es ist alles okay, aber ich möchte auf alles gefasst sein, ich meinte nur ab und zu etwas zu hören, als würde uns jemand verfolgen. Gerade eben habe ich wieder etwas gehört, es klang, als würde etwas hier herumschleichen. Und wenn ihr drei da so herumschnattert wie die Enten im Teich, kann ich ungewöhnliche Geräusche aus der Umgebung nicht mehr wahrnehmen.“

„Du meinst das gefährliche Brüllen oder Knurren von einem Berglupscher“, verdeutlichte Nelfin. Sein Bruder schaute sich schnell nach allen Seiten um, vielleicht lag sogar ein Berglupscher auf der Lauer, jederzeit bereit sie anzugreifen.

Der Berglupscher war sehr gefährlich und schlich sich meistens von hinten an, um dann geräuschlos anzugreifen. Mit seinen scharfen Krallen, so groß wie die Finger der Halbriesen, und mit seinen spitzen Zähnen griff er gnadenlos zu und ließ nicht mehr los. Er konnte sogar einem Halbriesen das Genick brechen, ohne irgendwelche Mühe. Weil er sich fast geräuschlos bewegen konnte, brauchte er keine Tarnfarben. Sein Fell war knallorange mit schwarzen Punkten. Seine Ohren, die grellgelb waren, standen seitlich auf seinem Kopf und sie konnten sich in alle Richtungen drehen. Eigentlich lebte er hoch in den Bergen, wo auf den Gipfeln immer Schnee lag, dort fühlte sich der Berglupscher am wohlsten.

„Nun ja“, sagte Daya, „im Moment hören wir sowieso nicht viel, außer den Wasserfall. Der Berglupscher könnte neben uns stehen und knurren und wir würden es nicht hören. Kommt, lasst uns weitergehen bis zum Tal, ich möchte gerne einen trockenen Platz zum Übernachten finden. Wenn wir unten angekommen sind, ist es immer noch lang genug hell, um einen geeigneten Platz zu suchen. Na, kommt ihr mit? Ich bleibe auf keinen Fall hier, es ist mir zu laut und zu feucht.“ Daya ging voraus und die anderen folgten ihr auf dem Fuß.

*

Jetzt, da das Beben aufgehört hatte, war es nicht mehr so schwierig, herunterzuklettern, und die Angst hatte auch schon nachgelassen.

Ramun dachte:Es ist bestimmt kein Berglupscher hier in der Nähe, sonst hätte er uns schon längst gefressen.

Mit ein wenig mehr Selbstvertrauen verfolgten sie ihren Weg, vor allem Daya, sie hatte die Neugierde gepackt, sie wollte wissen, wo der Hohe Rat sie hingeschickt hatte. Sauer war sie auch nicht mehr, Tors war nur hilfsbereit gewesen, mehr nicht und Daya fand es sogar niedlich von ihm, ihr geholfen zu haben.

Für den restlichen Abstieg benötigten sie nur noch wenige Minuten. Alle hatten es geschafft und so wie Daya gesagt hatte, stand die Sonne noch nicht so tief und sie hatten noch genug Zeit einen guten Rastplatz auszusuchen.

Unten angekommen wollten Ramun und Nelfin geradeaus weitermarschieren, als Tors sie stoppte: „Wo wollt ihr denn hingehen?“

„Geradeaus natürlich“, gab ihm Nelfin zur Antwort.

„Wenn ihr euch mal richtig umguckt, werdet ihr feststellen, dass man da nicht weit kommen kann. Etwas weiter vorne ist der nächste Berg und den möchte ich nicht besteigen, weil er mir viel zu steil ist. Wie ihr wisst, haben wir keine Kletterausrüstung mitgebracht. Ich würde vorschlagen uns rechts zu halten, weg vom Wasserfall, weil der Wasserfall immer noch sehr laut ist und obendrein ist die Luft hier viel zu feucht. Wir brauchen nicht nur einen ruhigen Platz zum Übernachten, sondern auch einen trockenen. Man kann nie wissen.“

Bevor die drei sich weiterstreiten konnten, welcher Weg nun der bessere war, hörten sie Daya rufen.

„He, kommt schnell hierher, ich habe etwas gefunden!“ Daya war inzwischen dem Wildpfad weiter gefolgt, der natürlich der bessere Weg war. Sie war um eine Ecke verschwunden und der Anblick, der sich ihr bot, war überwältigend.

Es war so wunderschön, dass sie keine Worte finden konnte, um diesen Platz zu beschreiben, und was so bemerkenswert war, der Wasserfall war nur noch gedämpft zu hören. Ramun, Nelfin und Tors kamen angerannt, als sie um die Ecke schossen, waren sie ebenso sprachlos.

Während sie oben auf dem Sims standen, hatten sie überhaupt keine Zeit gehabt, sich die Gegend anzuschauen. Außerdem hätten sie dieses Tal sowieso nicht sehen können, weil es ein wenig versteckt lag.

