Die Legende des Nefertim (Teil 2): Im Bann der Eisvulkane - Kevin Michael Schott - E-Book

Die Legende des Nefertim (Teil 2): Im Bann der Eisvulkane E-Book

Kevin Michael Schott

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Schmerz des Verlustes lastet schwer auf Nero. Seitdem Soffi in seinen Armen gestorben ist, fühlt er sich innerlich zerbrochen und verloren. Doch er hat den Kampf gegen den Finsterfluch noch nicht aufgegeben. Seine letzte Hoffnung liegt in den unerforschten Eisvulkanen, die tief im frostigen Teil der Welt von Umir verborgen liegen, wo die sagenhafte Ivy Izzard leben soll. Die kalten Gipfel sind Tage und Nächte von der Hauptinsel entfernt und bergen ungeahnte Gefahren. Doch Nero ist bereit, alles zu riskieren, denn er hat einen neuen magischen Ring im Gepäck. Als er schließlich in den eisigen Tiefen angekommen ist, stößt er auf Geheimnisse, die er nie hätte erahnen können. In diesem Moment erinnert er sich an Shampottis Worte: Nicht jeder, den du für deinen Freund hältst, ist wirklich dein Freund. Nicht jeder, den du für deinen Feind hältst, ist wirklich dein Feind. Welche düsteren Geheimnisse birgt die eisige Welt, die Nero zu enthüllen droht? Und kann er den wahren Feinden entrinnen, die sich hinter der Maske der Vertrautheit verbergen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Prolog
Politik
Freundschaft
Ehre
Stärke
Hinterhalt
Vertrauen
Misstrauen
Verrat
Heimweh
Epilog

 

 

 

 

 

 

Die Legende des Nefertim

 

Kevin Michael Schott

 

Das Buch:

Der Schmerz des Verlustes lastet schwer auf Nero. Seitdem Soffi in seinen Armen gestorben ist, fühlt er sich innerlich zerbrochen und verloren. Doch er hat den Kampf gegen den Finsterfluch noch nicht aufgegeben. Seine letzte Hoffnung liegt in den unerforschten Eisvulkanen, die tief im frostigen Teil der Welt von Umir verborgen liegen, wo die sagenhafte Ivy Izzard leben soll. Die kalten Gipfel sind Tage und Nächte von der Hauptinsel entfernt und bergen ungeahnte Gefahren. Doch Nero ist bereit, alles zu riskieren, denn er hat einen neuen magischen Ring im Gepäck. Als er schließlich in den eisigen Tiefen angekommen ist, stößt er auf Geheimnisse, die er nie hätte erahnen können. In diesem Moment erinnert er sich an Shampottis Worte: Nicht jeder, den du für deinen Freund hältst, ist wirklich dein Freund. Nicht jeder, den du für deinen Feind hältst, ist wirklich dein Feind. Welche düsteren Geheimnisse birgt die eisige Welt, die Nero zu enthüllen droht? Und kann er den wahren Feinden entrinnen, die sich hinter der Maske der Vertrautheit verbergen?

 

 

 

 

Die Legende des Nefertim

 

Teil 2: Im Bann der Eisvulkane

 

von

 

Kevin Michael Schott

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dies ist ein fiktionales Werk. Wenn nicht anders gekennzeichnet, sind alle Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse der Fantasie des Autors entsprungen. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen, Orten oder Ereignissen sind rein zufällig.

 

1. Auflage, 2024 © Kevin Michael Schott.

Alle Rechte vorbehalten.

Prolog

Eisige tiefblaue Lava floss von den Wänden. Gleichmäßig strömte die zähflüssige Kälte auch am Rand des Weges entlang, der nach jedem Schritt schmaler wurde. Meine Beine, mein Rücken, gar mein Kiefer waren verkrampft und schmerzten wie noch nie zuvor, denn ich zitterte schon stundenlang. Im eisigen Herz des erloschenen Vulkans lag die Temperatur bei mindestens -30 Grad Celsius, wodurch der Atem wie weißer Rauch war, der aus der Lunge entwich.

Immer wieder hatte ich das Gefühl, pechschwarze Schatten würden mich verfolgen. Wenn ich mich umdrehte, verschwanden diese blitzschnell, aber ich konnte das Gefühl nicht loswerden, verfolgt zu werden, denn irgendetwas stimmte mit meinem rechten Auge nicht. Jede Minute, die verging, konnte ich weniger auf dieser Seite sehen – wie eine Scheibe, die Stück für Stück gefror. Möglicherweise bildete ich mir die Schatten nur ein, denn wenn ich zu schnell meinen Blickwinkel änderte, brauchte das rechte Auge ein paar Sekunden länger, um hinterherzukommen.

Trotz alledem musste ich endlich einen Ausweg aus diesem blauen Eislabyrinth finden. Der Weg vor mir verwandelte sich allmählich in einen Abgrund, an dem ich mit dem Rücken zur Wand entlanggehen musste. Nach unten konnte ich keineswegs blicken, nicht aufgrund der Tiefe, sondern weil mich die Lava irritierte. Es war mir ein Rätsel, welchen Tod man erwartete. Würde die eisige Flüssigkeit einen sofort gefrieren und man geht wie ein Eisblock unter, oder verschlingt sie einen und man erstickt, während man gleichzeitig erfriert?

Plötzlich donnerte es gewaltig. Etwas brachte die eisigen Wände zum Knacken, nein sogar zum Einsturz, und das frostgepanzerte Reich zerfiel in tausend Einzelteile. Ich rannte um mein Leben, um weder herunterzufallen, noch von einer meterdicken Eisscholle erwischt zu werden. Die Lava schwappte und brodelte auf einmal, sie griff förmlich nach mir, um mich in ihren Bann zu ziehen.

Ich rannte, so schnell ich konnte, doch die Kälte presste meine Lunge immer stärker zusammen, sodass ich eigentlich zum Durchatmen anhalten musste, aber es gab keine Möglichkeit für Verschnaufpausen. Im nächsten Moment rutschte ich aus und fiel auf den Hintern. Minutenlang schlitterte ich wie in einer Achterbahn immer tiefer in das Innere des Vulkans.

Mittlerweile war ich so schnell, dass ich kaum noch bremsen konnte. Egal wo ich mich festhalten wollte, hatte es keinen Effekt. Dann sah ich einen riesigen Eiszapfen vor mir an der Decke, der sich gerade löste und genau auf meiner Höhe aufschlagen wollte. Als ich daraufhin versuchte, mich etwas zur Seite zu manövrieren, erhob sich eine Art kleine Rampe vor mir, die mich mehrere Meter hoch durch die Luft schoss.

Das sollte mein Ende sein: Vor mir war weit und breit nur eiskalte blauweiße Lava, die mich verschlingen wollte. Ich schloss die Augen und nahm mein Schicksal entgegen, denn endlich würde ich den Schmerzen entkommen. Aber stattdessen rüttelte jemand an meiner Schulter.

„Nero!“ Sie rief meinen Namen und rüttelte immer wieder. Aber ich konnte meine Augen einfach nicht öffnen, denn es wollte sich gerade ein friedliches Gefühl einschleichen.

„Nero! Wach endlich auf!“ Heute blieb mir der Seelenfrieden verwehrt. Ich realisierte, dass ich schon wieder einen Albtraum hatte. Die Symptome verschlimmerten sich, seitdem ich den Ring der Güte abgelegt hatte, und die finsteren Visionen zurückkamen.

Als ich die Augen öffnete, war die rechte Seite wie von einem Film überzogen. Ich konnte tatsächlich kaum etwas erkennen, wie eine Augenmigräne, die alle paar Stunden wiederkam und für locker dreißig Minuten anhielt. Der Finsterfluch hatte sich noch stärker ausgebreitet, vor allem über meinem Gesicht und dabei mein rechtes Auge erwischt – wahrscheinlich hatte ich deswegen mit dieser Seite Probleme.

„Deine Augen haben schon wieder so gezuckt. Du hast regelrecht gewimmert im Traum, was ist passiert?“, fragte mich Soffi.

Ich schüttelte meinen Kopf und sah sie verwundert an. „Soffi?! Soffi Krynn?! Bist du es?“

„Wer denn sonst?“, erwiderte sie. „Wir müssen Kiwi vom Schlachtfeld bringen. Nun mach schon!“

Dann blickte ich nach unten und konnte meinen Augen nicht trauen: Meine gute Freundin, Kiwi Golfasin, lag leblos in meinen Armen. Das Blut lief aus ihrem Hals über ihre weißen Haare. Ihre Haut war schon vollständig ergraut und vom Finsterfluch voller schwarzer Adern überzogen.

Ich zögerte keine weitere Sekunde, stand auf und rannte, so schnell ich konnte, in Richtung Burg. Soffi hielt mir den Weg frei und schlug die Krieger des Ordens einen nach dem anderen weg. Kurze Zeit später lief ich eine Treppe hoch und befand mich im Inneren der Festung, wo ich Kiwis leblosen Körper beim Thron der Honeymora ablegte.

„Aber Soffi, wieso lebst du noch...“, fragte ich, aber als ich mich umdrehte, war sie nicht mehr da. „Soffi?! Soffi wo bist du?!“, rief ich verzweifelt.

Ich rannte zur Treppe zurück und brüllte die ganze Zeit ihren Namen. Auf einmal verschwand der Boden unter mir. Alles, was ich sah, war ein See aus Honig, in den ich fiel. Als ich in der klebrigen Masse landete, schlug ich panisch um mich und versuchte, an den Rand zu schwimmen, aber ich hatte keine Chance. Mit jeder Bewegung fiel es mir schwerer und der Honig verschlang mich problemlos.

