Die drei ??? Das schwarze Monster (drei Fragezeichen) - André Marx - E-Book

Die drei ??? Das schwarze Monster (drei Fragezeichen) E-Book

André Marx

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Beschreibung

Zirkus Trinket kommt mit einer unglaublichen Attraktion nach Rocky Beach: In der Manege tritt ein mörderisches Monster aus den Wäldern Alaskas auf. Doch ein Zeitungsartikel, der von dem Ausbruch des Monsters berichtet, versetzt ganz Rocky Beach in Angst und Schrecken. Die drei ??? nehmen die Spur des rätselhaften Wesens auf, denn natürlich glauben sie nicht an ein echtes Monster. Bis aus den Jägern die Gejagten werden.

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Seitenzahl: 162

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Das schwarze Monster

erzählt von André Marx

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-14190-8

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Überfall im Dunkeln

Peter Shaw war zu spät. Er hatte versprochen, um halb sechs auf dem Schrottplatz zu sein. Aber zu Hause hatte unentwegt das Telefon geklingelt, seine Großeltern waren zu Besuch gekommen, und Peter hatte seine familiären Pflichten erfüllen müssen. Es war nicht ganz einfach gewesen, seiner Mutter klarzumachen, dass er sich unbedingt noch mit Bob und Justus treffen musste. Sie war nicht begeistert gewesen. Er würde schließlich ohnehin schon jeden Tag auf dem Schrottplatz herumhängen, ob er denn nicht wenigstens heute eine Ausnahme machen könne.

»Es klang ungeheuer dringend«, hatte Peter geantwortet. »Vielleicht haben sie eine Überraschung für mich!«

Jetzt war es kurz nach sechs, und er war nicht mehr davon überzeugt, dass es wirklich um eine Überraschung ging. Wahrscheinlich würde Justus ihn anblaffen, warum er zu spät kam. Der Erste Detektiv hasste Unpünktlichkeit.

Peter stellte sein Rad ab und ging auf die Zentrale zu, den alten Campinganhänger, den er mit seinen Freunden als Detektivbüro benutzte. Das Vorhängeschloss hing offen am Riegel, es war also jemand drinnen. Peter öffnete die knarrende Tür, doch zu seiner Überraschung war in der Zentrale alles dunkel. Keiner da. Seltsam. Normalerweise vergaß Justus nie, die Tür abzuschließen, wenn er die Zentrale verließ. Oder hatte er vielleicht Tunnel II genommen, ihren geheimen Ausgang unter der versteckten Bodenklappe? Unsinn, sie benutzten den Tunnel fast nie. Vielleicht waren die beiden im Labor im hinteren Teil des Wagens! Peter zwängte sich zwischen dem Schreibtisch, dem Aktenschrank und den Stühlen hindurch zur Tür. Gerade als er sie öffnen wollte, fiel ihm Bobs dutzendfach ausgesprochene Warnung wieder ein: Niemals das Labor betreten, ohne vorher anzuklopfen! Der dritte Detektiv benutzte den kleinen Raum nämlich oft als Dunkelkammer zum Entwickeln von Fotos, und es war schon einige Male vorgekommen, dass die Abzüge durch den Einfall von Tageslicht zerstört worden waren.

Peter klopfte. »Hallo? Seid ihr da drinnen?«

Niemand antwortete. Aber war da nicht ein leises Poltern gewesen?

»Hallo?«

Wieder keine Antwort. Peter wurde mulmig zumute. Die Tür war nicht abgeschlossen gewesen, trotzdem war die Zentrale verlassen. Und im Labor polterte etwas. Oder jemand. Ein Einbrecher?

»Ich komme jetzt rein!«, rief Peter, griff mit klopfendem Herzen nach dem Knauf und öffnete die Tür.

Ein schmaler Streifen Licht fiel ins Labor, ansonsten war es dunkel. Niemand schien hier zu sein. Der Zweite Detektiv tastete nach dem Lichtschalter.

Plötzlich packte jemand sein Handgelenk und riss ihm den Arm auf den Rücken! Die Tür fiel zu, und der Raum versank in Dunkelheit. Peter keuchte erschrocken, doch ehe er reagieren konnte, legte sich metallene Kälte auf seine Haut – Handschellen.