Der Himmel war azurblau, ohne dass auch nur eine Wolke zu sehen war. Die Sonne strahlte über das Tal und der flaue Wind fühlte sich angenehm auf der Haut an. Man konnte große, bunte Vögel in der Luft sehen, wunderschöne Schmetterlinge flatterten überall herum. Insekten hörte man summen und Waldtiere tummelten sich auf einer kleinen Lichtung, die man von hier oben gut einsehen konnte. Sie bewegten sich so frei und ohne Angst, als könnte ihnen nichts Böses passieren.

Die Geräusche, die zu hören waren, klangen einem wie Musik in den Ohren. Der Wald glitzerte in allen erdenklichen Grüntönen, die man sich nur vorstellen konnte. Weil die Landschaft, die sich ihnen bot, recht hügelig war und sie auf einer kleinen Erhöhung standen, konnten sie sehr weit sehen. Die Luft war würzig, es duftete sehr angenehm nach Kräutern, man musste automatisch tief Luft holen, um es richtig genießen zu können. Es war der schönste und friedlichste Platz, den sie jemals gesehen hatten.

Als sie zufällig nach rechts schauten, entdeckten sie, dass der Wildpfad sich weiter durch den Wald schlängelte, und in nicht allzu weiter Ferne stand mitten im Wald eine kleine Holzhütte.

Daya wisperte verdutzt: „Wer mag hier mitten im Wald wohl wohnen?“ Sie schaute zu den anderen. Alle waren gleichermaßen erstaunt. Daya rannte sofort darauf zu, um als Erste da zu sein, sie wollte unbedingt wissen, ob die Hütte bewohnt war, es war der perfekte Ort zum Übernachten und sie rannte und rannte.

Tors rief ihr hinterher. „Daya! Daya, bleib stehen, warte auf uns!“

Aber Daya dachte nicht daran, sie war viel zu neugierig, um auf Tors zu hören, und sie überlegte:Wer wohl so ganz allein in diesem Riesenwald wohnt?

„Hoffentlich wird sie ihre Impulsivität nicht in Schwierigkeiten bringen“, seufzte Tors den anderen zu.

„Was könnte an so einem friedlichen Ort wie diesem schon passieren?“, fragte Ramun ahnungslos.

Tors gab keine Antwort, er schaute sich besorgt um und lief flott weiter, damit Daya keinen allzu großen Vorsprung bekam. Ramuns Bruder Nelfin dachte nochmals an den Berglupscher, aber vielleicht gab es sie in diesem Teil der Zwergenwelt gar nicht. Wenn er so richtig darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass der Berglupscher sich nur in den Bergen wohlfühlte, wo der Ewigenschnee die Gipfel bedeckte, und nicht hier unten im Tal.

Als die zwei sich auf den Weg machten und hinter Tors herliefen, hörten sie plötzlich wieder einen Schrei, er klang so furchtbar schrecklich und markerschütternd, dass sie sich zwangsläufig die Ohren zuhalten mussten.

„Was oder wer war das?“, fragten Nelfin und Ramun gleichzeitig erschrocken, als der Schrei verklungen war.

Tors schaute sich ruckartig um, aber er sah nichts Außergewöhnliches. Woher kam dieser Schrei? Nichts hatte sich bewegt, nichts war mehr zu hören. Kam das von der gleichen Person oder war es dieses Mal ein Tier gewesen? Ein sehr wütendes Tier, womöglich doch ein Berglupscher, der verärgert war, weil er seine Beute verloren hatte? Tors kannte sie nicht und hatte auch noch nie einen gesehen, geschweige denn gehört. Es klang irgendwie doch wie der Schrei aus dem Tunnel. Stammte der Schrei tatsächlich von dieser Person? Tors kam ein schrecklicher Gedanke:Oder war es etwa Daya?

„Wo kam das her?“, drängte Ramun und unterbrach so Tors Befürchtungen.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Tors besorgt.

„Könnte es vielleicht Daya gewesen sein? Kommt, lasst uns schnell zu Daya gehen“, sagte Nelfin. Er hatte richtig Angst um Daya und hoffte, dass ihr nichts passiert war. Gab es vielleicht doch einen Berglupscher hier und hatte er sich Daya geholt?

Während Tors lief, rief er, so laut er konnte, nach Daya. Die Zwerge folgten sofort, und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte man herzlich über Nelfin und Ramun gelacht, weil Zwerge einfach nicht fürs Rennen gebaut waren und es nur drollig aussah, wie sie schon fast wie Gänse hin und her wackelten beim Rennen.

„Daya! Daya! Hast du das auch gehört?“ Aber eigentlich wusste Tors schon, dass Daya ihm nicht antworten würde. Er versuchte es trotzdem weiter.

„Daya!Jetzt komm her, wir müssen doch zusammenbleiben, bitte komm zurück!“

Die Zwerge wurden ungeduldig und schauten von links nach rechts. Tors rief noch mal: „Daya, komm und zeig uns, was du gefunden hast!“

Ramun und Nelfin guckten Tors entsetzt an und fragten gleichzeitig: „Denkst du, es ist etwas mit Daya passiert? Etwas Schlimmes?“

„Sie war doch nur eine Minute vor uns hier“, jammerte Nelfin verzweifelt.

