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Der berühmteste Lichtkünstler des Landes kommt nach Rocky Beach und begeistert mit einer spektakulären Lichtshow, die das Publikum in Staunen versetzt. Doch während der Veranstaltung geschehen merkwürdige, unerklärliche Phänomene am Himmel: seltsame Lichter tauchen auf, die nicht Teil der Show zu sein scheinen. Justus, Peter und Bob sind sofort misstrauisch. Ihre detektivischen Instinkte sagen ihnen, dass hier mehr dahintersteckt, als es auf den ersten Blick erscheint. Die drei Freunde beginnen, den Ursprung der mysteriösen Lichter zu erforschen. Ein neuer Kriminalfall für die beliebten Detektive aus Rocky Beach.
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Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2025
Meister des Lichtserzähltvon Christoph Dittert
Umschlagillustration von Andreas Ruch, Düsseldorf
Umschlaggestaltung von der Peter Schmidt Group, Hamburg, auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941–24. Dezember 2009)
Distanzierungserklärung
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Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur.
ISBN 978-3-440-51116-9
Redaktion und Lektorat: Anne Pagel
E-Book-Konvertierung: TEXT & BILD, Michael Grätzbach
»Ach, lass mich doch in Ruhe!«, rief ein vollbärtiger Mann mitten in einer Traube aus mindestens einem Dutzend Menschen. »Du alte Hexe!«
Die drei ??? blickten an einer der Lagerhallen am alten Hafengelände von Rocky Beach vorbei zu dem Sprecher. Hinter den drei Jungen klatschten kleine Wellen an die Hafenmauer, während die Sonne über dem Meer unterging.
Etwa zwanzig Meter entfernt, vor einem geschlossenen Tor im Drahtzaun, der das Gelände dahinter absperrte, streckte eine blonde Frau ein großes Mikrofon in Richtung des vollbärtigen Mannes – wohl eine Reporterin, die ein Interview führte. Die meisten der etwa hundert Leute, die auf den Einlass zur großen Lichtershow des Künstlers John Shadwell warteten, standen wie die drei ??? weiter abseits.
Der Vollbärtige sah alles andere als glücklich aus. »Du willst dem Botschafter doch nur schaden!«, herrschte er die Reporterin an.
Diese blieb gelassen. »Mr Shadwell sieht sich selbst gar nicht gern in der Rolle des Botschafters«, sagte sie. »Ich glaube also nicht, dass …«
»Hau ab!«, rief jemand. »Wir wollen dich hier nicht!«
Im nächsten Moment schrie die Reporterin auf. Sie taumelte zur Seite. Jemand hatte sie gestoßen – wer von den Leuten, die sie nun rundum bedrängten, ließ sich nicht ausmachen.
Die drei ??? eilten los, um der Frau zu helfen, falls sich die Situation weiter zuspitzen sollte.
»Alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte Justus Jonas, der Erste Detektiv.
»Ja … ja!«, versicherte sie. Dabei schaute sie sich um und richtete sich mit fester Stimme an die Menge: »Es ist doch alles in Ordnung, oder etwa nicht?«
»Klar«, sagte der Mann, den sie interviewt oder das zumindest versucht hatte. »Wieso auch nicht? Wir sind alle hier, um die Show zu sehen, sonst nichts.«
»Und um den Botschafter zu erleben!«, betonte eine Frau, die eine Schlappmütze trug, auf die ein Ufo in der typischen Scheibenform gestickt worden war. Davon ging ein Lichtstrahl ab, in dem eine Kuh nach oben schwebte.
