Die drei ??? Im Auge des Sturms (drei Fragezeichen) - Kari Erlhoff - E-Book

Die drei ??? Im Auge des Sturms (drei Fragezeichen) E-Book

Kari Erlhoff

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Beschreibung

"Ihr müsst den Fall für mich übernehmen! Findet Finnley! Er ist in Gefahr!" Kurz darauf verliert der schwer verletzte Surfer das Bewusstsein. Doch: Wer ist Finnley? Und welcher Gefahr ist er ausgesetzt? Justus, Peter und Bob begeben sich auf eine rasante Suche kreuz und quer durch Rocky Beach. Im Laufe ihrer Ermittlungen werden die drei ??? auf einen mysteriösen Verfolger treffen, sich gewaltig ekeln und seltsame Notizen finden. Vor allem aber muss Peter seine Fähigkeiten als Surfer unter Beweis stellen. Wird es den drei Freunden gelingen, Finnley rechtzeitig zu finden und zu warnen? Die Zeit wird knapp, denn ein gewaltiger Sturm zieht auf!

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Seitenzahl: 152

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Im Auge des Sturms

erzählt von Kari Erlhoff

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2018, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-14961-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Wind und Blut

Jemand schrie! Hoch und schrill. Doch die einzelnen Worte gingen im Tosen der Wellen unter. Dann entdeckte Peter Shaw einen Mann und eine Frau, die auf ihren Surfbrettern lagen und hektisch mit den Armen paddelten. Als sie den Zweiten Detektiv sahen, schrien sie erneut los.

»Haie!«

»Drüben bei den Felsen!«

Peter zögerte keine Sekunde. Er begann ebenfalls mit den Armen zu rudern, sprang dann auf sein Board und ließ sich von der nächsten Welle in Richtung Strand tragen. Hier, vor der Steilküste von Rocky Beach, waren die Surfbedingungen hervorragend. Allerdings lauerten im Wasser auch einige Gefahren. Im Südosten der Bucht gab es schroffe Felsen, manche davon unsichtbar unter Wasser. Im Nordwesten sorgte eine starke Strömung dafür, dass man leicht aufs offene Meer getrieben werden konnte. Und überdies waren da noch die Haie. Manchmal wurde monatelang kein einziges Tier gesichtet und dann kam es innerhalb weniger Tage zu mehreren Zwischenfällen. Trotzdem zog es die Surfer immer wieder an diese Stelle.

Peter steuerte sein Board in das schäumende Weißwasser. Das war’s dann für heute mit dem Surfen. Schade, er war noch gar nicht lange im Wasser gewesen. Aber die Wetterbedingungen waren eh nicht ideal. Die Oberfläche der Wellen wurde immer stärker vom Wind zerblasen.

Die beiden anderen Surfer wateten bereits eilig durch das flache Wasser bis zu dem steinigen Strandstück unterhalb der Steilküste – ohne sich noch einmal zum Meer umzudrehen. Peter hingegen warf noch einen Blick auf den unruhigen Pazifik. Einen Moment lang erwartete er, die graue Rückenflosse des Hais zu sehen, doch das Bild, das sich ihm bot, war um einiges erschreckender! Ein Junge war noch draußen und winkte verzweifelt mit einem Arm, mit dem anderen klammerte er sich an sein Board! Peter erkannte die orangefarbenen Streifen auf dem Neoprenanzug wieder. Er hatte den Jungen heute zum ersten Mal hier gesehen. Bisher hatte der fremde Surfer keine allzu gute Figur auf dem Brett gemacht.

›Spring auf!‹, dachte Peter. ›Nutz die Welle!‹ Doch die Welle baute sich zu langsam auf. Bevor der Surfer auch nur den Hauch einer Chance hatte, kippte er vom Brett. Wieder schrie jemand. Es dauerte einige Sekunden, bis Peter merkte, dass der Schrei aus seinem eigenen Mund kam.

Draußen auf dem Meer hatte sich der Junge zurück an die Oberfläche gekämpft. Seine Hände krallten sich am Board fest.