Auch sein anderer Arm wurde festgehalten, doch Peter riss sich los und schlug wahllos um sich. Er traf etwas Weiches. Jemand stöhnte auf. Verzweifelt suchte Peter den Lichtschalter, doch als seine freie Hand die Wand berührte, wurde sie erneut gepackt und mit eisernem Griff auf den Rücken gedreht. Er hatte es mit zwei Gangstern zu tun! Peter wehrte sich aus Leibeskräften, aber dann schnappten die Handschellen zu, und er konnte sich nicht mehr rühren. Nun schrie er. Bob und Justus mussten irgendwo auf dem Schrottplatz sein und ihn hören!

»Schnauze!«, knurrte eine heisere Stimme. »Noch ein Ton und du wirst es bereuen!«

»Wer sind Sie? Lassen Sie mich frei!«

»Erst wenn du bekommen hast, was du verdienst«, antwortete der Mann drohend.

Der Zweite Detektiv spürte, wie ihm ein Tuch über die Augen gebunden wurde. Dann hörte er das Klicken des Lichtschalters, doch der Stoff ließ nur ein wenig Helligkeit hindurchschimmern, wirklich sehen konnte er nichts.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte Peter. Seine Stimme zitterte.

»Das weißt du ganz genau«, behauptete der zweite Mann, der rechts von ihm stand. Auch er krächzte mehr, als dass er sprach.

»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!«, rief Peter und entschied, dass er keine Lust hatte, weiter mit seinen Peinigern zu reden. Stattdessen holte er tief Luft und brüllte aus Leibeskräften: »Hiiiiilfeeee!«

»Stopf ihm das Maul!«

Peter wurde etwas Weiches in den Mund geschoben. Ein Knebel? Nein. Seltsamerweise zerging es auf der Zunge und schmeckte – süß. Der Zweite Detektiv begann zu kauen, um den Mund freizubekommen. »Das ist –«

»Kuchen!«, rief sein Gegenüber. Plötzlich klang seine Stimme viel jünger. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Peter!«

»Was? Justus? Bist du das?«

»Erraten!«, rief der Erste Detektiv und stimmte ein schief klingendes Geburtstagslied an, in das Bob nicht minder schief einfiel.

Peter ließ das Ständchen über sich ergehen, bevor er rief: »Seid ihr verrückt geworden, mich so zu erschrecken?«

»Du hast Geburtstag«, erwiderte Justus ungerührt. »Da muss man mit Überraschungen rechnen.«

»Überraschungen? Ich habe gedacht, mein letztes Stündchen hätte geschlagen! Das ist nicht komisch, Just!«

»Gib ihm noch etwas Geburtstagstorte, Bob.«

Wieder füllte die weiche, klebrige Masse Peters Mund. Der Kuchen schmeckte gut, das musste er zugeben. »Nun nehmt mir endlich die Handschellen und die Augenbinde ab, ihr Idioten!«

»Nein«, antwortete Bob.

»Nein? Was soll das heißen, nein?«

»Die Überraschung hat gerade erst angefangen. Wir haben noch eine ganze Menge Programm vor uns.«

»Das ist ja sehr nett von euch, aber was habe ich davon, wenn ich nichts sehe?«

»Genau das ist der Witz an der Sache«, behauptete Bob, packte Peter bei den Schultern und drehte ihn herum. »Vorwärts, Gefangener!«

Instinktiv wollte Peter die Arme heben, doch niemand machte Anstalten, ihn von den Handschellen zu befreien. Er musste darauf vertrauen, dass Bob ihn nicht vor die nächste Wand laufen ließ. Vorsichtig tastete er sich mit den Füßen durch die Zentrale, entspannte sich aber erst, als er die kurze Treppe hinter sich gelassen hatte und die warme Sonne unter freiem Himmel spürte. »Und jetzt?«

»Gibt es noch ein bisschen Kuchen. Dann fragst du wenigstens nicht so viel. Mund auf!«

Sosehr Peter es auch zu schätzen wusste, mit Torte gefüttert zu werden – es wäre ihm lieber gewesen, wenn er etwas gesehen hätte. Was hatten die beiden nur mit ihm vor? Hatte er als Geburtstagskind nicht etwas mehr Respekt verdient? Er hörte, wie sich Schritte entfernten. Dann sprang der Motor von Bobs altem Käfer an – das Geräusch war unverkennbar. Der Wagen fuhr auf sie zu, und eine Tür wurde geöffnet.

