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König Gathame und einige seiner Vasallen müssen zusehen, dass sie Land gewinnen. Aus Gydland hat man sie rausgeschmissen und sie brauchen dringendst ein neues Versteck. Das Königshaus von Varngond hat beim Hohen Rat Anzeige gegen ihn erstattet. Er muss schleunigst verschwinden. Gathame offeriert seinem neuen Gastgeber, dem Kaiser der Echsen, einen besonderen Leckerbissen. Er bietet ihnen Varngond und seine Bewohner als Gegenleistung für den Unterschlupf an. Der Kaiser nimmt mit Freuden dies Gastgeschenk entgegen, und so ergeht der Befehl für den Überfall und die Inbesitznahme von Pelegorn. "Wir haben beschlossen, Varngond aufzugeben, und flüchten in eine Nebenwelt", so die Order von König Tharandil. Ob sie nach Varngond, in ihre Heimat, je zurückkehren werden, das wissen nur die Götter.
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Seitenzahl: 1026
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum
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© 2025 novum publishing gmbh
Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt
ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0275-6
ISBN e-book: 978-3-7116-0276-3
Lektorat: Mag. Eva Reisinger
Umschlagabbildungen: Stoupa | Dreamstime.com; André Schneeberger
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen: Sylvia Wilhelm
www.novumverlag.com
Widmung
Diese Geschichte ist
für meine Zwillingsschwester, Karin, die mir mit Rat und Kritik zur Seite stand.
Für eine Freundin, Michele, die mich ermutigte das Manuskript an einen Verlag zu senden.
Für meinen Mann, Heiko, der die allererste Version zu lesen bekam und mir den Rücken stärkte weiter zu schreiben.
Abschnitt I
König Gathames Verrat
Die anderen Elben
Es ist schon dermaßen viele Äonen her, dass selbst die ältesten vorhandenen Geschichtsbücher der Elben nicht mehr in allen Einzelheiten die Erinnerungen daran in Worten beinhalten. Nur noch vage Hinweise, einige Vermutungen, manche Theorie, aber kaum noch feste, belegbare Fakten sind auf den Seiten zu finden. Worum es sich handelt? Um die Erzählung über einen anderen Teil des Elbenvolkes, um die Männer und Frauen, die damals fortgegangen sind.
Vor langer, langer Zeit teilte sich das bislang zusammenlebende Volk der Elben in zwei Gruppen.
Die größere Anzahl von ihnen verblieb auf Pelegorn und die kleinere Schar zog durch ein Tor davon. Wohin? Das kann heute keiner mehr genau sagen, denn mit dem letzten Elben, der den Torbogen durchschritt, verlor sich jeglicher Kontakt zu ihnen. Damals glaubte man, sie seien für immer und ewig verschwunden und ihre Geschichte verblasste in den folgenden Jahrtausenden und wurde von anderen Ereignissen überlagert. Bis heute, denn eine Handvoll von den Auswanderern kehrte zurück.
Aber von Anfang an und wie es überhaupt zu der Spaltung kam.
Weit, sehr weit in der Zeit zurück, weit bevor die heutigen Königreiche entstanden, und weit bevor Pelegorn das wurde, was es nun ist, lebte das Volk der Elben in den Wäldern, der Ebene, am Fluss und dem Meer und einige Familienverbände sogar schon in den Oasen der Wüste. Ihre Welt und die Gemeinschaft waren jedoch noch nicht gefestigt, in Staaten oder Länder mit Grenzen und Familien, welche über die Gebiete und die darin wohnenden Untertanen herrschten. Fast alle Bewohner zogen als Nomaden umher und sie lebten von der Jagd und dem Fischfang und nebenbei sammelten sie, was die Pflanzenwelt ihnen an Nahrung anbot. Irgendwann im Laufe der Jahrhunderte wurde ein Teil von ihnen sesshaft und sie gründeten die ersten Siedlungen. Anfangs zogen sie noch in die naheliegenden Wälder der Jagd wegen und um die Früchte der Bäume und Büsche zu ernten, aber mit den Jahren lernten sie den Anbau von Getreide und die Viehzucht. Eine Wanderschaft von einem Jagdgrund in den anderen, ihr Zug mit den großen Herden, war nun nicht mehr nötig, um alle Individuen satt zu bekommen.
Dieser Umbruch ihrer Lebensweise führte zu einer besseren und beständigeren Versorgung mit Nahrung, aber ebenso wurden die ersten Kriege gefochten. Siedelnde Bauern stritten mit den weiterhin frei umherziehenden Stämmen ihres Volkes. Sie kämpften unerbittlich um Macht und Grund und Boden. Bruder erhob das Schwert gegen Bruder, Schwester spannte den Bogen gegen Schwester, Allianzen wurden geschlossen und gebrochen.
Die Felder und eingezäunten Wiesen behinderten die zahlreichen Antilopen, Pferde und wilden Rinder in ihrer den Jahreszeiten folgenden Wanderung, und mit dem unendlichen und offenen Grasland schwand somit die Lebensgrundlage der Tiere und mit ihr die der Nomaden. Stetig nahm die Menge des jagdbaren Wildes mit den Jahren immer weiter ab, bis auf die Größe der heutigen Bestände, und die Jäger und Sammler ließen sich infolgedessen letztendlich in den Ortschaften nieder.
Irgendwann bildeten sich aus den anfangs lose zusammenhängenden Siedlungszonen die Königreiche in der jetzigen Form aus diesem Wirrwarr heraus und der Hohe Rat wurde ins Leben gerufen, als eine alle miteinander verbindende Instanz, der es obliegt, den Frieden untereinander zu wahren.
Unter diesen neuen, technische und soziale Entwicklungen begünstigenden, Bedingungen wuchs und gedieh das Volk der Elben als eine Einheit. Ihre Gesellschaft wurde komplexer und vielschichtig. Verschiedenste Berufe und Handwerkszünfte entstanden und ihrer Hände Werk geriet im Frieden, wo es gedeihen konnte, zur Perfektion. Wohlbestellte Ländereien ernährten ihre Besitzer und alle Bewohner der Länder. Wo keine Sorge um das tägliche Brot die Tagesstunden raubt, können die Elben ihrer Fantasie und ihren Ideen Form verleihen und die Künste jeglicher Art, Schriftgut, Malerei, Zierrat und vieles mehr, was zum Leben gehört und es schöner macht, haben ihre Wurzeln in dieser Zeit.
Viele Dinge, so wie sie heute sind, entstanden in grauer Vorzeit und wurden mit Geist und Hand geschaffen, aber eine Sache gab es schon immer. Seit Anbeginn, seit den ersten Stunden, als die Götter das Grau zu einer Kugel formten, zu ihrer Welt namens Pelegorn, existieren die Tore. Sie führen hinein und hinaus aus der von ihnen bewohnten Sphäre und innerhalb ihrer Lande von einer Ecke zur anderen.
Obwohl nun die Entwicklung ihres Volkes, ihres Wissens und ihrer Kunstfertigkeit prächtig voranschritt und alle eigentlich hätten zufrieden sein müssen, gab es Männer und Frauen, welche sich nicht mit der neuen Ordnung anfreunden konnten.
Aus welchen Gründen, meistens persönlicher Art, auch immer, waren sie keineswegs gewillt, sich in das Gemeinwesen einzufügen. Sie lehnten es sogar vehement ab, den Weisungen der Götter für ein friedvolles, harmonisches und gelungenes Dasein zu folgen, und Recht und Gesetz des Hohen Rates galt ihnen keinen Silberling.
Sie lebten nach eigenen Regeln, auch immer um Einklang mit ihrem Nächsten bemüht, nur ließen sie sich nicht von den Göttern in ihr Dasein hineinreden. Für sie waren die Götter etwas, was über ihnen schwebte, ohne eine Verbindung zwischen oben und unten, und das Gleiche galt für den Hohen Rat. Eine Instanz, deren Notwendigkeit sie in Frage stellten, jeder Mann, jede Frau kann für sich sprechen, und Streitigkeiten behoben sie in den Familienräten.
Lange dauerten ihre Querelen gegen die Gemeinschaft nicht an, und der Hohe Rat machte kurzen Prozess, weil deren Unwille sich irgendwie zu integrieren einfach anhielt. Trotz aller hilfreichen Angebote und Kompromissbereitschaft des Rates. Die Mitglieder wurden jegliche Diskussion leid und man stellte den Unverbesserlichen anheim, entweder mit den anderen an einem Strang zu ziehen oder Pelegorn zu verlassen.
Viele von ihnen wählten die zweite Option und gingen in ein fremdes Land, in dem sie eine Zukunft für sich wähnten. Ganze Familien und Dorfgemeinschaften begaben sich auf den Weg. Zusammen mit ihrem Vieh und den sonstigen Habseligkeiten, auf Ochsen- und Pferdewagen gepackt, zogen sie dahin. Sie alle wollten keinem König dienen und keinem Landesherren Steuern zahlen und ihre Söhne und Töchter nicht für ihn auf ein Schlachtfeld schicken. Sie wollten ihre eigene gesellschaftliche Ordnung und ihren eigenen Gesetzen gehorchen. Bei ihnen besaß jeder Mann und jede Frau dasselbe Recht zu sprechen und die Gemeinschaft beriet und bestimmte über Wohl und Wehe. Alle waren gleich, sie kannten keine herausgehobenen und mit Sonderrechten versehenen Persönlichkeiten.
Das Tor, welches sie für ihren Exodus wählten, führte sie in ein fremdes Land mit ähnlichen Lebensbedingungen und schien ihnen daher sehr geeignet.
