Die drei !!!, 68, Gefahr im Netz (drei Ausrufezeichen) - Kari Erlhoff - E-Book

Die drei !!!, 68, Gefahr im Netz (drei Ausrufezeichen) E-Book

Kari Erlhoff

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Freundinnen und sind jedem Fall gewachsen. Beim Girls-Computer-Camp des Jugendzentrums wird der Laptop der jungen Hackerin Bente geklaut. Steckt die App-Firma Level Q dahinter? Die drei !!! ermitteln und geraten immer tiefer in das Netz dieses schwierigen Falls ...

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Kari Erlhoff

Gefahr im Netz

Kosmos

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

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Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2017, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-15715-2

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Willkommen im Raumschiff

Es zischte. Weißer Rauch stieg auf und schwebte als dünne Wolke durch den Flur. Die Lampen am Boden begannen zu blinken. Plötzlich löste sich eine kleine Gestalt aus dem Nebel und schwirrte unruhig über die Wände: ein Tapir mit Pilotenbrille. Kim Jülich stutzte, doch dann entdeckte sie den Beamer, der das bewegte Bild in den Flur projizierte.

»Das Vieh kommt mir bekannt vor!« Marie Grevenbroich warf einen skeptischen Blick auf den Tapir. »Stammt der nicht aus diesem neuen Game? Das mit den Raumschiffen, die man verfolgen muss?«

»Ja, kann sein«, gab Kim zurück. »Das Spiel ist auf jeden Fall gut gemacht!«

Die Mädchen waren unter der Nebelwolke hindurchgelaufen und standen nun vor einer breiten blauen Treppe, die mit hunderten von weißen Sternen übersät war. Die Treppe war der Eingang zum Ultraviolett – einer Großraumdisco. Normalerweise hatten Kinder und Jugendliche hier – vor allem nachts – keinen Zutritt. Doch jetzt war es erst vier Uhr nachmittags und die Disco hatte ihr Tor für eine Messe rund um Handys, Computer und Games geöffnet. Und die wollten die drei !!! heute besuchen.

Franzi Winkler, die Dritte im Bunde, sah sich noch einmal nach dem Vogel um. »Das ist Commander Yllek aus Real Space Race – glaube ich zumindest.« Sie seufzte. »Blake ist gerade ganz wild darauf, irgendwelche Sternenkreuzer zu verfolgen. Aber das kann er gerne ohne mich machen.« Blake war Franzis Freund. Er saß zwar im Rollstuhl, war jedoch extrem sportlich. Blake verbrachte viel Zeit im Schwimmbad oder beim Chairskating. Dass ausgerechnet er sich so für ein Handy-Spiel begeisterte, war ungewöhnlich. Allerdings kam es Franzi gerade recht, dass sie auch mal etwas Zeit für sich hatte.

»Kommt ihr endlich?«, fragte Marie. »Ich will jetzt unbedingt auf die Messe!«

Franzi sah sie skeptisch an. »Seit wann interessierst du dich denn für Computer?«

»Ich interessiere mich nicht für Computer«, gab Marie zu. »Aber ich habe den Verdacht, dass meine verehrte Stiefschwester ein Date hat. Und zwar hier auf der Messe. Das muss ich natürlich überprüfen.«

Kim lachte. »Meinst du, Lina hat jetzt echt einen Freund?«

»Das finde ich heraus«, sagte Marie siegessicher. »Und nebenbei will ich mich über eine bestimmte App informieren.«

»Welche denn?«, hakte Franzi nach, während sie nebeneinander die Stufen hochstiegen.

»Das ist mein Geheimnis.« Mehr sagte Marie nicht.

Kim kam es so vor, als würde ihre Freundin und Detektivkollegin unter ihrem perfekten Make-up leicht erröten. Aber sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Die Mädchen waren im ersten Stock angekommen und standen vor drei Durchgängen, die jeweils mit einer UV-Lampe ausgestattet waren. Als sie ihre Hand hochhielten, wurde der Stempel sichtbar, den sie an der Kasse erhalten hatten. Kim konnte den Schriftzug AppTown entziffern. Das war der Name der Messe.

