Die Geburt einer Stahlratte - Harry Harrison - E-Book

Die Geburt einer Stahlratte E-Book

Harry Harrison

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Beschreibung

Wir werden Verbrecher, damit die Polizei etwas zu tun hat und die Massen sich nicht vor Langeweile selbst umbringen!

Jim di Griz hat ein besonderes Ziel im Leben: Er will die Reichen ärmer und die Armen reicher machen. Zu diesem Zweck hat er sich auf das Knacken von Schlössern verlegt und bringt es auf diesem Gebiet zur Meisterschaft. Durch einen genialen Trick gelingt es ihm, vom „Läufer“, dem berühmtesten Tresorknacker der Galaxis, als Lehrling angenommen zu werden. Auf der Flucht nach einem großen Coup werden die beiden allerdings von einem Raumschiffkapitän hereingelegt und auf dem Planeten Spiovente als Sklaven verkauft. Jetzt geht es ums nackte Überleben …

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Seitenzahl: 369

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HARRY HARRISON

DIE GEBURT EINER STAHLRATTE

Roman

1

Als ich mich der Eingangstür der Nationalbank von Bisschen-Himmel näherte, spürte sie meine Annäherung und öffnete sich zur automatischen Begrüßung. Energisch trat ich über die Schwelle – und blieb stehen. Und zwar so berechnet, dass die Tür sich hinter mir nicht schließen konnte. Noch während sie zuzugleiten versuchte, zog ich meinen Schweißstift aus der Tasche und fuhr in dem Moment herum, als sich die beiden Türhälften doch begegneten. Den mechanischen Reflex hatte ich bei früheren Bankbesuchen gestoppt und wusste, dass ich genau 1,67 Sekunden Zeit hatte, das Erforderliche zu tun. Zeit genug.

Der Schweißbogen knisterte und verband die Tür fest mit ihrem Rahmen. Sie konnte nun nichts anderes tun, als hilflos zu summen, ohne sich zu rühren – bis es schließlich in der Mechanik einen Kurzschluss gab, der zischend Funken versprühen würde. Danach Stille.

»Die Beschädigung von Bankeigentum ist ein Verbrechen. Sie sind verhaftet.«

Gleichzeitig langte der robotische Bankwächter mit großen gepolsterten Händen nach mir, um mich festzuhalten, bis die Polizei eintraf.

»Heute nicht, du klirrender Schrotthaufen!«, fauchte ich und versetzte dem Ding mit der Stachelspeckschweinrute einen energischen Schlag vor die Brust. Die beiden elektrischen Kontakte erzeugten 300 Volt und jede Menge Ampère – jedenfalls genug, um sich bei einem tonnenschweren Stachelspeckschwein bemerkbar zu machen. Und genug, um den Roboter völlig lahmzulegen. Aus sämtlichen Gelenken quoll Rauch, und die Maschine ging mit einem wohlklingenden Krachen zu Boden.

Aber das geschah schon hinter mir, denn ich war losgerannt und hatte die alte Dame zur Seite geschoben, die am Schalter stand. Ich zog die große Handfeuerwaffe, richtete sie auf die Kassiererin und knurrte ihr meinen Befehl zu: »Dein Geld oder dein Leben, Schwester. Füll den Sack mit Dollars!«

Sehr eindrucksvoll, auch wenn meine Stimme nicht ganz fest war und die letzten Worte etwas schrill klangen. Die Kassiererin begann zu lächeln und versuchte mir frech zu kommen.

»Geh nach Hause, Kleiner! Wir sind hier nicht …«

Ich zog durch, und die rückschlagfreie .75er dröhnte dicht vor ihr los, Qualm blendete sie. Getroffen wurde sie nicht – aber die Wirkung war beinahe dieselbe. Sie rollte die Augen himmelwärts und glitt langsam hinter dem Tresen zu Boden.

So leicht lässt sich Jimmy diGriz nicht täuschen! Ich sprang elegant über den Tresen und bedrohte den Rest der aufgeschreckten Angestellten mit der Waffe.

