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Die drei !!! verbringen eine aufregende Woche im kleinen Ort Himmelried, bekannt für das spektakuläre Perseiden-Ereignis. Doch ihr Aufenthalt wird von zwei rätselhaften Einbrüchen überschattet, bei denen nichts gestohlen wird – zumindest behaupten die Opfer das. Neugierig und clever wie immer, machen die drei Detektivinnen eine überraschende Entdeckung: alte, wertvolle Gegenstände, die mit dem ersten Einbruch in Verbindung stehen. Ihre Ermittlungen führen sie zu einem mysteriösen Racheakt aus der Vergangenheit und zu betrügerischen Machenschaften einer Esoterik-Influencerin. Bald wird klar: In Himmelried ist mehr verborgen, als es scheint.
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Seitenzahl: 153
Veröffentlichungsjahr: 2025
Die drei !!! Sternschnuppen-Nächte
Jule Ambach
KOSMOS
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Umschlagsabbildung: © Ina Biber
© 2025, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
kosmos.de/servicecenter
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-51067-4
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Cover
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Hauptteil
Reise ins Ungewisse
Das Sternenhotel
Auf Schatzsuche
Erste Sternschnuppen
Ermittlungen und Eiskakao
Auffällige Lieferung
Ein Foto und viele Fragen
Ein Fund mit Folgen
Geheimnis im Blumenbeet
Auf frischer Tat
Zu viele Geheimnisse
Alte Freunde, neue Rätsel
Der Schatz von Himmelried
Sternschnuppen-Wünsche
»Ich habe schon alles für das Picknick geplant«, erklärte Marie. »Es gibt Pizzaschnecken, selbst gemachten Kichererbsen-Dip, Nudelsalat mit getrockneten Tomaten und Mozzarella, Gemüse-Spieße, Eistee und zwei unterschiedliche Sorten Muffins.«
»Wow, das klingt fantastisch!«, entfuhr es Franzi. »Schade, dass wir nicht eingeladen sind, Kim.«
Kim nickte konzentriert. Sie näherte sich mit einem Tablett, das mit Wassermelonenscheiben, Eiswürfeln und Saftschorle beladen war. Vorsichtig stellte sie es auf der umgedrehten Holzkiste ab, die als Tisch diente. Kim hatte ihre beiden besten Freundinnen Franzi und Marie an diesem sommerlichen Augustnachmittag zu sich eingeladen. Im Garten hatte sie dafür einen Outdoor-Teppich ausgebreitet, auf dem sie zahlreiche gemütliche Kissen drapiert und in die Mitte die umgedrehte Holzkiste gestellt hatte. Das sattgrüne Laub der Bäume über ihnen schützte sie vor der Sonne. Einige Sonnensprenkel schafften es dennoch durch das Blätterdach und tanzten über die Gesichter der Freundinnen.
Marie war glücklich, diesen Nachmittag mit Kim und Franzi verbringen zu können. So entspannt hatten sie es in diesen Sommerferien schon länger nicht mehr gehabt. Kim hatte Liebeskummer, sogar doppelten Liebeskummer. Sie und ihr Freund David waren seit Kurzem nicht mehr zusammen und das tat noch weh, und außerdem hatte Kim heftiges Herzklopfen, wenn sie Zeit mit ihrer Freundin Camilla verbrachte. Oder an sie dachte. Doch Camilla wusste nichts davon. Weil Kim große Gefühle lieber mit sich selbst ausmachte und sich dafür hinter einem Bücherstapel vergrub, hatten es Marie und Franzi schwer, an sie heranzukommen. Außerdem hatte Franzi selbst so viel um die Ohren. Marie war froh, dass Franzi heute überhaupt hatte kommen können. Auf dem Hof von Familie Winkler gab es zurzeit alle Hände voll zu tun. Franzi hatte zur Entlastung ihrer Eltern bei ihrem Vater in der Tierarztpraxis ausgeholfen und war auch im Hofcafé ihrer Mutter eingesprungen, die in diesem Sommer erstmals nicht genügend Mitarbeitende gefunden hatte. Weil das schöne Hofcafé und Frau Winklers leckere Kuchen und Torten aber so beliebt in der Stadt und darüber hinaus waren, sollte es trotzdem unbedingt geöffnet bleiben. Franzi und ihre Geschwister unterstützten ihre Mutter tatkräftig, aber Franzi war anzumerken, dass das alles ganz schön viel war. Damit sie überhaupt Zeit mit ihrer Freundin verbringen konnte, hatte Marie ebenfalls am Wochenende im Hofcafé geholfen.
Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, dass ihr größtes Problem aktuell die Planung des Jahrestages von ihr und ihrem Freund Holger war, der übernächste Woche sein würde. Außer dem köstlichen Picknick plante sie einen Besuch der Sternwarte im Jakobipark. Das hatte sich Holger vor einigen Wochen gewünscht und glücklicherweise hatte sich Marie daran erinnert und es direkt in ihre Planungen aufgenommen.
»Marie?« Franzi und Kim schauten sie fragend an.
Marie schüttelte sich. »Ähm, habt ihr was gesagt?«, fragte sie und fuhr sich über die Stirn. »Ich habe wohl geträumt.«
»Kommt mir auch so vor«, meinte Kim lachend. »Ich habe dich mehrmals gefragt, ob du auch ein Stück Melone möchtest.« Sie reichte Marie eine Melonenscheibe und ließ sie im nächsten Moment vor Schreck fallen. Aus dem Haus von Familie Jülich war ein Schrei gedrungen. »Das war Mama!«, stieß Kim hervor und lief ins Haus. Marie und Franzi sprangen von ihren Sitzkissen auf und folgten Kim.
Kim stürmte durch die offen stehende Terrassentür. »Mama, Papa?« Keine Antwort.
Marie wurde heiß und kalt. Hoffentlich war nichts passiert!
Kim lief weiter und blieb in der Küche stehen. Dort lehnten ihre Eltern an der Arbeitsplatte, Kims Mutter hielt einen geöffneten Brief in der Hand. Es sah nicht so aus, als wäre etwas passiert, bemerkte Marie sofort. Im Gegenteil wirkten Kims Eltern sogar gelöst und fröhlich!
»Wer hat geschrien?«, japste Kim.
Herr und Frau Jülich blickten ihre Tochter betreten an. »Das war ich«, sagte Frau Jülich kleinlaut.
»Wir haben etwas gewonnen, also ich, aber für uns!«, verkündete Herr Jülich strahlend.
Kim stöhnte. »Ich dachte, es ist etwas Schlimmes passiert. Das ist doch kein Grund, so zu schreien.«
»Was habt ihr denn gewonnen?«, wollte Franzi wissen.
»Eine Reise«, sagte Herr Jülich. »Ich habe beim Sommerkreuzworträtsel der Zeitung den Hauptpreis gewonnen.«
»Dann finde ich einen Überraschungsschrei okay«, meinte Kim grinsend. »Wohin denn? Und nur für euch beide?«
Kims Vater erklärte, dass das Reiseziel unbekannt war. Vier Personen durften an der Überraschungsreise teilnehmen, die schon übernächste Woche sein würde.
»Aber wer fährt denn dann hin?«, wollte Kim wissen. Ihre Brüder Ben und Lukas waren im Fußball-Ferienlager, also waren sie nur zu dritt. Es wäre schade, einen Platz verfallen zu lassen. Das fanden auch Kims Eltern, darum wollten sie bei der Tageszeitung nachfragen, ob die Personenanzahl auf fünf erhöht werden könnte.
»Wollt ihr Lukas und Ben also vorzeitig aus dem Ferienlager abholen?«, fragte Kim.
