Die Farbe der Vernunft - Fanny Remus - E-Book
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Die Farbe der Vernunft E-Book

Fanny Remus

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Beschreibung

Entdecke eine Liebesgeschichte in einer Welt, in der die Askese alle Gefühle verbannt.

Eine Stadt, in der Gefühle verboten sind.
Ein gut behütetes Geheimnis.
Eine Liebe, die nicht sein darf.

Laya
Ihre Zukunft als Oberhaupt der asketischen Regierung steht fest, ein Ausbruch aus dem Leben in reiner Vernunft ist unvorstellbar. Bis ausgerechnet Ratsmitglied Marcus sie in eine geheime Welt voller Versuchung und Wunder entführt. Sind Gefühle doch nicht so gefährlich, wie die Regierung die Menschen glauben lassen will?

Jimin
Marcus ist sein Schutzschild gegen eine Welt, die ihn zerstören würde. Doch Marcus' Schutz ist gleichzeitig ein goldener Käfig. Alles, was Jimin in diesem Gefängnis bleibt, ist die Musik, Mit seinen Liedern weckt er verbotene Träume in den Menschen, die er selbst längst aufgegeben hat. Kann es ein Leben in Freiheit für ihn geben?

---
Fanny Remus entführt in eine Zukunft ohne Gefühle und stellt sich dabei den großen Fragen, die uns heute schon beschäftigen. Was sind wir bereit für ein bequemes Leben zu opfern? Wie viel Freiheit muss man aufgeben, um Frieden für alle zu ermöglichen? Und wie viel Individualität hält eine Gesellschaft aus?
Die Farbe der Vernunft: Eine dystopische Liebesgeschichte voller Philosophie und Emotion.

"Die Geschichte ist ein bisschen, als ob die weißen Seiten eines Malbuchs nach und nach mit Farbe gefüllt werden." ~ Nina Biesenbach

"Eine nicht nur dystopische Liebesgeschichte, nein, eine bunte, emotionale, philosophische, gesellschaftskritische Liebesgeschichte, eingebettet in einen sehr diversen Cast und ausgestattet mit einem Musical Soundtrack." ~ Monica Becker

Shortlist-Titel (Top 10) des Tolino Media Newcomerpreises 2023

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Die Farbe der Vernunft

Dystopische Liebesgeschichte

Fanny Remus

Inhalt

Über die Autorin

Inhaltshinweise

Vorwort

Prolog

Frühling

1

2

3

4

Sommer

5

6

Herbst

7

8

9

Winter

10

11

12

13

Danksagung

Über die Autorin

Fanny Remus wurde 1988 in Berlin geboren. Seitdem ist sie ihrer Heimat in allen Lebenslagen treu geblieben. Sie liebt es, Geschichten zu erleben, egal ob in Büchern, Filmen, Comics oder Videospielen. Erst mit 32 Jahren begann sie selbst Romane zu schreiben, hat aber ihre Liebe zum wohlplatzierten Wort bereits mit einem Marketing Studium zum Beruf gemacht. Sie arbeitet als Marketing Lead in einem Startup in der HR-Tech-Branche.

Inhaltshinweise

Verhandeln der eigenen Werte und Normen

Found Family

Musical

Verbotene Liebe

Casual Queerness

Explizite Erotik

One Bed

In dieser Geschichte gibt es außerdem Szenen mit expliziter Darstellung und/oder Erwähnung

sexueller Handlungen unter Zwang

sexuellen Missbrauchs Minderjähriger

emotionale Kälte und Unverfügbarkeit von Bezugspersonen

von Prostitution

von Körperverletzung und Tod

von Suizid.

Bitte sei vorsichtig, wenn du dich unwohl damit fühlst.

Zu diesem Buch gibt es einen Song:

Das Spektrum des Lichts von Jimin

Du kannst ihn dir hier anhören: fannyremus.de/die-farbe-der-vernunft

Fanny Remus, Berlin

Lektorat: Monica Becker (A Novel Unique, anovelunique.com)

Korrektorat: Nina Biesenbach (KorrLektorat Kleinkarismus, kleinkarismus.de)

Cover und Umschlag: Juliana Fabula (Fabula Design, julianafabula.de/grafikdesign)

Buchsatz: Ryvie Fux (ryviefux.com)

www.fannyremus.de, [email protected]

IG + Twitch: @fannyremus, TT: @fannyremus_autorin

Für alle, die nicht reinpassen.

Ihr seid nicht falsch, nur am falschen Ort.

Und für Daniel. Wo du bist, bin ich richtig.

Rituelle Andacht: Der Weg ins Paradies

Gib Ruh’, mein Herz, Gefühle verbannt,

wahre Weisheit entspringt dem Verstand.

Mein Bewusstsein ist klar, in Logik es denkt,

Friede ist da, wo kein Trieb mich mehr lenkt.

