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Wie Sie den Vagusnerv stimulieren und gesünder leben Er ist der längste Nerv in unserem Körper: Der Vagusnerv reguliert das Immunsystem und ist das zentrale Kommunikationsorgan zwischen dem Gehirn und den Organen, aber auch zum Mikrobiom, den nützlichen Bakterien des Menschen. Die Erforschung seiner Bedeutung für unsere Gesundheit führt zu erstaunlichen Erkenntnissen. In diesem Buch finden Sie dieses Wissen und die Wege, wie Sie es für Ihre Gesundheit nutzen können. - Umfassendes Sachbuch mit vielen Tipps zur Stärkung Ihrer Gesundheit - Weniger Stress, mehr Resilienz und ein starkes Immunsystem: Alltagstaugliche Methoden und praktische Übungen für den Vagusnerv - Wege zur ganzheitlichen Gesundheit durch ein besseres Verständnis des "Selbstheilungsnervs" - Der Vagus und seine Bedeutung: Wie er zur Verbesserung von Entzündungen sowie psychischen und chronischen Erkrankungen beitragen kann - Ein Buch für alle, die ihr Leben ganzheitlicher und gesünder gestalten möchten Der Wert des Summens, der Klang der Stille und der Tanz des Herzens: Ein starker Vagusnerv für Gesundheit und Wohlbefinden Die Bedeutung des Vagusnervs ist so vielfältig und komplex wie die Gesundheit selbst. Der international anerkannte und erfahrene Professor Maximilian Moser erforscht seit 30 Jahren das vegetative Nervensystem, insbesondere den Vagusnerv und seine Funktion sowie damit verbundene Therapien. Erfahren Sie, wie Sie mit diesem Wundernerv Ihr Immunsystem stärken, Ihre Gesundheit verbessern und Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren können.
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Seitenzahl: 224
Veröffentlichungsjahr: 2025
Maximilian Moser
Maximilian Moser
Wie uns der Wundernerv Entspannung und Gesundheit schenkt
Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die enthaltenen Informationen keine medizinische oder ärztliche Beratung darstellen und eine solche auch in keinster Weise ersetzen können. Bitte konsultieren Sie stets bei allen gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden einen Arzt. Insbesondere die Notwendigkeit von Operationen/Behandlungen muss von Ärzten abgeklärt werden. Autor und Verlag bzw. Herausgeber übernehmen keine Haftung für Schäden oder Verluste, einschließlich entgangenen Gewinns und Folgeschäden, welche durch den Gebrauch oder das Vertrauen auf die in diesem Buch enthaltenen Angaben entstehen.
Gendererklärung: Im vorliegenden Buch wird darauf verzichtet, bei Personenbezeichnungen sowohl die männliche als auch die weibliche Form zu nennen. Die männliche Form gilt in allen Fällen, in denen dies nicht explizit ausgeschlossen wird, für beide Geschlechter.
1. Auflage
© 2025 Maximilian Moser, © 2025 ecoWing Verlag bei Benevento Publishing
Salzburg – Wien, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Red Bull Media House GmbH
Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15; 5071 Wals bei Salzburg, Österreich
Umschlaggestaltung: Andrea Schneider / diceindustries
Layout und Satz: MEDIA DESIGN: RIZNER.AT
Gesetzt aus der Palatino, Resolve
Lektorat: Elisabeth Skardarasy
Illustrationen und Grafiken im Buch: Lisa Haunschmid
Lithographie: Clemens Ragotzky
Bildnachweis bitte wie folgt: S. 17 Oleksandr Pokusai / Adobe Stock; S. 21, 166 Axel Kock / Adobe Stock; S. 26 Fritz Zvacek / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com; S. 32, 37, 45, 46, 47, 48, 56, 58, 60, 63, 81, 107, 115, 182 Human Research Institut (HRI); S. 33 Maiken Nedergaard; S. 43 The Bookworm Collection / Alamy Stock Photo; S. 78, 149, 151 Maximilian Moser; S. 79, 80, 81, 83 Erik Hornung / Theodor Abt / Living Human Heritage Publications; S. 92 Lisa Haunschmid / Shutterstock; S. 180 Sanochron; Autorenfoto S. 205 Sam Straus. Wir haben uns bemüht, alle Urheberrechte an den in diesem Buch verwendeten Bildern zu klären. Sollte es uns nicht gelungen sein, den Urheber eines Bildes zu ermitteln, bitten wir den Rechteinhaber, sich mit uns in Verbindung zu setzen, damit wir die entsprechenden Anerkennungen und Vereinbarungen treffen können.
