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Gold zu spinnen früh und spat, eine Hexe Mädchen gezwungen hat. Lauskis, der den Frost gemacht, hat ein braves Mädchen mit Gold bedacht. Hexen kommen weit herum, sie zu belauschen, ist nicht dumm! Ein Fischerbursche soll Prinz wohl sein, doch er passt nicht in diese Welt hinein. Die seltsame Stimme aus einem Stein leitet einige Befreiungen ein. Der Kindertausch, ganz unbedacht, hat Unglück in die Welt gebracht! Aber alle diese schönen Geschichten, am Ende von Lieb und Treu berichten ...!
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Freut euch auf ...
Die Goldspinnerinnen
Das goldene Beil
Die Hexen in der Johannisnacht
Des kurischen Fischers Sohn
Der dankbare Königssohn
Der kluge Ratgeber
Die Autoren
Bisher erschienen sind:
Märchen aus Estland
Ein böses, altes Weib
knechtet ihre drei Töchter,
nicht nur zum Zeitvertreib!
Goldfaden müssen sie spinnen,
und das den ganzen Tag.
Damit der Alten Reichtum wachsen mag!
Doch als ein junger Prinz,
der sich im Wald verirrt,
in der Alten Haus dann kommt,
verändert das den Gang
des schönen Märchens prompt!
Liebe knüpft ein festes Band.
Prinz und Jungfer flüchten in des Prinzen Land.
Durch Hexerei geht das schöne Kind verloren!
Doch der Prinz hat Lieb’ und Treu’
und auch Erlösung ihr geschworen ...!
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Märchen aus Lettland.
Ein armes Mädchen liebt
eines reichen Bauern Sohn.
Von der Hochzeit träumen beide schon.
Doch seine Eltern sind dagegen!
Sie halten diesen Wunsch für sehr verwegen!
Die Hochzeitsdevise hieß damals: >Geld zu Geld<
was dem armen Mädchen nicht gefällt!
Doch dann tritt ein Ereignis ein,
in dem das Mädchen zeigt,
Mut und Herz allein!
Ihr wird eine Prophezeiung gemacht,
an deren Erfüllung hat sie
nicht geglaubt und nicht einmal gedacht ...!
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Märchen aus Lettland
Ein armer Wanderbursche,
der die Johannisnacht
unter einer Eiche hat verbracht,
erlauscht der Hexenschar Gespräch
und hat daraus sein Glück gemacht!
Was mit dem zweiten Lauscher dann,
der genau dasselbe will, geschieht,
ist wohl ein eher trauriges Lied ...!
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Märchen aus Litauen
Ein Fischerjunge gewinnt
einer Prinzessin Herz.
Sie liebt und heiratet ihn,
doch dann bringt er ihr Schmerz!
Er verschwindet in der Hochzeitsnacht!
Warum nur? Was hat sie denn falsch gemacht?
Sie sucht ihn, ob sie ihn wohl wiederfindet?
Spannend bleibt, womit er seine Flucht
und sein langes Schweigen
vor ihr und der Welt begründet ...!
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Märchen aus Estland.
Ein König, der sich im Walde verirrt,
verspricht einem bösen Alten,
dafür, dass er ihm helfen wird,
ihm das zu übergeben,
was ihm im Schloss als erstes begegnet.
Der Zufall bringt's, es ist sein kleiner Sohn, der Prinz.
Drum ist es dem Vater, als hätte es Tränen geregnet!
So werden als Pfand
der Königssohn gegen eines Bauern
Töchterlein ausgetauscht.
Von der Idee ist der König wie berauscht.
Welch Unglück er damit in die Welt gesetzt,
bedauert er erst ganz zuletzt!
Die Abenteuer, die dann geschehn,
werden unter die Haut euch gehn ...!
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Märchen aus Estland.
Ein Jüngling, müde und allein,
schläft an einem großen Steine ein.
Alsbald hört er darin einen Ton.
Von Klage singt die Stimme schon.
Sie sagt dem Burschen,
dass er ein Glückskind ist
und brechen kann, eines Zauberers List.
Wenn er den, der im Stein verborgen,
befreit und beendet dessen Sorgen!
Der schwört, dass er ihm, wenn das gelingt,
durch klugen Rat, Glück und Reichtum bringt ...!
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Diese Geschichte hat sich
in alter Vorzeit zugetragen.
Von Generation zu Generation
hörte man sie weitersagen.