»Wir müssen Hilfe holen!«, rief einer der beiden Surfer. Trotzdem bewegte er sich kein Stück. Seine Freundin schien ebenfalls wie gelähmt zu sein. Peter löste sich aus seiner Starre. Er ließ sein Board fallen und stürzte sich kopfüber ins Wasser. Einen Plan hatte er nicht. Zum Nachdenken blieb keine Zeit.

»Bist du lebensmüde?«, brüllte die Frau. »Komm zurück!«

»Den kannst du nicht mehr retten!«

»Wenn ein Hai dich erwischt, gehst du dabei selbst drauf!«

Peter hörte nicht hin. Er tauchte unter einer kleinen Welle hindurch und sah nun das weiße Surfboard des Jungen, das direkt auf ihn zu trieb. Als er fast bei ihm war, rutschte der Surfer vom Brett. Peter tauchte ab, bekam ihn zu fassen und zerrte ihn wieder nach oben. »Rauf aufs Board!«, befahl er. Aber der Junge glitt immer wieder ab. Dabei hinterließ er rote Flecken auf dem weißen Lack: Blut, das ins Meer gespült wurde! Einen gefährlicheren Köder für Haie konnte es kaum geben. Was hatte Peter noch über Haiangriffe gelernt? Eine Flut von Verhaltensregeln rauschte durch seinen Kopf. Die meisten davon unbrauchbar: Keine bunten Sachen tragen, niemals blutend ins Wasser gehen, nicht hektisch wegpaddeln. Nicht im Trüben schwimmen. Nicht schwimmen, wenn Beutetiere oder Fischabfälle im Wasser sind. Der Hai ist schneller als ein Schwimmer!

All diese Sätze liefen in Endlosschleife durch Peters Gedanken. Das aufgewühlte Wasser um ihn herum war rot gefärbt. Peter gab es auf, den verletzten Surfer aufs Brett zu schieben. Wie ein Rettungsschwimmer packte er ihn im Schleppgriff. Wenn ein Hai ihn angriff, konnte er ihn vielleicht mit einem Tritt gegen die Kiemen abwehren. Das war die empfindlichste Stelle der Raubfische.

»Halt durch!«, brüllte Peter dem Verletzten zu. In erster Linie, um sich selbst zu beruhigen. »Alles wird gut!«

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde er von einer riesigen Welle erwischt. Die Welt drehte sich, oben und unten verschwammen zu einem einzigen Chaos aus Schaum und Wasser. Eine starke Strömung erfasste Peter. Widerstand war zwecklos. Der Zweite Detektiv konnte nichts tun, als den Verletzten festzuhalten. Dann spürte er Boden unter den Füßen. Irgendwo über ihm war Licht. Sein Kopf brach durch die Oberfläche. Er spuckte Salzwasser, hustete, würgte und atmete gierig die frische Morgenluft ein. Links und rechts neben ihm tauchten Beine auf.

»Das war knapp, Mann!«, brüllte die Surferin, die mit ihrem Freund am Strand gewartet hatte.

Dieser beugte sich über den Verletzten. »Ist er bewusstlos?«

Die Frau machte ein entsetztes Gesicht. »Verdammt, der ist ja voller Blut! Der stirbt!«

»Ruft einen Arzt! Na los!«, befahl Peter. Er zog den Jungen vollständig auf den Strand. Dessen Neoprenanzug war an der rechten Seite gerissen und gab den Blick auf eine große Bisswunde am Oberkörper preis. Die Blutung musste so schnell wie möglich gestoppt werden. »Ein Handtuch! Holt mir ein Handtuch!«

»Ich konnte den Hai verletzen … mit meinem Messer.« Der Junge öffnete langsam die Augen, während er sprach. Sein Gesicht wirkte, als wäre es aus weißem Wachs geformt. Peter schätzte ihn auf höchstens zwanzig Jahre. Am Unterschenkel trug er einen Gurt für ein Tauchermesser. Etwas ungewöhnlich für einen Surfer, aber in dem Fall vielleicht ein Segen. »Ich hab ihn erwischt, aber er mich auch – das Biest!«

»Nicht reden!«, gebot Peter. Er wollte dem Jungen nicht sagen, wie kritisch die Situation war. »Alles ist gut, aber spar lieber deine Kräfte.«

»Mir ist so kalt!«, sagte der Junge leise.