»Zurück – ihr alle! Schnell! Lasst die Fingerchen von den stummen Alarmknöpfchen! Richtig so. Du, Dickerchen …« – ich winkte den beleibten Kassierer herbei, der mich bisher immer übersehen hatte. Nun widmete er mir seine volle Aufmerksamkeit – »du füllst mir den Beutel prall mit Penunze, große Scheine, und zwar schnell!«

Er gehorchte schwitzend und mit unsicher tastenden Fingern. Kunden und Personal verharrten in absonderlichen Posen, offenkundig vor Angst gelähmt. Die Tür zum Büro des Direktors blieb geschlossen, vermutlich weil er gar nicht da war. Dickerchen hatte den Sack mit Scheinen gefüllt und hielt ihn mir hin. Die Polizei war nicht in Sicht. Es sah fast so aus, als würde der Coup gelingen.

Leise murmelte ich etwas vor mich hin, das sich hoffentlich wie eine üble Verwünschung anhörte, und deutete auf einen der Säcke, die mit Münzrollen gefüllt waren.

»Wirf das Wechselgeld raus und mach das Ding mit Scheinen voll!«, befahl ich und versuchte drohend und höhnisch zugleich zu sprechen.

Der Mann gehorchte zackig und hatte nach kurzer Zeit auch diesen Sack gefüllt. Noch immer keine Spur von der Polizei. Hatte womöglich keiner der tumben Angestellten den Geheimalarm ausgelöst? Na so was! – aber durchaus möglich. Da mussten drastische Maßnahmen ergriffen werden.

Ich schnappte mir einen weiteren Münzbeutel. »Auch vollmachen!«, befahl ich und warf ihm das Ding zu.

Gleichzeitig schaffte ich es, mit dem Ellbogen den Alarmknopf zu berühren. An manchen Tagen muss man eben alles selbst machen!

Meine Aktion hatte die gewünschte Wirkung. Als der dritte Beutel voll war und ich mit meiner Beute zum Ausgang wankte, erschien die Polizei auf der Szene. Zwei Bodenwagen stießen krachend zusammen – schließlich sind Notrufe bei der Polizei in dieser Gegend ziemlich selten geworden. Aber dann kam doch Ordnung in die Sache, und man baute sich mit schussbereiten Waffen draußen auf.

»Nicht schießen!«, krächzte ich. In ehrlicher Angst, denn die meisten Beamten sahen nicht gerade helle aus. »Eine Attrappe!«, rief ich. »Seht doch!«

Ich legte mir die Waffenmündung an die Schläfe und zog durch. Der Rauchgenerator spie eine hübsche Wolke aus, und vom Geräusch-Effekt des Schusses dröhnten mir die Ohren. Ich sackte hinter dem Tresen zusammen und verschwand aus dem Blickfeld meines entsetzten Publikums. Wenigstens würde es nun keine Schießerei geben. Ich wartete geduldig ab, während man herumbrüllte und fluchte und schließlich die Tür aufbrach.

Nun ja, vielleicht finden Sie das alles verwirrend – sollte das der Fall sein, kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen. Es ist eine Sache, eine Bank zu überfallen, aber eine völlig andere, dabei so vorzugehen, dass man garantiert geschnappt wird. Sicher fragen Sie jetzt, warum ich wohl so töricht sein wollte, mich erwischen zu lassen.

Ich erzähl’s Ihnen gern. Um meine Beweggründe zu verstehen, müssen Sie allerdings wissen, wie das Leben auf diesem Planeten aussieht – wie mein Leben bisher ausgesehen hat. Passen Sie auf!

