Die Ferien - Andrea Schmitz - E-Book

Die Ferien E-Book

Andrea Schmitz

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Beschreibung

Die Geschwister Tom und Sina sollen ihre Ferien bei der Großmutter am Strand von Socke-See verbringen. Diese wird jedoch aus unerklärlichen Gründen schwer krank, was den Urlaub der Kinder unmöglich macht. Dank des reichen Mitschülers Egon kommen die Beiden trotzdem ans Meer, und zu dritt versuchen sie, das Geheimnis um die kranke Frau zu lüften.

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Andrea Schmitz

Die Ferien

Spannende Abenteuer mit Tom, Sina undEgon

© 2014 Andrea SchmitzUmschlag, Illustration: Andrea SchmitzLektorat, Korrektorat: Patti Schmitz, Sabine Haitz

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback

978-3-7345-2722-7

Hardcover

978-3-7345-2723-4

e-Book

978-3-7345-2724-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

1. Der letzte Schultag

2. Socke-See und die neu gewonnene Freiheit

3. Das Gartenhaus

4. Wuschel

5. Besuch im Krankenhaus

6. Der Plan

7. Die Entdeckung

9. Die Geiseln

10. Die Flucht

11. Das Boot

1. Der letzte Schultag

„Sina, was machst du da?“, fragte Tom. Sina schüttelte verwundert den braunen Lockenkopf. „In drei Wochen sind große Ferien und ich bereite unseren Urlaub bei Oma Sybille vor.“

„Ist da nicht ein bisschen früh“, meinte Tom erstaunt. „Wir haben sie nicht einmal gefragt, ob wir kommen dürfen.“

„Oma Sybille hat uns gesagt, dass wir immer willkommen sind, also „immer“ ist nun in drei Wochen.“

„Wir besprechen das am besten mit Mama, sie ist in der Küche.“

Die beiden Kinder stürmten die Treppe herab und gingen in Richtung Küche. Mutter Hilda schaute ihre beiden Sprösslinge fragend an: Da stand ein blonder Wirbelwind neben seiner stupsnasigen Schwester und beide schienen ein dringendes Anliegen zu haben.

„Mama“, begann das grünäugige Wesen mit den vielen Sommersprossen, „in drei Wochenhaben wir Urlaub, dann hätten wir Zeit, Oma Sybille zu besuchen“. „An einen Aufenthalt von zwei bis drei Wochen hatten wir gedacht“, vervollständigte der blonde Tom.

„Ich bekomme aber keinen Urlaub in den zwei Sommermonaten“, erwiderte Hilda. „Meine Arbeitskollegin ist erkrankt und ich muss sie ersetzen. Ich wollte es euch schon gesagt haben, aber die Gelegenheit hatte sich bis jetzt einfach nicht ergeben.“

Die Kinder wurden blass. Jeder in der Schule erzählte bereits, wohin die Reise gehen sollte, nach Spanien, nach Italien, ein Junge würde sogar nach Argentinien fahren, nur sie beide sollten zu Hause bleiben. Die Geschwister waren wütend und traurig zugleich.

„Dann gehen wir alleine zu Oma Sybille. Die hat wenigstens Zeit für uns. Du brauchst nicht mitzugehen.“ Toms Augen funkelten.

Hilda überlegte. Einen Urlaub bei der Oma am Meer zu verbringen, wäre mit Sicherheit eine gute Alternative. Sie könnte arbeiten, ohne von morgens bis abends ein schlechtes Gewissen zu haben. Seitdem der Vater der beiden im letzten Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, gab es nur noch Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Das Haus musste abbezahlt werden und auch die Privatschule war teuer. Wenn das Geld nicht reichte, wäre sogar ein Schulwechsel in Betracht zu ziehen, aber dieses Thema wollte sie mit Sicherheit nicht jetzt ansprechen.

