Die drei !!!, 73, Legende der Einhörner (drei Ausrufezeichen) - Mira Sol - E-Book

Die drei !!!, 73, Legende der Einhörner (drei Ausrufezeichen) E-Book

Mira Sol

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Hat sich die kleine Einhorn-Statue aus der Villa der beiden alten Damen wirklich in ein leibhaftiges Einhorn verwandelt? Die drei !!! haben ihre Zweifel und nehmen die Ermittlungen auf …

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Legende der Einhörner

Mira Sol

KOSMOS

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

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Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2020 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50218-1

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Im Gruselschloss

Der Wind zerrte an Franzis Haaren. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus einem ihrer kurzen roten Zöpfe gelöst hatte, und legte den Kopf in den Nacken. Dunkel ragten die Türme und Erker des Wasserschlösschens vor ihr in den grauen Oktoberhimmel. Eine Windböe erfasste die Trauerweiden am Ufer des Sees, sodass ihre Äste über die Wasseroberfläche gepeitscht wurden. Kleine, schaumige Wellen schwappten gegen die Pfeiler der Steinbrücke, die das Schlösschen über den See hinweg mit dem Land verband.

Franzi ließ ihren Blick über den breiten Kiesweg schweifen, der in einem sanften Bogen neben dem See verlief und zum Westtor des Jakobiparks führte. Ungeduldig wippte sie auf und ab. Es war fast zehn nach vier. Wo blieben Kim und Marie?

Gerade als Franzi ihren Freundinnen eine Nachricht schicken wollte, hörte sie schnelle Schritte hinter sich. Sie drehte sich um und erblickte Marie.

»Sorry!«, rief ihre Freundin. »Mein Friseurtermin hat länger gedauert.« Marie schüttelte ihre langen Haare, die vom Wind zerzaust waren und dennoch glänzten wie pures Gold. »Ich hab mich spontan für Farbsträhnchen entschieden.« Sie breitete die Arme aus, drehte sich einmal schnell um sich selbst und sah Franzi mit leuchtenden Augen an. »Wie findest du sie?«

»Sieht toll aus«, sagte Franzi und steckte das Handy wieder ein. »Ich werde trotzdem nie verstehen, wie man so viel Zeit beim Friseur verbringen kann. Mich nervt schon das Stillsitzen, wenn ich mir nur die Spitzen schneiden lasse.«

»Ein Friseurbesuch ist Entspannung pur. Der kann nicht lange genug dauern.« Marie seufzte. »Unter drei Stunden geht bei mir gar nichts.«

Franzi verdrehte die Augen und grinste. »Furchtbar.«

»Jeder hat eben so seine Vorlieben.« Marie zuckte mit den Schultern und schaute auf ihre Armbanduhr. »Wo steckt Kim denn? Sie ist doch sonst immer so pünktlich.«

»Bestimmt hat sie sich mit David getroffen und die Zeit vergessen«, murmelte Franzi. »Ich rufe sie an.«

»Warte«, sagte Marie. »Ich glaube, da ist sie schon.«

Tatsächlich kam eine Gestalt in einem dunklen Parka über den Kiesweg auf sie zugelaufen. Sie trug einen großen Rucksack und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

»Tut mir leid«, japste Kim, als sie vor Franzi und Marie stand. Ihre Wangen waren rot und Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn. »Ich war bei David. Die Zeit ist so schnell verflogen. Plötzlich war es vier.«

Marie lachte. »Schon gut. Wir sind ja froh, dass du dich überhaupt losreißen konntest.«

»Du bist gemein!«, rief Kim und boxte Marie leicht gegen die Schulter. Doch dann lächelte sie. »David ist so süß. Und seine Geschichten sind einfach superspannend!«

Franzi und Marie zwinkerten sich zu. Es war schön, Kim so verliebt zu sehen. Zum Glück hatte sie vor knapp vier Wochen endlich erkannt, dass David viel mehr für sie war als nur der gute Kumpel aus dem Schreibworkshop. Nachdem ein blödes Missverständnis aus dem Weg geräumt war, schwebten die beiden nun als Dauergäste auf einer großen rosaroten Wolke.