Frau Jülich schüttelte den Kopf. »Wir wollten euch fragen, Marie und Franzi, ob ihr Zeit und Lust habt, mitzukommen.«
»Wie aufregend, wohin geht die Reise wohl?«, fragte Kim und biss in ihr Melonenstück. Die drei Freundinnen saßen wieder im Garten und waren begeistert von der Idee, zum Ferienende noch eine Reise zu machen.
»Ans Meer wäre toll«, schwärmte Franzi.
»Hoffentlich irgendwohin, wo es mindestens so warm ist wie hier«, wünschte sich Marie. Dann verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck. »Übernächste Woche, hat dein Vater gesagt, oder, Kim? Da ist doch der Jahrestag mit Holger!«
»Oh, schade!«, sagte Kim sofort.
»Möchtest du dann lieber nicht mitkommen? Vielleicht klappt es ja auch gar nicht, dass fünf Personen mitfahren können«, gab Franzi zu bedenken.
Genau in diesem Moment erschien Herr Jülich auf der Terrasse und rief den Mädchen zu, dass sie die Reise zu fünft antreten konnten.
Marie rang mit sich. Natürlich hatte sie sich auf den Jahrestag gefreut und schon alles geplant. Auch Holger war bereits gespannt, was für eine Überraschung Marie sich ausgedacht hatte. Aber andererseits war das hier auch eine einmalige Gelegenheit. Wer wusste schon, wohin die Reise ging – Italien, Griechenland, Südfrankreich oder New York? Schon bei dem Gedanken an all die möglichen Reiseziele bekam sie Fernweh.
»Ich spreche mit Holger«, erklärte Marie. »Den Jahrestag können wir zwar nicht verschieben, aber das Picknick und den Besuch der Sternwarte können wir auch nachholen.«
Franzi und Kim jubelten. »Das wird toll!«, sagte Kim strahlend.
Doch Franzi dämpfte die Begeisterung. »Wir dürfen nicht vergessen, dass ich noch zu Hause fragen muss, ob ich mitkommen darf. Vielleicht gibt es übernächste Woche immer noch so viel zu tun, dass meine Eltern mich in der Praxis oder im Café brauchen.«
Marie musste natürlich auch noch ihren Vater und Tessa fragen, aber sie war sich sicher, dass die beiden nichts dagegen haben würden.
»Nehmen wir mal an, wir dürfen mitkommen«, sagte Marie und lehnte sich vor, »dann sollten wir das perfekte Reiseziel für uns manifestieren.«
»Mani-was?«, fragte Franzi verwirrt.
»Manifestieren«, wiederholte Marie. »Wenn wir drei dasselbe Ziel manifestieren, dann können wir vielleicht beeinflussen, dass die Reise wirklich dorthin geht.«
»Wie soll das gehen?«, wollte Kim wissen. »Das Reiseziel steht doch sicherlich längst fest. Wie sollen wir da etwas beeinflussen können? Und was soll dieses Manifestieren überhaupt sein?«
Marie erklärte, dass man beim Manifestieren Wünsche ans Universum schickt. »Es bedeutet, dass man sich etwas wünscht und ganz fest daran glaubt, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht. Es kann alles sein, zum Beispiel gute Noten oder eben ein toller Urlaub. Wir müssen uns nur ganz genau vorstellen, wie gut wir uns an unserem Wunschurlaubsort fühlen, wie es dort aussieht, wie es riecht. Unsere positiven Gedanken ziehen die positiven Energien an, die die Erfüllung von Wünschen möglich machen.«
Begeistert blickte Marie ihre Freundinnen an. Die reagierten nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Kim starrte sie ungläubig an und Franzi prustete los.
