Die Könige aus dem "Haus der Bäume" – Jäger und Menschen - Johanna Maurer - E-Book

Die Könige aus dem "Haus der Bäume" – Jäger und Menschen E-Book

Johanna Maurer

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Beschreibung

Die Jahrhunderte ziehen ins Land und Tharandil und sein Lebenspartner Nimrond regieren als Könige das "Haus der Bäume". Ihre Sprösslinge wachsen heran und nähern sich mittlerweile dem Jahrhaus. In ihnen herrscht tiefes Sehnen, das Verlangen nach Zweisamkeit erwacht. Doch nachdem der Weltenwanderer aus Gydland zurückkehrt, sollte sich alles verändern. Dort, bei den Menschen, hat er das Instrument gefunden, das er braucht, um die Herrschaft in Varngond an sich zu reißen. Er schafft es, König Tharandil völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen und einige Jäger hinter sich zu scharen. Gelingt es der Königsfamilie, alles Unheil abzuwenden und die Macht zu erhalten? Und was will der geheimnisvolle Eindringling, der durch die Wälder schleicht, auf der Suche nach dem König?

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EPUB
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Seitenzahl: 1290

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-286-6

ISBN e-book: 978-3-99146-287-3

Lektorat: Mag. Eva Reisinger

Umschlagabbildung: André Schneeberger

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Sylvia Wilhelm

www.novumverlag.com

Widmung

Diese Geschichte ist

für meine Zwillingsschwester, Karin, die mir mit Rat und Kritik zur Seite stand.

Für eine Freundin, Michéle, die mich ermutigte das Manuskript an einen Verlag zu senden.

Für meinen Mann, Heiko, der die allererste Version zu lesen bekam und mir den Rücken stärkte weiter zu schreiben.

Abschnitt I: Der Prediger

Prinz und Prinzessin aus dem „Haus der Bäume“ (Intermezzo)

Lautes Lachen dringt aus einem der Zimmer im privaten Teil des Palastes bis auf den Flur, und die Wachen, welche an der Tür vorübergehen, horchen auf und schauen sich schmunzelnd an, hinter dieser Tür befindet sich gerade eine glückliche Familie.

An dem kleinen Tisch in der Fensternische sitzen Tharandil, Nimrond, Jamena und Thelekos und zwischen ihnen liegt ein Brettspiel und Würfel gehen von Hand zu Hand.

Sie wollen auf jeden Fall gewinnen und dazu haben sie sich zusammengetan und gegen die großen Mitspieler einen gemeinsamen Schlachtplan entworfen. Eine kleine Verschwörung der Gnome, damit garantiert einer von ihnen den Sieg davonträgt. Aber so ohne Kampf und Gegenwehr wollen dann Tharandil und Nimrond keineswegs gegen die Übermacht der Jungspunde aufgeben und eine hitzige Partie entwickelt sich daraus.

Jamena und Thelekos wissen diese gemeinsam verbrachten Stunden mit ihren Vätern zu schätzen. Häufig mangelt es den Königen an der Zeit, aber irgendwie schaffen sie es immer, einige Stunden für sie übrig zu haben, und sie nutzen jede Möglichkeit. Ob sie dabei spielen oder ihnen Unterricht im Bogenschießen, Reiten oder Schwertkampf geben, tut nichts zur Sache, wichtig ist nur, zusammen etwas zu unternehmen.

Seit Thelekos bei ihnen weilt und sie zu zweit sind, ist es für Jamena leichter geworden, sich von Tharandil zu lösen, denn nun hat sie einen Bruder an ihrer Seite. Nach dem Tode von Orenke klammerte sie sich verständlicherweise an ihren Vater, obwohl sie Nimrond kein bisschen weniger lieb hat. Aber sie ist nun mal ihres Vaters Tochter, das Band zwischen ihnen ist stark und in den kommenden Jahren wird es Situationen geben, in denen es zum Zerreißen gespannt sein wird. Aber bis dahin vergeht noch einiges an Zeit, jetzt, in diesen sorglosen Kinderjahren, ist Jamena rundum glücklich.

Nahezu jede Minute sieht man die beiden Kinder zusammen, nur in wenigen Fällen sind sie auch mal einzeln unterwegs. So wie sie zusammenglucken, könnte man meinen, es wäre ein Zwillingspaar, zumal sie auch nur ein Kalenderjahr auseinander sind und somit von ihrer Entwicklung her fast gleich. Obwohl sie sich natürlich in ihrem Aussehen her stark unterscheiden und auch in ihrem Wesen haben sie nur wenig gemein.

Thelekos kommt mehr als ein Vertreter der ruhigeren Art daher. Nahezu gelassen beobachtet er die Welt und das Geschehen um sich herum und nur selten bringen ihn die Ereignisse aus seinem Konzept oder kratzen an den Grenzen seiner persönlichen Wohlfühlzone. Zumindest sieht es so aus, jedoch hin und wieder trügt sein äußeres Erscheinungsbild. Bereits in jungen Jahren hat er sich und seine Emotionen gut im Griff und er versucht mit aller Kraft, es sich kaum anmerken zu lassen, wenn ihm etwas quer runter geht. An seinem Mienenspiel ist aber gut zu sehen, das beherrscht er sein Leben lang nie völlig, wenn er innerlich vor Wut kocht oder ihn etwas sehr mitnimmt oder berührt oder nervt.

Im Gegensatz zu Jamena, sie lässt raus, was an Gefühlen in ihr ist, Wut, Zorn, Freude, Liebe, alles drängt bei ihr an die Oberfläche, entweder in Worten oder Taten. Lautes Geschrei, Türenknallen, Umarmungen, spontane Küsse.

Sie tut gleich allen kund, sobald sie sich überfordert oder ungerecht behandelt fühlt oder ihr irgendetwas nicht in den Kram passt, aber auch wenn sie vor Glück jubelt oder sich über alle Maßen freut. Da macht sie keinen Unterschied und nur schwerlich kann sie sich mit ihren Äußerungen zurückhalten. Tharandil hat ein Auge auf diese Ausbrüche in jeglicher Richtung und ermahnt sie am laufenden Bande, damit sie sich einbremst, denn beides muss sie lernen, im Zaum zu halten, Freude genauso wie Zorn oder Wut. In vielen Fällen ist es besser, seine Emotionen zu verstecken, ansonsten braucht ihr Gegenüber kaum ein Hellseher zu sein, um zu wissen, woran er bei ihr ist.

Zudem prescht sie in ihrem Übereifer gerne mal nach vorne, ohne sich vorher gründlich Gedanken über eine Strategie gemacht zu haben. Alle Eventualitäten kann niemand bei einem Vorgehen abschätzen, doch die wichtigsten Details sollte man schon im Auge haben. Bei ihr führt das dazu, dass manche Aktion völlig daneben geht oder sie mit aller Energie zurückrudern muss, weil es absoluter Nonsens ist, was sie vorhat oder gerade dabei ist, zu tun.

Jamena trägt ihre Gefühle und Gedanken auf der Zunge, nur wollen leider nicht immer alle um sie herum wissen, was sie gerade umtreibt, und manchmal geht sie den Leuten damit regelrecht auf den Geist. Oft handelt sie impulsiv und aus einer Laune heraus, nach dem Motto „Ich mach das jetzt mal eben, mir ist so danach“, dann braucht sie sich aber anschließend kaum wundern, wenn ihren Vätern danach ist, sie im vollen Lauf zu stoppen.

Thelekos kann aber ebenso aufbrausen, wenn die Dinge in anderen Bahnen laufen, als er sich das vorstellt oder er es gerne hätte. Entweder weil er selber die Sache nicht so hinbekommt wie geplant, oder weil andere Leute nicht so mitspielen, wie er sich das gedacht hat.

Allerdings bleibt er stimmenmäßig leise, dafür verändern sich seine Mimik im Gesicht und seine Gestik. Sein Gesicht nimmt eine leichte Härte an und seine Bewegungen werden zackig. Man könnte meinen, er schlüge jeden Augenblick mit der Faust auf den Tisch. Wut oder Zorn spiegelt sich klar in seinem Aussehen und auch darin, dass er die Plürren mit Schwung an die Wand klatscht. Da knallt dann schon mal das Schwert gegen die Mauer oder der Köcher mit den Pfeilen kommt niedrig angeflogen. Ein Benehmen, dass die Könige in keinster Weise dulden dürfen und können, und wenn dann noch ein Schreiben bei ihnen eingeht, weil der junge Prinz seiner Lehrerin das Aufgabenheft vor die Füße geschmissen hat, weil er eine schlechte Note erhielt, dann ist Ende der Fahnenstange. Beide Väter sind nicht zimperlich mit ihren Strafen und verteilen im Bedarfsfalle großzügig, Zimmerarrest, langen Aufsatz schreiben, Reitverbot und weitere schöne Maßnahmen.