Als sie die Schranke passiert hatten, blieben sie kurz stehen. Der Anblick, der sich ihnen bot, war im wahrsten Sinne des Wortes überirdisch.

»Willkommen im Weltall!«, verkündete Franzi beeindruckt.

»Nicht ganz mein Fall, aber definitiv galaktisch!«, stimmte Marie zu.

Die Disco hatte beim Design auf glattes Metall, bunte Neonröhren und kleine Blinklichter gesetzt. Dazu passten auch die vielen Stände, die in grellen Farben um die Wette leuchteten. In erster Linie handelte es sich um Anbieter von Games für Smartphones. Die Messebesucher waren sehr jung. Kim, Marie und Franzi sahen auf Anhieb mehrere Mitschüler. Die AppTown war eigentlich eine kleine Messe, aber die Anzahl der Anbieter konnte sich sehen lassen. Ein Stand drängte sich an den nächsten.

»Also, ich interessiere mich für Fitnessarmbänder«, erklärte Franzi. »Solche Dinger, bei denen man im Computer oder im Handy nachschauen kann, wie schnell man gelaufen ist, wie der Puls dabei war und wie viele Schritte man am Tag gegangen ist.«

»Die sind doch echt teuer«, gab Kim zu bedenken.

Franzi winkte ab. »Ich will nur mal sehen, wie so etwas funktioniert. Man kann hier garantiert auch Sachen testen.«

»Ach, wen haben wir denn da!« Marie deutete auf eine Traube von Kindern und Jugendlichen, die alle zu einem Stand drängten. Was es dort gab, konnte man vor lauter Menschen nicht erkennen.

»Lina?«, fragte Franzi und stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können.

»Falsch«, antwortete Marie.

»War ja klar.« Jetzt hatte Kim die beiden auch entdeckt. »Ben und Lukas. Die stehen total auf Computerspiele aller Art. Ich frage mich nur, woher meine Brüder das Geld für den Eintritt haben. Gestern waren sie noch pleite und wollten bei mir einen Kredit für Süßigkeiten aufnehmen.«

»Sie hoffen bestimmt auf Werbegeschenke«, vermutete Franzi und grinste. Ben und Lukas kämpften sich gerade Meter für Meter zu dem beliebten Stand vor.

»Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir ist es hier zu voll«, meinte Kim.

»Meinetwegen können wir uns gerne in einem anderen Gang umsehen«, stimmte Franzi zu. »Ich gehe vor.«

»Falls wir uns verlieren, treffen wir uns am Infopunkt.« Marie deutete auf eine beleuchtete Säule aus Glas, die ständig die Farbe wechselte. »Dann kann ich einfach stehen bleiben, wenn ich an einem Stand etwas Interessantes sehe.«

»Das passiert dir wohl eher bei einem Spiegel!«, versuchte Franzi ihre Freundin zu ärgern. Doch Marie lächelte nur. Sie legte eben viel Wert auf gutes Aussehen und stand dazu, manchmal etwas eitel zu sein. Heute war sie allerdings nicht die Einzige im Team, die schick zurechtgemacht war.

Auch Kim hatte eine beachtliche Zeit im Bad verbracht. Im Internet hatte sie sich ein Schmink-Tutorial angesehen und versucht, den Look nachzumachen. An dem schwarzen Lidstrich war sie beinahe verzweifelt. Erst nach fünf Anläufen und einem Mülleimer voller Abschminktücher war Kim endlich zufrieden gewesen. Danach hatte sie vor ihrem Kleiderschrank einen weiteren Moment der Verzweiflung erlebt: Es gab einfach kein einziges Kleidungsstück, in dem sie halbwegs erwachsen aussah. Alles war ihr plötzlich so kindisch vorgekommen.

