Die Großstädte und das Geistesleben - Georg Simmel - E-Book

Die Großstädte und das Geistesleben E-Book

Georg Simmel

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Beschreibung

In 'Die Großstädte und das Geistesleben' analysiert Georg Simmel auf faszinierende Weise die Auswirkungen der Großstadt auf das individuelle und kollektive Bewusstsein. Seine Prosa ist präzise und durchdringend, was es dem Leser ermöglicht, tief in die komplexen sozialen Strukturen einzutauchen. Simmel führt den Leser durch die Straßen und Plätze der Großstädte und beleuchtet dabei Themen wie Anonymität, Vielfalt und Isolation, die das Geistesleben in der urbanen Umgebung prägen. Das Buch zeichnet sich durch seine visionäre Herangehensweise an soziologische Themen aus und bietet einen einzigartigen Einblick in die Wechselwirkung zwischen Stadtleben und menschlicher Psyche. Georg Simmel, ein renommierter Soziologe des 19. Jahrhunderts, verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Erforschung sozialer Phänomene. Seine akademische Arbeit und sein intellektueller Hintergrund haben ihn dazu befähigt, das komplexe Geflecht der Großstadt zu enträtseln und bedeutende Einsichten darüber zu liefern. 'Die Großstädte und das Geistesleben' ist ein zeitloses Werk, das sowohl Soziologen als auch Leser, die an urbaner Kultur interessiert sind, begeistern wird. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die das Wesen der modernen Gesellschaft verstehen wollen und eine tiefgründige Analyse der Urbanisierung suchen.

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Seitenzahl: 25

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Georg Simmel

Die Großstädte und das Geistesleben

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1386-3

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Die tiefsten Probleme des modernen Lebens quellen aus dem Anspruch des Individuums, die Selbständigkeit und Eigenart seines Daseins gegen die Übermächte der Gesellschaft, des geschichtlich Ererbten, der äußerlichen Kultur und Technik des Lebens zu bewahren – die letzterreichte Umgestaltung des Kampfes mit der Natur, den der primitive Mensch um seine leibliche Existenz zu führen hat.

Mag das 18.Jahrhundert zur Befreiung von allen historisch erwachsenen Bindungen in Staat und Religion, in Moral und Wirtschaft aufrufen, damit die ursprünglich gute Natur, die in allen Menschen die gleiche ist, sich ungehemmt entwickele; mag das 19.Jahrhundert neben der bloßen Freiheit die arbeitsteilige Besonderheit des Menschen und seiner Leistung fordern, die den Einzelnen unvergleichlich und möglichst unentbehrlich macht, ihn dadurch aber um so enger auf die Ergänzung durch alle anderen anweist; mag Nietzsche in dem rücksichtslosesten Kampf der Einzelnen oder der Sozialismus gerade in dem Niederhalten aller Konkurrenz die Bedingung für die volle Entwicklung der Individuen sehen – in alledem wirkt das gleiche Grundmotiv: der Widerstand des Subjekts, in einem gesellschaftlich-technischen Mechanismus nivelliert und verbraucht zu werden.

Wo die Produkte des spezifisch modernen Lebens nach ihrer Innerlichkeit gefragt werden, sozusagen der Körper der Kultur nach seiner Seele – wie mir dies heut gegenüber unseren Großstädten obliegt – wird die Antwort der Gleichung nachforschen müssen, die solche Gebilde zwischen den individuellen und den überindividuellen Inhalten des Lebens stiften, den Anpassungen der Persönlichkeit, durch die sie sich mit den ihr äußeren Mächten abfindet.

Die psychologische Grundlage, auf der der Typus großstädtischer Individualitäten sich erhebt, ist die Steigerung des Nervenlebens,die aus dem raschen und ununterbrochenen Wechsel äußerer und innerer Eindrücke hervorgeht.

Der Mensch ist ein Unterschiedswesen, d. h. sein Bewußtsein wird durch den Unterschied des augenblicklichen Eindrucks gegen den vorhergehenden angeregt; beharrende Eindrücke, Geringfügigkeit ihrer Differenzen, gewohnte Regelmäßigkeit ihres Ablaufs und ihrer Gegensätze verbrauchen sozusagen weniger Bewußtsein, als die rasche Zusammendrängung wechselnder Bilder, der schroffe Abstand innerhalb dessen, was man mit einem Blick umfaßt, die Unerwartetheit sich aufdrängender Impressionen.

Indem die Großstadt gerade diese psychologischen Bedingungen schafft – mit jedem Gang über die Straße, mit dem Tempo und den Mannigfaltigkeiten des wirtschaftlichen, beruflichen, gesellschaftlichen Lebens – stiftet sie schon in den sinnlichen Fundamenten des Seelenlebens, in dem Bewußtseinsquantum, das sie uns wegen unserer Organisation als Unterschiedswesen abfordert, einen tiefen Gegensatz gegen die Kleinstadt und das Landleben, mit dem langsameren, gewohnteren, gleichmäßiger fließenden Rhythmus ihres sinnlich-geistigen Lebensbildes.

Daraus wird vor allem der intellektualistische Charakter des großstädtischen Seelenlebens begreiflich, gegenüber dem kleinstädtischen, das vielmehr auf das Gemüt und gefühlsmäßige Beziehungen gestellt ist.

Denn diese wurzeln in den unbewußteren Schichten der Seele und wachsen am ehesten an dem ruhigen Gleichmaß ununterbrochener Gewöhnungen.