Allerdings waren sie nicht die ersten Wesen, welche in dieser Welt siedelten, denn sie wurde bereits von einer Art Menschen bewohnt. Da es sich aber um eine riesige Landmasse mit vielen Flüssen und Seen handelte, bot sich genügend Platz für alle und sie beschlossen, sich dort niederzulassen.
Anfangs waren die Wege zwischen den einzelnen Ortschaften und Gruppen, Elben wie Menschen, lang und beschwerlich und es brauchte Zeit, um von einer Siedlung zur anderen zu gelangen. Wildes Land erstreckte sich, so weit das Auge reichte, zwischen den einzelnen bewohnten Gebieten.
Die Elben waren den Menschen hoch willkommen, brachten sie doch neben einer Vielzahl arbeitseifriger Hände und gutem Vieh auch technisches und medizinisches Wissen und Kunstfertigkeiten in Hinsicht auf das Handwerk mit. Im Gegenzug für ihre Bereitschaft, dies mit den Menschen zu teilen, erhielten sie Land und Wasserrechte, Waldstücke zum Roden und somit Holz für den Hausbau, grasbewachsene Ebenen und Täler für die Feldwirtschaft. Beide Seiten profitierten lange Zeit voneinander und die Zukunft hätte so schön werden können.
Nur, wie so häufig in der Geschichte der Völker, gab es Neider, eine dritte Gruppe von Wesen außerhalb ihrer wunderbaren und heilen Welt. Und ebenso war es ein Tor, durch das die Störenfriede kamen und mit ihnen das Chaos und die Katastrophe. Die traute Zusammenarbeit und das freundliche Miteinander von Menschen und Elben zog das Volk der Echsen magisch an. Sie gierten nach neuem Land und Schätzen und Sklaven.
Aber zuvor reihten sich hunderte von Jahren aneinander. Die Gesellschaft der Elben blieb fest in ihrer Tradition und ihrem Glauben verwurzelt, die der Menschen änderte sich. Aufgrund ihres unendlichen Daseins und dem Wissen, dass alles Land, alles Wasser, alles Holz und überhaupt alle Elemente endlich sind und es möglichst lange für alle reichen soll oder man ihm Zeit geben muss, um nachzuwachsen, gebaren die Elbinnen nur wenige Kinder. Gerade so viele, dass in den ersten Jahren ein leichter Anstieg ihrer Bevölkerung zu Buche schlug und ihr Volk vom Bestand her gefestigt war. Danach hielten sie mehr oder minder ihre Anzahl. Die Masse der Menschen nahm dagegen immer mehr zu. Bedingt durch ausreichend Nahrung, flächendeckende medizinische Versorgung und eine kaum vorhandene Geburtenkontrolle, die einem religiösen Wahn und einer verfehlten Politik zum Opfer fiel, stieg sie steil nach oben.
Auf einmal benötigten sie immer mehr Platz, immer mehr Wasser und immer mehr Land. Ihre eigenen Wälder gerieten langsam, aber sicher in einen kläglichen Zustand und würden bald nur noch winzige Bestände inmitten von Wüstenei sein. Überhaupt plünderten sie ihre ganze Welt, ohne Rücksicht auf ihre Kinder und diejenigen, die nach ihnen kamen.
Als letzte Konsequenz ihres Handelns begannen sie gerade darüber nachzudenken, den Elben wieder alles, was sie ihnen einst großzügig gaben, fortzunehmen. Stück für Stück, Land und Wasser, sie waren ja zuerst da gewesen, sollen die Zugereisten doch wieder gehen.
Genau diesen Zeitpunkt warteten die Echsen ab, er war perfekt, um den Laden zu übernehmen. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nur schnell mussten sie sein, sonst bliebe kaum noch was, was sich zu erobern lohnt, übrig.
Den Menschen waren die Boten aus der Welt namens Ochios zwar nicht ganz geheuer, aber wohl mehr wegen des Aussehens als denn ihrer eventuellen Pläne. Allerdings erzählten die Entsandten was von einer Lösung für alle ihre Probleme, Energie, Landmangel, Wasservorräte, und so weiter. Wer würde da nicht sofort zuschlagen und eine Zusammenarbeit anstreben?
Jedoch gestaltete die sich dann in eine Richtung, wie sie sich die Menschen wohl kaum erträumt hatten, und ein jeglicher Albtraum wäre eine wundervolle, rosarote Märchengeschichte dagegen gewesen.
Die Echsen marschierten mit einer übermächtigen Kriegsmaschinerie ein, schmissen die derzeitigen Machthaber von ihren Stühlen und lösten das Problem der Überbevölkerung und der daraus resultierenden Unannehmlichkeiten mit dem Aussetzen einer Mückenart.
Klein, aber mit tödlichem Gift im Stachel. Nur wenige menschliche Exemplare überlebten das Massaker und die Anzahl der Verbliebenen war unbedeutend für die Geschichte ihrer Welt und man ließ ihnen ihr Leben als Ausstellungsstücke in Tiergärten.
Anders das Schicksal der Elben, immun gegen das Gift der fliegenden Plagegeister, blieb ihre Bevölkerungsdichte auf gleichem Niveau. Sie mischten sich auch nicht in den Krieg ein, wobei die Menschen sie für ihre Neutralität hassten. „Wir gaben ihnen eine neue Heimat und jetzt helfen sie uns nicht, sie zu verteidigen.“
Aber auch sie hatten einen hohen Preis zu zahlen, im Endeffekt vielleicht sogar mitverursacht durch ihr Nichtstun. Neutrales Verhalten hin oder her, dies interessierte die Echsen meilenweit an ihrem beschuppten Hintern vorbei. Sie wurden bedrängt und drangsaliert, jedoch unterließ man es, viele von ihnen zu töten.
Die Elben sollten die Diener der neuen Herren werden und das, was die Menschen vormals planten, setzten die Ochinger nun in die Tat um. Sie nahmen ihnen alles, aber auch wirklich alles, fort. Zum Schluss sogar ihre Freiheit und ihre Würde. Mit vorgehaltenen Waffen forderten sie den Elben die Siberyl ab und erpressten unter Folter die magischen Worte für vielerlei Zauberkunst. Dadurch erhielten sie die Herrschaft über das Elbenvolk.
Im Gegensatz zu den menschlichen Bewohnern ist den Echsen der Umgang mit Magie vertraut und beim Anblick der Siberyl wussten sie sofort um die Kraft darin und wie sie die für ihre Zwecke nutzen können.
Die einst freien und stolzen Elben wurden innerhalb kurzer Zeit zu Sklaven der Echsen. Der Durchgang durch das Tor war ihnen nun verwehrt, denn ohne ihre Steine konnten die Elben es nicht mehr öffnen und entfliehen.
Sie hatten in ihrer Gutmütigkeit und ihrem Vertrauen auf ihre Götter zu lange gewartet und die Augen vor der Realität, die sich nur alsbald nach dem militärischen Einmarsch der Echsen abzeichnete, geschlossen gehalten. Ihr Ausharren und ihr Festhalten an dem, was im „Buch der Familien“ steht, und ihr Hoffen auf eine gute Wendung, ohne selber den Kopf im Gefecht gegen die schuppigen Eindringlinge hinzuhalten, rächte sich nun fürchterlich.
Dies alles geschah vor vielen, vielen Generationen.
Inzwischen setzte das große Vergessen ein und die Elben verloren ihre Herkunft und Kultur aus ihrem Gedächtnis. Die Namen der Götter werden in der Gefangenschaft nur noch von wenigen geflüstert, die Anweisungen der Götter zum Leben sind nur noch den uralten Männern und Frauen geläufig, die Kinder wachsen ohne Jahrhaus auf, ohne Anleitung zum Erwachsensein, ohne eine von elbischen Regeln geprägte Gemeinschaft, sofern überhaupt noch Kinder da sind. Unendlich lange währt nun schon diese beklagenswerte Situation.
Zudem trennten die Echsen das Volk der Elben nach Männer und Frauen und sie lassen ein Paar nur zusammenkommen, wenn Nachwuchs für den Sklavenmarkt erwünscht ist. Elben und Elbinnen, die sich heimlich finden und beisammen liegen, drohen empfindliche Strafen, von Schlägen hin bis zur Brandmarkung. Man will immer ihre genaue Kopfzahl wissen, damit auch nirgendwo eine Gruppe außerhalb ihrer Kontrolle existiert.
Unter diesen Umständen war es nur ganz natürlich, dass das Tor beinahe in vollkommene Vergessenheit geriet. Eine alte Sage blieb von ihm übrig und nur noch einige sehr betagte Elben wissen davon zu berichten. Nebenbei bemerkt, es ist bei Strafe verboten, von der Wanderung zu sprechen.
Da ist ein Paar, eine Elbin und ein Elbe, und die Frau ist schwanger, und das ohne Erlaubnis. Die beiden haben so gut wie keine Chance, zwar wird sie das Kind zur Welt bringen können, aber sie werden es ihr, sobald abgestillt, nehmen.
Er, er wird die Schläge, die ihn erwarten, vielleicht nicht überleben, aber noch wissen die Herrenechsen nichts von ihrem sich bald rundenden Bauch und dem Vater.
Da sind zwei Geschwister, ein junger Elbe und seine nur wenige Jahre jüngere Schwester, und er tut alles in seiner Macht Stehende, um zu verhindern, dass sie als Zuchtelbin dienen muss. In nicht allzu ferner Zeit werden sie seine Schwester garantiert holen, denn sie ist wunderhübsch und gutaussehende Frauen werden besonders gerne zur Weitervermehrung eingesetzt.
