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Treibt ein Poltergeist sein Unwesen im Haus von Mrs. Cartier? Versucht der verstorbene Mann mit ihr Kontakt aufzunehmen? Die drei ??? glauben nicht daran. Eine natürliche Erklärung für diese Phänomene scheint einfach ausgeschlossen. Oder haben sie es doch mit unbekannten Kräften zu tun? Victor Hugenay ist tot! In einem Testament hinterlässt der Meisterdieb Hinweise auf gestohlene Gemälde. Als ein geheimnisvoller Unbekannter jetzt das Bilderversteck ausfindig machen will, kommen ihm die Detektive in die Quere. Die Fälle "Poltergeist" und "Das Erbe des Meisterdiebs" in einem Band. Gruselmomente und Action garantiert!
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Seitenzahl: 317
Veröffentlichungsjahr: 2024
Die drei ??? Der ehrenwerte Gegner
2 Fälle in einem Band
André Marx
KOSMOS
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Umschlagsabbildung: © Silvia Christoph, Berlin
© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based in characters by Robert Arthur.
Wir behalten uns auch die Nutzung von uns veröffentlichter Werke für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
ISBN 978-3-440-50847-3
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Die drei ???Poltergeister
André Marx
KOSMOS
Das Telefon klingelte.
Justus saß im Büro des alten Campinganhängers und arbeitete am Computer. Einige Dateien mussten dringend aktualisiert werden, was während der letzten Ferien arg vernachlässigt worden war. Die Berichte über ihre letzten Fälle waren bis jetzt nur bruchstückhaft oder gar nicht eingegeben worden. Eigentlich war dies Bobs Aufgabe, doch der machte sich in letzter Zeit sehr rar und schob die Arbeit immer weiter vor sich her. Er hoffte wohl, dass Justus sich irgendwann selbst darum kümmern würde. Nun, damit lag er gar nicht so falsch. Es klingelte erneut.
Der Erste Detektiv hatte überhaupt keine Lust abzunehmen und wollte lieber warten, bis sich der Anrufbeantworter einschaltete. Doch dann überlegte er, dass es ja vielleicht Bob sein könnte, den er dann gleich zu sich in die Zentrale bestellen und seinem Aufgabenbereich zuordnen würde. Nach dem dritten Klingeln siegte Justus’ Neugier und er nahm den Hörer ab. »Justus Jonas von den drei …«, begann er, wurde jedoch scharf unterbrochen.
»Ist Bob da?«, fragte eine energische Frauenstimme. Erst einen Augenblick später erkannte Justus die Stimme von Elizabeth, Bobs Freundin.
»… Detektiven«, beendete Justus seinen Satz, da er ungern unterbrochen wurde. »Nein, der ist nicht da. Leider. Es wartet nämlich eine Menge Arbeit auf ihn.«
»Nicht nur eine Menge Arbeit«, gab Elizabeth wütend zurück, »sondern auch eine Freundin, die jetzt die Nase voll hat. Wir waren an der Art Gallery Hall verabredet, eigentlich schon vor einer halben Stunde. Wenn er auftauchen sollte, dann frag ihn, ob er öfter Leute versetzt. Er kann mich zu Hause erreichen.«
Justus wollte gerade etwas erwidern, doch da hatte Elizabeth schon aufgelegt. Missbilligend sah er den Hörer an. Wenn Elizabeth sauer auf Bob war, musste sie ihren Ärger ja nicht ausgerechnet an ihm auslassen. Noch gereizter als zuvor wandte er sich wieder dem Bildschirm zu, dessen flimmernde Informationen förmlich nach Ordnung schrien. Er warf einen Blick auf Bobs handschriftliche Notizen, die neben der Computertastatur lagen, und versuchte die Berichte so gut wie möglich zu ergänzen. Währenddessen dachte er darüber nach, wie es kam, dass diese Arbeit immer an ihm hängen blieb. Wenn es einen Fall zu lösen gab, waren seine Freunde Peter und Bob, mit denen er dieses Detektivbüro betrieb, immer dabei. Aber bei der Arbeit, die darauf folgte, hatten die beiden die bemerkenswerte Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Dabei hätte er auch Besseres zu tun, als an diesem sonnigen Tag hier im stickigen Wohnwagen zu sitzen.
»Justus!« Tante Mathildas Stimme hallte über den Schrottplatz und riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Seit seiner Kindheit lebte Justus bei seiner Tante und seinem Onkel Titus Jonas, dem ein Gebrauchtwarencenter gehörte. Ursprünglich war es mal ein besserer Schrottplatz gewesen, doch das Unternehmen hatte sich im Laufe der Zeit zu einem ansehnlichen Handel mit Antiquitäten, Sammlerstücken, Möbeln und gebrauchten Alltagsgegenständen aller Art gemausert, zu dem die Leute aus der ganzen Umgebung kamen. Der Wohnwagen, der den drei Detektiven als Zentrale diente, stand auf dem Verkaufsgelände.
»Ja!«, schrie Justus etwas ungehalten und erhob sich dann, um zu hören, was seine Tante von ihm wollte. Er trat hinaus.
»Onkel Titus bittet dich, ihm beim Abladen der neuen Ware behilflich zu sein.«
»Ich komme gleich«, murrte Justus.
»Besser sofort«, schlug Tante Mathilda vor. »Onkel Titus muss nämlich gleich wieder weg.«
Justus verdrehte die Augen, murmelte etwas Unverständliches und trat schließlich aus dem Schatten des Wohnwagens hinaus, um seiner Tante zu folgen. Die nächste halbe Stunde verbrachte er mit der schweißtreibenden Arbeit, alte Möbel von Onkel Titus’ Lastwagen abzuladen. Er sprach dabei kaum ein Wort, obwohl der wie immer gut gelaunte Onkel Titus mehrfach versuchte, ein Gespräch anzufangen.