»Hier!« Die Surferin reichte Peter ein Handtuch.

»Danke.« Der Zweite Detektiv presste den Stoff fest auf die Wunde und lächelte den Jungen aufmunternd an. »Die Kälte kommt vom Wind.«

»Ich glaube eher, dass die Kälte vom Blutverlust kommt«, mischte sich die Surferin ein.

Peter sah zu ihr auf und schüttelte kaum merklich den Kopf. Der Verletzte sollte sich bloß nicht zusätzlich aufregen. Außerdem musste er bei Bewusstsein bleiben! Als er die Augen schließen wollte, verstärkte Peter den Druck auf die Wunde. »Wie heißt du?«, fragte er laut.

»Matt.«

»Kommst du aus der Gegend?«

»Nein.«

Hinter Peter erklangen eilige Schritte auf dem steinigen Strand. Der Freund der Surferin kam zurück. »Ich habe einen Rettungswagen gerufen! Gleich kommt ein Arzt.«

Der verletzte Junge versuchte, sich aufzurichten. Peter hielt ihn fest. »Nicht bewegen!«

»Puh«, der Mann drehte sich weg, »ich kann gar nicht hinsehen.«

»Ich muss dir was sagen!«, flüsterte der Junge.

»Mir?«, fragte Peter verwundert und zugleich irritiert. Hinter ihm hatten die beiden Surfer eine lautstarke Debatte darüber angefangen, ob Haie nun schreckliche Bestien oder schützenswerte Wundertiere seien. In der Ferne erklang eine Sirene. Sie kam mit rascher Geschwindigkeit näher.

»Was denn?«, hakte Peter nach. Doch der Junge starrte nur regungslos in den Himmel. Peters Herz klopfte schneller. »He, Matt! Komm zurück!«

»Ich bin noch da«, brachte der Junge mühsam hervor. Er atmete schwer. Sein Gesicht wurde von Minute zu Minute blasser. Peter sah auf. Oben an der Küstenstraße hielt der Krankenwagen. Die beiden Surfer liefen ihm entgegen. Vermutlich waren sie froh, endlich etwas tun zu können.

»Alles wird gut!«, wiederholte Peter mechanisch.

»Du bist Peter Shaw, oder?« Der Junge versuchte, Peter am Arm zu packen, hatte jedoch nicht mehr genug Kraft dafür. »Von den … drei ???.«

Peter blickte ihn überrascht an. »Woher –«

»Egal!«, wurde er unterbrochen. »Ihr müsst … einen Fall für mich übernehmen! In meinem Auto … blauer Bus …« Matt musste pausieren, weil ihm die Kraft ausging.

Währenddessen stiegen zwei Sanitäter mit einer Trage die Stufen zum Strand hinunter.

»Autoschlüssel liegt … bei meinem Handtuch.« Er machte eine kaum sichtbare Bewegung mit dem Arm. »Schau …« Matts Stimme wurde immer leiser, sodass der Zweite Detektiv sich anstrengen musste, um überhaupt noch etwas zu verstehen. »Schau dir ›Die Gezeiten‹ an, das …«

Eine Möwe kreischte über ihren Köpfen und sorgte dafür, dass Peter den Rest des Satzes nicht verstand. »Was hast du gesagt?«

»Finde Finnley! Ist in Gefahr! Rede mit George, er …« Danach wurde die Sprache des Jungen so undeutlich, dass Peter nur noch Fragmente verstand. Er glaubte »Vorsicht«, »Mr Blond« und »Angreifer« zu verstehen. Außerdem fiel zweimal das Wort »Surfer!«. Aber da kreischte schon wieder die Möwe. Es war beinahe, als würde sie sich einen Spaß daraus machen, das Gespräch zu stören. Ärgerlich blickte Peter zum Himmel. Als er sich wieder Matt zuwandte, sah er, dass der Junge das Bewusstsein verloren hatte.