Da sind zwei Männer, sie sind seit Kindesbeinen an unzertrennliche Freunde. Alles, was ein jeder von ihnen möchte, ist eine Partnerin, mit der sie gemeinsam durch die Jahre gehen können. Alles, wonach ihre Herzen streben, ist ein normales Dasein, vielleicht eine kleine Familie, alles, was sie suchen, ist ein wenig Liebe. Aber wo sollen sie die finden in einer Welt, in der sie von einer Frau nur träumen können.
Ein jeder von ihnen glaubt der Erzählung aus dem Munde der greisen Elbin. Ihre Worte klingen so wunderbar, ein Land, in dem sie frei sein können. Was war das überhaupt noch mal, Freiheit, ein Gefühl, eine Lebenseinstellung? Die Vorstellung, durch ein Tor zu gehen und die Brüder und Schwestern wiederzusehen, wird ihnen zu einem schönen Traum und schließlich zu einem unstillbaren Verlangen. Und was noch wichtiger bei der Sache ist, essen und trinken, was immer und wann immer man will, gehen, wohin man will, lieben und begehren, wen man will.
Von der alten Elbenfrau erhalten sie ein Stück Papier. Eine Zeichnung von einer Zeichnung von einer Zeichnung, zig Mal abgemalt, etwas verschoben die Linien im Laufe der vielen Kopien, aber die Lage des Tores ist eindeutig, und es befindet sich in ihrer aller Nähe.
Alle sechs Elben und Elbinnen beschließen, sich gemeinsam auf die heimliche Suche nach dem Tor zu machen und hindurch zu gehen. Den Schlüssel dazu erhielten sie von der Frau, einen der letzten dunkelvioletten Siberyl, und sie nennt ihnen die magischen Worte zur Öffnung des Fluchttunnels. Ihr Vermächtnis an diese traurigen Gestalten, bevor sie aus freien Stücken zu den Göttern geht. Die letzte Freiheit, die ihnen verblieb und worüber die Echsen nicht bestimmen können, ist der selbstgewählte Gang in die Nebel zum Tor in die Erste Welt.
Von der anderen Seite Pelegorns aus ist allerdings heutzutage noch jemand sehr an diesem Tor interessiert. In gewisser Hinsicht sind diese Personen ebenfalls Flüchtlinge, wenn auch aus anderen Gründen. König Gathame und seine Geliebte sowie einige ihm treu ergebene Vasallen müssen zusehen, dass sie Land gewinnen. Aus Gydland hat man sie gerade mehr oder weniger rausgeschmissen und sie brauchen dringendst ein neues Versteck.
Das Königshaus von Varngond, sprich, König Tharandil und Prinzessin Jamena, haben beim Hohen Rat Anzeige gegen ihn erstattet. Kindesentführung, Machtmissbrauch und Erpressung lauten die Anklagepunkte, wegen Vergewaltigung können sie ihn leider nicht belangen. Jamena ist aus freien Stücken zu ihm gegangen und Solona hat aus Pflichtgefühl und Liebe zu ihrer Bandschwester deren Platz eingenommen. Er muss also schleunigst wieder verschwinden, sonst geht er auf alle Zeiten in die Minen. Seinen Thron weiß Gathame in all den Jahren wohl behütet. Der Bruder seiner Geliebten, der Magier, übernahm bei seinem Abmarsch in der Funktion als Truchsess die Krone vom „Haus der Wogen“.
Tharandil ließ die Sache natürlich nicht auf sich beruhen. Wie könnte er auch, er fühlt sich persönlich angegangen. Zwar zahlte seine Tochter nicht den Preis für die Herausgabe von Hamiko, sondern Solona gab sich für sie in Gathames Fänge, aber dies macht für ihn keinen Unterschied. Solona gehört über Thelekos zu seiner Familie und auch wenn sie eine Fuchsjägerin ist und mit ihrem Leben für die Mitglieder der Königsfamilie einsteht und sie somit nur ihre Pflicht erfüllte. Sie hat seines Erachtens nach ein Recht auf eine Verurteilung und Bestrafung Gathames.
Die Echsenwesen, denen Gathame und seine Leute auf der anderen Seite des Tores begegnen, sind völlig überrascht von deren Erscheinen und höchst erstaunt über die Art, wie sie daherkommen. Solche Elben haben sie noch nie gesehen, stolz und stark und frei. Wie soll man mit ihnen verfahren? Erst mal schleunigst zum Kaiser mit ihnen, der wird schon wissen, was zu tun sei. Ihr Regent zeigt sich hocherfreut und sehr zuvorkommend den Bittstellern gegenüber. Denn sie bringen kostbare Geschenke mit sich, Gold, Silber und Edelsteine für seine leere Schatzkammer, und dazu interessantes Wissen und Magie. Wo das alles herkommt, ist bestimmt noch mehr zu holen.
Zusätzlich offeriert Gathame seinem neuen Gastgeber noch einen besonderen Leckerbissen. Er bietet ihnen Varngond und seine Bewohner als Gegenleistung für den Unterschlupf an. Der Kaiser nimmt huldvoll und mit Freuden dies Gastgeschenk entgegen.
Dermaßen gierig, wie sie nach neuem Land und Reichtümern sind, können sie gar nicht anders, als den König aus dem „Haus der Wogen“ zu umschmeicheln, auch wenn es sich um eine minderwertige Lebensform, einen Elben, handelt.
Das, was Gathame in der neuen Welt erblickt, dies jämmerliche Schicksal des alten Elbenvolkes, ihr Leid lässt sein Herz völlig kalt. Er will nur seine Rache in die Tat umsetzen und der Strafe entgehen. Es dauert einige Zeit, bis er wieder einen Fuß in König Tharandils Reich setzt, der Einmarsch will gut vorbereitet sein.
Ankunft in Varngond
Zwischen dem vierten und fünften Sommer, nachdem König Gathame das letzte Mal gesehen ward, geschieht eine seltsame und für das „Haus der Bäume“ zunächst völlig unerhebliche Begebenheit in einem kleinen Dorf am Rande des großen Waldes.
Das ist doch jetzt einfach nur noch zum Dreinschlagen, und zwar auf den oder die Langfinger, die schon wieder hier ihr Unwesen trieben. Beim Eintritt in den Schuppen glaubt der Mann, seinen Augen nicht trauen zu können, erneut wurde in der vergangenen Nacht ein Fass mit Äpfeln aufgebrochen und nun fehlen wie bereits zuvor ein paar Früchte. Bereits das dritte Mal in dieser Dekare waren die Diebe hier und aus dem Räucherschuppen sind vor fünf Tagen sogar zwei Stück Schinken abhandengekommen. Für ihn sieht das beim besten Willen nicht mehr nach irgendeinem Streich von Halbwüchsigen aus, die würden vielleicht einmal eine Mutprobe veranstalten und dann wäre es gut. Ebenso kommt ihm die Vorstellung, dass jemand in Pelegorn aus Hunger Lebensmittel stibitzt, reichlich an den Haaren herbeigezogen vor. Hier braucht niemand, zumindest kann er keine Person auf Anhieb nennen, Nahrung klauen. Abgesehen davon hängen auch noch genügend Äpfel an den Bäumen, und wenn man es explizit auf Obst abgesehen hat, könnte man die viel leichter von den Ästen schütteln. Bleibt demnach wohl nur die Version eines dummen Getues von Kindern aus der Nachbarschaft oder irgendwelchen Personen, die das Tageslicht scheuen.
Grummelnd sucht er seine Frau auf, sie füttert gerade die Kühe im Stall, und erzählt ihr von den neuerlichen Diebstählen.
„Rate mal, was ich gerade feststellen musste? Es war wieder ein Langfinger unterwegs und hat Äpfel gestohlen. Es reicht mir jetzt langsam und den anderen ebenso. Wir, und ich spreche für die gesamte Nachbarschaft, sind es sowas von leid. Vorgestern wurden vier Häuser weiter zwei Hühner entwendet. Ab morgen Abend ergreifen wir Maßnahmen dagegen und legen uns auf die Lauer. Wollen doch mal sehen, was für ein diebischer Fuchs hier sein Unwesen treibt.“
Geplant und ausgeführt und am besagten Abend beziehen acht Männer aus dem Dorf ihre Wachposten. Ob die Schleicher sich heute blicken lassen, muss man abwarten. Fast alle alleinstehenden Höfe wurden von den nebulösen Gestalten in den vergangenen drei Dekaren schon aufgesucht und nun ist es allerhöchste Zeit, dem ein Ende zu bereiten.
Die nächstgelegene Jägerstaffel wollen sie mit diesem Problem nicht bemühen. Die rücken womöglich mit zwei Dutzend bewaffneten Reitern an und schnappen dann eine Bande von jungen Nichtsnutzen und das wäre sehr peinlich. Wegen so einer Kleinigkeit gleich nach einem Bataillon zu schreien, würde den Anschein erwecken, sie wären selber zu blöde und zu unfähig, die einzufangen.
Nein, das lassen sie lieber bleiben, das regeln sie alleine. Sollte deren Anwesenheit nötig werden, kann man sie immer noch holen, aber erst mal die Burschen festnehmen und in den tiefsten Keller mit ihnen.