Bisschen-Himmel wurde vor einigen tausend Jahren von einer exotischen religiösen Sekte gegründet, die zum Glück seither völlig untergegangen ist. Die frommen Leutchen kamen von einem anderen Planeten hierher – manche behaupten sogar, von Dreck oder Erde oder so ähnlich, der sagenhaften Urheimat der Menschen, aber ich möchte das bezweifeln. Wie auch immer – die Dinge liefen nicht gerade gut. Vielleicht war die endlose Plackerei zu mühevoll, denn die Welt war damals bestimmt kein Zuckerschlecken. In den Schulen werden die Lehrer nicht müde, dies zu betonen, besonders wenn sie klarstellen wollen, wie verweichlicht die heutige Jugend ist. Wir verkneifen uns die Antwort, dass dieses Prädikat dann ja auch auf sie zutreffen muss, denn soweit erkennbar ist, hat sich in den letzten tausend Jahren hier nicht viel verändert.

Gewiss, zu Beginn muss es ein hartes Leben gewesen sein. Die gesamte Vegetation war ungemein unverträglich für den menschlichen Metabolismus und musste gerodet werden, damit essbare Pflanzen angebaut werden konnten. Die einheimische Fauna war nicht minder giftig, außerdem mit entsprechenden Zähnen und Klauen bewehrt. Ein schwerer Anfang. So schwer, dass normale Kühe und Schafe eine entsetzlich kurze Lebenserwartung hatten. Diese Probleme wurden durch selektive Genmanipulation aus der Welt geschafft, und die ersten Stachelspeckschweine wurden hergeschickt. Geben Sie Ihrer Phantasie mal einen Stoß – versuchen Sie sich einen tonnenschweren Wildschweineber mit scharfen Hauern und bösartigem Charakter vorzustellen. Eine üble Sache – aber nun denken Sie sich noch lange Stacheln hinzu wie bei einem wildgewordenen Stachelschwein. Es klingt komisch, aber die Sache klappte; seitdem züchtet die Landwirtschaft jede Menge Stachelspeckschweine. Geräucherter Stachelspeckschwein-Schinken von Bisschen-Himmel gilt in der gesamten Galaxis als Delikatesse.

Andererseits herrscht draußen nicht gerade der Drang, diesen Speckplaneten zu besuchen. Ich weiß das, denn ich bin hier aufgewachsen. Der Planet ist so langweilig, dass sogar die Stachelspeckschweine einnicken.

Das Komische an der Sache ist, dass ich offenbar der einzige bin, dem das sauer aufstößt. Meine Mitmenschen finden mich manchmal seltsam. Mama glaubte an Wachstumsprobleme und verbrannte in meinem Zimmer Stachelspeckschwein-Stacheln – ein altes Hausmittel. Papa befürchtete, ich könnte meinen Grips nicht ganz beisammen haben, und schleppte mich ungefähr einmal im Jahr zum Arzt. Der fand nichts und führte aus, vielleicht wäre ich ein genetischer Rückfall zu den allerersten Siedlern, ein Verlierer in der Mendel’schen Lotterie. Aber das ist Jahre her. Elterliche Aufmerksamkeit ist mir nicht mehr zuteil geworden, seit Papa mich mit fünfzehn aus dem Haus jagte. Anlass war der Umstand, dass er mal meine Taschen durchgesehen und festgestellt hatte, dass ich mehr Geld besaß als er. Mama äußerte inbrünstige Zustimmung und hielt mir sogar die Tür auf. Ich glaube, die beiden waren froh, mich los zu sein. In ihrem trägen Leben war ich unbedingt ein Störfaktor.

Was ich davon halte? Ich finde, als Außenseiter zu leben ist zuweilen verdammt einsam. Aber ein anderes Leben kann ich mir nicht vorstellen. Man hat seine Probleme – aber Probleme lassen sich lösen.