Ich erinnere mich an die Sünden der Menschheit,

wildes Gefühl führt zu Elend und Krankheit.

Der Pfad der Vernunft ist meine einzige Pflicht,

wer auf ihm wandelt, ist gütig und schlicht.

Ich weise Ego und Triebe zurück,

finde im Weg der Askese mein Glück.

Die Sünde zu meiden, das ist mein Wille,

denn ich bin nur würdig in Andacht und Stille.

(aus: Asketische Affirmationen für ein besseres Leben)

Die Straßen von Nova Prudento waren angemessen ruhig. Menschen in Grau und Weiß flanierten andächtig zwischen den hohen Häusern. Ein Windstoß wirbelte um die Säume ihrer schmucklosen Kleidung. Er spielte mit rosafarbenen Kirschblüten und strich keck um saftig grüne Blätter an den Zweigen einer Weide. Die geschwungenen, unregelmäßigen Formen hoher Gebäude schraubten seinen Flug in den Himmel. Keine gerade Kante beschnitt den Weg des Windes. Und da, ganz oben im höchsten Wohnturm der Stadt, fand er ein offenes Fenster. Weiße Gardinen bauschten sich in den Frühling und umspielten die Schultern eines Kindes.

Laya kicherte, als der Wind sie so kitzelte, doch gleich darauf presste sie sich die Hand auf den Mund. Hatte es jemand gehört? Ohne aufzuschauen, schob sie den Vorhang beiseite, damit er nicht die Lektüre auf dem TransPad verdeckte. Ihre haselnussbraune Haut stand in Kontrast zum weißen, schlichten Stoff. Sie ließ den Arm langsam darübergleiten und musterte das Farbspiel des Schattenwurfs. Sie hatte sich schon immer für solche Details begeistern können. Es war ohnehin alles interessanter als die Lehren der Askese.

Ihr Kindermädchen Natia erhob sich, steckte die vorwitzige Gardine hinter den Fensterflügel und atmete am offenen Fenster tief ein. »Hach, der Frühling riecht herrlich.«

Laya rümpfte die Nase. »Der Frühling kann riechen?« Warm hallte Natias Lachen, das Laya nur selten hörte, durch ihre Brust.

Die Nanny streckte die Hand aus. »Komm. Streck deine Nase in den Wind.«

Laya kuschelte sich in Natias Arme und schnupperte. »Es riecht wie die Erde auf dem Balkon. Und wie die Kirschblüten, die wir am Wochenende gesehen haben. Und wie der Mutterbaum.«

Laya zuckte zusammen, als Natias Finger sich kurz in ihren Oberarm krallten.

»Ja, das ist der Frühling. All die Farben lassen mein Herz aufgehen. Ich würde am liebsten tanzen.«

»Tanzen?«

Natia lächelte beseelt. »Ja, tanzen. Wenn ich glücklich bin, will ich meinen Körper bewegen.«

Laya befreite sich aus der vertrauten Umarmung. »So was darfst du nicht sagen.« Sie hielt Natia mit beiden Händen den Mund zu. »Das ist zügellos.«

Ein ungewohntes Feuer loderte in Natias Augen auf. Sie zog Layas Hände von ihrem Mund und legte damit ein verschmitztes Lächeln frei. »Was denkst du? Was würde Schlimmes passieren, wenn ich tanze?«

Laya riss den Mund auf. »Ganz bestimmt etwas Schreckliches«, flüsterte sie dann aber nur.

Natia strich ihr eine Strähne aus der Stirn. »Ich sag es dir: Tanzen macht glücklich. Es lässt dich lächeln.«

Laya schüttelte den Kopf. Normalerweise machte Natia Scherze oder erklärte, was Laya nicht verstand, aber das …

Natias Hand ruhte einen Moment auf Layas Wange. So traurig hatte sie noch nie ausgesehen. »Es gibt so vieles, was du nicht weißt. Kinder sollten fröhlich sein und nicht ständig dem Mutterbaum huldigen.«

Laya schauderte und trat zwei Schritte von ihr zurück. »Warum sagst du so unangemessene Sachen?«

Natia setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und streckte die Arme nach ihr aus. »Habe ich dich jemals angelogen? Es gibt mehr zu entdecken, als du ahnst. Mehr als dieses Leben in Weiß und Grau.« Das Feuer kehrte in ihre Augen zurück. »Ich möchte dir etwas zeigen. Und danach sagst du mir, ob es schlimm war, okay?«

Laya biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Natia hatte immer die Wahrheit gesagt. Es gab keinen Grund, ihr zu misstrauen. Sie ließ sich in die angebotene Umarmung fallen.

Natia griff sich unter das graue Wickelgewand. Zum Vorschein kam der durchsichtige Bildschirm eines TransPads.

Sie hielt es so, dass Laya den Screen sehen konnte.