Dreck

Sie brauchten ein sicheres Versteck! Justus Jonas sah sich hektisch auf dem Schrottplatz um. Der Stapel mit dem Bauholz war zu weit entfernt. Die Freiluftwerkstatt befand sich in unerreichbarer Ferne. Was er und sein Freund Bob Andrews jetzt brauchten, war ein großer Schrank oder eine geräumige Truhe! Sein Blick blieb an der Baustellentoilette hängen, die Onkel Titus gerade erstanden hatte. Zusammen mit einem Gerüst, zwei Schubkarren und diversen Werkzeugen gehörte sie zu den Überresten eines geschlossenen Handwerksbetriebs. Justus verwarf die Idee. Die Toilette war zu eng für zwei Menschen. Außerdem befand sie sich in einem üblen Zustand.

»Zu spät!« Bob stöhnte auf. »Deine Tante hat uns gesehen!«

Tatsächlich steuerte Mrs Jonas zielstrebig auf die Jungen zu. Ihre geblümte Schürze flatterte im Sommerwind. Offiziell war Justus’ Onkel Titus Jonas der Chef des Gebrauchtwarenhandels, aber jeder wusste, dass eigentlich seine Frau Mathilda das Sagen hatte. Sie führte ein strenges Regiment in Haus und Hof und sorgte dafür, dass auf dem Schrottplatz alles seine Ordnung hatte. Dafür spannte sie besonders gern ihren Neffen Justus und seine beiden besten Freunde ein.

»Was treibt ihr euch hier herum?«, rief sie ihnen entgegen. So, als wäre es streng verboten, an einem Spätsommertag in den Ferien einfach so im Freien zu stehen und miteinander zu reden. »Titus hat gestern eine Fuhre unnützes Zeug aus Salinas mitgebracht. Dort haben sie ein Kino aufgelöst. Ihr könnt gleich damit anfangen, alles zu sortieren und zu reinigen. Die Popcornmaschine sieht aus, als wäre sie noch nie sauber gemacht worden.«

Justus atmete auf. Offenbar hatte Tante Mathilda die Sachen von der Baustelle vergessen. Eine dreckige Popcornmaschine zu reinigen war sicherlich kein besonderes Vergnügen, aber um Längen besser, als ein mobiles Klo zu putzen.

»Wir kümmern uns darum«, versprach er.

»Wunderbar«, sagte Tante Mathilda zufrieden. »Und wie ich sehe, bekommt ihr gerade Verstärkung!«

Justus spähte an seiner Tante vorbei zum Tor des Schrottplatzes. Dort stellte gerade ein großer, braunhaariger Junge ein Fahrrad ab, an dem seitlich auf einem Träger ein Surfbrett klemmte.

»Peter!«

»Ich muss mich jetzt um ein paar Rechnungen kümmern«, verkündete Mrs Jonas. Sie machte auf dem Absatz kehrt und war kurz darauf in der hübsch gestrichenen Baracke verschwunden, die als Büro für den Schrottplatz diente.

»Arbeit?«, fragte Peter, als er zu seinen Freunden trat.

»Es gibt auch Menschen, die nicht jede freie Minute surfen«, erwiderte Justus anstelle einer Antwort.

Peters Gesicht war gerötet und er sah angespannt aus. »Ich komme gerade vom Krankenhaus.«

»Vom Krankenhaus? Was ist passiert?«, fragte Bob besorgt.

»Ein Surfer ist von einem Hai angegriffen worden.« Peter ließ sich auf den Rand einer alten Badewanne sinken. »Zum Glück hatte er ein kleines Tauchermesser dabei und konnte den Hai damit abwehren.«

»Es kommt ganz auf die Perspektive an«, räumte Justus ein. »Für den Hai war der Ausgang des Zusammentreffens vermutlich tödlich und daher weniger glücklich.«

Bob hob missbilligend die Augenbrauen. »Just!«

»Ich sage doch nicht, dass der Surfer falsch gehandelt hat«, gab der Erste Detektiv zurück. »Ich habe lediglich –«

»Ist der Surfer schwer verletzt?«, fragte Bob dazwischen.

