Die drei !!!, Engel in Gefahr (drei Ausrufezeichen) - Mira Sol - E-Book

Die drei !!!, Engel in Gefahr (drei Ausrufezeichen) E-Book

Mira Sol

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Beschreibung

Kim und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Mädchen und sind jedem Fall gewachsen. Adventszeit ist Krimizeit – jedenfalls für Kim, Franzi und Marie. Statt beim Eislaufen oder auf dem Weihnachtsmarkt die Stimmung zu genießen, ermitteln die drei !!! in einem total verzwickten Fall: Ein Weihnachtsmann treibt sein Unwesen und hat kurz vor Ladenschluss einen Drogeriemarkt überfallen und beraubt. Doch wer glaubt noch an den Weihnachtsmann? Werden es die Freundinnen in den 24 Tagen bis Weihnachten schaffen, den wahren Täter zu überführen? Ein kniffeliger Fall muss bis Weihnachten gelöst werden! Der "Die drei !!! – Adventskalender" lädt 24 Tage lang zum Miträtseln ein und begleitet Hobby-Detektivinnen durch den Advent. Gemeinsam mit Kim, Franzi und Marie kommen Spürnasen der Lösung Tag für Tag ein Stückchen näher, bis am 24. Dezember der Schurke überführt ist. Täglich muss ein neues Rätsel gelöst werden und am Ende jeder Seite warten tolle Bastel- und Stylingtipps sowie Rezepte und Geschenkideen auf die Leserinnen.

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Seitenzahl: 148

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Mira Sol

Engel in Gefahr

Kosmos

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

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Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2017, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-15872-2

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Ski-Mikado

Der Lichtkegel der Taschenlampe glitt zitternd über die Stufen der Kellertreppe. Schmal und steil führten sie ins schwarze Nichts. Franzi tastete sich vorsichtig voran. Ihr war etwas mulmig zumute. Seit sie zusammen mit ihren Freundinnen Kim und Marie den Detektivclub Die drei !!! gegründet hatte, war sie schon durch jede Menge dunkler Geheimgänge geschlichen und hatte schon viele Male mitten in der finsteren Nacht einen Verdächtigen verfolgt. Daher wusste sie genau, wie gefährlich es sein konnte, sich bei schlechten Sichtverhältnissen fortzubewegen. Besonders, wenn man sich dabei auf einer steilen Treppe befand. Es würde gerade noch fehlen, dass sie jetzt stolperte und die Weihnachtsferien mit einem Gips an Arm oder Bein verbringen musste!

Plötzlich setzte mit einem Schlag dröhnende Musik ein. Franzi ging vor Schreck in die Knie. Ein schriller Polka-Sound donnerte aus dem Erdgeschoss zu ihr herab und Bob Dylan grölte: »Must be Santa, must be Santa Claus …«

Franzi grinste und rappelte sich auf. Offensichtlich nutzte es ihre große Schwester gerade aus, dass ihre Eltern zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und nicht zu Hause waren. Die Bässe der Anlage im Wohnzimmer waren so stark aufgedreht, dass die Wände des alten Bauernhäuschens bestimmt schon wackelten. Kopfschüttelnd setzte Franzi ihren Weg fort. Auf halber Strecke hielt sie inne und stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie nahm das Glas der Wandlampe ab und ersetzte die kaputte Glühbirne durch eine neue. Jetzt war die Kellertreppe wieder hell erleuchtet. Zufrieden steckte Franzi die alte Birne in die Tasche ihrer Kapuzenjacke. Sie nahm jetzt zwei Stufen auf einmal, denn sie musste sich beeilen. Schon in einer Stunde fing ihr neuer Aushilfsjob bei der kleinen Eisbahn am Weihnachtsmarkt an. Dafür benötigte sie unbedingt ihre Schlittschuhe. Hoffentlich fand sie sie gleich in dem Durcheinander, das meistens im Keller herrschte. Bei fünf Personen sammelte sich immer schnell viel Gerümpel an.