Es wurde pechschwarz und ich versank in tiefer Finsternis. Die Dunkelheit schmiegte sich an meinen Körper und mir wurde eiskalt. Egal, in welche Richtung ich sah, das Einzige, was mich umgab, war Schwärze. Ich schloss die Augen, denn mich bedrückte dieses seltsame Gefühl, irgendwo im Nirgendwo gefangen zu sein und nicht zu wissen, ob man sinkt oder feststeckt, ob man noch etwas hört oder alles verstummt ist. In meinen Lungen war keine Luft mehr übrig und ich wusste, dass ich gleich sterben würde.

Ein letztes Mal wollte ich meine Augen öffnen. Erst erblickte ich wieder nur Schwärze, doch dann erkannte ich langsam winzige Lichter in der Ferne. Wie kleine Sterne, die funkelten und jede Sekunde dichter kamen. Der Honig war weg, ich konnte wieder atmen! Aber schon wieder hatte ich das Gefühl, wie in meinen allerersten Visionen, irgendwo im Universum zu schweben. Meine Geschwindigkeit vervielfachte sich ungemein und ich spürte, wie der Wind im Gesicht drückte. Ich schloss die Augen ein wenig, denn sie tränten bereits unaufhörlich, zudem flatterten meine Wangen.

Unter mir erkannte ich einen riesigen Vogel, der versuchte sich so zu positionieren, dass ich auf ihm landen würde. Kurze Zeit später fing er mich auf seinem Rücken auf. Entgegen meiner Erwartung war es dort federweich.

„Nekhbet!? Was machst du hier?!“, rief ich erleichtert, doch er antwortete mir nicht. Irgendein Knistern bahnte sich an und wurde immer lauter. Als ich mich umdrehte, sah ich mehrere gewaltige Feuerbälle in unsere Richtung fliegen. Sie kamen mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit angeflogen, aber ich konnte nicht ausmachen, wer sie abfeuerte.

Nekhbet leitete einen Sturzflug ein und versuchte, auf einer umliegenden Insel zu landen. Diese sah wie ein einziger Wald aus. Überall diese riesigen Bäume, sodass man kaum eine Chance zur Landung hatte. Der Shampotte versuchte, tiefer runterzukommen und mich irgendwo abzusetzen, aber der Wald war einfach zu dicht bewachsen.

Plötzlich schlug ein Feuerball bei uns ein. Nekhbet schrie vor Schmerzen und preschte mit voller Geschwindigkeit gegen einen Baum. Ich flog mehrere Meter durch die Luft und landete irgendwo im Wald auf einem moosigen Hügel. Als ich mich langsam aufrichtete, fielen seine Federn eine nach der anderen herunter.

„Verdammt nochmal...“, murmelte ich. „Nekhbet?! Wo bist du?!“ Ich ging ein paar Meter in Richtung des Baumes zurück, gegen den er geflogen war. Währenddessen hörte ich immer wieder etwas im Gebüsch rascheln. Je schneller ich ging, desto stärker raschelte es, bis es in ein Knurren umschlug.

Abrupt hielt ich an und drehte mich um. Ich konnte meinen Augen schon wieder nicht trauen und war wie versteinert: Der riesige Werwolf Fenrir stand vor mir. Doch ich zögerte keine Sekunde und rannte vor ihm weg. Ich hatte den Ring der Güte nicht mehr und war dementsprechend verwundbar. Der Wolf nutzte meine Schwäche aus, schlug mich sofort mit seiner gewaltigen rechten Tatze, sodass ich durch die Luft und gegen einen Baum flog. Verwundet lag ich dort, mit dem Rücken zum Baumstamm. Er kam in meine Richtung gestampft, sein Maul triefte bereits vor Rachsucht. Ohne Gnade biss er zu, verschlang meinen gesamten Kopf und riss ihn vom Hals ab.

Ich schreckte auf, als hätte ich einen bösen Traum gehabt und atmete schwer ein und aus. Eine Hand streichelte mir über die Schulter. Als ich mich zur Seite drehte, sah ich in ihre wunderschönen giftgrünen Augen und bewunderte das blutrote Haar: Es war Moxxi.

„Bist du noch müde?“, fragte sie. „Du bist schon wieder am Tisch eingeschlafen.“

„Irgendwie schon“, antwortete ich, aber bekam kaum ein Wort raus, so schläfrig wie ich noch war.

„Du solltest dich stärken“, sagte sie und füllte mir dabei aus diesem riesigen Eintopf ein, den sie anscheinend gekocht hatte. Er dampfte stark aber roch auch so köstlich würzig, dass ich direkt Hunger bekam und es kaum abwarten konnte, ihn zu verschlingen. Ganze drei Teller aß ich, während Moxxi in derselben Zeit nicht mal einen einzigen schaffte. Sie lachte immer wieder, weil ich so schlang.

Als sie den Tisch abräumte, kam sie mit zwei Gläsern Wasser in den Händen zurück. „Durstig?“

Das kam mir alles so bekannt vor, es war genau wie an unserer ersten Begegnung. „Aber das ist dieses Mal kein Schnaps, stimmts?“, hakte ich nach und lachte dabei.

„Natürlich nicht!“, erwiderte sie und lachte ebenso.

„Na dann ist ja gut...“, sagte ich noch, nachdem ich den ersten Schluck nahm. „Wiee bist du eigentlich vomm Orden fre-gekommn?“

Sie grinste mich an und fasste mir wieder auf die Schulter. „Hast du das schon wieder vergessen, Nero?“

Irgendetwas stimmte nicht. Mir wurde innerhalb weniger Sekunden schwindelig und meine Finger taub. Die Füße, nein die gesamten Beine spürte ich nicht mehr. Mein Kopf wurde warm und brummte. „Moxxsssii...bissssd du sicha...dasss es...dasss es keen Schnapsss is?“

Dann schlug ich mit dem Kopf auf dem Tisch auf. Das Brummen klang langsam ab, eine tiefe Stille breitete sich aus. Aus der Ferne hörte ich eine Stimme zu mir durchdringen, doch sie war zu leise. Ich müsste mich konzentrieren, aber wollte nicht. Mir war egal, wer mich rief oder warum, denn ich war erschöpft. Seit Stunden ging es schon so, immer wieder wachte ich auf und war doch noch in einem Traum gefangen. Ständig weckte mich irgendwer, war dann schlagartig verschwunden und die nächste Gefahr lauerte schon.

Mittlerweile wusste ich, wer da rief und warum. Er rüttelte an meiner Schulter, aber ich tat so, als würde ich noch schlafen.

„Nero?! Warum wachst du nicht auf?!“ Er ließ nicht locker und schüttelte schon beide Schultern. „Nero?! Mach keinen Scheiß!“

Dann öffnete ich schließlich doch meine Augen. Penji atmete tief aus. „Ich dachte schon, du wärst...du wärst...“

Ich stand auf, ging an den Rand des Bootes und blickte in den Honig, auf dem wir trieben. Dann kam mir alles hoch und ich übergab mich. Dass mein Frühstück nicht unterging, sondern stattdessen auf der klebrigen Masse schwamm, ließ mich nochmal würgen.

Der Mops gesellte sich zu mir. „Hattest du wieder Visionen?“

Ich wischte mir den Mund ab und schüttelte den Kopf. „Das sind keine Visionen...das sind Albträume. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich noch in einem festhänge.“

„Immer wenn du dich übergibst, sind sie vorbei.“

Ein schwerer Seufzer entwich mir. „Erst eine Woche ist es her, dass ich den Ring der Güte nicht mehr trage, und schon wütet der Finsterfluch schlimmer denn je in mir.“

Ich drehte mich um und blickte in Kiwis Richtung, die in der letzten Reihe saß. Ein paar Sekunden beobachtete ich sie, aber sie war in einem Buch vertieft und interessierte sich nicht für uns. „Sie hat seit Soffis Tod nicht mehr mit mir geredet.“

„Gib ihr noch Zeit“, sagte Penji. „Sie studiert Unmengen alter Bücher, um Hinweise über Rionn zu finden. Damit lenkt sie sich ab.“

„Na klar, das rechne ich ihr auch hoch an. Aber wie viel Zeit habe ich noch?“

Er klopfte mir auf die Schulter. „Du musst mindestens sieben Tag ohne Ring sein, bevor ein Neuer seine Wirkung entfalten kann. Auf Valyndor bekommst du endlich wieder einen.“

Ich stammelte ungeduldig auf der Stelle. „Aber wie lange brauchen wir noch?“

„Der Honey-Stream fährt nicht so frequent seit den Angriffen auf die Honig-Inseln. Aber wir sollten heute Abend nach zwei Zwischenstopps ankommen.“

Penji zündete sich eine riesige Zigarre an, die er geradeso in Gange bekam. „Ist das eine aus der Spielothek?“, fragte ich.

Er pustete dicken weißen Qualm aus. „Na was denkst du denn.“

Der Mops gewann mir damit mühelos ein Grinsen ab. „Ich werde wohl auch ein wenig lesen, bis wir da sind“, sagte ich und begab mich wieder auf meinen Platz.

Unser Boot war nicht mal halbvoll, vielleicht dreißig andere Leute, die mit uns in Richtung Valyndor fuhren. Alle lasen, entweder in Büchern oder in der Zeitung. Bevor ich meine heilige Shanti studierte, nahm ich mir ein Exemplar der aktuellen Ausgabe Die Stimme der Ringe. In der vergangenen Woche hatte ich jeden Tag reingeschaut, in der Hoffnung, etwas über Moxxi zu finden.

