Die Lesebibel - Hermann Menge - E-Book

Die Lesebibel E-Book

Hermann Menge

4,8

Beschreibung

Diese lesefreundliche Lesebibel ermöglicht mit einem minimalistischen Design und einer speziell für diese Bibel angepassten Typografie störungsfreies und langes Lesen. Sie enthält keine Versnummerierungen, Kapitel- und Abschnittsüberschriften und ermöglicht ein Lesen, wie es die ersten Leser der Bibel hatten. Lediglich die übliche Kapitelzählung haben wir der Übersicht halber beibehalten. Das Ergebnis ist ein absolut neues Leseerlebnis, da die Bibel als eine verbundene und in sich abgeschlossene Geschichte wahrgenommen wird. Sie lesen mit der Menge Lesebibel nicht mehr Vers für Vers sondern Abschnitt für Abschnitt. Der Lesefluss und das Sinnverständnis werden somit optimiert. Die Menge-Bibel ist textgetreu und gut verständlich. Fast 40 Jahre arbeitete Hermann Menge an dieser Übersetzung. Das Resultat ist eine literarisch hochwertige und genaue Übersetzung. Diese eBook-Ausgabe enthält den unveränderten Text von 1939. Sie ist optimiert für digitales Lesen und bietet eine einfache und schnelle Navigation zu jedem Buch und Kapitel. Aus jedem Kapitel gelangt man mit einem Klick wieder zurück zur Kapitelauswahl und dann zur Inhaltsübersicht.

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Die Lesebibel

übersetzt von

Hermann Menge

Impressum

Der Text dieser Bibelübersetzung ist gemeinfrei.

eBook-Erstellung: 2014 Folgen Verlag, Wensin

Autor: Hermann Menge

Cover: Eduard Rempel, Düren

ISBN: 978-3-944187-72-3

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Menge Lesebibel

Vorwort von Hermann Menge

Das Neue Testament

Die geschichtlichen Bücher

Die Heilsbotschaft nach Matthäus

Vorwort zur Menge Lesebibel

Die Menge Lesebibel wurde mit der Absicht entwickelt, ein lesefreundliches und störungsfreies Lesen der Bibel zu begünstigen. Das ermöglicht diese Lesebibel mit einem minimalistischen Design und einer speziell für diese Bibel angepasste Typografie. So verzichten wir ganz auf Versnummerierungen, Kapitel- und Abschnittsüberschriften, und ermöglichen Ihnen eine Leseerlebnis, wie es die ersten Leser der Bibel hatten. Lediglich die übliche Kapitelzählung haben wir der Übersicht halber beibehalten.

Das Ergebnis ist ein absolut neues Leseerlebnis, da die Bibel als eine verbundene und in sich abgeschlossene Geschichte wahrgenommen wird. Sie lesen mit der Menge Lesebibel nicht mehr Vers für Vers sondern Abschnitt für Abschnitt. Der Lesefluss und das Sinnverständnis werden somit optimiert. Wir haben die Lesebibel für Sie von jeglichen Zusätzen befreit, damit Sie sich ganz auf den Text konzentrieren können. Die Erfahrung zeigt, dass Sie so länger und aufmerksamer lesen werden.

Wir haben uns für die Menge Übersetzung entschieden – eine gelungene, genaue und angesehene Bibelübersetzung. Alle Zusätze von Hermann Menge, die er mit Rücksicht auf die Verständlichkeit oder weil der deutsche Sprachgebrauch sie zu fordern schien, in Klammern einfügte, wurden in den laufenden Text integriert. Alle anderen Ergänzungen und Verweise haben wir entfernt.

Die Handhabung der Lesebibel ist äußerst simpel und leicht zu merken. Die Lesebibel enthält am Anfang ein verlinktes Inhaltsverzeichnis. Hier wählen Sie die einzelnen Bibelbücher aus. Am Anfang eines jeden Buches, das mehr als ein Kapitel hat, wählen Sie in der Kapitelauswahl das gewünschte Kapitel aus. Zurück zur Kapitelauswahl gelangen Sie, wenn sie die Kapitelnummer am Anfang eines Kapitels antippen. Und zurück zum Inhaltsverzeichnis gelangen Sie mit dem Antippen des Buchnamens über der Kapitelauswahl.

Auch wenn Sie bisher die Menge Bibel nicht kannten – diese Menge Lesebibel ist die perfekte Ergänzung. Warum? Sie wurde mit nur einem Ziel gestaltet: Lesen Sie die Bibel. Lesen Sie viel in der Bibel. Lesen Sie die Bibel von Anfang bis Ende.

Eduard Klassen, Folgen Verlag

Anleitung

Aus dem Vorwort von Hermann Menge

Dass die Bibelübersetzung Luthers, aus dem Geiste des deutschen Volkes wie aus dem Bibelgeiste selbst herausgeboren, durch die wunderbare Kraft der Sprache und die Volkstümlichkeit des Ausdrucks bis heute als unübertroffenes Meisterwerk und Volksbuch dasteht und mehr als irgendein anderes Schriftwerk die Quelle reichsten Segens für unser Volk geworden ist, steht jedem kundigen und unbefangenen Beurteiler fest. Aber ebenso unbestreitbar ist, dass die Übersetzung der Lutherbibel mancherlei Mängel und Unklarheiten enthält, die verbesserungsbedürftig sind, vor allem aber, dass nach Ablauf von vollen vier Jahrhunderten ihre Sprache veraltet ist, so dass manche Teile ohne Hilfsmittel überhaupt nicht mehr recht verstanden werden können. Es ist daher begreiflich, dass in den letzten Jahrzehnten nicht nur wiederholt versucht worden ist, die Lutherbibel durch Verbesserungen den berechtigten Anforderungen unserer Zeit entsprechend zu gestalten, sondern dass auch nicht wenige deutsche Übersetzungen, vornehmlich des Neuen Testaments, veröffentlicht worden sind, die dem vorhandenen Bedürfnis abzuhelfen suchen und zum Teil wegen ihres wirklichen Wertes eine weite Verbreitung gefunden haben.

Die vorliegende Übersetzung erhebt nicht den Anspruch, an Luthers Meisterschaft heranzureichen, und geht noch weniger darauf aus, unserem großen Reformator seine Ehre zu schmälern oder sein Werk zu verdrängen; aber meine Arbeit kann doch vielleicht um der Grundsätze willen, von denen ich mich bei ihr habe leiten lassen, manchem Leser für sein Bibelstudium gute Dienste leisten.