Franzi legte die Taschenlampe im Regal ab. Auf dem untersten Brett befand sich die Kiste mit den Schlittschuhen. Leider lehnte ein dickes Bündel Skistöcke davor. Sie versuchte, es zur Seite zu schieben. Aber die Stöcke ließen sich kaum bewegen. Als Franzi ungeduldig rüttelte, löste sich einer und fiel ihr entgegen. Mit einer blitzschnellen Bewegung fing sie ihn auf, kurz bevor er den Boden berührte. »Erwischt«, murmelte sie zufrieden und stellte ihn ein Stück weiter weg an der Wand ab. Plötzlich knirschte es laut. Franzi nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr: Das Skistockbündel hatte Schlagseite bekommen und jetzt rutschte es langsam vom Regal weg.

»Verdammt!« Franzi sprang hin, aber es war schon zu spät.

Die Stöcke krachten mit einem Riesengeschepper zu Boden. Einige davon schlitterten mit Schwung über den Boden weiter, geradewegs auf die Wand zu, an der die Skier standen. Franzi riss die Augen auf. »Nein!«

Ein Stock traf auf Stefans Langlaufskier. Sie kippten so schnell um, dass Franzi nicht mehr eingreifen konnte. Im Fallen rissen sie ein Snowboard mit, das mit einem hässlichen Schrammen gegen die nächsten Skier krachte. Fassungslos musste Franzi mit ansehen, wie mehr als zehn Paar der an der Wand aufgereihten Skier ihrer Familie nacheinander unter lautem Getöse zu Boden gingen.

Eine Staubwolke stieg auf und Franzi musste husten. Verdattert betrachtete sie den Berg aus Brettern und Stöcken. Es sah aus, als hätte jemand Riesen-Mikado mit ihnen gespielt.

»Mist!« Hektisch griff Franzi nach dem erstbesten Ski.

»Was ist denn hier los?«, war plötzlich eine schrille Stimme vom oberen Treppenabsatz zu hören. »Franzi, bist du okay?« Chrissie sprang die Treppe hinunter.

Franzi sah sie verwundert an. Ihre große Schwester schien sich tatsächlich Sorgen um sie zu machen. »Alles klar«, rief sie ihr zu. »Ich suche nur meine Schlittschuhe für meinen Job nachher.«

Chrissie stemmte die Arme in die Seiten. »Ich dachte, du bist die Treppe runtergefallen und ich muss Erste Hilfe leisten.« Dann bemerkte sie das Ski-Chaos. Sie riss die Augen auf. »Hast du das etwa angestellt?«

»Nein, das war der Weihnachtsmann«, antwortete Franzi lahm.

»Must be Saaaanta …«, dröhnte es wie abgestimmt von oben runter.

Franzi schüttelte verärgert den Kopf. »Irgendein Depp hat die Skistöcke einfach ans Regal gelehnt.« Sie deutete auf den Mikado-Haufen. »Hilfst du mir, das aufzuräumen? Ich muss gleich weg.«

Chrissie schüttelte den Kopf. »Das kannst du mal schön selber machen. Selbst schuld, wenn du so einen bescheuerten Job annimmst!« Sie tippte sich an die Stirn und lief zur Treppe. »Kinderbetreuung auf der Eisbahn – verkleidet als Eisbär … Ich hoffe, du musst nur die eigenen Schlittschuhe mitbringen und nicht gleich das ganze Kostüm.«

»Natürlich nicht«, antwortete Franzi. »Das bekomme ich gestellt. Ich will bloß meine eigenen Schuhe haben, weil ich mit denen am besten Pirouetten drehen und Sprünge machen kann.«

Aber Chrissie hörte schon nicht mehr zu. Sie war mit großen Schritten die Treppe hochgelaufen und verschwunden.

