Die drei Teufel - Felix Mitterer - E-Book

Die drei Teufel E-Book

Felix Mitterer

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Beschreibung

Die Geschichte dreier Mordbrenner aus dem Brixental, die zwischen 1928 und 1931 - in den Jahren der großen Arbeitslosigkeit - mordend und brandstiftend ihr Unwesen treiben und schließlich den Dom des Brixentales in Brand stecken. Das Stück "Die drei Teufel" von Felix Mitterer wurde dem Sammelband "Stücke 3" entnommen. Zu "Stücke 3": Ein dritter Band ergänzt die bisher gesammelten Stücke von den Anfängen bis 1991. Der neue Band enthält seine Theaterarbeiten von 1992 bis 1998: "Abraham", "Krach im Hause Gott", "Das Fest der Krokodile", "In der Löwengrube", "Die Frau im Auto", "Die drei Teufel", außerdem Informationen und Bilder zu den für spezielle Aufführungsorte geschriebenen Stücken "Das Spiel im Berg" und "Geierwally". Zu jedem Werk ist ein Statement des Autors abgedruckt, zahlreiche Aufführungsfotos von verschiedenen Inszenierungen geben einen Eindruck von ihrer Realisierung auf den unterschiedlichsten Bühnen.

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Seitenzahl: 93

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Felix Mitterer

Die drei Teufel

Die Herausgabe der Werksammlung wurde vom Land Tirol und von der Gemeinde Telfs gefördert.

© 2001

HAYMON verlag

Innsbruck-Wien

www.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Aufführungsrechte für alle Stücke beim Österreichischen Bühnenverlag Kaiser & Co., Am Gestade 5/II, A-1010 Wien

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7641-8

Umschlaggestaltung:

hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

Dieses Stück wurde dem Sammelband »Stücke 3«, erschienen 2001 im Haymon Verlag, entnommen. Den Sammelband »Stücke 3« erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

INHALT

Die drei Teufel

Biographische Daten und Werkverzeichnis

DIE DREI TEUFEL

„In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1932 schlugen ungefähr um halb 11 Uhr nachts aus dem Kirchendach gewaltige Flammen empor. Hornsignale und grelle Schreie von Bewohnern erfüllten die stille Nacht. Während die Feuerwehr Hopfgarten unter ihrem Kommandanten Konrad Steiner die Löschgeräte herbeischaffte und Hw. Kooperator Franz Diller das Allerheiligste aus der brennenden Kirche holte, war auf dem Marktplatze und den nächstliegenden Häusern ein Wandern, Schreien und Jammern von Kindern, Frauen und Männern zu vernehmen, die mit den nötigsten Habseligkeiten auf dem Rücken der Feuersgefahr zu entfliehen versuchten. Wie ein dichter Feuerregen flogen die brennenden Schindeln des Kirchendachs über die Häuser, auf dessen ebenfalls schindelgedeckten Dächern die Familien mit Kübeln voller Wasser das Übergreifen zu verhindern suchten. Es war ein schreckliches Bild, als Dach und Türme des ,Brixentaler Domes’ in roten, prasselnden Feuergarben in den Nachthimmel hineinleuchteten. Drohend und furchtbar neigten sich die Kreuze der Türme, als wollten sie den Markt verwüsten, und fielen unter Getöse glühend und rauchend von den beiden Türmen nieder. Ein trauriger Anblick, wie das Innere der Türme ein Raub der Flammen wurde und die am brennenden Glockenstuhl hängenden Glocken schließlich mit einem infernalischen Dröhnen in das Innere der Türme stürzten, wo sie in der unglaublichen Hitze schmolzen.”

Das ist der Augenzeugenbericht eines Bürgers der Marktgemeinde Hopfgarten im Tiroler Brixental. Der Brand der Pfarrkirche war der Höhepunkt eines unbeschreiblichen Terrors, der seit 1929 die Bewohner von Hopfgarten und Umgebung in Angst und Schrecken versetzt hatte. Unzählige Bauernhöfe waren schon dem Feuer zum Opfer gefallen (die Bauernfamilien schliefen nur mehr angekleidet und mit gepackten Rucksäcken), Raubüberfälle und brutale Morde waren verübt worden. Der Gendarmerie-Postenkommandant Oskar Burtscher war inzwischen verzweifelt und mit den Nerven fertig. Drei Jahre lang hatte er die feste Überzeugung vertreten (mit ihm fast die gesamte Bevölkerung), die Mörder und Brandstifter könnten nur Auswärtige sein. Und Auswärtige gab es genug in dieser schweren Zeit der Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit. Unzählige Bettler, Hausierer, Handwerksburschen und arbeitssuchende Taglöhner zogen durch die Lande. Doch so viele man von ihnen auch verhaftete und verhörte und auf Grund von meist unhaltbaren Indizien einsperrte, die Untaten hörten nicht auf. So kam Burtscher schließlich zur Annahme, die Bauern selbst hätten ihre Höfe angezündet, um die Brandschadenversicherung zu kassieren. Also verhaftetet er die Bauern, setzte sie brutal unter Druck, sperrte sie ein. Doch die Untaten gingen weiter. Also wurde Burtscher schließlich von seinen Vorgesetzten abgelöst und durch Adolf Felser ersetzt, einen alten Fuchs und hervorragenden Kriminalisten. Ihm gelang es dann im Juni 1933, die Täter zu überführen und festzunehmen. Es handelte sich um drei einheimische Burschen:

Alois Lechner, genannt »Bubi”, geboren 1909 als außereheliches Kind einer Bauernmagd, die Mutter stirbt bald nach der Geburt, Vater „unbekannt”. Aufgewachsen bei Zieheltern. Sein Ziehvater Alois Leithner ist ein angesehener, wenn auch armer Bürger von Hopfgarten, Sargtischler und Totengräber von Beruf, zugleich Gemeindepolizist, ein sehr freundlicher, weicher Mann. „Bubi” lernt beim Vater das Tischlerhandwerk und ist dann als junger Mann weitum gefürchtet und geachtet als unbezwingbarer „Ranggler” (Ringkämpfer). Eifriges Mitglied und Hornbläser der Feuerwehr. Organisiert mit der örtlichen Theatergruppe Benefizabende für die Brandopfer. Arbeitslos.

