Die Farben der Provence - Regine Kölpin - E-Book

Die Farben der Provence E-Book

Regine Kölpin

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Beschreibung

Zwischen Lavendelduft und Neuanfang.

Nach einer schweren Krankheit braucht Kat dringend Abstand von allem – auch von ihrem langjährigen Freund Tobias, der ihre Entscheidung nicht versteht. Kurzentschlossen reist sie allein in die Provence, mietet sich eine kleine Wohnung in Le Lavandou und taucht ein in das Leben zwischen Lavendelfeldern, Bouleplätzen und Roséwein. Sie begegnet dem charismatischen Winzer Julien und freundet sich mit der lebensklugen Cécile an, die ihr zeigt, wie gut das Leben in Südfrankreich schmecken kann. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlt sich Kat wieder frei und lebendig.

Soll sie wirklich alle Brücken hinter sich einreißen und bleiben? Doch was ist mit Tobi? Der scheint inzwischen auch eigene Wege zu gehen und das ausgerechnet mit ihrer Freundin Sanne … 

Ein herzerwärmender Provence-Roman zum Verlieben, Genießen und Davonträumen.

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Seitenzahl: 262

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Zwischen Lavendelduft und Neuanfang.

Nach einer schweren Krankheit braucht Kat dringend Abstand von allem – auch von ihrem langjährigen Freund Tobias, der ihre Entscheidung nicht versteht. Kurzentschlossen reist sie allein in die Provence, mietet sich eine kleine Wohnung in Le Lavandou und taucht ein in das Leben zwischen Lavendelfeldern, Bouleplätzen und Roséwein. Sie begegnet dem charismatischen Winzer Julien und freundet sich mit der lebensklugen Cécile an, die ihr zeigt, wie gut das Leben in Südfrankreich schmecken kann. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlt sich Kat wieder frei und lebendig.

Soll sie wirklich alle Brücken hinter sich einreißen und bleiben? Doch was ist mit Tobi? Der scheint inzwischen auch eigene Wege zu gehen und das ausgerechnet mit ihrer Freundin Sanne … 

Ein herzerwärmender Provence-Roman zum Verlieben, Genießen und Davonträumen.

Über Regine Kölpin

Regine Kölpin ist 1964 in Oberhausen geboren und wuchs die ersten Jahre ihrer Kindheit auf einem alten Rittergut „Hof Hirschberg“ bei Großalmerode auf. Seit ihrem 5. Lebensjahr lebt sie an der Nordseeküste in Friesland. Die mehrfache Spiegel-Bestsellerautorin schreibt Romane und Geschichten unterschiedlicher Genres. Ihre Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet worden. Sie ist auch als Herausgeberin tätig und an verschiedenen Musik- und Bühnenproduktionen beteiligt. Außerdem hat sie über 200 Kurztexte publiziert. Regine Kölpin ist mit dem Musiker Frank Kölpin verheiratet. Sie haben fünf erwachsene Kinder, mehrere Enkel und leben in einem kleinen Dorf in Küstennähe. In ihrer Freizeit verreisen sie gern mit ihrem Wohnmobil, um sich für neue Projekte inspirieren zu lassen.

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Regine Kölpin

Die Farben der Provence

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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Kathrin

Tobias

Kathrin

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Tobias

Kathrin

Tobias

Kathrin

Nachwort

Impressum

Lust auf more?

Kathrin

Tobis trauriges Gesicht war kaum zu ertragen, und am liebsten hätte Kathrin ihre Worte zurückgenommen. Aber sie hätte sich damit selbst verraten.

Tobias und Kathrin schauten sich über den Tisch hinweg an, als würden sie einem Fremden gegenübersitzen.

»Acht Jahre, Kat!«, sagte Tobias gerade. »Du wirfst acht Jahre einfach so weg?«

Kathrin fühlte sich mit dem Rücken an die Wand gedrängt, denn so war es nicht, aber Tobias wollte es so sehen.

»Ich werfe doch nichts weg. Versteh bitte! Ich muss nur eine Weile für mich sein. Diese furchtbare Operation und diese Todesangst haben was mit mir gemacht. Ich kenne mich selbst kaum wieder. Bitte verstehe mich! Ich brauche Luft – und Zeit für mich. Für uns werden wir einen Weg finden. Wir müssen es nur wollen.«

Tobias raufte sich das Haar. »Das klingt genauso bescheuert wie dieser Spruch: Es ist nicht so, wie es aussieht. Hörst du dir eigentlich selbst zu?«

Kathrin rang nach Worten. Wie nur konnte sie ihm deutlich machen, was sie bewegte, ohne ihn noch mehr zu verletzen? Es war einen weiteren Versuch wert.

»Ich habe eben das Gefühl, etwas sitzt auf meiner Brust und schnürt mir die Kehle zu. Mir fällt das Atmen schwer. Das Denken. Und mir ist die Freude abhandengekommen.«

Der Schmerz in seinem Blick vertiefte sich.