Ich habe mir zunächst immerdar die Mahnung Luthers zu Herzen genommen: »Das Wort sie sollen lassen stahn« und mich daher überall bemüht, mit philologischer Genauigkeit, an die ich während meiner langjährigen Amtstätigkeit sowie infolge meiner schriftstellerischen Arbeiten gewöhnt war, die Übersetzung im engen Anschluss an den biblischen Urtext so treu wie möglich zu gestalten, d.h. nicht sowohl in ängstlicher Weise am Buchstaben zu kleben, als vielmehr sinngetreu zu übersetzen, ohne zu dem Überlieferten etwas hinzuzutun noch etwas davon wegzulassen.

Sodann ist es mein ernstes Bestreben gewesen, meine Übertragung nicht nur in ein verständliches und klares, auch von Fremdwörtern möglichst gereinigtes Deutsch zu kleiden, sondern auch auf die Wiedergabe der Stimmung und Färbung jedes Buches oder Abschnittes, ja jeder Stelle bedacht zu sein, um ebensowohl die unvergleichliche Einfalt und Natürlichkeit der geschichtlichen Stücke zum Ausdruck zu bringen, als auch den mannigfaltigen Stilformen der Psalmen und der Reden in den prophetischen und lehrhaften Büchern gerecht zu werden.

Gott wolle in seiner Gnade denen, die mein Buch zur Hand nehmen, um seinen Inhalt auf sich wirken zu lassen, ein empfängliches Herz verleihen und in ihren Seelen den Ernst der Mahnung aufleuchten lassen:

Dr. Hermann Menge Gymnasialdirektor a. D.

Die Heilsbotschaft nach

Matthäus

01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10

11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20

21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28

˜1˜

Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:

Abraham war der Vater Isaaks; Isaak der Vater Jakobs; Jakob der Vater Judas und seiner Brüder; Juda war der Vater des Phares und des Zara, deren Mutter Thamar war; Phares war der Vater Esroms; Esrom der Vater Arams; Aram der Vater Aminadabs; Aminadab der Vater Naassons; Naasson der Vater Salmons; Salmon der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab war; Boas der Vater Obeds, dessen Mutter Ruth war; Obed war der Vater Isais; Isai war der Vater des Königs David.

David war der Vater Salomos, dessen Mutter Bathseba die Frau Urias gewesen war; Salomo war der Vater Rehabeams; Rehabeam der Vater Abias; Abia der Vater Asas; Asa der Vater Josaphats; Josaphat der Vater Jorams; Joram der Vater Ussias; Ussia der Vater Jothams; Jotham der Vater des Ahas; Ahas der Vater Hiskias; Hiskia der Vater Manasses; Manasse der Vater des Amon; Amon der Vater Josias; Josia der Vater Jechonjas und seiner Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon.

Nach der babylonischen Gefangenschaft war Jechonja der Vater Salathiels; Salathiel der Vater Serubabels; Serubabel der Vater Abihuds; Abihud der Vater Eljakims; Eljakim der Vater Azors; Azor der Vater Sadoks; Sadok der Vater Achims; Achim der Vater Elihuds; Elihud der Vater Eleasars; Eleasar der Vater Matthans; Matthan der Vater Jakobs; Jakob der Vater Josephs, des Ehemannes der Maria, von welcher Jesus geboren ward, der da Christus genannt wird.

Man sieht: von Abraham bis David sind es im ganzen vierzehn Geschlechter, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn Geschlechter, endlich von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus nochmals vierzehn Geschlechter.

Mit der Geburt Jesu Christi aber verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, stellte es sich heraus, noch ehe sie zusammengekommen waren, daß sie vom heiligen Geist guter Hoffnung war. Da faßte Joseph, ihr Verlobter, der ein rechtschaffener Mann war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, den Entschluß, sich ohne Aufsehen zu erregen von ihr loszusagen. Doch als er sich mit solchen Gedanken trug, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte zu ihm: »Joseph, Sohn Davids, trage keinerlei Bedenken, Maria, deine Verlobte, als Ehefrau zu dir zu nehmen! Denn das von ihr zu erwartende Kind stammt vom heiligen Geist. Sie wird Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen Jesus geben sollst; denn er ist es, der sein Volk von ihren Sünden erretten wird.« Dies alles ist aber geschehen, damit das Wort erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt:

»Siehe, die Jungfrau wird guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden,

dem man den Namen Immanuel geben wird«,

das heißt übersetzt: ›Mit uns ist Gott.‹

Als Joseph dann aus dem Schlaf erwacht war, tat er, wie der Engel des Herrn ihm geboten hatte: er nahm seine Verlobte als Gattin zu sich, verkehrte aber nicht ehelich mit ihr, bis sie einen Sohn geboren hatte; dem gab er den Namen Jesus.

˜2˜

Als nun Jesus zu Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes geboren war, da kamen Weise aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern im Aufgehen gesehen und sind hergekommen, um ihm unsere Huldigung darzubringen.« Als der König Herodes das vernahm, erschrak er sehr und ganz Jerusalem mit ihm; und er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volks zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo Christus geboren werden sollte. Sie antworteten ihm: »Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht bei dem Propheten geschrieben:

›Du, Bethlehem im Lande Judas,

du bist durchaus nicht die unbedeutendste unter den Fürstenstädten Judas;

denn aus dir wird ein Führer hervorgehen,

der mein Volk Israel weiden wird.‹«

Daraufhin berief Herodes die Weisen heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau die Zeit angeben, wann der Stern erschienen wäre; dann wies er sie nach Bethlehem und sagte: »Zieht hin und stellt genaue Nachforschungen nach dem Kindlein an; und wenn ihr es gefunden habt, so teilt es mir mit, damit auch ich hingehe und ihm meine Huldigung darbringe.« Als sie das vom Könige gehört hatten, machten sie sich auf den Weg; und siehe da, der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er endlich über dem Ort stehen blieb, wo das Kindlein sich befand. Als sie den Stern erblickten, wurden sie hoch erfreut. Sie traten in das Haus ein und sahen das Kindlein bei seiner Mutter Maria, warfen sich vor ihm nieder und huldigten ihm; alsdann taten sie ihre Schatzbeutel auf und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Weil sie hierauf im Traume die göttliche Weisung erhielten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Wege in ihr Heimatland zurück.