Langsam ziehen die dunklen Stunden dahin und dann, plötzlich, kurz vor dem Ende der ersten Nachthälfte, bemerken die Elben ungewöhnliche Bewegungen im Umkreis des Hauses. Da schleichen doch tatsächlich Schatten lautlos und jede Deckung nutzend um den Schuppen.
„Auf geht’s! Schnappt sie euch“, gellt ein lauter Ruf durch die Dunkelheit. Woraufhin eine Gestalt blitzschnell davonrennt und zwei der wachhabenden Männer jagen ihr hintendran. Allzu weit kommt die flüchtige Person jedoch nicht und sie kriegen ihn zu fassen, bevor er die Wiese erreicht. Eine weitere Gestalt verkroch sich hinter das Regenwasserfass, wo sie in der Ecke zusammengekauert aufgegriffen wird, und die dritte Gestalt pflücken sie vom Zaun runter. Rittlings auf der oberen Querstange blieb sie einfach da sitzen, als man ihre Mitläufer schnappte, wie angenagelt und bereit für den Abtransport.
Siegreich kehren die Elben mit ihrer Beute in eines der Häuser zurück und mit groben Stößen schubsen sie die drei Missetäter vor sich her, direkt in die große Wohnküche. Hier im Licht der Lampen sehen sie das erste Mal, wer ihnen da ins Netz gegangen ist. Wahrlich ein fetter Fang. Ein Elbenmann, ein junger Elbenbursche und eine noch mädchenhafte Elbin.
Nur, so wie die aussehen, kommen die wohl von einem anderen Stern. Alle drei Gefangenen sind in unförmige und grobe Kleidung gehüllt und sehen aus wie Vogelscheuchen. Die Hosen und Hemden wurden aus einfachem Leinen gefertigt und darüber tragen sie halblange, bis zu den Schenkeln reichende Jacken aus schlechter Wolle. Ebenso miserabel ist ihr Schuhwerk, hergestellt aus nur unzureichend bearbeitetem Leder, gleicht die Fußbekleidung mehr zusammengeschusterten Galoschen als guten Stiefeln. Kurzum, die gesamte Bekleidung von oben bis unten ist von schlechter und billiger Machart.
Die Zusammenstückelung der Klamotten könnte man sich ja bei Landstreichern vielleicht noch irgendwie erklären, aber wohl kaum die Schuhe, so beschissen arbeitet kein Handwerker auf Pelegorn. Diese Treter würden nicht mal als erster Versuch eines Lehrlings bei einem Meister durchgehen.
Das ist schon alles sehr merkwürdig, aber noch mehr erstaunt oder eher erschreckt ihr körperliches Aussehen. Beide Männer und auch das Mädchen kommen mit kurzen Haaren daher und für die Elben ist eine derartige Frisur ein völlig ungewohnter Anblick, tragen die Pelegorner doch alle lange Haare. Zudem wirkt ihre gesamte Statur abgezehrt und die hervorstehenden Wangenknochen in Verbindung mit den zusammengekniffenen Lippen lassen die Gesichter schmal erscheinen.
Eines ist sicher, die haben schon lange nichts Anständiges mehr zu essen bekommen. Stumm und scheu blicken alle drei Petenten mit großen Augen, welche bar jeden Glanzes sind, umher. Und da ist noch etwas, was die Häscher stutzen lässt, weil es ihnen seltsam anmutet, die fehlenden Siberyl, keiner trägt einen Stein um den Hals.
Kurzes Schweigen auf beiden Seiten, dann entfährt es einem der jüngeren Dorfbewohner: „Wer bei den Göttern ist das denn? Aus welchem Gefängnis sind die denn ausgebüxt?“
Eine berechtigte Frage, denn freie Bewohner von Pelegorn laufen anders angezogen durch die Lande und selbst die Gefängnisinsassen sehen nicht dermaßen abgerissen aus. Aber egal, wenn man mal diese unerheblichen Unterschiede unberücksichtigt lässt, handelt es sich eindeutig um Elben. Es sind Angehörige ihres Volkes, nur reichlich elendig anzuschauen. Und da stellt sich doch gleich die nächste Frage nach dem Warum und Woher.
Aus welcher Ecke von Pelegorn könnten solche Vagabunden herkommen? Die anfängliche Vermutung, sie seien aus einem Gewahrsam oder den Minen ausgebrochen, fällt flach. Kämen sie dort her, sähen sie besser genährt aus und die Haare kurzscheren tut denen dort auch keiner. Nur das Fehlen der Siberyl deutet minimal in diese Richtung. Von selber Reden tun die übrigens auch nicht, während sie so rumstehen und von ihren Fängern begutachtet werden, kommt kein Ton über ihre Lippen.
Schließlich deutet der Hausherr ihnen mit der Hand, sie mögen sich doch auf die große Küchenbank setzen. Die Kleine schwankt auf ihren dünnen Beinen und droht, jeden Augenblick umzufallen.
Hastig kommen sie dem Befehl nach und furchtsam aneinandergedrängt hocken die drei dünnen Leutchen nun auf der Sitzbank in der Küche. Der junge Mann an den Erwachsenen gelehnt, das Mädchen dicht an den Jungen gedrückt und in dessen Arm liegend. So nah beieinander sieht man sofort, die zwei sind Geschwister. Ihnen gegenüber in der Mitte des Raumes stehen immer noch vier große starke Elben mit Schwertern in den Händen und blitzen sie feindselig an.
„Nun mal zu euch, ihr Hübschen. Wer seid ihr und wo kommt ihr her?“, eröffnet der Elbe, in dessen Haus sie sich nun befinden, mit lauter Stimme die Vernehmung der Straftäter.
Sie schauen einander an, fragend, und der Älteste wiegt den Kopf, als wenn er überlegen täte, ob sie den Mund aufmachen sollten. Nur, in Anbetracht ihrer Lage schiene dies wohl das Vernünftigste.
Bei den ersten Worten glauben sie, eine ihnen unbekannte Sprache zu hören, aber dann wird ihnen klar, er spricht ihre Sprache. Nur aus einer sehr lang zurückliegenden Zeit. Sein ungewöhlicher Akzent ist stark ausgeprägt und manche Wörter klingen fremd, weil sie schon lange nicht mehr in Gebrauch sind.
Zu Beginn seiner kurzen Rede nennt der Mann ihre Namen und mit müder Stimme und Tränen in den Augen berichtet er anschließend über die Zustände in dem Land, aus dem sie gekommen sind. Bei manchen Passagen zittern seine Hände, besonders als er von der alten Elbin und der Flucht durch das Tor erzählt. Neugierig lauschen die anderen, sowas gibt es? Gerne würden sie die ganze Nacht zuhören, aber nach nur einigen Minuten endet er mit seinem Bericht. Einzelheiten über ihre persönlichen Umstände, die sie zur Flucht trieben, lässt er beiseite und von den noch in den Wäldern versteckten anderen drei Flüchtlingen brauchen die hier auch nichts zu erfahren.
Einer blickt zum anderen. Von wegen dumme Streiche von Halbstarken, die hier haben aus reinem Hunger gestohlen. Ein Umstand, der die Elben in ihrer Wut auf die Missetäter besänftigt, und statt Rachegelüste macht sich Mitleid in ihnen breit, um einiges freundlicher als zuvor antwortet der Hausherr.
„Eure Geschichte klingt sehr abenteuerlich und recht seltsam und auch wenn ihr allerlei Grund hattet, Essen zu stehlen, müssen wir euch trotzdem hierbehalten und auf die Jäger warten. Fakt ist, ihr habt euch fremdes Eigentum angeeignet oder wohl eher gemopst. Das Warum steht erst mal hinten an und zudem braucht ihr dringend Hilfe, um auf einen ehrlichen Weg zu gelangen. Wir werden noch heute Nacht unsere Sicherheitskräfte benachrichtigen und bis morgen Früh bleibt ihr in diesem Hause. Anschließend nehmen euch die Jäger in Gewahrsam, damit die Sachlage von einem Gericht geklärt werden kann. Habt keine Angst, es ist auch zu eurer Sicherheit, wenn die auf euch aufpassen, man wird euch gut behandeln und ihr könnt euch jeden Tag sattessen.“
Was bleibt ihnen übrig, als dazu zu nicken. Wer oder was die Jäger sind, können sie sich zusammenreimen, nach dem, was sie gerade hörten. Die stellen hier die hiesige Ordnungsgarde und Leute wie sie es sind verschwinden hinter Gittern, so viel haben sie verstanden. Wie bereits angekündigt, reitet noch in derselben Nacht ein Bote aus dem Ort los zur nächsten Garnison der Jäger, um dort Meldung über die Festsetzung von drei geheimnisvollen Elben zu machen.
Bei dem letzten gesagten Satz trat die Frau des Hauses ebenfalls in die Küche ein. Ihre Neugierde treibt sie dorthin, verständlicherweise will sie wissen, wer in der Dunkelheit einhergeht und den Schuppen plündert.