»Tobi!« Kathrin griff nach seiner Hand. »Ich wünsche mir die alten Zeiten doch auch zurück, aber so einfach ist das eben nicht. Wenn das Leben ein so mieses Spiel mit einem getrieben hat, ist nichts mehr wie früher. Gar nichts.«

Tobias drückte Kathrins Finger und schaute sie traurig an. »Warum kannst du mit mir nicht atmen? Ich dachte, wir gehören zusammen und wollen unser Leben miteinander verbringen.«

Verdammt, wie sollte Kathrin Tobi das erklären, wenn sie doch selbst nach einer Erklärung suchte, die sie nicht fand, und nur den einen Ausweg sah, wieder eine Zeit lang für sich zu sein, um nachzudenken und das Leben zu spüren. War das ein Burnout, von dem so viele sprachen? Sie wusste es nicht, aber ihr war klar geworden, dass sie so nicht weitermachen konnte. Dann würde sie vor die Hunde gehen, und davon hätte auch Tobi nichts.

Der schüttelte den Kopf. »Sorry, ich verstehe es nicht. Ich versuche es ja, aber es geht nicht.«

Also ein neuer Versuch.

»Das ist es auch nicht allein, aber … Tobi, du meinst es manchmal zu gut«, fuhr Kathrin vorsichtig fort.

»Wie kann man es als Mann denn zu gut meinen?«, entgegnete Tobias. »Ich kümmere mich um alles. Wirklich um alles …«

»… und bestimmst dabei häufig über meinen Kopf hinweg. Du vergisst oft, mich zu fragen, ob es auch in meinem Interesse ist. Plötzlich hast du einen Urlaub gebucht, dann Theaterkarten besorgt … Das war vor meiner Operation anders. Da waren wir ein Team.«

Tobias schaute sie konsterniert an. »Das mache ich doch, um dich auf andere Gedanken zu bringen und dich aufzubauen. Du warst sehr krank, verdammt noch mal, und brauchst Unterstützung. Gerade, weil es dir auch psychisch noch nicht wieder richtig gut geht.«

Kathrin überlegte, wie sie jetzt reagieren sollte, weil Tobias offenbar wirklich nicht begreifen konnte, worum es ihr ging.

»Ich weiß, dass du es gut meinst, aber du hast meine Zeichen nie verstanden. Wahrscheinlich war ich nicht deutlich genug. Ich habe oft versucht, dir klarzumachen, dass ich gefragt werden möchte, was ich will. Dass ich manchmal lieber auf der Couch gesessen hätte und nicht im Theater oder bei einer Sportveranstaltung, weil ich zu müde war und mich die vielen Menschen gestresst haben. Auch im Freundeskreis. Alle behandeln mich wie ein rohes Ei, was ich aber nicht sein will. So gern ich dann alles mitgemacht habe, aber ich hatte immer stärker das Gefühl, komplett fremdbestimmt zu sein.«

Das war für sie wie ein Déjà-vu, weil es sich während ihrer Krankheitsphase ähnlich angefühlt hatte.

»Du hast dich sehr verändert«, sagte Tobias kopfschüttelnd. »Du bist nicht mehr Kat.«

Kathrin wurde für einen Moment still, denn genau dieser Satz spiegelte ihr augenblickliches Lebensgefühl.

»Du hast recht«, bestätigte sie. »Ich glaube, ich möchte sie auch nicht mehr sein. In mir schlummert eine andere Frau. Die muss ich aber erst kennenlernen, damit ich sie dir vorstellen kann. Und damit wir wieder richtig zueinanderfinden können, um gemeinsam eine neue Richtung einzuschlagen«, fügte sie leise hinzu.

Tobias ging zum Weinregal und nahm eine Flasche Rotwein heraus. Er musterte das Etikett und nickte zufrieden.

»Dann muss ich das wohl akzeptieren«, murmelte er, wirkte allerdings nicht überzeugt. »Was genau hast du vor?«

Kathrin holte zwei bauchige Gläser aus der blank polierten Vitrine.

»Darüber bin ich mir noch nicht ganz im Klaren. Eine unbestimmte Auszeit von meinem bisherigen Leben eben.«

Tobias entkorkte die Flasche, prüfte, ob der Wein in Ordnung war, dann schenkte er ein. »Wie stellst du dir deine neue Freiheit denn ohne mich vor?«

»Nicht ohne dich, nur eine Weile allein«, korrigierte Kathrin ihn. »Ich möchte unsere Beziehung ja nicht beenden.« Sie nahm einen Schluck und schloss verzückt die Augen. »Wo hast du denn den her? Er ist fantastisch!«

»Den habe ich letzte Woche bei dem Weinhändler in der Innenstadt gekauft. Die Flasche stammt von einem kleinen privaten Weingut in der Provence.«

Tobias war und blieb ein Feinschmecker und wählte den Wein stets sorgfältig aus. Die südfranzösischen Weine hatten es ihm besonders angetan. Da gingen sie konform, denn Südfrankreich war für beide nach wie vor ein Sehnsuchtsort, nachdem sie dort wunderbare Urlaube verbracht hatten. Den schönsten in der pittoresken mittelalterlichen Stadt Gruissan.

