Die fünf Tore (Band 1) - Todeskreis - Anthony Horowitz - E-Book

Die fünf Tore (Band 1) - Todeskreis E-Book

Anthony Horowitz

4,3

Beschreibung

Panisch fährt Matt aus dem Schlaf hoch. Er hatte wieder denselben Traum, wie schon so oft: Drei Jungen und ein Mädchen rufen ihn verzweifelt um Hilfe. Oder wollen sie ihn warnen? Matt weiß, dass er keine Zeit mehr zu verlieren hat. Er muss fliehen - bevor er Opfer einer dämonischen Verschwörung wird. Auszeichnungen: - Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2007 (Preis der Jugendjury) - Auswahlliste Moerser-Jugendbuch-Jury 2006/2007 - 10. Platz bei der "Kalbacher Klapperschlange 2007" "Todeskreis" ist der erste Band der Die Fünf Tore-Reihe.

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Noch vor dem Anfang war das Tor. Und die fünf Torwächter … Kinder. Vier Jungen. Ein Mädchen. Es steht geschrieben … Die Nacht der unendlichen Dunkelheit bricht herein. Das Tor wird sich öffnen. Die Torwächter müssen zurückkehren.

DAS LAGERHAUS

Matt wusste, dass es ein Fehler war.

Er saß auf einer niedrigen Mauer vor dem Bahnhof von Ipswich. Es war sechs Uhr abends und der Pendlerzug aus London war gerade angekommen. Hinter ihm strömten die Fahrgäste aus dem Bahnhof. Auf dem Vorplatz wimmelte es von Autos, Taxis und Fußgängern. Die Ampel sprang von Rot auf Grün, aber der Verkehr kam trotzdem nicht voran. Eine Hupe ertönte und das nervtötende Geräusch hallte durch die feuchte Abendluft. Matt schaute kurz auf. Aber im Grunde waren ihm die Menschenmassen gleichgültig. Er gehörte nicht zu ihnen. Er hatte nie zu ihnen gehört und manchmal glaubte er, dass das auch nie der Fall sein würde.

Zwei Männer mit Regenschirmen hasteten vorbei und warfen Matt missbilligende Blicke zu, als hielten sie ihn für einen Schwerverbrecher. Die Art, wie er dasaß – breitbeinig und mit krummem Rücken –, in einem grauen Kapuzensweatshirt, einer formlosen Jeans und Turnschuhen mit ausgefransten Schnürsenkeln, ließ ihn irgendwie älter und gefährlicher als vierzehn wirken. Er hatte breite Schultern, einen kräftigen Körper und leuchtend blaue, intelligente Augen. Seine schwarzen Haare waren sehr kurz geschnitten. Man konnte sich gut vorstellen, dass er in fünf Jahren entweder Fußballspieler oder Model sein würde – oder auch beides.

Sein Vorname war Matthew, aber er selbst nannte sich immer nur Matt. Seit sein Leben aus den Fugen geraten war, hatte er auch seinen Nachnamen immer seltener erwähnt, bis er irgendwann gar nicht mehr richtig zu ihm zu gehören schien. Freeman war der Name, der im Schulregister und auf der Schulschwänzerliste stand und unter dem er beim Jugendamt bekannt war. Aber Matthew schrieb ihn nie auf und nannte ihn nur selten. Matt reichte vollkommen. Der Name passte zu ihm. Schließlich traten sich, seit er sich erinnern konnte, die Leute die Füße an ihm ab wie an einer Fußmatte.

Er beobachtete, wie die beiden Männer mit den Regenschirmen die Brücke überquerten und in Richtung Stadtzentrum verschwanden. Matt war nicht in Ipswich geboren. Man hatte ihn hierher geschleppt und er hasste den Ort. Es war nicht einmal eine richtige Stadt – dafür war es zu klein. Wenn es wenigstens den Charme eines Dorfs oder Marktfleckens gehabt hätte. Aber nein, Ipswich war im Grunde nur ein riesiges Einkaufszentrum mit denselben Geschäften und Supermärkten, die es überall gab. Man konnte ins öffentliche Schwimmbad gehen oder sich einen Film im Multiplex-Kino ansehen und für die, die es sich leisten konnten, gab es auch einen künstlichen Skihang und eine Kartbahn. Und das war es auch schon. Das Kaff hatte nicht einmal eine anständige Fußballmannschaft.