Franzi räusperte sich. »Du kannst uns ja heute Abend, wenn wir auf Finn aufpassen, alles ausführlich berichten. Aber jetzt lasst uns losgehen.« Sie hob ihren Rucksack vom Boden auf. »Wir sollen zum Hintereingang kommen, hat Meri gesagt.«

Die Mädchen liefen seitlich am Schloss vorbei und überquerten die schmale Holzbrücke auf der Rückseite des Gebäudes.

Kim zog fröstelnd die Schultern hoch. »Bei diesem Wetter sieht das Schlösschen richtig gruselig aus.«

»Das passt doch prima«, sagte Marie. »Ich bin schon gespannt. Es ist echt nett von Meri und Sophie, dass sie eine kleine Privatführung mit uns machen.«

Franzi nickte zufrieden. Sie hatte die beiden Studentinnen am letzten Wochenende bei einem Frühstück in der WG von ihrem Bruder Stefan kennengelernt und sich auf Anhieb gut mit ihnen verstanden. Meri hatte von ihrem Nebenjob im alten Wasserschlösschen erzählt und Franzi eingeladen vorbeizukommen, um sich ein paar alte Geheimgänge anzusehen, die der Hausmeister ihr und Sophie im Schloss gezeigt hatte.

Diese Gelegenheit konnten sich die drei !!! natürlich nicht entgehen lassen. Es gab gerade keinen neuen Fall und etwas Spannung im Alltag war ihnen sehr willkommen.

Franzi drückte die Klingel neben der schweren Eichentür.

»Was ist das eigentlich genau für ein Job, den Meri und Sophie haben?«, fragte Marie.

»Sie arbeiten an einem Projekt der Uni mit«, antwortete Franzi. »Alle Bücher hier in der Bibliothek werden digital erfasst. Meri und Sophie helfen dabei, die Seiten einzuscannen.«

Kim nickte. »Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Die Stadt hat das Schlösschen vor einiger Zeit mitsamt der Bibliothek gekauft und renoviert. Da sind mehrere tausend Bücher drin. Sie werden jetzt eingescannt und in einer Datenbank versammelt, damit Wissenschaftler auf der ganzen Welt mit den Texten arbeiten können.«

»Richtig«, sagte Franzi. »Meri und Sophie studieren Kunstgeschichte. Einer ihrer Professoren leitet das Projekt. So sind sie zu dem Job gekommen.«

Im nächsten Moment wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet.

Meri streckte ihren Kopf mit den kurzen schwarzen Locken hindurch. Sie zwinkerte Franzi zu. »Wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr.«

Franzi stellte Kim und Marie vor.

»Schön, euch kennenzulernen!«, rief Meri. »Franzi hat schon viel von eurem Detektivclub erzählt. Es ist total spannend, was ihr macht!«

Die drei !!! folgten ihr in den holzgetäfelten Flur.

»Wir gehen erst mal nach oben in die Bibliothek. Dort könnt ihr eure Sachen lassen.« Meri steuerte auf eine offen stehende Tür am Ende des Gangs zu. Ein Treppenhaus mit hölzernen Stufen war im Dämmerlicht zu sehen. »Außer uns ist keiner mehr im Schloss«, sagte sie, während sie die Treppe hinauflief. »Heute gibt es keine Veranstaltung und der Hausmeister, die Sekretärin und unser Professor sind schon gegangen. Aber wir haben einen Generalschlüssel zu allen Räumen.« Meri kicherte und fügte mit geheimnisvollem Gesicht hinzu: »Wobei man die Türen gar nicht aufschließen muss, um in die Säle zu gelangen …«

Marie nickte. »Die geheimen Gänge«, raunte sie.