So schaffte ich zum Beispiel ein großes Problem aus der Welt – den Ärger, immer von größeren Kindern verprügelt zu werden. Es begann, sobald ich in die Schule kam. Zu Anfang machte ich den Fehler, die anderen spüren zu lassen, dass ich klüger war als sie. Peng, schon hatte ich wieder mal ein blaues Auge! Den Schlägern in der Schule gefiel das so gut, dass sie darum streiten mussten, wer nun bei mir an der Reihe wäre. Diesen Zyklus der Bestrafung vermochte ich erst zu durchbrechen, als ich mich von einem Sportlehrer der Universität gegen Geld in der waffenlosen Verteidigung unterrichten ließ. Aber zu wehren begann ich mich erst, als ich mein Handwerk verstand. Und zwar kämpfte ich meinen nächsten Möchtegern-Schläger nieder und nahm mir gleich noch drei weitere Typen vor. Ich kann Ihnen sagen, ab sofort hatte ich alle kleinen Schüler zum Freund, die mir immer wieder erzählten, wie schön es wäre, mich hinter sechs der übelsten Schläger herrennen zu sehen. Wie gesagt – aus Problemen ergeben sich Lösungen – um nicht zu sagen, Freuden.

Und woher ich das Geld hatte, um den Sportlehrer zu bezahlen? Nicht von meinem Vater, das kann ich Ihnen versichern. Drei Dollar die Woche – das war mein Taschengeld, etwa ausreichend für zwei Blubber-Fizzes und einen kleinen Stopf-Dich-Schokoriegel. Die Grundregel der Wirtschaft wurde mir durch die Not, nicht die Gier nahegebracht: billig einkaufen, teuer verkaufen und den Gewinn für sich behalten.

Natürlich hatte ich kein Kapital und konnte also nichts kaufen; aus diesem Grund suchte ich Möglichkeiten, für das Grundprodukt gar nicht erst zahlen zu müssen. Alle Kinder begehen Ladendiebstähle. Sie machen diese Phase durch und werden meistens mit Hilfe einer gehörigen Tracht Prügel davon geheilt. Ich beobachtete die bedauerlichen, tränenreichen Folgen solcher Fehlschläge und nahm mir vor, eine Marktübersicht wie auch eine Zeit-Bewegungsstudie zu machen, ehe ich mich für eine Karriere als Kleindieb entschloss.

Erstens – es hat keinen Sinn, bei den kleinen Kaufleuten zu klauen. Die kennen ihre Bestände und sind stark daran interessiert, sie zu behalten. Viel besser kauft man bei den großen Multis ein. Da braucht man sich nur vor Ladendetektiven und Alarmsystemen zu hüten. Hat man erst einmal gründlich ermittelt, wie beide arbeiten und funktionieren, findet sich bald auch eine Methode, sie zu hintergehen.

Eine meiner ersten und primitivsten Hilfsmittel – es ist mir beinahe peinlich, die Schlichtheit des Geräts zu offenbaren – nannte ich die Buchfalle. Ich konstruierte einen Kasten, der äußerlich wie ein Buch aussah. Allerdings war er mit einem aufklappbaren, sich durch Federdruck automatisch schließenden Boden versehen. Ich brauchte das Ding also nur auf einen Stopf-Dich-Schokoriegel zu drücken, um ihn spurlos verschwinden zu lassen. Ein simples, aber praktisches Gerät, das ich ziemlich lange benutzte. Ich war im Begriff, dieses Buch zugunsten einer besseren Methode aufzugeben, als ich eine Gelegenheit witterte, dem Trick auf sehr wirksame Weise zu entsagen. Ich wollte Stinky einen Denkzettel verpassen.

Richtig hieß er Bedford Ruchford, aber wir nannten ihn immer nur Stinky. Manche Menschen sind geborene Tänzer oder Maler – andere eignen sich für eher niedere Aufgaben. Stinky war ein geborener Petzer. Sein größtes (und einziges) Vergnügen im Leben war es, seine Schulkameraden in Bedrängnis zu bringen. Er lauschte und linste und petzte. Kein Streich war zu geringfügig, als dass er ihn nicht notierte und den Lehrern hinterbrachte. Die Erwachsenen hatten ihn ins Herz geschlossen – und das sagt so einiges über die Lehrer, die wir erdulden mussten. Ihn zu verprügeln war keine Lösung, denn stets wurde nur ihm geglaubt, so dass die Austeiler der Schläge um Strafe nicht herumgekommen wären.

