Die drei ??? und der weiße Leopard (drei Fragezeichen) - Hendrik Buchna - E-Book

Die drei ??? und der weiße Leopard (drei Fragezeichen) E-Book

Hendrik Buchna

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Beschreibung

".Kein Einbrecher dieser Welt kann den "weißen Leopard" stehlen. Ein unüberwindbares Sicherheitssystem sollte den edlen Schatz schützen. Doch die Schale aus dem 17. Jahrhundert ist verschwunden. Ein brisanter Fall für die drei ???, denn auf der Schale liegt ein Fluch der Samurai. Wer den "weißen Leopard" nicht ehrt, wird mit dem Tod bestraft – können Justus, Peter und Bob der tödlichen Rache entkommen?

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und der weiße Leopard

erzählt von Hendrik Buchna

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von der Peter Schmidt Group, Hamburg,

auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2022, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50527-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Alarm in Bel Air

Bei brütender kalifornischer Nachmittagshitze schuftete Justus Jonas zusammen mit seinen Freunden und Detektivkollegen Peter Shaw und Bob Andrews auf dem Gelände des Gebrauchtwarencenters T. Jonas. Das T. stand für Titus, den Namen von Justus’ Onkel, dem der Betrieb gehörte. Bei ihm und seiner Frau Mathilda lebte Justus, seitdem seine Eltern vor vielen Jahren bei einem Unfall gestorben waren.

Tante Mathilda trieb die Jungen wie immer wortgewaltig an, entsprechend dankbar waren die drei ??? für die unvermutete Unterbrechung: In der Zentrale – ihrem Detektivbüro – klingelte das Telefon. Eilig hasteten die Jungen in den umgebauten, unter einem großen Haufen Gerümpel verborgenen Wohnwagen. Dort nahm Justus den Hörer ab und schaltete den Verstärker ein, damit seine Freunde mithören konnten.

»Justus Jonas von den drei Detektiven.«

»Hier Conklin, Larry Conklin«, meldete sich eine sympathische Männerstimme. »Du wirst dich wahrscheinlich nicht mehr an mich erinnern, aber wir sind uns vor einiger Zeit in einem Café begegnet.«

»Mr Conklin …«, erwiderte Justus mit gerunzelter Stirn. Dann hellte sich seine Miene auf. »Larry Conklin von der Firma Safe-T-System! Sie stellen Alarmanlagen her und haben auch die Anlage im Mosby-Museum oben im Chaparral Canyon eingerichtet.«

Der Anrufer war über die Gedächtnisleistung des Ersten Detektivs hörbar verblüfft. »Das weißt du noch?«

»Ich verfüge über ein recht passables Erinnerungsvermögen«, gab Justus zurück. »Damals hatten meine Kollegen und ich an dem Fall mit der wandelnden Vogelscheuche gearbeitet. Peter und Bob hören übrigens mit.«

»Hi, Mr Conklin!«, meldeten sich der Zweite und dritte Detektiv zu Wort.

»Hallo zusammen! Und sagt doch einfach Larry und ›du‹ zu mir.«

»Gern«, erwiderte Peter. »Hast du unseren Fall damals weiter verfolgt?«

»Genau. Und deshalb weiß ich, dass ihr erfolgreich den Diebstahl der immens kostbaren Mosby-Gemäldesammlung aufklären konntet: Rembrandt, van Dyck, Rubens und ein seltener Vermeer. War ’ne echt große Nummer.«

Der Erste Detektiv hob die Augenbrauen. »Du bist sehr gut informiert.«

»Kunstwerke und deren Schutz sind ja quasi mein Job«, entgegnete Conklin. »So wie es euer Geschäft ist, rätselhafte Geschehnisse aufzuklären. Das ist auch der Grund meines Anrufs.« Er senkte geheimnisvoll die Stimme. »Hier wird nämlich gerade beides benötigt …«