„Wo kann sie nur sein?“ Er rief nochmals nach ihr, so laut er konnte: „Dayaaa!“ Nichts passierte, es blieb still.

Langsam, aber sicher realisierten die drei, dass etwas passiert sein musste, sonst hätte Daya geantwortet oder wäre zurückgekommen.

Ramun beschlich ein schreckliches Gefühl und er fragte Tors mit zitternder Stimme: „War es Daya gewesen, die vorhin so laut geschrien hatte?“ Er hoffte inbrünstig, dass der entsetzliche Schrei nicht von Daya gekommen war. Tors überlegte kurz. Energisch sagte er: „Nein, der Schrei kam aus einer anderen Richtung und klang eher wie die Schreie, die wir schon gehört haben.“

Ramun und Nelfin ließen sich zum Glück durch diese Aussage beruhigen und sie rannten, so schnell ihre kurzen Beine sie tragen konnten, zu der Hütte.

Bei der Hütte angekommen, wohl bemerkt etwas außer Puste, blieben sie kurz stehen und berieten sich.

„Was machen wir nun?“, fragte Nelfin mutlos, er wollte nicht ängstlich sein, aber er konnte sich nicht helfen, er fand es gespensterhaft, dass Daya so geschwind verschwunden war, obwohl hier alles so friedlich aussah. Konnte man sich so irren?

„Wir werden erst mal um die Hütte herumlaufen und nachsehen, ob hinter der Hütte etwas passiert ist, dann gehen wir zusammen in die Hütte hinein und gucken, was oder wer da drin wohnt“, schlug Tors vor. „Vielleicht kann derjenige, der in der Hütte wohnt, uns weiterhelfen.“Wenn dort überhaupt jemand wohnt, dachte Tors, nach seiner Meinung war es einfach zu still um und in der Hütte.

Die beiden waren einverstanden, obwohl sie sich sehr unwohl fühlten. Die Hütte kam ihnen ungewöhnlich vor. Vielleicht war sie aber auch nur unbewohnt oder vielleicht war der Bewohner im Wald unterwegs.

Ramun zeigte auf die Hütte. „Vermutlich ist Daya hier hineingegangen und kann nicht mehr heraus.“

„Möglich, aber wir sollten erst um die Hütte herumgehen, wie besprochen“, meinte Nelfin.

Sie liefen alle drei zusammen um die Hütte herum, konnten aber nichts Außergewöhnliches finden, also gingen sie wieder zur Tür. Die vielen Fußspuren erkannten sie nicht als Fußspuren, es sah eher aus, als hätte ein kleineres Tier hier etwas gesucht. Dadurch waren auch Dayas Fußspuren verwischt und so für den anderen nicht mehr erkennbar. Nur wenn sie ganz genau nachgeschaut hätten, wäre es möglich gewesen, dass sie Dayas Fußabdrücke hätten entdecken können. Leider war das nicht der Fall.

An der Tür angekommen lauschten sie erst gespannt, aber von drinnen war nichts zu hören, es war mucksmäuschenstill.

„Na dann mal los, versuchen wir, ob die Tür offen ist“, meinte Tors. Er streckte die Hand aus und berührte zögernd den Türknauf, drehte ihn um und die Tür schwenkte auf. Gebannt schaute er hinein, trat auf die Türschwelle, sodass die Tür nicht zugehen konnte. Tors fühlte sich verantwortlich für die beiden, aber auch weil er der Größte und Stärkste war. Natürlich auch, weil er nicht so viel Angst hatte wie Nelfin und Ramun.

Diese beide waren überaus ängstlich und froh, dass Tors als Erster hineinging.

Eigentlich konnte man gar nicht glauben, dass diese beiden Burschen, die so stämmig und breit aussahen, solche Angsthasen waren, im Allgemeinen waren die Zwerge gar nicht ängstlich, sondern das genaue Gegenteil. Nur die Zwillinge passten nicht so ins Bild.

Während Tors auf der Türschwelle stand, blickte er hinein. Es war ziemlich dunkel in der Hütte, es schien, als ob die Luft in der Hütte flimmerte, irgendetwas war da nicht so, wie es sein sollte, trotzdem überlegte Tors nicht lange, machte einen Schritt in die Hütte hinein und war plötzlich für die beiden Zwerge verschwunden.

Einen Moment lang war es sehr still. Die Zwillinge hielten sogar ihren Atem an. „Na wie kann denn so was passieren?“, fragte Ramun, der sich etwas schneller vom Schock erholt hatte als Nelfin.

Nelfin, der ein wenig kleinmutiger als sein Bruder war, stellte sich direkt hinter Ramun, er wollte am liebsten wieder zurück nach Hause, wo er sich sicherer fühlte. Er dachte:Warum musste ich mitgehen, ich bin kein Abenteurer. Wäre ich doch nur zu Hause geblieben.Sein Bruder riss ihn aus seinen Gedanken, indem er fragte: „Was sollen wir beiden jetzt nur tun, warten wir hier oder gehen wir auch hinein?“

Nachdem beide einen Moment lang überlegt hatten, beschlossen sie auch hineinzugehen, was sie dann auch sofort in die Tat umsetzten. Obwohl ihnen gar nicht danach zumute war. Beide hatten unheimliches Herzklopfen und der Schweiß brach ihnen aus, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Wäre es möglich gewesen, wären sie sofort nach Hause gegangen. Aber sie waren nun mal hier und alleine hierzubleiben wäre noch schlimmer, als einfach einzutreten und abzuwarten, was passieren würde.