Stinky hatte mir irgendein kleines Übel eingebrockt – ich weiß nicht mehr genau, was es war, doch wälzte ich düstere Rachegedanken, aus denen sich mit der Zeit ein Plan herausschälte. Prahlen tun alle Jungen gern, und ich konnte meinen Ruf enorm fördern, indem ich meinen buchförmigen Schokoriegelsammler bei den Kumpeln vorführte. Man hörte Oohs und Aahs, die um so langgedehnter klangen, als ich aus meiner Beute großzügige Rationen zur Verfügung stellte. Die Aktion förderte nicht nur meinen Status in der Klasse – sondern ich sorgte überdies dafür, dass Stinky die Szene verfolgen konnte. Ich erinnere mich deutlich und freudvoll daran, als wäre es gestern geschehen.

»Es klappt nicht nur – ich zeige euch auch, wie! Begleitet mich zu Mings Multiladen!«

»Ach, Jimmy – sollen wir wirklich?«

»Ja. Aber nicht als Gruppe. Schleicht euch einzeln rein und baut euch so auf, dass ihr den Stopf-Dich-Tresen beobachten könnt. Seid um 15.00 Uhr zur Stelle, dann gibt’s etwas zu sehen.«

Damit meinte ich etwas weitaus Besseres, als sie sich je hätten ausmalen können. Ich schickte sie fort und behielt den Zugang zum Direktorenbüro im Auge. Kaum war Stinky darin verschwunden, eilte ich in den Keller und brach seinen Spind auf.

Es funktionierte bestens. Noch heute bin ich stolz auf das Projekt, da es sich um das allererste kriminelle Szenario handelte, an dem andere teilnehmen sollten. Natürlich ohne es zu wissen. Zur verabredeten Zeit schlenderte ich auf den Süßigkeitentresen bei Ming zu und gab mir größte Mühe, die Mietflics zu übersehen, die ebenso große Mühe hatten, so zu tun, als beobachteten sie mich gar nicht. Entspannt setzte ich das Buch auf die Süßigkeiten und bückte mich, um meinen Stiefelverschluss nachzuziehen.

»Erwischt!«, brüllte der stämmigste Aufseher und schnappte mich am Mantelkragen.

»Erwischt!«, krähten die anderen und schnappten sich das Buch.

»Was ist los?«, krächzte ich – anders konnte ich nicht sprechen, denn ich hing förmlich in der Luft, und das Hemd spannte sich eng um meinen Hals. »Dieb – geben Sie mir mein Buch zurück! Es ist ein Geschichtsbuch und hat sieben Piepen gekostet, die sich meine Mutter im Schweiße ihres Angesichts mit Stachelspeckschweinmattenflechten verdient hat!«

»Buch?«, spottete der großgewachsene Bursche. »Die Sorte Buch kennen wir!« Er schnappte die Enden und zerrte daran. Das Buch ging auf, und ich genoss seinen starren Gesichtsausdruck, als die Seiten umgeblättert wurden.

»Man will mich hereinlegen!«, ächzte ich, öffnete die Jacke und ließ mich zu Boden fallen. Betont rieb ich mir die schmerzende Kehle. »Und da ist ja auch der Schuldige – der Verbrecher, der damit herumgeprahlt hat, dieselbe Methode zu verwenden! Da steht er, genannt Stinky. Schnappt ihn euch, ehe er entwischt!«

Stinky fiel nichts anderes ein, als mit aufgerissenen Augen stehenzubleiben, während bereitwillige Hände ihn schnappten und festhielten. Seine Schulbücher fielen zu Boden, und das falsche Buch platzte auf, und sein Stopf-Dich-Inhalt rollte über den Boden.