Ein Lächeln glitt über Kathrins Gesicht, wenn sie an die kleine Burgstadt dachte. Deren schmale Gässchen, die in ihrer Einfachheit unfassbar spektakulär waren. Den Turm der Burgruine, zu dem sie all die Stufen erklommen hatten, um den fantastischen Rundumblick zu genießen. Was hatte sie die zahlreichen Flamingos geliebt, die auf ihren dünnen Beinen durch die Étangs staksten oder im Licht der Sonne ihr rosafarbenes Kleid beim Überflug präsentierten.

Auch das französische Essen hatte es ihnen angetan, obwohl es für den deutschen Gaumen manchmal gewöhnungsbedürftig war. Kathrins Grenze der französischen Lebensart hatte beim Essen von Austern gelegen, denn allein die Vorstellung, ein Wesen aus einer Schale zu schlürfen und hernach zu kauen, hatte etwas Befremdendes für sie.

Sie hatte sich damals Tobis Wunsch widersetzt, diese vermeintliche Delikatesse zu probieren, was er ihr kurz krummgenommen hatte. Es war das erste und einzige Mal gewesen, dass sie vehement Nein gesagt hatte. Dennoch waren sie in jenem Urlaub übereingekommen, zusammenzuziehen und ihr Leben gemeinsam aufzubauen.

»Weil so was ja nicht an solchen Kleinigkeiten scheitern sollte«, waren Tobis Worte gewesen.

Danach war Kathrin immer in seinem Fahrwasser geschwommen und hatte sich leiten lassen. Das war lange Zeit auch okay gewesen, und sie hatte sich in seiner Nähe sicher und beschützt gefühlt. Aber dann war ihre Krankheit wie eine Lawine über sie hinweggerollt und hatte sie lange unter sich begraben.

Von heute auf morgen hatte Kathrin sich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen müssen. Und das mit fünfunddreißig Jahren! Dieser plötzliche Darmverschluss hatte Kathrin beinahe das Leben gekostet. Danach war alles anderes gewesen.

Sie fühlte sich fremdbestimmt, glaubte, nichts mehr im Griff zu haben und verspürte immer stärker das Bedürfnis, selbstständiger sein zu müssen, weil sie nur dann für ihr weiteres Leben stark sein würde und allem trotzen könnte.

Kathrin schob die Erinnerungen fort und verriegelte sie in ihrer Gedankenkammer, als hätte sie ein Deichscharttor geschlossen, damit das Nordseewasser nichts überflutete.

Es war besser, schnell ein anderes Thema anzuschneiden.

»Der Wein ist super!« Kathrin prüfte das Etikett.

»Weingut Julien Leroy, Le Lavandou«, las sie laut, griff nach dem Handy und googelte die Stadt, denn sie sagte ihr nichts. Es war eine Hafenstadt in der Provence an der Côte d’Azur am Fuß des Maurenmassivs.

Sie klickte auf den Reiter Bilder und sah sich einer wunderschönen bunten Stadt mit provenzalischem Charme gegenüber.

Wieder nahm Kathrin einen Schluck Wein, und plötzlich hatte sie ein Bild vor Augen. Sie sah das azurblaue Mittelmeer, sie hatte den Duft von Pinien, Zypressen, Thymian und Rosmarin in der Nase. Es musste ähnlich schön sein wie das Languedoc. Über die Provence hatte sie viel gelesen, schon immer hatte sie auch diesen Teil Südfrankreichs bereisen wollen.

Das war die Lösung, das war eine gute Idee!

Le Lavandou war ein offenbar faszinierender Ort, und dort würde sie nichts mit ihrer Vergangenheit in Verbindung bringen. Es wäre ihr eigenes Ding! Genau das, was sie brauchte. Der Ort für ihre Auszeit stand fest!

»Ich werde nach Le Lavandou fahren«, hörte sie sich sagen. »Aus der Gegend stammt dieser großartige Rotwein. Dort werde ich eine Weile bleiben und mich erden. Die alte Kat wiederfinden oder die neue Kathrin.«

Tobias schaute sie an, als wäre sie ein Geist. »Weil du diesen Wein getrunken hast? Deshalb willst du ausgerechnet dorthin?«

»Ja!«, war ihre Antwort, und es fühlte sich gut und richtig an. Endlich gab es einen Plan.

Tobias

Tobias war wie vor den Kopf gestoßen und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Seine Kat fühlte sich von einem Weinetikett gerufen, diese Reise anzutreten?