Er will der Beste sein, für ein Kind eine ziemlich große Herausforderung, aber Thelekos steckt sich dieses Ziel selber. Niemand verlangt das von ihm und schon gar nicht Tharandil oder Nimrond. Sie fordern ihre Kinder, sie leiten sie an, sie geben ihnen Ziele vor, aber sie peitschen sie niemals dahin. Halbe Strecke geschafft und sich redlich angestrengt reicht, morgen ist ein neuer Tag. Für Thelekos reicht das aber keineswegs, hartnäckig, ja, manchmal fast schon stur, arbeitet er an sich, seinen Fähigkeiten und den Aufgaben, die ihm gestellt werden. Er gibt sich erst zufrieden, wenn eine Angelegenheit oder Sache seiner Meinung nach optimal gelöst wurde, unabhängig davon, womit er gerade zugange ist. Ob nun kniffelige Schulaufgaben, wobei es ihn dann besonders sauer macht, wenn seine Lehrer dies nicht mit guten Noten honorieren, obwohl er sich stundenlang mühte und alles gab, um das für ihn beste Ergebnis herauszuholen, Rätsel oder sportliche Übungen wie Reiten oder Schwertkampf. Um was es sich handelt, tut kaum was zur Sache, überall, bei allem geht er mit vollem Elan ran und manchmal ist es an Nimrond, ihm Einhalt zu gebieten. Er geht hin und wieder so weit, dass er sich in seinem Eifer mehr schaden würde als nützen. Bis zum Umfallen macht er zäh und verbissen weiter, keinerlei Rücksicht auf seine noch kindlichen Kräfte nehmend.

Es ist ja löblich, wenn jemand eine gewisse Portion Ehrgeiz und festen Willen mitbringt, aber der Junge strebt einfach viel zu weit über ein für ihn vernünftiges Ergebnis hinaus. Er muss noch lernen, mit seinen Reserven zu haushalten, sonst kommt irgendwann garantiert der Moment, in dem es ihm an der erforderlichen Stärke und Ausdauer mangeln wird, um den Sieg davonzutragen. Zu viel von sich und anderen zu fordern, ist nicht immer und überall sinnvoll und erfolgversprechend, manchmal ist es besser, man tritt kürzer und backt kleine Brötchen.

In der Schule ist er Jamena um einige Nasenlängen voraus, auch hier kommt seine Verbissenheit zum Tragen, viel zu lernen und möglichst auf jede Frage eine Antwort zu wissen.

Dabei entgeht ihm in seinem Enthusiasmus, voranzukommen, dass er seine Schwester hin und wieder einfach abhängt und sie dadurch in dumme Situationen bringt. Beide gehen aufgrund ihres Alters in dieselbe Klasse, aber Jamena liegt die Theorie weniger als die Handlung. Sie ist auf keinen Fall dümmer als er oder gar faul, aber ihr fehlt der Ehrgeiz und dazu die Einsicht, fleißig zu lernen. Die alte Weisheit „Nicht für die Schule lernt man, sondern fürs ganze Leben“ schiebt sie weit fort von sich. Das ist ein Spruch von alten Leuten und ihrer Meinung nach braucht sie sich nur so weit anzustrengen als nötig. Fürs Weiterkommen in die nächste Klasse langt das allemal.

Ihre beiden Väter legen da eine konträre Sicht auf ihre schulischen Leistungen an den Tag. Insbesondere in Hinsicht auf die Vorbildfunktion einer Prinzessin für alle anderen Mitschüler. Jedoch, alles Drohen und Bitten geht an ihr vorbei. Mit einem Schulterzucken nimmt Jamena diese Zurechtweisungen hin und ansonsten ignoriert sie das Gemecker einfach. Ein weiterer Wesenszug, den sie von Tharandil geerbt hat. In Gelassenheit eine unangenehme Sache aussitzen, sofern ein unmittelbarer Handlungsbedarf ausgeschlossen werden kann, weil das eigene Wohlbefinden ist, soweit ersichtlich, nicht in Gefahr.

Die Strebsamkeit ihres Bruders bringt ihr neben dem, dass sie an ihm gemessen wird und was ihr meilenweit am Allerwertesten vorbeigeht, auch eine Menge Vorteile ein. Sie ist ja nicht doof, sondern eher gewitzt, weiß sie doch Thelekos um den Finger zu wickeln, und so profitiert Jamena vom Lerneifer ihres Bruders, indem er ihr selbstverständlich bei den Prüfungen und den Hausaufgaben hilft.

„Ein verdammt cleveres Mädchen“, muss sich Tharandil eingestehen, wenn er das so beobachtet, „und ganz der Papa.“ Macht sie doch daraus eine Situation, aus der beide ihre Vorteile ziehen. Statt Neid oder Eifersucht auf ihren Bruder zu entwickeln, weil der ihr in schöner Regelmäßigkeit als gutes Beispiel vor die Nase gehalten wird, steckt Jamena die Kritik an ihrer Art und Weise, sich durch die Schulzeit zu manövrieren, weg und sieht lieber zu, seine Zielstrebigkeit für ihre Zwecke zu gebrauchen, und er freut sich, wenn er sie in jedweder Hinsicht unterstützen kann.

Keiner außer ihm hat so eine wunderbare Schwester und er als ihr Galan hat die Pflicht, alle Ärgernisse von ihr fernzuhalten und ihr mit Rat und Tat zu helfen.

Dieses Wollen und Streben nach dem Besten macht aus Thelekos aber noch lange keinen Musterknaben. Er hat es faustdick hinter den Ohren und wie alle Kinder macht er trotz seiner Versuche, alles perfekt hinzubekommen, auch manchmal Dinge, die falsch sind oder einfach aus Unwissenheit nach hinten losgehen oder von seinen Vätern wohl kaum gebilligt würden, wenn sie davon wüssten. Auf dem Ohr, welches für Ansagen von außerhalb zuständig ist, hat er manchmal wohl so was wie Taubheitsanfälle und überhört mit Absicht die Worte und Weisungen von Nimrond und Tharandil.

Dummheiten begehen sie alle und Jamena und Thelekos machen da keine Ausnahme. Manchmal treibt er seinen Ada zur Weißglut mit seinen Ideen und Unternehmungen, aufgrund seines Fleißes und seines erlernten Wissens nimmt er sich ab und an Freiheiten heraus, wobei er meint, er wäre bereits erwachsen genug dafür. Dann ist es für Nimrond an der Zeit, ihn mit Worten in seine Schranken weisen. Wie kommt der Bursche bloß auf die Idee, in einer nächtlichen Aktion im Winter den kleinen Hof mit Wasser zu überschütten, um eine Schlittschuhbahn daraus zu machen? Ein halbes Dutzend Leute haben sich am Morgen erst mal auf ihren Hintern gesetzt beim Betreten der Fläche. Als geeignete Gegenmaßnahme durften Jamena und Thelekos, geteiltes Leid ist halbes Leid, mit Eispickeln die tiefgefrorene Eisdecke aufklopfen. Das hat sie einen ganzen Vormittag und jede Menge Schweiß gekostet, aber Strafe muss sein, und eine, die erzieherischen Zwecken dient, ist immer gut angebracht.

So wütend, dass Nimrond am liebsten handgreiflich würde, macht er ihn allerdings nie, Thelekos weiß instinktiv genau, wann das Maß voll ist, und vermeidet es tunlichst, darüber hinaus zu gehen.

Im Gegensatz zu Jamena, sie treibt es bis auf die Spitze, um sich dann richtig von Tharandil einen zu fangen, und der fackelt nicht lange. Sie kriegt öfters mal einen Klaps hinten drauf oder muss die Ohren anlegen, weil die Standpauke in einer enormen Lautstärke daherkommt.

Die Prinzessin ist ein Wildfang, dazu kommen eine Portion gesunder Stolz und Selbstbewusstsein sowie Intelligenz und körperliche Kraft. Immer mehr erwächst sie mit der Zeit zum Ebenbild ihres Vaters, nur in einem weiblichen Körper.

Stillsitzen und Zuhören sowie Gehorsam zählen weniger zu ihren Stärken, außer es gibt spannende Geschichten zu hören oder sie ist in ein Spiel vertieft oder sie arbeitet an Dingen, die für sie interessant sind. Jamena juckt es an manchen Tagen in den Fingern, ihre Grenzen hin bis zum Übertritt zu testen, und eine Sache bringt Tharandil besonders schnell auf die Palme, wenn sie Weisungen von ihm in den Wind schlägt und die ganz einfach als überflüssig erachtet. Nach dem Motto „Ich kann das alles alleine und ohne Anleitung und mache sowieso, was ich will“. Erfahrungsgemäß geht ein von ihr derart geplantes Unterfangen mit Schwung den Bach runter, aber Madame weiß ja alles viel besser.

Zu seinem persönlichen Ärgernis hat sie es allerdings aber auch drauf, ihm Honig um den Mund zu schmieren, funktioniert anscheinend bei allen männlichen Personen hervorragend. Und das ist etwas, was ihn persönlich im Nachhinein reichlich wurmt, wenn sie ihn zu Sachen rumkriegt, die er eigentlich so nicht dulden oder durchgehen lassen wollte oder sollte. Eine gekonnte Vorgehensweise von ihr, die jedoch zu ihrem Leidwesen manchmal nur so weit, wie Tharandil gewillt ist mitzuspielen und ihr entgegen zu kommen, aufgeht. Es kostet ihm nur wenig Zeit und kaum Mühe, ihre Spielchen zu durchschauen. Würde er doch genauso an ihrer Stelle handeln, oder hat er das sogar? Bei Gelegenheit sollte er seine Mutter mal danach fragen, wäre interessant zu wissen, von wem seine Tochter dies Talent geerbt hat, garantiert von Orenke.

In solchen Situationen stehen sich die beiden wie zwei Kontrahenten auf dem Schlachtfeld gegenüber, Vater gegen Tochter, Argument gegen Argument und starker Willen gegen Dickkopf. Wobei diese beiden Rollen austauschbar sich zeigen, es kann mal der eine, mal der andere sein.

