Die drei !!!, 94, Unheimliches Meeresleuchten (drei Ausrufezeichen) - Jule Ambach - E-Book

Die drei !!!, 94, Unheimliches Meeresleuchten (drei Ausrufezeichen) E-Book

Jule Ambach

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Die drei !!! beobachten beim Urlaub an der Nordsee seltsame Vorgänge. In dem kleinen Ort Lütke Strand scheint jemand Touristen fernhalten zu wollen. Und der stillgelegte Leuchtturm sendet plötzlich Leuchtzeichen aus. Was hat das alles zu bedeuten? Bringt eine alte Sage über eine versunkene Insel die drei Detektivinnen auf die richtige Spur?

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© 2022, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50457-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Sonnengrüße

Kim liebte ihre Noise Cancelling-Kopfhörer. Sobald sie eingeschaltet waren, wurden alle äußeren Geräusche ausgeblendet. Sie sah Ben und Lukas an ihrem Zimmer vorbeirennen, hörte sie aber nicht. Perfekt.

Das erste Eis des Jahres mit Marie und Franzi, notierte sie. Darüber stand schon David treffen (oft) und Gewächshaus mit Papa, B+L bauen. Kim war gerade dabei, ihre Osterferien zu planen. In drei Tagen war es so weit. Vor dem Endspurt des Schuljahres noch mal durchzuschnaufen, hatte sie sich verdient.

Kims Mutter lief an ihrem Zimmer vorbei und trug einen leeren Koffer ins Schlafzimmer. Frau Jülich wollte am Freitag an die Nordsee fahren, wo sie in einem kleinen Küstenort eine Yoga- und Ayurveda-Kur machen würde. Dieser Plan hatte Kim total umgehauen. Ihre Mutter war noch nie alleine weggefahren! Üblicherweise nutzte sie die Ferien, um zu arbeiten oder Projekte im Haus oder im Garten umzusetzen. Yoga schien ihr wirklich dabei zu helfen, sich zu entspannen. Nur das Ayurveda-Thema war Kim und auch dem Rest der Familie nicht ganz geheuer. Denn zur indischen Heilkunst des Ayurveda gehörte nicht nur Yoga, sondern auch eine bestimmte Ernährung. Und als Frau Jülich zum ersten Mal nicht ohne Stolz ein Gericht nach ayurvedischer Tradition zum Abendessen präsentiert hatte, war die Stimmung eher gedämpft gewesen. Aber Herr Jülich und Kim hatten fest versprochen, immer alles zu probieren und sich darauf einzulassen. Zuerst fand Kim die vielen Gewürze, unter anderen auch Zimt, in einem herzhaften Gericht ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch auch wenn sie selbst dem Singen von Mantras und Yoga nichts abgewinnen konnte, freute sie sich mittlerweile, dass ihre Mutter daran solchen Spaß hatte. Einmal wollte Kim sogar versuchen, sich für Yoga zu begeistern, aber nach dem dritten Sonnengruß war sie ausgestiegen. Viel zu anstrengend.

Sie stand von ihrem Bett auf und ging zum Bücherregal. Sorgenvoll betrachtete Kim den Stapel ungelesener Bücher, mindestens drei davon wollte sie während der Ferien lesen.

Jemand tippte ihr auf die Schulter. Kim quietschte und sprang vor Schreck in die Luft. »Mensch, Mama«, ächzte sie und nahm die Kopfhörer ab. »Warum schleichst du dich so an, ich höre doch nichts.« Kim hielt die Kopfhörer hoch und wedelte damit herum.

»Seit wann bist du denn so schreckhaft?« Frau Jülich lachte. »Kim, ich würde mit dir gerne durchgehen, was du während der Ferien für die Schule machen solltest.«

»Mama, wirklich? Kann ich nicht einfach die Ferien genießen?«, stöhnte Kim.

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »In wenigen Wochen gibt es Zeugnisse. Und deine Englischnote macht mir wirklich Sorgen. Wie wäre es, wenn du zwei englische Bücher liest? Wir können sie morgen zusammen in der Stadt aussuchen. Und Vokabeln üben wäre auch sehr wichtig. Von mir aus kannst du zusätzlich eine englische Serie gucken.« Frau Jülich klopfte Kim aufmunternd auf den Rücken und verließ das Zimmer. Dann drehte sie sich noch mal um. »Ach und bevor ich es vergesse: Ich habe für dich, Ben und Lukas Haushaltspläne für die Woche erstellt, in der ich nicht da bin.«

Seufzend ließ sich Kim auf ihr Bett zurückfallen. Irgendwie hatte sie sich das alles anders vorgestellt.