ISBN: 978-3-7110-0333-1
eISBN: 978-3-7110-5357-2
Einleitung
Die Erforschung des vegetativen Nervensystems
Sympathikus – Lebensretter ohne Rücksicht auf Verluste
Vagus – Regeneration und Heilung
Wie alles begann – ein Traum führt zum Nobelpreis
Die vernachlässigte Kraft des Schlafs
Der Tanz des Herzens – die Messung der Herzratenvariabilität
Messung der Gesundheit im Weltraum
Vom Weltraum in die Klinik
Von der Klinik in die Prävention
Der Klang des Herzens
Exkurs: Rhythmus und Vagus
Körperrhythmen als Ausdruck der Vagusaktivität
Das Amduat
Die heilende Kraft des Vagus
Immunzellen scannen den Körper ab
Sepsis – Entgleisung des Immunsystems
Vagusstärkung als Heilungsprinzip
Die Spitzenmedizin der Zukunft – Prävention und Gesundheitsbildung
Wann soll ich beginnen, meinen Vagus zu stärken?
Psyche und Vagus – mentale Übungen zur Vagusstärkung und zum Aufbau einer resilienten Gesundheit
Dankbarkeitsübung
Die innere Tagesrückschau
Das innere Lächeln
Wer siegt? Mein Ärger oder ich?
Atemübungen zur Vagusstimulation
Chi, Prana, Ruach – der Atem in verschiedenen Kulturen und seine Wirkung als Vagusverstärker
Buteyko – ein ukrainischer Arzt heilt mit langsamem Atmen
Wim Hof und die Tummo-Atmung
Atemübungen zur Vagusstärkung
Entschleunigung und Vagus
Der Klang der Stille
Das Säuseln des Windes, das Rauschen des Meeres
Ernährung und Vagus
Sieben Regeln zur Ernährung und wie Sie diese am besten in Ihren Alltag einbauen können
Mikrobiom und Vagus
Was können Sie tun, um diese neuen Erkenntnisse für Ihre persönliche Gesundheit einzusetzen?
Anhang und Serviceteil
Danksagung
Anmerkungen
Über den Autor
»Ein ›Wundernerv‹ wird er genannt oder der ›vermutlich angesagteste Körperteil‹, ein Nerv mit Potenzial! Denn dieser zentrale Nerv, einer der zwölf Hirnnerven, wirkt als ein Meister der Selbstberuhigung bei Nervosität und Unruhe«, schreibt die ZEIT in ihrer Online-Ausgabe vom 7.8.2024.1
Wie kein anderer Nerv hat der Vagus – und das mit ihm zusammenhängende parasympathische Nervensystem – in den letzten Jahren höchstes Interesse bei gesundheitsorientierten Medizinern gewonnen. Die neuen Erkenntnisse dazu gehen aber noch weit über die von der ZEIT angedeutete Nervositätsminderung hinaus! In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass der Vagus, der längste Nerv unseres Körpers, das zentrale Kommunikationsorgan zwischen dem Gehirn und den Körperorganen darstellt und diese beiden auch mit dem Immunsystem verbindet.
Meine eigene Biografie als medizinischer Wissenschaftler ist sowohl räumlich als auch inhaltlich eng mit der Erforschung der Wirkung des Vagusnervs verbunden. An der Karl-Franzens-Universität in Graz, an der ich viele Jahre gearbeitet habe, hat auch Otto Loewi 1921 seine bahnbrechende Entdeckung des Vagusstoffes gemacht. Sein Labor war keine 100 Meter von unserem Institut entfernt. Ein anderes Institut unserer Fakultät unter der Leitung von Prof. Konrad Schauenstein hat intensiv über die Kommunikation zwischen dem Immunsystem und dem vegetativen Nervensystem (dessen Teil der Vagusnerv ist) geforscht, als noch weltweit wenig Interesse an diesem wichtigen Thema bestand. Und unsere weltraummedizinische Forschung führte uns schließlich direkt in die Messung der Vagusaktivität, die von den erfahrenen Weltraumwissenschaftlern als besonders wichtig für die Erhaltung der Gesundheit von Astronauten und Kosmonauten erkannt wurde.
Warum aber sind der Vagusnerv und seine Aktivität so wichtig für den Organismus?
Eine der wesentlichen Eigenschaften des Immunsystems ist es, über Entzündungen Heilungsprozesse im Organismus zu bewirken, Fremdkörper wie Viren, Bakterien und Pilze zu beseitigen und Krebszellen frühzeitig zu eliminieren. Um dies bewirken und Eindringlinge möglichst früh bekämpfen zu können, muss das Immunsystem relativ »scharf« gestellt sein. Andererseits sollte es jedoch gesunde Körperzellen verschonen und nicht beschädigen. Diese feine Balance wird nach neuesten Forschungen über den Vagusnerv gesteuert – er ist das Zünglein an der Waage zwischen zu radikaler und zu schwacher Wirkung des Immunsystems.