Damals waren die Äcker und Wiesen
noch von der Weisheitsprache
der Vierfüßler und der befiederten Vögel erfüllt,
die gerne sangen und erzählten,
von Dingen, die sie erfreuten
und ihre Neugier haben gestillt.
Alle Tiere haben die Sprache
der Menschen damals verstanden.
Doch nur ganz wenige von uns,
der Tiere Sprache kannten!
Nicht selten mischten sich Tiere
in die Geschicke der Menschen ein.
Dies soll für dieses Märchen
von großer Bedeutung sein!
Vor langer Zeit lebte einst eine hässliche, lahme Alte
in ihrer Hütte im dichten Walde,
mit ihren drei jugendfrischen Töchterlein.
Von diesen soll nun berichtet sein:
Die Mädchen waren schön wie Blümelein.
Besonders ansehnlich sollte die Jüngste sein.
Doch niemand kam, um auf sie zu achten
oder sie gar in Liebe zu betrachten.
In dieser Einsamkeit gab es keine Beschauer!
Nur die Sonne am Tage sowie Mond und Sterne bei Nacht,
die wussten all’ das genauer.
Sie haben die Schönheit erkannt und bewacht.
Für Müßiggang und Säumigkeit
war in der versteckten Hütte keine Zeit!
Vom Morgen bis zum Abend
wurden die Mädchen zur Arbeit angehalten,
von der hässlichen, vertrockneten Alten!
Tag für Tag haben sie am Spinnrocken gesessen
und spannen Goldflachs zu Garn.
Freizeit konnten sie vergessen!
War ein Rocken abgesponnen,
wurde ein neuer gleich begonnen.
Das Garn musste eben, drall und fein stets sein,
das redete ihnen die Alte ein.
Alle fertigen Rocken wurden eingeschlossen
und vor ihnen verborgen.
Die Alte hatte das genossen,
doch die Mädchen machten sich darüber Sorgen!
Zu wissen, wozu das feine Garn wohl taugt,
hat die Alte den Mädchen nicht erlaubt!
Ab und zu ging die Mutter einige Tage fort,
hin zu manch unbekanntem, entlegenen Ort.
Um das, was sie dorthin mitnahm
und was sie dann heimgebracht,
hat die Alte stets ein großes Geheimnis gemacht!
Eines Tages war wieder die Zeit gekommen,
da die Alte Abschied genommen.
Arbeit wurde den Mädchen
für sechs Tage zugeteilt,
damit in dieser Zeit keine sich langweilt!
Immer, wenn die Alte fortging,
schärfte sie den Töchtern ein:
»Lasst die Augen nicht schweifen,
haltet eure Finger geschickt,
damit kein Faden reißt und der Goldglanz immer glückt!
Seid ihr faul, so wird der Goldglanz schwinden
und euer Glück werdet ihr dann niemals finden!«
Darüber haben die Mädchen schon dann nur gelacht,
ehe sich die Alte, auf ihre Krücken gestützt,
auch nur zehn Schritte
vom Hause fortgemacht.
»Dieses alberne Verbot,
die Mutter immer wiederholt!
Nötig sollte das nicht sein!«,
fiel der jüngsten Tochter ein.
»Der Goldfaden riss noch nie
beim Zupfen, geschweige denn beim Spinnen!
Und dass das Garn den Goldglanz je verlor,
dessen kann ich mich nicht entsinnen!«
Nach diesem Spott sollten
nach vielem Lachen und Jubeln,
Tränenjammer erwachsen
und unerwünschter Trubel!
Am dritten Tage nach der Abreise der Mutter
ist ein Vorfall passiert,
der die Töchter anfangs in Schrecken,
dann in Freude und großes Glück,
zum Schluss aber in eine lange Zeit
des Kummers hat geführt!
Ein Königssohn war bei der Verfolgung des Wildes auf der Jagd
von all’ seinen Gefährten abgekommen
und hatte sich im Walde so verirrt,
dass ihn weder das Hundegebell
noch das Hörnerblasen zu seiner Meute zurückgeführt!
Ermüdet und verdrießlich
stieg er endlich von seinem Pferd,
legte sich nieder um auszuruhn,
weiter hatte er in diesem Moment wohl nichts zu tun.
Und diese Pause war es ihm Wert!
Als er endlich aufgewacht,
ging die Sonne bereits unter,
aber es war längst noch nicht Nacht.
Er suchte nun nach Weg oder Steg
und das hat ihn zu der Hütte
der Alten gebracht.