Weil er ihr so gut geschmeckt hatte, glaubte sie, dort ihren Seelenfrieden zu finden? Das war doch völlig absurd!

Seine Kat, die ihm stets so nah gewesen war, hatte sich in eine Fremde verwandelt, mit der er nichts mehr anfangen konnte.

Er fasste es nicht.

Sie brauchte Luft, sie brauchte Abstand … Tobias bekam in seinem Kopf gar nicht mehr alles zusammen, so sehr schwindelte es ihn, wenn er an ihre Worte dachte.

Und doch war da auch dieser Stachel, der ihn genau dort pikte, wo es wehtat, weil er wusste, dass Kat mit vielem recht hatte.

Er war oft zu dominant gewesen, hatte alles im Griff haben wollen, vor allem, als Kat so krank geworden war, dass er in seiner Hilflosigkeit geglaubt hatte, mit seiner Stärke und seinem Aktionismus irgendwas positiv beeinflussen zu können.

Es war seine Strategie gewesen, mit der eigenen Ohnmacht umzugehen. Dabei war er wohl sehr rücksichtslos vorgegangen und hatte ihre Bedürfnisse unter den Tisch fallen lassen.

Er hatte es gut gemeint – und offenbar das Gegenteil erreicht.

Tobias brauchte eine Weile, ehe er sich gefangen hatte und die Gedanken nicht mehr wie Puzzleteile durcheinanderfielen, die sich nicht ineinanderfügten.

Er würde mit der Situation nur dann klarkommen, wenn er sich selbst treu und dabei analytisch blieb. Fakten checken, einordnen und bewerten. Erst dann nach einer Lösung suchen.

»Wie willst du deine Entscheidung denn auf deiner Arbeit kommunizieren?«, fragte er. »Du warst so lange krank, da werden sie dir nicht gleich Urlaub auf unbestimmte Zeit geben. Immerhin ist viel liegen geblieben, wie du immer wieder beteuert hast.«

Kat arbeitete als leitende Angestellte im Marketing einer mittelgroßen Firma, die Software für Banken verkaufte und gerade im Begriff war, immens zu expandieren.

»Ich habe vorhin gekündigt«, gab sie ungerührt zurück. »Das wollte ich dir als Nächstes mitteilen. Ich bin momentan arbeitslos, es ging nicht mehr.«

»Du hast was? Deinen Job geschmissen?« Tobias raufte sich das Haar. »Ich hätte dir doch eine andere Stelle organisieren können, wenn du dort unglücklich bist …« Er brach ab, als Kat ihn mit großen Augen anschaute. Sie musste nichts sagen. Er wusste sofort, was schon wieder sein Fehler war: Sie wollte nicht, dass er ihr Leben organisierte, ihre Wege ebnete. Sie wollte sie zukünftig selbst gehen.

»Wenn ich Hilfe brauche, dann werde ich dich fragen«, sagte sie leise. »Versprochen. Aber das war jetzt einfach meine ureigenste Entscheidung, die für mich genau die richtige ist.«

Tobias biss sich auf die Unterlippe. Es war besser, nichts zu sagen, weil es noch mehr Wasser auf Kats Mühlen gewesen wäre.

»Ist okay, ich akzeptiere das.«

»Danke.« Kat nippte an ihrem Wein. Seit ihrer Operation trank sie nur noch wenig bis gar keinen Alkohol, aber dieser Rotwein hatte es ihr angetan und sie war offenbar schon von den wenigen Schlucken ein bisschen angeschickert, so wie ihre Augen plötzlich glänzten.

Auch wenn’s schwerfällt, ich muss da mitgehen, wenn ich sie nicht verlieren möchte, dachte er und gab sich einen Ruck. »Für wann planst du deinen Aufbruch?«

Kat schien froh über seinen Sinneswandel, denn ihre Stimme wurde sofort weicher.

»Sobald ich eine Unterkunft in Le Lavandou gefunden habe. Schon morgen werde ich mich auf die Suche machen.«

Sie stand auf und nahm Tobias in den Arm. Er atmete ihren stets leicht süßlichen Duft ein und wusste schon jetzt, wie sehr er Kat vermissen würde. Ihre gemeinsamen Abende, ihre dunklen Locken, die in sanften Wellen über ihre Schultern flossen, ihr zartes Lachen, das immer echt und nie aufgesetzt wirkte.

Er hatte sich mit ihr so sicher gefühlt, und nun geriet das Schiff ins Wanken, oder kam es gar ganz vom Kurs ab? Tobias hatte Angst vor der Antwort.

»Ich helfe dir bei der Suche nach einer Unterkunft.«

Wieder ein Fauxpas, aber Kat nahm es locker.

»Bitte lass mich das selbst tun«, gab sie zur Antwort. »Nur dann wird es sich wie meine Entscheidung, wie mein Weg anfühlen.«

Schweren Herzens nickte Tobias. Wenn er Kat halten wollte, musste er sie fliegen lassen und hoffen, sie würde eines Tages wie ein Zugvogel den Weg zu ihm zurück finden. Geheilt, gestärkt und mit einem offenen Herzen für ihn.