Der Vagus verbindet, koordiniert und dirigiert also quasi unser Körperorchester. Er meldet Entzündungen ans Gehirn und beruhigt entzündete Areale. Damit erfüllt er die idealen Voraussetzungen, unsere Gesundheit zu steuern. Er dämpft und beruhigt das Immunsystem, das ohne diese Mediation mit den schädlichen Zellen auch die nützlichen beseitigen würde. Wird die Aktivität des Vagusnervs schwach, wie dies zum Beispiel im Alter der Fall sein kann, so zeigt sich eine erhöhte Entzündungsneigung im Organismus. Und gerade diese hat sich in den letzten Jahren als Ursache vieler chronischer Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Gelenksentzündungen, Arterienerkrankungen und sogar Krebs herausgestellt. Man spricht dabei von silent inflammations oder chronischen Entzündungsherden im Körper. Parallel zum Interesse am Vagusnerv hat sich im Bereich der chronischen Erkrankungen auch die Entzündung als wesentlicher Faktor gezeigt, der zum rechten Zeitpunkt gehemmt werden muss, wenn wir gesund bleiben und viele gute Lebensjahre haben wollen.
In allerjüngster Zeit hat sich noch ein weiterer Aspekt der Vagusaktivität herausgestellt: die Kommunikation des Gehirns mit dem Mikrobiom – den nützlichen Bakterien in unserem Körper. 2023 konnten wir, zusammen mit Arbeitsgruppen der medizinischen Universität Graz, erstmalig zeigen, dass die Vielfältigkeit und damit die Stabilität des Mikrobioms im menschlichen Körper an die Höhe der Vagusaktivität gekoppelt ist. Eine höhere Vagusaktivität war dabei mit einem »gesunden« Mikrobiom verbunden. Auch das Mikrobiom ist ein Hotspot der medizinischen Gesundheitsforschung, da es bei kranken Menschen durchgängig in seiner Vielfalt kompromittiert ist und vor allem die schädliche »Western Diet« (gemeint ist eine kohlenhydrat-, zucker- und fleischreiche industriell basierte Fast-Food-Diät), die mit vielen Erkrankungen verbunden ist, sich gerade durch eine starke Reduktion der Vielfalt des Mikrobioms äußert.
Aufgrund all dieser Forschungsergebnisse stehen die Kenntnis und Förderung der Vagusaktivität daher im Zentrum der »Gesundheitsbildung«, einer Wissenschaft, die in der Medizin und auch im Gesundheitssystem bisher einen sehr geringen Stellenwert hatte. Das vorliegende Buch soll auch einen Beitrag dazu leisten, den Wert der Gesundheitsbildung in der Medizin zu erhöhen und Forschungen auf diesem Gebiet anzuregen. Ich habe mir zudem zum Ziel gesetzt, Ihnen mit diesem Buch die Bedeutung des Vagusnervs für unsere Gesundheit allgemein verständlich zu erklären und Ihnen Werkzeuge in die Hand zu geben, um die Aktivität dieses Gesundheitsnervs zu steigern und ein gesünderes und durch Wohlbefinden ausgezeichnetes Leben führen zu können.
Sie kennen sicher die Geschichte von dem Tausendfüßler, der sich elegant durch den Wald schlängelte, durch das Moos, über den Waldboden und die Baumwurzeln. Dies beobachtete der schlaue Fuchs, trabte neben ihm her und fragte harmlos: »Sag, wie machst du das, werter Tausendfüßler, dass du all deine Füße so elegant bewegst, ohne sie durcheinanderzubringen oder ins Stolpern zu kommen?« Der Tausendfüßler hielt kurz inne und dachte nach, wie er das eigentlich wirklich bewerkstelligte. Er konnte es aber nicht erklären und begründen und schüttelte nur unwillig seinen Kopf. Als er wieder loslaufen wollte und nun genau auf die Bewegungen seiner Beine achtete, verhedderte er sich mit dem ersten im zweiten Beinpaar, mit dem vierten im dritten usw. und kam gar nicht mehr vom Fleck. Der Fuchs konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, schnappte den Tausendfüßler und fraß ihn auf.
So wie der Tausendfüßler normalerweise nicht nachdenken muss, wie er seine tatsächlich »nur« bis zu 700 Beine bewegt, müssen wir Menschen, solange wir gesund sind, nicht nachdenken, wie wir atmen, wie schnell unser Herz schlägt oder wie unsere Verdauungsperistaltik abläuft. Auch auf die Produktion von Hormonen müssen wir nicht Acht geben. All das macht unser vegetatives Nervensystem, das größte und wichtigste Steuerorgan unserer Lebensabläufe, ganz ohne unser bewusstes Zutun. Es wird aus diesem Grund auch autonomes, also selbstständiges Nervensystem genannt.