 

* * *

 

In den tiefen und alten Sümpfen, wo sich die bunten Fässer stapeln, verbirgt sich ein dunkles Geheimnis.

 

In einer vergessenen Ecke der Welt von Umir erstreckte sich ein Sumpf, dessen finstere Gewässer tiefgrün und modrig rochen. Die kalte Feuchte des dichten Nebels drang bis in die Knochen und behinderte zugleich die Sicht, sodass man kaum die Hand vor Augen sah. Ununterbrochen zirpten und summten die Insekten. Ihre Töne mischten sich mit dem gelegentlichen Rufen von Nachtvögeln, die sich im Dickicht versteckten, und den unheimlich brummenden Krokodilen und den quakenden Fröschen, die in den tiefsten Tiefen des Sumpfes lauerten.

Moxxi und der Kopf des Ordens, Zig Vapo’Rol, gingen schon eine Weile durch das Moorland. Sie wunderte sich, woher die ganzen bunten Fässer kamen, die im Wasser trieben. Ein Fass lag vor ihnen auf dem Weg. Als sie es mit dem Fuß zur Seite rollte, blickte ihr eine riesige braun-grüne Kröte entgegen, die sofort ihre lange Zunge in Moxxis Richtung schoss. Sie griff blitzschnell zu, packte die Zunge und schleuderte das Tier im hohen Bogen von sich.

Zig bekam sich vor Lachen nicht mehr ein. „Warum so aggressiv?“

„Ich hasse Amphibien“, entwich ihr genervt. „Wie weit ist es noch?“

„Übe dich in Geduld, es ist nicht mehr weit.“

„Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich Sisores gesehen habe“, sagte sie.

„Für dich immer noch der große Meister des Ordens.“

Sie warf ihm einen ernsten Blick zu. „Du scheinst zu vergessen, welchen Status ich habe.“

„Den kenne ich sehr wohl“, erwiderte Zig. „Aber selbst ich erweise ihm Respekt.“

„Wie auch immer“, sagte die rothaarige Katzenfrau. „Schöpft eigentlich jemand Verdacht?“

„Es gab definitiv Misstrauen, warum ausgerechnet du den großen Meister zu Gesicht bekommst.“

„Aber?“

„Es ist so...“, setzte Zig an. „Unser damaliger Kopf, Zara Kael’Dor, von der Spinnen-Insel Arachnakai, war ein Auge, genau wie ich. Als sie getötet wurde, wollte der große Meister, dass ich ihr Nachfolger werde, und hat die Regel eingeführt, dass die Augen des Nefertim maximal anonym sein müssen und zudem niemals der Kopf des Ordens diese Position besetzen darf.“

„Worin besteht das Problem?“, fragte Moxxi.

„Dass sehr alte hohe Tiere wie der Bock wissen, dass Zara und ich die Augen waren. Aber es wurde niemals mehr darüber geredet, wodurch die neueren Mitglieder diesen Posten innerhalb des Ordens nicht kennen.“

Moxxi brummte ein wenig. „Kaito schöpft wahrscheinlich Verdacht.“

„Er kann es unmöglich ahnen. Jorki und er sind nicht alt genug, um davon zu wissen. Der Hummer ist tot, also bleibt nur der Bock übrig. Du und Basili sind die perfekten Augen des Nefertim. Und dass ausgerechnet du ein Stein im Brett bei Nero hast, macht die Sache unglaublich komfortabel. Jeder Unruhestifter, der der Legende des Nefertim zu nahe kommt, wird erst unterwandert und letztlich kalt gestellt.“

„Aber die Zeiten sind hitzig geworden, auch für den Orden. Deswegen ist der heutige Tag umso wichtiger...“, sagte Moxxi.

Zig begann wie ein Verrückter zu lachen, bevor er ihren Satz beendete: „Denn der große Meister wird dich, Moxxi Rufina Du’Mas, in unsere finale Operation einweihen, wie wir Rionn und die Madhuvaner ein für alle Male vernichten werden!“

Politik

Aus der Ferne sah ich eine gewaltige Diskokugel. Ein vollständig aus Glas geformter Ball, der in allen erdenklichen Farben strahlte und funkelte. Die Kugel drehte sich allerdings nicht, wie man meinen könnte. Die Lichter darin pulsierten stattdessen in angenehmer Geschwindigkeit. In allen vier Himmelsrichtungen waren Ports des Honey-Streams angebracht, genau wie auf der Hauptinsel von Umir, aber diese leuchteten sogar.

„Valyndor ist komplett aus Glas?!“, posaunte ich heraus.

„Nicht irgendein Glas“, sagte Penji. „Es ist doppelt- und dreifach so stark verglast wie das des Honey-Streams.“

„Aber ist es nicht dennoch riskant? Was ist, wenn der Orden die Insel belagert?“

„Lass es mich erklären“, antwortete der Mops und zog nochmal kräftig an seiner Zigarre. „Valyndor ist die einzige Insel, die komplett neutral ist. Es gibt kein richtiges Volk der Valyndorianer. Der Orden wird hier niemals angreifen und hat es nie getan. Es gibt einen Friedensvertrag, den alle Inseln unterzeichnet haben. Dieser besagt, dass diese Insel neutrales Gebiet ist und alle Völker, egal welcher Herkunft und welchen Glaubens, vertreten sind. Sie ist in gewisser Weise heilig – wie die Insel Celestia.“

Ich kratzte mir am Hinterkopf. „Also kommen alle Botschafter einmal im Jahr hier her, um über aktuelle Themen zu sprechen, wie den Angriff des Ordens?“

Penji nickte. „Allerdings haben die Botschafter auch Themen über die Insel vorzutragen, von welcher sie entsandt wurden.“

Meine Augen wanderten über seinen extravaganten Anzug. „Trägst du diesen dunkelgrünen Anzug mit hellgrünen pflanzenartigen Verzierungen extra, weil du als Botschafter für Aloria anreist?“

Er nickte erneut, während er einen kräftigen Zug seiner Zigarre nahm.

„Mir gefällt übrigens die rote Rose, die dein fehlendes Ohr bedeckt – sie passt zum Anzug.“

Penji verschluckte sich beinahe am Qualm und begann zu lachen.

„Sag mal, könntest du nicht theoretisch einen Seelenstein essen, den ich dir von mir gebe, um dein Ohr zu regenerieren, das der Hummer dir abgeschnitten hat?“, hakte ich nach.

„Nein, Seelensteine müssen direkt oder im Vorfeld gegessen werden. Zu spät nachträglich heilen sie Narben und verletzte Körperteile nicht mehr.“

„Hmmm“, brummte ich. „Die Blume steht dir auf jeden Fall.“

Auf einmal gesellte sich Kiwi zu uns. Ich drehte mich zu ihr, aber traute mich nicht, sie anzusprechen. Stattdessen ergriff sie die Initiative: „Ich wollte dir nur sagen, dass für jede Insel ein eigenes Loft vorgesehen ist, genau in der Anordnung, wie die Inseln in unserer Welt verteilt sind. Das bedeutet, dass wir drei zwar nicht allzu weit auseinander sind, weil die Bereiche Leben und Honig nebeneinanderliegen, aber unsere Inseln nicht benachbart sind.“

„Danke für die Info, Kiwi“, sagte ich. „Aber für welche Insel bin ich denn hier?“

„Du bist kein Botschafter, aber die Honeymora hat darauf bestanden, dass du teilnimmst. Demnach gehörst du zu Summoria.“

Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Doch bevor ich den Gedanken freien Lauf lassen konnte, hielt unser Boot an und wir erreichten endlich Valyndor. Der Honey-Stream ging in einen riesigen gläsernen Port über, der wiederum in eine Plattform aus Glas überging, die so groß war, dass ein Flugzeug davon abheben könnte. Nach ein paar Minuten kamen wir am Eingang an. Ich staunte über dieses monumentale Bauwerk. Noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gesehen, dass in dieser Höhe und Breite vollständig aus Glas erbaut worden war. Im Inneren befanden sich links und rechts jeweils zwei Treppen, die einen entweder eine Etage nach oben oder eine nach unten führen würden. Als ich einen genaueren Blick darauf warf, stellte ich fest, dass sich dieses Muster auf jeder Etage fortsetzte.

Zwischen den Treppen war eine locker zehn Meter breite Rezeption. Dahinter befand sich ein Zebra mit einem blauen Zweireiher, das uns begrüßte. An der erhobenen Hand nahm ich seinen blau leuchtenden Ring der Güte wahr. Auf seinem Namensschild stand Eliwill Bati. Penji und Kiwi brauchten sich nicht vorstellen, denn er überreichte ihnen sofort ihre Schlüssel für die Zimmer. Danach richtete sich sein Blick auf mich.

„Nero Flynn Dester. Ich bin als Begleitung der Honeymora für Summoria hier.“

„Ahhhh“, sagte er erstaunt. „Der Blutkrieger.“

Etwas verlegen entwich ich seinem Blick, bis er mir meinen Schlüssel überreichte. Auf diesem hölzernen Honiglöffel war Summoria eingraviert, was ich erst merkwürdig, aber letztlich sinnvoll fand. Wofür bräuchte man Zahlen, wenn jede Insel genau einmal vertreten war und einen eindeutigen Namen hatte? Auch Kiwis Schlüssel war unmissverständlich: im goldenen Schimmer der Shanti gefärbt und ringförmig geschwungen, wie alles auf Celestia. Oder Penjis grüner Schlüssel, der wie eine bunte Kolopentie geformt war und mich nicht nur an meinen Fressrausch auf Aloria erinnerte, sondern auch an die bunten Schlangen.

