Die drei ??? Manuskript des Satans (drei Fragezeichen) - Hendrik Buchna - E-Book

Die drei ??? Manuskript des Satans (drei Fragezeichen) E-Book

Hendrik Buchna

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Beschreibung

Die drei ??? übernehmen jeden Fall. Wer steckt hinter dem höllischen Lärmangriff auf das Haus von Professor Bancroft? Während der Wissenschaftler versucht, eine geheimnisvolle alte Handschrift zu übersetzen, machen sich Justus, Peter und Bob auf die Suche nach der Lärmquelle. Haben die Attacken etwas mit dem Manuskript des Satans zu tun, an dem der Professor gerade arbeitet? Wenn es Konkurrenten gibt, die ihn ausschalten wollen, werden die Detektive es herausfinden!

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Manuskript des Satans

erzählt von Hendrik Buchna

Kosmos

Umschlagillustration von Andreas Ruch, Düsseldorf

Umschlaggestaltung von der Peter Schmidt Group, Hamburg,

auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2022, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-50456-7

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Das rätselhafteste Schriftstück der Welt

»Der Satan?« Justus Jonas, der Erste Detektiv der drei ???, hob entgeistert die Augenbrauen. »Das ist ja wirklich –« In diesem Moment stockte er, denn gerade betraten seine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews, die von einem Strandausflug zurückkamen, die Zentrale.

Das Detektivbüro der drei Jungen war ein unter diversem Gerümpel verborgener Wohnwagen auf dem Gelände des »Gebrauchtwarencenters T. Jonas«. Der Name stand für Titus Jonas, Justus’ Onkel. Bei ihm und seiner Frau Mathilda lebte der Erste Detektiv seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren.

Die Neuankömmlinge blickten Justus fragend an.

»Äh, gestatten Sie bitte eine kurze Unterbrechung, Herr Professor?«, richtete dieser sich an den Mann am anderen Ende der Leitung. Gleichzeitig drückte er den Knopf des Verstärkers, damit seine Freunde mithören konnten. »Soeben sind meine Kollegen Bob und Peter hinzugekommen. Die würde ich gerne auf den Stand der Dinge bringen.«

Aus dem Lautsprecher war ein genervtes Krächzen zu hören. »Wenn’s sein muss … Aber fass dich kurz!«

»Selbstverständlich, Sir.« Rasch wandte sich Justus an Peter und Bob. »Mein Gesprächspartner ist Professor Douglas Bancroff und –«

»Bancroft!«, schnarrte es aus dem Lautsprecher.

»Verzeihung, das ›t‹ muss ich überhört haben«, räumte Justus ein. Dann blickte er wieder zu seinen Freunden. »Professor Bancroft ist Sprachwissenschaftler und ehemaliger Dozent der University of California.«

»Und des Los Angeles City College!«, fügte Bancroft mit Nachdruck an.

»Vielen Dank für diese Zusatzinformation«, erwiderte Justus betont höflich.

»Und der California State University!«

Das Lächeln des Ersten Detektivs wirkte inzwischen ziemlich bemüht. »Das ist ohne jeden Zweifel ein eindrucksvoller Lebenslauf, Sir.«

»Und des Los Angeles Southwest College!«

Mit eingefrorenen Gesichtszügen verharrte Justus und wartete einige Sekunden darauf, dass der Professor noch weitere frühere Arbeitgeber aufzählen würde. Zu seiner Verwunderung war das nicht der Fall.

»Was ist? Bist du eingeschlafen?«, knarzte es stattdessen aus dem Lautsprecher.