»Einsteigen, der Herr! Wir fahren Sie nun zu Ihrer eigentlichen Geburtstagsüberraschung!« Peter suchte mit dem Fuß die Tür des VWs und kletterte vorsichtig hinein. Justus hielt ihm den Kopf, damit er sich nicht stieß. »Damit Sie Ihre Fahrt richtig genießen können, haben wir alles dafür getan, dass Sie sich entspannen«, fuhr Bob mit näselnder Stimme fort. »Lehnen Sie sich einfach zurück und überlassen Sie alles Weitere uns!« Plötzlich wurde Peter ein Kopfhörer übergestülpt. Per Walkman sang irgendein halb vergessener Popstar ›Happy Birthday‹ in sein Ohr. Wunderbar. Jetzt konnte er nicht einmal mehr etwas hören. Bestimmt rissen Bob und Justus jetzt ihre dummen Witze über ihn, wie er blind und taub auf dem Beifahrersitz saß und keine Ahnung hatte, was ihn erwartete. Na gut, sollten sie doch. Er hatte sowieso keine Wahl. Aber wehe, wenn ihm ihre Überraschung nicht gefiel!

Nach etwa fünf Minuten endete die Fahrt. Peter spürte, dass der Motor ausgemacht wurde. Dann hob Justus kurz den Kopfhörer an und sagte: »Alles aussteigen!« Gleich darauf wurde das nächste Geburtstagslied gedudelt. Peter schob sich mühsam aus dem Wagen hinaus und wurde von Bob und Justus am Arm geführt. Er versuchte, sich auf seine verbleibenden Sinne zu konzentrieren. Er war im Freien in der Sonne. Unter seinen Füßen war Schotter. War er etwa wieder auf dem Schrottplatz? Hatte Bob eine Runde durch Rocky Beach gedreht, um ihn zu verwirren? Er atmete einmal tief durch die Nase ein. Ein angenehm süßlicher Geruch lag in der Luft. Nein, das war nicht der Schrottplatz. Es sei denn, Tante Mathilda hatte gerade Kuchen und Kekse gebacken, Mandeln gebrannt und einen riesigen Eimer mit Eis nach draußen gestellt.

Plötzlich stieß Peter gegen eine metallene Stufe. Eine kurze Treppe führte nach oben, dann musste er sich mühsam durch einen schmalen Durchgang schieben. Wo, zum Teufel, war er? Jemand ergriff seine Schultern und drückte ihn mit sanfter Gewalt runter. Peter plumpste in ein bequemes Polster, doch er konnte seine Beine nicht ausstrecken. Dafür drückte plötzlich etwas auf seinen Bauch, sodass er sich kaum noch rühren konnte. »He! Das ist unbequem!«, beschwerte er sich lauthals, in der Hoffnung, dass ihn jemand hörte. Denn niemand berührte ihn mehr, es war genauso gut möglich, dass er irgendwo ganz allein saß. »Bob? Just? Seid ihr noch da?«

Ein weiterer Geburtstagsgruß über den Kopfhörer war die einzige Antwort.

Plötzlich bewegte sich der Sessel, auf dem er saß. Er vibrierte und zitterte wie ein Bus auf einer schlechten Straße. Dann kippte er nach hinten, sodass Peter in die Lehne gedrückt wurde. Sofort dachte er an einen Zahnarztstuhl, und ihm wurde augenblicklich unwohl. Es ratterte weiter, und der Wind schien frischer zu werden. Peter lachte nervös. »He, Leute! Was passiert hier? Was habt ihr mit mir vor?«

Erst kam keine Antwort, doch dann wurden ihm plötzlich von hinten die Augenbinde und der Kopfhörer abgerissen. Das Licht war heller, als er erwartet hatte, denn er blickte direkt in den Himmel. Dann senkte er den Kopf – und erkannte, wo er sich befand: in schwindelnder Höhe direkt vor einem Abgrund!

Düstere Prophezeiungen

»Überraschung!«, riefen Bob und Justus lachend hinter ihm im Achterbahnwagen, der gerade die letzten Meter den Startgipfel emporratterte.

