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"Die drei ruhenden Kälber" ist der erste Lyrikband von Wodan Winter, in dem er all sein Erlebtes, Erdachtes und Erfühltes nach außen trägt. Dabei haucht er seinen Worten immer wieder frisches Leben ein und lässt sie frei miteinander spielen. Seine Lyrik beschäftigt sich mit der bedauernswerten Dauer der langen Weile, mit brotloser Kunst und kunstlosem Brot, mit Mut und Überwut, Lust und Verlust sowie der kaum auszuhaltenden Ohnedichsamkeit. Sie handelt vom Schicksal, welches die Menschen geschickt in neue Richtungen schickt, von der Freundschaft zu einem Rotkehlchen und von einem leeren Schaukelstuhl, vom Abschied von einem geliebten Menschen und der spürbaren Anwesenheit seiner Abwesenheit. Es geht um die Angst vor dem Übermorgen und die Erleichterung nach dem Hinübermorgen, die in Bescheidenheit gekleideten Eitelkeiten, das Verlangen, das einem so einiges abverlangt, und die ständige Suche nach Versuchungen. Und sie handelt von den drei ruhenden Kälbern am Wegesrand sowie ihrem bewundernswerten Gleichmut. Sie waren es, die Wodan Winter dazu inspirierten, dieses Buch zu schreiben. Wodan Winter wurde 1991 an einem kalten Januartag in Mecklenburg-Vorpommern geboren und verbrachte seine spätere Kindheit und Jugend in Berlin. In den folgenden Jahren nannte er Orte wie Kenia, Jamaika und Frankfurt an der Oder sein Zuhause, wo er sein Wirtschaftsstudium absolvierte. Heute lebt er in Irland, doch wenn Sie das hier lesen, hat ihn sein rastloses Herz womöglich schon wieder woanders hingetragen.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2022
DIE DREI RUHENDEN KÄLBER
WODAN WINTER
DIE DREI RUHENDEN KÄLBER
LYRIK
MIT ILLUSTRATIONEN VON TOKTAM MOLLANOROUZI
© 2022 Wodan Winter
Texte: Wodan Winter Illustrationen: Toktam Mollanorouzi Covergestaltung: Hossein Nasery Pour
Veröffentlicht im
ISBN Hardcover 978-3-347-47223-5 ISBN Softcover 978-3-347-52555-9 ISBN E-Book 978-3-347-47230-3
Lektorat und Korrektorat: Sandra Bollenbacher, www.rotstift.art
Portraitfoto Wodan Winter: Valentin Beaujean Portraitfoto Toktam Mollanorouzi: Hossein Nasery Pour
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.
Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung “Impressumservice”, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über www.dnb.de abrufbar.
www.tagtraum-verlag.de
Für Sophia Amwai,die schönste Blumemeiner Saat.
innengehalt
Die drei ruhenden Kälber
Spielplatz
Tauziehen
Januargedanken
Das Gebäck
Schein
Sein
Lange Weile
Das Vorhaben
Heimatlos
Leere
Brotlose Kunst
Neuanfang
Beziehungen
Die Quelle
Der Ernst des Lebens
Regentropfen
Du liest diese Worte
Sandkasten
Selbstbild
Brauchtum
Blickwinkel
Der letzte Besuch
Hochgenuss
Eitelkeiten
Abschied
Selbstlos
Das Gemüt
Zwischenzeilen
Wintergarten
Bleibe
Zuletzt
Der Nutzen
Augenblicke
Verlangen
Das Rotkehlchen
Rückzug
Orion
Ikarus
Seelen
Zusammenkunft
Liebende
Medium
Stolz
Blaurot
Schubladen
Das Meer
Gleichung
Freiheit
Weltenwerk
Verständnis
Sorgerecht
Wunderleben
Reichtum
Lebensabend
Leinentanz
die drei ruhenden kälber
Ich sehe
drei ruhende Kälber am Wegesrand und bewundere ihren Gleichmut.