Matt hatte gerade mal drei Pfund in der Tasche, die er auf seiner Zeitungstour verdient hatte. Zu Hause hatte er weitere zwanzig Pfund, versteckt in einer Dose unter seinem Bett. Er brauchte Geld aus demselben Grund wie jeder andere Teenager in Ipswich auch: nicht nur weil seine Turnschuhe auseinanderfielen und seine Computerspiele hoffnungslos veraltet waren. Geld war Macht. Geld bedeutete Unabhängigkeit. Matt hatte weder das eine noch das andere und er war an diesem Abend hier, um es sich zu beschaffen.

Doch er bedauerte längst, dass er sich darauf eingelassen hatte. Es war falsch. Es war idiotisch. Warum hatte er nur Ja gesagt?

Er sah auf seine Uhr. Zehn nach sechs. Sie waren für Viertel vor verabredet gewesen. Er hatte lange genug gewartet. Matt sprang von der Mauer und ging auf den Ausgang zu. Doch schon nach wenigen Schritten tauchte ein älterer Junge wie aus dem Nichts auf und versperrte ihm den Weg.

„Du gehst schon, Matt?“, fragte er.

„Ich dachte, du kommst nicht mehr“, antwortete Matt.

„Wieso denn das?“

Weil du fast eine halbe Stunde Verspätung hast. Weil mir kalt ist. Weil auf dich noch nie Verlass war. Das alles hätte Matt gern gesagt, doch die Worte kamen nicht. Also zuckte er nur mit den Schultern.

Der andere Junge lächelte. Sein Name war Kelvin, und er war siebzehn, groß und dünn mit blonden Haaren, heller Haut und unzähligen Pickeln. Er trug teure Designerjeans und eine weiche Lederjacke. Auch als er noch zur Schule gegangen war, hatte Kelvin immer die besten Klamotten gehabt.

„Ich wurde aufgehalten“, sagte er.

Matt sagte nichts.

„Du willst doch nicht aussteigen, oder?“

„Nein.“

„Sei ganz cool, Matt. Das wird ein Spaziergang. Charlie hat mir erzählt …“

Charlie war Kelvins großer Bruder. Matt hatte ihn nie kennengelernt, was nicht weiter verwunderlich war, denn Charlie saß im Gefängnis. Kelvin sprach nicht oft über ihn, aber es war Charlie, der von dem Lagerhaus gehört und Kelvin davon erzählt hatte.

Anscheinend lag es fünfzehn Minuten vom Bahnhof entfernt in einem Industriegebiet. Ein Lagerhaus voller CDs, Videospiele und DVDs. Erstaunlicherweise hatte es keine Alarmanlage und nur einen einzigen Wachmann, einen pensionierten Polizisten, der die meiste Zeit halb schlafend mit hochgelegten Füßen dasaß und eine Zeitung vor der Nase hatte. Charlie wusste das alles, weil ein Freund von ihm dort gewesen war, um irgendwelche Elektroarbeiten auszuführen. Charlie zufolge reichte eine aufgebogene Büroklammer, um reinzukommen, und dann konnte man beladen mit Zeug, das mindestens ein paar Hunderter brachte, wieder gehen. Es war total einfach – der Kram wartete nur darauf, dass ihn jemand mitnahm.

Deshalb hatten sie verabredet, sich hier zu treffen. Matt hatte zugestimmt, als Kelvin ihm davon erzählt hatte, aber eigentlich nur, weil er sicher war, dass Kelvin es ohnehin nicht ernst meinte. Die beiden hatten schon andere krumme Dinger gedreht. Unter Kelvins Anleitung hatte Matt im Supermarkt geklaut und einmal waren sie auch in einem fremden Auto herumgefahren. Aber Matt war klar, dass das, was sie jetzt vorhatten, viel schlimmer war. Es war Einbruch. Ein richtiges Verbrechen.

„Bist du sicher, dass wir das tun sollen?“, vergewisserte sich Matt.

„Klar bin ich sicher. Wo liegt das Problem?“

„Und wenn wir erwischt werden?“

„Werden wir nicht. Charlie sagt, dass die nicht einmal Videoüberwachung haben.“ Kelvin stellte einen Fuß auf die Mauer. Matt sah sofort, dass er nagelneue Nikes trug. Er hatte sich schon oft gefragt, wie Kelvin sich die teuren Sachen leisten konnte. Jetzt wusste er es wohl.

