Die Götter würfeln nicht - Wolf Kunert - E-Book

Die Götter würfeln nicht E-Book

Wolf Kunert

0,0

Beschreibung

Haben uns die alten Mythen noch etwas zu sagen? Was könnten uns die Gestalten aus dem Trojanischen Krieg heute an Erfahrungen vermitteln? Der Autor wollte es wissen. Er hat sich auf den Weg begeben, mit ihnen zu sprechen. Sie haben ihm Rede und Antwort gestanden. Prominente Gesprächspartner konnte er gewinnen, wie Kassandra, Penthesilea oder Odysseus. Seien Sie gespannt auf den Antworten und tauchen Sie ein in die magische Welt der griechischen Mythologie. Dieses Buch "Die Götter würfeln nicht" entführt Sie in fiktive Dialoge mit Gestalten und Kreaturen die ihre Geschichten und ihr Leben mit Ihnen zu teilen bereit sind. Auszug: "Kassandra" "Stattdessen wandte sich des Königs Zorn gegen dich. Als hätten deine Vorhersagen all das, was folgte, ausgelöst. Der Botin galt sein Zorn, nicht dem Verursacher. Dir, der Unerhörten, warf er vor, was er seinem Sohn nicht vorwerfen wollte. Zu groß wäre die eigene Bloßstellung gewesen. Ein König war er, wo er hätte Mensch sein müssen, um seiner Selbsttäuschung willen. Und ein Vater war er, wo er hätte ein König sein müssen, um Trojas willen. Von dir forderte er nun Priesterin zu sein. Dem Apoll solltest du den Sieg über die Griechen abringen. Ihn, den du so tief gekränkt hattest, solltest du anbeten, anflehen für einen Sieg. Du konntest es nicht. Wie denn auch? Und hast den Vater enttäuschen müssen. Du konntest ihm nur die Wahrheit sagen. Die Wahrheit, von der er nichts wissen wollte und für die er dich schmähte. So blieb euch nur dein Bruder Hektor als Hoffnung, bis Achill diese Hoffnung verspottete und zuschanden machte. Aber was hätte den Troern die Stärke des Hektor gegen die List des Odysseus nützen können? Hielt doch die weise Athene ihre schützende Hand über den Ithaker, während Troja von allen Göttern verlassen schien. Wie hattest du gefleht, Kassandra. Hast geweint, gebettelt. Du hast sie angeschrien. Dich voller Verzweiflung auf dem Boden gewälzt. Hütet euch vor den Geschenken der Griechen, hattest du wieder und wieder gerufen, deren Preis ist das Verderben. Aber sie glaubten dir nicht. Du warst ein Weib, das von Sinnen schien. Deine Visionen deuteten sie wie immer als Wahn. Hatten die Götter doch, so glaubten sie, ihnen einen leichten Sieg geschenkt. Sie wollten ihrem Wunsch mehr glauben nach den Jahren, als deiner Gewissheit. Betrunken vom Wein und vom vermeintlich guten Ende öffneten Sie dem Tod die bisher unüberwindlichen Tore und empfingen ihn mit offenen Armen. Arme Kassandra, wie schwer muss dein Schicksal gewogen haben in jener Nacht. Du hattest es gewusst. Du hattest es kommen sehen und konntest sie nicht warnen. Unerhört blieb dein Rufen, dein Flehen. Das Geschrei der Trunkenen übertönte deine Warnung, bis es im Geschrei der Sterbenden unterging."

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 174

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wolf Kunert

Rückkehr nach Mykene

Eine Klytaimnestra Saga

Rückkehr nach Mykene

Eine Klytaimnestra Saga

Gewidmet, wie immer

Und immer Derselben

© 2023 Wolf Kunert

Grafiken: © 2023 G-JL

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Rückkehr nach Mykene

Klytaimnestra

Chrysothemis

Klytaimnestra

Elektra

Klytaimnestra

Elektra

Klytaimnestra

Chrysothemis

Klytaimnestra

Elektra

Oresthes

Klytaimnestra

Oresthes

Klytaimnestra

Oresthes

Chrysothemis

Die Götter würfeln nicht

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Rückkehr nach Mykene

Chrysothemis

Die Götter würfeln nicht

Cover

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

114

115

116

117

118

119

120

121

122

123

124

125

126

127

128

129

130

131

132

133

134

135

136

137

138

139

140

141

142

143

144

145

146

147

148

149

150

151

152

153

154

155

156

157

158

159

160

161

162

163

164

165

166

167

168

169

170

171

172

173

174

175

176

177

178

179

180

181

182

183

184

185

186

187

188

Rückkehr nach Mykene

Noch einmal gehe ich durch die Zeit. Ich kehre zurück nach Mykene. Fragen blieben ungeklärt. Ich will Antwort für sie.