„Ihr wisst, dass Oma Sybille schon alt ist“, sagte sie. Der letzte Aufenthalt der Kinder bei der Großmutter war schon ein Jahr her, der Nachwuchs und dessen Ansprüche wachsen und Oma wird nicht jünger. So bemerkte Hilda: „Eine gebrechliche Frau kann sich nicht mehr so gut um euch kümmern, wir müssten sie, genauso wie Alberta, meine Schwester, zuerst fragen, ob ihr kommen könntet.“

Die Kinder schauten die Mutter entrüstet an: „Oma Sybille ist nicht gebrechlich, sie ist topfit! Jeden Tag geht sie schwimmen, sie steuert ein Boot wie ein richtiger Kapitän und macht den besten Apfelkuchen im ganzen Ort … Oma Sybille IST NICHT ALT. Und keineswegs unmündig. Sie kann alleine entscheiden, was sie will!“

„Gut, wenn 76 Jahre nicht alt sind, werde ich Sybille UND Alberta anrufen und fragen, ob ihr ein bis zwei Wochen bleiben könnt.“

„Juhu, du bist die beste Mama“, klang es im Chor.

Die letzten zwei Schulwochen zogen sich nur so dahin. Sina hatte noch zwei Arbeiten zu schreiben, eine in Mathematik, eine in Französisch, ihrem Lieblingsfach. Wenn diese beiden Fächer bestanden waren, kam sie in die 9. Klasse. Tom war erst in der achten. Er war eigentlich zwei Jahre jünger als Sina, hatte aber eine Klasse übersprungen. Tom interessierte sich für alles. In den Ferien las er aus Langweile Sinas alte Schulbücher. Somit langweilte er sich stets in seiner Klasse, machte Dummheiten. Zum guten Schluss wurde er ein Jahr vorgesetzt, damit wieder Ruhe in das Klassenzimmer einkehrte.

Heute war es endlich soweit: der letzte Schultag! Die Geschwister wollten so schnell wie möglich nach Hause laufen, aber auf dem Heimweg entdeckten sie Egon mit dem Spitznamen „der Streber“, auf einer Bank sitzend. Egon besuchte ebenfalls die 8. Kasse. Etwas dicklich, mit einigen Pickeln versehen, wurde er stets von seinen Mitschülern geschnitten oder gehänselt. Egon war ein Problem. Heute sah er wieder zu komisch aus. Er saß mit einer gestreiften Hose und einer gestreiften Jacke auf einer gestreiften Bank! Sina musste lachen. „Hau ab, blöde Kuh“, sagte Egon. „Fahr in Urlaub und komm nie wieder!“

Mit diesen Worten drehte er sich um, presste seine Lippen zusammen und schaute auf den Boden. „Wie würde Mama sagen: Da sitzt ein Häufchen Elend“, schoss es aus Toms Mund.

„Quatsch“, sagte Sina, „vor dir sitzt der Sohn einer der reichsten Familien Deutschlands. Sein Vater ist Bankier.“

„Glücklich sieht er dafür aber nicht aus“, meinte Tom, „eher das Gegenteil. Irgendwie tut er mir leid.“

„Wohin geht der Urlaub? Machst Du eine große Reise?“

„Weiß ich noch nicht“, kam zurück, „meine Eltern sind noch auf Geschäftsreise und sind erst morgen wieder zu Hause.“

„Wer ist denn jetzt bei dir im Haus?“, fragte Sina.

„Eine Angestellte, Maria. Sie kocht für mich und macht auch sonst alles im Haus“.

„Aufräumen?“

„Ja, auch Aufräumen“.

„Cool. Hausaufgaben?“

„Die mache ich allein. Sie schaut nur nach, ob ich alles richtig gemacht habe.“

„Aha, daher die guten Noten …“ Egon wurde wütend. „Nein, zu 99% mache ich keine Fehler!!“

„Ist schon gut“, antwortete Sina und versuchte beruhigend zu sprechen.

„Nein, nichts ist gut. Wenn ich gute Noten habe, lobt mich keiner, es ist ja einfach nur normal. Ich bekomme kein Eis spendiert, weil ich es mir selbst kaufen kann. Ich fahre nicht Fahrrad, weil man sich dabei schmutzig macht. Und zu alledem lacht ihr mich noch wegen meiner Kleidung aus!“

Sina und Tom waren wie erstarrt. Streber konnte normal reden, alles Überhebliche war verschwunden. Herr von Hansum, der Schüler, der bei warmen Wetter in langer Hose und Hemd zur Schule kam, eine Krawatte in der Hosentasche trug, dieser Egon von Hansum wollte sein wie alle anderen!