In der ersten Sekunde lacht sie beinahe laut auf, als sie die mageren Diebe erblickt, aber es wird nur ein Räuspern, denn der Ton bleibt ihr im Halse stecken. Die sehen ja zum Erbarmen aus, stattdessen kommt eine spöttische Bemerkung aus ihrem Munde. „Na wunderbar, da habt ihr ja fette Beute gemacht. War bestimmt ein harter Kampf, bis ihr die überwältigt habt? Wie wäre es, wenn ihr denen erst mal etwas zu essen und trinken geben würdet, sonst fallen die noch um bevor überhaupt ein Jäger seinen Fuß hier herein setzt.“
Typisch Frau, gleich mal alle mit durchfüttern und kurzerhand wirft sie drei der vier Elben raus und nur ihr Mann bleibt bei ihr und der darf sich nützlich machen. Gemeinsam decken sie den Tisch ein mit Brot, Butter, Quark, Käse, Schinken, Obst und süßem Gebäck. Keine Regung von den Gefangenen, kein hastiges Zugreifen, kein hungriges Reinbeißen in eine duftende Brotscheibe, kein durstiges Trinken. Nur das Mädchen nimmt sich verstohlen eine Scheibe Brot, ohne was darauf, und beißt ganz langsam hinein. Die beiden Männer halten sich zurück, auch wenn ihre Augen gierig auf die Teller blicken.
„Greift zu, traut euch, ihr müsst doch etwas essen“, ermuntert der Mann seine Gäste und mit einem Seufzer beginnt seine Frau, ihnen Brote zu belegen. Dick mit Butter bestrichen und Käse und Schinken drauf und die vollen Teller schiebt sie ihnen entgegen, direkt unter ihre Nasen. Nun aber zugelangt. Vorsichtig nehmen die beiden Männer jeweils eine geschmierte Stulle von den Keramikplatten und beginnen zu essen. Ein Bissen nach dem anderen und sie kauen stundenlang darauf herum. Es kommt dem Elbenpaar vor, als wenn sie jeden Happen möglichst lange genießen wollten.
Wortlos verzehren sie sämtliche belegten Brote und trinken Wasser dazu, den Wein rühren sie nicht an. Nachdem sie satt sind, bietet die Frau ihnen an, auf dem großen Kang in der Wohnstube für ein paar Stunden zu schlafen. Vor dem Morgengrauen werden die Jäger bestimmt nicht vor Ort sein und bis dahin können sie es sich hier gemütlich machen. Wohin sollten die drei auch entfliehen?
Ganz in den Kram passt ihrem Mann dies nicht, der hätte sie lieber in den Rübenkeller verfrachtet. Dunkel und kalt ist es dort, aber man kann das Loch mit einem Deckel aus dicken Holzbohlen verschließen und er hätte sich schlafen legen können. Jetzt wechseln er und drei andere Männer aus der Nachbarschaft sich als Wachen vor der Küchentür die Nacht über ab. Durch die Fenster führt kein Weg nach draußen, die Fensterläden sind mit Riegeln von der Außenseite her verschlossen.
Als der erste helle Schimmer am Morgenhimmel erscheint, weckt einer der wachhabenden Elben die drei Fremden auf. Geschlafen haben die wie die Murmeltiere, hingelegt, Decke drüber und weg waren sie. Ihre Erschöpfung war größer als die Angst vor den Jägern und so schlummerten sie friedlich mit vollen Bäuchen dahin.
Schnell bereitet die Hausfrau ihnen ein Frühmahl, denn die Zeit drängt, jeden Augenblick können die Jäger eintreffen und dann ist es mit der Ruhe vorbei.
Gerade haben sie ihre Schüsseln mit dem Getreidebrei geleert, da klopft es an der großen Haustür und nur einen Atemzug später poltern Stiefel auf den Dielen des Hausflures und ein Jäger und eine Jägerin treten in die Wohnküche hinein.
Zwar haben die drei Besucher noch nie Jäger zu Gesicht bekommen, aber deren Bewaffnung und die Uniform lassen keinen Zweifel daran, welche Aufgabe ihnen zufällt. Die sind hergekommen, um sie abzuholen und in den Kerker zu verfrachten.
Eine lange Rede zur Erklärung ihrer Anwesenheit und was jetzt als Nächstes kommt, sparen die Jäger sich.
„Da haben wir also die Rumtreiber. Bitte einmal aufstehen und mitkommen“, befehlen sie ihnen im barschen Tone. Der Mann und der Jüngling erheben sich sofort von ihren Stühlen, aber die Elbenmaid zögert. Als der Mann nach ihr greift, springt sie jäh auf und verkriecht sich, schneller als alle gucken können, völlig verschreckt unter der Küchenbank. Am ganzen Leibe zitternd vor Angst rollt sie sich darunter in der hintersten Ecke zusammen. Bevor der Mann auf die Knie gehen und nach ihr grabschen kann, mischt sich die Herrin des Hauses ein.
„Werte Jäger, lasst es mich versuchen. Ihr seht doch, die stirbt beinahe vor lauter Furcht vor Euch. Ihr bereitet ihrem Herzen eine panische Angst. Oder glaubt Ihr, die macht das zu ihrem Vergnügen, sich vor Euch verstecken?“
Die Elbin bückt sich und rutscht unter den Tisch. Mit freundlichen Worten versucht sie das Mädchen dazu zu bewegen, ihren Hort zu verlassen, aber die Antwort darauf ist nur ein energisches Kopfschütteln. Erst nachdem die Männer die Küche verlassen haben, inklusive des Hausherrn, gelingt es der Elbin gemeinsam mit der Jägerin, die Halbwüchsige aus ihrem Loch zu holen. Immer noch die Augen voller Furcht, geht sie an der Hand ihrer netten Gastgeberin nach draußen, vor der Jägerin weicht sie zurück. Der traut sie keinen Meter über den Weg.
Alle verzweifelten Gesten, sie klammert sich mit ihren dünnen Fingern an den Arm der guten Frau, nützen ihr nichts. Sie wird zu ihren beiden Begleitern, die sitzen schon mit Ketten an Händen und Füßen auf der Bank im Gefährt, in den Wagen gepackt. Zum Schluss springt noch die Jägerin hinein und zieht die Wagentür hinter sich zu. Auf geht’s, die Pferde ziehen an und im flotten Trab rollt man in Richtung der Garnison in der Stadt Breleborn.
Während der Fahrt nimmt die Jägerin die ihr gegenübersitzenden Jammergestalten genauer unter die Lupe, als was anderes kann man die wohl kaum bezeichnen, und ihr bereitet der Gedanke, die in einer Zelle hocken zu wissen, Unbehagen. Mager, müde, stillschweigend, nicht mal untereinander wechseln sie ein Wort, und der schlechte gesundheitliche Zustand der drei Delinquenten springt einem direkt ins Auge. Sie tun ihr leid, vor allem das junge Ding, beim Einstieg brachte sie es schon nicht übers Herz, ihr Eisen anzulegen. Wie soll so ein schmächtiges Hühnchen denn auch entkommen und ihrer Fürsprache haben alle drei es zu verdanken, dass man am Vormittag beim Erreichen der Garnison davon absieht, sie in das Gefängnis zu bringen, und sie landen im Spital des Ortes.
Kaum dort angekommen geht es auch schon mit der Befragerei los und noch am selbigen Tage wird einer nach dem anderen von ihnen vor ein vierköpfiges Komitee geholt und äußerst penibel befragt. Wie sie denn heißen, aus welcher Familie sie den seien, aus welchem Ort sie kommen, wie alt sie sind und vor allen Dingen, warum sie in der Nacht auf Diebeszug ausgegangen sind.
Furcht in den Augen und leicht geduckt, geht ein jeder von den dreien zwischen den zwei Jägern, die sie zum Verhörzimmer eskortieren, daher. Wer weiß, vielleicht stehen diese Sorte Elben mit den Echsen, vor denen sie geflohen sind, im Bunde? Immerhin tragen sie alle diese magischen Steine um den Hals und stolz und stark sind sie auch. Sollen sie auspacken oder lieber den Mund halten? Eine gute Frage, und von der Antwort darauf könnte ihr Wohl und Wehe abhängen.
Dummerweise holen sie das schwächste Glied in der Kette zuerst, die junge Elbin, und die plappert bestimmt sofort los. Einmal „Buh“ machen und mit der Faust auf den Tisch hauen, reicht aus, und schon ist sie eingeschüchtert, oder die lockern ihre Zunge mit Leckereien und saftigen Braten.
Fazit des intensiven Nachdenkens der beiden Männer, welche etwas ratlos in ihrer Krankenstube zurückbleiben, nachdem die Schwester des jüngeren Diebes abgeholt wurde, wir machen reinen Tisch. Wird schon gut gehen. Das hier ist eine andere, eine bessere Welt.
Mit ihrer Vermutung in Hinsicht auf das Plappermaul behalten sie übrigens recht. Ein Mittagsmahl aus Kartoffeln mit Butter und Hähnchenkeule lässt alle Furcht und Vorsicht dahinschmelzen und während sie isst, erzählt sie den gesamten Hergang. Das Wieso und Warum, sie ist zu erschöpft, um überhaupt noch ein Wort für sich zu behalten. Ihre Kraft ist zu Ende, einfach nur reden und reden, und dass es der richtige Weg ist, sieht sie an den Gesichtern ihrer Zuhörer.
Ungläubigkeit, Schrecken, Fassungslosigkeit ob der Geschichte, welche an ihre Ohren dringt. Die Protokollantin hält zwei-, dreimal mit dem Schreiben inne und wischt sich eine Träne von der Wange, weil ihr die Worte im Herzen weh tun. Diese bedauernswerten Geschöpfe sind einem Albtraum entronnen, bestehend aus dauerndem Hunger, schwerer Arbeit, Eingesperrt-Sein, der Trennung von Männern und Frauen, dem Verlust ihrer Kultur und Lebensweise. Ihr ganzes Volk, ihre Identität, alles, was sie als Elben ausmacht, ist einfach ausgelöscht worden.