Deshalb folgten sie Tors ins Ungewisse, was für Nelfin und Ramun einer Heldentat gleichkam.

*

Es war, als ob sie durch die Luft schwebten. Die Luft flimmerte, sodass man nicht viel erkennen konnte. Das bisschen, was sie sahen, war, dass sie in der Luft baumelten und die Umgebung sich ganz allmählich veränderte, automatisch liefen sie in der Schwebe weiter. Sanft von oben nach unten schwebend glitten sie auf einen Strand zu und wurden da abgesetzt, sehr behutsam und langsam. Sie standen in einem Kreis aus kleinen Felsen, wo sich Seewasser gesammelt hatte und kleine Krabbeltierchen schnell das Weite suchten, bevor die beiden sie zertrampeln würden. Der Kreis aus kleinen Felsen war hier am Strand das Portal, nur wussten sie das zu dieser Zeit noch nicht.

Anstatt in eine Hütte hineinzukommen, waren Nelfin und Ramun auf einem Sandstrand gelandet. Der Strand war fast schneeweiß und überall verstreut lagen Muscheln in verschiedenen Formen und Farben. Sie entdeckten eine große orangefarbige Schlangenturmmuschel. Einige blaugrüne Schneckenmuscheln und eine rosafarbige Meereswurmmuschel, die sich flott aus dem Staub machte, weil sie bewohnt war. Die Wellen rollten in einem immer wiederkehrenden Rhythmus sachte an den Strand. Möwen kreischten von hoch oben herab, als wollten sie die Neuankömmlinge willkommen heißen. Die Luft roch nach Salz und Tang, ganz anders als die Luft im Wald, trotzdem war sie angenehm.

Ramun und Nelfin schauten sich gegenseitig sprachlos an. „Was jetzt?“, fragte Nelfin.

Ramun schaute sich um und zeigte aufgeregt nach rechts. „Ich glaube dort, das müsste Tors sein. Ja, leibhaftig, es ist Tors, das ist ja wahnsinnig.“ Vor Freude hätte Ramun einen Tanz aufführen können, sie hatten Tors wieder, nur noch Daya und alles wäre wieder in Ordnung.

Nicht allzu weit entfernt stand Tors und ja, wer mochte das wohl sein, Daya war es auf jeden Fall nicht, das konnte man sofort erkennen. Hatten sie Daya nun doch verloren oder war sie trotzdem hier irgendwo in der Nähe und suchte sie jetzt auch Ramun, Nelfin und Tors.

Aber wer war diese junge Frau da, sie sah schon sehr komisch aus, wusste sie vielleicht, wo Daya war? Die fremde Frau trug ein dunkelblaues Gewand mit verschiedenen eingewebten Symbolen in unterschiedlichen Blautönen. Ihre Haare waren so lang, dass sie fast den Boden berührten. Die Farbe passte wunderbar zu ihrem Gewand, sie waren nämlich auch blau. Nicht so dunkel wie ihr Gewand, aber doch sehr dunkel.

Das Seltsamste an ihr war ihre Haut, man konnte gar nicht so genau sehen, welche Farbe ihre Haut hatte, wenn sie sich bewegte, veränderte sich die Farbe von dunkelblau nach hellblau. Dann wieder wurde ihre Haut so hell, dass man keine Farbe mehr wahrnehmen konnte. Sie wirkte dann wie unsichtbar, als würde sie aus klarem Wasser bestehen.

Auf ihrem Kopf trug sie einen kleinen Hut. Er sah etwas seltsam aus, aber rundete das Bild perfekt ab. Es passte zu ihr, und wie es sich gehörte, war der Hut auch blau.

Noch nie hatten Nelfin und Ramun so etwas gesehen und sie waren sprachlos. Sie standen da am Strand und merkten nicht einmal, dass das Wasser ihre Füße umspülte und ihre Schuhe inzwischen ganz nass geworden waren. Die Flut hatte eingesetzt und das Wasser stieg rasch. Tors winkte den beiden fröhlich zu und gestikulierte, dass sie kommen sollten.

„Hallo“, die fremde Frau lief auf die beiden Neulinge zu und begrüßte sie freundlich, lächelte liebenswürdig und reichte ihnen die Hand. Dabei leitete sie die beiden weg vom Wasser und im Trockenen blieben sie stehen.

„Ihr müsst also Nelfin und Ramun sein, ja, ihr seht genauso aus, wie mir erzählt wurde.“

„Uhm, uuh, ja, uuh“, stammelte Nelfin und schaute dabei Tors fragend an. „Hast du ihr unsere Namen genannt und gesagt, wie wir aussehen?“

„Nein, das habe ich nicht getan, sie wusste auch meinen Namen.“

Nelfin und Ramun schauten beide die fremde Frau nochmals an. Sie wirkte sehr rätselhaft, aber auch sehr nett. „Wer bist du, woher weißt du unseren Namen, und wenn du so viel zu wissen scheinst, bestimmt weißt du dann auch, wo Daya ist und wie wir zu ihr gelangen und wie es ihr geht und …“

„Halt, halt, nicht so viele Fragen auf einmal“, sagte die fremde Frau.