»Ihr Idioten!«, schrie Peter halb lachend, halb empört. »Ich kann mich nicht festhalten! Nehmt mir die Handschellen ab!«

»Zu spät.«

»Du wirst schon nicht rausfallen!«

Peter drehte sich um. Eine Sekunde lang hatte er eine herrliche Aussicht über Rocky Beach und den Pazifik, der am Horizont in der Sonne glitzerte. Dann raste der Wagen in die Tiefe. Peter schrie, als das Gefährt in die erste Kurve ging und dabei fast waagerecht stand. Panisch drückte er sich in die Rückenlehne. Die Gondel stellte sich zunächst wieder gerade, hoppelte über mehrere Hügel, bei denen Peters Magen rebellierte, und schoss schließlich ein zweites Mal in die Tiefe, um gleich darauf wieder einen Berg hinaufzujagen. Eine scharfe Linkskurve, eine scharfe Rechtskurve, bei der Peter das Gefühl hatte, jeden Moment hinauszufallen, doch dann ging es schon wieder in die Horizontale. Er wurde hin und her geschleudert, raste durch einen kurzen Tunnel und duckte sich unter Metallstreben, die auf ihn zuschossen. Es war ein entsetzlicher Albtraum und ein unglaublicher Spaß zugleich. Dann, nach einer halben Ewigkeit, die dennoch viel zu kurz war, wurde der Wagen abgebremst, und Peter atmete auf. Der Sicherungsbügel vor seinem Bauch hob sich, und Bob und Justus halfen ihm aus dem Wagen.

»Ihr seid ja verrückt«, keuchte Peter. »Könnt ihr mich jetzt endlich von meinen Fesseln befreien?«

»Was? Jetzt schon?«, fragte Bob. »Ich dachte, wir drehen noch ein paar Runden.«

»Auf gar keinen Fall!«

»Was meinst du, Just? Erlösen wir ihn?«

Der Erste Detektiv nickte wohlwollend und zog den Schlüssel aus der Hosentasche. »Er hat ja heute Geburtstag.«

Als Peter sich endlich wieder bewegen konnte, rieb er sich etwas die Handgelenke und blickte teils belustigt, teils verlegen zwischen seinen Freunden hin und her. »Eine bescheuerte Geburtstagsüberraschung. Aber irgendwie auch toll. Danke.«

»Gern geschehen«, nickte Justus. »Aber das war ja noch nicht alles.«

Blitzartig zog Peter seine Hände weg. »Nicht noch mal was mit verbundenen Augen und gefesselten Händen!«

»Keine Angst. Der Rest des Programms ist ganz normal. Und umsonst!« Justus breitete in einer großen Geste, die den ganzen Platz umfasste, seine Arme aus.

Erst jetzt kam Peter dazu, sich umzusehen. Sie befanden sich auf Coffmans Wiese, einem großen, brachliegenden Grundstück am Rande von Rocky Beach, das dem Süßigkeitenfabrikanten Coffman gehörte. Das Gelände wurde schon seit Jahren für Konzerte, Flohmärkte und Stadtfeste genutzt. Oder, wie in diesem Fall, wenn der Zirkus nach Rocky Beach kam. Ganz in der Nähe stand ein kleines Zelt, vor dessen Eingang ein buntes Banner mit der Aufschrift ›Zirkus Trinket‹ hing. Dahinter waren die Wagen der Schausteller geparkt. Der typische Zirkusgeruch nach wilden Tieren und Zuckerwatte wehte zu ihnen herüber. Vor dem Zelt standen eine Los- und eine Schießbude sowie ein Süßigkeitenverkäufer.