Die Reporterin wandte sich ihr zu. »Darf ich Ihnen dazu ein paar Fragen stellen?«
»Kommt drauf an«, meinte die Frau, »was Sie von meinen Antworten erwar…«
»Nein, dürfen Sie nicht«, unterbrach Mr Vollbart barsch. »Andrea, denk doch nach! Das ist die Outley! Und wir wissen doch alle, dass sie …«
»Dass ich was?«, fiel die Reporterin ihm nun ihrerseits ins Wort. »Dass ich meinem Beruf als Journalistin nachgehe? Fragen stelle? Darüber schreiben werde? Das habe ich nie verheimlicht. Und ja, ich bin die Outley, oder wie man vielleicht mit etwas mehr Höflichkeit oder einem grundlegenden Respekt auch sagen könnte, Mrs Suzanna Outley.«
Mr Vollbart brummte in denselbigen etwas, woraus Justus, Peter und Bob nur mit viel Fantasie eine Entschuldigung heraushören konnten.
»Bitte?«, fragte Mrs Outley. »Wollen Sie uns nicht an Ihren Gedanken teilhaben lassen, Mr … äh?«
»Ich wüsste nicht, was mein Name zur Sache tut!«
»Dann nenne ich Sie Mr Nichtszursache«, konterte Suzanne Outley, was ihr einige verhaltene Lacher einbrachte. Sie versuchte sehr geschickt, die Sympathien der Leute zu gewinnen. Auch Peter konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
»Also gut. Erstens heiße ich Sanders. Jeremy Sanders. Und zweitens, wenn Sie wirklich wissen möchten, was ich sagen wollte, dann bitte: Ich habe festgestellt, dass Sie eine Schnüfflerin sind. Darum mein gut gemeinter Ratschlag: Lassen Sie den Botschafter in Ruhe und hören Sie auf, Ihre Lügen zu verbreiten. Er ist das auserwählte Sprachrohr der Außerirdischen, ob es Ihnen gefällt oder nicht!«
»Meine Meinung ist in dieser Hinsicht zwar nicht wichtig – aber er selbst sieht das offenbar anders, ebenso wie ich. Er streitet jeden Kontakt mit Außerirdischen ab. Und das halte ich für ausschlaggebend.«
»Pah!«, tönte Mr Sanders. Aus der Menge kam ein »Shadwell ist der Botschafter!«, mit absoluter Überzeugung vorgebracht, als gäbe es daran keinen Zweifel. Über ihnen kreischte eine Möwe.
Hinter dem Zaun näherte sich ein breitschultriger Mann in Jeanslatzhosen und einem T-Shirt, das mit seinen Zähnen im Wer-strahlt-weißer-Wettbewerb stand. Die langen grauen Haare hatte er im Nacken zu einem Zopf gebunden.
»Dann reden Sie doch mit dem Botschafter persönlich darüber, Mrs Outley«, schlug derweil Andrea vor.
»Wie ich meine Arbeit erledige, überlassen Sie bitte getrost mir«, bat die Journalistin.
»Wahrscheinlich will er Ihnen kein Interview geben, richtig?«, fragte Jeremy Sanders. »Nun, er wird schon wissen, warum.«
»Danke für Ihre Geduld!«, rief in diesem Moment der Latzhosenträger, der hinter dem Tor stehen blieb. Die wartende Menge schaute neugierig zu dem etwa sechzig Jahre alten Mann. »In wenigen Minuten öffne ich die Tore! Haben Sie alle Ihre Tickets? Für die Show heute Abend stehen nur noch wenige Eintrittskarten zur Verfügung. Braucht noch jemand ein Ticket?«
Tatsächlich meldeten sich etwa eine Handvoll Leute.
»Fünf … ah, nein, sechs Personen? Perfekt, das ist kein Problem. Es wäre ja auch zu schade, wenn ich jemanden wegschicken müsste. Mein Name ist übrigens Eron Vess. Im Namen von John Shadwell, dem Meister des Lichts, heiße ich Sie alle herzlich willkommen. Er freut sich auf die große Show und steckt gerade in den letzten Vorbereitungen, damit alles pünktlich beginnen kann, sobald es ganz dunkel ist.« Mr Vess wandte sich ab.