„Ich werde mich erst einmal vorstellen, ich bin die Zauberin Lianmirianda, kurz Lianda, und eure Namen hat mir der Hohe Rat mitgeteilt. Vor ein paar Tagen, als ihr eure Suche angefangen habt, habe ich mit den Zauberern gesprochen. Wir sind imstande miteinander zu sprechen. Wir brauchen dazu nicht viel mehr als eine Schüssel mit Wasser oder einfach nur eine Pfütze. Wir schauen hinein, sagen den Namen des Zauberers, mit dem wir sprechen möchten, schon erscheint er oder sie im Wasser und wir können uns unterhalten. Wo eure Freundin Daya ist und wie es ihr geht, dazu kann ich leider nichts sagen, weil ich keine Ahnung habe, wo ich sie suchen muss, aber wenn wir vielleicht einen Hinweis hätten, dann könnte ich meine Zauberkraft einsetzen, um sie zu finden. Dazu benötige ich etwas von Daya und Zeit.“

„Heißt das, dass du mit uns kommst?“ Tors war erstaunt. „Das wäre wunderbar, ein wenig Verstärkung können wir gut gebrauchen, vor allem wenn die Verstärkung auch noch eine Zauberin ist.“

Lianda lächelte liebenswürdig. „Ja, ich werde mit euch kommen, und wenn es mir möglich ist, werde ich, so gut ich kann, helfen.“

Ramun und Nelfin schauten verblüfft Lianda an.Dann wird die Suche vielleicht doch gelingen, dachten sie.

„Erzählt mir erst einmal, was ihr bisher gemacht habt und wie es dazu kam, dass Daya so plötzlich verschwunden ist. Ihr seid erst einen Tag unterwegs und schon getrennt, na hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen.“

Gleichzeitig begannen sie zu erzählen und zu gestikulieren, was etwas komisch aussah. „Stopp! Stopp, nicht alle durcheinander“, befahl Lianda. „So werde ich nicht viel erfahren, Tors, du erzählst mir, was passiert ist von Anfang an, vielleicht entdecke ich, weshalb Daya verschwunden ist, also leg los.“

Tors erzählte: „Der Stein der Zauberer ist verschwunden, aber das weißt du bestimmt schon längst, na ja, ein alter Zauberer, keine Ahnung, wie er heißt, hat vor langer Zeit eine Prophezeiung ausgesprochen. Keiner wollte ihm damals glauben. Er hat gesagt, dass irgendwann der Stein der Zauberer verschwinden sollte und nur die Auserwählten ihn finden können. Dann ist das eingetreten, was der alte Zauberer prophezeit hat, und der Hohe Rat hat herausgefunden, dass nur die, die vor fünfzehn Umläufen bei Vollmond geboren wurden, in der Lage wären, den Stein der Zauberer zu finden. Dann hat er irgendetwas von verschiedenen Welten gesagt, es sollte, glaube ich, von drei oder vier verschiedenen Welten ein Individuum vertreten sein. Wir sind auf ungewöhnliche Weise zusammengekommen und sie haben uns auf die Suche geschickt. Die Reise hat eben erst angefangen, wir sind noch nicht lange unterwegs und wir sind zuerst durch das Tunnelsystem der Zwergenberge gegangen. Der Eingang war nicht einfach zu finden. Mal dachten wir ihn gefunden zu haben, doch dann war es nur eine kleine Höhle. Ich hatte dort das erste Mal das Gefühl, dass irgendjemand mit aller Macht versuchte uns daran zu hindern, den Eingang zu finden. Aber schlussendlich fanden wir ihn doch, es war wie das Funkeln eines Sonnenstrahls, dort war der Eingang.

Ab da verlief unsere Reise normal, aber nach etwa zwei, drei Stunden passierte etwas Unerwartetes, die Erde fing an zu beben, es schien, als ob wieder jemand versuchte uns daran zu hindern, die Zwergenberge zu passieren. Wir hörten auch jemanden oder irgendetwas laut schreien.

Als wir es dann geschafft hatten und draußen auf einem Sims standen, ging der Weg nur in eine Richtung weiter, wir hatten gerade den Sims verlassen, als dieser laut krachend in die Tiefe stürzte. Nicht lange danach, auf dem Weg abwärts, hörte das Beben plötzlich auf, wir gingen weiter und Daya entdeckte eine Hütte im Wald, sie ging gleich darauf zu, seitdem ist sie verschwunden. Wir gingen ihr nach und sind hier gelandet, das war alles oder habe ich etwas vergessen?“

„Nein“, sprudelte es gleichzeitig aus Nelfin und Ramun hervor.