Die Geschwister setzten sich zu ihm auf die Bank. Keiner wusste, was er machen sollte. Plötzlich sagte Tom: „Wenn du heute noch alleine bist, dann komm einfach bei uns vorbei. Wir wollten schwimmen gehen, du kannst gerne mit.“ „Gerne“, brachte Streber leise hervor.

„Sei um 14 Uhr bei uns“, sagte Tom, sprang auf und schleppte seine Schwester mit sich. „Bis später!“

Ein paar Meter weiter nahm Sina ihren Bruder bei der Hand: „Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Ich wollte den ersten freien Tag genießen und nicht mit einem arroganten Möchtegern verbringen.“

„Du siehst doch, dass er eigentlich gar nicht arrogant ist.“

„Lass dich nur von ihm einwickeln.“

Die Diskussion entfachte, und die beiden Geschwister kamen streitend zu Hause an. Mutter Hilda hörte sie von Weitem. Das fing ja gut an, es blieben nur noch zwei Monate bis zum nächsten Schuljahr… Hilda hörte mit dem Kochen auf und ging zur Haustüre: „Was ist los?“

„Tom hat Streber zu uns nach Hause eingeladen. Er soll mit uns schwimmen gehen!“

„Immer zu zweit weggehen, ist langweilig. Ich möchte mal mit anderen zusammen sein“, rief Tom.

„Ja, aber nicht mit Egon von und zu!“

„Ruhe“, schallte es durch den Flur. „Ich finde Toms Idee gut. Ein bisschen Abwechslung ist immer gut. Ich würde vorschlagen, ihr esst schnell und bereitet dann eure Badesachen vor.“

Mürrisch ging Sina in ihr Zimmer. Zum Baden hatte sie trotz des schönen Wetters gar keine Lust, erst recht nicht mit einem Jungen, den sie schon in der Schule mied. Sie nahm ihren Bikini aus dem Schrank und schleuderte ihn mit Elan auf den Boden. Dann stampfte sie mit ihren nackten Füssen auf ihn ein. Hilda hatte die Geräusche im oberen Stockwerk vernommen und rannte die Treppe herauf. Beim Anblick des wütenden Mädchens und ihrer zerstörerischen Aktivitäten war auch ihre Geduld am Ende.

„Ich hatte dir diesen teuren Bikini zu deinem Geburtstag gekauft! Ich habe viel Geld dafür ausgegeben, um dir eine Freude zu machen. Und dann so etwas! Bleib in deinem Zimmer und komm ja bis heute Abend nicht mehr heraus. Tom kann sich alleine mit Egon treffen.“

Sina stampfte erneut mit dem Fuß. „Ich habe sowieso keinen Hunger mehr, der ist mir vergangen!“

Hilda schloss die Türe, die Augen voller Tränen. Warum machte sie das? Warum hatte das Kind keine Kontrolle über sich? Mit fast 14 Jahren war doch eine gewisse Vernunft zu erwarten. Hilda mochte keine Strafen verteilen, aber das Treten dieses neuen Bikinis war der Gipfel. Das Abbezahlen des Hauses war sehr schwer mit ihrem kleinen Gehalt. Alles, was darüber hinausging, war Luxus. Und den konnte sie sich nicht leisten. Sie ging zurück in die Küche und fand dort Tom, der mit dem Abschmecken des Essens begonnen hatte.

„Meine Herren, kannst du nicht einmal warten, bis dass das Essen auf dem Tisch steht??“

„Entschuldigung, ich decke schnell den Tisch. Es ist nur, weil ich solch großen Hunger habe.“

Tom ging ins Esszimmer und deckte den Tisch. Es gab Spaghetti Bolognese, seine Lieblingsspeise, mit vielen Tomaten, reichlich Fleisch. Mutter hatte sich übertroffen! Sie war kurz vor Ende des Wochenmarktes in die Stadt gefahren und hatte die Zutaten zu herabgesetzten Preisen bekommen.

Am Ende der Mahlzeit schellte es an der Türe.

„Das wird Egon sein“, sagte Tom, stand auf und rannte zur Türe. Schon beim Öffnen der Pforte konnte er das schöne fernsteuerbare Segelschiff entdecken.