Bob horchte auf. »Das klingt interessant, Larry.«

»Es ist Folgendes: Ich arbeite immer noch für Safe-T-System und habe momentan einen Auftrag bei einem ziemlich exzentrischen Börsenmakler und Kunstsammler namens Tyrone Fairfax. Ich soll seine komplette Villa in Bel Air und vor allem eine einzelne Vitrine mit einem hochmodernen Luxus-Alarmsystem ausstatten.«

»Eine einzelne Vitrine?«, fragte Justus neugierig. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ein Kunstgegenstand darin verwahrt ist?«

»Genau. Konkret handelt es sich um eine unschätzbar wertvolle japanische Prunkschale aus dem 17.Jahrhundert. Sie stammt aus dem Besitz eines Shoguns. Wisst ihr, was das ist?«

»Verkürzt gesagt eine Art General der Samurai, und das wiederum waren speziell ausgebildete und bewaffnete Krieger im alten Japan«, gab der Erste Detektiv mit gewohnter Sachkenntnis zurück.

»Genau«, bestätigte Larry. »Unter Fachleuten ist die Schale wegen des auffälligen, besonders fein ausgearbeiteten Bildmotivs als der ›Weiße Leopard‹ bekannt. Laut einer Legende soll der Shogun kurz vor seinem Tod einen Fluch über die kostbare Porzellanschale verhängt haben.«

»Und … warum?«, fragte Peter argwöhnisch.

»Aus Hass. Ein hinterhältiger Rivale hatte dem Shogun – der stets ein blaues Gewand mit weißen Leoparden trug – die kostbare Prunkschale geschenkt, um sein Vertrauen zu erschleichen und ihn dann skrupellos umzubringen.«

Bob runzelte die Stirn. »Ziemlich unsympathisch.«

»Seit jener Zeit soll der rachsüchtige Geist des Shoguns unwiderruflich mit der Schale verbunden sein«, fuhr Conklin fort. »Im Lauf der Jahrhunderte soll er zahllose Opfer gefordert haben.«

Der Zweite Detektiv verzog das Gesicht und raunte: »Das war ja mal wieder klar …«

»Der Ablauf des Fluchs ist dabei angeblich immer gleich: Wird der Geist des Shoguns erzürnt, erscheint er und nimmt die Schale an sich. Anschließend folgt die tödliche Bestrafung des Besitzers, der den Zorn in irgendeiner Form heraufbeschworen hat.«

»Und dein Klient hat keine Angst vor dem Fluch?«, wollte Justus wissen.

»Und ob er die hat – sogar krankhafte Angst.« Conklin seufzte. »Aber gleichzeitig ist Mr Fairfax auch der mythischen Anziehungskraft des Weißen Leoparden verfallen. Für Fluchgläubige hat diese uralte Prachtschale schon immer beides ausgestrahlt: Gefahr und Faszination. Außerdem glaubt Mr Fairfax, gegen den Fluch gewappnet zu sein.«

»Wie denn?«, fragte Bob aufhorchend.

»Das erzähle ich euch später, jetzt ist dafür keine Zeit – ich habe gerade Kaffeepause und muss gleich wieder zurück.« Larry Conklins Stimme klang nun belegt. »Vorerst nur so viel: Ich arbeite seit zwei Tagen in der Villa und gestern ist etwas sehr … Seltsames passiert.«

»Nämlich?«, fragte Justus. Man sah ihm überdeutlich an, dass er bereits einen neuen Fall witterte.

Conklin räusperte sich, bevor er hörbar angespannt antwortete. »Mit der Arbeit war es spät geworden. Es wurde bereits dunkel, als ich ging. Gerade als ich in meinen Lieferwagen steigen wollte, hörte ich hinter mir ein Geräusch im Garten. Da ich wusste, dass Fairfax, sein Neffe Zachary und das Personal in der Villa beim Abendessen waren, wurde ich neugierig und ging einige Schritte zurück.«

Peter ahnte, dass ihm das Folgende nicht gefallen würde.