Ihr Handy klingelte.

»Hi, Marie!«, begrüßte Kim eine ihrer beiden besten Freundinnen.

»Kim, ich kann nicht laut sprechen«, flüsterte Marie so leise ins Telefon, dass Kim Probleme hatte, sie zu verstehen.

»Was ist denn los?«

»Ich muss hier weg«, wisperte Marie.

»Marie, wo bist du? Bist du in Gefahr? Wirst du verfolgt?«, rief Kim.

»Beides«, sagte Marie nun in normaler Lautstärke.

Kim war angespannt. Hoffentlich konnte sie Franzi gleich erreichen, damit sie ihre Freundin retten konnten. Oder sollte sie lieber direkt Kommissar Peters anrufen?

»Also, ich muss hier weg«, sagte Marie noch einmal. »Eben standen Oma Agnes und Opa Herbert vor der Tür. Mit ihren beiden Eseln! Wasserrohrbruch in ihrer Wohnung. Sie wollen für eine Woche, wahrscheinlich eher für vier bis sechs, bei uns einziehen.«

Kim schloss kurz die Augen. Sie hatte Marie schon vor sich gesehen, allein und in ernsthafter Gefahr. Dass die ernsthafte Gefahr Großeltern mit Eseln waren, musste Kim erst mal sacken lassen.

Marie redete unterdessen weiter: »Mehrere Wochen! Überleg dir das mal! Das ist mir alles zu viel. Finn, den man keine Sekunde aus den Augen lassen kann, Lina mit Dauer-Liebeskummer, Papa und Tessa im Stress, Oma Agnes, die bestimmt wieder total tolle Ideen hat, wie wir unsere Ernährung oder die Einrichtung umstellen können. Nee, bei aller Liebe zu meiner Familie: Ich muss hier weg. Kann ich die Osterferien bei dir verbringen? Ich werde auch nur einen ganz kleinen Koffer packen.«

Kim dachte nach. Sie sah Ben und Lukas, die eine ihrer Matratzen über den Flur schleppten. Im nächsten Moment riefen sie laut: »Eins, zwei, drei!« Zuerst Jubel, dann schepperte es. Pablo, der Spanielmischling der Jülichs, bellte. Offenbar waren die beiden auf ihrer Matratze ins Erdgeschoss gerutscht. Wütende und besorgte Stimmen ihrer Eltern tönten von unten. Kim schloss die Augen.

»Hey, Kim, was ist los? Bist du noch da?«, fragte nun Marie.

»… Marie, was hältst du von der Nordsee?«

Zwei Tage später trafen sich Kim, Franzi und Marie mit Frau Jülich auf dem Hof von Franzis Familie.

Kims Mutter war sofort einverstanden gewesen, dass Kim, Franzi und Marie sie an die Nordsee begleiteten. Dort könnte sie genauso gut Englisch lernen, nur eben im Strandkorb. Dass ihre Mutter so schnell Ja gesagt hatte, kam für Kim völlig überraschend. Vielleicht stand sie noch leicht unter Schock wegen der Matratzen-Rutschaktion der Zwillinge.

Von Franzis Mutter bekam jede von ihnen ein Lunchpaket mit selbst gebackenem Brot und Muffins.

»Das Brot ist der Wahnsinn«, kündigte Franzi an.

Die drei Freundinnen profitierten häufig davon, dass Frau Winkler einen Backservice und ein Hofcafé betrieb und dass sie immer froh über Testesserinnen für ihre neuesten Kreationen war.

Herr Winkler, Franzis Vater, würde die Reisegruppe an die Nordsee bringen. Er wollte dort einen Tierarztkollegen besuchen, den er lange nicht gesehen hatte. Als Herr Winkler den geräumigen Kombi der Familie auf den Hof gefahren hatte und gerade ausgestiegen war, klingelte sein Handy. Er nahm den Anruf an. Dann wurde seine Miene ernst und er antwortete nur knapp.

»Was ist denn los, Papa?«, fragte Franzi besorgt.

Herr Winkler hatte aufgelegt. »Ich habe eine ganz, ganz schlechte Nachricht für euch: Ich kann euch leider nicht fahren. Der Kollege, der mich für ein paar Tage vertreten sollte, hatte einen leichten Unfall und kann nicht arbeiten. Und zu allem Übel gibt es einen Notfall auf einem Pferdehof. Da muss ich sofort hin.«

»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Kim ihre Mutter.