Meistens beendet der König solche Gefechte jedoch mit einem Machtwort und sie hat sich zu fügen. Wer ist er denn, dass er sich von dem Gnom hier umtanzen lässt? Murrend, mit ihrem Missfallen nicht hinter dem Berg haltend, trollt Jamena sich bei einer Niederlage von dannen.

Aus diesen privaten Zweikämpfen hält sich Nimrond heraus, das ist die Sache von Ada und ihr, aber amüsant findet er diesen Kleinkrieg allemal. Wenn beide Väter oder einer von ihnen die Faxen dicke hat, werden auch schon mal drastische Erziehungsmaßnahmen angeordnet. Besonders beliebt sind tagelange Arreste und Stallverbot, schön brav in den vier Wänden hocken müssen. Allerdings sprechen sie derartige Strafen gegen ihre Sprösslinge nur nach Absprache zwischen ihnen und in ihrer beider Namen aus, damit nicht nur einer die Rolle vom bösen König aufgedrückt bekommt. Thelekos und Jamena wissen, dass sie sich von Tharandil genauso wie von Nimrond was sagen lassen müssen und beider Wort und Order gleich zählen.

Tharandil ist sich sicher, das unbändiges Wesen und ihr starker Eigenwille sind Jamena von den Göttern in die Wiege gelegt worden. Von wem sonst sollte sie es haben?

Der häufige Umgang, den die beiden Kinder mit den Jägern und Reitern pflegen, verstärkt diese Eigenschaften in ihr noch, denn mit ihnen verbringen sie mehr Zeit als mit Zofen und Kindermädchen.

Zwar sehen Tharandil und Nimrond einige der Auswüchse dieses Umfeldes mit Bedenken, aber auf der anderen Seite sind sie stolz auf ihre kleine mutige Jägerin und den großen tapferen Fuchsjäger.

Beide wollen, obwohl es von ihnen immer ein Auge auf die Ausgeglichenheit der Waagschalen mit zu viel oder zu wenig Freiheit und an den Zügeln halten erforderlich macht, auf keinen Fall verzogene, nur sich um sich selbst drehende und nur auf ihre Äußerlichkeiten bedachte Schönlinge.

Jamena wird irgendwann eine der Kronen nehmen, vielleicht sogar die große Königskrone aus dem „Haus der Bäume“ und das Reich lenken, sofern sie das möchte. Spätestens dann braucht sie einen scharfen Verstand, einen geschulten Umgang mit den Waffen und das gesunde Bauchgefühl eines Jägers, dazu Mitgefühl und den Blick für das Richtige oder Machbare und vor allen anderen Dingen muss sie lernen, die zweite Geige zu spielen.

Wobei das mit dem Machbaren und mit dem Mal-einen-Schritt-nach-hinten-Treten bei ihr noch so eine Übungssache ist, zwischen Können und Wollen geht bei Jamena die Schere oft noch weit auseinander.

Wie bei einigen Arbeiten und Aufgaben im Leben, ist auch das Führen eines Reiches häufig eine Gratwanderung zwischen der Anwendung der Macht zum Wohle eines Einzelnen oder des ganzen Landes und dem Missbrauch von Macht, nur um die eigene Position zu stärken oder die eigenen Interessen zu bedienen.

Ihre Tochter wird in den kommenden Jahren lernen müssen, mehr oder weniger freiwillig, sich innerhalb gewisser Grenzen zu bewegen, ohne dabei ihre eigene Art oder ihr eigenes Ich aufzugeben. Viele Dinge sind Ansichtssache und über Geschmack lässt sich bekanntlich ja streiten. Wichtig wird sein, dass sie niemandem so dermaßen auf die Füße tritt, dass es zu ihrem Nachteil reicht oder schwerwiegende Folgen für das Land, spricht Krieg, nach sich zieht, und diese Kunst will gelernt sein. Jemanden vor den Kopf zu stoßen oder jemandem ein klares Nein um die Ohren zu hauen, ohne selber dafür Nachteile auf sich herab zu beschwören, erfordert Fingerspitzengefühl. Das Zauberwort heißt Diplomatie und das gehört in ihren jungen Jahren eigentlich nur in wenigen Ausnahmefällen zu Jamenas Wortschatz.

Allerdings sind Tharandil und Nimrond in einigen Punkten nicht gerade das beste Beispiel für die Einhaltung von engen Richtlinien. Selber nehmen sich beide hin und wieder das Recht, sich in bestimmten Fällen und Lebenslagen über Gesetzesgrenzen oder gesellschaftliche Normen haarscharf hinweg zu setzen. Sie haben jedoch aus Hunderten von Jahren inzwischen genug Erfahrung und ein gutes Augenmaß dafür, wie weit sie über die Schranken gehen können und trotzdem noch vermeiden, dass ihr Tun oder Sagen zu ihren Ungunsten oder ihrem Schaden ausgelegt wird. Im Laufe der Zeit, maßgeblich trägt ihr Aufenthalt im Jahrhaus dazu bei, entwickelt Jamena langsam ein sicheres Gespür und einen geschulten Blick für das, was möglich ist und was nicht.

Diese Voraussetzungen und das Wissen darum fehlen Jamena aber als Kind und bis zu ihrem Jugendalter noch vollends. Dementsprechend schießt sie häufig über das eigentlich anvisierte Ziel hinaus und muss dann wieder eingeholt werden. Ein ab und zu schmerzhafter Prozess für sie, jedoch im Verlauf ihrer Entwicklung wird für alle immer mehr eines ersichtlich, sie hat das Zeug für eine Königin. Man muss nur ein bisschen dran feilen.

So wie sie die Zügel ihres Pferdes fest in der Hand hält und es lenkt, so wird sie auch eines Tages die Riemen von Varngond in ihren Händen halten und die Geschicke des Landes und seiner Bewohner leiten.

Mit der Krone kann man Thelekos kaum hinter dem Ofen hervorlocken, ihn zieht es zu den Jägern.

Er möchte von Kindesbeinen an raus in die Wälder, mit Politik und Staatskunst hat er nur sehr wenig am Hut. Sein erklärtes Ziel ist es, ein Fuchsjäger zu werden, und der Weg dahin wird kein leichter Spazierritt sein. Von Anfang an verbringt er viele Stunden mit den beiden Leibwächtern der Könige. Von ihnen lernt er, das Doppelschwert zu führen und viele andere nützliche Dinge und Eigenschaften, die ein Fuchsjäger mitbringen und, eventuell auch schon bevor er seine Ausbildung beginnt, beherrschen sollte. Sie unterrichten ihn in praktischen wie in geistigen Inhalten, Anschleichen, Tarnen, Schwimmen, Gebrauch von Messer und Fäusten sowie theoretisches Wissen über die Wälder, Untiere, Wesen und einen besonders wichtigen Bestandteil, die Meditation. Körper und Geist im Einklang einhergehen zu lassen, erst dann werden Bewegungs- und Gedankenabläufe zur Perfektion gelangen, und alles geht nur über üben, üben, üben. Und das ist etwas, was Thelekos bis zum Umfallen kann, üben bis ihm entweder die Augen zufallen oder bis zum gewünschten Ergebnis. Nur, mit Gewalt ist gerade bei den meditativen Künsten, dazu zählt unter anderem mit verbundenen Augen ein Schwert präzise zu führen, wenig zu machen, eher schon mit Loslassen und Sich-dem-Tanz-Hingeben.

Laromans und Xernots Aufgabe wird es sein, Nimrond hat ihnen den Jungen anvertraut, ihn auf seinem Weg bis zum Eintritt in die Jägerstaffel nach dem Jahrhaus zu geleiten, danach werden andere ihre Position einnehmen.

In der Gegenwart von den beiden Wüstenjägern fühlt sich Thelekos wohl und er ist gewillt zu lernen, denn alles, was sie ihm beibringen können, wird ihm in einigen Jahren sehr hilfreich sein. Mit Eifer stürzt er sich in den Unterricht, und Laroman und Xernot müssen ihn manchmal fortschicken, damit er überhaupt ein Ende findet. Er hat ja außer diesem Training bei ihnen noch die Schule und Freizeit sollte er sich auch gönnen und sie brauchen ebenfalls mal ein paar Stunden für sich.

Zu all den Dingen, die sie ihn lehren, gehört auch, Ordnung zu halten und seine Sachen pfleglich zu behandeln, Schwert, Bogen, Köcher und Pfeile wollen in Schuss gehalten werden, im Ernstfall rettet eine gut funktionierende und blanke Waffe sein Leben. Für Thelekos weniger ein Problem, er ist es von jungen Beinen an gewohnt, für seine Sachen und sein Zimmer selber verantwortlich zu sein, seiner Schwester fällt das Instandhalten ihrer Besitztümer und das Aufräumen schwerer. Eine eigene Zofe, die ihr hinterher räumt, käme ihr gerade recht, nur ihre Väter sind da anderer Meinung und halten diesen Service bis zum Ende der Schulzeit für überflüssigen Luxus. Immerhin kümmern sich dienstbare Geister bereits um ihre Zimmer und ihre Mahlzeiten. Ihre Kleidung und ihre persönlichen Siebensachen soll sie gefälligst selber in einem guten Zustand halten. Zudem ist Eigenverantwortung in frühen Jahren bereits zu lernen, eine gute Schulung, bevor man Verantwortung für ein ganzes Reich übernimmt. Unter anderem erhalten Jamena und Thelekos in der Schneiderei Unterweisung im Nähen und Instandsetzen ihrer Kleidung und der Reparatur von Sattel- und Zaumzeug sowie in der Handhabung von Werkzeug, damit sie Bögen und Pfeile im Notfall selber herstellen können. In Tharandils Augen eine sehr nützliche Sache, denn wenn beide einst als Jäger unterwegs sein werden, ist auch niemand da, der Knöpfe an die Jacke näht oder ihnen einen zerborstenen Bogenschaft flickt.