„Komm schon, Matt“, drängte Kelvin. „Was ist denn schon dabei?“

Kelvin sah ihn abschätzig an und in diesem Moment wurde Matt klar, dass er keine Wahl hatte. Wenn er nicht mitging, würde er seinen einzigen Freund verlieren. Als er damals auf die neue Schule in Ipswich gekommen war, hatte Kelvin sich um ihn gekümmert. Die anderen Schüler hatten ihn für einen Spinner gehalten oder versucht, ihn zu quälen. Doch Kelvin hatte ihn beschützt. Und es war sehr praktisch, dass Kelvin nur ein paar Türen von Matt entfernt wohnte. Wenn es zu Hause bei seiner Tante unerträglich wurde, wusste Matt immer, wohin er gehen konnte. Außerdem musste er zugeben, dass es ihm schmeichelte, einen Freund zu haben, der drei Jahre älter war.

„Nichts ist dabei“, sagte er. „Ich komme mit.“

Und das war alles. Die Entscheidung war gefallen. Matt hatte Angst, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Kelvin schlug ihm anerkennend auf den Rücken und sie machten sich auf den Weg.

Es wurde schnell dunkel. Obwohl es schon fast Ende März war, war der Frühling noch nicht in Sicht. Es hatte den ganzen Monat fast pausenlos geregnet und die Nacht schien früher hereinzubrechen, als sie sollte. Als sie das Industriegebiet erreichten, gingen die Straßenlaternen an und warfen hässliche orangefarbene Lichtkreise auf den Boden. Rund um das Gelände standen Schilder, auf denen „Privatbesitz“ stand, aber der Zaun war verrostet und voller Löcher und das einzige weitere Hindernis waren hohes, dürres Gras und trockene Disteln, die dort wucherten, wo der Asphalt endete. Quer über das Gelände verlief eine Bahnlinie auf gemauerten Stützen. Als sich die beiden Jungen in ihrem Schatten anschlichen, donnerte über ihren Köpfen ein Zug nach London vorbei.

Insgesamt waren es rund ein Dutzend Gebäude. Kelvins Lagerhaus war ein rechteckiger Klotz mit Wänden aus Wellblech und einem schrägen Dach. Es stand ein wenig abseits von den anderen und überall lag Müll herum – zerbrochene Flaschen, alte Kartons und Autoreifen. Nirgendwo rührte sich etwas. Das ganze Gelände sah aus, als hätten die Besitzer es längst vergessen.

Der Haupteingang des Lagerhauses, eine große Schiebetür, lag an der Vorderfront. Es gab keine Fenster und Kelvin führte Matt zu einer kleineren Seitentür. Die beiden liefen jetzt geduckt und auf Zehenspitzen. Matt versuchte, sich zu entspannen und den Kitzel des Abenteuers zu genießen. Es war doch ein Abenteuer oder nicht? In einer Stunde würden sie darüber lachen – mit den Taschen voller Geld. Aber er war trotzdem nervös, und als Kelvin ein Messer herausholte, krampfte sich sein Magen zusammen.

„Was willst du damit?“, flüsterte er.

„Keine Panik. Damit mache ich uns nur die Tür auf.“

Kelvin schob die Klinge in den Türspalt und zog sie nach unten. Matt sah ihm schweigend zu und hoffte insgeheim, dass sich die Tür nicht öffnen würde. Das Schloss machte einen stabilen Eindruck, es schien unmöglich, dass ein Siebzehnjähriger es mit etwas so Gewöhnlichem wie einem Messer öffnen konnte. Doch plötzlich klickte es und Licht fiel nach draußen, als die Tür aufschwang. Kelvin wich zurück. Matt sah, dass er genauso überrascht war wie er, wenn er sich auch große Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen.

„Wir sind drin“, sagte er.

Matt nickte. Einen Moment lang fragte er sich, ob Charlie vielleicht doch recht hatte. Vielleicht würde das hier wirklich so leicht werden, wie Kelvin behauptete.

Sie schlüpften durch die Tür.

Das Lagerhaus war riesig – viel größer, als Matt erwartet hatte. Als Kelvin ihm davon erzählt hatte, hatte er mit ein paar Regalen voller DVDs in einem ansonsten leeren Lagerhaus gerechnet. Aber die Halle, in der sie standen, nahm kein Ende. Es waren Hunderte von Regalen, alle nummeriert und in einem komplizierten Rastermuster aufgestellt. Von der Decke hingen riesige Lampen herab, die alles in ein grelles Licht tauchten. Und es gab nicht nur Videospiele und DVDs, sondern auch Kartons mit Computerteilen, Gameboys, MP3-Playern und sogar Handys, alles in Plastik verpackt, bereit für die Auslieferung an die Geschäfte.