„Denkt bitte gut nach“, mahnte Lianda die drei, „es ist sehr wichtig.“

Plötzlich sagte Ramun: „Wir haben, kurz bevor Daya verschwunden ist, noch mal einen Schrei gehört, er klang fürchterlich.“

„Ja, ja“, sagten Nelfin und Tors erregt, „das stimmt, einen fürchterlichen Schrei.“

Tors hatte fast gesagt, dass er befürchtete, Daya hätte diesen letzten Schrei ausgestoßen. Aber nein, das konnte nicht sein, darüber hatten sie ja schon gesprochen. Trotzdem blieb ein Rest der Zweifel bestehen.

Aber dies würde Tors nie und nimmer zugeben, er war der Größte aus der Gruppe, er dachte, dass er sie alle beschützen müsste und dass er deswegen auch der Furchtloseste sein musste. Trotz allem empfand er Angst, Angst um Daya. Er hätte besser aufpassen sollen, jetzt war es womöglich zu spät. Er fühlte sich richtig mies und hoffte, Daya würde nicht in sieben Gräben gleichzeitig laufen.

Inzwischen war es draußen ziemlich dunkel geworden und die drei vom Hohen Rat Auserwählten waren recht müde von der Reise.

Nelfin unterdrückte ein Gähnen, Ramun hatte für eine Sekunde die Augen geschlossen. Tors schubste ihn kurz an, damit er wieder aufwachte, aber Lianda hatte es dennoch gesehen. „Es tut mir schrecklich leid, ihr seid bestimmt müde und ihr möchtet gerne irgendwo übernachten, ich bin keine gute Köchin, aber ihr könnt mit mir nach Hause kommen und euch erst mal ausruhen. Ich werde in der Zwischenzeit etwas zu essen herrichten und danach könnt ihr schlafen. Morgen werden wir dann weitersehen.“

Die drei waren erleichtert – endlich ausruhen und etwas essen. Es war ein sehr harter erster Tag gewesen. Sie fühlten sich bei Lianda sehr sicher, obwohl sie nicht gerade groß und muskulös war. Lianda strahlte einfach Geborgenheit aus, das machte sie vertrauenswürdig, allerdings auch sehr sympathisch.

Lianda machte eine sehr komplizierte Handbewegung und nicht weit weg vom Strand, inmitten der Dünen, erschien ein gemütlich aussehendes Häuschen. Das Dach war mit indigoblauem Reet gedeckt, die Fensterrahmen aus hellblauem Meeresholz und davor aus dem gleichen Holz, nur einen Hauch dunkler die Fensterläden. Das Meeresholz konnte man oft am Strand finden, nachdem ein Unterwassersturm gewütet hatte und so Äste und manchmal sogar ganze Bäume an den Strand gespült hatte. Die Fassade war in hellblau gehalten. Die Eingangstür war genauso wie die Fensterläden aus blauem Meeresholz. In der Tür befand sich ein Fenster, umrahmt mit blaugrünen Schneckenmuscheln.

Mit seinem rauchenden Schornstein wirkt das Haus gemütlich, nicht so groß, aber es wird genügen, dachte Tors.

Sie gingen hinein und alle waren überrascht, wie viel Platz sich darin bot. Von außen sah es viel kleiner aus, wie konnte das nur möglich sein, wunderten sich die drei. Lianda war zu Recht eine Zauberin.

Obwohl nur ein kleines Feuer brannte, war es angenehm warm im Haus, was eigentlich bei diesem großen Raum verwunderlich schien, es hätte eigentlich viel kälter sein müssen.

Über dem Feuer hing ein Kessel, in dem es brodelte, und ein herrlicher Duft stieg ihnen in die Nase. Jetzt bemerkten sie, wie hungrig sie waren.

„Mann, habe ich einen Hunger“, äußerte sich Nelfin.

„Und ich erst“, sprach Ramun und strich sich über den Bauch. Sie hatten nur am Morgen gefrühstückt und den Rest des Tages hatten sie keine Zeit zum Essen gefunden.

Es war schon so viel passiert in so kurzer Zeit. Es schien, als wären sie schon seit Wochen unterwegs. Dabei waren es erst ein paar Stunden, genau genommen zehn.

Sie schauten sich in Ruhe um. In einer Ecke stand ein ovaler rauchblauer Holztisch mit vier marineblauen Korallenstühlen. Auf jedem Stuhl lag ein hellblaues Samtkissen. Das Außergewöhnliche war, es sah aus, als hätte die Zauberin sie schon erwartet. Der Tisch war schon gedeckt für vier Personen, als hätte sie gewusst, dass Daya nicht dabei sein konnte.

Dann sahen sie vier Türen, welche in vier andere Räume führten, wahrscheinlich die Schlafzimmer. Tors fragte Lianda: „Wieso sieht alles im Haus größer aus, als es von draußen den Anschein hat?“

Die Zauberin Lianda antwortete keck: „Es ist mein Haus und es passt sich der Situation an.“

„Das verstehe ich nicht!“, sagte Ramun.

„Oh, es ist sehr einfach, wenn ich alleine nach Hause komme, ist das Haus kleiner und hat nur eine Tür, die in ein Schlafzimmer führt. Wenn mehrere Personen mitkommen, passt das Haus sich eben an.“

„Ach, da fällt mir noch etwas ein, das Haus im Wald, was war das? Du musst wissen, wir sind noch nie im Leben auf diese Art gereist!“, sagte Ramun.