Erst kurz vor dem Eintritt ins Jahrhaus halten die beiden Könige ihre Sprösslinge für alt und für reif genug, um eine Zofe an ihrer Seite zu haben. Eine Bedienstete soll kein Mädchen für alles sein, welches man nach Belieben mal hierhin, mal dahin schicken kann, sondern sie hat ihre festen zugewiesenen Aufgaben. Sollte es dann doch vorkommen, dass etwas außer der Reihe zu erledigen ist, hat man höflich darum anzufragen oder sein Anliegen mit einer Bitte zu äußern.

Es geht nicht nur alleine darum, mit einer Zofe eine Annehmlichkeit zu haben, für Jamena nämlich jemand, der alles macht, wozu man selber keine Lust verspürt, sondern beide jungen Leute übernehmen damit das erste Mal in ihrem Leben für eine ihnen anvertraute Mitarbeiterin Verantwortung.

Die junge Elbin, die Tharandil und Nimrond mit Almuths Hilfe aussuchen, ist clever und zeigt sich keineswegs auf den Mund gefallen und sie weiß Jamenas Extravaganzen zu nehmen und ihr zu begegnen.

Zumal sie auch Weisung von den Königen hat, ihnen zu melden, wenn die Prinzessin ihr Aufgaben anbefiehlt, die weit außerhalb ihres Tätigkeitsbereiches liegen oder sie sonst wie auf dumme Gedanken kommt, nur weil die junge Dame vielleicht zu müßig ist, irgendetwas selber zu erledigen oder hochtrabende Ideen umsetzen möchte.

Mit Hilfe der jungen Zofe erhält Jamena eine Erziehung, die schon bald ihre Früchte trägt. Aus ihr wird eine wohlfeile Prinzessin von Varngond, die ihren Vätern eine Freude ist und ihrem Haus alle Ehre macht. Ebenso ihr Bruder, schon sehr, sehr lange gab es keinen Prinzen mehr, welcher das Zeichen der Fuchsjäger auf seiner Lende trug. Tharandil und Nimrond sind stolz auf ihren Sohn und zollen seiner Leistung Respekt.

Aus den Kindern werden somit im Laufe der Jahre ein starker, gewandter und vom Aussehen her wohlgestalteter Jüngling und eine behände mit Worten und Waffen umgehende und elegante, sich ihrer Schönheit und Kraft bewussten junge Frau. Noch gehören sie nicht der Welt der Erwachsenen an, um dorthin zu gelangen, müssen sie zunächst das Jahrhaus durchschreiten, erst danach werden sie Mann und Frau sein. Mit dem Besuch des Jahrhauses erhalten sie alle Rechte und alle Pflichten eines Bürgers von Varngond.

Freude und Neugierde auf das Jahr, aber auch ein bisschen Scheu und Unsicherheit bestimmen die letzten Dekare ihrer Zeit bei der Familie. Was erwartet sie in der fremden Umgebung? Wie wird das Leben hinter dem Tor zum Jahrhaus sein? Viele Fragen können ihnen Tharandil und Nimrond beantworten, aber keineswegs alle. Zumal jeder junge Elbe seinen eigenen Weg finden und gehen sollte und sie brauchen sich auch nicht zu fürchten, auf sich alleine gestellt zu sein. Sie werden genug Begleitung haben, eine Anzahl junger Burschen und Mädchen wird ebenfalls mit ihnen in das Jahrhaus eintreten. Unter der Führung und Anleitung von Lehrern und Lehrerinnen erhalten sie alle die Möglichkeit, ein Stück über sich selber und über das Leben in Erfahrung zu bringen.

Wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe bislang überhaupt in ihren ganzen Jahren, herauszufinden, was man wirklich will und wo seine Stärken und Schwächen liegen und dies nicht nur in Bezug auf die Wahl eines Berufes, sondern auch auf die eigene Person und den eigenen Charakter bezogen.

Der Weltenwanderer

Als die Götter Pelegorn aus dem endlosen Grau formten, gaben sie dieser Welt ein Geschenk, welches nebenbei auch eine der seltsamsten Erscheinungen im Reich der Elben darstellt, die sogenannten Tore. Es sind magische Verbindungen zwischen den Welten und die Götter bedienen sich ihrer, obwohl sie die eigentlich nicht wirklich für ihre Wanderungen brauchen, und mit den Jahrtausenden, die vergingen, lernten auch die Elben, diese Pforten für ihre Zwecke zu nutzen.

Was vielleicht am Anfang weniger von ihren Erschaffern vorgesehen war, aber ihre Geschöpfe verselbstständigten sich immer mehr und fanden durch Forschen und Ausprobieren vieles an Wissen heraus. Morojo und Inana ließen sie gewähren, ist es doch interessant zuzusehen, wozu ihre kleinen Elben alles fähig sind und was sie alles herausfinden in ihrer Neugierde. Zum Nachteil der elbischen Bewohner von Pelegorn statteten die Götter aber viele Welten mit diesen Löchern aus und so besitzen andere Rassen und Völker ebenso Kenntnis von den Toren auf ihren eigenen Planeten und verstehen, durch sie von hüben nach drüben zu gehen. Quer von einem Universum ins nächste, mal in friedlicher Absicht, mal in feindlicher Gesinnung.

Zusätzlich zu den Gängen, welche die verschiedensten Scheiben oder Planeten miteinander verknüpfen, gibt es noch Tore, deren Eingang und Ausgang innerhalb einer Sphäre, im konkreten Falle auf Pelegorn, liegen.

Diese Art von Türen ermöglicht es den Elben, schnell und ungesehen von einem Ort zum anderen zu gelangen. Es sind sozusagen Abkürzungen zwischen zwei Punkten in ihren ureigensten Gefilden.

Beabsichtigen Reisende, die Durchgänge zu nutzen, haben sie sich an einen Magier oder sonstige Person zu wenden, welche durch den Hohen Rat per Order befähigt wurde, die Tore zu öffnen. Ohne eine Genehmigung vom obersten Gremium schreitet prinzipiell niemand in die geheimen Wege ein. So viel zu der Theorie auf dem Papier.

Die Absicht dahinter ist einfach erklärt, der Hohe Rat sieht es nur ungerne, wenn Hinz und Kunz auf diese Weise durch die Lande schleichen und erst recht, sollte es sich dabei um Tunichtgute oder gar Verbrecher handeln.

Deren unehrliche Absichten will man nicht noch unterstützen, indem sie flugs in einem Loch nach getaner Tat verschwinden können. Auf den normalen Straßen ist es für die Jäger erheblich leichter, solcher Personen habhaft zu werden.

Das ist einer der Gründe, warum immer ein vom Hohen Rat beauftragter Magier oder hochrangiger Jäger zugegen sein sollte, wenn jemand beabsichtigt, den Weg zu kürzen. Sie treffen die Entscheidung direkt vor Ort, wer hindurch darf und wer auf den sichtbaren Pfaden zu verbleiben hat.

Eine Ausnahme bilden natürlich sämtliche Mitglieder der Königshäuser und alle Männer und Frauen, die in deren Namen reisen und zügig unterwegs sein wollen oder müssen. Ihnen ist es generell erlaubt, die kurzen Wege zu gebrauchen, und es war in der Vergangenheit oft von Vorteil, eine schlagkräftige Jägereinheit aus dem Nichts herbeiholen zu können.

Dass der Kreis der Erlauchten, welchem die Nutzung gestattet ist, durch Regeln eingeschränkt wird, heißt aber keineswegs, dass andere Elben nicht ebenfalls probieren, hindurchzuhuschen und es sogar tun.

Ein jeder Elbe hat einige magische Wörter parat, mit denen sich Schlösser und Riegel auftun lassen, zusätzlich dazu benötigen sie nur ihre Siberyl, damit die Magie sich entfalten kann. Bei manchen Toren langen die üblichen Zaubersprüche, andere sind besser gesichert und nur fachkundiges Personal kennt die Formeln und die Gesten, um sie durchschreiten zu können.

Somit kann eigentlich jeder, sofern er die richtigen Worte zur Hand hat, die Türen aufmachen und hindurchgehen.

Vorausgesetzt, dieses Tor wird nicht gerade von einer Gruppe Jäger tagein, tagaus im Auge behalten.

Aber es gibt sie, die unbewachten Löcher oder die, die plötzlich erscheinen und von deren Existenz noch niemand Kenntnis hat, die Tore, über die man durch Zufall stolpert. Äußerst nützlich für einen jeden, der oder die ungesehen umherwandern will.