Alle drei erzählen dieselben Vorkommnisse, dieselben Fakten und denselben Verlauf ihrer Flucht, keine erkennbaren Unstimmigkeiten, und als Beweis für die Wahrheit des Gesagten legt der Elbe den einen Siberyl auf den Tisch. Er vertraut den Jägern und er verrät ihren Aufenthaltsort, an dem sich noch drei weitere Personen, unter anderem sein Gefährte aufhalten. In einem Waldgebiet mit aus dem Boden herausragenden Felsen und Höhlen fanden sie nach ihrem Eintreffen auf Pelegorn Zuflucht und von dort zogen sie los, um Lebensmittel zu organisieren.
Am folgenden Morgen, ganz früh vor Sonnenaufgang, reitet eine Horde Jäger mit einem Wagen im Gefolge in das von den Fremden beschriebene Gebiet, um die dort noch verbliebenen Strauchdiebe einzusammeln. Die Höhlen in den Hängen der bewaldeten Hügel und der alten Basaltschlote längst erloschener Vulkane finden sie auf Anhieb, denn die Gegend hier kennen sie wie ihre Westentasche.
Leise schieben sie sich durch das Unterholz voran, jeder Busch, jeder Baum bietet ihnen willkommene Deckung. Selbst wenn es sich um schwache Gesellen handelt, die es gilt festzusetzen, Vorsicht ist jederzeit angebracht.
Schon nach einigen Metern stellen sie fest, ihre Rumschleicherei ist unnötig, sie hätten auch mit Trompetenschall in den Felsengang eintreten können.
Den ersten Kandidaten sammeln sie gleich hinter der zweiten Biegung der Höhle ein. Es ist der Freund des bereits in Gewahrsam befindlichen Mannes. Er wurde vor zwei Tagen von einer Schlange in die Wade gebissen, nicht tödlich, aber schmerzhaft, und sein Unterschenkel ist gelähmt. Somit war ein weites und schnelles Davonlaufen für ihn schon mal unmöglich. Für die zwei anderen brauchen sie etwas länger, um die aufzustöbern. Der noch fehlende Mann und die Frau haben sich irgendwo in den unterirdischen Gängen verkrochen. „Putt, putt, kommt raus ihr zwei. Wir wissen, dass ihr hier drinsteckt“, ruft einer der Jäger beim Vorwärtsgehen in die Dunkelheit vor ihm. Sich seiner Überlegenheit sicher, blickt er unvorsichtigerweise nur nach vorne und plötzlich hat er den gesuchten Mann auf einmal hinter sich. Er hört nur das Knirschen von Kies in seinem Rücken, dreht sich rum und zack, steckt ein Messer in seinem Oberarm.
Große Augen, voll erwischt, völlig perplex steht der Jäger da. Damit hat er nicht gerechnet. Er starrt den Mann an und der ihn, aber selber schuld, wenn man zu blöde ist, links und rechts in die steinernen Kammern zu leuchten. Wie angewurzelt stehen die beiden sich gegenüber, keiner rührt sich. Im selben Moment kommen seine Kameraden um die Ecke und überwältigen den Angreifer. Wobei, „überwältigen“ ist zu viel gesagt, denn der lässt sich ohne Gegenwehr die Hände auf den Rücken binden, als wenn alle Kraft, die er besaß, in die Messerattacke hineingeflossen sei.
In der Zwischenzeit findet eine andere Gruppe von Jägern die zweite Frau. Sie hatte sich vor lauter Panik in eine kleine Felsennische hineingezwängt, um nicht gesehen zu werden. Vorsichtig helfen sie ihr dort heraus und mit Erstaunen sehen sie, dass die Elbin schwanger einhergeht und dem Umfang ihres Bauches nach dürfte sie etwa zu Ende des fünften Lumnos sein.
Sofort eilen die mitgerittenen Jägerinnen herbei, scheuchen die Männer mit Worten fort und umringen sie. Mitgefühl liegt in den sanften Berührungen ihrer Hände, mit der sie die Frau am Arm streicheln. Eine so magere Elbin, wovon soll das Kind zehren? Und keiner der Jäger wagt es, diesen Kreis zu stören. Sie würden nur riskieren, von ihren eigenen Frauen angezählt zu werden. Da kennen die keinen Spaß, eine Schwangere steht unter dem Schutz von Inana und der Frauen um sie herum.
Die drei Gefangenen werden schleunigst in den Wagen verfrachtet und schon geht es Richtung Spital, wo ihre Kumpane schon auf sie warten.
Der für ihre Betreuung zuständige Arzt und die Schwestern und Sanitäter haben durch die Reihe in ihrem Leben noch keine so erbärmlichen Gestalten gesehen und ein jeder müht sich um sie mit Worten und Gesten.
In den Krankenakten, welche man über sie anlegt, befinden sich neben einigen Schreiben von den Ärzten über den körperlichen und geistigen Allgemeinzustand auch Tuschezeichnungen von den sechs Flüchtlingen. Bilder, deren Anblick einen den Kopf schütteln lässt. Müde Gesichter, traurige Augen, die Männer mit nacktem Oberkörper, das Mädchen und die Frau mit einem Schnürleibchen bekleidet, und bei allen kann man die Rippen zählen.
Besonders auffällig erscheint denjenigen Elben, die mit ihnen zu tun haben, das soziale Verhalten der Flüchtlinge.
Schweigsam sind sie, eigentlich fast stumm, sie reden kaum von sich aus und antworten mit wenigen Worten auf Fragen oder Ansprache. Etwas in die Hand nehmen, auch essen und trinken, tun sie alleinig erst nach freundlicher Aufforderung. Als wenn selbsttätiges Handeln ihnen etwas vollkommen Neues ist, und selber agieren tun sie nur, wenn es unvermeidbar scheint. Selten richten sie Fragen an das Spitalspersonal, und wenn, sind die von allgemeiner Natur in Bezug auf die Räumlichkeiten oder den Tagesablauf. Wann ist was? Wie geht das? Wo ist was? Die Essenszeiten, Bedienung des Heißwasserofens, der Weg in den Garten oder in die Bibliothek.
Was sind das für seltsame Gestalten, denen anscheinend jeglicher eigene Antrieb für eine Konversation, ein Miteinander, eine Beschäftigung, ja selbst für lebenserhaltende Dinge wie die Nahrungsaufnahme fehlt?
Kurzerhand entscheiden die Ärzte, eine Geistheilerin mit hinzuzuziehen, und sie nimmt die Anfrage, ob sie sich mit ihnen beschäftigen möchte, umgehend an. Dermaßen sonderbarer Fälle, und davon gleich noch sechs Stück, erwecken natürlich sofort ihr medizinisches Interesse und stellen eine Herausforderung an ihr Können dar. Mal sehen, was hinter den Stirnen vorgeht, vor allen Dingen, warum, und wie man solch verkorksten Seelen Hilfe angedeihen lassen kann.
In den nächsten Tagen beobachtet sie die Neuankömmlinge zunächst für eine Weile aus der Ferne. Es scheint ihr ratsam, bevor sie das Gespräch mit ihnen sucht. Erstaunlich, was sie nur durch gezieltes Hinschauen und Hinhören erfährt, und jedes Detail hält sie in ihren Notizen fest. Wahrlich seltsames Gehabe legen sie an den Tag. Noch niemals zuvor hatte sie es mit Patienten zu tun, welche fast ausschließlich auf Anreiz von außen, Ansprache und Aufforderung, reagieren. Eine kleine Ausnahme macht das Geschwisterpaar, die beiden gehen ein wenig mutiger vor und selbstbewusster einher. Neugierig berühren sie ihnen unbekannte Gegenstände, stellen Fragen zu deren Gebrauch oder Nutzen, und holen sich auch aus eigener Initiative Bücher, die mit vielen Bildern drin, aus der Bibliothek. Vielleicht hilft ihnen ihre Jugend, ihre noch unverbrauchte Kraft, das Verlangen, Neues zu lernen, und die Hoffnung auf ein besseres Leben als sie bislang hatten, schneller Fuß in der neuen Welt zu fassen.
Eine Sache treibt auf jeden Fall die zwei aus ihrem Schneckenhaus raus und dies sind ihre dauernd knurrenden Mägen. Der Junge und das Mädchen essen und essen, so viel verdrückt nicht mal die Schwangere. Bei jeder Mahlzeit nehmen sie Nachschlag und zwischendurch wandert Obst und Gebäck aus den immer auf einem Bord stehenden Schalen in ihre Schnäbel.
In der ersten halben Dekare sind sie zudem unzertrennlich. Alle Sechse sitzen und liegen gemeinsam von morgens bis abends auf einem Kang im Aufenthaltsraum, in dem sich Patienten mit ihren Besuchern treffen können. Gleich Nestlingen, unflügges Federvieh, zwischen Decken und Kissen eingerollt, verweilen sie dort und eigentlich erheben sie sich nur für die Mahlzeiten, für einen Toilettengang oder um auf ihr Zimmer zu gehen. Derartig aneinandergerückt verbringen sie Stunde um Stunde, flüstern leise miteinander und nicken immer wieder ein. Unwillkürlich, ihre kurzgeschnittenen Haare tragen sehr zu diesem Bilde bei, denkt ein jeder, der sie sieht, an gerade geschlüpfte Vögelchen im Flaumkleid.
Ein sehr interessantes Benehmen in den Augen der Geistheilerin, womöglich glauben sie, ihre kleine Gruppe böte ihnen Schutz vor vermeintlichen Angreifern. Ein Hintergrund, den sie jedoch nur vermuten kann, weil keiner von ihnen ihr dies Verhalten in einer späteren Unterhaltung erklärt, und offen nach dem Warum fragen möchte sie nicht.