»Seit wann ist der Zirkus denn hier? Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass er nach Rocky Beach kommt.«

»Die Premierenvorstellung ist erst heute Abend.« Justus blickte auf die Uhr. »Um präzise zu sein: in einer Stunde. Und ich habe Freikarten für uns drei!«

»Echt?«, rief Peter. »Stark! Wo hast du die denn her?«

»Von Onkel Titus. Ob du es glaubst oder nicht, aber der Zirkusdirektor, Mr Copper, ist ein alter Kollege meines Onkels. Die beiden haben früher beide im gleichen Zirkus gearbeitet. Du weißt doch, Onkel Titus war mal Artist. Das ist aber schon ein paar Jahrzehnte her. Er war ganz begeistert, als er erfuhr, dass Coppers Zirkus Station in Rocky Beach macht. Sie sind das erste Mal hier. Die beiden haben sich ewig nicht gesehen und gleich einen ganzen Abend lang über alte Zeiten geplaudert. Und bei der Gelegenheit hat er mir einen kleinen Stapel Freikarten in die Hand gedrückt: für die Achterbahn, für die Schießbude und für die Vorstellung heute Abend. Außerdem hat er versprochen, uns den Zirkus zu zeigen. Wir können den Artisten bei den Proben zusehen, dem Dompteur bei seiner Arbeit mit den Tieren und so weiter.«

»Dann hat Just ihm erzählt, dass du heute Geburtstag hast«, fiel Bob ihm ins Wort. »Und weißt du, was er gesagt hat? Du bekommst eine kostenlose –«

»Ah! Mr Jonas junior!«, rief plötzlich eine Stimme. Sie drehten sich um. Ein dicker, schnauzbärtiger Mann mit tiefschwarzen Haaren, gekleidet in einem schwarzen Frack, kam auf sie zu. Er sah fast aus wie ein Zwillingsbruder von Onkel Titus, nur dass er etwa doppelt so breit war.

»Hallo, Mr Copper!«

»Schön, dass du gekommen bist! Das sind also deine Freunde? Die berühmten drei Detektive, von denen dein Onkel mir erzählt hat. Lass mich raten, du bist das Geburtstagskind! Gestatten, Alois Copper.« Er reichte Peter die Hand und zerquetschte sie fast.

»Peter Shaw. Einen tollen Zirkus haben Sie, Mr Copper.«

»Ach, ihr habt ja noch gar nichts erlebt! Wartet bis zur Vorstellung! Bis ihr die Verrenkungskünste der bezaubernden Miss Lilly gesehen habt. Oder Carter mit seinem Gorilla. Oder den Clown Pico. Oder unsere Hauptattraktion: Dunnerak, das Monster aus dem hohen Norden!«

»Monster?«, wiederholte Bob.

»Ein schreckliches Urzeitwesen, das jahrelang in den Wäldern von Alaska gelebt hat, bis ich es eigenhändig gefangen habe. Ein zoologisches Wunder, das einzige bekannte und vermutlich letzte noch lebende Exemplar seiner Art. Eine Kreatur aus längst vergangenen Zeiten!«

»Ich habe die Plakate gesehen«, fiel es Bob ein. »Dieses … Monster existiert wirklich?«

»Aber natürlich existiert es! Ihr werdet es ja sehen! Da fällt mir ein: Habt ihr eurem Freund Peter schon von meinem Geburtstagsgeschenk erzählt?«

»Ich war gerade dabei.«

»Was ist es denn?«, fragte Peter neugierig.

Alois Copper beugte sich verschwörerisch vor. »Ein Blick in die Zukunft! Madame Yasemin, die berühmte Wahrsagerin aus dem Orient, wird dir aus der Hand lesen! Komm mit!« Er ging zu einem kleinen, schwarzen Zelt in der Nähe, auf dessen Stoffbahnen in verschnörkelter, goldener Schrift ›Madame Yasemin‹ geschrieben stand. Auf der Zeltspitze leuchtete eine Mondsichel in der untergehenden Sonne.

Mr Copper deutete ein Klopfen an, dann lugte er durch einen Spalt in das Zelt. »Madame Yasemin? Ich habe einen Kunden für Sie. Den Jungen, der Geburtstag hat, Sie wissen schon. Die Rechnung geht aufs Haus.« Er trat einen Schritt zurück und öffnete mit einer theatralischen Geste den Vorhang. »Tritt ein, und lass dir von Madame Yasemin weissagen, was die Zukunft dir bringen wird, welche Überraschungen das Schicksal für dich bereithält!« Er hob den Zeigefinger. »Aber sei gewarnt! Nicht jeder Blick in die Zukunft enthüllt nur Gutes!«