Elben und Elbinnen, meistens Magier oder entsprechend geschulte Personen, welche die Pfade außerhalb Pelegorns begehen, werden Wanderer oder Weltengänger genannt, weil sie zwischen zwei Lebensräumen hin und her wandern. Sie gelten als Forscher und Entdecker und von ihren Reisen brachten und bringen sie auch noch heute Pflanzen und Tiere nach Pelegorn mit, dazu neues Wissen und Erkenntnisse in Bezug auf Naturwissenschaften, fremdes Brauchtum, Weltanschauung und Religionen, und noch vieles mehr. Ihre Aufgabe ist es, sich in den fremden Welten und bei den dortigen Völkern umzuschauen, und was sie als nützlich oder bereichernd für ihre eigene Welt betrachten, dürfen sie als Mitbringsel durch die Tore tragen.

Allerdings ist es untersagt, mal so nebenbei was hereinzuschleppen, es könnte sich ja auch als eine Gefahr für die Bewohner Pelegorns entpuppen oder sogar ihre ganze Welt vernichten.

Damit eine derartige Katastrophe unterbleibt, hat der Hohe Rat es sich zu eigen gemacht, ein jedes dieser Dinge, egal ob Gegenstände, Pflanzen, Wissen, und was sonst noch alles, auf ihren nutzbringenden Einsatz, ihre allgemeine Verwendung und vor allem auf ihre Gefährlichkeit hin zu überprüfen.

Bei hoher Strafe ist es verboten, und da kennt der Rat keinen Spaß und auch keine Ausnahme, etwas an ihm vorbei ins Land zu verbringen. Einzig an ihm ist es, darüber zu entscheiden, was nach Pelegorn gelangen darf und vielleicht Verwendung findet und was sofort vernichtet wird, weil es in irgendeiner Weise Schaden anrichten könnte.

Mit dieser Vorgabe wird die ansonsten hohe Eigenständigkeit und Regierungsgewalt der Regenten der sechs Königreiche arg beschnitten. Sollten sie von irgendwelchen Entdeckungen erfahren, dann haben sie unverzüglich Meldung an den Hohen Rat zu geben, und selbstverständlich sind alle Weltengänger verpflichtet, dort vorzusprechen, sobald sie neue Dinge im Gepäck haben. Völlig unabhängig davon, ob es sich um Gegenstände, Gerätschaften, Gewächse, Tiere oder geistige Güter handelt, zumal gerade Gedankengut bei einigen Leuten eine sehr interessante Ware darstellt.

Eines Tages kam ein Elbe, ein mächtiger Magier, zurück aus einer Nebenwelt und in seinem geistigen Gepäck brachte er Geschichten über eine ihnen bislang unbekannte Götterwelt mit.

Völlig neue Ansichten taten sich den Zuhörern in Hinsicht auf ihre alte Religion und die Anweisungen ihrer Götter für ein gutes Leben auf und für den einen oder anderen Elben stellte die neue Theologie auch recht ungewöhnliche und gleichzeitig interessante Aspekte in den Vordergrund.

Das Elbenvolk von Pelegorn verehrt vier Götter, das oberste Götterpaar, Morojo und Inana, und dessen Zwillingskinder, ein Junge und ein Mädchen mit den Namen Yormas und Ytharne. Der Sohn und die Tochter gelten als Schutzgötter für Familie, Kinder, Haus und Hof und die Jäger. Des Weiteren verkörpern die beiden die Liebe und das Begehren zwischen zwei Männern, Yormas, und einem Mann und einer Frau, Ytharne.

Inana und Morojo gaben Pelegorn Form und Gestalt und sie riefen die Pflanzen, die Tiere und zu guter Letzt die Elben ins Leben. Ihren Elbenkindern machten sie dazu noch ein besonderes Geschenk und legten in ihre Herzen die Liebe zueinander und damit einhergehend das körperliche Verlangen, auch Begehren genannt.

Nicht alleinig nur für die Fortpflanzung gedacht, sondern ebenso als ein Zeichen der Freude am Leben und Ausdruck der Zuneigung und des tiefen Empfindens für einen Partner oder eine Partnerin.

Diese Fähigkeit, mit dem Herzen und dem ganzen Sein jemanden zu lieben, wurde den Elben von den Göttern in ihr Wesen gepflanzt und die Götter bemessen jedes Leben und jede Liebe als gleichwertig. Sie binden die Liebe im Herzen nicht an das Geschlecht oder die geschlechtliche Ausrichtung eines Elben.

Der Wanderer, der nun diese neue Religion mitbrachte, kehrte aus einer von Menschen bewohnten Welt Namens Gydland heim nach Varngond. Das dortige Volk wird von einem König regiert und sie glauben nur an einen Gott und diesem dienen die Priester, wobei Priesterinnen hat er im Laufe seines Aufenthaltes dort keine gesehen.

Er konnte sich glücklich schätzen, denn er wurde vom König eingeladen, als sein Gast am Hofe zu verweilen, eine wunderbare Gelegenheit, sich im Lande umzutun, ohne Gefahr zu laufen, als Spion aufzufallen, und alles und jeden zu beobachten. Voller Neugierde und mit großem Interesse für vieles, was ihm unter die Augen kam und an seine Ohren gelangte, reiste er eine lange Zeit kreuz und quer durch Gydland.

Zwar erschienen ihm die Lebensweise der Leute und viele Dinge des Alltags, Werkzeuge, Kleidung, Anbau von Getreide, Viehzucht und sonstiges Handwerk, um einiges einfacher in der Ausführung, wenn nicht sogar primitiver, als bei den Elben auf Pelegorn, aber er sah und hörte nebenbei das eine oder andere, was sein Augenmerk anzog. Ja, er fand tatsächlich eine Sache, für die er sich begeistern konnte.

Diese neue Religion und der neue Gott schienen ihm recht interessant und waren es wert, genauer betrachtet zu werden, und einige ihrer Glaubensgrundsätze hinterließen einen tiefen Eindruck bei ihm.

In der Glaubenswelt der Bewohner von Gydland existiert nur ein männlicher Gott und der gab den Menschen seine Gesetze für ihr Leben miteinander und an die gilt es sich, wenn man keine weltliche oder göttliche Strafe riskieren möchte, zu halten. Wobei der König oder Regent eines Landes zusammen mit den höchsten Priestern für die Umsetzung und Einhaltung der Regeln Sorge zu tragen hat und natürlich sollen sie alle mit gutem Beispiel vorangehen.

Aber statt nun sein Mitbringsel dem Hohen Rat vorzulegen und sich die Genehmigung zu holen, damit er über seine Erfahrungen im großen Kreis und an den Höfen der Könige berichten darf, ging er selber und ohne eine Erlaubnis ans Werk. Wohlweislich, denn der Hohe Rat hätte garantiert sofort ein Verbot über die Verbreitung des neuen Glaubens ausgesprochen, widersprechen dessen Grundsätze doch in vielen Punkten ihrer eigenen Religion. Zumal sie auch garantiert bei intensiverer Betrachtung eine Zielgruppe ausfindig gemacht hätten, die auf einige Punkte der neuen Theologie bestimmt anspringen würde.

Geschichten erzählen von fremden Lebensformen und exotischen Kulturen ist eines, eine neue Religion predigen etwas anderes. Im schlimmsten Falle könnte die Verbreitung von brisantem Gedankengut zu immensem Schaden im gesellschaftlichen Gefüge führen.

Solche Überlegungen tätigte der Wanderer aber erst gar nicht, voller Überschwang und ganz ergriffen von der mitgebrachten Theologie begann er, überall in den Standorten der Jäger und Fuchsjäger davon zu erzählen. Wie gesagt, alles ohne die Zustimmung des Gremiums, die neuen religiösen Theorien zu predigen oder vielleicht sogar Tempel für die Gottheit zu errichten.

Somit verstieß der Magier gegen das Gesetz Pelegorns und er machte sich strafbar, wissentlich und willentlich. Allerdings kamen diese Vorgänge dem Hohen Rat erst mit Verspätung und nach einigen Lumnos zu Ohren.

Bis die Kunde darüber aus den weiten Wäldern Varngonds zu ihnen gelangte, dauerte es seine Zeit. In der Weile dazwischen entstand ein „Flächenbrand“, weit bevor der Hohe Rat überhaupt dessen gewahr wurde und darauf hätte reagieren können, um den Anfängen Einhalt zu gebieten.

Der Elbe mit seiner starken Ausstrahlung und seiner kunstvollen Stimme konnte die Zuhörer in seinen Bann ziehen. Er wusste die richtigen Worte zu wählen, welche nicht nur in die Ohren drangen, sondern auch in Herz und Verstand einzogen. Ob dieser Berufung, die ihn von dem Gott aus Gydland ereilte, alle ins Heil zu führen, aus fester Überzeugung war er der Meinung, dies sei nun seine Aufgabe, nannte er sich ab sofort selber nur noch der Prediger. Ihm waren die Hebel bekannt, die er ansetzen musste, um eine Gemeinschaft um sich zu scharen und auch die Orte, wo er die meisten Zuhörer finden würde.

In den Gasthöfen der Städte, dort, wo die Armee Stützpunkte unterhält, begann er mit seinen Reden. Erst eine Wandergeschichte zum Besten geben, die Leute anlocken und ihnen dann den Kopf mit weltverändernden Aussagen verdrehen. Und wer zeigt mehr Interesse an Neuigkeiten und Märchen als Jäger und Jägerinnen, die sind für sowas besonders empfänglich.

Bei einem Glas Wein, vor allen Dingen, wenn es sie nichts kostet, lauschen sie gerne und bereitwillig seinen Worten. Die meisten Zuhörer und auch seine Gefolgschaft kamen daher anfangs aus dem Bereich der Armee und der Wachdienste, denn für die Angehörigen des Militärs war die neue Kunde besonders ansprechend.