Matt schaute nach oben und blickte sich suchend um. Es gab tatsächlich keine Überwachungskameras, genau wie Kelvin gesagt hatte.

„Geh du da lang“, sagte Kelvin und zeigte in einen der Gänge. „Nimm nur das kleine, teure Zeug. Wir treffen uns dann wieder hier.“

„Warum bleiben wir nicht zusammen?“

„Nur die Ruhe, Matt. Ich verschwinde schon nicht ohne dich!“

Sie trennten sich. Matt landete in einem schmalen Gang mit DVDs. Tom Cruise, Johnny Depp, Brad Pitt … Er nahm sich eine Handvoll, ohne darauf zu achten, was es war. Sicher gab es in diesem Lager wertvollere Dinge, aber das war ihm egal. Er wollte nur wieder raus.

Doch plötzlich ging alles schief.

Es begann mit einem Geruch, den er auf einmal in der Nase hatte.

Es roch nach verbranntem Toast.

Dann hörte er eine Stimme. „Beeil dich, Matthew, sonst kommen wir zu spät.“

Ein farbiger Blitz. Eine leuchtend gelbe Wand. Schränke aus Kiefernholz. Eine Teekanne, geformt wie ein Teddybär.

Der Geruch sagte ihm, dass etwas nicht stimmte – wie ein Hund, der bellt, bevor die Gefahr da ist. Matt hatte so etwas schon öfter erlebt, aber er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Es war eine besondere Fähigkeit … eine Art Instinkt. Eine Warnung. Doch diesmal kam sie zu spät.

Bevor er wusste, wie ihm geschah, landete auch schon eine schwere Hand auf seiner Schulter, wirbelte ihn herum und eine Stimme rief: „Was zum Teufel hast du hier zu suchen?“

Matt spürte, wie ihn alle Kraft verließ. Die DVDs fielen ihm aus den Händen und prasselten zu Boden. Er starrte einem Wachmann ins Gesicht und wusste sofort, dass dies nicht die alte Schlafmütze war, die Kelvin ihm beschrieben hatte. Das hier war ein großer, ernster Mann in einer schwarz-silbernen Uniform mit einem Funkgerät, das in einer Art Halfter an seiner Brust hing. Der Mann war etwa Mitte fünfzig, aber er sah so fit aus wie ein Rugbyspieler.

„Die Polizei ist schon unterwegs“, sagte er. „Du hast den Alarm ausgelöst, als du die Tür geöffnet hast. Also mach keinen Blödsinn, hörst du?“

Matt konnte sich nicht bewegen. Er stand unter Schock. Sein Herz hämmerte so heftig in seiner Brust, dass er kaum Luft bekam. Plötzlich fühlte er sich wieder sehr jung.

„Wie heißt du?“, fragte der Wachmann streng.

Matt sagte nichts.

„Bist du allein?“ Diesmal klang die Stimme etwas freundlicher. Anscheinend hatte der Mann erkannt, dass Matt keine Bedrohung für ihn darstellte. „Wie viele von euch sind noch hier?“

Matt holte tief Luft. „Ich …“

Und in diesem Augenblick, als hätte jemand einen Schalter umgelegt und die ganze Welt auf den Kopf gedreht, begann der wirkliche Horror.

Der Wachmann richtete sich ruckartig auf, seine Augen wurden größer, sein Unterkiefer klappte herunter. Er ließ Matt los und wankte zur Seite. Matt sah an ihm vorbei und sein Blick fiel auf Kelvin, der ein benommenes Lächeln im Gesicht hatte. Zuerst begriff Matt nicht, was los war. Aber dann sah er den Messergriff, der aus dem Rücken des Wachmanns ragte. Der Mann sah nicht verletzt aus – nur verblüfft. Er fiel langsam auf die Knie und kippte dann vornüber.

Eine ganze Ewigkeit schien zu vergehen. Matt war wie erstarrt. Er hatte das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen. Dann packte Kelvin ihn.

„Lass uns abhauen“, drängte er.