Die Fremden geben ihr einige Rätsel, zumal sie nur sehr zögerlich die Hilfe, die sie ihnen anbietet, annehmen und die ersten Versuche, ein längeres Gespräch mit ihnen zu führen, enden nach wenigen Sätzen in Stille. Es scheint, sie können mit der Fürsorge und mit dem Interesse an ihrem Seelenleben überhaupt nur wenig anfangen. Körperlich sind sie in einem desolaten Zustand und ermüden schnell und ebenso wirken sie irgendwie geistig zurückgeblieben und leer. Dumm sind sie nicht, aber es fehlt an Geistesblitz, an mentalem Willen, etwas zu tun und das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Die wissen doch genau, dass ihnen hier keine Gefahr droht.
Trotzdem, bei lauten Worten oder mancher Geste zucken sie weiterhin zusammen, machen sich klein und weichen erschrocken und jäh zurück. Auf leisen Sohlen gehen sie umher und beschauen sich ihre Umgebung. Dabei berühren sie aber so gut wie nie einen Gegenstand mit den Händen, außer die beiden jüngeren Elben, und man muss schon sehr genau zuhören, wenn sie denn mal den Mund aufmachen, weil sie so leise reden.
Nach einigen Tagen ändert sich ihr Verhalten, als seien sie aufgewacht, und jetzt beobachten sie die Leute um sich herum. Was sie tun, wie sie sprechen, ihre Bewegungen, ihre Mimik. Welchem Zweck dient ihnen dies? Die Antwort darauf erhält die Psychologin kurze Zeit später. Sie bemerkt, dass die vier Erwachsenen damit anfangen, sämtliche Handlungen und Gesichtsausdrücke nachzuahmen. Höchst bemerkenswert, die lernen, die wollen sich anpassen, die wollen keine Sonderlinge sein, sondern setzen alles daran, schnell unsichtbar in der Gegenwart der hiesigen Bewohner zu werden. Sehr interessant, zum ersten Mal in ihrer langen Berufslaufbahn kann sie eine solche Strategie, dient wohl dem Überleben, am Objekt beobachten. Ein derartiges Vorgehen hätte sie ihnen kaum zugemutet. Sie suchen tatsächlich Schutz für sich als einzelne Personen durch ein Verschmelzen mit ihrem Umfeld. Wer schön in der Reihe tanzt, der entgeht dem scharfen Auge der Herren und ist vor Strafe sicher und lebt auch länger.
Nach und nach beginnt die Geistheilerin, die anfangs ungewöhnlichen Verhaltensweisen ihrer Patienten zu begreifen, und inzwischen kann man sie sogar ansprechen, ohne dass sie jedes Mal ängstlich zusammenzucken. Zwar schauen sie immer noch hin und wieder fragend, weil man sie meint, aber in Deckung springen sie nun nicht mehr.
Zu den vielen Informationen notiert sich die Heilerin noch einen weiteren Satz in ihrem Behandlungsbuch, denn diesen Umstand findet sie erwähnenswert: „Wenn man mal das, was die in ihrer Vergangenheit erlebten und hinter sich brachten, zu Grunde legt, ist es wohl völlig normal und war auch zu erwarten, dass alle sechs Flüchtlinge nur rudimentäre Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen vorweisen können.“
Während die Landstreicher zwei Dekare im Spital verbringen, wo man sie aufpäppelt und wo man sie immer wieder zu ihrer Flucht und dem Land befragt, könnte ja noch ein Detail vergessen worden sein, und sie zudem als Studienobjekt dienen, leiten die Jäger ein Strafverfahren gegen sie beim Gericht ein.
Weder ihr körperlicher noch geistiger Zustand und auch nicht ihre Geschichte nimmt darauf einen Einfluss und somit klagt man sie verschiedenster Untaten an. Vandalismus (Aufbrechen einer Schuppentür), Diebstahl (Äpfel, Hühner und Schinken), Rumtreiberei (in einer Höhle im Walde versteckt), unerlaubter Grenzübertritt (zufällig landeten sie in Varngond), vorsätzlicher Messerangriff auf einen Angehörigen der Jäger (wir reden von einem Buttermesser und der Mann wollte seine schwangere Frau beschützen), missbräuchliche Nutzung eines ihnen nicht gehörenden Siberyls (Toröffnung ohne Erlaubnis des Hohen Rates, wobei die Lage des Tores von ihnen im Nachhinein nicht mehr genau bezeichnet werden kann).
Ein Punkt, der einen klugen Mann sehr nachdenklich in Bezug auf den Wahrheitsgehalt der Geschichte machen sollte. Wem wollen die das denn erzählen? Man sei vier Tage durch den Wald gestolpert, ohne Sinn und Verstand? Sowas labert doch jeder, der irgendwelche Schandtaten verdecken will. Alles nur reine Erfindung, die noch dadurch untermauert wird, dass auf den Landkarten in der Bibliothek der Garnison kein passendes Tor verzeichnet ist.
Bei so vielen Anklagepunkten wird es auf jeden Fall eine Gerichtsverhandlung geben. Wo kämen wir denn hin, wenn dies alles ungeahndet bliebe. Das geht ruckzuck, ist ja alles klar und ersichtlich und somit wird das Gericht nicht viel Zeit auf sie und eine zweihundertprozentige Durchleuchtung des Falles verschwenden. Es sind einfach Strauchdiebe aus dem eigenen Volke und die gehören aus dem Verkehr gezogen und für einige Zeit ins Gefängnis. Fertig und aus. Woher sie nun tatsächlich stammen und ob ihre Erzählung von der seltsamen Welt und dem jahrtausendelang verschlossenen Tor stimmt, mag übrigens auch noch dahingestellt sein. Dabei, Geschichten zu erfinden, um besser dazustehen, tun sich manche Individuen hervor und eine Überprüfung wurde bislang für überflüssig befunden. Würde auch an den ihnen zur Last gelegten Fakten nichts ändern.
Von einer Benachrichtigung an das Königshaus nimmt der Jägerhauptmann der Garnison Abstand. Wozu sollte er sich die Mühe machen. Es handelt sich bei den Personen eindeutig um Elben und zusätzliche Arbeit in Form von Papierkrieg will er sich nicht aufhalsen. Ist doch piepegal, aus welchem Loch die herkamen. Wenn es sich um seltsame Kreaturen oder gefährliche Einwanderer handeln täte, das wäre was anderes, da wäre ein Eilbote längst unterwegs.
Im Spital ist die Geistheilerin jedoch anderer Meinung und sie verfasst ein ausführliches Schreiben, in dem sie alle ihre Eindrücke und das, was sie mit eigenen Augen und Ohren von den Fremden sah und vernahm, schildert. Sie glaubt ihren Worten, und alleine schon der Umstand, dass sie durch ein Tor kamen, ist ihr wichtig genug, um es zu melden.
Jede neue Pforte, die irgendwo auftaucht, ist unverzüglich den Königen bekannt zu geben. Ihnen obliegt es zu entscheiden, ob ein schnelles Handeln, Tor finden, Tor dichtmachen, geboten ist oder man sie Sache auf sich beruhen lassen kann.
Nach einem dringlichen Falle sieht Tharandil und Nimrond dies allerdings nach Überprüfung aller bekannten Einzelheiten, gemeinsam mit einem Magier ziehen sie die Karten, auf denen die Tore abgebildet sind, zur Hilfe, nicht aus. Diese Tür ist auf einer alten Landkarte als seit Urzeiten inaktiv markiert und auf einer neueren Zeichnung taucht sie überhaupt nicht mehr auf. Scheint sich demnach nur um eine nebensächliche Angelegenheit zu handeln. Vielleicht sind es einfach ein halbes Dutzend Irrläufer, irgendwo vor tausenden von Jahren unerlaubt in ein Tor eingestiegen, in irgendeiner Welt mehr schlecht als recht rumgewandert und durch Zufall fanden sie den Weg nach Pelegorn zurück. Damit würde sich auch deren Aussehen und Verwirrtheit erklären lassen. Garantiert haben die einiges mitgemacht, was einem den Verstand durcheinanderbringt. Somit reicht es, wenn sie zwei erfahrene Fuchsjäger dorthin entsenden. Thelekos und Solona sollen sich in Breleborn der Sache annehmen.
Vor dem Gericht der Elben
Die seltsamen Neuankömmlinge in Varngond, von denen die Geistheilerin in dem Schreiben berichtet, wecken König Tharandils und Stellkönig Nimronds Neugierde. Eine direkte Gefahr für ihr Land, Einmarsch von irgendwelchen Armeen oder Monstern durch das Tor, ist ihrer Ansicht nach zum jetzigen Zeitpunkt wohl aber ausgeschlossen. Es scheint ihnen vollkommen ausreichend, wenn sich zunächst zwei tüchtige Fuchsjäger, Solona und Thelekos, damit befassen.
Was ihnen etwas mehr Kopfzerbrechen bereitet, sind die Aussagen der Heilerin über die Herkunft der Gefangenen. Eindeutig handelt es sich um Brüder und Schwestern ihrer Art, aber sind es tatsächlich Einwohner einer fremden Welt oder bloß ehemalige, vor Urzeiten davongewanderte Pelegorner?