Auf dem Pad erblühte ein Regenbogen. Laya vergaß jede asketische Zurückhaltung und quietschte entsetzt. Wie kann ein Pad einen Regenbogen fangen? Rot wie Tomaten, blau wie der große See, gelb wie Sonnenstrahlen, grün wie saftiges Gras und lila wie die Finger nach dem Blaubeerenessen. Layas Herz schlug schneller. Jemand hatte die Farben der Natur gestohlen und in Technik gesperrt. Das war zügellos! Und Zügellosigkeit bedeutete Strafe. Ihre Augen brannten und Tränen rollten ihr feucht die Wangen hinunter.

Natia drückte Layas Kopf sanft gegen ihre Schulter. »Schon gut. Das ist nichts Schlimmes. Dir wird nichts passieren.«

Die vertraute Nähe und der ruhige Tonfall sorgten dafür, dass sich Layas Herzschlag beruhigte und sie freier atmete.

Natias Stimme summte angenehm in ihrem Kopf. »Schau es dir an. Hör genau hin. Was fühlst du?« Nach einem kurzen Blick zur Tür tippte Natia auf den Screen.

Nie zuvor hatte Laya solche Töne gehört. Bunte Bilder begleiteten die schönen Geräusche. Sie lehnte sich entspannt an Natia und nahm bald nur noch die fremdartigen Klänge und die gestohlenen Farben der Natur auf dem TransPad wahr. Sie sah Menschen in bunter Kleidung, sie sah Glitzern und Glänzen. Die Gestalten bewegten sich fließend, flogen, verbogen sich. Und sie sangen. Nicht zum Gebet, sondern mit Gefühl.

Ehe sie sich versah, summte sie. Die Töne flossen aus ihrer Kehle wie ein Bach in seinem Lauf zum großen See. Nicht leise, verhalten und eintönig, wie die Affirmationen, die das tägliche Ritual verlangte. Sondern perlig und ungestüm, kräftig wie die Farben der Natur, die sich unter ihren Augen auf dem Bildschirm des Pads entrollten.

Layas Wangen waren heiß. Sie hatte noch nie so laut und unbeherrscht gesummt. Ihr Herz schlug wild gegen die Rippen.

»Oh.« Enttäuschung durchflutete ihre Seele, als die Bilder anhielten und die Töne verstummten.

»Deine Stimme ist wunderschön«, sagte Natia. In ihren Augenwinkeln glitzerten Tränen. »Du solltest damit viele Lieder singen.«

»Aber ich kenne nur die Affirmationen.«

»Ich kann dir mehr beibringen. Nicht nur die Melodie, auch die Worte.«

»Mehr Lieder? Aber wovon sollte ich denn noch singen als von der Askese?«

»Das würde ich auch gern wissen.« Die Stimme von Layas Mutter schnellte wie eine Peitsche durch den Raum und zerriss den Schleier der Heimlichkeit gründlich. »Was stellst du mit meiner Tochter an? Ich habe sie obszöne Töne machen hören.« Die Augen der Obersten Asketin weiteten sich beim Anblick des TransPads entsetzt. »Was ist das? Farben der Natur? In meinem Haus?«

Laya wurde übel. Das sonst steinerne Gesicht ihrer Mutter kam ihr vor wie eine Fratze aus einem Albtraum.

Natia stand auf und schob Laya hinter sich. »Sie hat ein Recht, es zu erfahren.«

»Sicherheit!«, kreischte die Asketin plötzlich, wie Laya es nie zuvor von ihr gehört hatte.

Sofort betrat ein Agent den Raum. »Wo werden meine Dienste benötigt, Oberste?«

Layas Finger krallten sich in Natias Robe.

Ihre Mutter räusperte sich und strich die ohnehin perfekt sitzende Frisur zurecht. »Bitte«, sagte sie jetzt wieder mit ihrem gewohnt ruhigen Tonfall. »entferne Natia aus dem Turm der Askese. Sie hat gegen den Eid verstoßen und muss sich dem asketischen Gericht stellen. Sorge dafür, dass sie die graue Robe endgültig abgibt und nie wieder in die Nähe meiner Tochter gelangt.«

Nie wieder? Layas Brust wurde eng.

Der Agent verbeugte sich vor der Obersten. Dann packte er Natia grob am Arm.

»Nein!«, entfuhr es Laya. Sofort presste sie sich die Hände auf den Mund. Der harte Blick ihrer Mutter erstickte jedes weitere Wort im Keim. Laya konnte nur stumm zuschauen, wie der Mann Natia zur Tür zog.

Die Nanny sträubte sich gegen den Griff und fixierte Laya. »Vergiss nie, was du heute gesehen hast. Du darfst glücklich sein. Entdecke deine Stimme!«, schrie sie. Dann wurde sie von dem Agenten endgültig aus der Tür geschubst.

Laya blieb mit der Obersten Asketin zurück. Sie schluckte und atmete zittrig ein. Vor Natia konnte sie weinen, vor ihrer Mutter niemals.