Franzi begann hektisch aufzuräumen. Als sie den letzten Skistock aufhob, entdeckte sie eine kleine, verbeulte Blechdose auf dem Boden: die alte Clubkasse der drei !!!, die sie schon vor längerer Zeit durch einen Mini-Tresor ersetzt hatten. Franzi lächelte und steckte sie ein. Die Spardose hatte letzten Winter bei einem ganz besonderen Fall eine wichtige Rolle gespielt. Und vielleicht war es jetzt wieder an der Zeit, diesen Fall erneut aufzurollen … Franzi nickte. Schnell schnappte sie sich die Tasche mit ihren Eiskunstlaufschuhen und die Taschenlampe aus dem Regal und machte, dass sie nach oben kam.

An der Garderobe stieg sie in ihre Turnschuhe, schlüpfte in den Parka und zog sich den Schlauchschal über den Kopf. »Ich treffe Kim und Marie nachher noch. Ich bin zum Abendessen wieder da!«, rief sie, während sie durch den Flur eilte. Als Franzi an der Küche vorbeikam, blieb sie jedoch abrupt stehen. »Was machst du denn da?« Sie sah zwischen ihrer Schwester und dem offen stehenden Kühlschrank hin und her. Chrissie holte gerade ein Butterpäckchen heraus. Im Inneren des Kühlschranks lagerten dutzende von weiteren Päckchen. Auf dem Küchentisch stapelten sich jede Menge Mehl- und Zuckertüten, Eierkartons und weitere Tütchen und Beutel.

Franzi reckte neugierig den Hals. »Was hast du denn vor?«

»Was meinst du, was man mit Butter, Zucker, Eiern und Mehl in der Adventszeit so macht?« Chrissie strich sich eine rote gelockte Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Franzi genervt an.

Franzi zuckte mit den Schultern. »Weihnachtskekse backen.«

»Richtig, Schlaufuchs!« Chrissie knallte die Kühlschranktür zu und eine große Mehltüte auf den Küchentisch.

»Aber mit diesen Mengen kannst du Tonnen von Plätzchen backen. Die schaffen wir im Leben nicht, selbst wenn Stefan und Papa drei Mal so viel essen wie sonst.«

Chrissie schnaubte verächtlich. »Ich mache doch keine Kekse für unsere Familie. Ich arbeite im Auftrag meiner Kunden. Ich habe nämlich mit meinen Freundinnen ein Unternehmen gegründet: Die Chris, Kari & Co. Keks-Company.«

»Krasser Name«, stellte Franzi fest.

Chrissie ging gar nicht auf die Bemerkung ein. Eifrig deutete sie auf mehrere Zettel mit wirren Notizen, die auf dem Tisch lagen. »Wir haben schon jede Menge Aufträge an Land gezogen. Das wird ein Bombengeschäft, sage ich dir: Butterweiches Gebäck gegen hartes Geld!«

»Wenn du meinst.« Franzi zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Ich muss jetzt los.« Plötzlich schnupperte sie in die Luft. »Es riecht hier so komisch. Brennt etwa schon die erste Fuhre Plätzchen an?«

»Ich habe noch gar nicht mit dem Backen angefangen.«

»Es riecht aber verkokelt«, beharrte Franzi.

Jetzt zog auch Chrissie die Nase kraus. »Vielleicht verbrennt der Nachbar wieder Gartenabfälle?«

»Am ersten Adventswochenende? Das glaube ich nicht.« Franzi überprüfte den Herd. Aber weder die Kochplatten noch der Ofen waren eingeschaltet. Dann spähte sie durch die Durchreiche, die die Küche mit dem Wohnzimmer verband. Augenblicklich wurde Franzi blass. »Der Adventskranz steht in Flammen!«, krächzte sie.

Überfall!

Chrissie ließ vor Schreck ein Butterpäckchen fallen. Sie lief zu Franzi. »Ich hab doch nur eine Kerze angezündet!«

»Das war genau eine Kerze zu viel!«, rief Franzi. »Jedenfalls, wenn man sie unbeaufsichtigt brennen lässt. Wie kann man nur so blöd sein!« Sie schnappte sich die Dose mit Feuerlösch-Spray aus der Besenkammer und raste ins Wohnzimmer.