Der Erste Detektiv presste kurz die Lippen aufeinander. »Durchaus nicht, Sir. Ich wollte Ihre spannenden Ausführungen lediglich nicht unterbrechen.«

»Papperlapapp«, gab der Mann zurück. »Jetzt mach mal Tempo – ich habe meine Zeit nicht im Lotto gewonnen!«

Justus atmete tief ein, bevor er fortfuhr. »Mr Bancroft forscht seit fast dreißig Jahren am sogenannten Voynich-Manuskript, dem vielleicht geheimnisvollsten Schriftstück der Welt. Hierbei handelt –«

»Nicht vielleicht«, unterbrach ihn Professor Bancroft. »Es ist das geheimnisvollste Schriftstück der Welt!«

Der Erste Detektiv musste nun sichtlich um Fassung ringen. »Mit Verlaub, Sir – wäre es angesichts meiner offensichtlich mangelhaften Fähigkeit zu resümieren nicht ratsam, Sie würden den Sachverhalt schildern?«

»Alles muss man selber machen …«, murrte Bancroft. Nach einem betont langen Seufzer fuhr er dann fort: »Das im Spätmittelalter entstandene handschriftliche Manuskript ist nach dem polnischen Sammler Wilfried Michael Voynich benannt, der es 1912 erwarb. Die Texte und Illustrationen sind derart rätselhaft, dass sie entgegen anderslautenden Meldungen aus Europa bis heute nicht schlüssig gedeutet werden konnten. Der bebilderte Originaltext befindet sich seit 1969 im Bestand der Yale University, New Haven in Connecticut.«

»Da klingelt was bei mir«, entfuhr es Bob, der sein Notizbuch gezückt hatte und eifrig mitschrieb. »Über dieses mysteriöse Manuskript hab ich mal eine Dokumentation gesehen.«

»Alles Quatsch, was da im Fernsehen gesendet wird – kompletter Mumpitz!« Der Professor gab ein verärgertes Schnaufen von sich. »Fakt ist: Im Laufe der Jahrhunderte gab es zahlreiche Versuche, das Schriftstück zu übersetzen. Die Deutungen reichen von alchemistischem Geheimwissen und verschlüsselten Prophezeiungen von Nostradamus bis hin zu der Annahme, dass es sich um ein Manuskript des leibhaftigen Satans handelt. Insbesondere dieser Ansatz fasziniert die Menschen, seit der Text das erste Mal auftauchte. Könnte der Satan höchstpersönlich und in seiner ganz eigenen unbekannten Sprache sein Wissen aufgeschrieben haben? Über die elementaren Geheimnisse von Himmel und Hölle?«

»Erstaunlich«, murmelte Justus.

»Doch keine der unzähligen Interpretationen konnte sich letztlich durchsetzen«, fuhr Bancroft ungerührt fort. »Sogar modernste Sprachcomputer scheiterten am Voynich-Manuskript. Die Maschinen konnten lediglich bestätigen, dass der aus unbekannten Symbolen bestehende Text grundlegende Merkmale einer echten Sprache aufweist.«

»Wow …« Peter war sichtlich beeindruckt. »Das klingt wirklich spannend.«

»Hier geht es nicht um Spannung, sondern um Wahrheitsfindung!«, stellte Bancroft ungehalten klar. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja: Die Schriftführung des Manuskripts ist flüssig, so als wäre der Schreiber in dieser Sprache und Schrift geübt gewesen. Der Text umfasst 102 Pergamentblätter mit insgesamt 170.000 Schriftzeichen, aus denen sich ein circa dreißigteiliges Alphabet ableiten lässt. Dennoch bezweifeln manche, dass der Text überhaupt einen sinnvollen Inhalt hat. Dasselbe gilt für die diversen fremdartigen Abbildungen, die den Text ergänzen. Sie erinnern an botanische, anatomische und astronomische Zusammenhänge und wurden mit großer Sorgfalt gezeichnet. Mangels jeglichen verständlichen Kontexts blieb jedoch auch die Bedeutung der Illustrationen im Dunkel der Spekulation. Zumindest bis jetzt.«

Aufgeregt beugte sich der dritte Detektiv zum Lautsprecher vor. Das Thema hatte ihn voll in seinen Bann gezogen. »Das müssen Sie erklären, Sir!«

»Was glaubst du denn, was ich gerade mache – Kekse backen?«, erwiderte der Professor barsch.