Als die Arbeit erledigt war, klebte sein T-Shirt vor Schweiß und er kehrte zurück in den Wohnwagen, um sich dort zu waschen. Seine Laune hatte sich durch die körperliche Anstrengung weiter verschlechtert und er sehnte sich nach einem Ventil für seinen Ärger.
In diesem Moment brauste ein Wagen durch die Hofeinfahrt und bremste ab. Eine Tür öffnete sich und knallte dann wieder zu. Justus musste nicht nach draußen sehen, um zu wissen, wer das war. Er erkannte Peters MG an seinem Motorengeräusch, und auch die Schritte, die sich nun auf dem Kiesweg näherten, identifizierte er eindeutig als Peters sportlichen Gang.
»Hallo!«, rief Peter gut gelaunt, als er die Zentrale betrat.
»Hallo«, brummte Justus.
»Na, fleißig bei der Arbeit?«, fragte der hochgewachsene Junge und strahlte ihn an, doch Justus bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
»Allerdings. Und da bin ich leider der Einzige. Woran könnte das wohl liegen?«
»Was ist denn mit dir los?«, wollte Peter wissen und umging die Antwort. »Ärger gehabt?«
»Gehabt ist gut. Ich habe immer noch Ärger«, fuhr Justus fort und wies dann anklagend auf den Computer, als sei der schuld an seiner schlechten Stimmung. »Damit. Ich bin gerade dabei, unsere Berichte auf den neuesten Stand zu bringen. Aber ich kann Bobs Notizen in seiner Sauklaue kaum entziffern. Außerdem sind die Abrechnungen für Strom, Telefon und Faxgerät der letzten beiden Monate längst überfällig. Wir brauchen dringend eine neue Tintenpatrone für den Drucker und sauber gemacht werden dürfte hier auch mal. Das Geschirr stapelt sich in der Spüle, die aussieht, als könnten wir darin bald Schimmelpilze züchten. Ganz nebenbei muss ich alle fünf Minuten Tante Mathilda und Onkel Titus bei irgendwelchen Sachen helfen. Schließlich hat Onkel Titus uns großzügigerweise erlaubt, den Wohnwagen mietfrei zu nutzen, erwartet dafür aber, dass wir ihm ab und zu auf dem Schrottplatz helfen. Die Betonung liegt auf ›wir‹. Tatsächlich sieht es aber so aus, dass niemand von euch sich hier blicken lässt, wenn es nach Arbeit aussieht. Stattdessen darf ich alles alleine machen. Um auf meine Frage zurückzukommen: Woran, meinst du, liegt das?«
Justus holte tief Luft. Ihm war klar, dass er bei einigen Dingen übertrieben hatte, aber das war jetzt einfach nötig gewesen, um seinem Ärger Luft zu machen. Er fühlte sich schon besser.
»Ich bin doch hier«, erwiderte Peter und wusste nicht ganz genau, ob er kleinlaut oder verteidigend hatte klingen wollen. Es war wohl eine Mischung aus beidem geworden.
»Nur, um kurz mal vorbeizuschauen, da du gerade vom Schwimmtraining kommst und gleich mit Kelly auf den Tennisplatz willst«, mutmaßte Justus. Er hatte bemerkt, dass Peter noch nasse Haare hatte. Und aus seinem Rucksack, den er auf den Boden gestellt hatte, ragte ein Tennisschläger.
Peter fühlte sich ertappt und wurde rot. Er hoffte, dass Justus das im Dämmerlicht der Zentrale nicht bemerkte. »Nicht ganz«, gab er zu. »Ich war bereits auf dem Tennisplatz und gleich wollte ich noch laufen.«
Justus korrigierte in seinen Gedanken, dass die nassen Haare wohl von der Dusche nach dem Tennisspiel herrührten. »Und was ist damit?«, fragte er angriffslustig und wies erneut anklagend auf den Computer, schloss dann aber mit einer fahrigen Geste den ganzen Campinganhänger mit ein.
»Wenn du willst, kann ich ja bleiben und dir helfen.«
»Wunderbar. Dann mach dich am besten gleich mal an den Abwasch.« Ohne ein weiteres Wort setzte der Erste Detektiv sich wieder an den Schreibtisch und fuhr fort, in die Tastatur zu hacken. Ebenfalls wortlos machte Peter sich daran, das Geschirr zu spülen. Er wusste, dass Justus’ Wutausbrüche oft ebenso schnell wieder vorüber waren, wie sie kamen. Also verkniff er sich die bissigen Bemerkungen und hoffte, dass der Sturm sich bald wieder verzog.
Das Geräusch eines weiteren Wagens, der auf den Schrottplatz fuhr, unterbrach ihre Arbeit. Diesen Motor erkannte selbst jemand, der das Auto nicht so oft hörte wie die beiden. Es war Bobs alter Käfer. Kurze Zeit später standen Bob und Elizabeth in der geöffneten Tür der Zentrale. Beide sahen sehr schick aus, Elizabeth trug ein helles Sommerkleid und Bob hatte sich in ein cremefarbenes Jackett gezwängt.
»Habt ihr euch doch noch gefunden?«, fragte Justus knapp, ohne auf das ungewohnte Outfit der beiden einzugehen.
»Kurz nachdem ich angerufen hatte, tauchte Bob endlich auf«, erwiderte Elizabeth mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf ihren Freund.
»Wir haben interessante Neuigkeiten«, verkündete Bob.
»Wir auch«, erwiderte Justus. Eigentlich war seine Wut schon fast wieder verflogen, doch er hatte sich wohlweislich noch ein bisschen davon für Bob aufbewahrt. Der sollte schließlich nicht ganz leer ausgehen.
Peter warf Bob einen warnenden Blick zu. »Dicke Luft«, murmelte er, sodass nur Bob es hören konnte.
Der ließ sich davon nicht beirren. »Ihr ahnt nicht, was passiert ist.« Er machte eine bedeutungsschwere Pause. Gerade wollte er mit seinen Neuigkeiten herausrücken, als Elizabeth ihm zuvorkam.