Seine Worte stießen bei ihnen auf fruchtbaren Boden. Versprach der neue Gott ihnen doch etwas, was sie bislang nicht hatten beziehungsweise was ihnen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen bis zum heutigen Tage verwehrt wurde.

Ein Bund oder eine Bandpartnerschaft mit ihrem Gefährten oder ihrer Gefährtin vor diesem Gott und somit eine Verbindung, die dann im gleichen Atemzug durch das Gesetz der Elben automatisch anzuerkennen ist.

Wobei dies auf Pelegorn ja eigentlich existiert, eine Bandpartnerschaft, die gleichermaßen vor ihren Göttern und dem Gesetz geschlossen wird, denn das eine ergibt zwangsläufig nach geltendem Recht das andere.

Jedoch genau dies ist der springende Punkt, nach der gültigen Bestimmung ist es Jägern und Jägerinnen untersagt, bis zum Ende ihrer aktiven Zeit bei der streitenden Truppe eine Bandpartnerschaft einzugehen. Sie können als Gefährten oder Geliebte mit einer Frau oder einem Mann zusammenleben, aber nicht in einem Bund, eingegangen vor den Göttern und in den Büchern vermerkt. Das gleiche Recht gilt für die Fuchsjäger, wobei bei ihnen noch eine Besonderheit hinzukommt.

Fuchsjäger erhalten, nachdem sie ihre Ausbildung abgeschlossenen haben, eine Partnerin oder einen Partner zugeteilt.

Die Verantwortlichen setzen die Paare nach verschiedenen Kriterien zusammen, unter anderem achten sie darauf, dass beide Petenten sich etwa im gleichen Alter befinden. Es sind somit von einem Rat oder Kollegium beschlossene und zusammengefügte Bündnisse.

Diese Maßnahme entspringt aus einer einfachen Überlegung, denn die Fuchsjäger werden häufig irgendwo im Niemandsland oder auf gefährlichen Missionen eingesetzt. Mit der Paarbildung soll vermieden werden, dass sie sich im Alleinsein verlieren, sollte ein Einsatz auf einem verlorenen Posten längere Zeit dauern. Zumal sie in dieser Gemeinschaft auch jemanden an ihrer Seite haben, mit dem sie ihr Begehren teilen können. Die große Liebe muss daraus ja kaum erwachsen, obwohl bei vielen Paaren schlagen die Herzen mit der Zeit im selben Takt.

Seit Hunderten von Jahren werden diese Arrangements zusammengestellt und niemand käme oder kam bislang auf die Idee, dieses Vorgehen zu hinterfragen oder gar zu torpedieren. Bis heute herrschte Zufriedenheit.

Das Verbot einer Bandpartnerschaft für die Jäger und Jägerinnen beruht auf einem ganz profanen Hintergrund, es ist einfach eine Frage der finanziellen Ansprüche.

Varngond und die anderen Reiche unterhalten ein großes Kontingent von Jägern zu ihrer Verteidigung bei der kämpfenden Truppe und für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, dazu zählen unter anderem Polizei, Wachen, Straßenpatrouillen, Marktwachen, Zollstationen und vieles mehr.

Bandpartner hätten im Falle eines Todes des anderen oder wenn einer der beiden nicht mehr in der Lage sein sollte, seinen Dienst zu versehen, einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung oder besondere Zahlungen und das würde die Staatskasse schnell überfordern.

Daher ist den Jägern und Fuchsjägern das Eingehen einer Bandpartnerschaft, solange sie den Streitkräften angehören, untersagt, sollten sie zu den inneren Sicherheitsdiensten überwechseln, wird diese Vorschrift hinfällig, sie gelten dann als normale Bürger mit allen Rechten und Pflichten.

Daraus resultiert natürlich auch, dass diese Paare kein Kind adoptieren können und den Männern ebenfalls eine Stellvaterschaft versagt wird, zu beidem fehlt ihnen die rechtliche Grundlage, eine registrierte Bandpartnerschaft.

Sobald sie ihren Dienst bei der Armee quittieren, steht es ihnen frei zu tun und lassen, was sie wollen. Viele Jägerinnen bekommen ihr erstes Kind demnach erst relativ spät, aber aufgrund des nahezu unendlichen Lebens der Elben, ist das für sie jedoch kein wirkliches Problem.

Sie müssen sich halt nur etwas mehr gedulden und wer sich dazu entscheidet, zu den Jägern oder Fuchsjägern zu gehen, weiß darum und auch, was ihn erwartet, niemand kauft die Katze im Sack.

Eine Diskrepanz zwischen den Weisungen der Götter und den Gesetzen Pelegorns entsteht durch diese Regelung nicht, denn um sich miteinander zu vergnügen, bedarf es keiner staatlichen oder kirchlichen Genehmigung.

Und genau da setzen die neuen Lehren an, dieser Punkt ist es, auf den die Religion von Gydland einwirkt.

Um als Paar überhaupt zusammenleben zu können, bedarf es des Bundes vor dem neuen Gott, ohne dem wäre es ab sofort eine Sünde, einander zu begehren. Aber mit einem Bund vor den Göttern gehen auch automatisch aufgrund der Gesetze alle damit einhergehenden Rechte und Pflichten an die Bandpartner, ihre Verbindung wird ja im selben Augenblick ebenfalls von staatlicher Seite her anerkannt. Daraus erwachsen wiederum Ansprüche finanzieller Art, die Möglichkeit der Adoption eines Kindes und das Recht auf eine Stellvaterschaft. Alles Dinge, die bis heute den Jägern und insbesondere den Fuchsjägern auf Pelegorn mittels Staatsorder verwehrt waren.

Wer sich der neuen Religion zugehörig fühlt oder nach ihren Vorgaben nun leben möchte, dem ist es nun verboten, einfach so als Paar zu leben. Alle ihre offenen Partnerschaften oder Liebschaften sind in den Augen des neuen Gottes mit einem Male verderblich und natürlich erst recht die von oben herab arrangierte Zweisamkeit der Fuchsjäger.

Und wenn ein Gott, das gilt auch für die Götter der Elben, etwas als schlecht oder verwerflich befindet oder sogar als Sünde ansieht, ist das sehr bedenklich und könnte sich nachteilig auf das Dasein hier im Jetzt und auf das Jenseits auswirken. Am schwersten wiegt jedoch, und das macht einigen sogar richtig Angst, dass einem der Zutritt nach dem Tode zu diesem Gott oder seinem Reich wegen sündhafter und schändlicher Lebensführung verwehrt bleiben könnte. Wo sollen sie denn dann hin? Keine Erste Welt, auf ewig irgendwo herumirren? Eine grauenerregende Vorstellung für manchen langgedienten Haudegen.

Logischerweise, so sehen es die meisten im Heer dienenden Elben und Elbinnen, gilt es, den Umstand, der das zur Folge haben könnte, so schnell als möglich zu beseitigen. Sprich eine Legalisierung dessen, was sie seit dem Verlassen aus dem Jahrhaus tun, sich miteinander vergnügen, ist vonnöten. Es bedarf nun schleunigst eines Bundes mit dem Partner oder der Partnerin vor diesem Gott, denn ihr Seelenheil wollen sie nebenbei auch um nichts in der Welt aufs Spiel setzen.

Diese neuartige Denkweise über das Zusammenleben von Paaren fällt bei einer Menge älteren und auch jüngeren Jägern und Jägerinnen auf fruchtbaren Boden. Wobei die Jungspunde mehr den weltlichen Aspekt im Auge haben. Könnten sie dann doch auch wie die anderen bereits in frühen Jahren eine Familie gründen, sogar während ihrer Zeit in der Armee. Von den anderen Vorzügen, finanzieller und rechtlicher Art, die sich durch eine Bandpartnerschaft ergeben, mal ganz abgesehen. Viele von ihnen hätten schon gerne ein großes Stück von diesem süßen Kuchen.

Die Sache mit dem Zusammenliegen nur mit göttlichem Segen sehen die jungen Leute weniger dramatisch, eine Nebensächlichkeit. Um sich daran zu scheren, sind sie zu fest in ihrem alten Glauben an die Götter ihres Volkes verankert, ihnen geht es hauptsächlich um die handfesten Vorteile.

Aber der eine oder andere der Zuhörer, die der Prediger um sich schart, nimmt sich diese Weisung doch zu Herzen und sie werden feste und treue Anhänger von ihm und seiner gepriesenen Religion.

Vielen Mitläufern geht es allerdings nur darum, dass ihre Partnerschaft nun auch eine gesetzliche Anerkennung erhält. In den einschlägigen Büchern mit den Weisungen und der Rechtsprechung dazu heißt es bislang:

„Die Bandpartnerschaft, die vor den Göttern eingegangen wird, ist durch Vermerk in den Registrierbüchern über den Stand der Person festzuhalten und mittels Gesetz als solche anzuerkennen, mit allen Rechten und Pflichten, die sich daraus ergeben.“

Wie aber oft bei solch schön im Licht glänzenden Kostbarkeiten ist der Schatten dahinter von einer besonders tiefen Dunkelheit geprägt.