»Hat er eine neue Botschaft der Außerirdischen empfangen?«, rief Andrea ihm hinterher. Dabei nestelte sie ihre Finger ineinander. »Was haben die Fremden uns zu sagen?«
Eron Vess zögerte, drehte sich langsam zu ihr um. »Dazu gibt es eine klare Stellungnahme von John Shadwell. Er distanziert sich von jeder Theorie, er wäre ein Auserwählter oder Botschafter oder sonst etwas von irgendwelchen Aliens. Er steht nicht in Kontakt mit Wesen anderer Welten, weder von der Wega noch der Beteigeuze oder woher auch immer sie irgendwelchen Presseberichten zufolge kommen!« Die Falten im Gesicht des Mannes wirkten mit einem Mal tiefer als zuvor. Er sah aus, als könnte er seinen Ärger nur mühsam unterdrücken. »Der Fantasie dieser sogenannten Reporter sind in diesem Fall ja keine Grenzen gesetzt. Aber lassen Sie es mich hiermit noch einmal deutlich sagen – John Shadwell ist ein Lichtkünstler, und als solcher tritt er hier auf. Sonst nichts. Und wenn Sie vermeiden wollen, dass er sie wütend wegschickt, sprechen Sie ihn auch in der anschließenden Autogrammstunde nicht an auf diesen … Unfug!«
Mr Vess spuckte das letzte Wort so angewidert aus wie einen Schluck sauer gewordener Milch. Dann schloss er die Augen, schüttelte rasch den Kopf und atmete tief durch. Er öffnete die Augen wieder, lächelte einnehmend, präsentierte dabei seine strahlend weißen Zähne und rief: »Nun zurück zu den schönen Dingen dieser Welt – wie gesagt, der Einlass beginnt in wenigen Minuten! Ich wünsche Ihnen einen tollen Abend bei der Show, auch im Namen von Mr Shadwell.« Damit eilte er davon.
»Was war das denn?«, fragte Peter.
»Weißt du das wirklich nicht?« Andrea lachte auf. »John Shadwell ist nicht nur ein begnadeter Lichtkünstler, sondern auch der Botschafter der Außerirdischen, die sich oft bei seinen Shows sehen lassen.« Sie winkte ab. »Oder besser gesagt taucht ihr Raumschiff in der Nähe auf.«
»Davon habe ich gelesen«, sagte Justus. »Allerdings handelt es sich nicht um verifizierte Sichtungen echter Außerirdischer, sondern nur um ferne Lichtphänomene am Himmel, die keineswegs auf die reale Existenz oder eine tatsächliche Begegnung der dritten Art schließen lassen könnten.«
Mr Sanders sah ihn mit hochgezogen Augenbrauen an. »Du meinst wohl, du wärst besonders schlau, was?«
»Wie kommen Sie auf diese Idee, Sir?«, fragte der Erste Detektiv. »Ich verfüge zwar, bei aller Bescheidenheit, durchaus über eine beträchtliche Intelligenz, aber so wie Sie es sagen, klingt es sehr negativ.«
»Redest du immer so geschwollen?«
»Ich drücke mich gerne gewählt aus.«
»Was mein Freund sagen wollte«, mischte sich Bob Andrews ein, »ist, dass es zwar Gerüchte, aber keinerlei Beweise für echte Ufo-Sichtungen gibt. Und die Aussage von Mr Vess war ja überdeutlich. John Shadwell hält nichts von diesen Behauptungen.«
»Selbstverständlich nicht«, ergänzte Peter. »Die sind ja auch lächerlich.«
»Ach ja?« Andrea nahm ihre Mütze ab und drehte sie zwischen beiden Händen. »Ehe du dich so herablassend äußerst, lass mich dich etwas fragen. Bist du dem Botschafter hinterhergereist? Hast du die Lichter aus dem All mit eigenen Augen gesehen? Na?« Sie fuhr gedankenverloren mit der Spitze des Zeigefingers die auf ihre Mütze gestickte Form des Ufos entlang. »Nein? Siehst du!«
»Lassen Sie mich raten«, bat der Erste Detektiv. »Sie aber schon?«
»Ganz genau! Und deshalb glaube ich … nein, deshalb weiß ich, dass die Außerirdischen John Shadwell ausgewählt haben, um als Sprachrohr für sie zu dienen und uns ihre Botschaft zu überbringen!«
»Darf ich Sie mit diesen Worten zitieren?«, fragte Suzanna Outley.