»In die Art Gallery Hall ist eingebrochen worden!«, platzte sie heraus. »Und das direkt vor unseren Augen!«
»Direkt vor unseren Augen ist vielleicht etwas übertrieben«, gestand Bob, nachdem die drei ??? es sich in der engen Zentrale halbwegs bequem gemacht hatten. Justus’ Laune verbesserte sich schlagartig, als er die Neuigkeit hörte, und er beschloss, sich seine Predigt für später aufzubewahren. Jetzt wollte er erst die Geschichte von Bob und Elizabeth hören. Auch Peter hatte den Abwasch unterbrochen und rieb seine Hände geistesabwesend am Geschirrtuch trocken.
»Also, Elizabeth und ich waren an der Rocky Beach Art Gallery Hall verabredet.«
»Wobei Bob allerdings zu spät kam.« Elizabeth warf ihm erneut einen – diesmal jedoch gespielten – bösen Blick zu.
»Was nur daran lag, dass ich für Sax noch ein paar wichtige Anrufe erledigen musste«, verteidigte sich Bob. Er arbeitete neben der Schule und in den Ferien oft für Sax Sandlers Musikagentur und war dort eine Art Mädchen für alles.
»Jedenfalls sollte in der Art Gallery Hall heute eine Vernissage stattfinden. Mein Vater bekam eine Einladung, um für die Los Angeles Post einen Artikel darüber zu schreiben. Ed Stingwood wollte seine Bilder im County Museum in Los Angeles ausstellen, doch daraus wurde nichts.«
»Weil es im County Museum of Art, besser gesagt in einem Teil davon, in der Robert O. Anderson Gallery, einen Wasserrohrbruch gegeben hat und die Feuchtigkeit den Bildern geschadet hätte«, ergänzte Justus.
»Richtig«, antwortete Bob und nickte Justus zu. »Darüber wurde …«
»Moment!«, unterbrach ihn Peter und hielt vorübergehend mit dem Abtrocknen seiner Hände, die sowieso schon längst trocken waren, inne. »Wovon redet ihr eigentlich? County Museum? Wasserrohrbruch? Wer ist Ed Singwood?«
»Ed Stingwood«, korrigierte Bob. »Zurzeit einer der angesagtesten Künstler. Er kommt aus New York und erregte vor Kurzem großes Aufsehen, weil eines seiner Bilder auf einer Versteigerung für ein paar hunderttausend Dollar von irgendeinem Geschäftsmann erworben wurde. Seitdem sind seine Werke im Wert enorm gestiegen und er wird schon als zweiter Picasso gehandelt.«
Peter nickte. »So so«, sagte er wenig beeindruckt. Malerei war nicht gerade sein Steckenpferd. Bob interessierte sich mehr dafür. Er war wesentlich öfter auf Ausstellungen zu finden als Justus oder Peter. Allerdings hatte seine Begeisterung nachgelassen, seit er für Sax Sandler arbeitete und seine neue Leidenschaft der Musik galt. »Und weiter?«, fragte Peter.
»Es gibt zurzeit eine Ed Stingwood-Wanderausstellung, das heißt, seine Werke werden in verschiedenen Städten gezeigt. Eigentlich sollte die Ausstellung auch nach Los Angeles kommen, und zwar ins Los Angeles County Museum of Art. Aber da gab es erst vor wenigen Tagen diesen Wasserrohrbruch und so wurde die Ausstellung kurzfristig verlegt – erstaunlicherweise nach Rocky Beach. Hast du davon denn nichts gelesen? Im Regionalteil der Zeitung war ein großer Artikel darüber, schließlich ist es eine kleine Sensation, dass unser Rocky Beach zum Brennpunkt des künstlerischen Interesses wird. In Los Angeles ließ sich so schnell kein angemessener Ausstellungsraum finden und unser Museum wurde gerade erst renoviert. Daher ist es wohl recht geeignet.«
»Gut, gut«, sagte Peter ungeduldig. »Weiter!«
»Ich hatte jedenfalls eine Einladung, das heißt, mein Vater hatte eine. Da Rocky Beach ja nicht mehr sein journalistischer Bereich ist, hat er sie mir gegeben und so wollten wir heute an der Vernissage teilnehmen.«
»Daher also auch dieser Aufzug«, bemerkte Peter und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er fuhr fort, mit dem Handtuch zu spielen.
Elizabeth ergriff das Wort: »Ich hatte mich schon gewundert, warum die Gäste die Galerie noch nicht betreten hatten. Die Eröffnung sollte um vier Uhr sein und es war bereits halb fünf, als Bob auftauchte, aber die Türen waren immer noch verschlossen. Kurz darauf verkündete jemand, dass die Vernissage leider ausfallen müsse, da irgendetwas mit der Beleuchtung nicht stimme, der Strom sei ausgefallen oder so. Die Veranstaltung werde aber in den nächsten Tagen nachgeholt, der genaue Termin stehe dann in der Zeitung. Die Leute waren natürlich alle ziemlich sauer. Einige waren weit gereist, um bei diesem exklusiven Ereignis dabei zu sein. Es gab einigen Trubel, aber so nach und nach verschwanden die Besucher.«
»Na toll. Und wo ist der Diebstahl?«, fragte Peter fordernd.
»Kommt noch«, erwiderte Bob. »Wir blieben nämlich vor dem Museum stehen und unterhielten uns. Zwei Leute kamen aus der Galerie, ein Mann und eine junge Frau. Die Frau war ganz aufgelöst. Wir hörten, wie sie etwas von einem Diebstahl sagte und dass sie nun doch die Polizei rufen müssten und was für ein Skandal es sei, dass das ausgerechnet hier in Rocky Beach passierte.«
»Du meinst also, das mit dem Stromausfall war nur eine Ausrede, in Wirklichkeit sind die Gemälde gestohlen worden?«, fragte Justus. Der Computer interessierte ihn nun nicht mehr. Längst hatte der Bildschirmschoner die Dateien auf dem Monitor ersetzt und bunte Kügelchen flimmerten über die Mattscheibe.