Sie sah sofort, dass es ernst war. Es qualmte fürchterlich. Die Schleifen auf dem Kranz aus Tannenzweigen brannten lichterloh. Und die Flammen waren nur noch wenige Zentimeter vom Vorhang entfernt!

Beherzt streckte Franzi den Arm mit der Sprühflasche vor und begann zu löschen. Es zischte und fauchte.

Franzi hielt den Atem an. Aber sie schaffte es tatsächlich, das Feuer innerhalb weniger Sekunden zu löschen.

Chrissie fuhr sich nervös durch die Haare. »Da haben wir wohl noch mal Glück gehabt.«

»Allerdings.« Franzi stellte das Spray neben die verkohlten Zweige und öffnete das Fenster. Die klare, kalte Winterluft vertrieb schnell den Gestank. Franzi zitterte leicht. Sie wollte sich jetzt lieber nicht vorstellen, was alles hätte passieren können. »Den Kranz kann man wegschmeißen«, murmelte sie. »Ich muss jetzt wirklich los!«

Chrissie nickte. Ungewohnt leise sagte sie: »Klar, geh schon. Ich räume hier auf und erkläre nachher Mama und Papa, was los war.« Franzi klopfte ihrer Schwester auf die Schulter. »Ist ja alles noch mal gut gegangen. Bis nachher!«

Drei Stunden später stand Franzi mit Marie und Kim am Rand der Eisbahn. Es hatte angefangen zu schneien und glitzernde Schneeflocken wirbelten durch die Luft.

»Ganz schön frostig«, murmelte Kim. Sie rieb ihre Hände gegeneinander und zog die Schultern hoch. »Danke, dass du mir deinen Loop geliehen hast, Franzi. Sonst wäre ich wahrscheinlich erfroren. Willst du ihn gleich wiederhaben?«

Franzi schüttelte den Kopf. »Du kannst ihn mir nachher wiedergeben.« Sie klopfte sich auf den Fellbauch ihres Eisbärenkostüms. »Mir ist gerade ziemlich warm.«

»Der Schal ist übrigens total schön«, stellt Marie fest. »Wo hast ihn her?«

»Den habe ich selbst gemacht«, antwortete Franzi.

Kim riss erstaunt die Augen auf. »Du strickst?« Sie zog den Schlauchschal aus flauschiger hellblauer Wolle ein Stück vor und betrachtete ihn bewundernd. »Und so perfekt!«

»Quatsch. Ich habe das Ding aus meinem alten Lieblingspulli gemacht, der mir zu klein geworden ist.« Franzi klemmte sich den Eisbärenkopf unter den anderen Arm. »Ich kann dir zeigen, wie das geht.«

Kim nickte. »Au ja!«

»Warum seid ihr denn nicht shoppen gegangen oder habt eine heiße Schokolade getrunken?«, wollte Franzi jetzt wissen. »Es hat doch keiner verlangt, dass ihr die ganze Zeit dableibt!«

Marie schüttelte ein paar Schneeflocken aus ihren langen blonden Haaren. »Ich konnte nicht aufhören, dir zuzusehen«, sagte sie. »Dein Eisbärenpopowackeltanz war spitze.«

»Ja«, stimmte Kim begeistert zu. »Ich komme noch nicht einmal in normalen Klamotten heil übers Eis. Und du steckst in einem unförmigen Fellkostüm mit Riesenbauch, drehst Pirouetten und beobachtest dabei noch, welches Kind hingefallen ist, um ihm helfen zu können. Wahnsinn.«

Franzi zog die Haargummis an ihren kurzen roten Zöpfen fest. »Das ist doch nichts Besonderes. Mir macht Schlittschuhlaufen einfach tierischen Spaß.«

»Ich wäre gerne auch so sportlich«, stellte Kim fest.