»Alles klar bei dir?« Franzi riss Kim aus ihren Gedanken.

»Äh … ja«, gab Kim schnell zurück.

»Du siehst aus, als würdest du jemanden suchen.«

»Lina«, murmelte Kim. Das war gelogen. Ob Maries Stiefschwester einen Freund hatte oder nicht, war für Kim im Augenblick zweitrangig. Alles, was zählte, war Sebastian! Sebastian Husmeier. Der Sebastian unter den Sebastians! Kim hatte den gut aussehenden Journalisten bei einem Workshop für Reportagen kennengelernt und sich bis über beide Ohren in ihn verliebt. Leider war Sebastian bereits Ende zwanzig. Das betonten Marie und Franzi immer wieder, wenn das Thema aufkam. Kim wollte das nicht hören. Darum sagte sie Franzi jetzt auch nicht, dass sie nach ihm Ausschau hielt. Sebastians Zeitung berichtete über die Messe. Da war es doch durchaus möglich, dass er vor Ort war. Der Gedanke an ihn sorgte bei Kim für ein watteweiches Gefühl in den Beinen und einen angenehm leichten Kopf. Sein intensiver Blick, die Grübchen in seinen Wangen, sein umwerfendes Lächeln und seine schöne Stimme bewirkten doch immer wieder, dass Kim sich wünschte, ein paar Jahre älter zu sein. Dann würde sie einfach zu Sebastian gehen und …

»Träumst du?« Dieses Mal wurden Kims Gedanken von Marie unterbrochen.

»Was?«

»Du träumst ja wirklich!« Marie lachte. »Von … lass mich raten … Sebastian!«

»Ha, ha«, machte Kim. Sie fühlte sich auf frischer Tat ertappt. Doch ihre Freundinnen gingen zum Glück nicht weiter auf ihre Schwärmerei für den Journalisten ein. Vermutlich hatten sie gemerkt, dass es Kim unangenehm war. Oder sie waren einfach von dem Angebot der Messe abgelenkt.

Überall blinkte und blitzte es. Alles war in Bewegung, von den Besuchern bis zu den Ausstellern. Die drei !!! ließen sich vom Strom treiben und gelangten so von Stand zu Stand. Auf der AppTown gab es nicht nur viel zu sehen, man konnte auch etwas ausprobieren. Die drei Mädchen striegelten ein digitales Pony, testeten ein Grafiktablet und eine durchsichtige Computertastatur mit farbigen LEDs und bekamen bei einem Quiz Schlüsselanhänger und Karten mit Download-Codes geschenkt. Kim gewann außerdem an einem Drehrad einen USB-Stick. Dafür ergatterte Franzi einen Kugelschreiber, der gleichzeitig eine Taschenlampe war. »Den können wir vielleicht mal bei unserer Ermittlungsarbeit einsetzen«, freute sie sich, während sie ihn immer wieder blau aufleuchten ließ.

Bei ihrem Rundgang trafen die Mädchen noch zweimal auf Ben und Lukas. Kims Brüder hatten natürlich sofort herausgefunden, an welchen Ständen es neben den üblichen Werbegeschenken auch Bonbons und Kekse gab. Ihre Taschen waren bereits voll und sie waren sehr zufrieden mit ihrer Ausbeute.

»Wir haben sogar kostenlose Zugangscodes für ein cooles Spiel bekommen!«, berichtete Ben mit vollem Mund.

»Für Computer oder Smartphone?«, wollte Kim wissen.

»Smartphone!«, sagte Lukas lässig.

Kim verdrehte die Augen. »Ihr habt doch gar keins.«

»Na und? Soll ich dir jetzt aufzählen, was du alles nicht hast?«, gab Ben gehässig zurück. »Einen Freund zum Beispiel!«

»Wir müssen jetzt weiter«, erklärte Lukas. »Es gibt noch viel zu tun. Ladys, wir sind dann mal weg.« Er tippte sich an seine Mütze und zog seinen Bruder in den nächsten Gang.