„Uah, was ist denn das? Ich dachte, wir gehen schwimmen!“

„Ja, aber ich hatte mir überlegt, dass es zu lang sei, 3 Stunden nur mit Schwimmen zu verbringen. Wenn wir müde sind, könnten wir ja mit dem Schiff ein paar Fahrversuche machen. Es ist neu, Vater hat es von der letzten Geschäftsreise mitgebracht.“

„Cool“, meinte Tom, „vielleicht sollten wir es zuerst ausprobieren … “

Tom war nicht mehr zu halten. Er holte seine Schwimmsachen, drückte der Mutter einen Kuss auf die Wange, nahm Egon am Arm und zog ihn fort.

„Was ist mit deiner Schwester?“, fragte Egon.

„Ach die, die ist gerade unpässlich…Du siehst sie morgen in der Schule wieder.“

Tom und Egon liefen zum Wasser. Egon hatte sich noch nicht umgezogen und trug noch immer seine gestreifte Stoffhose.

„Wo ist deine Badehose?“

Egon wurde verlegen.

„Ich habe eigentlich keine dabei, auch kein Handtuch. Meine Aufsicht hat mir das Schwimmen im See verboten, es sei zu gefährlich.“

„Und jetzt? Nur mit dem Boot spielen?“

Egon antwortete nicht. Tom war jedoch ein Junge der schnellen Entschlüsse, so kleine Probleme brachten ihn nicht aus der Fassung.

„Gut, ich gehe ins Wasser, du steuerst das Boot. Danach tauschen wir die Badehosen, und du gehst ins Wasser und ich steuere das Schiff.“

Gesagt, getan. Tom sprang ins Wasser, schrie kurz auf, weil es recht kalt war, und schwamm. Egon steuerte das Boot. Tom versuchte, schneller zu schwimmen als das Wasserfahrzeug. Klappte es nicht, tauchte er und schwamm in die andere Richtung. Es wurde eine heiße Verfolgungsjagd zwischen Tom und dem Boot. Der Spaß war riesig. Nach 30 Minuten kam Tom erschöpft und lachend aus dem Wasser.

„Zeigst du mir die Steuerung, dann kannst du schwimmen gehen.“

„Ich glaube, ich will nicht schwimmen gehen … “

„Oh doch, ich glaube, du willst! Wir verstecken uns hinter dem Busch dort und wechseln die Badehose!“

Egon suchte nach einer anderen Lösung, aber Tom zerrte ihn schon hinter das Gestrüpp und reichte Egon seine Badehose. Dieser gehorchte. Toms Badehose war allerdings klein, für Egon also winzig, und so konnte nur ein Bruchteil seines Körpers mit Toms Schwimmhose bedeckt werden. Der nasse und nackige Tom wickelte sich in dieser Zeit in ein großes, gestreiftes Handtuch. Dann gingen beide zurück zum See. Und das Spiel ging weiter.

Nach etwa zwei Stunden trafen die beiden Jugendlichen wieder bei Hilda ein.

„Mama, es war toll. Aber Egon muss sich noch trocken föhnen, bevor er nach Hause geht, sonst bekommt er Ärger.“

Auch Sina hatte Toms Worte vernommen. Sie öffnete die Zimmertüre und schaute auf eine strahlende, aber tropfende Gestalt in Stoffhose.

„Schade, dass du nicht da warst“, sagte Egon. Bevor Sina etwas antworten konnte, schob Hilda den Jungen ins Badezimmer und reichte ihm den Föhn.

-„Bitte schön. Aber du musst dich beeilen, wenn du vor 17:00 Uhr zu Hause sein möchtest.“

Egon schloss die Badezimmertüre ab und föhnte die Haare, seinen Körper und seine Kleidung trocken. Nach 15 Minuten sah er wie immer aus: gepflegt langweilig. Er bedanke sich höflich bei Tom und Hilda, grüßte Sina und verschwand.

„Egon ist toll! Und wie er sich verwandeln kann, habt ihr das gesehen?“ Hilda wusste nicht, ob das gut war. Tom war beeindruckt, erzählte von dem schönen Nachmittag mit seinem Freund und dass er ihn bald möglichst wiedertreffen möchte. Sina schwieg. Die wundersame Wandlung von Streber schien ihr rätselhaft und unglaubwürdig.