Es war herrlich! Tränen und Unschuldsbekundungen und Geschrei. Außerdem eine vollkommene Ablenkung. Denn genau an diesem Tag probierte ich zum ersten Mal meinen Stopf-Dich-Stopfer der zweiten Generation aus. Ich hatte mir große Mühe gegeben mit der Anlage, deren Ausgangspunkt eine lautlos arbeitende Saugpumpe war – mit einem Schlauch, der durch meinen Ärmel führte. Ich brachte das Ende der Röhre in die Nähe der Schokoriegel – und titsch! – verschwand der erste lautlos im Nichts. Endstation war meine Hose, das Innere der weiten Pluderbeine, die wir als Teil der Schuluniform tragen mussten. Die Absicherung erfolgte oberhalb der Knöchel durch ein haltbares elastisches Band. Der Riegel landete weich und sicher und bildete schließlich den Anfang eines umfangreichen Zwischenlagers.

Nur konnte ich das verdammte Ding plötzlich nicht mehr abschalten! Gott sei Dank brüllte Stinky laut genug herum und strampelte sich ab. Die allgemeine Aufmerksamkeit galt ihm und nicht mir, der ich mich mit dem Schalter mühte. Die Pumpe pumpte frohgemut weiter, und die Stopf-Dichs schossen meinen Ärmel hinauf und plumpsten in die Hose. Schließlich brachte ich das Ding zum Stehen, doch hätte mich jemand genauer angeschaut, wären der leere Tresen und meine leicht gerundete Gestalt doch ein wenig verdächtig gewesen. Zum Glück wurde ich aber nicht beachtet. Etwas breitbeinig trat ich ab, so schnell ich konnte. Wie gesagt – eine erfreuliche Szene, die ich nie vergessen werde.

Was natürlich nicht erklärt, warum ich jetzt, an meinem Geburtstag, die große Entscheidung verwirklichte, eine Bank zu überfallen. Und mich erwischen zu lassen.

Endlich war die Polizei durch die Tür und schwärmte aus. Ich hob die Hände über den Kopf und bereitete mich darauf vor, die Beamten freundlich lächelnd zu empfangen.

Der Geburtstag, das ist der letzte Grund. Mein siebzehnter Geburtstag. Diese Altersschwelle ist für einen jungen Mann auf Bisschen-Himmel ausgesprochen wichtig.

2

Der Richter beugte sich vor und musterte mich nicht unfreundlich.

»Ich bitte dich, Jimmy, sag mir, was dieser Unsinn soll?«

Richter Nixon besaß ein Sommerhaus am Fluss, ganz in unserer Nähe, und ich hatte so oft mit seinem jüngsten Sohn gespielt, dass er mich ziemlich gut kannte.

»Ich heiße James diGriz, Meister, wir wollen doch nicht zu vertraut miteinander umgehen.«

Daraufhin vertiefte sich verständlicherweise das Rot seiner Wangen. Die große Nase ragte vor wie ein roter Ski-Hang, die Nasenflügel bebten. »Sie werden sich in diesem Gerichtssaal respektvoller verhalten! Man legt Ihnen ernsthafte Verbrechen zur Last, junger Mann, und es könnte Ihnen helfen, Ihre Zunge im Zaum zu halten. Ich ernenne Arnold Fortescue, den öffentlichen Verteidiger, zu Ihrem Anwalt …«

»Ich brauche keinen Anwalt und schon gar nicht den alten Skewey, der schon so lange am Tropf hängt, dass keiner in der Stadt ihn je nüchtern …«

Das Publikum begann zu lachen, und der Richter brauste noch mehr auf. »Ruhe im Gerichtssaal!«, brüllte er und schlug so heftig mit seinem Hämmerchen zu, dass der Stiel abbrach. Er warf den Rest quer durch den Raum und starrte mich aufgebracht an. »Sie stellen die Geduld des Gerichts auf eine harte Probe. Anwalt Fortescue ist ernannt worden …«

»Nicht von mir. Schicken Sie ihn ruhig wieder in Mooneys Bar. Ich plädiere schuldig zu allen Anklagepunkten und stelle mich der Gnade dieses gnadenlosen Gerichts anheim.«

Zittrig seufzend atmete er ein, und ich nahm mir vor, es nicht zum Äußersten zu treiben, damit er keinen Schlaganfall bekam. Denn dann wäre der Prozess völlig neu aufzurollen gewesen, was nur noch mehr Zeit gekostet hätte.

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