Als sie nun weggezogen waren, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traume und gebot ihm: »Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und fliehe nach Ägypten und bleibe so lange dort, bis ich’s dir sage! Denn Herodes geht damit um, nach dem Kindlein suchen zu lassen, um es umzubringen.« Da stand Joseph auf, nahm in der Nacht das Kindlein und seine Mutter mit sich und entwich nach Ägypten; dort blieb er bis zum Tode des Herodes. So sollte sich das Wort erfüllen, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt: »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«

Als Herodes sich nun von den Weisen hintergangen sah, geriet er in heftigen Zorn; er sandte Diener hin und ließ in Bethlehem und dem ganzen Umkreis des Ortes sämtliche Knaben im Alter von zwei und weniger Jahren töten, entsprechend der Zeit, die er sich von den Weisen genau hatte angeben lassen. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist, der spricht:

»Ein Geschrei hat man in Rama vernommen,

lautes Weinen und viel Wehklagen:

Rahel weint um ihre Kinder

und will sich nicht trösten lassen, daß sie nicht mehr da sind.«

Als Herodes aber gestorben war, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph in Ägypten im Traum und gebot ihm: »Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und ziehe heim ins Land Israel; denn die sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben.« Da stand Joseph auf, nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kehrte in das Land Israel zurück. Als er aber vernahm, daß Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes König über Judäa sei, trug er Bedenken, dorthin zu gehen. Vielmehr begab er sich infolge einer göttlichen Weisung, die er im Traum erhalten hatte, in die Landschaft Galiläa und ließ sich dort in einer Stadt namens Nazareth nieder. So ging das Prophetenwort in Erfüllung, daß er den Namen ›Nazarener‹ führen werde.

˜3˜

In jenen Tagen trat aber Johannes der Täufer öffentlich auf und predigte in der Wüste von Judäa: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!« Dieser Johannes ist nämlich der Mann, auf den sich das Wort des Propheten Jesaja bezieht, der da sagt:

»Eine Stimme ruft laut in der Wüste:

›Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Pfade!‹«

Johannes selbst aber trug ein Gewand von Kamelhaaren und einen Ledergurt um seine Hüften; seine Nahrung bestand in Heuschrecken und wildem Honig. Da zog denn Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Gegend am Jordan zu ihm hinaus und ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen, indem sie ihre Sünden offen bekannten.

Als er aber einmal viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sagte er zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, dem drohenden Zorngericht zu entfliehen? So schafft denn Früchte, die der Buße würdig sind, und laßt euch nicht in den Sinn kommen, bei euch zu sagen: ›Wir haben ja Abraham zum Vater.‹ Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus den Steinen hier Kinder zu erwecken. Schon ist aber den Bäumen die Axt an die Wurzel gelegt, und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht gut genug, ihm seine Schuhe abzunehmen: der wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen. Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen; seinen Weizen wird er in die Scheuer sammeln, die Spreu aber mit unlöschbarem Feuer verbrennen.«

Damals kam Jesus von Galiläa her an den Jordan zu Johannes, um sich auch von ihm taufen zu lassen. Der wollte ihm aber nicht zu Willen sein und sagte: »Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?« Doch Jesus gab ihm zur Antwort: »Laß es für diesmal geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.« Da gab Johannes ihm nach. Als Jesus aber getauft und soeben aus dem Wasser gestiegen war, siehe, da taten sich ihm die Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe!«

˜4˜

Hierauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste hinaufgeführt, um vom Teufel versucht zu werden; und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so gebiete, daß diese Steine zu Broten werden.« Er aber gab ihm zur Antwort: »Es steht geschrieben:

›Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben,

sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ergeht.‹«

Hierauf nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, stellte ihn dort auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hier hinab! Denn es steht geschrieben:

›Er wird seine Engel für dich entbieten,

und sie werden dich auf den Armen tragen,

damit du mit deinem Fuß an keinen Stein stoßest.‹«

Jesus antwortete ihm: »Es steht aber auch geschrieben:

›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!‹«

Nochmals nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt samt ihrer Herrlichkeit und sagte zu ihm: »Dies alles will ich dir geben, wenn du dich niederwirfst und mich anbetest.« Da antwortete ihm Jesus: »Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben:

›Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten

und ihm allein dienen!‹«

Nun ließ der Teufel von ihm ab, und siehe, Engel traten zu ihm und leisteten ihm Dienste.

Als Jesus aber von der Gefangennahme des Johannes Kunde erhielt, zog er sich nach Galiläa zurück; er verließ jedoch Nazareth und verlegte seinen Wohnsitz nach Kapernaum, das am See Genezaret liegt im Gebiet von Sebulon und Naphthali, damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt werde, das da lautet:

»Das Land Sebulon und das Land Naphthali,

das nach dem See zu liegt, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden,

das Volk, das im Finstern saß,

hat ein großes Licht gesehen,

und denen, die im Lande und Schatten des Todes saßen,

ist ein Licht aufgegangen.«

Von dieser Zeit an begann Jesus die Heilsbotschaft mit den Worten zu verkündigen: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!«

Als er nun eines Tages am Ufer des Galiläischen Sees hinging, sah er zwei Brüder, Simon, der auch den Namen Petrus führt, und seinen Bruder Andreas, die ein Netz in den See auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Er sagte zu ihnen: »Kommt, folgt mir nach, so will ich euch zu Menschenfischern machen!« Da ließen sie sogleich ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er dann von dort weiterging, sah er ein anderes Brüderpaar, nämlich Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, die im Boot mit ihrem Vater Zebedäus ihre Netze instand setzten; und er berief auch sie. Da verließen sie sogleich das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.

Jesus zog dann in ganz Galiläa umher, indem er in ihren Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volke heilte; und der Ruf von ihm verbreitete sich durch ganz Syrien, und man brachte alle, die an den verschiedenartigsten Krankheiten litten und mit schmerzhaften Übeln behaftet waren, Besessene, Fallsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. So begleiteten ihn denn große Volksscharen aus Galiläa und aus dem Gebiet der Zehn-Städte sowie aus Jerusalem und Judäa und aus dem Ostjordanland.

˜5˜

Als Jesus nun die Volksscharen sah, ging er ins Gebirge hinauf, und nachdem er sich dort gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Da tat er seinen Mund auf und lehrte sie mit den Worten:

»Selig sind die geistlich Armen, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil!

Selig sind die Bekümmerten, denn sie werden getröstet werden!

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben!

Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden!

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!

Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil!

Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachredet! Freuet euch darüber und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel! Ebenso hat man ja auch die Propheten vor euch verfolgt.«

»Ihr seid das Salz der Erde! Wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es wieder gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als aus dem Hause geworfen und von den Leuten zertreten zu werden.«

»Ihr seid das Licht der Welt! Eine Stadt, die oben auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter: dann leuchtet es allen, die im Hause sind. Ebenso soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, preisen.«

»Denkt nicht, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird vom Gesetz nicht ein einziges Jota und kein Strichlein vergehen, bis alles in Erfüllung gegangen ist. Wer also ein einziges von diesen Geboten – und wäre es das geringste – auflöst und die Menschen demgemäß lehrt, der wird der Geringste im Himmelreich heißen; wer sie aber tut und die Menschen so lehrt, der wird groß im Himmelreich heißen. Denn ich sage euch: Wenn es mit eurer Gerechtigkeit nicht weit besser bestellt ist als bei den Schriftgelehrten und Pharisäern, so werdet ihr nimmermehr ins Himmelreich eingehen!«

»Ihr habt gehört, daß den Alten geboten worden ist: ›Du sollst nicht töten‹, wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich dagegen sage euch: Wer seinem Bruder auch nur zürnt, der soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder ›Dummkopf‹ sagt, soll dem Hohen Rat verfallen sein; und wer ›du Narr‹ zu ihm sagt, soll der Feuerhölle verfallen sein. Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zunächst hin und versöhne dich mit deinem Bruder; alsdann geh hin und opfere deine Gabe! Sei zum Vergleich mit deinem Widersacher ohne Säumen bereit, solange du mit ihm noch auf dem Wege zum Richter bist, damit dein Widersacher dich nicht dem Richter übergibt und der Richter dich dem Gerichtsdiener überantwortet und du ins Gefängnis gesetzt wirst. Wahrlich ich sage dir: Du wirst von dort sicherlich nicht herauskommen, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.«

»Ihr habt gehört, daß den Alten geboten worden ist: ›Du sollst nicht ehebrechen!‹ Ich dagegen sage euch: Wer eine Ehefrau auch nur mit Begehrlichkeit anblickt, hat damit schon in seinem Herzen Ehebruch an ihr begangen. Wenn dich also dein rechtes Auge ärgert, so reiß es aus und wirf es weg von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder dir verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dich ärgert, so haue sie ab und wirf sie weg von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder dir verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. – Ferner ist zu den Alten gesagt worden: ›Wer seine Ehefrau entläßt, der soll ihr einen Scheidebrief geben!‹ Ich dagegen sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer auf Grund von Unzucht –, der verschuldet es, daß dann Ehebruch mit ihr verübt wird; und wer eine entlassene Frau heiratet, der begeht Ehebruch.«

»Ihr habt weiter gehört, daß den Alten geboten worden ist: ›Du sollst nicht falsch schwören‹, ›sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen!‹ Ich dagegen sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören, denn du vermagst kein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede sei vielmehr ›ja ja – nein nein‹; jeder weitere Zusatz ist vom Übel.«

»Ihr habt gehört, daß den Alten geboten worden ist: ›Auge um Auge und Zahn um Zahn!‹ Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten; sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, und wer mit dir einen Rechtsstreit anfangen und dir den Rock nehmen will, dem überlaß auch noch den Mantel, und wer dich zu einer Meile Weges nötigt, mit dem gehe zwei. Wer dich um etwas bittet, dem gib, und wer Geld von dir borgen will, den weise nicht ab!«

»Ihr habt gehört, daß den Alten geboten worden ist; ›Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!‹ Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Söhne eures himmlischen Vaters erweist. Denn er läßt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welches Verdienst habt ihr da? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Freunde grüßt, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.«

˜6˜

»Gebt acht darauf, daß ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Leuten ausübt, um von ihnen gesehen zu werden: sonst habt ihr keinen Lohn zu erwarten bei eurem Vater im Himmel! Wenn du also Almosen spenden willst, so laß nicht vor dir her posaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen tun, um von den Leuten gerühmt zu werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Nein, wenn du Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit deine Wohltätigkeit im Verborgenen geschehe; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten.«

»Auch wenn ihr betet, sollt ihr es nicht wie die Heuchler machen; denn sie stellen sich gern in den Synagogen und an den Straßenecken auf und beten dort, um den Leuten in die Augen zu fallen; wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du beten willst, so geh in deine Kammer, schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, Erhörung zu finden, wenn sie viele Worte machen. Darum macht es nicht wie sie; euer Vater weiß ja, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:

›Unser Vater, der du bist im Himmel:

Geheiligt werde dein Name!

Dein Reich komme!

Dein Wille geschehe wie im Himmel,

so auch auf der Erde!

Unser auskömmliches Brot gib uns heute!

Und vergib uns unsere Schulden,

wie auch wir sie unsern Schuldnern vergeben haben!

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen!‹

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater sie auch euch vergeben; wenn ihr sie aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben.«

»Weiter: Wenn ihr fastet, sollt ihr kein finsteres Gesicht machen wie die Heuchler; denn sie geben sich ein trübseliges Aussehen, um sich den Leuten mit ihrem Fasten zur Schau zu stellen. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du fastest, salbe dir das Haupt und wasche dir das Gesicht, um dich nicht mit deinem Fasten den Leuten zu zeigen, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten.«

»Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie vernichten und wo Diebe einbrechen und stehlen! Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie vernichten und wo keine Diebe einbrechen und stehlen! Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.«

»Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge richtig ist, so wird dein ganzer Leib voll Licht sein; wenn aber dein Auge nichts taugt, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn also das in dir befindliche Licht Dunkelheit ist, wie groß muß dann die Dunkelheit sein! – Niemand kann gleichzeitig zwei sich widerstreitenden Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen ergeben sein und den andern mißachten: ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen.«

»Deswegen sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben wertvoller als die Nahrung und der Leib wertvoller als die Kleidung? Sehet die Vögel des Himmels an: sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nichts in Scheuern, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch vermöchte aber mit all seinem Sorgen der Länge seiner Lebenszeit auch nur eine einzige Spanne zuzusetzen? Und was macht ihr euch Sorge um die Kleidung? Betrachtet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; und doch sage ich euch: Auch Salomo in aller seiner Pracht ist nicht so herrlich gekleidet gewesen wie eine von ihnen. Wenn nun Gott schon das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: ›Was sollen wir essen, was trinken, womit sollen wir uns kleiden?‹ Denn auf alles derartige sind die Heiden bedacht. Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr dies alles bedürft. Nein, trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch all das andere obendrein gegeben werden.«