»Entschuldigen Sie den Überschwang meines Kollegen«, sprang Justus ein. »Ihre Geschichte ist einfach äußerst mitreißend.«

Das war keine Übertreibung. Die drei ??? hatten es schon mit vielen kniffligen Rätseln zu tun gehabt, sie waren absolute Profis auf diesem Gebiet. Das geheimnisvollste Manuskript aller Zeiten war für sie deshalb mindestens so faszinierend wie das mythische Inselreich Atlantis für einen Archäologen.

Die Worte des Ersten Detektivs schienen Mr Bancroft zu besänftigen. »Nun ja – dem kann ich kaum widersprechen. Zugegebenermaßen bin auch ich immer noch ziemlich aus dem Häuschen. Schließlich ist es mir als erstem Menschen seit fünfhundert Jahren gelungen, das Voynich-Manuskript – den rätselhaftesten Text der Erde – zu entschlüsseln!«

Peter staunte. »Das wäre ja eine Weltsensation.«

»In der Tat«, stimmte der Professor zu. »Letzte Details meiner Übersetzung stehen allerdings noch aus. Und für diese Arbeit benötige ich absolute Ruhe.«

»Sehr verständlich«, fand Bob.

»Und Ihre Ruhe wurde jüngst auf überaus groteske Weise gestört«, nahm Justus den Faden des Gesprächs wieder auf, das er zuvor allein mit dem Professor geführt hatte.

»Was bedeutet das?«, fragte Peter argwöhnisch.

Mr Bancrofts Stimme klang nun hart und schneidend. »Das bedeutet … dass mich der Satan heimgesucht hat.«

Satanische Attacken

Peter blinzelte ungläubig. »Sie meinen … Ihnen ist der Teufel erschienen?«

Der Professor gab einen verächtlichen Laut von sich. »Hältst du mich für schwachsinnig? Natürlich war hier nicht der Teufel unterwegs. Wenn ihr wirklich eine seriöse Detektei seid, werdet ihr eine solche Möglichkeit doch wohl nicht ernsthaft in Erwägung ziehen!«

»Hier muss ich meinen Kollegen in Schutz nehmen«, wandte Justus ein. »Peter hat lediglich auf Ihre Aussage Bezug genommen, der Satan habe Sie heimgesucht. Seine Nachfrage war aus detektivischer Sicht also zwingend geboten.«

»Schon gut, schon gut, schon gut«, wiegelte Bancroft ab. »Hiermit sei also klargestellt: Irgendein Mistkerl will mich mit angeblichem Satans-Spuk fertigmachen.«

»Das müssen Sie genauer erklären«, klinkte sich Bob ein. »Wie genau sah dieser Spuk aus und haben Sie jemanden im Verdacht, der dahinterstecken könnte?«

»Sehr gute Fragen«, lobte der Professor mit ungewohntem Wohlwollen. »Präzise auf den Punkt – so lobe ich mir das.«

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des dritten Detektivs.

»Kurz gesagt: Zweimal hintereinander, gestern Nachmittag und heute Nachmittag, ertönte plötzlich wie aus dem Nichts ein im wahrsten Sinne höllischer Lärm direkt neben meinem Büro im zweiten Stock. So unfassbar laut, das könnt ihr euch überhaupt nicht vorstellen. Purer körperlicher Schmerz, der jegliche Tätigkeit, vor allem aber geistige, völlig unmöglich macht.«

»Oh Mann …«, hauchte Peter mit verzogenen Mundwinkeln.

»Und wie lange dauerten die Vorfälle an?«, fragte Justus.