Franzi zuckte mit den Schultern. »Man kann nicht alles haben. Jede von uns hat eben ihre Stärken. Marie kann super schauspielern und du bist der absolute Denkertyp. Ohne deine schlauen Ideen und Recherchen hätten wir für manchen Fall mindestens doppelt so lange gebraucht.«

Marie nickte. »Und wo du gerade von Fall sprichst – gibt es eigentlich etwas Neues in Aussicht? Irgendwo ein Verbrechen, ein Diebstahl, ein Betrug?«

Kim und Franzi schüttelten die Köpfe. »Ich habe nichts mitbekommen«, sagte Kim schließlich. »Außer einem Zeitungsartikel letzte Woche über einen Taschendiebstahl auf dem Weihnachtsmarkt …«

»Das wäre doch etwas für uns!«, unterbrach Franzi sie aufgeregt. »Wir könnten über den Markt schlendern, eine von uns spielt den Lockvogel und die anderen beiden nehmen den Täter in die Zange, sobald er zuschlägt!« Franzi umklammerte den Eisbärenkopf und schüttelte ihn, als würde sie ihn dafür bestrafen, dass er gerade ihre Geldbörse aus der Tasche gezogen hatte.

Kim zuckte mit den Schultern. »Lass mich doch mal ausreden! Kommissar Peters hat die Täter bereits dingfest gemacht.«

Franzi machte ein enttäuschtes Gesicht. Marie grinste. »Kaum zu glauben. Da war die Polizei mal schneller als wir.«

Jetzt musste auch Franzi lächeln. »Das ist vielleicht ganz gut so. Irgendwann wird Kommissar Peters sonst richtig sauer auf uns, weil wir immer alle Verbrecher vor ihm schnappen.«

»Jetzt übertreibt mal nicht«, sagte Kim. »Er hat uns immerhin in vielen brenzligen Situationen geholfen. Es hätte uns bestimmt schon ein paar Mal eiskalt erwischt, wenn er nicht gekommen wäre.«

»Ach was, das glaube ich nicht«, warf Marie sofort ein. »Aber apropos eiskalt«, sie trippelte mit den Füßen, die in brandneuen mintgrünen Wildlederstiefeln steckten, auf der Stelle, »ich könnte etwas zum Aufwärmen brauchen. Habt ihr Lust auf einen Früchtepunsch dort drüben am Stand?«

Kim nickte sofort. »Gute Idee. Da gibt es auch sehr gute Waffeln!« Sie leckte sich über die Lippen. »Mit Sahne und heißen Kirschen.«

»Alles klar, du Naschkatze!« Franzi grinste. »Ich zieh mich nur schnell um. Geht ihr doch schon mal vor. Ich bin in drei Minuten bei euch.« Sie glitt über die Eisfläche zum Ausgang.

Als Franzi an der Bankreihe neben dem Kassenhäuschen vorbeikam, rief eine helle Kinderstimme: »Tschüss, Bär!«

Franzi sah sich um und entdeckte einen kleinen Jungen in einem roten Schneeanzug, der ihr wie wild zuwinkte. Seine Mutter zog ihm gerade die Schlittschuhe aus. »Du bist ganz toll! Kommst du morgen wieder?«, fragte er.

Franzi winkte zurück. »Morgen nicht, aber am Montag!«

»Au ja! Aber dann machst du deinen Kopf wieder drauf, gell?«

Franzi lachte. »Na klar!« Sie stieß die Tür an der Seite des Kassenhäuschens mit dem angeschlossenen Schlittschuhverleih auf und begrüßte die Besitzerin der Eisbahn, eine mollige, blonde Frau um die fünfzig. »Hallo, Frau Meinhard! Ich bin für heute fertig.« Franzi stakste auf ihren Schlittschuhen vorsichtig über den mit Spanplatten ausgelegten Boden.