Unsicher schaute er Kat an.

Sie wirkte glücklich und gelöst wie lange nicht. Versonnen hielt sie schon wieder diese Weinflasche in der Hand und studierte das Etikett.

In Tobias regte sich eine undefinierbare Eifersucht auf diesen Winzer, mit dessen Hand und Herz dieser Wein entstanden war und der seine große Liebe, seine Kat, mit nur wenigen Schlucken verzaubert hatte.

Kathrin

Kathrin hatte schnell eine Unterkunft gefunden, und so konnte sie schon eine Woche später nach Südfrankreich starten.

Gestern und vorgestern hatte sie von Friesland aus eine gewaltige Strecke hinter sich gebracht, und nun lag sie auf dem Bett in einem spartanisch ausgestatteten und zugleich wundervollen Zimmer in einer französischen Auberge in der Nähe von Aix-en-Provence.

Auberge Les Jardins, hatte auf einem mit Weinreben bemalten kleinen Schild gestanden, und sie war beim Vorbeifahren sofort davon angezogen worden, sodass sie nicht gezögert hatte, nach einem Zimmer zu fragen. Sollte sie ihren Aufenthalt verlängern?

Es war so schön hier.

Jetzt war es allerdings erst einmal wichtig, ihr gestecktes Ziel zu erreichen, und danach würde sie weitersehen. Schließlich sprach nichts dagegen, noch einmal wiederzukommen, wenn ihr danach war. Was für ein gutes Gefühl, diese Freiheit zu spüren.

Kathrin schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche, die von den umliegenden Weinbergen zu ihr herüberschallten. Sie hörte die Landmaschinen rattern, die Rufe der Arbeiter, das Zetern einer Ziege und das Lachen von zwei Frauen. Von Ferne bellte ein Hund, eine Amsel trällerte ihr Lied und versuchte, alle zu übertönen.

Und immer wieder waren da die Zikaden, die sämtliche Geräusche mit ihrem Zirpen untermalten.

Seit vielen Monaten war Kathrin zum ersten Mal mit dem Gefühl erwacht, endlich durchatmen zu können. Es war die richtige Entscheidung gewesen, sich auf den Weg zu machen, um sich wiederzufinden. Zu schauen, wer sie nach der langen Durststrecke noch war.

Kathrin schlug die leichte Decke zur Seite, setzte sich auf die Bettkante, und wie immer tastete ihre Hand nach der langen Narbe, die seit der Operation ihren Bauch verunstaltete. Dick und rot zog sie sich quer über die rechte Bauchseite.

»Mit der Zeit wird sie verblassen«, hörte Kathrin noch immer die Stimme des Arztes.

Zu Hause hatte sie daran nicht mehr glauben können, jetzt aber beschlich sie die Hoffnung, dass alles gut werden würde.

Obwohl sie einen Haufen Scherben zurückgelassen hatte, die ihr beim Fortlaufen dann doch erst die Füße so zerschnitten hatten, dass sie den Schmerz kaum ertrug. Je mehr sie allerdings mit jedem Kilometer Entfernung weicheren Boden unter den Sohlen spürte, ließ das Bohren in Herz und Seele nach und zeigte ihr, wie richtig es war, diesen Abstand zu suchen, auch wenn der Preis sehr hoch war.

Kathrin versuchte, nicht an Tobias’ traurigen Blick zu denken, weil er sie nun eine ganze Zeit an der lockeren Leine laufen lassen musste. Sie verdrängte die grantigen Bemerkungen ihrer Freundin Sanne, die diese Reise als absolut überflüssig ansah. Und sie schob die Gedanken an ihre Chefin fort, die ihr den langen Ausfall und die Krankheit nie ganz verziehen hatte, weswegen Kathrin am Ende nur geblieben war, die Reißleine zu ziehen und zu kündigen.

Nur Biggi, ihre andere Freundin, hatte ihr Mut gemacht, mal an sich zu denken. Ach Biggi! Sie würde Kathrin am meisten vermissen. Eine solche Freundin würde in der Fremde bestimmt nur schwer zu finden sein. Zum Glück gab es Handys und Videocalls. Das war bei großen Entfernungen auf jeden Fall hilfreich.

Manchmal war es besonders schwierig, keine Familien mehr zu haben. Beide Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Eine Bürde, die sie mit Tobi verband und stets eng aneinandergeschweißt hatte.

Kathrin reckte ihre steifen Glieder und genoss die Sonnenstrahlen, die ihre Haut durch die Sprossenfenster streichelten. Es war noch früh am Tag, und sie liebte das Neue und die Frische, die von diesem Moment ausgingen.