Marie warf Kim einen mitleidigen Blick zu. »Und ich dachte immer, Lina wäre nervig.«

»Ach«, meinte Kim, »du hast es mit deiner kleinen Stiefschwester doch eigentlich ganz gut getroffen. Und wo wir gerade über sie reden: Sie steht mit ein paar Freundinnen dort drüben beim Glücksrad. Aber einen Jungen kann ich nicht entdecken.«

»Schade.« Marie zuckte mit den Schultern. »Dann hat sie wohl doch kein Date. Egal. Ich würde mich jetzt gern abseilen, um eine bestimmte App für mein Handy zu suchen.«

»Da kommen wir mit!«, schlug Franzi vor.

»Geht nicht!«, gab Marie zurück.

»Wieso nicht?«

»Weil …« Marie zögerte. »Weil … ich das nicht will.«

Franzi sah ihr tief in die Augen. Es war offensichtlich, dass sie sich anstrengen musste, um dabei nicht loszulachen. »Gib es zu, du suchst eine App, die dir Holger in Unterhose zeigt.«

Marie zog ihre Augenbrauen hoch. »Franzi, spinnst du? Was denkst du denn von mir?«

»War doch nur ein Scherz.« Franzi grinste. »Ich bin einfach froh, dass du endlich wieder mit Holger zusammen bist! Eure Trennung auf Zeit war echt blöd.«

»Ja«, murmelte Marie. Dann gab sie sich einen Ruck. »Ich bin natürlich glücklich, dass wir wieder ein Paar sind, aber ehrlich gesagt, bin ich auch misstrauisch geworden.«

»Das kann ich gut verstehen«, sagte Kim.

Marie seufzte. »Jedes Mal, wenn er auf sein Handy guckt, denke ich, dass es eine Nachricht von Selma sein könnte. Und ich frage mich, ob er heimlich mit ihr trainiert. Weiß ich denn, ob er sich wirklich ganz und gar für mich entschieden hat? Weiß ich, ob er mir auch morgen noch treu ist?«

Franzi und Kim sahen ihre Freundin betroffen an.

»Ich habe halt Zweifel.« Marie blickte betreten auf die Spitzen ihrer Stiefeletten hinab. »Und da habe ich gedacht, ich könnte mir Gewissheit verschaffen.«

»Wie denn?«, fragte Franzi.

»Du willst ihn mit dem Handy ausspionieren!«, vermutete Kim. Gleichzeitig hoffte sie, dass Marie Nein sagen würde. Doch Marie nickte langsam. »Es gibt Apps, mit denen man die Handys von anderen orten kann.«

»Stimmt.« Kim nickte. »Aber normalerweise müssen die Besitzer der Handys vorher ihre Zustimmung geben. Sonst funktioniert es nicht.«

Marie blickte nervös auf. »Ich könnte einfach an Holgers Telefon gehen, wenn er gerade beschäftigt ist, und die App freischalten.«

Kim und Franzi sahen ihre Freundin entsetzt an. »Wir reden hier von Holger!«, sagte Franzi.

»Deinem Freund Holger!«, rief Kim.

»Nicht etwa von irgendeinem Verbrecher, den wir beschatten müssen.« Franzi schüttelte den Kopf.

»Holger!«, wiederholte Kim fassungslos.

»Ich weiß, wie er heißt«, gab Marie zerknirscht zurück. »Aber mal ehrlich: Ich muss unbedingt wissen, was los ist!«

»Dann frag ihn«, sagte Kim. »Aber mach nicht so einen Blödsinn! Das ist nicht o.k. Und es geht doch auch total gegen deine Detektivehre, deinen Freund auszuspionieren.«

»Ja, das ist voll daneben!«, sagte Franzi.