»Richtig«, sagte Meri und eilte die Stufen weiter nach oben.

Im zweiten Stock blieb sie stehen. Sie öffnete eine Tür und tastete kurz an der Wand entlang. Eine Reihe von kleinen Laternen flammte auf und tauchte einen kleinen, fensterlosen Raum mit Regalen an den Wänden in gelbliches Licht. Meri deutete auf einen Durchbruch zu ihrer Rechten. »Hier bekommt ihr schon mal einen Vorgeschmack.«

Kim betrachtete den schmalen Gang dahinter kritisch. »Daran hatte ich nicht gedacht«, murmelte sie.

Franzi sah sie unsicher an. Ihre Freundin fühlte sich in engen Räumen nicht wohl und bekam manchmal sogar Panikattacken. »Schaffst du das?«, fragte Franzi besorgt.

Kim atmete tief durch. »Ich glaube schon. Zum Glück ist der Gang ziemlich hoch.«

»Es sind nur wenige Meter bis zur Bibliothek.« Meri sah Kim aufmunternd an. »Auf geht’s.«

Tatsächlich gelangten sie schon nach einer kurzen Strecke durch den Botengang wieder an eine Tür. Meri öffnete sie und rief: »Wir sind da!«

Kim wischte sich verstohlen ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Ihr Gesicht entspannte sich augenblicklich, als sie die Bibliothek betrat. »Wow, wie toll!«

Auch Franzi sah sich beeindruckt um. Der hohe Saal mit den Stuckverzierungen und einem Kronleuchter an der Decke war an drei Wänden mit hohen Regalen aus dunkelrot glänzendem Mahagoniholz ausgestattet, in denen dicht an dicht die alten, zum größten Teil in Leder gebundenen Bücher standen.

»Herzlich willkommen«, erklang plötzlich eine Stimme vom anderen Ende des Saals. Sophie winkte von einer Tür aus, die sich neben einem der Bücherregale befand. »Ihr könnt eure Sachen hier im Salon ablegen, dort ist unser Büro eingerichtet.«

Die drei !!! nickten Sophie freundlich zu, während Meri die Tür hinter ihnen schloss. Franzi stellte fest, dass die Tür von dieser Seite aus kaum zu erkennen war. Das Türblatt war mit der gleichen Tapete beklebt wie die Wand, und der Knauf war so winzig, dass er sich nahezu unsichtbar in das Tapetenmuster einfügte.

»Gut gemacht, was?« Meri grinste. »Der Hausmeister hat uns erzählt, dass die Gänge nicht nur von den Dienstboten benutzt wurden, um schnell und unauffällig in die verschiedenen Räume zu gelangen. Sondern auch vom Schlossherrn selbst, der sich gerne einen Spaß mit seinen Gästen gemacht hat und hin und wieder unerwartet durch diese Tapetentüren aufgetaucht ist.«

Nachdem die Mädchen den Salon betreten hatten, zeigte Sophie auf einen Garderobenständer. »Am besten legt ihr eure Sachen da ab.« Sie strich sich die langen dunkelbraunen Haare hinter die Ohren und wandte sich an Meri: »Ich hab die letzten Regalmeter abgesucht. Da ist es auch nicht.«

»Mist«, zischte Meri. »Ich würde so gerne wissen, was es mit dieser Wunderkammer auf sich hat.«

Kim setzte ihren Rucksack ab und sah die Studentinnen erstaunt an. »Was sucht ihr denn? Und was meinst du mit Wunderkammer?«

Meri seufzte. »Sophie hat letzte Woche in der Bibliothek ein altes Tagebuch entdeckt, das einem der früheren Bewohner des Schlösschens gehört hat. Wir haben darin eine interessante Notiz gefunden: Der Besitzer hat das Wasserschloss im frühen 19. Jahrhundert verkauft und ist mit seiner Familie in eine – damals moderne – Villa umgezogen. Dort wollte er laut der Notiz einen geheimen Raum einrichten, um eine Sammlung unterzubringen, die seit Generationen im Besitz seiner Familie war. Wir glauben, dass es sich um eine Art Wunderkammer handelte.«

