Die Gebete der Demut - Jammes, Francis - kostenlos E-Book

Die Gebete der Demut E-Book

Jammes, Francis

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The Project Gutenberg EBook of Die Gebete der Demut, by Francis JammesThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.org/licenseTitle: Die Gebete der DemutAuthor: Francis JammesTranslator: Ernst StadlerRelease Date: July 14, 2012 [EBook #40231]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE GEBETE DER DEMUT ***Produced by Jens Sadowski

FRANCIS JAMMESDIE GEBETE DER DEMUTÜBERTRAGEN VONERNST STADLER

1913 KURT WOLFF VERLAG • LEIPZIG

Dies Buch wurde gedruckt im August 1913 als neunter Band der Bücherei „Der jüngste Tag“ bei Poeschel & Trepte in Leipzig

AUTORISIERTE ÜBERTRAGUNG COPYRIGHT BY KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG 1913

GEBET ZUM GESTÄNDNIS DER UNWISSENHEIT

Hernieder, steige hernieder in die Einfalt, die Gott will!

Ich habe den Wespen zugesehen, die im Sand ihr Nest gebaut.

Tu so wie sie, gebrechlich krankes Herz: sei still,

Schaffe dein Tagwerk, das Gott deinen Händen anvertraut.

Ich war voll Hoffart, die mein Leben falsch gemacht.

Anders als alle andern meinte ich zu sein:

Jetzt weiß ich, o mein Gott, daß nie ich anderes vollbracht

Als jene Worte niederschreiben, die die Menschen sich erfanden,

Seitdem zuerst im Paradies Adam und Eva aufgestanden

Unter den Früchten, die im Lichte unermeßlich blühten.

Und anders bin ich nicht als wie der ärmste Stein.

Sieh hin, das Gras steht ruhig, und der Apfelbaum senkt schwer

Bebürdet sich zur Erde, zitternd und in liebendem Verlangen —

O nimm von meiner Seele, da so vieles Leiden über mich ergangen,

Die falsche Schöpferhoffart, die noch immer in ihr liegt.

Nichts weiß ich ja. Nichts bin ich. Und nichts will ich mehr

Als bloß zuweilen sehen, wie ein Nest im Wind sich wiegt

Auf einer rötlichen Pappel oder einen Bettler über helle Straßen hinken,

Mühselig, an den Füßen Risse, die im Staube blutig blinken.

Mein Gott, nimm von mir diese Hoffart, die mein Leben giftig macht.

Gib, daß ich jenen Widdern ähnlich sei auf ihrer Weide,

Die immer gleich, aus Herbstes Schwermut, demutsvoll gebückt,

Zur Frühlingsfeier wandeln, die mit Grün den Anger schmückt,

Gib, daß im Schreiben meine Hoffart sich bescheide:

Daß endlich, endlich ich bekenne, daß mein Herz den Widerhall

Nur tönt der ganzen Welt, und daß mein sanfter Vater mir

Geduldig nur die Kinderregeln beigebracht.

Der Ruhm ist eitel, Herr, und Geist und Schaffen leerer Schall —

Du einzig hast sie ganz und gibst sie an die Menschen fort,

Die aber schwatzen immer bloß dasselbe Wort

Gleich einem Bienenschwarme, der durch sommerdunkle Zweige zieht.

Gib, daß, wenn heute früh ich mich vom Pult erhebe,

Ich jenen gleiche, die an diesem schönen Sonntag zu dir gehn

Und in der armen weißen Kirche, vor dich hingekniet,

Demütig lauter ihre Einfalt und Unwissenheit gestehn.

GEBET, MIT DEN ESELN INS HIMMELREICH EINZUGEHN

Wenn einst zu dir, mein Gott, der Ruf zu gehn mich heißt,

Dann gib, daß feiertäglich rings das Land im Sommerstaube gleißt.

Ich will nur so, wie ich getan hinieden,

Einen Weg mir wählen und für mich in Frieden

Ins Himmelreich hinwandeln, wo am hellen Tag die Sterne stehn.

Ich greife meinen Stock und auf der großen Straße will ich fürbaß gehn

Und zu den Eseln, meinen Freunden, sprech ich dies:

„Hier, das ist Francis Jammes: der geht ins Paradies,

Ins Land des lieben Gottes, wo es keine Hölle gibt,

Kommt mit mir, sanfte Freunde, die ihr so die Himmelsbläue liebt,

Arme geliebte Tiere, die mit einem kurzen Schlagen

Des Ohrs die Fliegen und die Prügel und die Bienen von sich jagen.“

Dann will inmitten dieser Tiere ich mich vor dir zeigen,

Die ich so liebe, weil den Kopf so sänftiglich sie neigen

Und ihre kleinen Füße aneinanderstemmen, wenn sie stille stehn,

Recht voller Sanftmut, daß es rührend ist, sie anzusehn.

So tret ich vor dich hin in dieser tausend Ohren Zug,

Gefolgt von solchen, denen einst der Korb um ihre Lenden schlug,

Und denen, die im Joch der Gauklerkarren gingen,

Und vor geputzten Wagen, die voll Flittergold und Federn hingen,

Und solchen, über deren Leib verbeulte Kannen schwankten,

Und trächtigen Eselinnen schwer wie Schläuche, die zerbrochnen Schrittes wankten,

Und denen, über deren Bein man kleine Hosen streift,

Die Fliegen abzuwehren, deren Schwarm vom Blute trunken sie umschweift

Und ihrem Leib die blauen, sickernd offnen Male läßt —

Laß mich, mein Gott, mit diesen Eseln zu dir schreiten,

Gib, daß einträchtiglich die Engel uns geleiten

Zu den umbuschten Bächen, wo im Winde zitternd Kirschen hangen,

So glatt und hell wie Haut auf jungen Mädchenwangen,

Und gib, daß ich in jenem Seelenreiche,