Frau Jülich hatte schon ihr Handy gezückt und suchte nach einer Zugverbindung. »Das dauert natürlich länger und wir müssten drei Mal umsteigen – aber ich denke, wir nehmen den Zug … der allerdings in dreißig Minuten fährt.«

»Ich nehme euch mit zum Bahnhof, da fahre ich ohnehin vorbei«, schlug Herr Winkler vor.

Hastig wurden die vier Koffer ins Auto geladen und sie verabschiedeten sich von Frau Winkler. Franzi nahm die Arzttasche ihres Vaters auf den Schoß. Der Schotter flog nach allen Seiten, als Herr Winkler vom Hof fuhr.

In der Stadt war viel mehr Verkehr als erwartet. Sie standen im Stau und Herr Winkler trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Lenkrad. Frau Jülich schaute mit gerunzelter Stirn auf die Uhr. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Zu ihrem Ferienort Lütke Strand fuhr nur alle zwei Stunden ein Zug. Wenn sie heute noch dort ankommen wollten, mussten sie den nächsten Zug erreichen, sonst würden sie auch ihre Anschlusszüge verpassen.

Vier Minuten vor der Abfahrtszeit hielt Franzis Vater direkt vor dem Eingang der Bahnhofshalle. Schnell sprangen sie alle aus dem Auto und hievten mit Herrn Winklers Hilfe die Koffer heraus.

»Jetzt lauft!«, rief er. »Und viel Spaß!«

Willkommen in Lütke Strand

Kim konnte ihr Lachen nicht unterdrücken. Doch sie musste weiter! Vor ihr rannten ihre Mutter, Franzi und Marie durch den Bahnhof, dabei schlingerten ihre Rollkoffer hin und her. Um dieser eiligen Reisegruppe Platz zu machen, stoben die Leute in der Bahnhofshalle auseinander und blickten ihnen erstaunt nach.

Jetzt mussten sie mit ihren schweren Koffern die Treppen hinauf. Franzi schaffte sogar zwei Stufen auf einmal. Inzwischen hatte Kim zu Marie und ihrer Mutter aufgeschlossen. Sie keuchte. Auch Marie war ganz außer Atem.

Am Gleis angekommen, rief Frau Jülich laut: »Halt!«

Gerade wollte die Schaffnerin das Signal zur Abfahrt an die Zugführerin geben und drehte sich nun erschrocken um.

Frau Jülich stand schon an der noch geöffneten Zugtür. Sie warf ihren Koffer in den Waggon und winkte die Mädchen herbei. Auch sie warfen ihre Koffer in den Zug und sprangen hinterher. Die Türen schlossen sich und im nächsten Moment fuhr der Zug ab.

Während der Fahrt erzählten sich die vier immer wieder ausgelassen von diesem Endspurt. Kim hatte einen Krimi aus ihrem Rucksack gezogen, Franzi schrieb Nachrichten mit Blake und Frau Jülich plauderte mit Marie angeregt über Yoga.

Nach zwei Stunden Fahrt hatte Franzi eine Nachricht von ihrem Vater bekommen: Der Notfall auf dem Pferdehof war eine komplizierte Geburt eines Fohlens gewesen, aber zum Glück war alles gut gegangen. Er schickte ein Foto des kleinen Fohlens, das mit seinen viel zu langen Beinen im Stroh neben seiner Mutter stand.

Nach dem dritten Umsteigen waren es nur noch zwanzig Minuten Fahrt mit einem Bummelzug nach Lütke Strand. Hier war Endstation und alle Mitfahrenden stiegen aus.

Kim hielt die Nase in die Luft. Ob man das Meer schon riechen konnte? Sie bemerkte, dass Marie und Franzi sie kichernd beobachteten. Kim streckte ihnen die Zunge heraus.

»Es ist nicht weit bis zur Pension«, sagte Frau Jülich.

Ihre Koffer ruckelten und rappelten über das Kopfsteinpflaster und machten auf ihrem Weg vorbei an kleinen Häusern, die weiß gestrichen oder aus rotorangefarbenen Backsteinen waren, jede Menge Lärm.

Am Ende einer schmalen Seitenstraße blieben sie stehen. Dort befand sich die Pension Deichglück – mit Blick auf den Deich, auf dem Schafe grasten. Jetzt, wo die Koffer nicht mehr ratterten, konnte Kim Möwengeschrei hören. Und vielleicht auch ein klitzekleines bisschen das Meer riechen.