Ein Schreck durchzuckte die Mädchen sofort.
Noch nie sahen sie einen Mann an diesem verborgenen Ort!
Doch ihr Tagwerk war vollbracht.
In der Abendkühle haben sie
den Fremden freundlich begrüßt,
mit ihm gesprochen und mit ihm gelacht.
Sie mochten gar nicht zur Ruhe gehen,
fanden dieses Gespräch so schön.
Als die älteren Schwestern dann in den Betten lagen,
saß die Jüngste noch bei dem Königssohn,
bis es endlich begann zu tagen.
In dieser Nacht kam ihnen kein Schlaf in die Augen.
Im Angesicht des Mondes und der Sterne,
die gut zum Verlieben taugen,
öffneten sie ihre Herzen und süße Gespräche führten sie!
Beide waren so glücklich wie noch nie!
Währenddessen sehen wir uns nach den Jägern um.
Dass sie den Prinzen verloren hatten, fanden sie furchtbar dumm!
Unermüdlich hatten sie den Wald nach allen Seiten abgesucht.
Sie fanden ihn nicht, es war wie verflucht!
Zwei Männer wurden zurückgeschickt,
in das entfernte Königsschloss.
Die traurige Botschaft haben sie überbracht,
bevor die Diener im Schlosse erwacht.
Die Sorge des Königspaares um ihren Sohn war groß!
Am Morgen schickte zwei Regimenter aus, der König,
um den Prinzen zu suchen und zu finden,
und ihn gleich nach Haus zurückzubringen.
Darauf hoffte er nicht wenig!
Drei Tage haben die Nachforschungen gedauert.
So mancher schon um den Prinzen trauert!
In der Frühe, am dritten Tage, fanden sie seine Spuren im Wald.
Diesen folgten sie und waren bei der Hütte bald.
Dem Prinzen war die Zeit
in der Gesellschaft der Mädchen nicht lang geworden.
Er wusste, man würde ihn finden,
darum machte er sich keine Sorgen!
Ehe er schied, gelobte er der Jüngsten still,
dass er sie in kurzer Zeit,
im Guten oder mit Gewalt,
abholen und heimführen will.
Er sagte: »Du sollst meine liebe Gemahlin sein!«,
und das Mädchen stimmte freudig ein!
Die älteren Schwestern
hatten von dieser Verabredung
gar nichts vernommen!
Trotzdem ist alles herausgekommen,
und zwar in einer unvermuteten Weise:
Nicht laut und auch nicht leise!
Als der Königssohn war gegangen,
wollte die jüngste Tochter
mit ihrer Arbeit, wie an jedem Tag, anfangen.
Der Faden in der Spule war aber gerissen
und auch die Goldfarbe – auf dem Garne – musste sie vermissen!
Da halfen weder Scheuern noch Seufzen,
auch kein Benetzen mit ihren Tränen.
Sie musste sich deshalb wohl schämen!
Diese Sache war nicht wieder gut zu machen.
Dem Mädchen vergingen alle Freude und ihr Lachen!
Das Unglück springt durch die Tür ins Haus,
kommt durch jedes Fenster hinein
und durch alle Ritzen, die unverstopft mögen sein!
Das sagt eine alte Weisheit aus!
So geschah es in dem Haus am Wald auch jetzt!
Das hat das Mädchen sehr verletzt!
Die Alte kam zur Nacht dann heim.
Als sie am Morgen in die Stube trat,
begriff sie, dass etwas Unrechtes
geschehen musste sein!
Ihr böses Herz entbrannte vor Zorn,
wohl lichterloh!
Sie verhörte alle drei Töchter,
dabei wurde keine froh!
Rechenschaft forderte sie von ihnen ein.
Ausreden sollten verboten sein!
Wir wissen, Lügen haben kurze Beine!
So erfuhr sie schnell,
dass die Jüngste mit dem Burschen,
die halbe Nacht war ganz alleine!
Der Dorfhahn, so meinte die Alte,
hätte hinter ihrem Rücken
der jüngsten Tochter in das Ohr gekräht!
Es geschah etwas, was die Alte nicht gewollt
und was nach ihrem Willen gar nicht geht!
Das Weib fing darum grässlich zu fluchen an!
Mit solchen Verwünschungen
man Himmel und Erde verdunkeln kann!
Zuletzt drohte sie, dem Jüngling seinen Hals zu brechen.
Welch ein furchtbares Versprechen!