»Genau«, antwortete Bob und grinste stolz. »Und wir sind in der glücklichen Lage noch vor der Polizei etwas davon erfahren zu haben. Was meint ihr? Sollten wir diese Gelegenheit nicht nutzen?« Er sah Justus und Peter herausfordernd an.
»Hm«, machte Peter. »Wir haben damit doch eigentlich gar nichts zu tun.« Er war nicht allzu begeistert davon, sich um diesen Fall zu kümmern. Er ahnte, dass das wieder so viel Zeit in Anspruch nehmen würde, dass die Schule, sein Training und nicht zuletzt Kelly darunter litten.
»Immerhin waren wir dabei«, antwortete Elizabeth.
»Na ja, fast«, murmelte Peter und warf einen unsicheren Blick zu Justus.
Doch der Erste Detektiv hatte bereits dieses unternehmungslustige Glitzern in seinen Augen, was Peters Hoffnungen schwinden ließ. »Ich finde, Bob hat recht. Das ist eine gute Gelegenheit, Nachforschungen anzustellen, da wir wohl fast die Ersten sind, die von diesem Diebstahl wissen.«
»Eben sagtest du noch, wir hätten so viel Arbeit«, maulte Peter. »Wolltest du nicht die Berichte überarbeiten?«
»Das kann warten«, erwiderte Justus knapp und erhob sich.
»Moment«, sagte Peter. »Seit wann wird so etwas so schnell entschieden? Ich finde, wir sollten uns erst mal einig werden: Meiner Meinung nach lassen wir die Finger davon, denn erstens haben wir selbst nichts damit zu tun, zweitens haben wir auch so genug Arbeit, drittens haben wir nicht einmal einen Auftraggeber und viertens könnten wir ja gleich die Zeitung aufschlagen und nach dem nächsten ungelösten Verbrechen Ausschau halten, wenn wir unbedingt einen neuen Fall haben wollen.«
Elizabeth grinste Peter herausfordernd an. »Das stimmt nicht ganz«, sagte sie und fuhr sich durch die kurzen, rötlichen Haare. »Ihr habt einen Auftraggeber: mich! Ich wollte schließlich unbedingt auf diese Vernissage. Da diese nun ausfiel, gebe ich euch den Auftrag, den Fall zu lösen, damit die Ausstellung nachgeholt wird.«
Peter sah sie verdutzt an, während Bob und Justus in sich hineingrinsten.
»Na los, Peter«, begann Justus versöhnlich. »Es kann bestimmt nicht schaden, wenn wir uns vor Ort einmal umsehen. Es wird sich ja zeigen, ob sich dabei etwas ergibt.«
Bob war schon bei der Tür. »Worauf wartet ihr? Je eher wir da sind, desto besser stehen die Chancen, noch vor der Polizei etwas herauszufinden. Welchen Wagen nehmen wir?«
Die drei ??? wurden enttäuscht: Als sie und Elizabeth in Peters MG bei der Art Gallery Hall ankamen, standen bereits zwei Polizeiwagen vor dem Gebäude. Ein Beamter saß noch im Wagen und sprach über Funk offenbar mit dem Präsidium. Die anderen schienen bereits im Innern des Gebäudes zu sein. Die vier näherten sich dem Eingang.
»Und jetzt?«, fragte Peter. »Sollen wir einfach reingehen?«
»Wir werden uns das Gebäude zunächst von außen ansehen«, schlug Justus vor. »Mal sehen, ob wir ausmachen können, wo der Dieb eingestiegen ist.« Sie umrundeten den Betonbau, der in freundlichen Gelb- und Orangetönen angemalt worden war. Es gab einige Fenster, die jedoch alle vergittert waren. Eine Stahltür auf der anderen Seite diente als Hintereingang.
»Hm, sieht irgendwie nicht sehr einbruchssicher aus«, bemerkte Bob. »Die Fenster sind zwar vergittert, aber diese Tür … ich glaube nicht, dass es für einen Profi besonders schwierig ist, das Schloss zu knacken.«
»Aber hier sind doch sicher Alarmanlagen«, überlegte Elizabeth. »So einfach wird man es dem Einbrecher ja wohl nicht gemacht haben.«
Justus hob zweifelnd eine Augenbraue. »Meinst du? Immerhin ist dies nicht das Los Angeles County Museum of Art. Dort gibt es sicherlich sehr gute Alarmanlagen, aber wir sind hier in Rocky Beach. Unser Kunstmuseum ist eigentlich gar nicht dafür gedacht, so wertvolle Bilder auszustellen, daher dürften auch die Sicherheitssysteme eher einfach gehalten sein. Außerdem«, sein Blick wanderte an der Wand entlang nach oben, »bestehen noch mehr Möglichkeiten, in ein Gebäude einzudringen. Das Flachdach da oben zum Beispiel. Wahrscheinlich gibt es ein Oberlicht oder eine Belüftungsanlage, die nicht halb so gut gesichert sind, wie sie es in diesem Fall hätten sein sollen.«
»Ob Cotta an diesem Fall dran ist? Vielleicht ist er sogar gerade drinnen«, überlegte Peter. Inspektor Cotta war ihr Ansprechpartner bei der hiesigen Polizei, mit dem sie teilweise recht eng zusammenarbeiteten. Er hatte ihnen schon oft bei ihren Ermittlungen geholfen, konnte selbst aber auch froh über die Mitarbeit der drei Detektive sein: Bei einigen Fällen hatten sie ihm wichtiges Beweismaterial oder sogar Verbrecher geliefert, von deren Existenz die Polizei nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte. »Wir sollten einfach mal fragen. Vielleicht kann er uns ein paar Informationen geben.«
Die anderen stimmten zu und sie kehrten zum Eingang zurück. Der Beamte im Wagen telefonierte immer noch und den drei ??? und Elizabeth gelang es, unbemerkt das Gebäude zu betreten. In der Eingangshalle war es angenehm kühl. Ein kleiner Kassentisch stand neben dem Eingang, einige Prospekte lagen aus und ein Wegweiser an der Wand erklärte den Besuchern, wie die Art Gallery Hall eingeteilt war. Ansonsten war die Halle eher schlicht: Nur ein Garderobenständer stand noch an der Wand, und hier und da hing ein Gemälde, das von einem von der Decke hängenden Halogenstrahler ausgeleuchtet wurde.