»Komm her, Tochter.«

Laya musste den Kopf in den Nacken legen, um sie anzusehen.

»Was du heute getan hast, ist schändlich. Du hast den Turm der Askese entweiht …« Die Kiefermuskeln der Asketin verkrampften sich, ihr dunkles Gesicht wirkte fahl. »Du darfst nie wieder summen oder singen, verstehst du?« Sie wartete ein Nicken ab, dann kniete sie sich hin und legte die kalte Hand auf Layas Wange. »Du bist die nächste Oberste Asketin. Du musst die Menschheit vor dem Untergang bewahren. Wie verhindern wir, dass wir die Fehler der Vergangenheit wiederholen?«

Laya antwortete ohne Zögern. »Die Menschen sind schwach. Sie werden von Trieben gesteuert. Der einzige Weg, den Verfall aufzuhalten, ist harte Disziplin und stille Einkehr. Die Fülle überlassen wir der Natur. Alles, was niederen Begierden dient – die Kunst, die Lust und die Zügellosigkeit –, muss ausgerottet werden.« Die ihr Leben lang vertrauten Formulierungen gaben ihr Halt und lösten den Kloß in ihrem Hals.

Ihre Mutter nickte zufrieden. »Genau. Und was hast du heute getan?«

»Ich war lustvoll, weil ich laut gesummt habe. Ich war künstlerisch, weil ich die Farben der Natur gestohlen habe. Ich war zügellos, weil ich Natia gewähren ließ.«

»Und was bedeutet das?«

Ihre Kehle wurde trocken. »Ich muss dreimal am Mutterbaum für meine Sünden büßen.«

»Welche Buße hältst du für angemessen?«

Laya atmete tief ein. »Einen Tag Einkehr mit Qigong unter dem Mutterbaum ohne Essen und mit nur einer Flasche Wasser.«

Die Oberste Asketin beugte anmutig den Kopf. »Die Askese spricht weise aus dir. So soll es geschehen.«

Frühling

Layas Nacken schmerzte. Eine Haarsträhne aus dem dicken Zopf, der über die Schulter hing, kitzelte sie unterm Ohr. Ihre Knie protestierten gegen den harten Boden. Sie sollte sich daran gewöhnt haben, mit gesenktem Kopf vor dem Mutterbaum zu hocken, schließlich waren die Affirmationen ein tägliches Ritual für jeden Bewohner der Stadt. Ärger über diese Schwäche brannte in ihrer Brust. Und auch das war etwas, was nicht sein durfte.

»Ich erinnere mich an die Sünden der Menschheit …«, murmelte sie die so gut bekannten Zeilen zusammen mit den fünfzig anderen Menschen im Raum.

Während des Rituals schaltete sie in den Autopiloten und spulte die Affirmationen monoton ab. Es war der Moment des Tages, den sie am meisten hasste. Weil sie ihn nicht hassen durfte. Weil sie überhaupt nichts hassen durfte. In der Ruhe der Einkehr brodelte es in ihr.

Um der Hitze in ihrem Magen keinen Raum zu geben, ließ sie den Blick unauffällig durch den Saal der Askese schweifen. Die geschwungenen Wände mit den wie natürlich gewachsen geformten Fenstern erstrahlten in reinem Weiß, das nur vom frischen Grün der Pflanzen gebrochen wurde. Büsche, Sträucher, kleine Wiesenflecken waren überall in dem runden Raum verteilt. Das eigentliche Herzstück aber war in der Mitte der Halle zu finden – der Mutterbaum. Er war ein Bildnis für die Perfektion und Überlegenheit der Natur und die Unfähigkeit der Menschen. Mit seinem dicken Stamm und den sich sanft im Wind wiegenden Ästen strahlte er Ruhe aus. Wenn sie an seinen Wurzeln stand und durch die Blätter in den Himmel über dem Dachfenster schaute, fühlte sie sich, als ob sie fliegen könnte. Er ließ sie träumen. Und deshalb hasste sie auch ihn.

Als die Weise verstummt war, erhob sich die Oberste Asketin. Laya tat es ihr nach und gemeinsam stellten sie sich mit dem Rücken zum Baum.

»Räte der Askese, unser Ritual ist nun beendet. Erhebt euch und dient der Stadt, wie es eure Aufgabe ist.« Ihre Mutter sprach in angemessenem Ton mit genau dem richtigen Ausdruck. Keine Regung fand sich auf ihrem Gesicht.

Die Menschen in weißen Roben erhoben sich in gebührendem Tempo, verbeugten sich, nicht zu tief und nicht zu wenig, und schritten leise miteinander redend auf die Ausgänge zu.