»Das erste Mal circa zehn Minuten, das zweite Mal eine halbe Stunde. Vielleicht nimmt es mit jedem Mal zu. Und niemand weiß, wie lang die nächsten Attacken sein werden. Eine Stunde? Drei? Zehn? Es ist regelrecht zum Verrücktwerden!« Bancroft gab erneut einen langen Seufzer von sich. »Die Quelle des Lärms ließ sich trotz Unterstützung meiner Sekretärin und meines Butlers nicht auffinden. Das Ganze war durchsetzt mit gekreischten und gebrüllten Drohungen auf Englisch, Lateinisch, Griechisch und Aramäisch.«

»Also Drohungen, die einen Rückschluss auf Ihre Sprachforschung an dem Manuskript zulassen«, vermutete Justus.

»Exakt«, bestätigte Mr Bancroft. »Zwei ständig wiederholte Sätze waren zum Beispiel: Satan wird dich holen! Satan wird dich verschlingen!«

»Das wird ja immer besser«, murmelte Peter kaum hörbar.

»Offensichtlich soll mir das Ganze weismachen, dass der Satan die kurz bevorstehende Übersetzung seines Geheimmanuskripts verhindern will«, fügte der Professor entrüstet an. »Lächerlich!«

Justus räusperte sich. »Und haben Sie einen Verdacht, wer für diese absonderlichen Vorfälle verantwortlich sein könnte?«

»Da kämen weltweit dutzende Personen infrage«, erwiderte der Professor voller Überzeugung. »Nämlich jeder, der wie ich an der Übersetzung des Voynich-Manuskripts arbeitet.«

Bob runzelte die Stirn. »Aber mit welchem Motiv? Wenn es dem Täter oder der Täterin um Ihre Forschungsergebnisse ginge, wäre doch ein schlichter Einbruchdiebstahl das Naheliegendste. Nicht aber so ein irrer Hokuspokus.«

»Wiederum eine völlig berechtigte Feststellung – du gefällst mir, Junge«, lobte Bancroft. »Offenkundig will der Verantwortliche mit diesem nervenzermürbenden Zirkus dafür sorgen, dass ich aufgebe und meine epochale Übersetzung nicht zum Abschluss bringe – um stattdessen mit einer eigenen Interpretation Furore und letztlich das große Geld zu machen.«

»Das würde allerdings voraussetzen, dass Ihre Forschungen bekannt sind«, fügte Bob an. »Ist das so?«

»Erneut eine exzellente Frage. Ja, Fachkreise haben seit Langem Kenntnis von meiner Arbeit.«

Peter, der sich inzwischen dazu durchgerungen hatte, ebenfalls von keinem übernatürlichen, sondern einem menschengemachten Geschehen auszugehen, kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Vielleicht geht es den Tätern ja auch einfach darum, Sie mit diesem Satans-Kram nach außen hin lächerlich zu machen.«

»Guter Punkt, Zweiter!«, erwiderte Justus anerkennend. »Gerade weil Sie, Mr Bancroft, und sicher auch die Fachwelt, diese Satanstheorie zum Voynich-Manuskript für Humbug halten. Möglicherweise geht der ›Konkurrent‹ gar nicht davon aus, die Entschlüsselung des Manuskripts stoppen zu können. Es würde ja auch reichen, den guten Ruf des Übersetzers zu zerstören.«

Bob nickte. »Man stelle sich vor, dass Sie, Herr Professor, sich mit dieser Sache an die Polizei wenden und dann an die Öffentlichkeit dringt, dass Sie mit irgendeinem Teufelszauber in Verbindung stehen.«

»Dann wäre meine Reputation als Wissenschaftler von jetzt auf gleich vollständig ruiniert«, bestätigte Bancroft. »Dermaßen in meinem Ruf beschädigt, wäre es aussichtslos, von der Fachwelt mit meiner Voynich-Übersetzung ernst genommen zu werden. Meinen wohlverdienten internationalen Durchbruch, an dem ich seit über dreißig Jahren arbeite, könnte ich dann endgültig abschreiben. Genau deshalb habe ich mich ja an euch Privatdetektive gewandt.«

»Darf ich diesen Aspekt aufgreifen und fragen, wie Sie gerade auf uns gekommen sind?«, erkundigte sich Justus.