»Im hinteren Teil des Gartens … sind ein paar übermannsgroße Oleanderbüsche«, fuhr Larry zögernd fort. »Und mitten im Dickicht sah ich … einen weißen Leoparden.«

Rätselhafte Raubkatze

Der dritte Detektiv blinzelte irritiert. »Du hast im Garten von Mr Fairfax … einen leibhaftigen Leoparden gesehen?«

»Ich weiß, wie abwegig sich das anhört«, räumte Conklin ein. »Es waren zwar nur ein paar Sekunden, bevor das Tier wieder verschwand, aber ich bin mir absolut sicher, dass es ein Leopard war.«

»Und … was ist dann passiert?«, fragte Peter beklommen.

»Für einen Moment war ich wie erstarrt, dann bin ich vorsichtig zu den Büschen gegangen. Aber in der Dunkelheit war nichts mehr zu erkennen.«

Nachdenklich zupfte Justus an seiner Unterlippe. »Wäre es möglich, dass es einfach eine große weiße Hauskatze war? Immerhin dauerte das Ganze nur einen kurzen Augenblick.«

»Definitiv nicht, keine Hauskatze ist so riesig«, entgegnete Conklin überzeugt. »Das Ganze ist mir ein Rätsel.«

»Hast du dich nach dem Vorfall an Mr Fairfax gewandt?«, erkundigte sich Peter.

»Nein, dafür ist die ganze Sache einfach zu verrückt. Am Ende hält Fairfax mich noch für wahrnehmungsgestört und entzieht Safe-T-System den Auftrag. Das wäre ein Riesendebakel, denn gerade von diesem Job hängt für mich und die Firma sehr viel ab.«

Bob runzelte die Stirn. »Was genau ist denn das Besondere daran?«

»Die schiere Größenordnung. Diese Branche ist ein echtes Haifischbecken, in dem um jeden einzelnen Kunden hart gekämpft wird. Für eine kleine Firma aus Rocky Beach wie Safe-T-System ist ein Großauftrag in Bel Air ein echter Hauptgewinn, zumal Mr Fairfax sozusagen den Rolls-Royce unter den Alarmsystemen geordert hat.« Conklin atmete tief ein. »Im Zusammenhang mit der Anlage hat er sich übrigens ziemlich eigenartig verhalten.«

»Inwiefern?«, wollte Justus wissen.

»Na ja, zum Beispiel hat er im Vorfeld der Auftragsvergabe zig unübliche Detailfragen gestellt, unter anderem zu sämtlichen Werkstoffen, die in der Alarmanlage verbaut werden. Vor allem wollte er sich unbedingt vergewissern, dass kein Yttrium verwendet wird.«

»Yttrium?«, fragte Peter verwirrt.

»Ein spezielles Edelmetall, das zu den sogenannten Seltenen Erden gehört«, erklärte Conklin. »Solch ein intensives Interesse habe ich bisher noch bei keinem Kunden erlebt. Er war regelrecht versessen darauf, die feste Zusage zu erhalten, dass kein Yttrium im System verbaut wird.«

»Tatsächlich sonderbar«, stimmte Bob zu.

Conklin fuhr fort. »Von Beginn an war klar, dass Fairfax ausschließlich das Beste vom Besten will. Im Auftrag ist unter anderem eine Versicherung enthalten, die ihm garantiert, dass Safe-T-System für jeden Schaden aufkommt, der trotz der installierten Alarmanlage entsteht. Deshalb darf ich auf keinen Fall irgendeinen Zwischenfall riskieren – das könnte mich meine Anstellung kosten.«

»Verständlich«, gab Justus zurück.