»Schnüfflerin!«, rief irgendwer aus der umstehenden Gruppe, eine dumpfe Männerstimme. Die drei ??? konnten den Sprecher nicht identifizieren.
Mrs Outley zuckte zusammen, entspannte sich jedoch rasch wieder. »Es geht lediglich um einen Bericht über …«
»Wir kennen Ihre Schmierenblatt-Artikel!«, sagte Jeremy Sanders. »Nicht umsonst erscheinen sie nur online auf irgendwelchen belanglosen Seiten!«
»Trotzdem entsprechen sie der Wahrheit und sind besser recherchiert als irgendwelche Aufmacher in billigen Sensationsblättchen, die behaupten, dass in Mr Shadwells Nähe Ufos und Außerirdische auftauchen! Es ist einfach nicht wahr, dass …«
Die Reporterin kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn Eron Vess kehrte zurück, schneller, als er vorhin angekündigt hatte. »So, es geht los!«, rief er. »Möge die Show beginnen!« Mit einem Lachen ergänzte er: »Na ja, das dauert noch ein wenig, aber Sie können nun gern eintreten. Bitte halten Sie Ihre Eintrittskarten bereit.«
»Stören Sie ja nicht die Show«, raunzte Mr Sanders die Reporterin an.
»Genau darum bitte ich Sie ebenfalls«, gab sie zurück.
Peter hatte das Gefühl, dass nur ein Funke fehlte, und die Luft zwischen den beiden würde anfangen zu brennen.
Die Menschentraube löste sich auf, als immer mehr Zuschauer durch das Tor gingen und Mr Vess die Eintrittstickets zeigten. Die meisten Tickets scannte er digital auf den Handys der Besucher ab.
Suzanne Outley trat derweil einige Schritte zur Seite, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Zaun und seufzte aus tiefstem Herzen. Ihr entging nicht, dass die drei ??? ihr folgten. »Danke, Jungs«, sagte sie.
»Wofür?«, fragte Peter verwirrt.
»Dass ihr mir helfen wolltet. Als ich angerempelt worden bin, seid ihr rasch hergekommen und habt euch erkundigt, ob alles in Ordnung ist.«
»Sie sind eine gute Beobachterin«, lobte Justus.
»Das gehört zu meinem Job.«
Die drei ??? nannten ihre Namen. »Mein Vater ist ebenfalls Journalist«, sagte Bob anschließend.
Sie lächelte. »Dann weißt du wahrscheinlich, dass das nicht immer einfach ist. Ich hoffe, er hat sich ein dankbareres Thema ausgesucht als ich. An John Shadwell und seiner angeblichen Verbindung zu Außerirdischen bin ich schon lange dran. Der Botschafter der Aliens! Für manche ist er deswegen fast eine Art Kultfigur, aber das will er gar nicht sein.«
»Wie kommt es zu diesem Gerücht?«, fragte Justus.