»Ich stehe seit meiner aktiven Uni-Zeit in Kontakt mit Professor Brewster. Und der versicherte mir, dass ihr drei überaus findige und vor allem diskrete Burschen seid.«

Tatsächlich hatten die drei ??? Arnold Brewster, einem pensionierten Professor der Universität Ruxton, bereits gleich zweimal aus großen Schwierigkeiten heraushelfen können.

»Verstehe.« Justus lächelte. »Dann würde ich vorschlagen, dass wir nun ein erstes Treffen vereinbaren, um das weitere Vorgehen zu besprechen.«

»Soll mir recht sein«, gab Bancroft zurück. »Je schneller, desto besser.«

Nachdem der Professor seine Adresse in Brentwood, einem Stadtteil im Westen von Los Angeles, mitgeteilt hatte, machten sich die Jungen in Bobs VW Käfer direkt auf den Weg.

Vor Ort verschaffte sich das Trio zunächst einen Überblick. Im Zentrum von Bancrofts Grundstück ragte hinter großen Oleanderbüschen eine zweigeschossige, weiß getünchte Villa mit flachem Ziegeldach und hohen Fenstern auf. Die Balustraden an den zahlreichen Balkonen bestanden aus tropfenförmigen kleinen Säulen.

Zielstrebig stiegen sie die rund um das Haus reichende Veranda hinauf. Weil es keinen Klingelknopf gab, betätigte Justus den schweren Ring eines altmodischen Türklopfers mit Löwenkopf. Zunächst geschah nichts, dann erklangen dumpfe Schritte. Mit lautem Knarren öffnete sich die große schwarze Tür. Doch nicht Professor Bancroft, von dem Justus während der Fahrt ein Foto im Internet gefunden hatte, stand nun vor den Jungen, sondern ein hochgewachsener Mann Ende vierzig in perfekt sitzender Butler-Uniform, der die Besucher mit herablassender Miene fixierte.

»Bedaure, aber wir kaufen grundsätzlich nichts an der Tür. Guten Tag.« Mit diesen Worten wollte der Mann die Tür wieder schließen, doch flink kam ihm Justus zuvor.

»Hier liegt ein Missverständnis vor, Sir. Wir hegen nicht die Absicht, Ihnen oder jemand anderem irgendetwas zu verkaufen, sondern haben einen Termin mit Ihrem Arbeitgeber Professor Douglas Bancroft.«

Der Butler zog die Stirn kraus. »Normalerweise pflegt Master Bancroft mich über anstehende Besuche zu informieren. Aber in diesem Fall hat er wohl eine Ausnahme gemacht. Bitte, nach mir.« Damit wandte er sich um und trat ins Haus zurück.

Eilig folgten ihm die Detektive in eine riesige Eingangshalle. Eindrucksvoller Stuck an der Decke, altmodische Kronleuchter, schwere Orientteppiche, eine antike Pendeluhr und diverse großformatige Ölgemälde an den Wänden strahlten den verstaubten Glanz längst vergangener Zeiten aus.

»Für deinen Onkel wäre das hier das reinste Paradies«, flüsterte Peter dem Ersten Detektiv beeindruckt zu.

Als sie gerade an einer mächtigen Marmortreppe vorbeigingen, kam ihnen eine attraktive junge Frau mit dunkelbraunem Haardutt und elegantem Hosenanzug entgegen – vermutlich die Sekretärin des Professors.

»Oh, wir haben Besuch, Vernon?«, fragte sie überrascht.