Sein Fleisch würden die wilden Tiere fressen!
Betritt er erneut ihr Haus,
dann sollte er sein Leben vergessen!
Die jüngste Tochter fand darum,
den ganzen Tag keine Ruh’!
Sie dachte an den netten Burschen immerzu.
Auch ihr Nachtschlaf ging verloren.
Die ausgesprochenen Flüche hallten ihr in den Ohren.
Als alle noch in den Betten lagen,
verließ sie heimlich das Haus,
um den Vögeln ihr Leid zu klagen.
Denn mit der Vogelsprache
kannte sie sich vorzüglich aus!
Ein Rabe saß auf eines Baumes Ast.
Er zupfte sich sein Gefieder, tat es ohne Hast.
Da hat das Mädchen Mut gefasst.
Es sprach den klugen Vogel an,
ob er ihr in der Not nicht helfen kann?
»So sage mir, du schönes Kind,
welche Wünsche dir zu erfüllen sind!«
Sie antwortete geschwind:
»Fliege hinaus über das Land, in die prächtige Stadt,
in der der König seinen Wohnsitz hat.
Berichte dem Prinzen, in welcher Gefahr wir sind!
Und fliege schneller als der Wind!«
Darauf hat sie dem Raben berichtet,
dass der Faden gerissen und sein Gold war verblasst,
weshalb die Mutter den Burschen so hasst!
»So bitte ihn, dass er auf seine Rückkehr verzichtet!«
Der Rabe versprach, ihr behilflich zu sein:
»Wenn ich jemanden finde,
der versteht die Sprache mein!«
Und mit einem Rabenton,
flog der Vogel dann davon.
Das Fluchen und Zanken der Mutter
ließ der Jüngsten keine Ruh’!
Sich zu entschuldigen, war sinnlos,
sie verwünschte die Tochter und den Prinzen immerzu!
Die Galle war wohl der Alten übergelaufen!
Wie eine Dampflok tat sie schnaufen!
Der Zorn riss ihr die Kinnladen auf.
Keine Gewalt vermochte sie wieder verschließen,
da kam das Mädchen bald schon drauf!
Als des Tages Abend kam,
das Mädchen das >Kraa, Kraa< des Raben vernahm.
Sie schlich hinaus, um die Botschaft zu hören.
Das sollte die Alte nicht stören!
Der Rabe erstattet folgenden Bericht:
»Der Prinz sagte: >Schönes Mädchen gräme dich nicht!
Halte dich wach in der neunten Nacht,
dann wird dir von deinem Retter,
die versprochene Freiheit gebracht!<«.
Die Jungfrau dankte dem Raben
mit einem Stückchen Fleisch als Fraß,
weil er die gute Nachricht nicht vergaß!
Die Botschaft schloss sie in ihrem Herzen ein.
Niemand sollte davon in Kenntnis gesetzet sein!
Als alle schliefen in der neunten Nacht,
hat sich die Jüngste, auf Zehenspitzen schleichend,
heimlich aus dem Haus gemacht.
Sie versteckte sich hinter einem Baum,
einem großen, dicken
und hoffte, den Liebsten bald zu erblicken.
Erst nach dem dritten Hahnenschrei
hörte sie ein Geräusch,
als wenn es Pferdegetrappel sei.
Sie lief dem Ton entgegen.
Da sah sie schon den Prinzen
mit seiner Kriegerschar,
der wirklich angekommen war!
Er saß auf seinem stolzen Ross verwegen!
Der Prinz half ihr, auf seinem Pferde,
hinter ihm Platz zu nehmen.
Das Mädchen hatte nichts dagegen.
Sie lehnte sich an, hielt sich an ihm fest,
sodass der Weg ins Schloss
gleich sofort beginnen kann
und sich auch finden lässt.
Das Morgenrot hatte überall der Vögel Zungen gelöst
und ihr Gezwitscher geweckt.
Hätte das Mädchen doch nur darauf gehört,
so hätte es die Warnungen der Vögel entdeckt!
Doch nur die honigsüßen Worte
des Prinzen drangen in ihr Ohr.
Er bat sie, alle Furcht aufzugeben!
Im Schutze der Soldaten könne sie ganz furchtlos leben!
Die böse Mutter hatte des Mädchens Flucht erst spät entdeckt.
Das geschah, als sie das Garn nicht abgewickelt fand!
Was zu tun war, durch des Mädchens Hand!
Mit der Frage: »Wo ist sie hin?«,
hat sie die Schwestern geweckt.