„Es ist schon spät und ich möchte morgen ausgeruht sein“, sagte Kiwi, nickte uns nochmal zu und verschwand dann, ohne zu zögern.

Ich sah Penji mit hochgezogener Augenbraue an. „So spät nun auch nicht.“

Er lachte erst, aber verabschiedete sich ebenso von mir: „Morgen haben wir einen extrem langen Tag vor uns. Danach wirst du verstehen, warum Kiwi schon ins Bett will – und ich auch.“

„Na gut, dann such ich mal mein Zimmer“, sagte ich ernüchtert.

Penji war bereits verschwunden, als ich mich noch umsah. Es waren so viele Etagen und Zimmer, die ich aus der Ferne erblickte. Die Bereiche waren in den Farben ausgeleuchtet, die ich irgendwie passend fand: Leben war grün bis gelb, Honig gelb oder orange, Eis blau und violett, die Wüsten braun bis rot, die Sümpfe eher dunkelgrün.

„Eine Etage nach oben und dann geradeaus“, sagte Eliwill das Zebra zu mir.

„Danke“, erwiderte ich. „Diese Insel ist verblüffend, ich kann nicht anders, als mir das Innere noch eine Weile anzuschauen.“

„So geht es allen, die zum ersten Mal hier sind“, sagte er. „Aber im Grunde genommen findet man sich zurecht, wenn man den Aufbau unserer Welt versteht. Hier im Zentrum, hinter der Rezeption befindet sich der Kongresssaal, wo morgen den ganzen Tag die Debatten stattfinden – genau dort wo in der Welt die Hauptinsel liegt. Unter uns, wo Valyndor in der Welt liegt, also direkt unter der Hauptinsel, befindet sich die Nachrichtenagentur Die Stimme der Ringe – denn die Nachrichten weltweit kommen immer direkt von hier. Und weil über der Hauptinsel keine Inseln liegen, befindet sich direkt über uns einfach der Speisesaal.“

„Wie kreativ“, entwich mir lachend. Das Zebra zuckte unschuldig grinsend mit den Achseln.

„Also einmal die Treppe hoch und geradeaus, dann bin ich bei den Honig-Inseln, die so schön gelblich-orange leuchten?“

Eliwill nickte, was ich erwiderte und mich auf den Weg begab. Nachdem ich die endlosen Treppen zurückgelegt hatte, gelangte ich in einen hell beleuchteten Flur, der nicht gläsern war, wie sonst alles auf Valyndor. An einem der letzten Zimmer, das vor mir lag, stand endlich riesengroß Summoria dran. Ich klopfte an die Tür, bevor ich sie aufschloss.

Erst war ich verwundert und konnte meinen Augen nicht trauen, denn das Zimmer war von innen ziemlich ähnlich zum Gemach der Honeymora. Mir fiel sofort der mächtige kugelförmige und golden leuchtende Kronleuchter ins Auge, der sich im Zentrum befand. Zwei lange Bänder hingen von diesem herunter, die man ziehen konnte, um ihn zu öffnen oder zu schließen. Als ich diesen schon wieder sah, steigerte sich in mir das Bedürfnis, unbedingt auch so einen haben zu wollen. Direkt unter diesem thronte ein perfekt quadratisches Bett, das mit goldenen Verzierungen geschmückt war. Darüber spannte sich ein Baldachin aus schwarzem Stoff, der sich über das komplette Bett erstreckte, wodurch man völlig lichtgeschützt schlafen konnte. Entlang der Wand gegenüber der Eingangstür befanden sich schmale Fenster, durch die sanftes Licht des Sonnenuntergangs strömte und den schwarzen Stoff der Bettvorhänge golden funkeln ließ. An den anderen Wänden hingen Gemälde, die von Synoden vergangener Tage erzählten. In einer Ecke befand sich zudem ein schwarzer Schreibtisch, an dem ein paar geöffnete Schriftrollen lagen.

Der einzige Unterschied war, dass links im Zimmer eine Tür mit der Aufschrift „WC“ war. Kaum wandte ich meinen Blick auf die Tür, öffnete sie sich und Doni kam mir entgegen.

„Hat jedes Zimmer ein eigenes Bad?“, fragte ich ironisch. „Oder nur das der Honeymora?“

Freudestrahlend kam sie auf mich zugelaufen. „Lass dich drücken!“

Sie umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Doni trug einen langen golden-schimmernden Mantel, der bis auf den Boden reichte und ihren fehlenden Arm kaschierte.

Mit ihrer weichen Hand streichelte sie über meine Wange. „Die schwarzen Adern sind schon über dein Gesicht gewachsen...sogar über ein Auge. Es ist verdammt gefährlich, in deiner Situation den Ring abzusetzen. Kannst du überhaupt noch auf der Seite sehen?“

„Nicht mehr viel“, sagte ich und entwich ihrem Blick. „Aber ich musste den Ring der Güte absetzen. Wenn ich Ivy finden und die Eisvulkane bezwingen will, soll der Ring der Kraft besser geeignet sein...“

„...und damit dieser wirkt, muss man den Alten eine Woche absetzen, verstehe schon“, vervollständigte sie meinen Satz. „Die Woche muss hart gewesen sein. Erst leidest du am Finsterfluch wie nie zuvor, und dann musst du ununterbrochen die Shanti studieren.“

Ich kratzte mir am Hinterkopf. „Ach naja...es gehört zu meinen Pflichten als Novize, den madhuvanischen Glauben, ihre Rituale und die heilige Schrift zu erforschen.“

Doni begann zu grinsen. „Deinen Taten nach zu urteilen bist du kein Novize mehr. Leider kann ich dich nicht zum Glaubensritter befördern – mir wäre es nur möglich, einen Glaubensritter zu meinem General zu machen.“

„Und zum Glaubensritter kann ich nur von einem hohen Prediger ernannt werden“, ergänzte ich. „Übrigens habe ich nicht nur die Shanti studiert, sondern mich auch auf die Synode hier vorbereitet. Nur was ich mich seitdem frage, ist, warum Valyndor direkt unter der Hauptinsel liegt?“

„Damit sie genauso zentral wie die Hauptinsel ist und somit für alle anderen Inseln gleich weit entfernt wie diese“, sagte sie.

„Aber warum nicht über der Hauptinsel von Umir, sondern darunter?“

„Gute Frage.“

„Hmmm“, brummte ich, bis mein Brummen in ein Gähnen überging. „Ich gehe mich bettfertig machen, die Anreise hat ewig gedauert.“

„Wem sagst du das“, erwiderte Doni.

Als ich ein paar Minuten später aus dem Bad zurückkam, war das Licht abgedunkelt und Donis Mantel hing über dem Schreibtischstuhl. Ein schelmisches Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus.

„Ich hatte beinahe vergessen, wie das mit der Honeymora abläuft“, sagte ich und hörte ein Kichern aus Richtung Baldachin.

 

* * *

 

Es war ein ruhiger Sommermorgen, als Hogodarias, ein einfacher Inselbewohner, langsam aus dem Schlaf erwachte. Doch etwas fühlte sich seltsam an. Sein Körper war von einer merkwürdigen Schwere befallen, und als er seine Augen öffnete, wurde ihm klar, dass er vom Finsterfluch befallen war, denn sein gesamter Körper war von schwarzen Adern übersät. Doch anstatt in Verzweiflung zu verfallen, entschied er sich, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Fest entschlossen machte sich Hogodarias auf den Weg, um eine Heilung zu finden. Trotz seiner immer schwächeren und teils gelähmten Gliedmaßen stellte er sich tapfer den Herausforderungen, die sich ihm in den Weg stellten. Erst besuchte er verschiedene Heiler, dann sogar die Weisen, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der die Geheimnisse des Finsterfluchs kannte.

Seine Reise führte ihn über die weitläufigen Inseln des Lebens. Er traf auf andere Menschen, die ebenfalls vom Finsterfluch betroffen waren, und erfuhr von ihren Leiden. Hogodarias wurde zu einem Symbol der Hoffnung für diejenigen, die ansonsten den Glauben verloren hatten. Trotz der Frustration und der immer stärker werdenden Symptome des Finsterfluchs gab er niemals auf. Er studierte alte Bücher, forschte in vergessenen Bibliotheken und befragte die Ältesten über Mythen und Legenden. Sein unerschütterlicher Glaube an eine Heilung gab ihm die Kraft, die Dunkelheit zu überwinden, die ihn umgab.

Die Jahre vergingen, und Hogodarias fand schließlich einige vielversprechende Hinweise auf eine mögliche Heilung. In den alten Schriften hat er immer wieder von einer Bestie gelesen, die als Nefertim bezeichnet wird, und für den Finsterfluch verantwortlich sei. Er fand heraus, dass es irgendwo einen uralten Tempel geben soll, wo sich ein Artefakt versteckt, mit dessen Hilfe man den Nefertim finden kann.

Allerdings war Hogodarias zunehmend von der Krankheit gezeichnet und er wusste, dass er selbst diesen Tempel niemals mehr finden würde. Daher verbreitete er die erfreuliche Botschaft von Hoffnung und Heilung. Viele Menschen schlossen sich seinem Kampf an und unterstützten seine Suche nach dem Tempel.