»In der Tat«, bestätigte der Butler. »Gäste des Professors.«

»Dann herzlich willkommen«, richtete sich die Frau an die drei Jungen. Übergangslos wandte sie sich dann wieder an Vernon. »Zum Abendessen wünscht Professor Bancroft übrigens Coquilles Saint-Jacques, Bœuf bourguignon und Crêpes Suzette zu speisen. Tätigen Sie bitte alle notwendigen Vorbereitungen. Den Weißwein habe ich bereits aus dem Keller geholt und kalt gestellt.«

»Sehr wohl, Miss Mortimer«, erwidert der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung.

»Nobel, nobel«, flüsterte Peter. Der Professor hatte sich auch ohne internationalen Durchbruch einen beeindruckend hohen Lebensstandard erarbeitet. Während er sich staunend um die eigene Achse drehte, stieß der Zweite Detektiv versehentlich gegen eine Ziersäule, woraufhin die darauf stehende schillernd grüne Henkelvase bedenklich ins Wanken geriet.

»Pass doch auf, du Unglücksrabe!« Mit steiler Zornesfalte auf der Stirn eilte Miss Mortimer heran und stabilisierte das Gefäß. »Diese Vase ist unersetzlich.«

»’tschuldigung«, druckste Peter verlegen.

Genervt verdrehte Justus die Augen und raunte leise: »Du solltest über eine Umschulung zur Abrissbirne nachdenken.«

Anschließend ging die kleine Gruppe über knarrenden Parkettboden an mehreren geschlossenen Türen vorbei einen langen Flur entlang, bis Vernon mit unverändert ausdrucksloser Miene am Ende des Ganges innehielt. Dann hämmerte er mit solcher Kraft gegen die letzte Tür, dass die Detektive erschrocken zusammenzuckten. Dabei schrie er: »HIER SIND DREI HERRSCHAFTEN, DIE UM EIN GESPRÄCH MIT IHNEN ERSUCHEN!«

Lauf endlich!

Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete der Butler unter lautem Quietschen die Tür und machte eine auffordernde Handbewegung. Neugierig betraten die Jungen den in schummriges Licht gehüllten Raum. Krachend fiel hinter ihnen die Tür ins Schloss. Vernon war draußen geblieben. Am gegenüberliegenden Ende des Zimmers erkannte das Trio jetzt den Professor, einen dürren Mann Anfang achtzig mit Hornbrille, dessen runzeliger Kopf von einem wirren Haarkranz eingerahmt war. Als er die Ankömmlinge erblickte, riss er abrupt seine knochige Faust in die Höhe und rief energisch in Richtung des Ersten Detektivs: »Jetzt lauf endlich, du Miststück!«

Vollkommen perplex hielten die Jungen inne.

»Äh … wie bitte?«, fragte Justus verunsichert.

Doch statt eine Antwort zu geben, wirbelte Bancroft herum und fauchte: »In Grund und Boden solltest du dich schämen! Hast du Schlaftabletten gefressen?«

Es dauerte mehrere lange Sekunden, dann ging dem Trio ein Licht auf. Mr Bancroft trug nämlich einen klobigen Bügelkopfhörer, der per Kabel an ein vorsintflutliches Röhrenradio angeschlossen war und aus dem die Jungen nun dumpf die Übertragung eines Sportereignisses wahrnahmen. Jetzt wurde auch klar, warum der Butler die drei ??? dermaßen laut angekündigt hatte.

»Platz sieben! Dieser verflixte Gaul gehört nicht auf die Rennbahn, sondern zum Schlachter!« Offenkundig verfolgte der Professor gerade ein Pferderennen. Und seiner finsteren Miene nach zu urteilen, hatte er auf das falsche Tier gewettet. Erbost fuchtelte er mit beiden Händen wild in der Luft herum und ließ sie schließlich resignierend sinken.

Da die Übertragung damit beendet zu sein schien, wagte Justus einen Versuch, Kontakt mit dem Hausherrn aufzunehmen. »Guten Tag, Sir. Wie besprochen sind wir –«