»Einfach auf sich beruhen lassen will ich das alles aber auch nicht. Immerhin habe ich im Garten von Mr Fairfax eine Raubkatze gesehen, die in Amerika in freier Wildbahn gar nicht vorkommt. Und hier in der Nachbarschaft gibt es Kinder.« Der Sicherheitsfachmann hielt kurz inne. »Tja, und deshalb …«

»Deshalb hast du dich dazu entschieden, die drei ??? zu engagieren, um das Geheimnis dieser bizarren Erscheinung zu lüften«, führte der Erste Detektiv den Satz zu Ende. In seinen Augen glomm ein altbekanntes Glitzern auf. »Zweifellos eine gute Idee.«

»Erraten«, erwiderte Conklin mit hörbarer Erleichterung. »Ich habe Mr Fairfax schon Bescheid gegeben, dass ich wegen der heute anstehenden komplexen Arbeiten gerne drei Praktikanten hinzuziehen würde. Er hat nichts dagegen, solange das nicht mit einem Aufpreis verbunden ist. Falls es euch also passt, wäre es super, wenn ihr noch heute vorbeikommen könntet.«

Justus musste nicht lange überlegen. »Angesichts dieses außergewöhnlichen Vorfalls halte ich es für zulässig, unsere momentane Arbeit zu unterbrechen und direkt zu dir zu fahren.«

»Großartig – ich wusste, auf euch ist Verlass!« Der Sicherheitsexperte nannte noch die genaue Adresse, dann verabschiedete er sich und Justus legte mit zufriedener Miene auf.

Mit steiler Falte auf der Stirn wandte sich Peter, der die letzte Minute geschwiegen hatte, an den Ersten Detektiv. »Korrigier mich, falls ich mich irre, aber hatten wir nicht mal vereinbart, dass hier demokratisch darüber abgestimmt wird, ob wir einen Auftrag annehmen oder nicht?«

»Gegenfrage«, gab Justus unbeeindruckt zurück. »Darf ich dich höflichst an das Motto unseres Unternehmens erinnern? Wir übernehmen –«

»… jeden Fall, schon klar – dieser Slogan verfolgt mich manchmal sogar im Schlaf.« Ungehalten verschränkte Peter die Arme vor der Brust. »Aber wer sagt denn, dass es hier überhaupt einen Fall gibt? Wenn in Bel Air ein wilder Leopard frei rumläuft, ist ja wohl die Polizei oder von mir aus der Zoo dafür verantwortlich, das Biest wieder einzufangen. Aber doch nicht wir!«

»Ich würde dir durchaus und ohne jeden Vorbehalt zustimmen«, setzte Justus mit seiner gefürchteten Oberlehrermiene an, »wenn es sich hier wirklich um eine reale Raubkatze handeln würde.«

»Du denkst also, da schleicht gar kein echter Leopard herum?«, folgerte Bob.

»Wenn sich da wirklich eine weiße Großkatze in den Gärten der Reichen und Schönen von Los Angeles herumtreiben würde, dann wäre das außer Larry Conklin gewiss noch anderen Leuten aufgefallen.« Justus machte eine vielsagende Geste. »Und folglich hätten spätestens heute sämtliche Zeitungen und Nachrichtensendungen darüber berichtet. Eine solche Sensationsmeldung würde sich ja kein Reporter entgehen lassen.«

»Auch wieder wahr …«, gab Peter zu.

»Außerdem«, fügte Justus an, »vermag ich beim besten Willen nicht an einen Zufall zu glauben, wenn im Garten des Besitzers einer Prunkschale namens ›Der Weiße Leopard‹ plötzlich eine ebensolche Großkatze herumschleicht.«

Bob nickte. »Dann heißt es jetzt also: von der Vogelscheuche zum Leoparden.«

Mit einem Schmunzeln wandte sich Justus an den dritten Detektiv. »Was ich dich übrigens schon immer mal fragen wollte: Warum hast du unseren damaligen Fall eigentlich ›Der Ameisenmensch‹ genannt? Der Insektenforscher Dr. Woolley war doch bloß eine Nebenfigur, noch dazu eine völlig harmlose. Viel näher hätte da ja wohl ein Titel gelegen wie ›Die wandelnde Vogelscheuche‹.«