Sollte es eine Sphäre geben, in der ein bislang unbekannter Zweig ihres Volkes lebt, dann wäre das eine Sensation. Allerdings, wenn sie tatsächlich daraus verschwinden mussten und, gesetzt den Fall ihre Häscher entdecken ihren Fluchttunnel, dann wäre die Wahrscheinlichkeit von einer Verfolgung durch die Echsen hin bis nach Varngond sehr hoch. Vielleicht sollte man sich doch mal, zumindest theoretisch, darauf einstellen und einen Teil der Truppen in Alarmbereitschaft setzen.
Ach ja, und wie man gerade mit ihnen verfährt, ratzfatz vor den Richter zerren, können sie natürlich keineswegs dulden. Im „Haus der Bäume“ geht es anständig, fair und solide zu, gerade in Bezug auf ein ordentliches Gerichtsverfahren. Was sollen die sonst von ihrer neuen Heimat denken. Genauso beschissen wie die, woher sie gerade abgehauen sind?
Man merkt, da sprechen zwei aus Erfahrung. Eine saubere Beweisführung und Vernehmung aller erdenklichen Zeugen sollte Vorrang vor einem über das Knie gebrochenen Urteil haben.
Thelekos und Solona freuen sich über den Auftrag. Wurde auch Zeit, dass man sie mal mit einer interessanten Angelegenheit betraut. Die Sache mit Jamena haben sie schon verpasst, weil sie mit ihrem Hintern den Thron warmhalten mussten, und als kleine Entschädigung ermächtigt Tharandil ihren Sohn mit Brief und Siegel, im Namen der Könige vom „Haus der Bäume“ zu handeln und zu sprechen. Thelekos ist vor Stolz, weil Tharandil ihm zutraut, in einer wichtigen Angelegenheit in seinem Sinne zu reden, gleich mal einen halben Kopf größer.
Mit der Bevollmächtigung in der Tasche machen sich die beiden schleunigst auf den Weg nach Breleborn. Es gilt, keine Zeit zu verlieren, denn die Anklage ist bereits erhoben worden und der Termin für eine Verhandlung steht bestimmt auch schon fest.
Trotz aller Eile ist nun fast ein ganzer Lumnos seit der Festsetzung der sechs Elben vergangen, als Thelekos und Solona in dem Ort anlangen. Inzwischen wurden die vier Männer in ein Gefängnis überstellt, der Verhandlungstag steht kurz bevor, und die Frau und das Mädchen befinden sich weiterhin unter Aufsicht im Krankenhaus.
Wie von Thelekos befürchtet, ist das Gerichtsverfahren bereits angelaufen und die Beweisaufnahme mit den Aussagen der geschädigten Bauern und Dorfbewohner gerade beendet. Jetzt müssen die Fakten von den Richtern bewertet werden und es kommt zur öffentlichen Anhörung der Täter und danach erfolgt der Urteilsspruch. Immerhin dachte man daran, den Delinquenten einen Verteidiger zur Seite zu stellen, damit auch alles seine schöne Ordnung hat. Allerdings hat der so seine liebe Mühe, eine brauchbare Strategie auf die Beine zu stellen. Seine Kandidaten sind geständig, das könnte sich strafmildernd auswirken, nur, verteidigen gegenüber der Anklage wird schwierig. Sie können keinen Leumund vorweisen, niemand kann für sie beim Gericht zu ihren Gunsten sprechen und darlegen, dass es sich bis auf diese kleine notwendige Beschaffung von Lebensmitteln um sonst ehrenwerte und gute Bürger des Landes handelt. Sie sind alleine. Ohne familiären oder gesellschaftlichen, Freunde, Bekannte, Hintergrund. Worauf soll er seine Worte aufbauen?
Thelekos und Solona geraten somit mitten hinein in das Verfahren und es bleibt ihnen nur wenig Zeit für die Beschaffung der nötigen Informationen.
Gerade angelangt, werden auch schon der Gerichtsdiener und die an dem Fall beteiligten Jäger zur Vorsprache bei Thelekos zitiert, damit sie haarklein berichten, was bislang vorfiel. Leider kann die Geistheilerin just an diesem Tage keine Zeit für eine Konsultation erübrigen, aber Solona rennt ihr hintendran.
Am nächsten Tage besteht Thelekos auf einen Besuch bei den Gefangenen, um sich selber ein Bild von der Lage und den Geschehnissen zu machen. Er will eine persönliche Gegenüberstellung, denn er vertraut am ehesten seinen eigenen Augen und Ohren. Wer weiß, was alles bereits verdreht wurde?
Damit er in Ruhe mit ihnen reden kann, lässt Thelekos sich einen Raum im Gefängnis zuweisen, in den die Gruppe gebracht werden soll. Er möchte alle Beteiligten gleichzeitig dabeihaben und er will alleine mit ihnen sein. Die Wachen schickt er einfach raus, die können vor der Tür bleiben. Stirnrunzelnd kommen die seinem Befehl nach. Na, wenn der sich dabei mal nicht übernimmt? Ist doch noch ein unerfahrener Jüngling und sollte dem Prinzen was geschehen, müssen sie es ausbaden.
Die vielsagenden Mienen der Jäger ignoriert der junge Prinz. Von den traurigen Gestalten, die hier gleich antanzen, hat er bestimmt nichts zu befürchten. Was wollen die ihm schon antun?
Aufgrund des Schreibens aus dem Spital kann er sich leidlich vorstellen, in welchem bemitleidenswerten Zustand die Flüchtlinge sind. Und jetzt, wo sie in natura vor ihn treten, obwohl inzwischen ein wenig besser genährt, fragt er sich, wie die so viele Tage in den Wäldern hausen konnten, ohne zu verhungern.
Wieder stehen sie da wie Statuen, man hat sie schon zig Mal befragt. Wieso denn noch einmal? Irgendwann müssen doch alle, die sie verhört haben, ihre Worte auswendig dahersagen können. Diesmal scheint ihnen die Situation aber ein wenig anders. Nur einer will was von ihnen und dazu ein junger Mann, der sich höflich vorstellt.
„Ich grüße Euch im Namen von Morojo und Inana. Mein Name ist Thelekos und ich bin der Sohn von König Tharandil und Stellkönig Nimrond. Meine Väter haben mich hierher gesandt, weil sie ein klares Bild von dem Geschehen hier haben wollen, und ich soll ihnen von Euch und Eurem Weg berichten. Zudem habe ich den Auftrag, Euch vor Gericht zu helfen. Wir erhielten ein Schreiben vom Spital, in dem eine Ärztin uns mit wenigen Worten schilderte, wie Ihr hier angetroffen wurdet und woher Ihr gekommen seid. Eines gleich vorneweg, viel Zeit zum Plaudern haben wir nicht, daher mag ich sofort zum wichtigsten Thema, der Anklage gegen Euch, kommen. Soweit ich die Sachlage beurteilen kann, habt Ihr Euch strafbar gemacht. Was wohl außer Frage steht nach den Schilderungen der Zeugen. Nur ich selber würde gerne mehr dazu hören, bevor irgendjemand einen Richterspruch fällt. Niemand klaut Lebensmittel auf Pelegorn aus Langeweile, dazu muss man schon einen sehr triftigen Grund haben.“
Die vier Männer und zwei Frauen blicken erstaunt in die Runde, von einem zum anderen und auch zu Thelekos. Ein Königssohn beschäftigt sich mit ihnen. Was um alles in der Welt haben sie getan, dass es eine hochgestellte Persönlichkeit auf den Plan ruft? Genau dies wollten sie eigentlich vermeiden. Bloß unsichtbar machen, bloß unauffällig sein, und nun haben sie einen Prinzen vor sich sitzen. Wobei sie seine Position in diesem Geschehen so gar nicht richtig einordnen können, ist dem seine Anwesenheit nun gut oder schlecht? Und wie spricht man einen Sprössling aus dem Königshaus an? Was sollen sie ihm entgegnen? Bevor sie etwas Falsches sagen, belassen sie es einfach bei einer höflichen Begrüßung nach der Art der Elben von Pelegorn. Das haben sie schon fein gelernt.
Thelekos ist auch jetzt noch erschrocken über das Aussehen der Elben und Elbinnen. Zwar haben sie inzwischen etwas mehr an Substanz auf den Rippen, aber ihre Augen blicken immer noch glanzlos und sie beugen die Köpfe, sobald man sie anspricht. Das ist ungewohnt für ihn, wenn jemand bei einem Gespräch sein Gesicht abwendet, von daher wird die Sache hier wohl eher ein Frage- und Antwortspiel als denn eine nette Unterhaltung. Beginnen wir doch damit, in kurzer Form den Stand der Dinge auf den Tisch zu legen.
„Soweit ich das mitbekommen habe, steckt Ihr allesamt ziemlich in der Klemme. Das Gerichtsverfahren wurde bereits eröffnet und schreitet schnell voran. Ob ich irgendeinen Einfluss darauf nehmen kann, eventuell eine Auszeit erfragen, wage ich zu bezweifeln. Das könnte eventuell mein Vater bewerkstelligen und dafür brauche ich noch einmal alle Einzelheiten von Euch persönlich geschildert, damit ich ihm ausführlich berichten kann, was hier gerade geschieht. Erzählt mir bitte mit Euren eigenen Worten von der Flucht und von den Umständen, die dazu führten, auch wenn Ihr das nun bestimmt schon fünfmal getan habt. Und bitte, lasst Euch nicht jede Kleinigkeit aus der Nase ziehen, sondern sprecht einfach aus, was Ihr denkt und was seit Eurer Ankunft hier in Varngond vorgefallen ist“, erklärt Thelekos ihnen, was er von ihnen möchte.