Vor ihrem inneren Auge sah Laya sich laut schreiend um den Mutterbaum rennen. Sie presste die Kiefer zusammen, um das Glucksen zu beherrschen, das sich aus ihrem Magen in die Kehle drückte. Seit ihrem fünften Lebensjahr bereitete ihre Mutter sie darauf vor, die höchste Askese zu erreichen, und nach fast zwanzig Jahren konnte sie nicht einmal ihren eigenen Verstand kontrollieren. Schuld brannte in ihrer Brust und sie kämpfte mit gleichmäßigen Atemzügen darum, sie nicht in ihre Wangen steigen zu lassen. Wer seinen Körper kontrollieren kann, kontrolliert seinen Verstand. Du bist unfähig, Laya, hallte es durch ihren Kopf.

Eine Person schloss sich nicht der Masse an, die den Raum verließ. Ein großer Mann wandte seine Schritte dem Mutterbaum und damit Laya und ihrer Mutter zu. Marcus Conry, Oberster der Asketischen Augen, war das Musterbild eines hohen Ratsmitglieds: Sein weißer Anzug rahmte mit dem weißen, zurückgekämmten Haar ein klar geschnittenes, ausdrucksloses Gesicht ein. Das einzig Ungewöhnliche an ihm waren die schlichten Silberringe an jedem Finger seiner linken Hand. Schmuck passte nicht zu einem hohen Asketen und war verboten. Aber Marcus trug sie jeden Tag und es wurde geduldet.

Er verbeugte sich leicht vor der Obersten Asketin, bevor er sprach. »Oberste, das Ritual gibt mir, wie jeden Tag, Kraft. Entschuldige die unangemessene Störung. Ich hätte es gern vermieden, wenn es nicht eine wirklich dringende Angelegenheit wäre.«

Seine hellblauen Augen huschten einen Moment zu Laya herüber und lösten Gänsehaut auf ihrem Rücken aus. Sie widerstand nur knapp dem Drang, sich zu schütteln. Diese Wirkung hatte der Chef der Asketischen Augen immer auf sie. Was selbstverständlich eine komplett unangemessene Empfindung war, zumal sie nicht auf Fakten beruhte. Denn Marcus hatte viel für Nova Prudento und die Askese erreicht. Unter seiner Führung war die Monitoring-Abteilung hocheffizient und erfolgreich geworden. Durch seine Kameras, Aufklärungsprogramme und Agenten wurden die Verstöße gegen die Askese immer seltener und der Frieden in Nova Prudento beständiger. Dass er all das schon mit Anfang vierzig vollbracht hatte, sprach nur noch mehr für ihn. Es gab also keinen rationalen Grund, ihn abzulehnen. Dennoch löste die Nähe dieses Mannes ein unangenehmes Schaudern in ihr aus.

»Tochter, ist es Zeit für deinen Unterricht?«

Kein Hauch von Ungeduld war in der Stimme ihrer Mutter zu hören, obwohl Laya nach Marcus’ Blick und seinen eindeutigen Worten länger als nötig am Fuße des Baums gestanden hatte. Würde sie selbst jemals diesen Seelenfrieden erreichen können?

Sie seufzte innerlich. Beugte jedoch nur sacht den Kopf. »Ja, Mutter. Wir sehen uns beim Abendessen.« Mit einem weiteren Kopfnicken in die Richtung des Obersten Auges wollte sie gerade gehen, als Marcus doch noch das Wort an sie richtete.

»Du hast heute Dienst an den Monitoren, nicht wahr? Sei gewiss, dass ich das Geschenk deiner Arbeit bemerke.«

Sie nickte erneut und ihre Füße trugen sie gemessenen Schrittes aus der Halle der Askese hinaus. Wie konnte er ihr so offen drohen? Ihre Lunge schmerzte von den tiefen Atemzügen, mit denen sie um Kontrolle über ihr Gefühlsleben rang. Es war ihr ein kleiner Trost, dass solche Begegnungen zwischen ihr und dem Obersten Auge eine Seltenheit waren.

»Laya. Ich grüße dich.« Theos Kopfnicken glich einem Abbild asketischer Tugend, wäre da nicht das schelmische Blitzen in ihren Augen gewesen.

Beinahe hätte Laya ihre beste Freundin angelächelt. Doch mit einem Blick auf ihre Mitschüler erwiderte sie den Gruß nur stumm. Zum Glück wurde ihr das Schweigen als Nachfolgerin der Obersten als besonders angemessen angerechnet. So konnte sie das Kichern hinter zusammengepressten Lippen wegsperren, ohne dass es auffiel.

Sie wusste, dass ihre beste Freundin gerade an den Witz dachte, den sie ihr gestern Nacht auf ihr TransPad geschickt hatte. Einen echten Witz! ›Klopf, klopf …‹ Nein, Laya, stopp. Nicht dran denken.