»Durch die Lichterscheinungen während seiner Shows. Diese ganze Gruppe von Leuten, die eben um mich versammelt war – sie reisen ihm nach, weil sie auf neue Lichter aus dem All warten. Oder gleich darauf, dass ein Außerirdischer auftaucht.«
Peter grinste. »Das klingt, als wären es …«
»Spinner?«, unterbrach die Journalistin. »Nein, absolut nicht. Manche glauben wohl an Ufos, aber nicht auf die abgedrehte Weise. Es sind durchaus ernsthafte Forscher und Astronomen – zumindest teilweise. Manche interessieren sich auch einfach nur fürs All. Einer ist wohl sogar Autor von Science-Fiction-Romanen und nur auf der Suche nach Inspiration, ohne dass er an irgendetwas glauben würde außer an seinen Geldbeutel, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Sie scheinen zu diesen Leuten gut recherchiert zu haben.«
»Wie gesagt – das ist mein Job. Ich hoffe, dass ich hier in Rocky Beach endlich einmal mit John Shadwell persönlich sprechen kann. Er ist ja immerhin für drei Tage hier und spielt drei Shows. Eigentlich eine Menge Zeit und Gelegenheit …aber er lehnt jedes Interview ab, wenn es um dieses Thema geht. Sein Mitarbeiter Mr Vess hat es ja gesagt – er hat eine Stellungnahme abgegeben, und damit ist das Thema für ihn erledigt. Wenn Zeitungen oder sonstige Medien darüber etwas berichten, bezeichnet er es als eine Pressekampagne, die ihn ins falsche Licht rückt!«
Mrs Outley stockte und musste über sich selbst lachen.
»Oh«, machte sie dann. »Das Wortspiel war unbeabsichtigt. Jedenfalls hasst er die Sensationsberichte, die nur von ihm und seiner künstlerischen Arbeit ablenken. Er bezeichnet sie als Lügen! Nur dass es eben nicht so einfach ist. Irgendetwas steckt dahinter … und ich will herausfinden, was! John Shadwell wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, dass er mit diesen Lichtern aus dem All in Verbindung gebracht wird. Und er betont, dass es, ganz egal, was auch behauptet wird, keine Botschaft gibt, die er im Namen von Außerirdischen – an die er sowieso nicht glaubt – verbreiten soll.«
Justus wollte gerade fragen, wie diese angeblichen Ufo-Erscheinungen aussahen, als sich die Journalistin in Richtung Eingang umdrehte. »Aber jetzt sollten wir erst mal reingehen. Die Show fängt bald an. Vielleicht kann ich doch noch das ein oder andere Gespräch führen. Und ihr, genießt es! Seine Auftritte sind wundervoll.« Sie zückte im Gehen ihr Handy, rief die Eintrittskarte auf und hielt sie Eron Vess hin.
»Eine eigenartige Geschichte«, sagte Justus zu seinen Freunden, während sie sich ebenfalls in die Warteschlange stellten.
»Ich hätte nichts dagegen, ein paar Ufo-Lichter zu sehen. Solange sie nicht landen«, verkündete Peter.
»Meinst du das ernst?«, fragte Bob.
»Todernst! Fändest du das nicht klasse?«
»Ich meine die Idee, dass sie landen könnten!«
»Nein, nein«, versicherte Peter. »Es gibt keine Aliens. Äh … oder?«
Sie kamen an die Reihe. Eron Vess scannte ihre Tickets.
»Über die Frage, ob es Außerirdische gibt, eine abschließende Aussage zu treffen, ist nicht leicht«, sagte Justus. »Aber das müssen wir auch nicht – denn es spielt für uns keine Rolle. Eines jedenfalls glaube ich mit ziemlicher Sicherheit sagen zu können: Wenn es sie gibt, werden sie nicht ausgerechnet heute und ausgerechnet hier in Rocky Beach auftauchen.«
In diesem Moment schrie jemand, irgendwo vor ihnen. Aufgeregte Rufe wurden laut. Viele drehten sich um, starrten in Richtung Meer, hoben die Arme, deuteten in den inzwischen fast völlig dunklen und nur leicht bewölkten Abendhimmel.
Die drei ??? drehten sich ebenfalls um und trauten ihren Augen nicht. Grelle Lichter standen am Himmel und spiegelten sich auf der Wasseroberfläche.