Die Pension Deichglück war ein flaches, reetgedecktes Backsteingebäude mit weißen Fensterrahmen. Im Vorgarten blühten Frühlingsblumen und hinter einem Baum mit ersten zartgrünen Blättern luden ein Strandkorb und ein Holztisch mit Stühlen zum Verweilen ein.

»Na, ich weiß schon, wessen Lieblingsplatz das werden wird«, sagte Frau Jülich zu den Mädchen und lächelte.

In diesem Moment öffnete sich die grüne Haustür, im Türrahmen stand eine Frau mit einem langärmeligen geblümten Kleid. »Moin moin, ihr müsst die Jülichs sein!«, rief sie fröhlich.

Marie und Franzi kicherten.

Die Frau stellte sich als Birte Janssen vor und begrüßte die vier herzlich. Frau Janssen und ihrem Mann Filip gehörte die Pension. »Unser Enkel Kalle ist mit dem Hund unterwegs«, sagte Frau Janssen, während sie die vier in die Pension bat. »Er hat einen Ferienjob, aber vielleicht hat er mal Zeit, euch den Ort zu zeigen.«

Im ersten Stock der kleinen Pension befanden sich die Gästezimmer, dort waren auch Frau Jülich und die Mädchen untergebracht. Kim, Franzi und Marie teilten sich ein Zimmer mit holzgetäfelten Dachschrägen, drei Einzelbetten mit geblümter Bettwäsche und Aussicht zum Deich.

»Ich möchte heute unbedingt noch zum Meer«, erklärte Marie.

»Ihr habt Glück, das Meer ist sogar da.« Die Pensionswirtin erklärte den Mädchen, dass sie sich am besten in der Touristeninfo oder im Internet einen Tidenkalender holen oder herunterladen sollten. »Die Ebbe hat aber den Vorteil, dass ihr dann eine Wattwanderung machen könnt.«

Frau Jülich steckte ihren Kopf zur Tür herein. Ihr Zimmer lag am anderen Ende des Flures. »In einer Stunde beginnt mein Kennenlerntreffen mit den anderen Teilnehmenden des Ayurveda-Kurses. Könnt ihr euch bis zum Abendessen allein beschäftigen?«

»Na klar, Mama!«, sagte Kim entrüstet.

Marie lächelte. »Wir gucken uns im Ort ein bisschen um und gehen zum Strand.«

»Prima, wir sehen uns beim Abendessen«, verabschiedete sich Frau Jülich.

Während Marie sich noch frisch machte, warteten Kim und Franzi im Strandkorb vor der Pension auf sie. Frau Janssen hatte ihnen den Garten hinter der Pension gezeigt, in dem es ebenfalls einige Strandkörbe, Sonnenliegen und Sitzecken gab.

»Schön!«, fand Franzi. »So lässt es sich aushalten.«

Kim warf ihrer Freundin einen gespielt entsetzten Blick zu. »Franzi, bist du das? Ich dachte, du willst kitesurfen, Wattwanderungen unternehmen, stand-up-paddeln und was weiß ich nicht noch alles. Wenn ich eine Woche im Strandkorb rumhängen will … okay. Aber du?!«

Die beiden lachten.

»Na, ihr amüsiert euch ja schon prächtig«, stellte Marie fest, die gerade die Pension verließ, und schob sich ihre Sonnenbrille ins Gesicht. »Gehen wir?«

Lütke Strand war ein kleines Küstendörfchen mit Backsteinhäusern, Menschen auf Fahrrädern, die freundlich »Moin!« riefen, einem kleinen Ortskern und einer Strandpromenade. Vor den Cafés wurden eifrig Tische abgewischt und Tafeln beschrieben, in einem Souvenirladen wurde das Schaufenster dekoriert und die Eisdiele bekam eine neue Markise montiert.

Kim, Franzi und Marie holten sich als Allererstes ein Softeis. Für Kim und Marie durfte es mit bunten Zuckerstreuseln garniert sein, während Franzi sich für Lakritzstreusel entschied. Kim schauderte bei dem Anblick. Auch wenn sich cremiges Vanille-Softeis darunter verbarg – Lakritz konnte sie nichts abgewinnen.

Die Mädchen schlenderten genießend weiter.

»Hier ist nicht gerade viel los«, stellte Franzi fest.

Kim hatte auch schon bemerkt, dass sie fast die einzigen Besucherinnen zu sein schienen.