Hier und jetzt werde ich sie nicht finden. Ich muss die Reise noch einmal wagen, dorthin, wo die Vergangenheit noch unverändert, unberührt ist von Wissen und Mode.

Dort will ich die Menschen sehen und hören, deren Schicksal ich bestenfalls erahne.

Namen kommen mir in den Sinn: Klytaimnestra - Gattenmörderin, Ehebrecherin! Andere Namen folgen: Iphigenie, Elektra, Oresthes und Agamemnon auch.

Wir hörten deren Geschichten und Bruchstücke sind schnell zur Hand, die abwinken will nur zu leicht. Alt sind diese Geschichten. Oft und immer wieder gleich erzählt: die Axtmörderin, ihr Buhle und die unversöhnlich trauernde Tochter.

Warum so? Warum kennen wir sie nicht anders? Hier und jetzt will ich sie erzählen, getreuer vielleicht der Wirklichkeit. Ich kann es nicht wissen. Ich muss es hoffen.

Klytaimnestra

Er ist wieder da, der Schmerz in meinem Leib. Und nichts kann ich dagegen tun. Die Erinnyen erlauben mir nicht, mich gegen sie zu wehren. Seit Aigisthos seltener mein Bett aufsucht, besuchen sie mich umso häufiger. Es ist immer quälend gleich und wenn ich auch weiß, dass es ein Traum ist, so ist er von beängstigender Wirklichkeit.

Ich liege in meinen schweißfeuchten Laken bewegungslos und starr. Ich weiß, durch die Male zuvor, dass ich die Dienerinnen nicht rufen kann, aber ich versuche es dennoch auch dieses Mal wieder. Ein Reflex, dem ich mich nicht erwehren kann. Wie immer bleibt mein Mund auch diese Nacht stumm und wieder kann ich nicht vor dem fliehen, was die Rachegöttinnen mich schon viele Male erleiden ließen.

Er besucht mich in den Nächten, in denen ich allein bin, in meinem Gemach. Er kann nicht ruhen in seinem Grab. Der will mir den Frieden nicht lassen, den ich tötete, um meines Friedens willen. Die Erinnyen erwecken ihn, um mich zu strafen. Nicht für seinen Tod. Weil ich keine Reue empfinden kann. Weil ich keine Schuld fühle, ihm gegenüber. Ich durchleide immer und immer wieder den gleichen Traum, den gleichen Schmerz und die gleiche Hilflosigkeit. Er zehrt noch immer von mir und will mich nicht loslassen. Auch jetzt noch viele Jahre später.

Was aber blieb mir, als derart zu handeln? Was blieb mir, als mich zu entscheiden für meine Kinder, für mich und Mykene.

Chrysothemis

Mutter kam allein zurück von ihrer Reise. Iphigenie war nicht wieder zu uns zurückgekehrt. Ich fragte Mutter nach der Vermählung, ob sie denn auch prächtig gewesen sei, ob man viel gesungen habe und wie ihr Gemahl sie angeschaut hätte. Es ist wichtig, wie ein Mann seine Geliebte bei der Vermählung anschaut. Das weiß ich.

Ich möchte, dass mein Gemahl mich mit treuen Augen anschaut an dem Tag, wenn ich an ihn übergeben werde. Ich werde ihn ganz sicher mit treuen Augen anschauen und ihm Kinder schenken dafür. Gute, starke Kinder sollen es sein, auf die wir stolz sind.

Ich hätte gern viele Kinder. Sie riechen so ganz besonders, wenn sie klein sind. Einmal durfte ich Oresthes in meinen Armen halten. Mutter hatte ihn mir in die Arme gelegt, behutsam und gezeigt wie man so ein kleines Wesen hält, dass es nicht zu Schaden kommt. Das ist nicht schwer und ich habe es schnell gelernt. Da habe ich zum ersten Mal diesen Geruch bemerkt. Sie riechen nach feinem Öl und auch säuerlicher Milch. Ich habe diesen Geruch in mir aufgesogen für immer. Seitdem weiß ich, dass ich viele Kinder haben möchte. Ich möchte diesen Duft nie mehr missen, er hat etwas Tröstendes.

Mutter war traurig nach der Heimkehr. Sie hat mir erzählt, dass Iphigenie nicht mehr nach Hause kommen wird, weil sie bei den Göttern ist. Die hätten sie zu sich gerufen für immer. Das kann ich verstehen, sie war schön und klug. Die Götter werden sie lieben. Warum Achill sie nicht gewollt hätte, fragte ich sie. Ob sie ihm denn nicht schön genug gewesen sei.