»Aber die Show hat doch noch gar nicht angefangen …«, stammelte Peter.
Am Himmel glitzerte ein roter Lichtkreis, von weißen Strahlenschauern umgeben. Das Phänomen wirkte etwa so groß wie der Vollmond, wenn er in einer klaren Nacht am Himmel stand.
Die Rufe rundum wurden lauter und übertönten sich gegenseitig. Die drei ??? verstanden nur Satzfetzen. »Die Aliens!«, hörten sie, und: »Ein Ufo!«
»Das gibt es nicht«, sagte Justus.
»Und ob«, sagte eine dunkle Stimme in seiner Nähe. Der Mann trug eine Brille mit breitem Rahmen. Er war vorhin Teil der Gruppe gewesen, die sich um Suzanne Outley versammelt hatte.
Bob ergriff die Gelegenheit, sofort nachzufragen, während er weiterhin in den Himmel starrte. Die Lichterscheinung intensivierte sich. »Haben Sie es schon einmal miterlebt, Mr …?« Am Ende hob er fragend die Stimme an.
»Barbeau«, sagte der Brillenträger beiläufig, während er weiter in den Himmel starrte. »Charles Barbeau. Und ja, ich habe es schon einmal miterlebt. Das und mehr, weil …« Er brach mitten im Satz ab. »Sieh dir das an! Sieh – dir – das – an! Sie kommen!«
Er musste nicht mehr sagen, denn es war überdeutlich, worauf er anspielte. Der rote Lichtkreis veränderte sich. Das weiße Leuchten rundum verschwand, der Kreis näherte sich übers Meer der Küstenlinie an – direkt auf den Hafen und damit die Menschenmenge zu, die sich versammelt hatte, um Shadwells Lichtershow zu sehen.
»Das Ufo!«, rief eine Frauenstimme. »Es wird größer! Es kommt auf uns zu!«
Im nächsten Moment verschwand die Lichterscheinung, als hätte es sie nie gegeben.
Alle standen wie erstarrt da und verstummten. Über die angespannte Stille erhob sich eine Stimme. Die drei ??? erkannten den Sprecher. Es war Jeremy Sanders. »Was sagen Sie jetzt, Outley?« Doch auch die Journalistin wusste in dem Moment nichts mehr zu sagen.
Die meisten warteten auf eine Rückkehr des Ufo-Lichterphänomens, aber der Himmel blieb dunkel.
»Ein Trick«, zischte Justus seinen beiden Freunden zu. »Das ist doch ein Trick von Mr Shadwell, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.«
»Dazu passt aber nicht«, meinte Bob, »dass er sich so vehement davon distanziert, ein Botschafter der Außerirdischen zu sein. Wenn er wollte, könnte er damit doch viel mehr Aufmerksamkeit bekommen.«
»Und genau das tut er eben nicht«, sagte Suzanna Outley. Die drei ??? hatten gar nicht bemerkt, dass die Journalistin zu ihnen herübergekommen war.
Eron Vess stand nach wie vor am Einlass. Er ergriff mit einem lauten Ruf das Wort: »Bitte alle einmal herhören! Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten! Ich spreche für John Shadwell!«
Das Stimmengemurmel rundum wurde leiser und verstummte schließlich. Alle wandten sich Eron Vess zu.
»Mr Shadwell bedauert, was sich eben ereignet hat«, versicherte der Helfer des Lichtkünstlers, »und er betont, dass die Show wie geplant stattfinden wird. Diese angebliche Ufo-Sichtung hat weder etwas mit ihm zu tun, noch wird sie den Ablauf des Abends beeinflussen. Das stelle ich in seinem Namen hiermit eindeutig klar: Diese Ufos sind kein Thema für ihn. Absolut nicht!«
»Aber Sie haben doch gar nicht mit ihm geredet«, tönte es irgendwo aus der Menge. »Sie waren die ganze Zeit über hier!«