Unberührt von den Sorgen der Welt, gehören ihre Blicke der Ferne.
Dass ich da bin, erkennen sie an.
Wenn ich gehe, erkennen sie es an.
Und wäre ich nie da gewesen, gehörten ihre Blicke noch immer
der Ferne.
Heute Morgen hatte ich mich aufgemacht, um meinen Meister zu finden, und begegnete ihm zu dritt am Wegesrand.
»Dass ich da bin, erkennen sie an. Wenn ich gehe, erkennen sie es an. Und wäre ich nie da gewesen, gehörten ihre Blicke noch immer der Ferne.«
spielplatz
In meinen wunderbaren jungen Jahren, als Stunden noch Stunden waren,
sprang ich unentwegt
von
Spielplatz
zu
spielplatz.
In meinen stetig wachsenden, Träume platzenden, angepassteren Jahren quälte ich mein seelenloses Ich von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz.
In den verwirrenden Jahren
der Besinnungsfragen,
während derer sich die wenigsten
nach innen wagen,
klammerte ich mich
besonders inbrünstig
an meinen hochgeschätzten
Arbeitsplatz.
Erst in den erheblich späteren Jahren, den elenden Jahren der von Sehnsucht Geplagten, platzte ich vor Mut und Überwut und eroberte mir
meinen
Spielplatz
zurück.
tauziehen
Ich habe so viel an uns gezogen,
vor allem jedoch an dir gezogen
und gezogen
und gezogen,
da ich dachte, so könnte ich
diese Beziehung lenken
und die meiste Energie beziehen.
Doch dann ließest du los.
Ohne Vorwarnung.
Einfach so.
Es brauchte nur diesen einen Moment,
in dem ich es am wenigsten erwartete
und mir meine eigene Kraft
zum Verhängnis wurde.
Du wusstest das.
Und so fiel ich rückwärts
mit dem Kopf zuerst zu Boden.
Und mein Herz blieb still.
Ich hob meinen Arm mit letzter Kraft,
doch du kamst nicht,
um mir aufzuhelfen,
und der Schweiß an meiner Hand
vertrocknete im Wind.
januargedanken
Erinnerungen,
wie oft habe ich mit euch
in meinem Inneren gerungen.
Mich vom Außen zu trennen,
ist euch beinahe immer gelungen.
Einsame Januargedanken
überwinterten ohne dich.
Ich entschied mich dazu,
mich nicht mehr vom Schmerz
in die Tiefe tragen zu lassen,
sondern ihn wie ein Adler zu umkreisen.
Wie klein er von hier oben doch ist.
Ohne Leid
fliege ich höher und höher
und empfinde beinahe Mitleid
für diese winzige Gestalt.
Rückblick und Weitsicht und Aufwind hatten mir all die Jahre gefehlt und nun lasse ich mich auf dem höchsten Gipfel nieder.
Einen klitzekleinen Punkt meine ich, in der Ferne sehen zu können, und muss ein wenig schmunzeln.
das gebäck
Sie wollen wissen, wovon ich lebe, nicht jedoch, wofür ich lebe.
Wie verdiene ich mein Brot?
Mit wichtigen Fragen kennen die Menschen sich aus.
Das duftende Gebäck hingegen, bereits im Morgengrauen aus meinem eigenen Ofen hervorgeholt, nicht einmal riechen wollen sie daran.
Denn die Frage war ja, wie ich mein Brot verdiene, und nicht, wie sehr ich das Backen genieße.
»Sie wollen wissen, wovon ich lebe, nicht jedoch, wofür ich lebe.«
schein
Scheinbar die meisten verhalten sich, als schwebte über ihnen ein Heiligenschein. Lediglich jene, die den Abgrund sehen, wissen, dass sie nur als Heilige erschein’.
Mir scheint, es trügt der Schein, denn niemand scheint mir wahrlich heilig zu sein.