Da hat Mutter angefangen zu weinen. Ich habe sie in die Arme genommen und ihr ein Lied gesungen, wie sie es früher bei mir oft getan hat. Leise und bedacht habe ich für sie gesungen. Es war ein gutes Lied, denke ich, denn sie hat bald wieder gelächelt. Dann hat sie sich die Tränen aus den Augen gewischt und gesagt, dass sie lange genug geweint hätte in diesem Palast und sich vieles ändern würde. Dafür sei es jetzt an der Zeit. Für immer werde sie mich beschützen, dessen könne ich sicher sein. Sie sah ernst aus, als sie das sagte.

Als sie sich zur Tür wandte, sagte sie, dass sie sich ein neues Tuch von mir wünsche, einer Königin würdig und von besonderer Art solle es sein. Das versprach ich ihr zu weben.

Ich sei nicht klug, hat Vater gesagt. Mich könne er keinem Manne anbieten als Frau, einem Schäfer bestenfalls. Vater wusste nicht viel über mich. Er kam nie zu mir und nie hat er mich etwas gefragt. Nicht geredet hat er mit mir und wenn, dann hat er seinen Spot mit mir getrieben. Ich mochte es nicht, wenn er das tat. Es schmerzte mich und ich blieb dann lange Zeit in meiner Kammer am Webstuhl. Da kam er nie hin.

Niemand im Palast kann schönere Stoffe weben oder schönere Lieder singen, als ich. Die anderen Mädchen singen immer wieder die gleichen Lieder. Ich denke mir jedes Mal neue aus. Das können sie nicht.

Seit Mutters Rückkehr hat sich vieles geändert. Sie hat nur selten Zeit für mich und mit ernsten Dingen ist sie meist beschäftigt. Zwar lächelt sie mich an, wenn wir uns begegnen, aber ich merke es dennoch.

Überhaupt hat sich viel geändert mit den Jahren im Palast. Neue Leute gehen ein und aus und andere bekannte Gesichter treffe ich nicht mehr. Ich mag neue Menschen nicht. Ich weiß nicht, wer sie sind und wie. Mutter hat mir gesagt, dass sie nicht meinetwegen kämen und ich müsse nicht beunruhigt sein. Aber das fällt mir nicht leicht.

Dann hat sie mir Aigisthos vorgestellt, als den Mann an ihrer Seite. Vater sei noch immer im Krieg vor Troja und kein Ende sei bis jetzt abzusehen. Daher ist es wichtig für sie, dass sie einen Mann habe, dem sie vertrauen könne. Ich habe sie gefragt, ob Vater denn nicht wütend darüber sein werde, wenn er davon erfährt. Sie hat nicht geantwortet. Aber ich bin mir sicher, er würde, denn er wurde es oft und leicht bei jedem Anlass. Manchmal, wenn ich nachts im Palast unterwegs war, konnte ich Mutter weinen hören nach ihren Streitigkeiten.

Dann hat sie Aigisthos geheiratet. Viele Menschen kamen zu dem Fest und es war laut im Palast. Mutter sah wirklich wie eine Königin aus, in ihrem Kleid. Es war aus meinem Tuch genäht. Ich hatte feine Goldfäden hineingewebt, das konnte sonst keine der Frauen in Mykene. Sie liebte es und sah wunderschön darin aus.

Bei ihrem Schwur haben sich die zwei aber nicht treu angesehen. Das habe ich bemerkt. Geschworen haben sie zwar sich zu beschützen und gelächelt dabei, aber der Blick fehlte. Das habe ich bemerkt.

Es waren eine Menge Leute gekommen und es war ein prachtvolles und lautes Fest. Ich saß neben Mutter. Ich hatte mir das gewünscht für das Hochzeitskleid. Für Elektra war ein Stuhl neben Aigisthos hergerichtet. Aber sie kam nicht. Ihr Platz blieb leer an dem Tag, wie auch später oft.

Mutter sagte mir, dass Elektra nicht mit der Ehe einverstanden wäre, weil sie den Vater sehr liebe. Ich erinnere mich, dass sie oft und viel Zeit miteinander verbrachten und sie ihm sehr zugetan war. Aber sie hat unserer Mutter nicht gut gedankt, für das was die für uns tat. Stattdessen ist sie in allem dem Vater gefolgt und war oft zornig, wie er. Sie war meine jüngere Schwester, doch war