»Frau Janssen hat mir vorhin erzählt, dass die Saison erst morgen beginnt«, sagte Marie. »Wir sind sozusagen einen Tag zu früh.«

»Deswegen wirkt es so, als würde der Ort gerade aus dem Winterschlaf erwachen.« Kim schleckte genussvoll ein paar Zuckerstreusel von ihrem Eis.

Die kleine Einkaufsstraße ging nun in die Strandpromenade über, die von Geschäften, Cafés und Restaurants gesäumt war.

»Es riecht richtig nach Meer!«, rief Marie begeistert.

»Stimmt.« Kim nickte. »Glaubt ihr, wir trauen uns ins Wasser?« Mit ihrem Zeigefinger pikte sie in einen aufblasbaren Flamingo, der neben einem Krokodil und einer Badeinsel mit Palme vor einem Geschäft hing.

»Wahrscheinlich nur im Taucheranzug«, vermutete Franzi. »Aber ich nehme dann das Krokodil!«

Für Ende März war es zwar schon recht warm, doch die Wassertemperatur, die an einer Tafel vor der Touristeninformation mit Kreide tagesaktuell notiert worden war, betrug nur elf Grad.

»Seht mal«, sagte Franzi. Sie deutete auf einen Aushang an der Tafel. »Es gibt verschiedene Kurse und Angebote für die Osterferien.«

Kim und Marie kamen neugierig näher.

Franzi und Kim interessierten sich für Stand-up-Paddeln auf dem Meer, da würde Marie auch mitmachen, noch lieber wäre ihr allerdings ein Töpferkurs. Franzi wollte sich außerdem gerne für einen Kitesurfing-Schnupperkurs anmelden und alle drei hatten vor, an einer geführten Wattwanderung teilzunehmen.

Kim fotografierte das Plakat mit dem Ferienangebot ab. »Dann können wir heute Abend in Ruhe die Woche planen«, schlug sie vor. »Ach ja, Frau Janssen hat uns doch geraten, einen Tidenkalender in der Touri-Info abzuholen.« Sie folgten der Beschilderung und Franzi ging zielstrebig zu der rot gestrichenen Tür und zog am Türgriff. »Geschlossen«, stellte sie fest.

»Hier steht, dass sie erst ab morgen geöffnet haben.« Marie hatte ein kleines Schild entdeckt. »Ab neun Uhr.«

»Okay, wir versuchen es morgen noch mal. Dann bleibt uns jetzt wohl nichts anderes mehr übrig, als endlich zum Meer zu gehen, oder?«, fragte Franzi aufgeregt.

Die drei überquerten einen schmalen Wiesenstreifen neben der Strandpromenade und stiegen drei Stufen hinab. Hier begann schon der Strand. Kim atmete tief ein. Es roch nach Salz und Urlaub.

»Wer zuerst da ist!«, rief Franzi.

Verdutzt blickten Marie und Kim ihrer Freundin nach, die die Treppen hinunterspurtete und schon fast am Strand war.

»Los!«, rief nun auch Marie.

Franzi war nicht mehr einzuholen. Sie hatte ihre Schuhe abgestreift und sie im Sand liegen lassen.

Ein paar Leute drehten erstaunt die Köpfe nach den drei Mädchen, die quietschend und lachend durch den Sand flitzten. Franzi stand schon im Wasser. Kim und Marie zogen auch ihre Schuhe aus und staksten durch den Sand, um sich nicht an den scharfen Muscheln zu schneiden. Als sie Franzi fast erreicht hatten, berührten Maries Füße den nassen Sand und sie zog hörbar die Luft ein. Eine kleine Welle umspülte ihre Füße, zog sich zurück und die nächste folgte sogleich. Andächtig blickten die drei aufs Wasser.

Kim entdeckte eine besonders schöne Muschel. Rasch bückte sie sich, damit sie nicht von der nächsten Welle weggespült wurde, klopfte den feuchten Sand ab und ließ sie in ihre Hosentasche gleiten.

Am Horizont war ein Containerschiff zu sehen, und vor der Küste lagen zwei Inseln, die man von Lütke Strand aus mit einer kleinen Fähre erreichen konnte.

Franzi schirmte ihre Augen mit der flachen Hand ab. »Das sieht fast so aus, als würden die Inseln über der Wasseroberfläche schweben.«

Die drei spazierten am Wasser entlang. Es dauerte nicht lange und Kim hatte so viele schöne Muscheln gefunden, dass ihre Hosentaschen ganz ausgebeult waren. Gerade zog sie ein türkisfarbenes Stück Glas aus dem Sand. Das Meer, der feine Sand und die gröberen Steine hatten es ganz glatt geschliffen.