»Dann brauchen wir ja keine Fälle mehr zu lösen!«, rief Franzi. »Wir müssen einfach nur ganz fest daran glauben, dass die Täterinnen und Täter von selbst zur Polizei gehen. Oder die Taten gar nicht erst begehen!«
Marie verdrehte die Augen. So war das natürlich nicht gemeint! Aber positives Denken half ihnen doch immer beim Lösen ihrer Fälle. Kim, Franzi und Marie waren nicht nur beste Freundinnen, sondern auch erfolgreiche Detektivinnen. Als Die drei !!! hatten sie schon über hundert knifflige Fälle gelöst.
Kim stimmte Franzi zu. »Marie, so funktioniert die Welt nicht, dass man immer nur ganz fest an etwas glauben muss, und dann passiert es.«
Marie winkte ab. Franzi und Kim verstanden davon einfach nichts und waren immer viel zu engstirnig. »Wenn euch komplett schnuppe ist, wohin unsere Reise geht – bitte schön«, sagte Marie und klang dabei leicht eingeschnappt. »Ich jedenfalls werde für uns ein spektakuläres Reiseziel manifestieren!«
Marie hatte alles gegeben und sich malerische Sandstrände, tiefblaues Wasser, den Geruch nach Sonnencreme, Palmen und jede Menge Eis vorgestellt. Wohin es letztlich gehen sollte, erfuhr die kleine Reisegruppe erst am Abreisetag am Bahnhof.
»Das habe ich euch noch gar nicht gesagt«, begann Herr Jülich, als Franzi und Marie am verabredeten Treffpunkt in der Bahnhofshalle eintrafen. Ihre Eltern hatten Marie den spontanen Kurzurlaub am Ende der Ferien natürlich gerne erlaubt, auch Herr und Frau Winkler waren sofort einverstanden gewesen. »Am Ticketautomaten an Gleis 4 warten gleich eine Journalistin und ein Fotograf der Tageszeitung auf uns. Sie wollen einen kleinen Bericht über uns als Gewinnerinnen und Gewinner des Sommerkreuzworträtsels machen.«
»Das hast du mir auch nicht gesagt!«, empörte sich Kim. »Wie peinlich, dann gucken doch alle.«
Herr Jülich versuchte zu beschwichtigen, bestimmt war der Bahnhof an einem Dienstagvormittag eher leer.
Und er hatte recht, es tummelten sich nur wenige Menschen an den Gleisen. Marie konnte sehen, dass Kim wieder merklich entspannter war. Eine Frau, die neben einem Ticketautomaten stand, winkte ihnen begeistert zu. »Ihr seid also Familie Jülich!«, rief sie.
»Fast«, antwortete Herr Jülich und stellte sie vor. Die Journalistin interviewte die Reisegruppe kurz und dann bat sie Herrn Jülich, in das Ausgabefach des Ticketautomaten zu greifen, in dem sich das Überraschungsticket befand. Kim, Franzi, Marie und Frau Jülich sollten danebenstehen und aufgeregt gucken.
Was nach einer einfachen und schnellen Sache klang, dauerte. Herr Jülich sollte nur hineingreifen, das Ticket aber noch nicht herausziehen. Dann sollte er es nur ein Stück herausziehen, wovon mehrere Fotos gemacht wurden, alle sollten noch aufgeregter gucken, und schließlich durfte Herr Jülich das Ticket komplett aus dem Automaten ziehen. »Und jetzt halten Sie es in die Kamera«, dirigierte die Journalistin, »genau so, sehr schön! Und jetzt dürfen Sie draufschauen und ihr anderen stellt euch hinter Herrn Jülich und schaut auch darauf. Und bitte!«
Gespannt versuchte Marie einen Blick auf das Ticket zu erhaschen. Was würde das Ziel sein? Der Flughafen? Der nächstgelegene Fernbahnhof? Doch nichts dergleichen. Auch Kim und Franzi hatten es gesehen. »Himmelried?«, riefen die drei Mädchen im Chor.
»Wo soll das denn sein?«, fragte Kim.