Immer mehr mit dem alten System unzufriedene Elben und Elbinnen sammelt der Prediger um sich und mit jeder Dekare und jedem neuen Gefolgsmann oder -frau scheinen seine Reden fanatischer und lauter zu werden. Bei seinen Kundgebungen schlägt er geradezu mit Worten auf ihre Ohren und Gehirne ein und mit jedem Satz trägt seine Rede zur Mehrung der Anzahl seiner Anhänger bei. Mit lauter Stimme droht er ihnen mit der Strafe des neuen Gottes, wenn sie weiterhin ihr altes Leben führen und sich weigern, sich den Geboten der neuen Gottheit zu beugen. Er spricht von einem Ort, der Hölle genannt wird, und schildert die zu erwartende Verbannung in den grellsten Farben und gräulichsten Facetten. Und keineswegs nur die mit einem Gefährten oder einer Gefährtin anderen Geschlechtes zusammenlebenden Elben werden dort enden, sollten sie ihr sündiges Treiben beibehalten.

Nein, alle Paare, die aus zwei Männern bestehen sowieso und prinzipiell, denn Männer, die bei Männern liegen, sind seinem Gott ein Graus. Für sie gibt es keine Rettung aus der zu erwartenden Verdammnis, sie können auf keine Vergebung hoffen, solange sie bei ihrem Tun bleiben. Nur ein Weg bleibt ihnen, sie verzichten ihr Leben lang auf das Geschenk, das ihnen von den alten Göttern gegeben wurde. Sie müssen ablassen von ihrem Verlangen und die ihnen angeborene Ausrichtung ihres Begehrens in der Gesellschaft verleugnen und immerfort ihre Sünde bereuen.

Das wäre in etwa so für einen erwachsenen Elben oder Elbin, als wenn man ihm oder ihr verbieten würde zu atmen. Somit ein Ding der Unmöglichkeit in Hinblick auf ihre lange, lange Lebenszeit. Zeitweiliger freiwilliger oder aus zwingenden Gründen gegebener Verzicht auf die körperlichen Freuden erleben die meisten von ihnen im Laufe ihres nahezu ewigen Daseins, aber Tausende von Jahren keinen Sex!?

Als Xernot und Laroman davon hören, die Jäger aus der Schlossgarde erzählen gleich weiter, was an sie rangetragen wird, tippen sie sich an die Stirn und tun den Prediger als einen Irrsinnigen ab. Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank und Tharandil und Nimrond amüsieren sich zunächst prächtig darüber. Sie überlegen spaßeshalber mal, wie lange sie das denn aushalten würden.

Zu diesem Zeitpunkt haben sie noch keine Ahnung, was sich in den Garnisonen abspielt, weiterhin gehen alle Jäger und Jägerinnen ihrer Arbeit und ihrem Dienst nach.

Aber der Unmut wächst und einige wollen nicht mehr unter der alten Ordnung im Heer als Jäger wirken. Obwohl die vollkommene Ablehnung von Homosexualität von vielen Jägern und Jägerinnen skeptisch und mit gemischten Gefühlen und auch als unrealistisch betrachtet wird, beginnt sich doch eine gewisse Anzahl von Angehörigen der Armee in Varngond gegen die bestehenden Gesetze aufzulehnen und verweigert nach und nach den Gehorsam.

Bei Nacht und Nebel machen sie sich von der Truppe fort und folgen dem Prediger in ein fast unwirkliches, verwildertes Gebiet im Wald, um dort ein neues, ihr Waldreich zu gründen.

Überall an den Rändern und ebenso mittendrin des großen Waldes existieren Gegenden, die nur von wenigen Elben, und dann auch nur wenn unbedingt nötig, betreten werden. Häufig handelt es sich dabei um nahe an den Wohngebieten der Gnome oder Spinnen liegende Zonen oder Täler, wo Drachen ihr Zuhause unter die uralten Baumwurzeln gegraben haben, oder um verruchte und verwunschene Plätze.

Sie fürchten sich zwar nicht direkt davor, dorthin zu gehen, aber warum soll man seinem Nachbarn unnötig auf die Füße treten, wenn sich durch Abstand-Halten ein einigermaßen friedliches Nebeneinander gestalten lässt?

Für die Anhänger des Magiers bedeutet der Weggang aus ihrer gewohnten Umwelt den Aufbruch in ein neues Zeitalter. Fahnenflucht nennt es Nimrond, für ihn als obersten Befehlshaber und nach den Gesetzen des Heeres ein Straftatbestand, und weil es sich um so viele Individuen handelt, gerät schon bald die Sicherheit des ganzen Systems ins Wanken. Auf der anderen Seite, denjenigen, die dem Prediger mit Freuden folgen, gegenüber stehen die Elben, welche von seinem Gott als verwerflich betrachtet werden. Es sind die harunkaten Männer und deren zu ihnen haltende Freunde und Familien. Sie alle verstehen auf einmal die Welt nicht mehr. Was soll der Blödsinn? Warum sollen manche Elben weniger wert sein als ihre Nachbarn und Mitelben? Wer hat das Recht, mit zweierlei Maß etwas zu messen, was von den Göttern gegeben wird? Sind sie es nicht, die alles verteilen? Dann kann doch das eine nicht schlechter als das andere sein?

Ihre Bekannten und Weggefährten, deren Gehirne von den Worten des Verführers voll sind, wenden sich auf einmal von ihnen ab, ja, sie werden regelrecht gemieden und manche wollen keinen Tisch mehr mit ihnen im Speisesaal der Kasernen teilen. Die Front läuft quer durch die Truppen und die normale Bevölkerung bleibt davon ebenso nicht verschont, auch wenn es hier weniger offen zutage tritt.

Von dieser Veränderung in der Gesellschaft sind vor allem die Fuchsjäger betroffen, bei ihnen dienen viele harunkate Jäger und sie haben somit den höchsten Anteil an Männerpaaren. Es geht inzwischen sogar so weit, dass einige auf den Straßen sogar das Königspaar mit schiefen Augen ansehen. Und dann erlauben die sich noch, zwei Kinder großzuziehen. Das zwischenzeitlich verstummte Gemunkel über Jamenas Entstehung und den frühen Tod ihrer Mutter keimt in einigen Kreisen der Bevölkerung wieder auf.

Was ihnen da zu Ohren kommt, können sie kaum glauben, da kramen manche doch wieder die alten Geschichten raus und zerreißen sich das Maul. Das umlaufende Gerede und die unerfreuliche Entwicklung entgehen den Königen keineswegs. Ihre Spitzel im Volk halten sie auf dem Laufenden und sie sind nun in keinster Weise mehr darüber amüsiert. Zu Anfang haben sie noch gelacht, für sie war es unvorstellbar, dass auch nur ein Elbe mit gesundem Verstand einem solchen gestrengen Gott hinterherlaufen wird. Fehlgedacht, ihr Zögern, die Sache gleich von Beginn an, sobald sie davon Nachricht hatten, mit einer Order zu beenden oder zumindest den Hohen Rat einzuschalten, rächt sich mit der Zeit. Der Prediger geht eindeutig zu weit und sprengt alle Grenzen. Geschichten von fremden Ländern und Sitten zu erzählen, mag ja in Ordnung sein, aber die Bevölkerung aufwiegeln und dermaßen Unruhe im Heer stiften, können und dürfen sie nie und nimmer dulden.

Immerhin blieb die Palastgarde bislang von den Auswirkungen, welche die neue Religion in ihrer Gesellschaft, und dies speziell auf die Armee bezogen, verursacht, verschont.

Zwar werden einige Punkte und Thesen heiß diskutiert, aber davongemacht hat sich noch keiner, wohl auch weil sie empfindliche Strafen auf sich ziehen würden, wenn sie es wagen würden, sich aus dem direkten Dunstkreis von Nimrond zu entfernen.

Weiterhin stehen alle treu, zumindest nach außen hin, zu den Königen. Außerdem will vielleicht auch keiner der anderen Jäger aus der Palastgarde den beiden Leibwächtern zu nahe treten oder sie gar anfeinden, nur weil sie harunkat sind. Die zwei stehen unter dem Schutz von Tharandil und Nimrond und den zu unterlaufen, trauen sich die meisten dann doch nicht. Direkt unter den Augen des Königspaares die neue Religion offen zu propagieren, so blöde ist kein Mitarbeiter des Hofes, auch wenn garantiert mehr als eine Handvoll von ihnen damit liebäugelt.

Dies unsägliche Treiben des Magiers und seine Auswüchse gelangen schließlich auch vor den Hohen Rat. Weil Tharandil ein Schreiben mit allen Informationen, die ihm aus Varngond inzwischen vorliegen, dorthin sendet. Er weiß sich sonst nicht mehr zu helfen. Die notwendigen Maßnahmen, um alles wieder ins Lot zu bringen, gehen über seinen Handlungsrahmen hinaus, da es sich womöglich um eine ganz Pelegorn umspannende Sache handeln könnte.

Worte wehen bekanntlich mit dem Wind über alle Landesgrenzen hinaus, denen kann man keinen Einhalt gebieten.

Zudem wandten sich die Befehlshaber der Jäger inzwischen an Nimrond als ihren obersten Kommandanten. Sie können nicht länger damit hinter dem Berg halten, denn die Lage droht ihnen langsam zu entgleiten. Mit sorgenvoller Miene liest er dem König den Brief aus den Garnisonen vor.