Franz Bachler, genannt „Franzi”, geboren 1908, außereheliches Kind einer Magd und Taglöhnerin, Vater „unbekannt”, bei Ziehmutter aufgewachsen, später (zu den Tatzeiten) wieder bei seiner leiblichen Mutter wohnend. Ebenfalls gelernter Tischler. Gilt als ruhig, sympathisch und fleißiger Arbeiter. Arbeitslos.

Anton Clementi, genannt „Toni”, geboren 1907 als Kind einer armen Arbeiterfamilie. Leidet unter den „Fraisen” (Epilepsie). Der Vater stirbt früh, die Mutter ist auf fast fanatische Weise religiös. Gelernter Schuster und Arbeiter im Ziegelwerk. In totaler Abhängigkeit zu Lechner, den er wegen seiner eiskalten Verwegenheit und absoluten Skrupellosigkeit bewundert.

Die Hopfgartner waren schockiert und fassungslos, daß die Täter aus der eigenen Gemeinde kamen. Vor allem der Anführer Lechner war ihnen nun richtig unheimlich, denn schließlich hatte er ihnen vier Jahre lang frech ins Gesicht gegrinst, hatte die Gendarmerie wegen ihrer Unfähigkeit kritisiert und sich auch eifrig an der Jagd nach den „Feuerteufeln” beteiligt.

Am 1. August 1934 wurden Lechner, Bachler und Clementi in Innsbruck zu lebenslangem Kerker verurteilt (die Todesstrafe verpaßten sie gerade noch, denn die wurde erst ein paar Wochen später wieder eingeführt). Im Juni 1943 stirbt Bachler im Gefängnis Garsten, im Jänner 1944 stirbt Clementi im Konzentrationslager Mauthausen, die Spur von Lechner verliert sich.

Die Hopfgartner bauten ihre Höfe und die Pfarrkirche wieder auf und versuchten zu vergessen. Aber in der mündlichen Überlieferung des Brixentales wurden die „Feuerteufel” zu einer Art von Legende, zum Mythos fast. Da ich selbst im Brixental (Kirchberg) aufgewachsen bin, habe ich schon als Kind davon erfahren und habe fasziniert die brennenden Höfe vor mir gesehen, die brüllenden Kühe, die dunklen Gestalten der Mörder und Brandstifter am Grat, unbesiegbar, unfaßbar.

1991 schlossen sich die Theatergruppen des Brixentales zum „Brixentaler Volkstheater” zusammen und spielten in Kirchberg mein Stück „Kein schöner Land” (siehe „Stücke 1“), das (nach einem tatsächlichen Ereignis) von einem Tiroler Juden handelt, der nach dem Anschluß verraten und verkauft wird. (Meine Adoptivmutter zeitlebens eine begeisterte Laiendarstellerin — spielte übrigens darin ihre letzte Theaterrolle, für sie wie für mich eine große Freude.) Im Vorfeld meinten manche, man solle „den alten Dreck nicht aufrühren”, aber der Hauptdarsteller Melchior Gratt fuhr den Zusehern als Darsteller des verfolgten Juden derartig in Magen und Herz, daß endlich auch in dieser Gegend eine Diskussion über die verdrängte Nazizeit in Gang kam. Zu dieser Zeit fragte mich Heinz Adelmann, Leiter der Bühne, zum ersten Mal, ob ich nicht ein Stück über die „Feuerteufel” schreiben könnte. Wir kamen überein, er solle zuerst lieber in Hopfgarten nachfragen, ob man damit einverstanden sei. Die Hopfgartner waren ganz und gar nicht einverstanden. Man solle den alten Dreck nicht aufrühren. Trotzdem las ich das 1984 erschienene (noch heute erhältliche) Buch „Die 3 Teufel von Hopfgarten” des pensionierten Gendarmeriebeamten Hans Bramböck sowie auch einen älteren Bericht, der in Romanform abgefaßt ist. Als erstes fiel mir auf, daß die „Feuerteufel” aus demselben Milieu stammten wie ich selber. Ich war der uneheliche Sohn einer verwitweten Kleinbäuerin, wie bei Lechner und Bachler war mein Vater „unbekannt”, was einfach bedeutete, daß unsere Mütter den Namen des Vaters nicht preisgeben wollten. Wie Lechner und Bachler wurde ich aus Not „verschenkt”, und zwar an ein Landarbeiterehepaar, und mein Ziehvater war weich und schwach, meine Ziehmutter rigide und stark. Wie Lechner hatte ich als Jugendlicher kriminelle Fantasien, aber bei mir blieb es bei Kleindiebstählen, mein Aggressionspotential und auch mein Mut waren zu klein. Und außerdem gab es da von Kindheit an den brennenden Wunsch zu schreiben, warum sollte ich den brennenden Wunsch verspüren, ein Haus anzuzünden?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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