Zwei Extremzustände unseres Lebens – die Bewältigung lebensbedrohlicher Gefahren durch Flucht, Kampf oder das Totstellen auf der einen Seite und Schlaf auf der anderen Seite – haben zur Ausprägung von zwei verschiedenen Anteilen unseres vegetativen Nervensystems geführt: Sympathikus und Parasympathikus. Der Vagusnerv, von dem dieses Buch handelt, ist dabei der größte Nerv des parasympathischen Systems, weshalb dieser Name vereinfachend und platzsparend für das gesamte parasympathische System verwendet wird.
Als der dänischstämmige, in Paris wirkende Anatom Jacob Benignus Winsløw (1669–1760) erstmalig das Wort »Sympathicus« in seinem Anatomielehrbuch2 für die entsprechenden Nervenbahnen im Brustbereich verwendete, glaubte er, damit die anatomische Basis des Mitgefühls von einem Menschen zum anderen entdeckt zu haben. Das altgriechische Wort sympathein (συμπαθεĩν) bedeutet folgerichtig »mitfühlen«, »mitleiden« und wurde bereits von Hippokrates verwendet. Tatsächlich hatte er als Erster einen Teil des sympathischen Nervensystems beschrieben, das in Situationen aktiviert wird, in denen erhöhte Leistung, Flucht oder Kampf notwendig werden.
Der Sympathikus ist unser Aktivierungs- und Rettungssystem in der Not. Er ist über unsere Sinnesorgane auch an der Warnung vor Gefahren beteiligt, wir können ihn daher auch als »Warnnerv« bezeichnen. Besonders in Extremsituationen nimmt er keine Rücksicht auf Verluste und peitscht den Organismus zu Höchstleistungen an, auch wenn das innere Gefahren mit sich bringt. So erhöht er zum Beispiel die Herzleistung durch eine Erhöhung der Schlagfrequenz, was im Extremfall zu einem unkoordinierten Kammerflimmern mit damit verbundenem Stillstand des Herzens führen kann. Die erhöhte Herzleistung kommt andererseits der Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen durch verstärkt zirkulierendes Blut zugute, die in Leistungs- und Gefahrensituationen auch wirklich benötigt wird.
Funktionen von Parasympathikus (Vagus) und Sympathikus, den beiden Ästen des vegetativen Nervensystems.
Bei der Sympathikusaktivierung werden zunächst die Überträgerstoffe Adrenalin und Noradrenalin im Körper freigesetzt. Noradrenalin wird vor allem in den Nervenendigungen freigesetzt, Adrenalin im Mark, also im Inneren der Nebenniere. Beide Hormone erhöhen die Herzfrequenz und den Blutdruck, Energiereserven im Körper werden aktiviert, die Hautgefäße verengt (darum haben wir bei Stress kalte Hände) und die Muskelgefäße erweitert (deshalb können wir schneller laufen oder fester zuschlagen). Auch die Sekretion der inneren Drüsen wird vermindert, um alle Energie des Körpers für die Bewältigung der Situation zur Verfügung zu stellen. Dies bemerken wir vor allem bei den Speicheldrüsen, weshalb der Mund trocken wird, wenn wir unter Stress stehen. Redner, die dauernd am Wassergläschen nippen, stehen offensichtlich unter starkem Stress.
Einige Minuten später beginnt die Cortisolausschüttung, durch die die schlimmsten Effekte der vorgenannten Stresshormone verhindert werden sollen. Wie der Name »Cortisol«, der vom lateinischen Wort Cortex (Rinde) abgeleitet ist, bereits andeutet, ist die Nebennierenrinde der Ursprungsort des Cortisols. Kurzfristig macht es uns leistungsfähig, wirkt entzündungshemmend und schützt die Organe vor Überlastung. Leider ist ein hoher Cortisolspiegel langfristig auch nicht harmlos, da er zu Wassereinlagerungen mit Gewichtszunahme, schlechter Wundheilung, Konzentrationsstörungen und erhöhtem Blutzuckerspiegel führen kann. Nachts kann das Cortisol, das uns am Morgen aufweckt und für den Tag vorbereitet, zu Schlafstörungen und Ängsten führen und die Gedächtnisbildung stören. Man nimmt an, dass Letzteres verhindern soll, dass wir traumatische Erinnerungen aus extremen Gefahrensituationen behalten, weshalb Cortisol die Bildung von Synapsen im Gehirn und damit das Langzeitgedächtnis hemmt. Menschen, die dauernd unter Stress und Cortisol stehen, haben daher Gedächtnisprobleme und können nicht dazulernen. Könnte das einer der Gründe sein, warum extrem gestresste Menschen immer die gleichen Fehler machen, ohne aus ihnen zu lernen? Wie wichtig wäre dann zwischendurch Zeit für Entspannung!