Marie hob abwehrend die Hände. »Schon gut! Ich denke noch mal darüber nach. Können wir jetzt bitte weitergehen?«

Kim wollte gerade etwas hinzufügen, als sie ihn sah: Sebastian Husmeier! Mit einem Schlag waren sämtliche Worte aus ihrem Gehirn gelöscht – wie bei einem Kurzschluss. Obwohl sie darauf gehofft hatte, ihn zu treffen, war sein plötzlicher Anblick eine große Überraschung.

»Erde an Kim, alles in Ordnung bei dir?«, fragte Marie.

Kim starrte regungslos auf den Journalisten, der gerade seinen Laptop auf einem Stehtisch aufbaute. Ihm gegenüber stand ein Mann, der beinahe das Gleiche anhatte wie Kims kleine Brüder: weite Hosen und einen Hoodie von einem angesagten Label. Nur dass er mindestens vierzig Jahre alt war und daher eher lächerlich wirkte. Dagegen machte Sebastian in seinen schlichten Jeans und dem schwarzen Button-down-Shirt eine ziemlich gute Figur.

»Da ist er«, seufzte sie.

»Wer?«, fragte Franzi, doch dann sah sie ihn auch. »Ach, der Er.«

»Geh doch hin und sag ihm Hallo«, schlug Marie vor.

Kim schüttelte den Kopf. »Ich kann meine Beine nicht bewegen.«

»So schlimm?« Franzi klopfte Kim auf die Schulter. »Na los, trau dich.«

Marie grinste. »Wenn du ihn ansprichst, gehen wir morgen mit dir zu diesem langweiligen Computerkurs vom Jugendzentrum, versprochen!«

»Der ist doch nicht langweilig«, widersprach Kim. »Und es ist genau genommen auch kein Computerkurs, sondern …«

»Ich bin noch nicht fertig!«, wurde Kim von Marie unterbrochen. »Wenn du jetzt nicht mit Sebastian sprichst, musst du dafür einen Monat lang mit Franzi und mir joggen gehen.«

»Joggen?« Kim ächzte. »Wir haben Dezember! Es ist kalt draußen und dunkel und nass. Außerdem kann ich dir aus dem Stand hundert Dinge nennen, die ich lieber machen würde als joggen.«

»Kim!« Franzi lachte. »Machst du mit oder nicht?«

Kim zögerte. Dann sah sie auf. »Okay.«

»Top«, sagte Marie. »Die Wette gilt!«

Detektivtagebuch von Kim Jülich

Freitag, 20:45 Uhr

Man könnte beinahe glauben, dass die Verbrecher gerade alle im Winterschlaf sind! Seit wir auf der Herbstkirmes den Fall in der Geisterbahn gelöst haben, herrscht bei uns absolute Detektiv-Flaute. Kein Fall in Sicht! Dafür werde ich mich jetzt in Sachen »Kryptologie« fortbilden. Dabei geht es um die Verschlüsselung und Entschlüsselung von Botschaften. Das kann man als Detektivin immer gebrauchen. Marie und Franzi machen übrigens auch eine kleine Fortbildung– allerdings unfreiwillig! Hihi! Sie haben eine Wette verloren und müssen mit mirzum GCC. Also zum Girls Computer Club. Ich freue mich schon so darauf! Morgen geht es endlich los! Im Jugendzentrum haben sie schon so lange überlegt, mal einen IT-Workshop anzubieten, und daraus ist nie etwas geworden. Aber jetzt haben sich alle so auf die AppTown gefreut, dass die Leute vom Jugendzentrum nun doch in die Gänge gekommen sind. Gemeinsam mit Studenten der Fachhochschule bieten sie 10 Tage lang ein Programm für Mädchen an. 10 Tage! (Ich glaube, das ist ein Gag. Marie und Franzi haben den natürlich nicht gecheckt. Von wegen Einsen und Nullen. Also Binärcode. Ist ja auch eher ein Insider.) Jedenfalls gibt es verschiedene Workshops und Vorträge und noch dazu ein Coder-Café, in man sich mit anderen Mädchen austauschen kann.Damit die Jungs nicht leer ausgehen, bietet das Jugendzentrum auch eine Backwoche an. Ungelogen! Da heißt es dann Weihnachtsbäckerei statt Weihnachtshackerei. Die Jungs backen Plätzchen und lernen, wie man einen Stollen macht. Bislang haben sich aber nur zwei Jungs angemeldet. Kein Interesse an Keksen ;-)