»Ja, aber die Chancen stehen wohl ganz gut, dass er durchkommt«, antwortete Peter. »Wenn ich die Sanitäter richtig verstanden habe, war die Wunde nicht ganz so schlimm, wie sie aussah.«

Justus nickte langsam. »Dann hatte der Surfer wirklich Glück!«

»Freunde, wir haben einen Fall!«, platzte Peter dann heraus. »Ich habe eben am Strand den Auftrag bekommen!«

»Wir haben leider auch einen Auftrag von Tante Mathilda!«, sagte Justus zerknirscht. »Ich fürchte, wir kommen nicht umhin, uns der neusten Errungenschaften meines Onkels zwecks Säuberung anzunehmen.«

»Just, ich rede von einem Fall!« Peter überging die geschwollene Redeweise des Ersten Detektivs. Er war längst daran gewöhnt, dass sein Freund sich gern gehoben ausdrückte. »Vielleicht ist ein Mensch in Gefahr!«

Justus atmete tief durch. Dann nahm sein Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an. »Unter diesen Umständen können wir Tante Mathilda sicherlich um einen Aufschub bitten. Vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um einen Fall und um eine Gefahrensituation.«

»Es hörte sich zumindest so an!« In knappen Worten berichtete Peter, was am Südstrand passiert war.

Als er fertig war, begann Justus langsam auf und ab zu gehen. »Ein junger Mann namens Matt beauftragt uns also damit, einen Finnley zu finden. Wir sollen zu seinem blauen Bus gehen, uns die Gezeiten angucken und mit George reden«, fasste der Erste Detektiv zusammen.

»Richtig«, sagte Peter. »In seinem Wagen war ich schon, aber ich habe nichts gefunden, was auf einen Finnley hindeutet. Und die Gezeiten sind natürlich Ebbe und Flut. Die hat jeder Surfer im Blick.«

»Wo befindet sich der Bus jetzt?«, wollte Justus wissen.

»Ich habe ihn beim Krankenhaus geparkt«, antwortete Peter. »Dann habe ich Matts Rucksack dort abgegeben. Sprechen konnte ich ihn leider nicht, weil er gerade operiert wurde.«

Justus sah nachdenklich aus. »Hast du den Inhalt des Rucksacks überprüft?«

Peter nickte. »Darin befanden sich ein Portemonnaie mit Geld, Kreditkarte und Führerschein, Sonnencreme und …« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »… unsere Visitenkarte!« Er reichte seinen Freunden das Rechteck aus festem, schwarzem Papier.

Das Exemplar war zerknickt und verdreckt. An der unteren linken Seite prangte ein halbmondförmiger schwarzbrauner Fleck.

»Der Dreck kommt nicht von mir«, versicherte Peter. »Und Matts Sachen waren ansonsten geradezu pingelig sauber. Vielleicht hat er die Karte irgendwo gefunden.«

»Woher wusste er dann, wer du bist?«, gab Justus zu bedenken.

»Das Rätsel ist schon gelöst!« Der Zweite Detektiv hielt Justus einen Zeitungsartikel hin, den jemand ausgeschnitten hatte. Genau wie die Karte war auch er schmutzig und zerknickt. Unter der Überschrift »Die Superhelden von Rocky Beach« war ein Foto von den drei ??? abgedruckt. »Das lag auch noch im Rucksack.«

»Der Artikel stammt aus einer März-Ausgabe der Rocky Beach Today«, stellte Justus missmutig fest. »Ein äußerst unsachlich formulierter und überdies auch noch schlecht recherchierter Bericht über unsere Arbeit.«

»Was ist mit diesem George, mit dem wir reden sollen?«, überlegte Bob. »Vielleicht weiß der mehr. Kann doch sein, dass er Matt die Karte gegeben hat.«

»Es könnte sich um George Davies handeln«, meinte Peter. »Der hat einen Ferienjob bei dem Kiosk am Hauptstrand. Von dort aus kann man den Surfern beim Wellenreiten zuschauen. Das passt doch. Wenn ich Matt richtig verstanden habe, hat alles etwas mit einem Surfer zu tun. Oder mit mehreren Surfern.«

»Dann hat George vielleicht etwas beobachtet!«, mutmaßte Bob.