Nach einem Noisette – sie hatte sich sofort an die französische Art des Cafés erinnert – und einem Croissant würde sie sich gut gesättigt und geruhsam auf den Weg zu ihrem anvisierten Ziel machen.

Le Lavandou, ich komme, dachte Kathrin.

Dort wartete in der Altstadt in der Nähe des pittoresken kleinen Hafens ein Zweizimmerappartement auf sie. Den Bildern nach mit einem einfach eingerichteten Wohnraum, dem eine Küchenzeile angegliedert war, und einem winzigen Schlafzimmer, in welchem ein französisches Bett stand, auf dem sie sich ganz allein ausbreiten konnte.

Von draußen drangen nunmehr lautere Stimmen zu ihr hinauf, aus dem unteren Stockwerk duftete es verführerisch nach Buttergebäck. Gleich erwartete sie ein Croissant mit Erdbeermarmelade. Dazu etwas Butter und der geliebte Kaffee. So hatten sie es gestern bei ihrer Ankunft mit der Vermieterin abgesprochen.

Kathrin spähte zur Nasszelle, in der sich auch eine Dusche befand, die mit dem fleckigen Duschvorhang und den angerosteten und verkalkten Armaturen wie einer lange vergangenen Zeit entsprungen und wenig einladend auf sie wirkte.

Trotzdem wollte sie es wagen, denn am Morgen wurde sie stets erst nach einer ausgiebigen Dusche richtig wach. Und das wollte sie heute. Wach sein für ihr neues Leben, die Landschaft, die Düfte und Farben der Provence. Alles mit sämtlichen Sinnen in sich aufnehmen.

Kathrin zog sich aus und drehte am Hahn. Erst spuckte der Duschkopf etwas braunes Wasser aus, das aber bald heller wurde. Dann wagte sie sich darunter. Der Strahl verteilte sich allerdings nur sparsam über Kathrins Körper, sodass es dauerte, ehe sie das Shampoo und Duschgel abgewaschen hatte. Immerhin war sie nun den Nacht- und Reiseschweiß los und fühlte sich erfrischt.

Noch mit dem Handtuch um den Körper geschlungen warf sie einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel über der Provence zeigte sich in einem einzigartigen Tiefblau und die Sonne schickte sämtliche Strahlen über das Land, als wollte sie Kathrin freudig begrüßen.

Sie war glücklich, von so viel Wärme umgeben zu sein, hatte sie ihre Reise doch in Jever bei nur zehn Grad angetreten. In der Provence aber herrschten bereits frühlingshafte Temperaturen. Also genügte es, wenn sie ihre leichte Sommerbluse mit dem bunten Blumenmuster und die weite Hose in passendem Türkis dazu trug. Sie kramte die Sandaletten aus dem Koffer und fühlte sich bereit für die letzte Etappe.

Sacht strich Kathrin noch einmal über die Narbe. »Du wirst hier heilen und verblassen, während ich aufblühen kann.«

Tobias

Hinter Tobias lag eine schreckliche Woche. Mit jedem Kleidungsstück, das in Kats Koffer verschwunden war, war in ihm eine weitere Hoffnung zerbrochen.

War es richtig, sie kampflos ziehen zu lassen?

Leider wusste er nicht, für oder gegen was er kämpfen sollte. Nun war sie weg. Losgefahren und hatte zum Abschied fröhlich gehupt.

Kat war der Ansicht, sie brauche diese Auszeit, er selbst sah darin eine große Gefahr. Was, wenn sie sich entfremdeten? Sie sich in Frankreich in einen anderen Mann verliebte?

Weil er so unkonzentriert war, hatte er gestern eine Fehlkalkulation gemacht, was zu einigen Irritationen bei den Geschäftspartnern der Beratungsfirma geführt hatte. Sein Boss Herr Kranich hatte Tobias eben gehörig den Kopf gewaschen. Nun saß er wie ein begossener Pudel am Schreibtisch und schaute aus dem Fenster des Bürokomplexes, der sich in Bremen direkt an der Weser befand.

So etwas durfte ihm wirklich kein zweites Mal passieren, wenn er nicht riskieren wollte, hinausgeworfen zu werden.

Nur nützte es nichts, dem Geschäftsführer seine Beziehungsprobleme zu beichten, um ein wenig Verständnis zu ernten. Die Antwort darauf kannte er ja bereits.

»Dann schalten Sie während der Arbeitszeit bitte das Herz aus, hier zählt nur der Kopf.«

Etwas anderes war in der Firma unwichtig.

Tobias hoffte, dass es besser werden würde, wenn Kat jetzt weg war und er alles verarbeiten konnte.

Immerhin wurde er jetzt nicht mehr direkt mit den Vorbereitungen ihrer Flucht konfrontiert, sondern stand vor vollendeten Tatsachen. Ob das besser war, würde sich zeigen.

Sein Handy piepte.

Es wurde ohnehin Zeit für eine Kaffeepause, und er konnte nachsehen, wer geschrieben hatte. Danach konnte er sich hoffentlich wieder besser konzentrieren.