Peter, halb belustigt, halb gespannt, trat einen Schritt näher und warf einen Blick in das Zelt. Eine Frau in bunten Gewändern und mit wallenden, pechschwarzen Haaren saß auf einem Stuhl und blickte ihn erwartungsvoll an. »Komm rein!«, forderte sie ihn mit einer ungewöhnlich tiefen, säuselnden Stimme auf. Justus und Bob wollten ebenfalls dabei sein, doch Madame Yasemin hob die Hand. »Das Schicksal lässt sich nicht über die Schulter blicken! Ihr müsst draußen warten!«

»Na schön, Peter, wir sehen uns in der Zwischenzeit ein wenig um. Wie wäre es, wenn du dir die nächsten Lottozahlen voraussagen lässt?« Bob zwinkerte dem Zweiten Detektiv zu, dann schlenderte er zusammen mit Justus davon.

Als Peter das Zelt betrat, fiel der Vorhang zurück und sperrte das Sonnenlicht aus. Nun erhellten lediglich ein paar kleine Kerzen das Innere. »Setz dich!«, bat Madame Yasemin und wies auf den Stuhl, der ihr gegenüber stand. Zwischen ihnen befand sich ein kleiner Tisch, auf dem Räucherstäbchen vor sich hin qualmten und einen eigentümlichen Duft verströmten. Daneben lag ein Stapel Tarotkarten, und eine Glaskugel schimmerte auf einem Tuch aus schwarzem Samt.

Die Wahrsagerin musterte Peter aufmerksam, während er sich umsah. Der Blick ihrer dunkel geschminkten Augen war durchdringend und unbehaglich. »Warum … warum sehen Sie mich so an?«

»Ich finde heraus, welche Tür ich für dich öffnen soll.«

»Tür? Was meinen Sie damit?«

»Die Tür zu deinem Schicksal. Bei manchen öffnet sie sich, wenn ich ihnen die Karten lege, bei anderen muss ich die Kristallkugel befragen. Aber ich denke …« Sie tippte mit langen, roten Fingernägeln gegen ihre Lippen. »Ja, ich denke, ich werde dir aus der Hand lesen.«

Zögernd reichte Peter sie ihr. »Wie Sie meinen.«

Madame Yasemin fuhr mit den Fingern die Linien in Peters Handfläche nach und betrachtete sie eingehend. Lange Zeit sagte sie nichts, nur hin und wieder nickte sie leicht, als sähe sie bestätigt, was sie sich ohnehin schon gedacht hatte. Dann runzelte sie besorgt die Stirn.

»Und?«, fragte Peter nervös. »Was sehen Sie?«

»Du bist ein vorsichtiger Mensch«, antwortete sie langsam, ohne den Blick von seiner Hand zu wenden. »Das ist gut. Deine Lebenslinie ist sehr lang. Du wirst sehr alt werden. Ich nehme an, du lebst gesund. Behalte das bei, und dein Körper wird sich gegen jede Krankheit zu wehren wissen.«

»Das ist beruhigend.«

»Es gibt einige Menschen, die dir sehr wichtig sind. Aber sieh dich vor! Auch wenn sie dich sehr schätzen, versuchen sie oft, dich von deinem sicheren Weg abzubringen. Durch sie lebst du ein gefährliches Leben. Wenn du nicht aufpasst, könnte dir das eines Tages zum Verhängnis werden.«

Peter schluckte. »Tatsächlich?«

Ein besorgter Ausdruck legte sich auf das Gesicht der Wahrsagerin. »Da ist noch etwas.«

»Was denn?«

Sie tippte auf eine Linie, die in unruhigem Zickzack quer über seine Handfläche verlief. »Die Schicksalslinie.«

Peter schluckte beklommen. »Was ist damit?«

»Ich sehe einen dunklen Schatten in der nächsten Zukunft. Eine Gefahr, die auf dich lauert.«

»Was denn für eine Gefahr?«

»Ich kann es nicht genau sagen. Aber etwas Böses wartet auf dich. Eine finstere Präsenz.« Sie blickte ihm fest in die Augen und senkte die Stimme: »Hüte dich vor der Dunkelheit!«

Im Reich der wilden Tiere

»Was … was kann ich denn dagegen tun?«, fragte Peter verunsichert. »Kann ich mich nicht irgendwie schützen?«

Yasemin nickte. »Ein Schutzzauber könnte helfen.«

»Sie können auch zaubern?«