„Ach das, das ist ein Portal.“ Während Lianda das Abendessen zubereitete, erklärte sie, was ein Portal ist: „Ihr müsst euch das so vorstellen, ihr macht eine Tür auf oder ihr tretet in einen Kreis ein (es kann eigentlich fast alles sein) und ihr werdet an einer anderen Stelle herauskommen. Das Flimmern ist ein Portalmerkmal, daran erkennt man ein Portal. So kann man schneller reisen, aber nur, wenn man weiß, wo die Portale zu finden sind. Und es ist wichtig, zu wissen, wo sie hinführen, damit man vorbereitet ist. Keiner will in leichter Bekleidung plötzlich mitten im Schnee stehen und sich den Hintern abfrieren. Leider sind viele in Vergessenheit geraten.“

Lianda schaute in den Kessel und meinte: „So, ich denke, das Essen ist fertig, lasst uns zusammen speisen, danach geht es ab ins Bett, morgen stehen wir früh auf und überlegen, was zu tun ist.“

Lianda hatte einen Fischtopf gezaubert und er schmeckte wunderbar. Auch wenn sie vorhin erwähnt hatte, dass sie nicht gut kochen konnte, für die drei Jungs reichte es allemal. Tors hatte sich bestimmt dreimal den Teller gefüllt, so lecker fand er den Eintopf. Normalerweise würde er nie so viel essen, aber Lianda drängte immer wieder: „Kommt, esst weiter, nehmt ruhig noch mehr, es ist genug da.“ Ramun und Nelfin aßen um die Wette und versuchten den Kessel zu leeren, dabei übertrafen sie Tors, der ja viel größer war als sie. Tors dachte noch:Wie können sie so viel essen und warum wird der Kessel niemals leer?Er war zu müde, um danach zu fragen, dachte aber schon, das Zauberei hier eine Rolle spielte. Er legte sich sofort nach dem Essen ins Bett. Für einen Moment hatte er sogar Daya vergessen.

Ramun und Nelfin hatten noch nie so viel gegessen und sie wunderten sich auch, warum der Kessel nicht leer wurde. Eigentlich wollten sie auch die Zauberin danach fragen, aber auch sie waren zu müde und folgten Tors Beispiel. Alle drei fielen in einen tiefen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wurden sie von einem Bellen geweckt. Erschrocken schoss Tors in die Höhe, er rieb sich die Augen und hörte wieder ein Bellen. Schnell wusch Tors sich und zog seine Kleider an, ging dann ins Wohnzimmer, um nachzusehen, was ihn geweckt hatte.

Er wollte nicht zugeben, dass er neugierig war, weil er noch nie ein Tier gesehen hatte, das solche Laute von sich gab.

Lianda war schon auf den Beinen und rührte in dem Kessel, der nie leer zu werden schien. Tors sah einen riesengroßen schwarzen Haarball auf sich zurasen. Bevor er auch nur reagieren konnte, sprang der schwarze Haarball ihn an, beinahe wäre er umgefallen und er ruderte wild mit seinen Armen.

„Kondra, lass das und benimm dich! Es tut mir leid, ich habe gestern wohl vor lauter Aufregung vergessen euch von Kondra zu erzählen. Außerdem war Kondra gestern auf der Jagd. Ihr müsst wissen, dass es hier sehr einsam sein kann, und es kommt selten jemand zu Besuch. Kondra ist ein prima Freund und er würde alles für mich tun. Kondra ist mein Hund. Wenn man fast immer alleine ist, kann man so einen guten Freund immer gebrauchen. Ich bin schon lange hier und nur ab und zu findet ein Treffen für Zauberer statt. Beim letzten Treffen hat der Hohe Rat dann von euch berichtet. Ich wusste, dass wir uns bald treffen würden. Gestern hat Kondra für uns Proviant besorgt, wir werden es für die weitere Reise brauchen.“

Inzwischen waren auch die Brüder Nelfin und Ramun ins Zimmer gekommen. „Was ist das denn?“, fragte Nelfin in einem herablassenden Ton. Tors wollte ihm gerade berichten, was Lianda ihm erzählt hatte, als er auch schon gleich den Mund wieder schloss, weil der Hund selbst konterte. Er äffte die Stimme Nelfins gekonnt nach: „Was ist das denn für ein Klotz auf nur zwei Beinen, pass auf, dass du nicht hinfällst. Das gibt dann nämlich einen großen Fettfleck.“

Nelfin schaute so geschockt drein, dass Tors fürchterlich lachen musste. Lianda schwatzte: „Passt bloß auf, was ihr sagt oder tut, Kondra ist kein gewöhnlicher Hund, wie ihr wohl bemerkt habt. Er wird uns auch begleiten und er könnte uns sehr behilflich sein auf unsere Reise!“

„Wo war er denn gestern Abend?“, fragte Ramun.

Anstelle von Lianda antwortete Kondra: „Ich war auf der Jagd.“

Mit dieser Antwort mussten die Zwerge sich zufriedengeben. Lianda lächelte nur.