Weitere Jahre vergingen und eines Tages, als er bereits stark geschwächt war, erlag er dem Finsterfluch. Sein gesamter Körper war schwarz und verdorben, als hätte man ihm all seine Lebensenergie entzogen. Doch sein Vermächtnis lebte weiter. Seine unermüdlichen Anstrengungen hatten dazu beigetragen, dass die Symptome der Krankheit erforscht und die Suche nach einer Heilung verstärkt wurden.

Der Mythos um den Tempel und dessen Heilmittel sind sein Erbe. Er selbst hat es als größten Schatz in Umir getauft. Wer ihn findet, kann diese Welt grundlegend ändern.

Über die Jahre sind unzählige weitere Geschichten zum besagten Tempel entstanden. Niemand weiß, wo er ist. Manche sagen in den tiefen Sümpfen, andere sprechen von den Wüsten. Aber in einem Aspekt sind sich alle sicher: Ein unbesiegbares Monster bewacht diesen Schatz. In verschiedenen Quellen zu unterschiedlichen Zeiten wurde die Geschichte um Hogodarias und sein Schatz als die Legende des Nefertim bekannt...

„Nero!? Nero?! Was ist mit dir?“ Immer wieder hörte ich diese Stimme und dass irgendetwas an mir rüttelte. „Nero!? Nun wach schon auf!“

Aber meine Augen waren wie zugenäht, ich konnte sie nicht öffnen, und meine Ohren waren dumpf, sodass ich kaum verstehen konnte, wer da rief. Immer wieder rüttelte es an mir, was den Druck im Kopf weiter verschlimmerte. Als die Schmerzen zu stark wurden, schreckte ich auf und atmete mehrfach tief durch. Mein ganzer Rücken war nass, der Schweiß lief mir sogar von der Stirn, aber mir war eiskalt. Ich war komplett verkrampft, hatte die Fäuste geballt und die Zähne fest zusammengebissen. Ich begann zu zittern, aber zudecken wollte ich mich auch nicht, so nass wie ich war.

Doni reichte mir Wasser. „Trink erstmal einen Schluck.“

Das ganze Glas kippte ich mir in einem Hieb herunter. Dann wurden meine Gedanken klarer.

„War das der Finsterfluch?“, fragte sie.

Ich nickte und atmete tief aus. „Ich habe von einer Art Portal geträumt. Es war auf einer mysteriösen Insel, die voll mit violettem Nebel war. Aber...ich glaube...der Nebel war gar nicht violett, sondern das Portal. Es war wie eine glitzernde Wand, die mich einsog...oder waren dort zwei Portale?“

Ich lehnte mich etwas zurück und versuchte, mich zu erinnern, was ich gesehen hatte, aber die Gedanken verflogen in Windeseile. „Je dichter ich dieser Wand kam, desto stärker wurden meine Kopfschmerzen und alles um mich herum flirrte und dann...irgendwie...spulte sich die Legende des Nefertim vor mir ab, genau in den Worten, wie sie damals Prediger Hagendach auf Celestia sprach...“

„Lass uns weiterschlafen“, sagte Doni und streichelte mir über die Schultern. „Du solltest diesen Albtraum vergessen.“

Ich wischte mir über das Gesicht und hielt meine Augen geschlossen. Sie brannten ungemein, und ich merkte, dass es besser war, sie für den Moment nicht mehr zu öffnen und stattdessen zu schlafen. „Du hast Recht.“

Ich legte mich wieder hin und deckte mich zu. Die Honeymora kuschelte sich an und ich hatte schon längst vergessen, wovon ich geträumt hatte. Schlafen konnte ich trotzdem nur spärlich, denn die jährliche Synode von Valyndor stand bevor und ich grübelte die ganze Nacht, was auf mich zukommen würde.

 

* * *

 

„Wir sollten langsam aufstehen“, flüsterte Doni mir ins Ohr.

„Na gut“, brummte ich.

„Du warst so unruhig heute Nacht“, sagte sie. „So unruhig warst du nicht mal, als du wusstest, dass der Orden uns angreifen würde.“

„Vielleicht hatte mich der Gelée royale beruhigt“, scherzte ich.

Nachdem wir uns frisch machten, begaben wir uns den langen Flur zurück ins Zentrum und dann die gläsernen Treppen hinauf, wo wir in den überwältigenden Speisesaal gelangen würden. Auf dem Weg dorthin waren die Gänge und Treppen schon überfüllt, sodass mich die lange Schlange beim Buffet nicht verwunderte. Allerdings baute sich diese erstaunlich schnell ab, da die Auswahl riesig war, gar zu riesig. Doni nahm sich etwas Früchte und Salat sowie Orangen-Käse, ich dagegen füllte mir den Teller mit frittierten Hefeklößen und süßem Senf auf – das Erstbeste, was mir bekannt vorkam und appetitlich, aber dennoch exotisch aussah.

„Warum sind die Gänge so übertrieben breit? Hier könnten zwei Elefanten nebeneinander durchpassen“, merkte ich zynisch an.

„Genau dafür ist es gedacht“, erwiderte Doni und winkte plötzlich jemandem zu.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als sich im nächsten Moment ein gewaltiger Elefant durch die Gänge in unsere Richtung bewegte.

„Ninfetina!“, rief die Honeymora und rannte förmlich mit ihrem Tablett in der Hand auf sie zu. Ich eilte hinterher und stellte mein Frühstück auf einem naheliegenden Tisch ab, der frei war. Donis Essen nahm ich ihr ebenso ab, denn sie hatte nur noch einen Arm und konnte den Elefanten sonst nicht begrüßen. Direkt danach umarmte sie den Rüssel dieses wunderschönen Tieres. Nicht nur die tiefen und faltigen Augen, sondern ihre gesamte Erscheinung strahlte eine Aura der Weisheit aus. Ihr massiver Körper war von einem schimmernden violetten Umhang umhüllt, an dem sich goldene Verzierungen entlang des Saumes schlängelten. Die einst stolzen Stoßhörner des Elefanten, die ein Symbol von Macht und Erfahrung waren, zeigten nun die Spuren der Jahre. Die glanzlose Oberfläche zeugte von vergangenen Schlachten und erlebten Abenteuern, jeder Kratzer und jede Kerbe erzählte seine eigene Geschichte.

„Dir fehlt wirklich ein Arm“, sagte die Elefantin mit ihrer tiefen und ruhigen Stimme, doch Doni lächelte über diese Tatsache hinweg. Ihre Augen leuchteten nicht nur vor Freude, sie tränten beinahe.

„Es ist so schön, eine alte Freundin wiederzusehen!“, sagte sie, als sie sich fester an den Rüssel schmiegte.

Ninfetina begann zu lachen. „Pass auf, dass du mir nicht die Luft abdrückst, Doni!“

Die beiden plauderten noch ein wenig, aber ich habe nicht mitbekommen, worüber, denn ich drehte mich die ganze Zeit über vergeblich um und hielt Ausschau nach vertrauten Gesichtern wie Penji und Kiwi.

„Tut mir leid“, sagte Doni. „Du verhungerst bestimmt schon! Wir können jetzt essen.“

„Nicht wirklich“, erwiderte ich. „Wer war das?“

„Ninfetina Mukherjee. Eine alte Freundin von mir, die ich leider nur einmal im Jahr sehe – nämlich hier auf Valyndor.“

„Warum kommt sie dich nicht mal besuchen?“

„Weil sie hier lebt und die Insel eigentlich nicht verlassen kann. Es gibt nur wenige, die hier leben, darunter Eliwill Bati, oder auch Rimu, der die Synode moderiert.“

„Eliwill ist das Zebra am Eingang, stimmts?“

Doni nickte. „Sie sind allesamt Nachfahren uralter Familien und gehören zu den ranghöchsten Predigern der Welt. Daher sind sie immer hier auf Valyndor – sie arbeiten und wohnen nicht nur hier, sondern müssen auch stets für jedes Anliegen verfügbar sein.“

„Und du bist auf Summoria genauso gefragt“, ergänzte ich.

„Deswegen lass uns den Aufenthalt genießen“, sagte Doni. In diesem Moment kam ein Kellner mit einem Tablett und stellte zwei edle goldene Kelche mit goldener Flüssigkeit bei uns ab. Dann verschwand er auch direkt eilig, sodass ich nicht mal erkennen konnte, wie er aussah.

„Hast du Gelée royale bestellt?“

„Damit du wieder munter wirst!“, sagte Doni und erhob dabei ihren Kelch. Wir stießen an und bereits nach dem ersten Schluck fühlte ich mich ungemein energetisiert. Die Anspannung entwich meinem Körper und der Stress fiel innerhalb von Sekunden ab. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sich die Sicht auf meinem rechten Auge verbesserte.

Nachdem ich meine drei Hefeklöße verputzt hatte, sah ich, wie die ersten Leute den Saal verließen und sich auf die mittlere Ebene begaben.

„Scheint wohl langsam loszugehen?“, vergewisserte ich mich.

„Ach, ganz entspannt“, sagte Doni. „Jeder hat einen reservierten Platz, wir müssen um nichts kämpfen.“

Als wir uns ein paar Minuten später nach unten auf die mittlere Ebene begaben, betraten wir einen riesigen kreisförmigen Saal. Wie ich es bereits vermutete, waren die Sitzplätze so angeordnet, wie die Zimmer, nämlich genauso wie die Inseln in Umir. Teilweise standen zwei oder drei Stühle nebeneinander, falls mehrere Botschafter anreisten, so auch bei uns, wo zwei Stühle mit der Beschriftung Summoria platziert waren.