Frau Meinhard beugte sich gerade über den Tresen und reichte ein Paar Eishockeyschlittschuhe hinaus. Sie drehte sich zu Franzi um und lächelte. »Wie ich sehe, hast du ja schon einen kleinen Fan!«

Franzi klopfte gegen ihren dicken Fellbauch. »Ich glaube eher, dass das schöne Eisbärenkostüm einen Fan hat.«

»Ohne dich würde es sich aber nicht so nett bewegen«, sagte die Eisbahn-Betreiberin. »Du machst deine Sache sehr gut! Ich bin froh, dass du diese Saison bei uns aushilfst.«

Franzi strahlte. »Danke, es macht mir auch richtig Spaß!« Sie drängte sich durch den schmalen Gang, der zu einem kleinen Geräte- und Pausenraum führte. Dort holte sie ihre Tasche aus dem Spind, legte den Eisbärenkopf auf den Klapptisch und setze sich auf die Bank. Dann schlüpfte sie aus den Schlittschuhen und packte sie in die Tasche. Beim Suchen nach ihrer Jeans fiel die verbeulte Clubkasse aus der Reisetasche. Sie polterte unter den Tisch in die hinterste Ecke an die Wand. Seufzend beugte sich Franzi nach vorne. Schnell musste sie feststellen, dass sie damit keinen Erfolg haben würde: Das ausladende Kostüm hinderte sie daran, sich auch nur einen Zentimeter nach vorne zu bewegen. Also drehte sich Franzi auf die Seite, streckte ein Bein aus und tastete mit dem Fuß nach der Dose.

Im nächsten Moment flog die Hintertür auf und schlug mit lautem Getöse gegen die Wand. Franzi zuckte zusammen. Sie sah, wie sich jemand hereindrängte und hastig wieder die Tür schloss.

Schwer atmend blieb eine Gestalt mit dem Gesicht zur Tür stehen und lauschte nach draußen. Franzi riss die Augen auf. Die Person trug einen langen, dunkelroten Mantel und eine Zipfelmütze mit einer weißen Bommel an der Spitze. Ein Weihnachtsmann! In einer Hand hielt er einen Jutesack, in der anderen einen kleinen, schwarzen Gegenstand. Franzi erstarrte. Es war eine Pistole!

Weihnachtsmann auf Abwegen

Franzis Herz begann zu rasen. Was hatte dieser Weihnachtsmann hier zu suchen? Wollte er die Besitzer der Eisbahn überfallen? Wollte er sie entführen? Woher wusste er von dem Hintereingang, den sonst keiner kannte?

Instinktiv blieb Franzi stocksteif auf der Bank liegen. Die Bärenverkleidung war ihre große Chance. Die unheimliche Gestalt hatte sie bislang noch nicht entdeckt.

Franzi zog langsam den Kopf und die Füße ein. Schließlich kugelte sie sich im Bauchraum des Kostüms zusammen. Dabei stellte sie fest, dass sich auf der Höhe des Bauchnabels ein kleines Loch befand. Sie lugte vorsichtig hindurch: Der Weihnachtsmann stand jetzt mit dem Rücken zur Tür. Ein wilder weißer Bart und buschige Augenbrauen bedeckten sein Gesicht. Er sah sich im Raum um. Dann entdeckte er das scheinbar achtlos hingeworfene Bärenkostüm. Franzi hielt den Atem an.

Zwei Hände in unförmigen roten Strickhandschuhen streckten sich in ihre Richtung. Franzi starrte wie gelähmt durch den Bauchnabel. Die Hände ergriffen den Bärenkopf auf dem Tisch. Er wurde hochgehoben und kurz darauf wieder fallen gelassen. Der Weihnachtsmann lachte ein hohes, heiseres Lachen und zog mit einer schnellen Bewegung seinen Mantel aus. Er stopfte ihn zusammen mit dem Bart und der Pistole in den Sack. Die Nikolausmütze und die Handschuhe behielt er an. Vorsichtig öffnete er die Hintertür wieder und sah durch den Spalt. Dann schlüpfte er nach draußen.