»Das mit dem Stromausfall war auf jeden Fall ein Vorwand«, stellte Elizabeth fest. Noch immer war niemand zu sehen und die vier betraten einen Gang, der laut Hinweistafel in den Hauptausstellungsraum führen sollte. Auch hier hingen einige moderne Gemälde, die von Kunststudenten des hiesigen Colleges stammten, wie kleinen Schildern zu entnehmen war. Aus dem Raum, in den der Gang mündete, hörten sie Stimmen. Als sie ihn betraten, sahen sie drei Polizisten, die sich interessiert den Tatort ansahen, und Bob erkannte den Mann und die junge Frau wieder, die er schon vor etwa einer Stunde gesehen hatte. Außerdem bemerkte er, dass die Aufmerksamkeit der Polizisten sich hauptsächlich auf eine Stelle an der Wand richtete. Auf eine kahle Stelle. Überall sonst hingen Bilder, die Bilder von Ed Stingwood, wie Bob schnell erkannte, nur hier bestrahlte die Lampe an der Decke eine weiße Wand.
Plötzlich bemerkte ein Polizist die unerwarteten Besucher und kam auf sie zu. Er hatte einen militärisch wirkenden Kurzhaarschnitt und ein ungewöhnlich rotes Gesicht. »Was habt ihr hier zu suchen?«, fragte er scharf. »Wie kommt ihr hier überhaupt herein?«
»Durch die Tür«, antwortete Justus. »Sie war offen und eigentlich wollten wir zu einer Vernissage. Wo findet die denn bitte statt?«
Peter grinste in sich hinein. Justus hatte ein erstaunliches schauspielerisches Talent, das er seit seiner Zeit als Kinderstar beim Fernsehen immer gepflegt und verfeinert hatte. Seine Rolle als Ausstellungsbesucher nahm man ihm allein durch sein selbstverständliches Auftreten ohne Weiteres ab, obwohl er nur ein nicht mehr ganz taufrisches T-Shirt, kurze Jeans und Turnschuhe trug.
»Nirgendwo«, brummte der Mann unfreundlich. »Die Vernissage ist auf einen unbestimmten Termin verlegt worden.«
»Und warum, wenn ich fragen darf?«, wollte Justus wissen.
»Informiert euch darüber bei den Betreibern dieser Galerie«, erwiderte der Polizist schroff. »Würdet ihr jetzt bitte gehen, wir haben zu tun.«
»Dies sind doch die Bilder von Ed Stingwood?« Der Erste Detektiv ließ nicht locker. »Es sieht ganz so aus, als würde dort eines fehlen. Ist es vielleicht gestohlen worden?«
»Bitte verlasst unverzüglich dieses Gebäude. Ihr behindert die Polizeiarbeit«, sagte der Beamte scharf.
»Wir möchten Sie nicht behindern, sondern Ihnen helfen. Wenn Sie uns sagen könnten, was passiert ist …«, begann Justus erneut, doch sein Gegenüber unterbrach ihn.
»Wie käme ich dazu!«
»Ganz einfach«, erwiderte Justus. »Wir sind Detektive. Ich bin Justus Jonas und dies sind meine Kollegen Peter Shaw und Bob Andrews. Und Elizabeth Carroll«, fügte er noch hinzu und lächelte das Mädchen kurz an. »Sie können sich bei Inspektor Cotta über uns informieren, er wird Ihnen sagen, dass wir seit längerer Zeit sozusagen freie Mitarbeiter der Polizei von Rocky Beach sind.« Über fehlendes Selbstvertrauen hatte sich Justus noch nie beklagt.
Der Beamte sah ihn scharf an. »Ich bin Inspektor Cotta«, erwiderte er wütend und seine roten Wangen glühten. Die drei ??? sahen sich erstaunt an. »Zumindest dienstlich gesehen«, fügte der Mann hinzu. »Mein Name ist Inspektor Kershaw. Ich vertrete Cotta, solange er im Urlaub ist, und somit fällt seine Tätigkeit nun in meinen Aufgabenbereich. Von freien Mitarbeitern in Form von Möchtegern-Detektiven ist mir nichts bekannt. Und nun verlasst das Gebäude!«
»Wann kommt Inspektor Cotta denn zurück?«, fragte Justus schnell.
»Er ist vorgestern erst gefahren«, erwiderte Kershaw nur. »Und jetzt raus hier!«
Für einen Moment fiel dem Ersten Detektiv nichts mehr ein und dieser Moment reichte Inspektor Kershaw, um die vier aus dem Raum zu schieben. Er begleitete sie bis zum Ausgang und schloss hinter ihnen die Tür ab.
»Das war ja wohl nichts«, bemerkte Peter, als sie wieder in der warmen Nachmittagssonne standen.
»Kann man so sagen«, murrte Justus. »Sehr ärgerlich, dass Cotta nicht da ist. Er hätte uns sicher einige Informationen gegeben. Nun müssen wir uns die auf andere Weise holen.«
»Du willst weitermachen?« Bob blinzelte Justus im hellen Sonnenlicht an.