Nachdem ich Platz nahm, richtete ich meinen Blick in das Zentrum des Saals. Dort saß seelenruhig ein alter Tiger, dessen Präsenz den Raum mit einer unbestreitbaren Aura von Respekt und Heiligkeit erfüllte. Er saß dort ganz allein an diesem mehrere Meter breiten dunklen Holztisch, als würde er auf jemanden warten. Doch er war die Ruhe selbst, was ich nicht nur an seinen Augen und dem roten Mantel, sondern auch im grauem, verblasstem Fell erkannte. An der rechten Tatze trug er einen tiefroten Ring der Kraft, so einen wie die Wachen auf der Hauptinsel.

„Das ist dann wohl Rimu?“, fragte ich Doni. „Warum sieht er so alt aus?“

Sie nickte und begann zu grinsen. „Laut alter Bücher lebte er bereits vor den Weisen, aber kann sich selbst nicht daran erinnern. Dort wurde er immer nur als Rimu betitelt. Er weiß auch nicht, von welcher der alten Familien er abstammt.“

„Das muss ein seltsames Gefühl sein“, sagte ich.

„Bestimmt“, erwiderte Doni. „Aber es ist nicht so, als wäre er senil. Ganz im Gegenteil erfreut er sich seit Jahrzehnten höchster Popularität, wird immer zum Präsident der Synode gewählt und moderiert sie seitdem. Er ist der ranghöchste Prediger in Umir, über ihm stehen nur die Weisen! Außerdem trägt er den Beinamen Botschafter der fünf Bereiche.“

Ich mochte es, wie stolz Doni mir von diesem uralten Tiger erzählte. Rimu war für mich das Ebenbild einer Zeit, die längst vergangen schien, aber deren Lehren noch immer von Bedeutung waren.

Meine Faszination schlug in Erstaunen um, als plötzlich der Boden vibrierte und ein gewaltiger Affe den Saal betrat. Doch es war nicht irgendein Affe. An seiner Halbglatze und dem roten, perfekt sitzenden Anzug, der beinahe aus allen Nähten platzte, weil seine Muskeln so riesig und kräftig waren, wusste ich sofort, dass es einer der drei Weisen war, der sich neben Rimu setzte.

„Warum ist ausgerechnet er hier?“, fragte ich Doni flüsternd. „Er wirkt so böse auf mich.“

Sie lehnte sich zu mir rüber und flüsterte zurück: „In Krisenzeiten ist Ragorius Kalkar der Richtige, glaub mir.“

„Kalkar? Hieß so nicht auch der Tempel auf der Hauptinsel?“, hakte ich nach.

„Genau, weil die drei Weisen allesamt Kalkar heißen.“

Irgendwie musste ich kichern. „Hast du noch andere interessante Fakten für mich über die Weisen?“

„Dieses Jahr ist ihr 333. Geburtstag!“, sagte sie kleinlaut.

„Was...so alt schon...“, murmelte ich.

„Du hast noch viel zu lernen. Eine Woche die Shanti lesen reicht nicht aus.“

Das war mir zwar bewusst, aber mir ging noch eine ganz andere Frage durch den Kopf: „Wie alt bist du überhaupt, Doni?“

„Ich verrate es nur, weil du es bist“, sagte sie und sah mir dabei tief in die Augen. Ihr Blick wandte sich nicht von mir ab. „Eigentlich fragt man eine Lady so etwas nicht.“

Wortlos blickte ich ihr weiterhin in ihre wunderschönen dunklen Augen, bis sie endlich damit rausrückte. „275 Jahre.“

Ein Grinsen wanderte über mein Gesicht. Doni schien verunsichert, aber ich wollte sie nicht auf die Folter spannen: „Genau 250 Jahre älter als ich.“

„Welch Jungspund“, entwich ihr noch, bevor ich einen Knall hörte. Dieser kam von Rimu, der mit einem hölzernen Hammer auf den Tisch schlug, um die Synode zu eröffnen.

Der Tiger erhob sich und breitete die Arme aus: „Willkommen zur diesjährigen Synode. Wie schön, dass alle angetroffen sind.“

Danach setzte er sich wieder und blättere in einem großen Buch. „Dieses Jahr wird der Anschlag auf die Honig-Inseln und den Honey-Stream unser Programm dominieren. Leider ist der Botschafter von Summoria, Galidorf Fetcher, bei diesem terroristischen Akt verstorben. Er hätte uns sicherlich die Details näherbringen können und...“

Doni stand unerwartet auf. „Ich habe einen neuen Botschafter ernannt.“

„Ist er anwesend?“, fragte Rimu.

Die Honeymora zog mich in diesem Moment am Mantel nach oben. „Selbstverständlich! Nero Flynn Dester – der Blutkrieger.“

Ein Staunen huschte durch den Saal. Ich blickte aufgeregt durch die Gegend und wusste nicht, was ich machen sollte.

„Das passt doch hervorragend!“, erwiderte Rimu. Doni zog mich mit ihr zusammen runter auf die Sitze.

„Dann können wir direkt mit dem ersten Thema beginnen: Das Dorf der Insel Zerzurazul wird wieder aufgebaut. Nachdem Nero diese Brutstätte des Ordens angezündet hat, konnten wir das Katzenproblem lösen. Derzeit wird dort kein Schnaps mehr hergestellt, und weil der Orden auf der Insel keine Verbindungen mehr hat, werden die Anwohner nicht mehr mit Fotosteinen vollgestopft, wodurch sie wie normale Leute leben können.“

Rimu blätterte in seinem Buch weiter. „Daraus ergeben sich zwei neue Gesetzesentwürfe, die uns vorliegen:

1.) Zerzurazul darf nie wieder Schnaps oder andere alkoholische Getränke anbauen.

2.) Fotosteine gelten als illegal und dürfen nirgendwo verkauft oder konsumiert werden.“

Rimu kramte in einem Beutel unter dem Tisch herum und holte einen Stein hervor, den er hochhielt. „Nero, würdest du bestätigen, dass dies ein Fotostein ist?“

Ich war relativ weit weg, aber konnte genau die Kamera erkennen, die von einem Stein umgeben war. Man könnte auch sagen, es war ein Stein, der ein Objektiv vorn angebracht hatte. In jedem Fall war unverkennbar, worum es sich handelte, und ich nickte ihm zu. „Das ist definitiv einer.“

Rimu packte den Stein wieder weg. „Wir haben ein ähnliches Problem auf der Hunde-Insel Wufanar. Es wäre im Sinne aller Inseln, wenn wir diese Gesetze erlassen.“

Nachdem der Tiger einen Schluck Wasser trank, fuhr er fort: „Wer dafür stimmt, bleibt sitzen, wer dagegen stimmt, steht auf und begründet seine Entscheidung.“

Ich sah mich um. Der gesamte Saal blieb sitzen, was mich nicht verwunderte. Doch dann, aus der Ferne, nahm ich einen dumpfen, rhythmischen Klang wahr, als würde jemand trommeln.

„0 Stimmen dagegen, 543 dafür“, verkündete Rimu stolz.

Doch das Trommeln rückte näher. „Ich bin dagegen!“, rief jemand, der gerade den Saal betrat. Als ich mich umdrehte, konnte ich meinen Augen nicht trauen: Basili Wodo’Worott, ein hohes Tier des Ordens, ging seelenruhig in Richtung Rimu. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Sofort standen einige Leute auf und zückten ihre Waffen. Doch der Leopard, umhüllt von seinem grünen langen Mantel, der bis auf den Boden reichte, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und klopfte weiter rhythmisch mit seinem gewaltigen Speer nach jedem Schritt auf den Glasboden.

„Wie mutig, ganz alleine eine Insel voller Feinde zu betreten!“, rief Ragorius und begann zu lachen.

Basili blieb stehen. „Feinde? Ich dachte, Valyndor ist neutraler Boden und jeder darf ein Anliegen mitbringen.“

Der Affe brummte, Rimu ebenso.

„Eliwill hat mich, ohne zu zögern, in den Saal geschickt. Ich bin als Botschafter für Xandorath hier“, sagte Basili. „Der Orden hat einstimmig entschieden, dass unsere Insel an den Honey-Stream angeschlossen werden soll.“

Erst zog eine Stille durch den Saal, doch als der Affe wieder zu lachen begann, stimmte der Saal mit ein. „Eine Insel, die es nicht mehr gibt, kann nicht angeschlossen werden!“, sagte Ragorius.

„Die Insel gilt offiziell als zerstört und kann keinen Botschafter mehr entsenden“, fügte Rimu hinzu.

Doch Basili schlug kräftig mit seinem Speer auf den Boden, wodurch umgehend Ruhe einkehrte. Dann drehte er sich in meine Richtung und zeigte mit dem Finger auf mich. „Nero kann es bezeugen! Er war schließlich schon auf Xandorath.“

„Das wissen wir längst“, entgegnete der Affe. „Irgendwo in der Nähe der Hauptinsel tief in den Wolken versteckt irrt die leblose Insel herum. Aber wie bereits erwähnt: Der Befehl, diese Insel zu zerstören, wurde schon vor Ewigkeiten erteilt, und das wurde sogar hier vor Ort einstimmig beschlossen. Egal ob diese Insel physisch noch existiert oder nicht, offiziell gibt es sie nicht mehr.“

Der Leopard räusperte sich. „Das ist nicht gerade zielführend, um Friedensverhandlungen zwischen dem Orden und den Madhuvanern zu starten.“

„Wer Frieden will, muss sich auf den Krieg vorbereiten“, sagte der Affe. „Und wir sind bereits mit dem Orden im Krieg – daher wird dein Anliegen gar nicht erst zur Abstimmung gebracht.“ Basili brummte erst, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Ragorius fort: „Du hast ein Recht diesen neutralen Ort zu besuchen und etwaige Friedensverhandlungen anzuführen, aber derart absurde Manöver des Ordens werden wir nicht akzeptieren. Wenn du nach der Mittagspause noch immer auf der Insel bist, werden wir dich zur Not mit Gewalt entfernen.“

Der Leopard schwieg und verneigte sich stattdessen ein wenig, bevor er sich umdrehte und den Saal verließ. Die Stimmung war gedrückt, und ich sah Basili eine Weile nach, bis ich beschloss, ihm hinterherzugehen.