Die Redakteurin bemerkte die Enttäuschung in ihren Stimmen. »Seid nicht traurig!«, rief sie schnell. »Ihr werdet eine ganz tolle Unterkunft haben. Und ihr habt euch hoffentlich schon viele Wünsche überlegt, denn ihr werdet unzählige Sternschnuppen sehen.«
»Sternschnuppen?«, wunderte sich Marie. »Wieso das denn?«
»Weil man in Himmelried besonders gut den Sternenhimmel beobachten kann«, wusste Herr Jülich. »Ich habe den Bericht über Himmelried auf der Seite neben dem Sommerrätsel gelesen. Zu dieser Zeit im August kann man besonders gut und besonders viele Sternschnuppen sehen.«
»Aber warum?«, wollte Franzi wissen.
»Das könnt ihr gleich im Zug besprechen, da kommt er schon!«, sagte die Journalistin. »Eure Plätze sind in Wagen 22.«
Sie verabschiedeten sich und Frau Jülich trieb die kleine Gruppe zum Wagen 22 vor sich her, wo sie schnell ihre Plätze fanden, das Gepäck in den Ablagen darüber verstauten und sich in die Sitze fallen ließen.
»Haben wir eigentlich Proviant?«, fiel Kim plötzlich ein.
»Klar«, antwortete Franzi. »Aber jetzt finden wir erst mal das mit den Sternschnuppen heraus.« Sie hatte ihr Smartphone aus dem Rucksack gezogen und gab Sternschnuppen August in die Suchmaschine ein. »Aha, das liegt an den Pers… äh, Perseiden«, sagte sie.
Frau Jülich erklärte, dass der Begriff aus dem Griechischen stamme und deswegen Perse-iden ausgesprochen wurde. Inzwischen hatte sich Franzi weiter durch die Erklärung geklickt und las vor:
»Die Perseiden sind ein Schwarm von Sternschnuppen. Dieser entsteht, wenn die Erde im August auf ihrer Reise um die Sonne die Bahn eines Kometen kreuzt. Dieser Komet mit dem Namen ›Swift-Tuttle‹ hinterlässt auf seiner Bahn eine Wolke aus winzig kleinen, kosmischen Staubkörnchen. Wenn diese Teilchen mit hoher Geschwindigkeit auf die Erdatmosphäre treffen, verglühen sie als helle Lichtstreifen, also Sternschnuppen, am Himmel. In klaren, wolkenfreien Augustnächten kann man besonders viele Sternschnuppen sehen.«
»Das klingt toll«, fand Kim und reichte die Dose mit Obst- und Gemüsestücken an Marie weiter.
»Na, dann habt ihr jetzt zwei Stunden Zeit, um euch schon einmal ganz viele Wünsche zu überlegen«, sagte Frau Jülich. So lange würde die Fahrt nach Himmelried nämlich dauern.
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Dienstag, 11:18 Uhr
Achtung, Achtung! Der Zug nach »Finger weg von meinem Tagebuch!« fährt jetzt an diesem Gleis ab. Bitte alle einsteigen.