»Warum nicht?«
»Na ja, weil Peter eigentlich recht hat«, fuhr Bob fort. »Wir haben mit dem Fall nichts zu tun. Einen Versuch war es ja wert, uns hier umzusehen, aber wir sind gerade formvollendet abgeblitzt. Was sollen wir also noch machen?«
Elizabeth sah ihren Freund ungläubig an. »Und was ist mit mir?«, fragte sie fordernd. »Ich bin immerhin eure Klientin. Wollt ihr mir etwa einfach sagen, dass ihr keine Lust mehr habt, euch um meinen Fall zu kümmern?«
»Klientin ist gut«, witzelte Peter. »Justus hat dich doch eben zum Ehrenmitglied ernannt. Meine Kollegin Elizabeth Carroll«, ahmte er den Tonfall von Justus nach und lachte. »Du bist nun wohl das vierte Fragezeichen.«
»Ich verzichte auf meinen Ehrentitel und werde wieder Klientin. Also macht euch an die Arbeit.«
»Komisch«, murmelte Bob. »Normalerweise beschwerst du dich immer darüber, dass ich so wenig Zeit habe. Und nun bestehst du förmlich darauf, dass wir einen neuen Fall annehmen. Du hast wohl Blut geleckt, weil du sozusagen in der ersten Reihe saßt, was?«
Elizabeth erwiderte nichts, sondern lächelte Bob nur an.
»Ich finde, wir sollten uns noch eine Chance geben«, ergriff Justus das Wort. »Ich habe mir auch schon etwas überlegt. Stellt euch vor, der Bilderdiebstahl war kein Gelegenheitseinbruch, sondern eine geplante Sache. Und zwar so genau geplant, dass der Wasserrohrbruch im County Museum kein Zufall war, sondern inszeniert wurde, um zu verhindern, dass die Ausstellung in einem gut bewachten Museum stattfindet.«
»Kein schlechter Gedanke«, stimmte Bob zu. »Du meinst also, wir sollten nach L. A. fahren, um uns im County Museum mal umzusehen?«
Justus nickte. »Ganz genau.« Dann bemerkte er, wie Peter verstohlen auf seine Armbanduhr blickte. »Du wirst das Training sicherlich nachholen können, Peter«, erriet er dessen Gedanken und grinste.
Peter schaltete schnell: »Wer redet denn von Training? Ich bin nur besorgt wegen der ganzen Arbeit, die sich in der Zentrale stapelt. Die muss schließlich auch erledigt werden.« Er grinste triumphierend zurück.
Peter setzte Elizabeth zu Hause ab, da sie noch für die Schule zu tun hatte. Dann fuhr er mit Bob und Justus nach Los Angeles. Der Verkehr war hier wie gewohnt katastrophal. Die drei ??? bereuten schon bald, dass sie gleich losgefahren waren, anstatt das Wochenende abzuwarten. Denn so gerieten sie am späten Nachmittag in den vollen Berufsverkehr. In Los Angeles gab es nur eine kurze U-Bahn-Linie und so zogen es die meisten Bürger vor, trotz der ständig über der Metropole schwebenden Smogglocke ihren eigenen Wagen zu nehmen. Es herrschte drückende Hitze.
»Wenn das so weitergeht, kommen wir nicht mehr im Museum an, solange es noch geöffnet ist«, stöhnte Peter, als sie wieder einmal im Rückstau einer Ampel standen. »Vielleicht war das doch keine so gute Idee.«
Justus wollte dem fast zustimmen, sagte dann aber nichts. Schließlich hatte er den Vorschlag gemacht.
»Ach, wir schaffen das schon«, meinte Bob auf dem Beifahrersitz gut gelaunt. »Ich könnte mich nur immer noch über diesen Inspektor Kershaw ärgern. So ein aufgeblasener Typ. Was bildet der sich eigentlich ein, er hätte sich doch wenigstens über uns informieren können! Na ja, aber was will man von jemandem erwarten, der Kershaw heißt«, fügte er hinzu und erntete dafür einen Rippenstoß von Peter.
»Ist halt auch nur ein Mensch«, murmelte Justus geistesabwesend.
Peter bog in den Wilshire Boulevard ein und suchte kurz darauf an der Ecke Hancock Park nach einem Parkplatz. Ein erneuter Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. »Muss reichen«, murmelte er und stieg aus. Sie betraten das Museumsgebäude und zahlten an der Kasse.
»So, wo war jetzt dieser Wasserrohrbruch?«, fragte Peter, der sich wunderte, warum trotz dieses Zwischenfalls das Museum normal besucht werden konnte.
»Der war nur in einem Flügel des Museums«, erklärte Justus. »Ausgerechnet in der Robert O. Anderson Gallery, in der die zeitgenössische Kunst ausgestellt wird. Deshalb glaube ich auch nicht an einen Zufall. Anderson war übrigens …«
»Erspar uns das!«, unterbrach Peter ihn. »Ich glaube nicht, dass es für unsere Ermittlungen wichtig ist, wer Robert O. Anderson war oder ist.«
Erstaunlicherweise fuhr Justus diesmal tatsächlich nicht mit seinen Erläuterungen fort, denn er hatte auf dem Wegweiser die Galerie entdeckt und ging nun schnurstracks darauf zu. Sie durchquerten einen Teil des Museums, ohne den ausgestellten Kunstwerken Beachtung zu schenken. Bob hätte sich gerne etwas umgesehen, doch die Zeit drängte. Der Zugang zur Galerie war durch ein Seil versperrt, an dem ein Schild mit der Aufschrift Zurzeit leider geschlossen hing. In der Nähe stand eine Aufsichtsperson in einer Uniform. Die drei ??? gingen auf die Frau zu.