„Kelvin …“ Matt versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. „Was hast du getan?“, flüsterte er. „Warum hast du das gemacht?“

„Was hätte ich denn sonst tun sollen?“, erwiderte Kelvin. „Er hat dich gesehen!“

„Ich weiß, dass er mich gesehen hat. Aber du hättest ihn nicht niederstechen dürfen! Ist dir überhaupt klar, was du da gemacht hast? Weißt du, was du bist?“

Matt war fassungslos vor Entsetzen. Bevor er begriff, was er tat, stürzte er sich auf Kelvin und stieß ihn in eines der Regale. Kelvin rappelte sich schnell wieder auf. Er war größer und stärker als Matt. Er sprang vor, ballte die Faust und schlug Matt an die Schläfe. Matt taumelte rückwärts.

„Drehst du jetzt völlig durch?“, fauchte Kelvin ihn an. „Was ist dein Problem?“

„Du bist mein Problem! Warum hast du das getan? Bist du vollkommen verrückt geworden?“ Matt schwirrte der Kopf. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

„Ich hab es doch nur für dich getan.“ Kelvin zeigte wutentbrannt mit dem Finger auf ihn.

Der Wachmann stöhnte. Matt zwang sich, auf ihn herabzusehen. Er lebte noch, aber er lag in einer Blutlache, die von Sekunde zu Sekunde größer wurde.

„Weg hier!“, zischte Kelvin.

„Nein. Wir können ihn nicht alleinlassen.“

„Was?“

„Wo ist dein Handy? Wir müssen Hilfe holen.“

„Spinnst du?“ Kelvin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Du kannst von mir aus bleiben. Ich verschwinde.“

„Das kannst du nicht machen!“

„Wetten doch?“

Und dann verschwand er in Richtung Tür. Matt sah ihm nicht nach. Der Wachmann stöhnte wieder und versuchte, etwas zu sagen. Matt war schlecht, doch er hockte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Nicht bewegen“, sagte er. „Ich hole Hilfe.“

Doch die Hilfe war schon da. Matt hörte die Sirenen kurz vor dem Quietschen der Reifen, das ihm verriet, dass die Polizei gekommen war. Sie mussten schon in dem Moment losgefahren sein, als Kelvin die Tür aufgebrochen hatte. Matt verließ den Wachmann und trat auf die freie Fläche vor den Regalen. Plötzlich wurde das große Eingangstor zur Seite geschoben. Draußen flackerte blaues Licht. Drei Polizeiwagen standen vor dem Eingang. Ein Scheinwerfer wurde eingeschaltet, und grelles Licht blendete Matt, sodass er nur die Umrisse der Polizisten erkennen konnte, die im Halbkreis vor dem Tor standen.

Sie hatten Kelvin schon gefasst. Er wurde heulend und schluchzend von zwei bewaffneten Männern abgeführt. Dann entdeckte er Matt, drehte sich um und zeigte auf ihn.

„Ich war’s nicht!“, schrie er mit schriller Stimme. „Er war’s! Er hat mich dazu gezwungen! Und er hat den Wachmann umgebracht!“

„Keine Bewegung!“, brüllte jemand, und zwei Beamte stürmten auf Matt zu.

Matt blieb, wo er war, und hob langsam die Arme. Im Licht der Scheinwerfer fiel ihm auf, dass seine Handflächen rot glänzten. Sie waren mit Blut bedeckt.

„Er war’s! Er war’s! Er war’s!“, kreischte Kelvin.

Die beiden Polizisten warfen Matt um. Sie drehten ihm die Arme auf den Rücken und legten ihm Handschellen an. Dann rissen ihn die Polizisten auf die Füße und stießen ihn hinaus in die Nacht. Er leistete keinen Widerstand.

GEFANGEN

Sie brachten Matt in ein Gebäude, das kein Gefängnis war und auch kein Krankenhaus, sondern irgendetwas dazwischen.

Der Wagen fuhr auf einen asphaltierten Hof, der von hohen Mauern umgeben war. Als er hielt, schloss sich ein Stahltor hinter ihnen mit einem lauten elektrischen Summen. Matt hörte, wie das Schloss einrastete. Das Geräusch hallte in seinem Kopf. Er fragte sich, ob er die Welt jenseits dieses Tores wohl jemals wiedersehen würde.

„Raus!“ Die Stimme schien körperlos zu sein. Sie sagte ihm, was er zu tun hatte, und Matt gehorchte. Es regnete und einen Moment fühlte er die Tropfen im Gesicht und war fast dankbar dafür. Er wollte sich waschen. Das Blut an seinen Händen war getrocknet und fühlte sich klebrig an.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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