»Kollegen!« Justus hob eine Hand. »Bitte keine vorschnellen Theorien! Wir sollten uns zunächst die Fakten vornehmen. Dafür werden wir uns in die Zentrale begeben.«

Die Zentrale der drei ??? war ein alter Wohnwagen, der unter einem Berg von Schrott verborgen war. Von außen war nicht zu ahnen, dass sich unter dem Gerümpel ein komplettes Büro befand – sogar mit einem kleinen Labor und einer Küchenecke. Man konnte durch verschiedene Geheimgänge hineingelangen. Einer davon war ein großer, ausrangierter Kühlschrank, den die drei ??? »Das kalte Tor« nannten.

Als Justus die Kühlschranktür hinter sich schloss, dachte er an Tante Mathilda. Später würde es garantiert ein Donnerwetter geben. Immerhin ignorierten die Jungen einfach ihren Auftrag. Aber der Fall hatte eindeutig Vorrang.

»Hiermit erkläre ich unsere erste Sitzung im Fall ›Surfer‹ für eröffnet.« Der Erste Detektiv setzte sich auf seinen Lieblingssessel und verschränkte die Hände. »Beginnen wir mit den Informationen, die uns bereits zur Verfügung stehen.«

Bob holte einen Block aus einem verbeulten Aktenschrank und schnappte sich einen Stift. Er notierte sich die Namen »George« und »Finnley«. Unter ein großes Fragezeichen schrieb er die Begriffe, bei denen sich Peter nicht ganz sicher war: »Vorsicht«, »Mr Blond«, »Angreifer« und »Surfer«. Dann wandte er sich an Peter. »Hast du dir gemerkt, was auf Matts Führerschein stand?«

»Nein«, gab Peter zurück. Er setzte sich auf einen Bürostuhl, dessen Rollen bei jeder Bewegung quietschten. »Merken kann ich mir so was nicht. Aber ich habe es mir aufgeschrieben.« Schwungvoll zog er einen zusammengefalteten Zettel aus der Tasche und warf ihn Bob zu. Der Zettel verfehlte sein Ziel und landete auf dem Boden. »Du musst an deinen Reflexen arbeiten.« Peter grinste.

Bob schüttelte nur den Kopf und hob den Zettel auf. »Matthew James Kooning«, las er vor.

»Er scheint ein Tourist zu sein«, erklärte Peter. »Seine Adresse liegt jedenfalls im Bundesstaat Michigan.«

»Das ist doch mal ein Anfang«, stellte Justus zufrieden fest. »Bob, als Fachmann für Recherchen ist es deine Aufgabe, mehr über unseren Auftraggeber herauszufinden. Wer ist Matthew James Kooning und was trieb ihn hier nach Rocky Beach?«

»Und was ist mit George? Und mit diesem Finnley, der in Gefahr ist?«, fragte Peter. »Es klang fast so, als ob Matt glaubt, dass wir die kennen.«

Justus lehnte sich auf seinem Sessel zurück. »Möglich. Eventuell sind aber auch zusätzliche Informationen nötig, um diese Menschen zu finden. Matt hat dich schließlich extra auf sein Auto hingewiesen.«

»Auto ist gut. Es ist ein VW-Bus. So ein echtes Surfermobil«, meinte Peter.

»Für uns ist zunächst nur wichtig, ob du den Innenraum gründlich untersucht hast.«

»Natürlich«, beteuerte Peter. »Ich habe einen Schlafsack gefunden, eine Zahnbürste, zwei Bücher und einen Karton mit Lebensmitteln. Keine Hinweise auf einen George oder einen Finnley, keine Fotos, kein Notizbuch, kein Tagebuch, keine weiteren Visitenkarten oder Zeitungsausschnitte.«

»Einen Anhaltspunkt haben wir zumindest.« Justus stand auf und betrat das kleine Labor der Zentrale. Darin befand sich