»Entschuldigen Sie«, begann Justus, »wir würden uns gern die Robert O. Anderson Gallery ansehen.«
»Tut mir leid, die ist zurzeit geschlossen.«
»Das wissen wir«, fuhr Justus fort, »wir haben von dem Wasserrohrbruch gehört. Aber wir würden uns trotzdem gern einmal den Schaden ansehen, da wir zurzeit in der Schule an einem Projekt arbeiten, in dem wir durch äußere Einflüsse entstandene Schäden an Bauwerken untersuchen sollen. Wäre es vielleicht möglich, mal einen Blick in die Räume zu werfen?«
»Tja, ich weiß nicht«, antwortete die Frau zögernd. »Es sind bereits Handwerker drinnen, um den Schaden zu beheben.«
»Wir werden sie bestimmt nicht bei ihrer Arbeit stören«, griff Bob ein und setzte sein sympathischstes Lächeln auf.
»Eigentlich ist den Besuchern der Zutritt untersagt.«
»Aber wir sind ja keine Besucher«, erklärte Peter. »Wir sind sozusagen … beruflich hier.« Diese Behauptung war nicht einmal eine Lüge, stellte Peter zufrieden fest.
Die Aufseherin überlegte noch, als sich ihnen ein Mann näherte. Peter nahm ihn zunächst nur aus den Augenwinkeln wahr, und er drehte sich um. »Oh, nein«, murmelte er leise.
»Was sucht ihr denn schon wieder hier?«, fragte Inspektor Kershaw barsch, als er die drei bemerkte.
»Herr Inspektor!«, rief Justus erfreut. »Schön Sie so schnell wiederzusehen. Wir sind für die Schule hier.«
»Ja«, mischte sich die Aufseherin eifrig ein. »Diese drei jungen Herren arbeiten an einem wichtigen Projekt und wollen sich die Wasserschäden ansehen. Vielleicht können Sie sie gleich mitnehmen, Herr Inspektor.« Offenbar waren ihre Zweifel plötzlich wie weggefegt.
Kershaw wandte sich ihnen zu. »Ich weiß zwar nicht, wie ihr darauf kommt, dass es dort etwas Interessantes zu sehen gibt«, sagte er eindringlich und sein rotes Gesicht wurde noch röter, »aber ihr lasst besser die Finger davon. Ich möchte euch nicht noch einmal begegnen.«
Die Hitze hatte kaum nachgelassen, als sie auf dem Rückweg nach Rocky Beach waren.
»Das war es ja wohl nicht«, brummte Bob. Seine gute Laune hatte ihn mittlerweile verlassen. »Was machen wir jetzt?«
»Aufhören«, sagte Peter schnell. »Justus hat selbst gesagt, dass wir uns noch eine Chance geben. Die hatten wir, aber offenbar ist die Polizei doch nicht so dumm, wie wir manchmal glauben. Dieser Kershaw hatte scheinbar den gleichen Gedanken wie wir. Ich möchte dem Typen nicht unbedingt in die Quere kommen.«
»Peter hat recht«, stimmte nun auch Justus zu, der es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatte. »Es war einen Versuch wert, aber offenbar will man uns nicht ermitteln lassen. Schade, aber sei es drum, dann haben wir eben keinen neuen Fall. Ist nicht so schlimm, es wartet sowieso genug Arbeit auf uns.« Er schwieg und dachte über diesen Tag nach. Eigentlich war alles schiefgelaufen. »Dies ist einer der Tage, die man getrost aus dem Gedächtnis streichen kann«, seufzte er.
Zwei Tage später erfuhren die drei ??? Neues über den Einbruch im Museum. Die Presse hatte Wind von der Sache bekommen und die California News berichtete ausführlich darüber. Tatsächlich war bei dem Einbruch nur ein einziges Bild gestohlen worden und gerade das galt als Meisterwerk des Künstlers: Grüne Eisenfrau nannte sich das Ölgemälde.
»Wie ich schon vermutet hatte, wusste der Dieb sehr genau, was er wollte«, sagte Justus, als er mit Bob zusammen in der Zentrale saß. Dieser war gerade von Sax Sandler zurückgekommen und hatte die Zeitung mitgebracht. »Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass der Wasserrohrbruch kein Zufall war, sondern zu einem sorgfältig ausgetüftelten Plan gehörte.«
Bob verdrehte die Augen. »Hätte ich dir den Artikel doch bloß nicht gezeigt«, sagte er. »Du stürzt dich ja geradezu auf jede Information, die man dir zuwirft. Ich dachte, wir wollten den Fall ruhen lassen.«
»Was nicht heißt, dass ich mich nicht geistig betätigen darf«, fand Justus und studierte zum wiederholten Mal den Zeitungsartikel.
»Was ist nun?«, wollte Bob wissen. »Ich sollte doch unbedingt herkommen, um die Dateien zu aktualisieren.«
»Bitte«, murmelte Justus geistesabwesend, da er noch immer in die Zeitung vertieft war. »Nur zu.« Bob seufzte so laut, dass Justus aufsah. »Was ist?«
»Du sitzt auf dem Schreibtischstuhl.«
»Oh.« Justus räumte den Platz für Bob.
Bob schaltete den Computer ein. In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Wohnwagen und mit einem Schwall frischer Luft kamen Peter, Kelly und Elizabeth herein. Kelly war mit Elizabeth zusammen gewesen, als sie sich mit Peter getroffen hatte. Sie hatten beschlossen, mal in der Zentrale vorbeizusehen.
»Da seid ihr ja«, sagte Bob und schaltete den Computer wieder aus.
»He!«, protestierte Justus. »Willst du dich schon wieder vor der Arbeit drücken?«
»Niemals!«, beteuerte Bob. »Aber hattest du nicht vorhin etwas von einem Kirschkuchen erzählt, den deine Tante Mathilda für uns hat? Den sollten wir essen, solange er noch …« Bob fiel so schnell nichts ein, was ein Kirschkuchen jetzt sein könnte und in einer Stunde vielleicht nicht mehr war. »Solange die Sonne noch scheint.«
»Die Sonne wird noch den ganzen Tag scheinen, Bob«, erwiderte Justus.
»Wer weiß«, sagte Bob scheinheilig, stand auf und verließ den Wohnwagen.