»Macht euch also keine Sorgen um den morgenden Tag! Denn der morgende Tag wird seine eigenen Sorgen haben; jeder Tag hat an seiner eigenen Mühsal genug.«

˜7˜

»Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr wieder gerichtet werden, und mit demselben Maße, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht wahrnimmst? Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen‹? Und dabei steckt der Balken in deinem Auge! Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.«

»Gebt das Heilige nicht den Hunden preis und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, damit diese sie nicht mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.«

»Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden! Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden. Oder wo wäre jemand unter euch, der seinem Sohne, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein reichte? Oder der, wenn er ihn um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht; wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!«

»Alles nun, was ihr von den Menschen erwartet, das erweist auch ihr ihnen ebenso; denn darin besteht die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten.«

»Gehet in das Reich Gottes durch die enge Pforte ein; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind ihrer viele, die auf ihm hineingehen. Eng ist dagegen die Pforte und schmal der Weg, der ins Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden.«

»Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, im Inneren aber räuberische Wölfe sind. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Kann man etwa Trauben lesen von Dornbüschen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, ein fauler Baum aber bringt schlechte Früchte; ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein fauler Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Also: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.«

»Nicht alle, die ›Herr, Herr‹ zu mir sagen, werden darum schon ins Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen meines himmlischen Vaters tut. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ›Herr, Herr, haben wir nicht kraft deines Namens prophetisch geredet und kraft deines Namens böse Geister ausgetrieben und kraft deines Namens viele Wundertaten vollführt?‹ Aber dann werde ich ihnen erklären: ›Niemals habe ich euch gekannt; hinweg von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!‹ Darum wird jeder, der diese meine Worte hört und nach ihnen tut, einem klugen Manne gleichen, der sein Haus auf Felsengrund gebaut hat. Da strömte der Platzregen herab, es kamen die Wasserströme, es wehten die Winde und stießen an jenes Haus; doch es stürzte nicht ein, denn es war auf den Felsen gegründet. Wer jedoch diese meine Worte hört und nicht nach ihnen tut, der gleicht einem törichten Manne, der sein Haus auf den Sand gebaut hat. Da strömte der Platzregen herab, es kamen die Wasserströme, es wehten die Winde und stürmten gegen jenes Haus: da stürzte es ein, und sein Zusammensturz war gewaltig.«

Als Jesus diese Rede beendet hatte, waren die Volksscharen über seine Lehre ganz betroffen; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, ganz anders als ihre Schriftgelehrten.

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Als er dann vom Berge herabgestiegen war, folgten ihm große Volksscharen nach. Da trat ein Aussätziger herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.« Jesus streckte seine Hand aus, faßte ihn an und sagte: »Ich will’s, werde rein!« Da wurde er sogleich von seinem Aussatz rein. Darauf sagte Jesus zu ihm: »Hüte dich, jemandem etwas davon zu sagen! Gehe vielmehr hin, zeige dich dem Priester und bringe die Opfergabe dar, die Mose geboten hat, zum Zeugnis für sie!«

Als er hierauf nach Kapernaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn mit den Worten: »Herr, mein Diener liegt gelähmt bei mir zu Hause darnieder und leidet schreckliche Schmerzen.« Jesus antwortete ihm: »Ich will kommen und ihn heilen.« Der Hauptmann aber entgegnete: »Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst; nein, gebiete nur mit einem Wort, dann wird mein Diener gesund werden. Ich bin ja auch ein Mann, der unter höherem Befehl steht, und habe Mannschaften unter mir, und wenn ich zu dem einen sage: ›Gehe!‹, so geht er, und zu dem andern: ›Komm!‹, so kommt er, und zu meinem Diener: ›Tu das!‹, so tut er’s.« Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sagte zu seinen Begleitern: »Wahrlich ich sage euch: In Israel habe ich bei niemand solchen Glauben gefunden. Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zum Mahl niederlassen; aber die Söhne des Reiches werden in die Finsternis draußen hinausgestoßen werden; dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« Zu dem Hauptmann aber sagte Jesus: »Geh hin! Wie du geglaubt hast, so geschehe dir!« Und sein Diener wurde zur selben Stunde gesund.

Als Jesus dann in das Haus des Petrus gekommen war, sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank zu Bett liegen. Er faßte sie bei der Hand, da wich das Fieber von ihr: sie stand auf und bediente ihn bei der Mahlzeit. Als es dann Abend geworden war, brachte man viele Besessene zu ihm, und er trieb die bösen Geister durchs Wort aus und heilte alle, die ein Leiden hatten. So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, der da sagt: »Er hat unsere Gebrechen hinweggenommen und unsere Krankheiten getragen.«

Als Jesus sich dann wieder von großen Volksscharen umgeben sah, befahl er, an das jenseitige Ufer des Sees hinüberzufahren. Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran mit den Worten: »Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst!« Jesus antwortete ihm: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann.« – Ein anderer von seinen Jüngern sagte zu ihm: »Herr, erlaube mir, zuerst noch hinzugehen und meinen Vater zu begraben!« Jesus aber antwortete ihm: »Folge du mir nach, und überlaß es den Toten, ihre Toten zu begraben!«

Jesus stieg dann ins Boot, und seine Jünger folgten ihm. Da erhob sich plötzlich ein heftiger Sturm auf dem See, so daß das Boot von den Wellen bedeckt wurde; er selbst aber schlief. Da traten sie an ihn heran und weckten ihn mit den Worten: »Herr, hilf uns: wir gehen unter!« Er aber antwortete ihnen: »Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!« Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; da trat völlige Windstille ein. Die Leute aber verwunderten sich und sagten: »Was ist das für ein Mann, daß sogar die Winde und der See ihm gehorsam sind!«

Als er hierauf an das jenseitige Ufer in das Gebiet der Gadarener gekommen war, traten ihm zwei von bösen Geistern besessene Männer entgegen, die aus den Gräbern hervorkamen und so gemeingefährliche Menschen waren, daß niemand auf der Straße dort an ihnen vorbeigehen konnte. Kaum hatten sie ihn erblickt, da schrien sie laut: »Was hast du mit uns vor, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?« Es befand sich aber in weiter Entfernung von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide. Da baten ihn die bösen Geister: »Wenn du uns austreiben willst, so laß uns doch in die Schweineherde fahren!« Er antwortete ihnen: »Hinweg mit euch!« Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine hinein, und die ganze Herde stürmte infolgedessen den Abhang hinab in den See und ertrank in den Fluten. Die Hirten aber ergriffen die Flucht und berichteten nach ihrer Ankunft in der Stadt den ganzen Vorfall, auch das, was mit den beiden Besessenen vorgegangen war. Da zog die Einwohnerschaft der ganzen Stadt hinaus, Jesus entgegen, und als sie bei ihm eingetroffen waren, baten sie ihn, er möchte ihr Gebiet verlassen.