Sie nahm Platz und atmete für die anderen unmerklich, aber lang aus. Sie würde bald Muskelkater zwischen den Rippen bekommen, wenn das so weiterging. Der helle Raum mit den kreisförmig angeordneten Tischen, an denen sich ihre Mitschüler gedämpft redend niederließen, gab ihr Halt.

Navid, ihr Lehrer in grauem Oberteil und Hose, begrüßte sie sanft. »Klasse, heute beschäftigen wir uns mit den Weisheiten des Ersten Asketen. Vor einhundertdreißig Jahren hat er die Askese als reinste Form des menschlichen Daseins wiederentdeckt. Mit Hilfe der Lehren eines antiken Philosophen namens Antisthenes begründete er das Leben, das wir heute führen.« Er tippte auf die Tischplatte und das Hologramm eines Textes erschien neben ihm, während alle Bildschirme auf den Tischen aufleuchteten. »Otar, lies uns bitte vor.«

Otar öffnete die vollen Lippen, um der Bitte nachzukommen. Ebenmäßige, weiße Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht auf.

Laya richtete den Blick schnell auf den Screen. Sie kniff sich in den Unterarm. Das Bild in ihrem Geist, wie Otars Lippen ihre berührten, verschwand. Und mit ihm dieses unwillkommene Ziehen im Unterleib. Beides würde wiederkommen. Das tat es immer. Sie wünschte, sie könnte Otar hassen, weil er solche Gefühle in ihr auslöste. Hass war besser als Lust.

Die Asketen wussten, dass der Reiz des Unbekannten schwer auszuhalten ist. Deshalb brachten sie den Kindern die Konzepte von Küssen, Sex und Orgasmen bei und Laya war klar, dass es die Nerven in ihrem Unterleib und ihrer Klitoris waren, die ihr dieses Gefühl bescherten. Nichts Ungewöhnliches – nur ihr schwacher Körper. Wer die Fakten kannte, konnte seinen Geist kontrollieren und der Versuchung widerstehen. Das Sexuelle war der Fortpflanzung vorbehalten. Alles darüber hinaus wäre zügellos gewesen.

Otars brummender Bass störte ihre Gedanken. »Wer klug ist, braucht nicht mehr als sich selbst. Strebe nicht nach Ruhm, sondern nach dessen Abwesenheit. Strebe nach Dienst an der Gemeinschaft. Wer klug ist, folgt nicht dem Gesetz eines Staates, sondern der Tugend selbst.“

Navid nickte. »So hat uns der Erste Asket Antisthenes’ Anschauung überliefert. Bemerkenswert ist, dass der Philosoph – so lange vor uns – die Tugend über das Gesetz stellte. Was lehrt uns das, Tekla?«

Die Augen der Jüngsten unter ihnen wurden groß und ihre Wangen bekamen eine leicht rosa Färbung. »Das heißt –« Die Worte drangen über Gebühr piepsig aus ihrem Mund. Unangemessen.

»Tekla.« Navid stellte ihren Namen emotionslos in den Raum und doch kam es Laya vor wie eine Ohrfeige. Unterbrechungen waren zügellos. Dennoch hatte der Lehrer Tekla einen Gefallen getan. Hätte sie so weitergeredet, hätte er ihr eine Buße verhängen müssen. Im schlimmsten Fall drohte allen hier der Verlust ihrer Stellung als Nachfolger der Ratsmitglieder.

Tekla atmete zittrig ein.

Laya befürchtete, dass sie in Tränen ausbrach. »Nichts kann über dem Seelenfrieden stehen«, warf sie deshalb hastig ein, obwohl sie nicht dazu aufgefordert worden war. »Nicht mal das Gesetz. Und nichts – kein Groll oder Zorn und keine Lust oder Ausschweifung – darf ihn gefährden. Und wenn die Tugend ohnehin mehr gilt als das Gesetz, kann man es durch sie ersetzen. Und das taten die Asketen.«

Navid schaute sie eine kleine Ewigkeit lang an.

Laya presste wieder die Kiefer aufeinander. Die glänzende Linse der Kamera, die über dem Kopf ihres Lehrers in die Wand eingelassen war, starrte sie kalt an, als würde Marcus höchstpersönlich sie mustern. Dann nickte Navid. Laya entspannte die Schultern.

»Das ist richtig. Der Seelenfrieden ist unser höchstes Ziel. Deshalb ist es die Aufgabe des Rates, also eure zukünftige Aufgabe, die Menschen zu diesem Weg zu befähigen, um die Sünden zu büßen, die wir in der Vergangenheit an der Natur und an der Menschheit begangen haben.«

Layas Gedanken schweiften ab. Er konnte ihr nichts beibringen, was sie nicht schon von ihrer Mutter gehört hatte.

Plötzlich regte sich Theo neben ihr. Doch statt sich wie gewohnt Laya zuzuwenden, tauschte sie einen verstohlenen Blick mit Otar, dessen Mundwinkel leicht zuckten. Was ging da vor sich? Theo konzentrierte sich ohne einen Blick zu Laya wieder auf den Lehrer. So wie sie ihren Mund mit der Hand verdeckte, musste sie sich wohl zusammenreißen, um nicht zu grinsen.