Tante Mathildas Kirschkuchen war wie immer erste Klasse. Die fünf saßen auf der Veranda und ließen es sich schmecken. Justus bedauerte es, dass seine Freundin Lys nicht dabei sein konnte. Lys de Kerk war eine junge Schauspielerin, die die drei ??? – und besonders Justus – einmal bei einem Fall kennengelernt hatten. Mittlerweile ging das Mädchen aufs College, um sich neben der Schauspielerei noch ein zweites Standbein zu erarbeiten. Lys hatte bereits ein eigenes kleines Apartment. Heute hatte sie keine Zeit, da sie für eine Prüfung lernen musste. Justus stellte sich vor, wie sie jetzt allein zu Hause über ihren Büchern schwitzte, während sie hier gemütlich in der Sonne saßen.
»Ich habe übrigens eine Neuigkeit für euch«, unterbrach Kelly seine Gedanken.
»Über den Einbruch?«, fragte Justus gleich.
»Nein, nicht über den Einbruch. Ich habe einen neuen Fall für euch.«
»He!«, unterbrach Elizabeth sie. »Was soll das heißen? Sie haben doch bereits einen Fall. Ich bin ihre Klientin.«
»Tut mir leid, Elizabeth«, sagte Bob. »Wir haben den Fall aufgegeben. Dieser Inspektor Kershaw kam uns zweimal in die Quere und war nicht an einer Zusammenarbeit interessiert. Und in diesem Fall wäre das schon notwendig gewesen.«
»Und was ist mit der Vernissage?«
»Die findet statt. In der Zeitung steht, dass sie in der nächsten Woche nachgeholt wird. Zwar ohne die Grüne Eisenfrau, aber immerhin.«
»Ohne wen?«, fragte Elizabeth verblüfft. Bob klärte sie über die Zusammenhänge auf. »Na schön«, lenkte sie ein. »Wenn die Vernissage stattfindet, bin ich dazu bereit, euch zu entlassen.«
»Also, Kelly, was hast du für uns?«, wollte Justus wissen.
»Nun ja«, begann sie zögernd, »es ist vielleicht nicht so spektakulär wie ein gestohlenes Gemälde, aber immerhin ist etwas verschwunden. Ein Medaillon. Es gehört meiner Großtante Elenor und sie vermisst es seit ein paar Tagen. Am Wochenende war bei uns ein großes Familienfest und Tante Elenor war auch da. Ich kenne sie eigentlich gar nicht richtig, sie ist eine dieser Verwandten, die man höchstens einmal auf runden Geburtstagen in der Familie sieht. Sie erwähnte, dass ihr uraltes Familienerbstück, ein wertvolles Medaillon, abhandengekommen sei. Ich erzählte mehr so nebenbei, dass ich ein paar Detektive kenne, und sie bat mich, euch zu fragen, ob ihr nicht helfen wollt, den Anhänger wiederzufinden. Erst habe ich die Sache verdrängt, doch sie rief mich heute an, um zu fragen, ob ihr nun interessiert seid.«
»Hm«, machte Justus. »Ein verschwundener Anhänger ist tatsächlich nicht sehr spannend.« Er verzog das Gesicht und blickte in die Runde. Auch Peter und Bob sahen nicht gerade begeistert aus.
»Ich dachte, es wäre ein kleiner Trost für die Museumsgeschichte«, fuhr Kelly fort. »Und außerdem lautet euer Motto doch Wir übernehmen jeden Fall. Tja, da könnt ihr euch wohl schlecht drücken.«
Justus’ Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch ein bisschen mehr. »So habe ich das allerdings noch nie gesehen. Wo wohnt denn deine Großtante?«
»In Malibu. Sie hat ein eigenes Haus an der Küste.«
»Und ihr komisches Familienerbstück ist ihr wirklich so wichtig, dass sie Detektive anheuern will?«, fragte Bob.
Kelly nickte und lächelte, als wolle sie sich dafür entschuldigen, eine solche Großtante zu haben.
»Na, dann müssen wir wohl mit hinfahren«, sagte Bob.
»Ich habe ihr gesagt, dass ihr vielleicht sogar schon heute Nachmittag vorbeikommen könnt.« Wieder lächelte sie verlegen.
Überraschenderweise war Bob auf ihrer Seite. »Na gut, dann fahren wir nachher hin«, sagte er munter.
Justus warf ihm einen düsteren Blick zu. »Du willst dich doch nur vor der Arbeit drücken.«
Bob grinste. »Wie kommst du denn darauf? Ich richte mich nur nach unserem Motto: Wir übernehmen jeden Fall.«
Das Haus Elenor Madigans war viel zu groß für eine Person. Kelly hatte ihnen verraten, dass Tante Elenor unverheiratet war und allein lebte. Es lag in einer Reihe anderer großer Privathäuser direkt an der Straße, die an der felsigen Küste von Malibu entlangführte.
Die drei ??? saßen in Peters Wagen und sahen sich das Gebäude erst einmal von außen an. »Kelly hat mir bereits einiges über ihre Großtante erzählt«, berichtete Peter. »Sie scheint etwas … merkwürdig zu sein. Angeblich sammelt sie allen möglichen Plunder und hat überhaupt einen komischen Geschmack. Ihr dürft euch also über nichts wundern.«
»Wo denkst du hin? Der Klient ist König«, antwortete Bob weltmännisch und öffnete die Wagentür.
Sie betraten den Vorgarten, der zwar sehr gepflegt, aber über und über mit Kuriositäten vollgestellt war. Ein Vogelhäuschen, das aussah wie ein chinesischer Tempel, stand direkt neben einer etwa einen Meter großen steinernen Figur, die sich als deutscher Gartenzwerg entpuppte. Die drei Detektive hatten solche merkwürdigen Figuren auf ihrer Europareise öfter zu Gesicht bekommen, jedoch nie erwartet, diesen Gartenschmuck auch in Kalifornien wiederzufinden.
»Ist das jetzt modern?«, fragte Bob.