Der eigentliche Heiler nach starken Stressbelastungen, wie auch nach dem anstrengenden Alltagsleben, ist jedoch der Vagus. Unter seinem Einfluss erholt sich der Körper, zum Beispiel im Schlaf, die am Tag unterdrückten Rhythmen beginnen wieder zu arbeiten und unser Körper wie ein Musikinstrument zu schwingen. Das Herz kann sich regenerieren und der gesamte Organismus verjüngt sich unter dem Einfluss dieses hilfreichen Nervs. So kann man vereinfacht sagen, dass wir tagsüber altern, nachts aber, wenn wir gut schlafen, ein wenig jünger werden. Unerfreulicherweise ist der Alterungsprozess etwas schneller als der Verjüngungsprozess, sodass wir insgesamt älter werden – unser Tribut an das Leben. Durch Optimierung unserer Schlafqualität, bei der uns der Vagusnerv hilft, können wir jedoch den Verjüngungsprozess so gut wie nur möglich gestalten. Das ist eines der Dinge, die wir in diesem Buch lernen wollen (siehe dazu das Kapitel Der Tanz des Herzens – die Messung der Herzratenvariabilität).
Der anatomische Verlauf von Sympathikus und Vagus geht mit ihrer jeweiligen Funktion Hand in Hand. Der Sympathikus (in der obigen Abbildung rot), der uns ja vor Gefahren warnen muss und daher mit den Fernsinnen in Bezug stehen sollte, ist tatsächlich im Kopfbereich mit den großen Sinnen Gehör3und Augen4 in Verbindung. Wenn wir in Wutsituationen sagen, jemand »sieht rot«, so basiert diese Redewendung tatsächlich auf einer physiologischen Beeinflussung bzw. Schärfung des Sehsinnes durch den Warnnerv: Der Sehsinn und der Gehörsinn, beides Fernsinne, die uns entfernte Gefahren früh anzeigen, werden durch den Sympathikus geschärft und besonders empfindlich.
Auch bei Hunger wird der Sympathikus aktiviert, und unsere Sinne werden nicht nur empfindlicher für den Geruch von Essen, sondern auch für das Suchen von Früchten. Da die Aktivierung des Sympathikus in der Regel von unangenehmen Gefühlen begleitet wird, sind wir auch aggressiver, weshalb sich im englischen Sprachgebrauch der Begriff hangry (eine Mischung aus hungry / hungrig und angry / wütend) für diesen Zustand eingebürgert hat. Beobachten Sie sich einmal diesbezüglich und vermeiden Sie Streitsituationen, wenn Sie oder Ihre Gesprächspartner hungrig sind! Nach dem Essen sieht die Welt wesentlich schöner und friedlicher aus und Sie können viel freundlicher über die Ursache des Streits sprechen, weil die Sympathikusaktivierung und das damit verbundene Unwohlsein sich wieder gelegt haben. Aus dem gleichen Grund sollte man einem hungrigen Chef ebenso wie einem hungrigen Löwen eher aus dem Weg gehen und Gehaltsforderungen auf Zeiten des Sattseins, zum Beispiel nach dem Mittagessen, verschieben.
Der Sympathikus läuft dann vom Kopf ausgehend entlang des Rückenmarks und wird in den beiden »Grenzsträngen«, die rechts und links neben den Wirbelkörpern liegen, in die Peripherie verteilt. Das Netzwerk sympathischer Nervenfasern sieht einer Fernsehantenne alter Bauart sehr ähnlich: ein Mittelträger und davon senkrecht ausgehend parallele Nervenbahnen in beide Körperhälften. Da die vegetativen Nerven nicht nur motorisch wirken, sondern auch Informationen zum Gehirn bringen, also sensorisch funktionieren, ist diese Antennenform des sympathischen Nervensystems als Warnsystem möglicherweise für die beobachteten Wirkungen von elektromagnetischen Feldern bei Menschen mit Elektrohypersensibilität verantwortlich. Das wie eine Antenne aufgebaute Nervensystem nimmt eventuell die Wirkungen elektromagnetischer Strahlung auf und leitet bei Bestrahlung mit elektromagnetischen Feldern ein Warnsignal zum Gehirn, das dann mit einer sympathischen Überaktivierung reagiert: Schweißausbruch, Herzrasen und Unwohlgefühl.5 Mit diesen Symptomen beschreiben Menschen, die an Elektrohypersensitivität6 leiden, jedenfalls ihr Erleben von gepulsten elektromagnetischen Feldern. Der Schlaf in der Nähe von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern ist beeinträchtigt, genetische Veränderungen können bei chronischer Exposition beobachtet werden.7
Der anatomische Verlauf des Vagus (parasympathisches Nervensystem, gelb) weist auf seine Bedeutung für den Organismus hin.