»Solche Kammern waren damals sehr beliebt bei Gelehrten, Adligen und wohlhabenden Bürgern«, ergänzte Sophie. »Sie sind die Vorläufer von unseren naturhistorischen Museen. Darin wurden alle möglichen Gegenstände aus den verschiedensten Kulturen und Zeiten versammelt: Bilder, Münzen, Schmuck, Skulpturen, Mineralien, getrocknete Pflanzen, Tierpräparate, Waffen und vieles mehr. Man hoffte, zwischen all diesen Sachen einen Bezug herstellen und damit die Entstehung der Welt erklären zu können.«

Marie verzog das Gesicht. »Das klingt mehr nach Gruselkammer«, finde ich.

Sophie lachte. »Die eingelegten Tiere sahen bestimmt gruselig aus.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber Meri und ich finden so etwas total spannend! Wir wollen die Wunderkammer des ehemaligen Schlossbewohners gerne finden.«

»Dazu brauchen wir das Tagebuch. Wir müssen noch genauere Angaben zu der Villa suchen, in die der damalige Schlossherr umgezogen ist. Aber leider ist das Büchlein verschwunden! Wir konnten bislang nur ganz kurz in das Tagebuch hineinblättern. Ich musste es damals schnell weglegen, weil unser Professor gerade vorbeikam, um zu sehen, wie wir mit der Arbeit vorankommen.« Sophie verdrehte die Augen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es dort abgelegt habe.« Sie deutete zu einem niedrigen Tisch, auf dem mehrere Bücher lagen. »Wir hatten eine Woche frei, und als wir wiederkamen, war es weg. Die Studenten-Teams, die in der Zwischenzeit hier gearbeitet haben, haben es nicht gesehen. Auch unser Professor nicht.«

Kim schaltete sofort in den Detektivmodus. »Wie sieht das Buch aus?«, fragte sie und lief zu dem Tischchen rüber.

»Es ist ungefähr 20 Zentimeter hoch und 15 Zentimeter breit«, antwortete Meri. »Und vielleicht zwei Finger dick. Der Einband besteht aus dunkelrotem Leder. Darauf ist so eine Art Wappen mit drei verschlungenen Buchstaben, einem goldenen W, G und einem S.«

Kim bückte sich und besah den Boden unter dem Tischchen.

»Wir haben schon alles abgesucht«, sagte Sophie. Sie zog die Augenbrauen hoch. »Es ist einfach weg.«

Franzi ließ ihren Blick durch den Raum gleiten, der einen merkwürdigen Einrichtungsmix aus alten barocken Möbeln, Hightech-Geräten und Holzkisten bot. In der Mitte thronte ein großes Kopiergerät mit einem dachartigen Aufbau. Vier Holzkisten waren neben der Tür aufgestapelt.

»Was ist denn in den Kisten?«, fragte sie.

»Zum einen Bücher, die für den Scanner hier zu groß oder zu schwer sind. Sie sollen demnächst zur Universität gebracht werden. Dort gibt es ein Spezialgerät.« Sophie ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Zum anderen wurden stark beschädigte Exemplare verpackt. Sie müssen zuerst zum Restaurator, bevor wir sie einscannen können.«

Franzi schnippte mit dem Finger. »Vielleicht ist das Tagebuch versehentlich in eine der Kisten geraten?«

Sophie schüttelte langsam den Kopf. »Das glaub ich nicht.«

»Habt ihr denn schon nachgesehen?«, wollte Marie wissen.