»Oh, die Antwort ist denkbar einfach«, gab Bob lässig zurück. »Ich hatte –«

In diesem Moment schallte eine wohlbekannte Stimme über den Schrottplatz. »Juuustus! Peeeter! Booob! Die Arbeit macht sich nicht von alleine!«

Der Erste Detektiv gab einen lauten Seufzer von sich. »Titel hin oder her – jetzt muss ich Tante Mathilda erst mal beichten, dass wir zu einem Außeneinsatz aufbrechen wollen …«

Nachdem Justus Tante Mathilda mit seinem treuesten Neffenblick schließlich von der Notwendigkeit ihres Aufbruchs überzeugt hatte, machten sich die Jungen in Bobs Käfer auf den Weg. Dank günstiger Verkehrsbedingungen hatten sie ihr Ziel bereits nach einer guten Dreiviertelstunde erreicht. Bel Air, ein vornehmer Stadtteil im Westen von Los Angeles, war insbesondere durch all die prominenten Schauspieler, Regisseure, Models und Sportstars bekannt, die sich hier angesiedelt hatten. Man musste schon das nötige Kleingeld mitbringen, um sich einen so exklusiven Wohnort leisten zu können. Tyrone Fairfax, dessen Anwesen in der idyllischen Via Verona lag, gehörte zweifellos zu dieser Personengruppe.

»Holla – das nenne ich eine noble Hütte«, entfuhr es Peter beim Anblick der hoch aufragenden Villa, die im Stil eines asiatischen Tempels erbaut war und von einem mehrstufigen Pyramidendach gekrönt wurde. Der vordere Teil des Grundstücks wurde von einer hüfthohen Hecke umschlossen, das Tor zur Zufahrt stand offen. Auf dem palmengesäumten Weg zum Haus entdeckten die drei Detektive den hellblauen Lieferwagen von Safe-T-System. Bob parkte direkt dahinter.

Kaum waren die Jungen ausgestiegen, öffnete sich das Eingangsportal der Villa und ein schlanker braunhaariger Mann in beigefarbenem Overall kam ihnen lächelnd entgegen. »Hallo, Jungs! Schön, dass es geklappt hat.«

Justus lächelte zurück. »Einen so reizvollen Fall konnten wir uns unmöglich entgehen lassen, Larry.«

Conklin zog die große Schiebetür seines Lieferwagens auf und bot den Jungen an, auf der mit Teppich ausgelegten Bodenfläche Platz zu nehmen. Dann öffnete er eine Kühlbox und holte drei bunte Limonadendosen hervor, die Justus, Peter und Bob dankend annahmen. Der Sicherheitsfachmann selbst trank aus einer bereits geöffneten Mineralwasserflasche. »Mannomann, ist das eine Affenhitze … Drinnen mit all den Klimaanlagen merkt man das gar nicht.«

»Da freue ich mich jetzt schon drauf«, verkündete Peter, während er sich mit einem herumliegenden Prospekt Luft zufächelte.

»Ich ebenfalls«, stimmte Bob zu. »Temperaturtechnisch gehört mein Käfer eher in die Kategorie ›mobile Kleinsauna‹.«

»Verstehe.« Der Sicherheitsfachmann nickte mitfühlend. Dann deutete er zur Villa hinüber. »Ich habe Mr Fairfax gesagt, dass ich mich mit euch zunächst über die weiteren Arbeitsschritte und die benötigten Werkzeuge absprechen muss. So haben wir jetzt ein wenig Zeit, uns zu unterhalten.«

»Gute Idee, Larry«, erwiderte Justus und nahm durstig einen weiteren Schluck eisgekühlte Limonade.

Währenddessen ließ Peter seinen Blick über die weitläufige Gartenfläche schweifen. »Kein getarntes Gehege oder Ähnliches zu erkennen …« Der Zweite Detektiv musste an einen alten Fall denken, bei dem sie einem Künstler begegnet waren, der auf seinem Grundstück zu Studienzwecken eine Raubkatze in einem großen Glaskäfig gehalten hatte. Von einer solchen Anlage war im Garten jedoch nicht das Geringste zu sehen.