Der Gedanke, dass Theo Geheimnisse vor ihr haben könnte, stach schmerzhaft in Layas Herz. Ausgerechnet Theo, ihre warme Insel in einem Meer asketischer Kälte. Laya presste die Zunge an den Gaumen und atmete angestrengt durch die Nase, um den Kloß in ihrem Hals zu lösen.

Die weiteren Stunden bei Navid flossen an ihrem Verstand vorbei, während sie bewegungslos in der Klasse saß. Als Tochter der Obersten Asketin hatte sie das Warten schon früh perfektioniert. Wenigstens eine Sache, die sie gut konnte.

Jemand berührte sie leicht an der Schulter. »Laya, wir können gehen«, sagte Theo leise.

Laya kaschierte ihren Schreck im letzten Moment mit einem Nicken. »Ja, natürlich.«

Theo zog die Augenbrauen leicht Richtung Nasenwurzel. Sie beugte sich mit einem Seitenblick auf die Mitschüler, die den Raum verließen, zu Laya herunter. »Alles okay mit dir?«, flüsterte sie.

»Was ist mit dir und Otar?« Erschrocken hielt Laya sich den Mund zu. Ein Blick bestätigte ihr, dass sie allein im Raum waren.

Aber statt erbost oder bestürzt über diesen Ausbruch zu sein, lächelte Theo. »Nichts. Zumindest nicht, was du denkst. Du hast nur«, sie schielte zur Kamera, »alles richtig gemacht.«

»Was?«

»Du hast Dienst heute, oder?«

»Ja, aber was tut das zur Sache? Du –«

Otar erschien im Türspalt. »Kommst du, Theo?«

»Ich komme!« Aber Theo wandte sich noch einmal flüsternd an Laya: »Bitte vertrau mir. Bald wirst du es wissen.«

Die Tür der Toilettenkabine schnappte hinter Laya ins Schloss. Neben ihrem Zimmer in den obersten Etagen des Turms war dies der einzige Ort ohne Kameras. Sie musste die Augen unbedingt für einen Moment loswerden, bevor sie ihren Dienst antrat.

Fahrig strich sie sich über die Arme, um die Kälte zu verjagen, die sich seit der Begegnung mit Marcus in ihrem Oberkörper festgesetzt hatte. Dabei fuhr ein Schmerz durch ihren Brustkorb. War etwa …? Sie knetete vorsichtig ihre Brüste und tatsächlich waren sie besonders empfindlich. Sie seufzte. Die Tage vor ihrer Blutung waren die schlimmsten des Monats. Es war so unfair, dass die Natur Menstruierenden solch einen Stein in den Weg zur Askese legte.

Sie tat einen tiefen, aber unhörbaren Atemzug – der Ton wurde sogar auf den Toiletten aufgezeichnet – und massierte sich die Schläfen. Was für ein Tag. Heute verhielten sich alle komisch. Erst Marcus, Tekla, dann Theo. Sie schob die Gedanken an Marcus schnell beiseite. Ihn würde sie einfach ignorieren. Aber Theo … Sie hatte wirklich Geheimnisse mit Otar. Aber nicht wie Laya dachte?

Immerhin folgten jetzt die ruhigen Stunden im Überwachungsraum. Sie musste nur die Bildschirme nach Meldungen überprüfen. Was sollte im Monitor-Dienst schon passieren?

Nach diesem aufwühlenden Vormittag begrüßte Laya die Trance, die sie verlässlich im Monitor-Dienst überkam. Das waren die Stunden, in der sie echter Askese am nächsten kam. Ihre Augenlider waren schwer und ihr Kopf leer. Mit aller Macht unterdrückte sie ein Gähnen.

Neben ihr beugte sich Shixins blasses Gesicht näher an einen Bildausschnitt. Sie sahen in ein Wohnzimmer, in dem zwei Menschen lesend auf einer Couch saßen. Auf dem Bildschirm prangten Worte in weißen Buchstaben:

›PRÜFEN: WOHNUNG 7-25.7X, UNGEWÖHNLICHE VERSAMMLUNG.‹

Laya hätte schwören können, dass Shixins buschige Augenbraue sich kurz erhob. Und sie konnte es ihm nicht verübeln. Bei zwei Menschen in einem Raum sollte es eigentlich nicht zu so einer Meldung kommen. Sie tippte auf den Bildschirm, um zu bestätigen, dass dort alles in bester Ordnung war, und ihr Partner lehnte sich wieder zurück.

»Macht die KI öfter solche Fehler?«, fragte sie ihn gedämpft.