Er holte sich in der Betriebsküche einen Kaffee aus dem Kaffeeautomaten und nahm ihn mit an den Schreibtisch. Dort öffnete er mit klopfendem Herzen die Nachricht.

Leider kam sie nicht von Kat, wie er gehofft hatte, sondern von Sanne.

Moin Tobi, was habe ich gehört? Kat ist weg? Hat sie dich verlassen? Nach alldem, was du für sie getan hast?

Ich drück dich, Sanne

Hilflos starrte Tobias auf die Zeilen. Gut, dann hatte es sich in der Clique also bereits herumgesprochen. Nun galt es, den Ball flach zu halten.

Moin Sanne, Kat macht nur eine Weile allein Urlaub. Mach dir keinen Kopf. Gruß, T

Das musste erst einmal reichen. Er wollte sich weder mit Biggi noch mit Sanne über seine Beziehung zu Kat unterhalten. Das ging schließlich nur sie beide etwas an.

Sannes Antwort kam prompt.

Wenn du Hilfe brauchst oder ein offenes Ohr: Ich bin für dich da. Das weißt du ja. Immer noch ein dickes Drücken, Sanne

Tobias beschlich kein gutes Gefühl. Er und Sanne, das war lange her und vor Kat gewesen. Sie hatte ihn betrogen und hinterher so getan, als wäre dies keine so schlimme Sache gewesen. Für ihn war dies allerdings ein No-Go. Sanne hatte die Hoffnung wohl nie ganz aufgegeben, dass sie eines Tages wieder ein Paar werden würden.

Glaubte sie jetzt womöglich an ein Remake? Er sollte auf der Hut sein.

Kathrin

Le Lavandou war ein Traum. Die kleine Stadt empfing Kathrin an diesem Vormittag mit ihrer pittoresken Schönheit, den engen Gässchen und dem malerischen Hafen.

Heute war viel los, denn es war Donnerstag und Markt. Die Menschen waren unterwegs, um den Einkauf zu erledigen. Das dauerte in Frankreich stets, denn an jedem Stand hielt man ein Schwätzchen, und bestimmt lief einem auch noch ein Bekannter oder ein Nachbar über den Weg, der ebenfalls für ein längeres Verweilen sorgte. Die Franzosen wirkten dadurch glücklich und entspannt. Sie redeten laut, aber durch den melodischen Singsang der Sprache klang alles wie eine wunderbar durchkomponierte Symphonie. Einheimische und Touristen strömten durch den kleinen Ort.

Zunächst galt es, den Schlüssel abzuholen, das war ganz einfach, weil er in der kleinen Boutique Claudine unterhalb ihres gemieteten Appartements deponiert war. Den Wagen hatte Kathrin bereits auf dem reservierten Parkplatz in Hafennähe abgestellt. Sie wollte ihn erst einmal nicht mehr bewegen, sondern einfach nur ankommen. Für kürzere Strecken stand ihr laut Vermieterin ein Fahrrad zur Verfügung, das sie später in Augenschein nehmen wollte.

Sie betrat die Boutique, in der wunderbare Röcke, bunte Kleider und farbenfrohe Blusen nebst Hosen auf den Ständern hingen und sonnige Fröhlichkeit vermittelten. Der Raum war hell gehalten, nicht sonderlich groß, aber optimal genutzt. Große Spiegel sorgten optisch für mehr Weite.

Man konnte gar nicht anders, als stehen zu bleiben und das eine oder andere Kleidungsstück in die Hand zu nehmen.

»Salut! Du bist also Kathrin. Ich bin Claudine«, wurde sie von der Ladeninhaberin begrüßt, nachdem sie sich als die neue Mieterin vorgestellt hatte.

Die dunkelhaarige Frau mit dem wohl längsten Haar, das Kathrin je gesehen hatte, strahlte sie an.

»Ich wünsche dir eine schöne Zeit in der Wohnung. Du kannst gern einmal zu mir kommen und mit mir einen Café au Lait trinken. Ich bin ja den ganzen Tag hier und wohne auch in diesem Haus. Im ersten Stock rechts.«

»Das mache ich gern«, erwiderte Kathrin. »Nun muss ich mich allerdings erst einmal ausruhen. Es war eine lange Reise.«

Claudine reichte ihr den Schlüssel. »Besser, du schließt immer ab«, sagte sie.

»Das mache ich.«

Mit beschwingtem Schritt erklomm Kathrin die zwei Stockwerke, bis sie vor ihrem neuen Domizil im Dachgeschoss stand, das sie auf unbestimmte Zeit bewohnen würde.

Das Schloss knackte leicht, als Kathrin den Schlüssel darin drehte. Vorsichtig schob sie die Wohnungstür auf.