Im Gegensatz zum Sympathikus treibt sich der Vagus (in der Abbildung gelb) mehr bei den Verdauungsorganen herum. Er versorgt im Kopfbereich Geschmacks- und Geruchssinn, läuft dann entlang der Speiseröhre in den Magenbereich, wo er ein großes Nervengebiet des Solarplexus ausbildet, geht natürlich auch zum Herz (dazu hören wir noch einiges) und zu den Fortpflanzungsorganen, wo er eine wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit spielt. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Vagus dabei zu über 80 Prozent aus sensorischen, zum Gehirn führenden Nervenfasern besteht, die Informationen über den Zustand des Körpers zum Gehirn übertragen. Nur etwa 20 Prozent der parasympathischen bzw. Vagusfasern sind motorisch, geben also Befehle des Gehirns weiter, der Rest lauscht den Informationen aus dem Körper. Ich denke, dass wir viel von der Funktionsweise unseres Körpers auch für die Gesellschaft lernen könnten: mehr Zuhören und weniger Verordnungen.
Wie bereits erwähnt, bildet der Vagus auch im Bereich der Fortpflanzungsorgane größere Nervenzentren aus. Beide Nerven, Sympathikus wie Vagus, sowie ihre Balance sind für die Zeugung, die Befruchtung und die Einnistung des Eis von großer Bedeutung8, steuern sie doch auch die hormonelle Situation, die für die Vorgänge wichtig ist. Sehr wahrscheinlich könnte Infertilität durch geeignete Anregung der vegetativen Nerven erfolgreich behandelt werden. Tatsächlich haben Forschungsergebnisse vor einigen Jahren zu entsprechenden Schlussfolgerungen geführt, die aber leider bisher kaum genutzt wurden.9 Fertilitätsprobleme sind derzeit stark in Zunahme begriffen: Eine befreundete Physiotherapeutin führt Massagen zur Stimulation des vegetativen Nervensystems bei Frauen mit Fertilitätsproblemen nach der Methode von Dr. Libby Weaver10 durch. Diese Frauen wurden auch angeleitet, sehr auf ihre Entspannung und biologische Ernährung zu achten. In den letzten drei Jahren konnte sie so insgesamt zwölf Frauen zur überraschenden Erfüllung des Kinderwunsches verhelfen, ganz ohne Hormongaben.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Anatomie des vegetativen Nervensystems und die Tatsache der Nervenleitung zwar schon bekannt, nicht aber, ob diese Nervenleitung rein elektrisch oder durch irgendwelche Stoffe zustande kam. Alessandro Volta – der italienische Physiker, der die elektrische Batterie entdeckte und nach dem das »Volt«, die Einheit der elektrischen Spannung, benannt ist – hatte 120 Jahre zuvor isolierte Froschschenkel an seine Batterien angeschlossen, was zu Zuckungen der Muskeln im Schenkel führte. Damit hatte er ein starkes Argument für die elektrische Nervenleitung geliefert. Viele Wissenschaftler nahmen daher an, dass der Nerv wie ein elektrisches Kabel vom Gehirn zum Muskel führe und die Aktivität durch rein elektrische Leitung übertragen werde.
Otto Loewi, geboren 1873 in Frankfurt am Main, ein Pharmakologe, der am Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche interessante Entdeckungen gemacht hatte, war sich dessen nicht so sicher. Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums beschäftigte sich Loewi mit dem aufstrebenden Gebiet der Neurophysiologie (Nervenphysiologie). Inspiriert von den Arbeiten damals einflussreicher Wissenschaftler war Loewi fest entschlossen, die komplexen Vorgänge der neuronalen Kommunikation zu erforschen.
Seine Wirkstätte war zu diesem Zeitpunkt an der Universität Graz, etwa 100 Meter von dem Institut entfernt, in dem ich 70 Jahre später arbeiten durfte. Leider konnte Loewi zunächst keinen Beweis dafür finden, dass Stoffe an der Nervenleitung beteiligt sind. Seine Intuition sagte ihm jedoch, dass Nerven, und im Besonderen der Vagusnerv, mit dem er sich damals beschäftigte, nicht nur allein aufgrund von elektrischen Impulsen arbeiten konnten. Dazu hatten pharmakologische Substanzen, die auf die Chemie der Nervenfasern einwirkten, eine viel zu starke und differenzierte Wirkung.