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Er stieg nun in ein Boot, fuhr über den See zurück und kam wieder in seine Stadt Kapernaum. Dort brachte man ihm einen Gelähmten, der auf einem Tragbett lag. Weil nun Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Sei getrost, mein Sohn: deine Sünden sind dir vergeben!« Da dachten einige von den Schriftgelehrten bei sich: »Dieser lästert Gott!« Weil nun Jesus ihre Gedanken durchschaute, sagte er: »Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Was ist denn leichter, zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹ oder zu sagen: ›Stehe auf und gehe umher!‹? Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn die Vollmacht besitzt, Sünden auf der Erde zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim in dein Haus!« Da stand er auf und ging heim in sein Haus. Als die Volksmenge das sah, gerieten sie in Furcht und priesen Gott, daß er den Menschen solche Macht gegeben habe.

Als Jesus dann von dort weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da stand er auf und folgte ihm. Als Jesus dann im Hause des Matthäus zu Tische saß, kamen viele Zöllner und Sünder und nahmen mit Jesus und seinen Jüngern am Mahle teil. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: »Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?« Als Jesus es hörte, sagte er: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken. Geht aber hin und lernt das Wort verstehen: ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern‹; denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder.«

Damals traten die Jünger des Johannes an ihn heran mit der Frage: »Warum fasten wir und die Pharisäer, während deine Jünger es nicht tun?« Jesus antwortete ihnen: »Können etwa die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam noch in ihrer Mitte weilt? Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen ist: dann werden sie fasten. Niemand setzt aber ein Stück ungewalkten Tuches auf ein altes Kleid; denn der eingesetzte Fleck reißt doch von dem Kleide wieder ab, und es entsteht ein noch schlimmerer Riß. Auch füllt man neuen Wein nicht in alte Schläuche; sonst werden die Schläuche gesprengt, und der Wein läuft aus, und auch die Schläuche gehen verloren; nein, man füllt neuen Wein in neue Schläuche: dann bleiben beide erhalten.«

Während Jesus noch so zu ihnen redete, trat ein Vorsteher der Synagoge herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder zum Leben erwachen.« Da stand Jesus auf und folgte ihm samt seinen Jüngern. Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren am Blutfluß litt, trat von hinten an ihn heran und faßte die Quaste seines Rockes an; sie dachte nämlich bei sich: »Wenn ich nur seinen Rock anfasse, so wird mir geholfen sein.« Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: »Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!« Und die Frau war von dieser Stunde an gesund. Als Jesus dann in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenbläser und das Getümmel der Volksmenge sah, sagte er: »Entfernt euch! Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft nur.« Da verlachten sie ihn. Als man aber die Volksmenge aus dem Hause entfernt hatte, ging er zu der Toten hinein und faßte sie bei der Hand: da erwachte das Mädchen. Die Kunde hiervon verbreitete sich in der ganzen dortigen Gegend.

Als Jesus hierauf von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: »Sohn Davids, erbarme dich unser!« Als er dann in das Haus gekommen war, traten die Blinden zu ihm heran, und Jesus fragte sie: »Glaubt ihr, daß ich euch dies zu tun vermag?« Sie antworteten ihm: »Ja, Herr!« Da rührte er ihre Augen an und sagte: »Nach eurem Glauben geschehe euch!« Da taten sich ihre Augen auf; Jesus aber gab ihnen die strenge Weisung: »Hütet euch! Niemand darf etwas davon erfahren!«

Sobald sie aber hinausgegangen waren, verbreiteten sie die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend. Während diese hinausgingen, brachte man schon wieder einen stummen Besessenen zu ihm; und als der böse Geist ausgetrieben war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Volksmenge in Staunen und sagte: »Noch niemals hat man etwas Derartiges in Israel gesehen!« Die Pharisäer aber erklärten: »Im Bunde mit dem Obersten der bösen Geister treibt er die Geister aus.« So durchwanderte Jesus alle Städte und Dörfer, indem er in ihren Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen heilte.

Beim Anblick der Volksscharen aber erfaßte ihn tiefes Mitleid mit ihnen, denn sie waren abgehetzt und verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, aber die Zahl der Arbeiter ist klein; bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter auf sein Erntefeld sende!«

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Er rief dann seine zwölf Jünger herbei und verlieh ihnen Macht über die unreinen Geister, so daß sie diese auszutreiben und alle Krankheiten und jedes Gebrechen zu heilen vermochten. Die Namen der zwölf Apostel aber sind folgende: Zuerst Simon, der auch Petrus heißt, und sein Bruder Andreas; sodann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes; Philippus und Bartholomäus; Thomas und der Zöllner Matthäus; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Lebbäus mit dem Beinamen Thaddäus; Simon, der Kananäer und Judas, der Iskariote, derselbe, der ihn verraten hat.

Diese Zwölf sandte Jesus aus, nachdem er ihnen folgende Weisungen gegeben hatte: »Den Weg zu den Heidenvölkern schlagt nicht ein und tretet auch in keine Samariterstadt ein, geht vielmehr nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Auf eurer Wanderung predigt: ›Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!‹ Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus: umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst sollt ihr’s auch weitergeben! Sucht euch kein Gold, kein Silber, kein Kupfergeld in eure Gürtel zu verschaffen, nehmt keinen Ranzen mit auf den Weg, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stock, denn der Arbeiter ist seines Unterhalts wert. Wo ihr in eine Stadt oder ein Dorf eintretet, da erkundigt euch, wer dort würdig sei, euch zu beherbergen, und bei dem bleibt, bis ihr weiterzieht. Beim Eintritt in das Haus entbietet ihm den Friedensgruß, und wenn das Haus es verdient, soll der Friede, den ihr ihm gewünscht habt, ihm auch zuteil werden; ist es dessen aber nicht würdig, so soll euer ihm gewünschter Friede zu euch zurückkehren. Wo man euch nicht aufnimmt und euren Worten kein Gehör schenkt, da geht aus dem betreffenden Hause oder Orte hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen ab! Wahrlich ich sage euch: Dem Lande Sodom und Gomorrha wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als einer solchen Stadt!«

»Bedenket wohl: ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben! Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichtshöfe stellen und in ihren Synagogen euch geißeln; auch vor Statthalter und Könige werdet ihr um meinetwillen geführt werden, um Zeugnis vor ihnen und den Heidenvölkern abzulegen. Wenn man euch nun den Gerichten überliefert, so macht euch keine Sorge darüber, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben werden, was ihr reden sollt; nicht ihr seid es ja, die dann reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet. Es wird aber ein Bruder den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater den Sohn, und Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie zum Tode bringen, und ihr werdet allen um meines Namens willen verhaßt sein; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden. Wenn man euch aber in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere; denn wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels noch nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn kommt.

»Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Knecht nicht über seinem Herrn; ein Jünger muß zufrieden sein, wenn es ihm ergeht wie seinem Meister, und ein Knecht, wenn es ihm ergeht wie seinem Herrn. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, wieviel mehr werden sie das bei seinen Hausgenossen tun!«

»Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, das nicht enthüllt werden wird, und nichts verborgen, das nicht bekannt werden wird. Was ich euch im Dunkel sage, das sprecht im Licht aus, und was ihr von mir ins Ohr geflüstert hört, das ruft auf den Dächern aus! Fürchtet euch dabei nicht vor denen, die wohl den Leib töten, aber die Seele nicht zu töten vermögen; fürchtet euch vielmehr vor dem, der die Macht hat, sowohl die Seele als den Leib in der Hölle zu verderben! – Kosten nicht zwei Sperlinge beim Einkauf nur ein paar Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind auch die Haare auf dem Haupte alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. – Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem himmlischen Vater bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem himmlischen Vater verleugnen.«

»Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, ›um den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter zu entzweien, und die eigenen Hausgenossen werden einander feindselig gegenüberstehen‹. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. – Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.«

»Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, eben weil er ein Prophet heißt, der wird dafür den Lohn eines Propheten empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt, eben weil er ein Gerechter heißt, der wird dafür den Lohn eines Gerechten empfangen; und wer einem von diesen geringen Leuten seines Namens wegen, weil er ein Jünger heißt, auch nur einen Becher frischen Wassers zu trinken gibt – wahrlich ich sage euch: Es soll ihm nicht unbelohnt bleiben!«

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Als Jesus nun mit der Unterweisung seiner zwölf Jünger zu Ende gekommen war, zog er von dort weiter, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen.

Als aber Johannes im Gefängnis von dem Wirken Christi hörte, sandte er durch seine Jünger Botschaft an ihn und ließ ihn fragen: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt, und Armen wird die Heilsbotschaft verkündigt, und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt!«

Als diese nun den Rückweg antraten, begann Jesus zu den Volksscharen über Johannes zu reden: »Wozu seid ihr damals in die Wüste hinausgezogen? Wolltet ihr euch ein Schilfrohr ansehen, das vom Winde hin und her bewegt wird? Nein; aber wozu seid ihr hinausgezogen? Wolltet ihr einen Mann in weichen Gewändern sehen? Nein; die Leute, welche weiche Gewänder tragen, sind in den Königsschlössern zu finden. Aber wozu seid ihr denn hinausgezogen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: einen Mann, der noch mehr ist als ein Prophet! Denn dieser ist es, auf den sich das Schriftwort bezieht:

›Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her,

der dir den Weg vor dir her bereiten soll.‹

Wahrlich ich sage euch: Unter den von Frauen Geborenen ist keiner aufgetreten, der größer wäre als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Aber seit den Tagen Johannes des Täufers bis jetzt bricht das Himmelreich sich mit Gewalt Bahn, und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt, und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

Mit wem soll ich aber das gegenwärtige Geschlecht vergleichen? Kindern gleicht es, die auf den öffentlichen Plätzen sitzen und ihren Gespielen zurufen:

›Wir haben euch gepfiffen, doch ihr habt nicht getanzt;

wir haben ein Klagelied angestimmt, doch ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen!‹

Denn Johannes ist gekommen, der nicht aß und nicht trank; da sagen sie: ›Er hat einen bösen Geist.‹ Nun ist der Menschensohn gekommen, welcher ißt und trinkt; da sagen sie: ›Seht, der Schlemmer und Weintrinker, der Freund der Zöllner und Sünder!‹ Und doch ist die Weisheit Gottes gerechtfertigt worden durch ihre Werke.«

Damals begann er gegen die Städte, in denen seine meisten Wunder geschehen waren, Drohworte zu richten, weil sie nicht Buße getan hatten: »Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die in euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als euch! Und du, Kapernaum, wirst doch nicht etwa bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zur Totenwelt wirst du hinabgestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die in dir geschehen sind, so stände es noch heutigen Tages. Doch ich sage euch: Dem Lande Sodom wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als dir!«

Zu jener Zeit hob Jesus an und sagte: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast; ja, Vater, denn so ist es dir wohlgefällig gewesen! – Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn ihn offenbaren will.«

»Kommt her zu mir alle, die ihr niedergedrückt und belastet seid: ich will euch Ruhe schaffen! Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig: so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.«

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Zu jener Zeit wanderte Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder; seine Jünger aber hatten Hunger und begannen daher, Ähren abzupflücken und die Körner zu essen. Als die Pharisäer das wahrnahmen, sagten sie zu ihm: »Sieh doch! Deine Jünger tun da etwas, was man am Sabbat nicht tun darf!« Da antwortete er ihnen: »Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als ihn samt seinen Begleitern hungerte? Wie er da ins Gotteshaus hineinging und sie die Schaubrote aßen, die doch er und seine Begleiter nicht essen durften, sondern nur die Priester? Oder habt ihr im Gesetz nicht gelesen, daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entheiligen und sich dadurch doch nicht versündigen? Ich sage euch aber: Hier steht Größeres als der Tempel! Wenn ihr aber erkannt hättet, was das Wort besagt: ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen und nicht an Schlachtopfern‹, so hättet ihr die Unschuldigen nicht verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.«

Er ging dann von dort weiter und kam in ihre Synagoge. Da war ein Mann, der einen gelähmten Arm hatte; und sie richteten die Frage an ihn: »Darf man am Sabbat heilen?« – sie wollten nämlich einen Grund zu einer Anklage gegen ihn haben. Er aber antwortete ihnen: »Wo wäre jemand unter euch, der ein einziges Schaf besitzt und, wenn dieses ihm am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergriffe und herauszöge? Wieviel wertvoller ist nun aber ein Mensch als ein Schaf! Also darf man am Sabbat Gutes tun.« Hierauf sagte er zu dem Manne: »Strecke deinen Arm aus!« Er streckte ihn aus, und er wurde wiederhergestellt, gesund wie der andere. Da gingen die Pharisäer hinaus und faßten einen Beschluß gegen ihn, um ihn umzubringen.