Als ich aufstand, hielt Doni mich fest. „Wo willst du hin? Doch nicht etwa ihm nachgehen?“

„Er hat nicht ohne Grund meinen Namen erwähnt“, sagte ich. Dann verließ ich ebenso den Saal und begab mich ganz nach draußen, wo der Leopard vor einem Port des Honey-Streams auf mich wartete.

„Du hast nicht ernsthaft gedacht, dass das funktioniert?“, höhnte ich ihn.

Er sah mich eindringlich mit seinen giftgrünen Augen an. „Natürlich nicht. Ich bin wegen dir hier, nicht wegen irgendwelcher Verhandlungen.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Der Orden erwartet dich übermorgen bei der Stein-Insel Altraxis. Der Bock wird dich dort empfangen und dafür sorgen, dass du zu den Eisvulkanen kommst.“

Unerwartet kroch Tordi, meine kleine gelbe Schlange, aus meinem Ärmel hervor und begann zu zischeln. Er streckte sich in Richtung Basili aus und blähte sich regelrecht auf.

„Dein Kumpel mag mich wohl nicht.“

„Warum bloß?“, fragte ich rhetorisch. „Was ist überhaupt mit Moxxi? Wieso habt ihr sie entführt?“

„Das frag ich mich auch“, erwiderte er notgedrungen. „Du wirst sie bald wiedersehen, keine Sorge.“

„Das will ich hoffen“, entwich mir. Dann drehte ich mich um und ging zurück zum Saal – für mich waren alle Worte gesagt.

 

* * *

 

Nachdem unzählige weitere Themen auf der Synode abgearbeitet wurden, war es Zeit für eine Pause und es gab endlich Mittagessen. Wieder bahnte sich eine lange Schlange an, die sich aber erneut erstaunlich schnell auflöste. Es gab abermals diese Unmengen an Auswahl.

„Ich empfehle dir die Wassermelonen-Pizza mit Feta-Käse“, sagte eine mir bekannte Stimme. Als ich mich umdrehte, erschreckte ich mich zuerst, aber auf den nächsten Blick verflog es sofort. Der riesige Stier, Hank Barnafoss, stand hinter mir, aber in Begleitung von Penji.

„In einem dunkelbraunen Anzug siehst du nicht so wütend und furchteinflößend aus, wie in einem Roten“, sagte ich, woraufhin der Stier lachte.

„Lass nicht den braunen Hut unerwähnt“, sagte Penji.

„Und was gibt es bei euch?“, hakte ich nach.

„Erdnussbutter-Bananen-Burger“, entgegnete der Mops.

„Currywurst mit Schokoladensoße“, erwiderte Hank.

Ich begann herzlich zu lachen. „Was es nicht alles gibt.“

„Ich geselle mich zu Ninfetina, dann könnt ihr euch in Ruhe unterhalten“, sagte Doni vor mir. Ich nickte ihr zu, dann begaben wir uns zu einem freien Tisch.

„Sagt mal“, setzte ich an, als wir uns gerade hinsetzten. „Wie alt seid ihr eigentlich?“

„Ich dachte schon, du fragst nie“, antwortete Penji prompt. „143 Jahre.“

Erstaunt hob ich die Augenbrauen. „Wie alt ihr alle schon seid.“

„Das ist doch gar nichts!“, warf Hank ein. „Ich bin schließlich schon 199.“

„Da hab ich mit meinen zarten 25 Jahren noch ganz schön viel vor mir“, erwiderte ich. Die beiden lachten.

Während wir allesamt unsere exotischen Gerichte zu uns nahmen, brannte mir die ganze Zeit eine Frage unter den Fingernägeln. „Wenn die Anordnung der Zimmer hier auf Valyndor den Ort der Insel in Umir widerspiegelt, wo befand sich dann Xandorath?“

„Scharfsinnig“, erwiderte Hank. „Es war eine Insel des Lebens, aber seitdem sie vernichtet wurde, driftet sie nur noch durch die Gegend und wurde aus den Augen verloren.“

„Hmm“, brummte ich. „Was macht eigentlich deine Spielothek auf Taloria?“

Der Stier brummte ebenso, dann antwortete er: „Die Bären waren mein Rückgrat und Verbindung zur Honeymora. Seitdem sie weg sind, also seit gerade einmal einer Woche, hat sich der Einfluss des Ordens ausgeweitet.“

„Als wir uns das erste Mal begegnet sind, wirkte es auf mich, dass du selbst ein Mitglied bist.“

„Natürlich nicht. Ich bin Geschäftsmann und brauchte günstiges Personal und Schutz. Der Orden bekam einen Anteil meiner Einnahmen und ich dagegen Leibwächter. Aber in letzter Zeit sind sie mir zu unruhig geworden. Sie haben die beiden hohen Tiere, den Bock und den Leoparden, abgezogen. Ich habe mitbekommen, dass sie jemand Radikaleres einsetzen wollen, der mich stärker kontrolliert.“

Hank steckte sich eine dicke goldene Zigarre an, obwohl er noch nicht einmal aufgegessen hatte. „Wenn ich eines hasse, dann ist es, wenn mich jemand kontrolliert oder mir unnütz Geld kostet.“ Er paffte in Ruhe ein paar Züge, bevor er fortfuhr: „Sie werden diesen Werwolf Fenrir einsetzen, den sie zum hohen Tier ernennen wollen.“

Penji steckte sich mittlerweile auch eine Zigarre an und zog kräftig daran.

„Und was willst du mir damit sagen?“, hakte ich nach.

„Wenn man den Orden unerwartet schwächen will, dann am besten vor Fenrirs Aufnahme-Zeremonie. Ein paar Stationen von hier entfernt, auf der Insel der Wölfe, habt ihr die Chance dazu.“

„Aber was springt für dich dabei raus?“

„Seit ihrem Angriff liegt mein Geschäft brach. Wenn alles in Schutt und Asche liegt, sodass die Leute weder Arbeit noch Geld haben, kommt auch niemand meine Spielothek besuchen. Sie haben sich zu viel herausgenommen in letzter Zeit und damit meinem Geschäft geschadet.“

„Da hast du wohl Recht.“

„Ich will, dass sie verschwinden. Ich will, dass sie geschwächt werden. Nein. Ich will, dass sie ausgelöscht werden. Ich hätte diese Geschäftsbeziehung niemals eingehen dürfen. Es war von Anfang an ein Fehler. Sie müssen von den Honig-Inseln vertrieben werden – und dafür ist jetzt die Chance.“

„Ich werde dir nur helfen, wenn du die Bären wieder zurück in die Spielothek holst und dort arbeiten lässt.“

Hank streckte mir die Hand aus. „Deal.“

Ich nahm sie entgegen. „Das war einfacher, als ich dachte.“

„Finde ich auch“, erwiderte er lachend. „Aber mit dir kann man gute Deals aushandeln, Nero. Das habe ich schon beim ersten Mal gemerkt.“

„Kann ich nur zurückgeben.“

Danach aßen wir weiter unser Mittag und plauderten ein wenig über alltägliche Dinge, bis ich merkte, dass sich die Mehrheit zurück in den Saal begab und die Pause vorbei war.

 

* * *

 

Rimu ließ in der straffen Agenda der Synode keine Minute sinnlos verstreichen. Als sich alle Mitglieder versammelt hatten, legte er sofort los.

„Es gibt derzeit 210 Inseln im inneren Ring. Jedes Jahr versuchen wir Neue anzuschließen und die Leute von den Vorteilen zu überzeugen. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir vergeblich versucht, die Hauptinsel des Lebens Aloria endlich mit den anderen Inseln des inneren Rings zu verbinden. Und wie jedes Jahr frage ich den Botschafter: Wie steht es um das Bauvorhaben?“

Penji stand auf und räusperte sich. „Leider ist die Antwort wie jedes Jahr dieselbe: kein Interesse.“

„Gibt es dafür eine Begründung?“, hakte der Tiger nach.

„Auch wie immer dieselbe: Die Rohre des Honey-Streams sind einfach zu klein, als dass die große Schlange Wadjet durchpassen würde.“

Sofort brach Gelächter aus. Nicht mal Rimu oder Ragorius konnten sich das Grinsen verkneifen. „Schade“, sagte Rimu noch und fuhr dann mit den nächsten Punkten fort.

Es wurden unzählige Bauprojekte angebracht, unter anderem zwei Inseln des Lebens, die an den Honey-Stream angeschlossen werden sollen. Vielen Inseln wurden außerdem finanzielle Hilfen versprochen, primär den Honig-Inseln, was letztlich den Angriffen des Ordens geschuldet ist.

Der Tag schien kein Ende zu finden und mir wurde ziemlich langweilig. Doni neben mir schloss auch des Öfteren die Augen und wirkte Stunde für Stunde müder.