»Nein. Die Bücher sind alle einzeln in Folie eingewickelt. Wenn man da sucht, braucht man Tage.«

»Ach, komm!«, rief Franzi. »Wir sind zu fünft. Das haben wir locker in einer Stunde erledigt.«

Sophie zögerte. »Ihr wolltet eigentlich geheime Dienstbotengänge besichtigen, schon vergessen?«

»Das können wir danach immer noch machen«, antwortete Kim. »Los, Mädels, auf geht’s!«

Schrei in der Dämmerung

Eineinhalb Stunden später legte Franzi das letzte Buch vorsichtig in die Kiste zurück. »Das Tagebuch ist nicht dabei.«

Marie wischte sich die staubigen Hände an ihrer Jeans ab. »Ihr solltet noch mal mit den anderen Studenten sprechen, die hier arbeiten.«

»Und mit dem Professor«, ergänzte Kim.

Sophie drückte den Deckel einer Holzkiste zu. »Das haben wir doch gemacht. Niemand hat das Buch gesehen.«

Kim räusperte sich. »Sollen Marie, Franzi und ich noch mal nachhaken?«

Meri schüttelte heftig den Kopf. »Lieber nicht. Dann denkt unser Prof noch, dass wir schlampig arbeiten und Bücher verloren gehen.«

Marie nickte nachdenklich und starrte vor sich hin. Plötzlich zuckte sie zusammen und schnappte sich ein Papier, das auf einem Ablagetisch neben den Kisten lag. »Das ist ein Einlieferungsschein für ein Paketunternehmen.«

»Ja und?« Sophie sah Marie verständnislos an.

Marie überflog den Schein. »Vorgestern wurden drei Kisten mit Büchern an den Restaurator geschickt. Vielleicht war das Tagebuch dabei?«

Meri zog ihr Handy hervor. »Einen Versuch ist’s wert.« Sie tippte hastig und lauschte. Dann machte sie ein enttäuschtes Gesicht. »Nur die automatische Ansage. Es ist keiner mehr da.« Sie steckte das Handy ein. »Ich rufe den Restaurator gleich morgen früh noch mal an.«

»Mach das«, meinte Kim. »Gebt ihr uns Bescheid, wenn das Buch auftaucht? Ich finde das mit der Wunderkammer echt spannend.«

»Klar!« Sophie klatschte in die Hände. »Beginnen wir jetzt mit der Geheimtour?«

Bevor jemand antworten konnte, erschallte eine männliche Stimme: »Sie arbeiten ja immer noch. Sehr löblich.« Ein hochgewachsener Mann um die fünfzig mit grau melierten Haaren trat ein.

»Professor Gercke«, sagte Meri überrascht.

Als der Mann die drei !!! bemerkte, schob er irritiert seine silberne Brille auf der Nase zurecht. »Was machen diese Mädchen hier?«, fragte er streng.

Meri und Sophie zögerten.

Kim sprang ein. »Guten Tag! Wir sind vom Schülerjournal und machen eine Reportage über alte Bibliotheken.«

Der Professor runzelte die Stirn. »Das ist sicher eine gute Sache. Aber mir wäre es sehr lieb, wenn ich unterrichtet werde, bevor fremde Personen in diesen sensiblen Bereich gelangen.«

Meri schluckte. »Ja, sicher. Daran haben wir nicht gedacht. Entschuldigen Sie.«

»Nun gut.« Der Professor lief zu einem der Arbeitstische an der Wand und sah sich suchend um. »Ich habe mein Handy hier vergessen«, murmelte er. »Ich muss es irgendwo liegengelassen haben …« Im nächsten Moment hatte er es auch schon gefunden und steckte es in die Manteltasche.