Ich bin so froh, für ein paar Tage rauszukommen. So viele Orte in der Stadt erinnern mich an David. Seltsam, oder? Dabei halte ich es für genauso richtig, dass wir nicht mehr zusammen sind, wie er. Aber trotzdem fühlt sich mein Herz schwer an und ich brauche Abstand zu ihm. Es wird sicher gut sein, auf andere Gedanken zu kommen. Hoffentlich gelingt mir das in Himmelried. Denn gleichzeitig erinnern mich ganz viele Orte in der Stadt an Camilla, und zu denen und zu ihr möchte ich auf gar keinen Fall Abstand!!! Aber auch wegen Camilla ist mein Herz schwer – müsste das nicht eigentlich anders sein, wenn man verliebt ist? Fröhlich und hüpfend und warm und gar nicht schwer und piksig? So ist es irgendwie auch. Aber wenn ich doch nur wüsste, was das alles bedeutet und wie es weitergeht. Gestern haben wir uns getroffen und haben einen Abschiedsspaziergang gemacht. Und im Jakobipark hat Camilla wieder meine Hand genommen! Wie im Kino. Es war nur für weniger als zwei Minuten. Ich hätte sie so gerne gefragt, was das bedeutet. Habe ich mich natürlich nicht getraut, ich war wie erstarrt. Außerdem, was wäre gewesen, wenn sie geantwortet hätte: »Nichts. Einfach nur so.«
Uff. Jetzt erst einmal Urlaub in diesem Himmelried. Mit vielen Sternschnuppen. Ich bin gespannt, was da so los ist. Zum Glück durften Franzi und Marie mitkommen. Alleine mit meinen Eltern … na ja. Das wäre vielleicht auch ganz nett geworden, aber so wird es bestimmt besser. Ich freue mich für Franzi, dass sie jetzt noch ein bisschen Sommerferien hat, ihre Eltern haben sich bei ihr entschuldigt, dass sie sie so eingespannt haben. Marie hat mit Holger gesprochen, der es überhaupt nicht schlimm fand, dass Marie an ihrem gemeinsamen Jahrestag nicht da ist und sie ihn einfach auf die kommende Woche verschieben. Wie gut! Jetzt kann es losgehen.
»Das hier, mit der Nummer 18, ist euer Schäferwagen«, erklärte Elli an Kim, Franzi und Marie gewandt.
»Wenn ihr gleich hineingeht, könnt ihr sehen, warum wir diese Unterkünfte als ›Sternenhotel‹ bezeichnen«, fügte sie geheimnisvoll hinzu.
Die etwa 16-jährige Elli Hoppe jobbte während der Sommerferien auf dem Campingplatz am Waldrand etwas außerhalb von Himmelried. Elli übernahm die Führung der Gäste. Auf dem Campingplatz konnte man nicht nur zelten und in einem Wohnwagen, Wohnmobil oder Campervan übernachten. Es gab außerdem einige ganz besondere Unterkünfte wie die Schäferwagen, die Marie skeptisch, aber neugierig betrachtete. »Gibt es darin eine Toilette?«, fragte sie.
Elli schüttelte den Kopf. »Leider nicht, aber vorn neben der Rezeption liegt das Waschhaus, dort gibt es auch Toiletten.«
Marie seufzte, aber Franzi war völlig begeistert von ihrer Unterkunft. »Marie, schau doch mal, wir haben sogar eine eigene kleine Terrasse! Komm, wir gucken jetzt mal rein.«
Neben dem Wagen aus Holz, der ein wenig wie ein Wohnwagen aussah, aber ein gewölbtes Dach und Sprossenfenster hatte, war eine Terrasse angelegt, auf der ein Tisch mit geblümter Tischdecke stand sowie bequem aussehende Stühle.
Franzi war inzwischen die vier Stufen zum Eingang hinaufgestiegen und öffnete die lindgrün gestrichene Holztür. »Wow!«, seufzte sie. Kim und Marie folgten Franzi, die die Treppe frei gemacht hatte und in den Schäferwagen getreten war. Innen war es hell und freundlich. Es gab drei Betten, einen kleinen Tisch mit zwei knubbeligen Sesseln und eine winzige Küchenecke, in der schon Tassen und verführerisch klingende Teesorten warteten.
Doch das Beste war die Decke des Schäferwagens: Statt einer normalen Holzdecke befand sich dort ein großes Fenster. »So könnt ihr auch vom Bett aus den Sternenhimmel betrachten«, sagte Elli zu den staunenden Freundinnen.
An Frau und Herrn Jülich gewandt erklärte Elli, dass das natürlich auch in ihrem Schäferwagen so war. Elli schlug vor, Kims Eltern in ihren Wagen mit der Nummer 20 zu bringen.