Niemand konnte eine Antwort geben.
So dachte die Alte: Sie wird geflüchtet sein
und dagegen muss ich anstreben!
Sofort hat sie einen Entschluss gefasst,
aus dem man erkennt, dass sie ihre Tochter hasst!
Eine Strafe wollte sie der Geflohenen nachsenden,
die ihr Schicksal zum Bösen sollte wenden!
Vom Boden holte sie eine Handvoll
Hexenkräuter, neunerlei Art.
Die hat sie mit Flüchen belegten Salzen
vermischt und gepaart.
All das band sie in ein Säckchen ein.
Gab diverse Verwünschungen drein
und ließ das Hexenknäuel mit dem Winde ziehn.
Dem konnte das Mädchen nicht entfliehn!
Die Alte begann ein Lied dazu zu singen:
Wirbelwind, verleihe Flügel.
Löse dem Fetisch all’ seine Zügel.
Treibe das Knäuel hinter den Flüchtenden her!
Sie zu erreichen und zu treffen, das fällt dir nicht schwer!
Bringe der Ungetreuen den Tod
und allen, die ihr halfen, Seuchen, Pest und tiefe Not!
Noch am Vormittag der Königssohn
mit seiner Kriegerschar,
an einem Flusse angekommen war.
Eine schmale Brücke bekam er zu Gesicht.
Einzeln mussten sie hinüberreiten,
denn gemeinsam, als Gruppe ging es nicht!
Als der Prinz mit dem Mädchen
mitten auf der Brücke angekommen war,
das schreckliche Ereignis geschah:
Mit dem Winde flog das Hexenknäuel heran.
Es ganz sicher sein Pferd nun treffen kann!
Vor Schreck stellte es sich auf seine Hinterbeine.
Das Mädchen kam davon ins Rutschen, ganz alleine!
Sie glitt vom Pferde herab und fiel jählings in den Fluss!
Darin sie nun ertrinken muss!
Der Königssohn wollte ihr nachspringen.
Weil man ihn festgehalten, sollte es ihm nicht gelingen!
Der Fluss war grundlos tief und strömte geschwind!
Zu retten war nicht mehr, das verlorene Kind!
Der Fluch der Alten hatte ihr Kind
und dessen Liebsten getroffen.
Für beide gab es nun kein Hoffen!
Sie in die Fänge des Todes geraten war
und er trauerte um sie, so manchen Tag, so manches Jahr!
Der Prinz schloss sich in sein Zimmer ein,
wollte nur noch alleine sein.
Verweigerte Trank und Essen!
Konnte die Liebste nicht vergessen!
Schwermut hatte ihn befallen. Keiner der Ärzte konnte helfen,
und auch niemand von den herbeigerufenen Zauberern allen!
Da sagte eines Tages des Windzauberers Sohn:
»Schickt mich nach Finnland.
Dort lebt ein berühmter Zauberer.
Von dem hörte ich vor Jahren schon,
dass seine Macht viel größer und stärker soll sein,
als die Macht aller Zauberer in eurem Reiche im Verein!«
Der König hat hoffnungsvoll sogleich nach diesem geschickt
und nach kaum einer Woche hat er ihn dann erblickt!
Auf Windes Flügeln traf er ein.
Er wird doch nicht geflogen sein?
Der Zauberer erblickte den Königssohn und stellte fest:
»Die Krankheit wurde vom Winde gebracht,
nach eines langen Tages Nacht!
Darum sie sich nur vom Winde heilen lässt!
Ein Hexenknäuel hat seine Liebe hingerafft.
Darum auch nur der Wind des Prinzen Heilung schafft!
Schickt den Königssohn hinaus, täglich in den Wind
und bald schon seine Sorgen verflogen sind!
Tut es gleich, es ist noch nicht zu spät!
Ihr werdet sehen, wie die Heilung vor sich geht!«
Alsbald fing der Prinz sich zu erholen an.
Er auch wieder essen und schlafen kann.
Nun gestand er den Eltern seinen Verlust ein.
Und er sagte, er möchte nicht ohne seine Liebste sein!
Der Vater schlug eine Brautschau vor.
Doch damit erreichte er nicht seines Sohnes Ohr!
Nur die eine sollte seine Liebste sein.
Eine andere zu wählen, wäre sehr gemein!
Nach langer Zeit ritt der Prinz wieder zum Jagen.
Stand am Fluss an einer Brücke und da musste er sich fragen,