Er sah auf seine Armbanduhr. »Es ist schon nach sechs. Meine Damen, wollen Sie nicht für heute Schluss machen? Das Wochenende ruft.« Sophie wies mit dem Kinn zum Kopiergerät. »Wir wollten noch ein Kapitel einscannen.«

Der Professor nickte. »Wenn Sie meinen. Aber dann darf ich die drei jungen Damen bitten, mit mir zu gehen. Habt bitte Verständnis, aber aus versicherungstechnischen Gründen kann ich es nicht verantworten, dass ihr mit zwei studentischen Aushilfskräften hier alleine seid.«

Marie setzte ein gewinnendes Lächeln auf. »Wir bräuchten nur noch ein paar Minuten.«

Professor Gercke schüttelte den Kopf. »Nicht ohne meine Anwesenheit. Ihr könnt gerne nächste Woche kommen, wenn ich da bin.«

Marie runzelte die Stirn und setzte zum Sprechen an.

Sophie kam ihr zuvor. »Lasst uns telefonieren und einen Termin ausmachen, okay?«

Die drei !!! tauschten einen kurzen Blick. Es war offensichtlich, dass die Studentinnen keinen Ärger mit ihrem Professor haben wollten.

Franzi nahm ihre Jacke und ihren Rucksack. »Alles klar. Kommt, wir gehen.«

Kim und Marie schnappten sich ebenfalls ihre Sachen und verabschiedeten sich von den Studentinnen.

»Ich ruf dich an«, sagte Meri zu Franzi und klopfte ihr auf die Schulter. »Tut mir leid, dass das jetzt so gelaufen ist.«

Franzi schüttelte den Kopf. »Das ist doch kein Problem. Bis bald!«

»Nichts für ungut«, sagte Professor Gercke, nachdem die schwere Schlosstür hinter ihnen zugeschlagen war. »Ich finde es wirklich sehr schön, dass ihr euch für Bibliotheken interessiert. Aber die Bestimmungen der Versicherungen sind streng. Ich möchte meinen Ruf nicht aufs Spiel setzen.«

Die drei Freundinnen liefen mit dem Professor bis zum Ende der Steinbrücke. Dort verabschiedete sich der Mann von ihnen und nahm mit schnellen Schritten den Weg zum Westtor.

Franzi zwinkerte. »Sollen wir noch mal zurück ins Schloss?«

»Lieber nicht«, meinte Kim. »Ich will nicht, dass Meri und Sophie wegen uns Ärger kriegen.«

Marie tippte auf ihre Armbanduhr. »Außerdem haben wir gar nicht mehr so viel Zeit. Lasst uns zu mir nach Hause gehen.«

»Na gut«, antwortete Franzi sofort. »Ich freue mich schon total auf den Babysitterabend. Dein kleiner Bruder ist so was von süß.«

Marie nickte. »Das ist er wirklich. Aber ich warne euch: Finn wird versuchen, uns um den Finger zu wickeln, um ewig wach bleiben zu dürfen.«

»Das macht doch nichts«, meinte Kim. »Dann schlagen wir uns eben die Nacht um die Ohren. Morgen können wir schließlich ausschlafen.«

Die Mädchen liefen durch die einsetzende Dämmerung in Richtung Osttor.

Franzi seufzte. »Schade, dass wir nur so ein kurzes Stück von den Geheimgängen sehen konnten.«

Kim seufzte ebenfalls. »Ehrlich gesagt, finde ich das gar nicht so schlimm. Diese Gänge sind schon verdammt eng.« Sie rückte ihre Tasche zurecht. »Aber die Geschichte mit der Wunderkammer fand ich spannend. Ich würde gerne mal einen Blick in dieses Tagebuch werfen.«

»Hoffentlich meldet sich Meri bald«, stimmte Franzi zu. »Vielleicht ist es ja tatsächlich in einer der Kisten, die an den Restaurator geschickt wurden.«

»Wittert ihr etwa einen neuen Fall?« Marie grinste und flötete: »Die drei !!! auf der Suche nach der geheimen Wunderkammer. Warum nicht?!«

Kim zuckte mit den Schultern. »Mach dich nur lustig. Ich find’s spannend.«