„Sag mal, sollen Penji und Kiwi nicht dafür bekannt sein, immer zu diskutieren?“, fragte ich sie.

Sie begann zu gähnen, als hätte ich sie aus einem Halbschlaf erweckt. „Guter Punkt“, sagte sie mit gedrückter, noch halb gähnender Stimme. „Im Grunde genommen haben sie kein einziges Mal in den Abstimmungen diskutiert, was sie in den letzten Jahren sonst immer getan haben.“

Weitere Stunden vergingen und ich konnte es kaum abwarten, bis endlich der letzte Punkt auf der Tagesordnung abgearbeitet wurde. Als Rimu die Synode für beendet erklärte und sich noch mit Ragorius zusammen für die Mitarbeit bedankte, kam Eliwill das Zebra an unseren Platz.

„Rimu möchte euch noch sprechen. Geht einfach geradewegs durch den Saal zur großen roten Tür am anderen Ende, dort ist sein Büro.“

Doni sah mir achselzuckend entgegen.

„Na gut“, antwortete ich.

Als sich der Saal leerte, begaben wir uns in Rimus Arbeitszimmer, wo sich er und der Weise befanden.

„Ahh, da seid ihr ja!“, rief er erfreut und kam mir mit ausgestreckter Pfote entgegen.

Ich nahm sie entgegen und stellte mich vor: „Nero Flynn Dester.“

„Schön dich kennenzulernen“, sagte er prompt. „Mir wurde mitgeteilt, wie fleißig du die Shanti in der vergangenen Woche studiert hast. Jeden Tag mehrere Stunden gebüffelt, dann noch die Rituale der Madhuvaner gelernt und natürlich nicht zu vergessen tapfer für die Honeymora auf Summoria gekämpft.“

Als ich seine Pfote losließ, kratzte ich mir peinlich berührt am Kopf. „Äh....“

„Aufgrund dieser ehrenhaften Taten ernenne ich dich zum Glaubensritter.“

Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte und war noch peinlicher berührt als vorher. „Äh...danke! Zwar weiß ich theoretisch, dass ich jetzt mehr Privilegien und ein höheres Ansehen genieße, aber was bedeutet das praktisch?“

Der große Affe trat einen Schritt nach vorn. „Als du von Liforius den Ring der Güte erhalten hattest, war dieser limitiert. Jeder Novize muss erstmal den Umgang mit den Ringen lernen. Allerdings hast du dich als äußerst anpassungsfähig erwiesen. Daher bekommst du jetzt von mir den Ring der Kraft ohne Limitierungen.“

Bevor ich irgendetwas sagen konnte, drückte er mir einen Stein in die Hand. „Und du bekommst einen Fruchtstein von mir, damit du immer im direkten Kontakt mit einem Weisen bleiben kannst.“

Dann streckte er seinen riesigen muskulösen Arm aus und entsandte dabei einen Teil seines dunkelroten Ringes. Mein Arm hob sich von allein und meine Finger spreizten sich, sodass der Ring mühelos über meinen Ringfinger wanderte.

Eine Vision umhüllte mich, nein eher eine Trance, die mich in eine Reise durch die unendlichen Weiten Umirs entführte. Mit atemberaubender Geschwindigkeit glitt ich durch diese hinreißende Welt voller fliegender Inseln. In dieser ekstatischen Reise spürte ich, wie die Kraft des Rings durch mich hindurchfloss. Es war, als würde mein Körper mit der Kraft des Ringes verschmelzen, um mich zu etwas Größerem zu berufen. Während ich durch die Luft schwebte, sah ich das Wunder des Lebens in all seiner Pracht und Schönheit. Ich sah, wie die Natur sich entfaltete, wie sie trotz der Prüfungen und Widrigkeiten standhaft blieb. Selbst nach Stürmen und Bränden erblühte sie, unaufhaltsam und unbezwingbar immer wieder. Ich sah, wie sich das Ökosystem regenerierte und aus den Trümmern und Aschen neues Leben schöpfte. Es war eine zeitlose Symphonie des Wachstums und der Erneuerung, eine unendliche Spirale des Lebens, die sich unaufhörlich weiterdrehte. Ich erkannte die unermessliche Macht und Weisheit der Natur, eine Kraft, die über alle Zeiten und Grenzen hinweg reichte. In diesem Moment wurde mir klar, dass die wahre Stärke nicht in der Beherrschung, sondern im Einklang mit der Natur lag.

Als ich meine Augen öffnete und einmal tief durchatmete, spürte ich sofort, wie der Finsterfluch sich langsam aber sicher von mir zurückzog. Mein Augenlicht auf der rechten Seite verbesserte sich umgehend, und ich konnte nicht nur klarer sehen, sondern auch klarer denken. In diesem Moment merkte ich, wie sehr ich auf die Macht der Ringe angewiesen war, wenn ich weiterleben wollte.

„Warum der Ring der Kraft?“, hakte ich nach.

„Dieser ist am besten für deine vorliegende Aufgabe geeignet. Du musst absolute Kälte bezwingen, was du nur mit Güte allein nicht schaffen kannst. Mein Ring ermöglicht es dir, nicht so doll zu frieren, mühelos größere Distanzen zurückzulegen und stärkere Angriffe auszuführen. In Kombination mit Kiwis Ring der Güte und Penjis Ring des Lebens, könnt ihr diese Herausforderung meistern.“

Ich nickte und verstand, wie klug und voraussehend die Weisen handelten.

„Eines noch“, sagte der Affe. „Ich werde mich ebenso in die Eisgebiete begeben. Falls ihr auf einen mächtigen Eisbären stoßt, gebt mir sofort Bescheid.“

„Natürlich“, entgegnete ich.

„Dann wäre alles geklärt. Ich muss mich auf den Rückweg machen“, sagte Ragorius und verließ den Raum.

„Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber ich muss noch arbeiten“, sagte Rimu.

„Das verstehen wir“, sagte Doni und hakte sich bei mir ein. Als wir rausgingen, warteten dort Kiwi, Penji und Butzi der Bär auf uns.

„Butzi!“, rief ich erfreut. „Du bist bestimmt mit Hank hier?“

Er nickte mir frohmütig entgegen.

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Penji.

„Ich glaube, du solltest endlich mal wieder deinen alten Kumpel besuchen“, sagte Butzi.

Der Mops ballte sofort unruhig die Pfoten zusammen.

„Was soll schon passieren!“, posaunte Doni heraus. „Ich begleite euch. Kommt schon!“

Der Bär lachte, selbst Kiwi gewann sie ein Grinsen ab. Dann gingen wir in geschlossener Gruppe eine Etage tiefer in die Büros der Nachrichtenagentur Die Stimme der Ringe.

Freundschaft

Als wir die Nachrichtenagentur betraten, wurden wir von einem Wirbelwind aus Aktivität und Lärm begrüßt. Die Räume in der untersten Etage des Gebäudes pulsierten förmlich vor Energie. Überall huschten die Leute umher – ihre Gesten und Worte waren ein wildes Durcheinander. Papiere wirbelten durch die Luft wie Schmetterlinge, während laute Rufe und das Klappern von Schreibmaschinen die Atmosphäre erfüllten. Inmitten dieses lebhaften Betriebes sah ich Bienen, Bären, Katzen, Echsen und sogar Giraffen in menschlicher Gestalt, die ihrer Arbeit nachgingen. Es schien, als wäre jede erdenkliche Spezies hier vertreten, und alle arbeiteten fleißig bis in die Nacht hinein. Trotz der späten Stunde hing eine Atmosphäre von Enthusiasmus und guter Laune in der Luft. Dies war kein gewöhnlicher Arbeitsplatz, sondern vielmehr ein lebendiges und pulsierendes Zentrum des Nachrichtengeschehens, um die Welt mit den neuesten Informationen zu versorgen.

Ein freundlicher Löwe, in Schlips und Kragen gekleidet, kam auf uns zu und drückte uns sofort Limonaden in die Hände.

„Penji? Penji Meils? Bist du das? Ich kann es kaum glauben!“, sagte er.

„Frenn? Frenn Kuper?!“, fragte der Mops.

„Na wer denn sonst!“

„Verzeih mir! Wir haben uns schon so lange nicht gesehen!“

Als sich die beiden umarmten, kam der riesige dickbäuchige Mann, den ich bereits auf Zerzurazul getroffen hatte, aus einem der Büros heraus. Als er uns erblickte, kam er uns sofort freudestrahlend entgegen.

„Obahogdal Grimgorath!“, rief Doni.

„Doni Manifesta!“, brüllte er lautstark zurück.

„Warum schreien wir uns an!?“, fragte sie.

„Das weiß ich auch nicht!“

Beide lachten herzlich. Doch Obahogdals Lachen wurde umso lauter, als er Penji erblickte.

„Ich dachte schon, dich sieht man gar nicht mehr!“, sagte er zum Mops.

Doch dieser war nicht nur sprachlos, sondern gar peinlich berührt.

„Wovor hattest du Angst?“, fragte Obahogdal. „Ich weiß doch, warum du untergetaucht bist. Der Orden war dir stets auf den Fersen, weil du zu viel von ihnen aufgedeckt hast. Aber wenn du wieder bei mir anfangen willst, kann es direkt losgehen!“

Dann holte der riesige Kerl aus der Brusttasche seines goldenen Anzugs eine Hand voll dicker Zigarren.

„Du weißt ganz genau, womit du mich begeistern kannst“, sagte Penji und begann zu lachen. Butzi, Frenn und ich erhielten ebenfalls einen Humpen und genossen diese, während wir durch die Büros schlenderten.