Am Karfreitag des Jahres 1921 hatte Loewi dann eine unruhige Nacht. Er träumte den Ablauf eines Experimentes, das ihm im Traum den Nachweis der Beteiligung von chemischen Stoffen an der Nervenübertragung zeigte. Aufgeregt wachte er auf und fand nichts anderes zum Aufschreiben als eine Rolle Toilettenpapier. Hastig kritzelte er Notizen mit einem Bleistift auf das Papier und legte sich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen dann ein schlimmer Katzenjammer: Er konnte seine Notizen der Nacht nicht mehr lesen und erinnerte sich auch nicht an den Inhalt seines Traums. Noch nie, so berichtete seine Enkelin anlässlich eines Besuchs unseres Instituts vor einigen Jahren, habe Loewi so sehnsüchtig den Einbruch der Nacht herbeigesehnt wie am darauffolgenden Karsamstag. Er konnte es nicht erwarten, einzuschlafen und hoffte inständig, dass sein Traum sich wiederholen möge.
Und das Wunder geschah: Der Traum wiederholte sich und er sah nochmals das Experiment vor sich, in aller Deutlichkeit und in allen Details. Diesmal wollte sich Loewi nicht mehr auf Notizen verlassen. Da er in der Nähe seines Labors an der Universität Graz wohnte, eilte er, ohne auf die Uhrzeit zu achten – es war drei Uhr nachts –, in sein Institut und führte das geträumte Experiment sofort durch. In dieser Zeit waren Tierversuche in der Pharmakologie noch sehr verbreitet und so präparierte Loewi zwei Froschherzen und füllte sie mit isotoner Kochsalzlösung. Diese Herzen schlagen auch außerhalb des Körpers mit einer bestimmten Schlagfrequenz, etwa halb so schnell wie ein menschliches Herz. Nun stimulierte Loewi, wie er das geträumt hatte, bei einem der Herzen mit elektrischen Impulsen den Vagusnerv, den er vorher präpariert hatte und der zum Herzen führte. Binnen Sekunden verlangsamte sich der Schlag dieses Herzens. Nachdem er einige Minuten stimuliert hatte und das Herz schon fast stillstand, entnahm er die Kochsalzlösung aus diesem Herz und füllte sie in das andere, schneller schlagende Herz, dessen Vagus nicht stimuliert worden war. Sofort begann dieses Herz ebenfalls langsamer zu schlagen! Damit war der Nachweis erbracht, dass es nicht nur direkte Elektrizität war, sondern auch ein Stoff, der vom Vagusnerv ausging und die Schlagzahl des Herzens verringerte. Loewi nannte diesen Stoff »Vagusstoff«, da seine chemische Zusammensetzung zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war. Später wurde diese Substanz von einem Freund Otto Loewis, Henry Dale, als »Acetylcholin« identifiziert. Die beiden hatten damit den ersten Überträgerstoff der Nervenleitung, also den ersten Neurotransmitter, entdeckt. Otto Loewis Entdeckung des Vagus-Überträgerstoffes war ein monumentaler Meilenstein auf dem Gebiet der Neurowissenschaften. Mit seinen Experimenten wies er die Existenz chemischer Nervenübertragung nach und löste damit die bis dahin vorherrschende Theorie der rein elektrischen Übertragung ab.
Otto Loewi, der Entdecker des Vagusstoffes, im Laboratorium mit seinen Studenten.
1936, Otto Loewi leitete noch immer das pharmakologische Institut in Graz, erhielt er für diese Entdeckung gemeinsam mit Henry Dale den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. So hatte er das wichtige Experiment, das ihm den begehrtesten Preis der Wissenschaft einbrachte, in der Osternacht geträumt. Loewis Enkelin berichtete uns, dass er diese Geschichte immer wieder erzählt hatte, als sie noch ein Kind war. 1938 besetzte das nationalsozialistische Regime schließlich Österreich. Im Rahmen der »Gleichschaltung und Säuberung« der Universität wurde Otto Loewi, da er Jude war, einige Monate lang inhaftiert. Erst in letzter Sekunde konnte er ausreisen, nachdem er das Geld des Nobelpreises an das neue Regime gezahlt hatte. Erst 98 Jahre nach seiner Entdeckung wurde die Forschungseinrichtung in Graz zu Ehren von Otto Loewi umbenannt und damit seine »traumhafte« Entdeckung einer verdienten Würdigung unterzogen.
Seit 1995 gibt es eine neue Theorie zum Vagusnerv, die der US-amerikanische Psychophysiologe Stephen W. Porges eingeführt hat: die Polyvagal-Theorie11, die 200712 und 201113 nochmals erweitert wurde. Porges hatte schon in den 1980er-Jahren, als die klinische Anwendung der Herzratenvariabilität begann, mit seinem mathematischen Auswertungsmodell, das er durch Patentierung einer breiten Anwendung entzog, Kontroversen ausgelöst. Dieses Modell hat sich später nicht durchgesetzt, da seine mathematischen Grundlagen nicht in physiologische Phänomene übertragbar waren.