„Die Anrede und Grüße übergehe ich jetzt mal, die tun eh nichts zur Sache, kommen wir doch gleich zum Wesentlichen des Schreibens. Laber, laber und dann … Stellkönig Nimrond, wir haben Euch bereits von diesem seltsamen Mann und seinem Unterfangen berichtet und dass er damit Unruhe in den Reihen der Jäger schürt. Erst waren es nur Einzelne, die sich ihm zuneigten, jetzt sind es Hunderte von ihnen. Sie fordern eine Anerkennung ihrer Partnerschaften durch das Gesetz der Elben mittels der Schließung eines Bundes, der Bandpartnerschaft, vor diesem neuen Gott, um somit in den Genuss der rechtlichen Vorteile, die das Gesetz ihnen in einem solchen Falle eröffnet, zu kommen. Wenn alle Jäger und Jägerinnen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin eine Bandpartnerschaft eingingen, würde dies das bestehende System, auf dem die Armee beruht, gefährden, wenn nicht sogar in seiner Gänze aushöhlen. Ein Zusammenbruch der Sicherheit unserer Außengrenzen, der Bewachung der Tore und sonstiger die Gesellschaft erhaltender Strukturen wäre die Folge. Weil einfach kaum noch genügend wehr- und streitfähige Jäger und Jägerinnen dem Heer zur Verfügung stünden. Ein großer Teil von ihnen würde sich auf den Aufbau einer Familie ausrichten und somit stünde ihnen eine entsprechende Freistellung vom Dienst zu. Von der finanziellen Seite mal ganz zu schweigen, höhere Soldzahlungen, hohe Zahlungen bei Dienstausfall durch Tod oder Verletzung, Zahlungen zur Versorgung der hinterbliebenen Familienmitglieder und, und, und. Diese starke Inanspruchnahme der Staatskasse wird wohl auch kaum in Eurem Sinne sein sowie die gesamte Entwicklung von Euch oder dem Hohen Rat wohl keinesfalls gutgeheißen wird.

Wir müssen diesem Verlauf Einhalt gebieten, notfalls mit Waffengewalt gegen die eigenen Leute. Daher treten wir mit diesem Schreiben an Euch heran, um eine entsprechende Erlaubnis und Order, Maßnahmen zu ergreifen, vom Königshaus zu erfragen. Wir, die Kommandanten der Garnisonen vom ‚Haus der Bäume‘, erbitten schnellstmöglich Weisung, wie wir weiter vorgehen sollen. Das ist, glaube ich, eine mehr als deutliche Ansage“, ist alles, was Nimrond, nachdem er die Zeilen vorgelesen hat, dazu einfällt. Er ist entsetzt über das, was sich da tut, und von der Entwicklung genauso wie Tharandil überrascht. Niemand rechnete damit, dass ein einzelner Mann solch eine Welle verursachen könnte. Ein Heer, dessen Streiter die Grundlagen der Gesellschaft in Frage stellen, noch mehr, diese offensichtlich torpedieren, und sich damit auch im gleichen Atemzug vom Königshaus abwenden, können sie in keinem Falle hinnehmen. Dagegen müssen sie schleunigst etwas unternehmen.

Tharandil und Nimrond stehen in den Augen der Rebellen für die alte Ordnung und genau die, und somit logischerweise auch die Könige, wollen sie stürzen.

Ist irgendwie ein ziemlich beschissenes Gefühl, die Zielscheibe abzugeben und aller Bögen sind auf einen gerichtet.

Wenn es nur einige wenige Dutzend Jäger wären, kein Problem, per Befehl festsetzen lassen und disziplinarisch abstrafen, aber es sind zig-Hunderte von ihnen. Der Stellkönig kann nicht die halbe Armee inhaftieren, wenn es zum jetzigen Zeitpunkt nun zu einem größeren Überfall auf ihr Land oder gar zu einem längeren Krieg käme, hätten sie verdammt schlechte Karten diesen abzuwehren oder zu gewinnen.

Eine Katastrophe würde sich anbahnen, sollten die verführten Jäger und Jägerinnen ihnen die Gefolgschaft und den Gehorsam verweigern, nur weil sie sich von einem harunkaten Stellkönig nichts befehlen lassen wollen.

Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, außer dem der Sicherheit von Varngond, der ihnen Sorge bereitet. Einer, der die gesamte Bevölkerung betrifft und auch dort garantiert schon heiß diskutiert wird. Eine Theorie, die im Volk womöglich bereits Wurzeln schlägt und bittere Früchte hervorbringen könnte, sollte sie zur Reife gelangen. Es sind die Aussagen und Dogmen der neuen Religion in Bezug auf die bislang geltende Gleichheit von Paaren.

Warum sollen einige Individuen oder Partnerschaften mehr wert sein als andere oder von einem Gott bevorzugt angesehen und behandelt werden? Was macht einen Mann besser als eine Frau, verschieden sind sie, so haben die Götter sie geschaffen, aber deshalb sind sie doch noch lange nicht von unterschiedlichem Wert.

Die Thesen des Predigers widersprechen ihren Vorstellungen einer gerechten Gesellschaft, in der ein jeder seinen Platz haben sollte, genauso wie den Weisungen ihrer alten Götter und ihrer Gesetze, welche zum großen Teil ihre Grundlage im „Buch des Lebens“ haben. Unter anderem heißt es darin, Männer und Frauen und auch die Bünde, die sie untereinander eingehen, sollen gleich bemessen werden in der Zuteilung von Rechten und Pflichten.

Die Mitglieder vom Hohen Rat reagieren umgehend, diese Rebellion darf sich keinesfalls auch noch über die Grenzen Varngonds ausbreiten. Wobei in den Zollstationen und Regimenten der Grenztruppen die neue Kunde mit Sicherheit schon ihre Runden macht.

Aber noch melden die anderen Häuser keine praktischen Auswirkungen, wie Fahnenflucht oder Zusammenrottung von Aufständischen.

Aus diesem Grunde nimmt der Hohe Rat Abstand davon, mit seinen Truppen in Varngond einzugreifen, das sollen Tharandil und Nimrond auf ihrem Gebiet in eigener Regie regeln. Dafür gibt ihnen der Rat freie Hand, alle Maßnahmen in die Wege zu leiten, die nötig sind, gegen den Prediger und seine Anhänger gezielt und mit Erfolg vorzugehen.

Ganz zufrieden ist Tharandil nicht mit dieser Antwort. Irgendwie kann er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich einige Leutchen vor ihrer Verantwortung drücken. Ist es doch eigentlich eine Sache des Rates, sich um Mitbringsel aus fremden Welten zu kümmern. Machen doch sonst so einen Wirbel darum, damit auch ja nichts Neues ins Land kommt. Warum soll er sich jetzt die Arbeit machen?

Was die beiden Könige dann aber noch mehr verwundert, ist ein Satz in der Weisung, in dem der Hohe Rat den in die Irre geleiteten Mitläufern eine Amnestie anbietet. Alle, die sich von dem Prediger abwenden und an ihre Standorte zurückkehren und ihren Dienst wieder aufnehmen, sollen straffrei und ohne finanzielle Einbußen, außer für die Zeit, in der sie unerlaubt der Truppe fern waren, davonkommen. Entscheiden sie sich jedoch für einen Verbleib bei ihm, drohen ihnen empfindliche Strafen von lebenslang in den Minen hin bis zur Hinrichtung wegen Aufruhr, Rebellion, Desertion und Widerstand gegen die bestehende Ordnung.

Ein bisschen viel Nachsicht für Nimronds und vor allen Tharandils Geschmack, selbst den Rückkehrern hätten die beiden gerne das Fell gegerbt, aber sie müssen sich an die Vorgaben halten. Der Verzicht auf jegliche Strafen für die Jäger hat natürlich auch seinen Zweck, und wurde kaum aus Nächstenliebe ausgesprochen. Alle mitgelaufenen Jäger zu verurteilen und hinter Schloss und Riegel zu setzen, würde bedeuten, die Anzahl der Kämpfer auf Jahre hinaus stark zu verringern und das kann Varngond sich niemals erlauben. Das Königshaus ist auf eine hohe Schlagkraft des Heeres zur Verteidigung angewiesen.

Nach und nach zeigt der Einsatz der königstreuen Jäger gegen ihre eigenen Leute eine Umkehr der Lage. Überall, wo kleinere Gruppen oder auch einzelne Personen sich weiterhin von der Armee davonmachen, werden sie von denen verfolgt und aufgegriffen. Meistens läuft das Einfangen unblutig ab, die Waffen gegen ihre eigenen Brüder und Schwestern zu erheben ist den Rebellen dann doch ein Schritt zu viel, trotzdem wird der eine oder andere verwundet, weil ein Pfeil sich verirrt. Direkt vor Ort wird ihnen der Erlass und das Angebot auf Amnestie vorgelesen und sie haben sich sofort zu entscheiden, entweder in Ketten gelegt oder als freie Jäger zurück in ihre Garnisonen zu reiten. Die Entscheidung fällt eigentlich allen bis auf einige Unverbesserliche leicht und auch die überlegen es sich im Kerker dann noch mal sehr genau. Und mancher kommt in den steinernen Kammern zu der Erkenntnis, war doch eigentlich gar nicht so übel, wie es bislang gehandhabt wurde.

In einigen Standorten schaut der Stellkönig mit Laroman und Xernot an seiner Seite sogar persönlich vorbei, um die Order des Hohen Rates zu verlesen. Er will seinen Leuten die Hand reichen, „seht, Ihr seid in die falsche Richtung gegangen, aber ich verzeihe Euch das, wenn Ihr mir erneut den Eid leistet.“