Vor ihr lag ein schmaler Flur, in dem sich ein kleiner Schuhschrank und eine alte Kommode befanden. Es roch etwas muffig, aber wenn sie gleich die Fenster aufriss, würde sich dieser Mief bestimmt schnell verflüchtigen.

Kathrin stellte den Koffer ab und inspizierte den Rest des Appartements. Die Küche war winzig und einfach gehalten. Es gab keine klare Linie, die auf einen bestimmten Geschmack hindeutete, sondern lediglich ein Sammelsurium an nötigen Geräten und Schränken. Immerhin stand ein Kaffeevollautomat neben der Spüle. Ein kleines vergittertes Fenster ging zum Innenhof hinaus, der sich als etwas trist erwies.

Vom Wohnbereich war Kathrin sofort begeistert, auch wenn er tatsächlich schlicht gehalten war. Doch sie hatte keinen größeren Komfort erwartet. Wichtig war ihr gewesen, in einer Ortschaft nah am Meer zu sein, und vor allem wollte sie, dass alles erschwinglich blieb. Ein Tisch mit zwei Bistrostühlen lud zum Essen ein, ein rotes Sofa versprach Gemütlichkeit. Davor stand ein runder Nierentisch aus Schleiflack, der an die 1960er Jahre erinnerte.

Kathrin schaute sich weiter um und entdeckte neben einem Schrank fürs Geschirr auch einen Fernsehtisch, auf dem ein altbacken wirkendes monströses Fernsehgerät thronte. Das Schlafzimmer war ebenso einfach gehalten wie der Rest des Appartements, dafür empfing sie ein renoviertes Badezimmer mit hellen Fliesen und einer großen Dusche.

Für französische Verhältnisse war ihre Wohnung wirklich komfortabel, sie wusste, dass dies nicht immer der Fall war. Und sie war auch über einen längeren Zeitraum für sie kostengünstig.

Als Erstes setzte Kathrin sich aufs Sofa und schrieb Tobias und ihrer Freundin Biggi eine Nachricht. Sanne wollte sie nichts mitteilen, sollte die doch schmollen.

Nachdem Kathrin auf Senden gedrückt hatte, kam sie sich in dem kahlen Zimmer dann doch ein wenig verloren vor.

Weil es auch im Wohnbereich muffig roch, öffnete Kathrin die Fenster weit, in der Hoffnung, ihre trübe Stimmung mit etwas frischer Luft schnell zu vertreiben.

Sofort schlug ihr der süßliche Duft der Stadt entgegen. Darunter mischten sich die Stimmen der Menschen und das Brummen und Knattern der Autos und Vespas.

So stand sie eine Weile da, aber das leicht bedrückende Gefühl wollte einfach nicht weichen.

Kathrin war viele Kilometer weit gefahren und hatte bei der Anreise geglaubt, mit jedem Meter freier atmen zu können, doch nun wurde sie von diesem Alleinsein regelrecht erschlagen. Das verstärkte sich noch, als Tobias antwortete.

Ich bin noch immer ratlos und verstehe einfach nicht, was mit uns passiert ist. Du hast eine Flasche Wein getrunken, von jenem französischen Weingut, das in der Nähe deines jetzigen Urlaubsortes liegt, und plötzlich warst du der Ansicht, dass dich Le Lavandou ruft. Ich werde es nie verstehen. Nie. Es tut so weh, Kat. War es das jetzt doch mit uns? Wenn du schon fliehen musst? Dein Tobi

Kathrin schluckte und ließ das Handy sinken.

Was sollte sie ihm darauf antworten? Sie hatten sämtliche Argumente ausgetauscht, alles war diskutiert – und er fing wieder von vorn an. So kamen sie doch kein bisschen weiter!

Tobias war jahrelang ihr engster Vertrauter gewesen. Er hatte ihr Leben und die Beziehung organisiert, den Starken gegeben. Vor allem, als es ihr schlecht gegangen war.

Auf der gemeinsamen Strecke hatte sie dann ihren Weg aus den Augen verloren und war irgendwo falsch abgebogen.

Tobias konnte nichts dafür, und sie wusste wirklich nicht, wohin sie diese Reise führen würde. Hatte keine Ahnung, ob es sie danach als Paar noch geben würde, auch wenn sie das in Jever stets beteuert hatte. Im Augenblick schrie alles in ihr nach dem Alleinsein, auch wenn sie es gerade wegen des schlechten Gewissens nur schwer ertrug. Eine merkwürdige Mischung.

Kathrin atmete tief durch.

Da ihr Magen knurrte, sollte sie sich auf den Weg machen und den Kühlschrank füllen. Der Einkauf würde sie auch auf andere Gedanken bringen.

Warum also nicht den Markttag nutzen und gleich ins volle französische Leben eintauchen? Die Vorräte mit Spezialitäten aus der Region auffüllen? Das würde ihre trüben Gedanken sicher schnell vertreiben.

Kurzerhand machte sich Kathrin auf den Weg.