Ramun war die Sache nicht ganz geheuer und er lief in einem Bogen um den Hund herum zum Tisch. Ständig wanderte sein Blick zu dem Hund und erst das Frühstück lenkte ihn von dem Hund ab.

Nach dem Frühstück, (im Kessel war heute Morgen anstatt des Fischtopfs ein Frühstücksbrei aus Figonmilch mit gepufften Haferkörnern, Figon ist so etwas wie eine Ziege) setzten sie sich alle zusammen, um nochmals über Daya zu sprechen.

„Gestern Abend habe ich noch mal über den ersten und zweiten Schrei nachgedacht. Ich habe überlegt, was sie wohl bedeuten könnten, ich glaube, es hat etwas mit dem Verschwinden Dayas zu tun“, versuchte Lianda ihre Version darzulegen. „Ich nehme an, dass der, der diesen Schrei ausgestoßen hat, euch mit Absicht Angst machen wollte.“ Lianda konnte nicht wissen, wie falsch diese Annahme war.

„Hmm, ich weiß nicht, vielleicht, aber vielleicht auch nicht“, bemerkte Tors.

Kondra fragte: „Hat euch etwas verfolgt, als ihr durch die Tunnels der Zwergenberge gegangen seid?“

Ramun und Nelfin antworteten gleichzeitig: „Nein!“

Tors allerdings überlegte, dann erzählte er: „Da bin ich mir aber nicht sicher, ab und zu hatte ich das Gefühl, dass uns etwas verfolgt, konnte aber nichts sehen, riechen oder hören, es war eben nur ein Gefühl.“

„Wahrscheinlich ist etwas vor euch zur Hütte gelangt oder war schon da und hat Daya mitgenommen. Vermutlich ist sie entführt worden, ja genau und konnte im letzten Moment noch einen Schrei ausstoßen. Der letzte Schrei war gewiss von Daya“, erwiderte Lianda. Keiner konnte ahnen, wie unrecht sie hatte, aber trotzdem auch ein wenig richtig vermutete.

„Wenn Daya entführt worden ist, dann müsstet ihr doch Kampfspuren gefunden haben? Daya wäre bestimmt nicht freiwillig mitgegangen, oder? Was meint ihr?“, fragte Kondra und schaute von einem zum anderen.

„Aber wir haben keine Kampfspuren gefunden, es schien alles in Ordnung zu sein bei der Hütte“, meinte Tors. Er fühlte sich hin- und hergerissen. Obwohl Lianda meinte, den letzten Schrei könnte Daya ausgestoßen haben, dachte er immer noch, es wäre jemand anderes gewesen.

„Ist es nicht besser, wenn wir zur Hütte zurückgehen und uns alles noch mal genau anschauen?“, erkundigte sich Tors.

„Nein, ich denke, wir machen uns von hier aus erneut auf den Weg. Derjenige, der Daya mitgenommen hat, wird bestimmt nicht ruhen, bis er euch alle hat“, äußerte Lianda.

Tors horchte sogleich auf. Wusste Lianda etwas und verheimlichte es? Er wollte gleich nachhaken, da kam ihm Nelfin zuvor.

„Wieso denkst du, dass derjenige uns auch noch haben will?“, wollte Nelfin wissen und ein Schauder des Schreckens lief über seinen Rücken, die Reise entpuppte sich immer mehr als ein zu gefährliches Unterfangen.

„Ich vermute, dass er den Stein der Zauberer unbedingt haben möchte“, sagte Lianda, „er will mit allen Mitteln verhindern, dass euer Auftrag gelingt. Er weiß, dass, wenn er den Stein bekommen will, er euch alle vier braucht.“

„Wir müssen also gut aufpassen und immer zusammenbleiben. Es kann ja sein, dass er immer noch im Wald ist und auf uns wartet. Deshalb kehren wir nicht zur Hütte zurück“, ergänzte Nelfin.

Tors schaute Lianda immer noch an und grübelte.Sie weiß etwas und möchte es uns noch nicht sagen. Vielleicht hat sie ja recht und bei der Hütte lauert immer noch Gefahr.Tors verwarf seinen Gedanken, und um herauszubekommen, was Lianda eventuell verheimlichte, war Tors einverstanden nicht zur Hütte zurückzukehren.

Kapitel 2

Daya und die Tarons

Daya rannte zur Hütte und wusste, die anderen würden ihr folgen. Sie hörte Tors rufen, wusste, dass er wütend war, aber sie war dermaßen neugierig und erwartungsvoll, sie wollte unbedingt als Erste da sein. Sie war schon so außer Puste, dass sie keine Luft zum Antworten hatte. Sie hätte sowieso nicht geantwortet, sie wollte es ihm heimzahlen und hielt den Mund. Sie war wohl doch noch verärgert, nicht mehr so arg wütend, aber eben noch wütend genug, um ihm auf diese Art eins auszuwischen, und sie lächelte bei dem Gedanken an sein wütendes Gesicht.

Dass bei der Hütte vielleicht Gefahr lauern könnte, daran dachte Daya gar nicht. Alles wirkte doch friedlich hier, also lief sie, so schnell sie konnte.

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