»Tja, ein exotisches Haustier können wir somit ausschließen«, sagte Justus.

»Ja, können wir«, erwiderte Conklin. »Das gilt übrigens auch für die Nachbarschaft. Heute Morgen habe ich mich bei Mr Fairfax erkundigt, ob es hier in der Gegend streunende Katzen, Hunde oder sonstige Tiere gäbe, auf die ich bei der Ausrichtung der Alarmanlage achten müsse.« Er zuckte die Schultern. »Außer einem altersschwachen Chihuahua in der Villa gegenüber ist die nähere Umgebung eine haustierfreie Zone.«

Nachdenklich blickte Justus den Sicherheitsfachmann an. »Bist du dir hinsichtlich der Tierart denn wirklich sicher oder vermutest du nur wegen der Sage rund um die Prunkschale, dass du einen Leoparden gesehen hast?«

»Ich bin hundertprozentig sicher«, stellte Conklin klar. »Seit vielen Jahren schaue ich mir abends vor dem Zubettgehen gerne Tier-Dokumentationen im Fernsehen an. Deshalb kann ich einen Leoparden problemlos von einem Tiger oder Puma unterscheiden und auch von einem Jaguar. Der ähnelt ihm körperlich zwar stark, hat aber viel größere ringförmige Fellflecken, die in der Mitte häufig kleine Tupfen aufweisen, was beim Leoparden nicht der Fall ist.«

Skeptisch verengte Justus die Augen. »Und all diese Einzelheiten konntest du von Weitem und bei einsetzender Dunkelheit erkennen?«

»Ja, die Katze war erstaunlich hell gefärbt«, entgegnete Conklin, dem die Zweifel des Ersten Detektivs nicht entgangen waren. »Aber nicht wie bei einem Albino oder einem Schneeleoparden, sondern so … als wenn das Tier von innen leuchten würde.«

»Geisterhaft«, murmelte Peter leise.

»Deshalb konnte ich die Fellzeichnung deutlich erkennen. Das, was ich in den Büschen gesehen habe, war definitiv ein Leopard.« Conklin zuckte die Schultern. »Von einer Sekunde zur anderen war er dann plötzlich verschwunden.«

Justus sog tief die Luft ein und stellte die leere Dose neben sich ab. »Mangels alternativer Erklärungsansätze bleibt vorerst Folgendes festzuhalten: Auf einem Villengrundstück in Bel Air hat irgendjemand gestern Abend die weiße Großkatze einer japanischen Fluchlegende des 17.Jahrhunderts erscheinen lassen.«

»Erscheinen lassen?« Conklin zog die Stirn kraus. »Im Sinne von ›künstlich erzeugt‹?«

Bob wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wir halten es aus verschiedenen Gründen für nahezu ausgeschlossen, dass hier in der Gegend ein echter Leopard rumläuft. Der hätte seit gestern Abend ja eine Riesenaufmerksamkeit erregt.«

»Stimmt, das hatte ich noch gar nicht bedacht«, gab der Sicherheitsfachmann zu.

»Hat sich das Tier denn in irgendeiner Form bewegt?«, wollte Peter wissen.

Grübelnd verengte Larry die Augen. »Der Moment war nur sehr kurz und es wirkte so, als würde mich der Leopard direkt anstarren. Aber bewegt … nein, bewegt hat er sich nicht.«

»Das dachte ich mir«, erklärte der Erste Detektiv und spähte zu den großen Oleanderbüschen hinüber. »Am liebsten würde ich sofort rübergehen und nach Spuren suchen. Aber angesichts von vier Personen im Haus wäre das Risiko, gesehen zu werden und Argwohn zu wecken, zu groß. Deshalb werden wir später unter einem Vorwand das Gelände unter die Lupe nehmen.«