Solange wir keinen neuen Fall haben, ist der Girls Computer Club eine gute Beschäftigung für mich. Ich muss mich unbedingt ablenken. Sonst denke ich nur an ihn. Aber das gehört nicht hierher. Das ist schließlich das Detektivtagebuch! Keine privaten Angelegenheiten zugelassen!!!

Geheimes Tagebuch von Kim Jülich

Freitag, 20:55 Uhr

Wartet nur, bis ich eine Meisterin der Kryptologie bin. Dann wird niemand mehr dieses Tagebuch lesen können– außer mir!

Sebastian. Sebastian. Sebastian. Sebastian. Sebastian. Sebastian. S.E.B.A.S.T.I.A.N.! Ich könnte den ganzen Abend hier sitzen und deinen Namen schreiben. An deine Grübchen denken. An dein unvergleichliches Lächeln. Und ich habe mindestens 100 Fragen an dich. Vielleicht werde ich sie dir eines Tages stellen. Wenn wir zusammensitzen und uns tief in die Augen schauen. Allein bei dem Gedanken an deine Augen kribbelt es so seltsam in meinem Nacken und meine Knie werden zu Wackelpudding. Sebastian Husmeier! Was denkst du über mich? Hast du früher auch so gern Die drei ??? gelesen? Was ist deine Lieblingsfarbe? Wovor hast du Angst? Wer schneidet dir die Haare? Hörst du Hörspiele zum Einschlafen? Was ist dein allergrößter Wunsch? Welche Hobbys hast du (außer Krimis schreiben)? Welche Sorte Schokolade magst du besonders? Denkst du manchmal an mich? Ach, Sebastian! Fast hätte ich dir vor ein paar Wochen meine Gefühle verraten. Weißt du noch, wie ich den Haiku mit zum Workshop gebracht habe? Den hatte ich für dich geschrieben! Nur für dich! Wenn David sich nicht wieder so dermaßen ungeschickt angestellt hätte, wüsstest du jetzt, wie es in meinem Herzen aussieht. Mein Herz ist wie ein kleiner Vogel, der durch die kalte Winternacht zu dir fliegen will. Jetzt, sofort! Warum muss ausgerechnet nächste Woche unser Workshop ausfallen?!? Wie soll ich es ohne dich aushalten??????????????

In der Weihnachtshackerei

»Wir hätten uns nie auf diese Wette einlassen dürfen«, sagte Marie missmutig. »Zu blöd, dass ich kein Junge bin. Dann könnte ich jetzt in der Weihnachtsbäckerei sitzen und Kekse verzieren.«

»Du als Junge?« Franzi prustete los. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!«

Es war Samstagvormittag und die drei !!! betraten gemeinsam ein Gebäude der Fachhochschule. Die Mädchen waren bei einem Fall im Sommer schon einmal hier gewesen. Die restaurierten Klinkerbauten lagen auf einem ehemaligen Fabrikgelände am Rande des Industriegebiets – ganz in der Nähe des Bahnhofs und der Disco, in der gerade die AppTown stattfand. Jetzt, im Winter, war die Gegend wenig einladend und die Flure der alten Gebäude waren zugig. Kim, Franzi und Marie folgten den Pfeilen aus Pappe, die jemand aufgehängt hatte. Zum GCC, stand darauf. Die Pfeile führten in den ersten Stock zu einem Hörsaal, in dem es mehrere Stuhlreihen mit kleinen Klapptischen gab.