Die von Porges postulierte Polyvagal-Theorie (sie müsste eigentlich korrekt Bi-Vagal-Theorie heißen) besagt im Wesentlichen, dass es zwei verschiedene Äste des Vagus geben soll, einen entwicklungsgeschichtlich relativ alten, »primitiven« und einen neueren, »intelligenten« Vagus, der die positiven Eigenschaften, die dem Vagus im Laufe der Zeit zugeschrieben wurden, in sich vereinen soll. Nur bei Säugetieren sollte dieser zweite, intelligente Vagusast entwickelt sein, nicht jedoch bei Reptilien oder Fischen. Diese Theorie wurde vor allem von Psychologen mit großer Begeisterung aufgenommen, da sie ein Verständnis ermöglichen könnte, warum bei Traumapatienten häufig eine überschießende Vagusaktivität zu beobachten ist, eine Art Totstellreflex. Diese wäre dann ein Anzeichen für einen regressiven Rückzug zum frühen (und unintelligenten) Vagus durch das Trauma, so die Psychologen.
Leider konnten weder die Entwicklungsbiologen noch die Neurowissenschaftler die von Porges angenommenen evolutionären und neurophysiologischen Grundlagen bestätigen, sodass die von Porges gewählte Polyvagal-Theorie als nicht stichhaltig betrachtet werden muss14, dies zeigt auch eine ausführliche aktuelle Widerlegung der Annahmen von Porges.15 Im Gespräch mit zwei führenden Neuroanatomen konnte ich ebenfalls keine Bestätigung der Polyvagal-Theorie feststellen, nur bedauerndes Kopfschütteln und den Hinweis, dass es keinerlei Beleg für zwei entwicklungsgeschichtlich verschieden alte Teile des Vagus gebe, und die von Porges behaupteten Vagusäste im Gesichtsbereich anderen Nervensystemen als dem Vagus zuzuordnen seien.16
Nicht umsonst wird unsere Gesellschaft als »Leistungsgesellschaft« bezeichnet. Zahlreiche Autoren haben gezeigt, dass wir handeln, als wären wir von einem »Tempo-Virus« befallen17, dass Leistungsanforderungen und der damit verbundene Stress vollkommen überbewertet werden und dass das Zeitsparen höchst kontraproduktiv sein kann18. Andere Autoren plädieren als Gegenmodell für eine »Entdeckung der Langsamkeit«19 oder überhaupt für weniger Aktivität20.
Der Herzinfarkt, eine Krankheit, deren Ursache sehr viel mit Stress und Überbelastung zu tun hat, wurde zeitweilig auch als »Managerkrankheit« bezeichnet, weil sie fast schon eine Auszeichnung des klassischen Managers darstellte – eine Art »Willkommen im Club«. »Ich bin im Stress« galt und gilt als ausreichende Entschuldigung für knappe Kommunikation und mangelndes Interesse an anderen Menschen. Insgesamt betrachtet, wurden im Laufe der Zeit durch sogenanntes »Zeitmanagement« zahlreiche Puffer wie Kaffeepausen, Gespräche mit anderen Mitarbeitern, Pausen im Nachtdienst von Ärzten und überhaupt Zeiten, in denen Menschen beschaulich ihrer Tätigkeit nachgehen konnten, systematisch entfernt oder verkürzt und rationalisiert und, noch schlimmer, durch bürokratische Tätigkeiten wie Dokumentation oder Qualitätsmanagement ersetzt. Das Ergebnis entspricht in keiner Weise den versprochenen positiven Erwartungen, wie Sie vielleicht selbst schon erfahren haben. Langsam stellen immer mehr Menschen fest, dass Effizienz nicht durch Zeit- und Qualitätsmanagement beliebig steigerbar ist, dass soziale Kompetenz und sinnvolle Betätigung wichtiger für den beruflichen Erfolg sowie das erlebte Lebensglück sind als eine schnelle Karriere und rücksichtsloses Handeln.
Es erscheint vor diesem Hintergrund verständlich, dass auch die Physiologie und Medizin sich über viele Jahre vorwiegend mit der menschlichen Leistungsfähigkeit und ihren Bedingungen beschäftigt hat. Einer meiner Lehrer, der Chronobiologe Gunther Hildebrandt, meinte dazu, dass wir heute in der Medizin vorwiegend eine »Physiologie des Tages« hätten und dass eine »Physiologie der Nacht« mindestens ebenso wichtig wäre, um die menschliche Gesundheit richtig zu verstehen.