Als Jesus das erfuhr, zog er sich von dort zurück; und es zogen ihm viele nach, die er alle heilte, denen er aber die strenge Weisung gab, sie sollten Stillschweigen über ihn bewahren. So sollte das Wort des Propheten Jesaja seine Erfüllung finden, der da sagt:

»Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe,

mein Geliebter, an dem mein Herz Wohlgefallen gefunden hat!

Ich will meinen Geist auf ihn legen,

und er soll den Heidenvölkern das Gericht ankündigen.

Er wird nicht zanken noch schreien,

und niemand wird seine Stimme auf den Straßen hören;

ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen

und einen glimmenden Docht nicht auslöschen,

bis er das Gericht siegreich durchgeführt hat;

und auf seinen Namen werden die Heidenvölker ihre Hoffnung setzen.«

Damals brachte man einen Besessenen zu ihm, der blind und stumm war, und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sehen konnte. Da geriet die ganze Volksmenge vor Staunen außer sich und sagte: »Sollte dieser nicht doch der Sohn Davids sein?« Als die Pharisäer das hörten, erklärten sie: »Dieser treibt die bösen Geister nur im Bunde mit Beelzebul, dem Obersten der bösen Geister, aus.« Weil Jesus nun ihre Gedanken kannte, sagte er zu ihnen: »Jedes Reich, das in sich selbst uneinig ist, wird verwüstet, und keine Stadt, kein Haus, die in sich selbst uneinig sind, können Bestand haben. Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst in Zwiespalt geraten: wie kann da seine Herrschaft Bestand haben? Und wenn ich die bösen Geister im Bunde mit Beelzebul austreibe, mit wessen Hilfe treiben dann eure Söhne sie aus? Darum werden diese eure Richter sein! Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Oder wie könnte jemand in das Haus des Starken eindringen und ihm sein Rüstzeug rauben, ohne zunächst den Starken gefesselt zu haben? Erst dann kann er ihm das Haus ausplündern. – Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.«

»Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden. Auch wenn jemand ein Wort gegen den Menschensohn ausspricht, wird es ihm vergeben werden; wer aber gegen den heiligen Geist spricht, dem wird es weder in dieser Weltzeit noch in der künftigen vergeben werden. Entweder macht den Baum gut, dann ist auch seine Frucht gut; oder macht den Baum faul, dann ist auch seine Frucht faul; denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut! Wie solltet ihr imstande sein, Gutes zu reden, da ihr doch böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Ein guter Mensch bringt aus der guten Schatzkammer seines Herzens Gutes hervor, während ein böser Mensch aus seiner bösen Schatzkammer Böses hervorbringt. Ich sage euch aber: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden, davon werden sie Rechenschaft am Tage des Gerichts zu geben haben; denn nach deinen Worten wirst du gerechtgesprochen werden, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden.«

Daraufhin entgegneten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern: »Meister, wir möchten ein Wunderzeichen von dir sehen!« Er aber gab ihnen zur Antwort: »Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Riesenfisches gewesen ist, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein. Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit diesem Geschlecht als Zeugen auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie haben auf Jonas Predigt hin Buße getan, und hier steht doch Größeres als Jona! Die Königin aus dem Südland wird beim Gericht mit diesem Geschlecht als Zeugin auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören, und hier steht doch Größeres als Salomo!«

»Wenn aber der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchirrt er wüste Gegenden und sucht dort eine Ruhestätte, findet aber keine. Da sagt er dann: ›Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe!‹ Wenn er dann hinkommt, findet er es leer stehen, sauber gefegt und schön aufgeräumt. Hierauf geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er selbst, und sie ziehen ein und nehmen dort Wohnung, und das Ende wird bei einem solchen Menschen schlimmer, als sein Anfang war. Ebenso wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.«

Während er noch zu den Volksscharen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wünschten ihn zu sprechen. Da sagte jemand zu ihm: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sprechen.« Er aber gab dem, der es ihm meldete, zur Antwort: »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?« Dann streckte er seine Hand aus zu seinen Jüngern hin und sagte: »Seht, diese hier sind meine Mutter und meine Brüder; denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist mein Bruder und Schwester und Mutter!«

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An jenem Tage ging Jesus von Hause weg und setzte sich am See nieder; und es versammelte sich eine große Volksmenge bei ihm, so daß er in ein Boot stieg und sich darin niedersetzte, während die ganze Volksmenge längs dem Ufer stand. Da redete er mancherlei zu ihnen in Gleichnissen mit den Worten: »Seht, der Sämann ging aus, um zu säen; und beim Säen fiel einiges von dem Saatkorn auf den Weg längshin; da kamen die Vögel und fraßen es auf. Anderes fiel auf die felsigen Stellen, wo es nicht viel Erdreich hatte und bald aufschoß, weil es nicht tief in den Boden dringen konnte; als dann aber die Sonne aufgegangen war, wurde es versengt, und weil es nicht Wurzel geschlagen hatte, verdorrte es. Wieder anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten es. Anderes aber fiel auf den guten Boden und brachte Frucht, das eine hundertfältig, das andere sechzigfältig, das andere dreißigfältig. Wer Ohren hat, der höre!«

Da traten die Jünger an Jesus heran und fragten ihn: »Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?« Er antwortete: »Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen, jenen aber ist es nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, so daß er Überfluß hat; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie mit sehenden Augen doch nicht sehen und mit hörenden Ohren doch nicht hören und nicht verstehen. So geht an ihnen die Weissagung Jesajas in Erfüllung, die da lautet:

›Ihr werdet immerfort hören und doch nicht verstehen,

und ihr werdet immerfort sehen und doch nicht wahrnehmen!

Denn das Herz dieses Volkes ist stumpf geworden:

ihre Ohren sind schwerhörig geworden,

und ihre Augen haben sie geschlossen,

damit sie mit den Augen nicht sehen

und mit den Ohren nicht hören

und mit dem Herzen nicht zum Verständnis gelangen,

und sie sich nicht bekehren, daß ich sie heilen könnte.‹

Aber eure Augen sind selig zu preisen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören! Denn wahrlich ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sehnlichst gewünscht, das zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und hätten gerne das gehört, was ihr hört, und haben es nicht zu hören bekommen.«