Er faltete die Hände über dem Bauch. »Deswegen gibt es das Vier-Augen-Prinzip. Immer zwei Menschen an einem Abschnitt. Ohne die KI wäre das dennoch viel zu wenig für diese Millionenstadt. Aber seit Rat Conry die Augen übernommen hat, wird die KI entwickelt.«

»Und trotzdem macht sie noch Fehler?«

Shixin musterte sie einen Moment lang stumm. »Zwölf Jahre sind nicht viel für das Training einer KI. Und mit jeder unserer Eingaben wird sie wieder ein bisschen besser.«

»Also sind wir bald überflüssig?« Sie schaffte es nicht gänzlich, die Hoffnung aus ihrer Stimme zu verbannen.

»Ist nicht vernünftig, sich über so was Gedanken zu machen.« Damit heftete er seine Augen wieder auf die Monitore.

Ohne die Ziffern der Meldungen hätte Laya nicht genau sagen können, welchen Straßenzug sie gerade vor sich sah. Die Häuser in Nova Prudento waren in organischen Formen aus hellen Materialien gestaltet – kaum scharfe Ecken, dafür viele natürlich anmutende Rundungen. In den Straßen blühten die Obstbäume und die Parks und Balkons standen voll mit Frühblühern, die den wichtigen Bienen Nahrung gaben. Alles hatte einen Platz und eine Bestimmung.

Ihre eigene Bestimmung war es, die nächste Oberste Asketin zu werden. Layas Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ihr der Blick in die Straßen und Wohnungen der Stadt die Schwere ihrer zukünftigen Aufgabe bewusst machte.

Wohnzimmer, Küchen, Terrassen – kleine Ausschnitte aus fremden Leben aller vierzehn Sektoren entfalteten sich unter ihrem Blick auf den Bildschirmen. Ihr Magen rebellierte, weil sie über all diese Menschen wachen sollte. Wer war sie schon? Eine Schwindlerin im weißen Gewand.

Wieder leuchteten weiße Buchstaben auf. Gleichzeitig mit Shixin beugte sich Laya vor.

›PRÜFEN: ABSCHNITT 7-25.8U, EMOTION ERKANNT.‹

Laya kniff unwillkürlich die Lippen zusammen. ›Emotion‹ – der schlimmste Verstoß.

Auf dem Monitor war ein junger Mann zu sehen, vielleicht gerade mal volljährig. Er hockte in einem Gebüsch und starrte etwas auf seinem Schoß an. Die Kamera zoomte näher und die Audioübertragung wurde zugeschaltet. Schwere Atemstöße wehten durch Layas Kopfhörer und bohrten sich ihr schmerzhaft in den Magen. Der Zoom war inzwischen nah genug, sodass Laya ihre Befürchtung bestätigen konnte: Er hatte ein TransPad in den Händen, das nackte Menschen zeigte.

Sie blickte zu Shixin, ihre Augen trafen seine. Er nickte kaum merklich und rief die ID des Jungen auf.

›GOJO VOLN, 19 JAHRE, 3 VERSTÖSSE (M).‹

Laya wurde heiß. Er war voll schuldfähig.

»Was bedeutet das M?«, fragte sie leise.

»Mutwillig«, brummte Shixin. »Er hat bereits dreimal bewusst gegen die geltende Tugend verstoßen.«

»Wenn wir jetzt bestätigen, wird Gojo also ins Lager gebracht«, flüsterte Laya.

»Es würde ihm helfen. Danach wird er nie wieder auffällig.«

»Ja, weil er nicht mehr er selbst ist«, zischte sie. »Hast du mal mit jemandem gesprochen, der im Lager war? Ich schon.«

Shixin beugte sich näher zu ihr. »Wie war das?«, fragte er tonlos.

»Schrecklich. Ich habe sie nicht wiedererkannt. Es war, als wäre sie ferngesteuert. Sie war … hohl.« Ein kalter Klumpen bildete sich in Layas Brust bei dieser Erinnerung.

Shixins Starren prickelte auf ihrer Haut. Sie räusperte sich und er zuckte zusammen. Mit leicht geröteten Wangen hob er die Hand und sein Finger schwebte über dem Bestätigungsbutton.

Ein verhaltenes Stöhnen von Gojo drang aus dem Lautsprecher in Layas Ohr und erinnerte sie an das Ziehen in ihrem Unterleib, das der Anblick von Otars Lippen erst vor ein paar Stunden bei ihr ausgelöst hatte. Ihre Hand bewegte sich plötzlich wie von allein und griff nach Shixins Handgelenk. Seine aufgerissenen Augen spiegelten dieselbe Überraschung wider, die einen Hitzeschauer durch Layas Körper trieb.

Bevor einer von ihnen eine weitere Regung machen konnte, öffnete sich die Tür des Überwachungsraums. Marcus trat ein.

Die schläfrige Stille der Teams im Raum wich sofort einer Atmosphäre höchster Anspannung.

---ENDE DER LESEPROBE---