Die Liste - Gregg Hurwitz - kostenlos E-Book

Die Liste E-Book

Gregg Hurwitz

0,0
0,00 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Selbstmord auf dem Universitätscampus schockiert Joey Morales zutiefst. Sie entdeckt den Grund für Becca Morgans Verzweiflungstat – ein Dokument namens »Die Liste«, das Frauen auf dem Campus nach ihrer sexuellen Attraktivität und Leistung einstuft und bewertet. Entschlossen die Verantwortlichen hinter dieser Liste zu finden, nimmt Joey die Hilfe ihres Mentors Orphan X an. Sie muss sich selbst in Gefahr bringen, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 57

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Titel

Die Liste

Die Orphan X-Reihe von Gregg Hurwitz

Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Inhaltsbeginn

Impressum

Die Liste – Eine Joey Morales (und Orphan X) Kurzgeschichte

Gregg Hurwitz

Aus dem Amerikanischenvon Michael Krug

Hot Yoga war heftig. Aber Joey hatte festgestellt, dass man in eine Art Trance verfallen konnte, wenn man die ersten fünfzehn Minuten überstand, sich die Muskeln bei der Temperatur von über vierzig Grad lockerten und sich die Chakren – oder was auch immer – öffneten.

Konzentration auf die Atmung, die Welt auf die vier Ecken ihrer triefnassen Matte reduziert. Der zu warme, schwach beleuchtete Saal schien außerhalb von Zeit und Raum zu existieren. Sie brauchte das, musste daran arbeiten, präsent zu sein.

Zum ersten Mal im Leben fühlte sie sich – zumindest annähernd – normal. Sie hatte eine harte Kindheit im staatlichen Pflegesystem gehabt, aus dem man sie in jungen Jahren herausgeholt und ins streng geheime Orphan-Programm gesteckt hatte, um sie zur Attentäterin auszubilden. Allerdings hatte sie sich dafür nicht geeignet – oder umgekehrt. Danach war sie verloren in der Strömung der wahren Welt getrieben, eine sechzehnjährige Hackerin mit einem überdimensionierten Gehirn und ziemlich erstaunlicher Nahkampfkompetenz, sonst jedoch herzlich wenig.

Bis Orphan X sie gefunden und ans Ufer gezogen hatte.

Er hatte sie in einem Apartment in seiner Nähe untergebracht und sie gedrängt, sich an der UCLA einzuschreiben. Dort besuchte sie Informatikkurse, die sie sich selbst hätte beibringen können, wenn sie vierzig IQ-Punkte an der Tür abgegeben hätte. Aber sie machte ihm damit eine Freude. Er meinte, sie würde dadurch gesellschaftsfähiger werden. Als wäre sie eine aus der Wildnis gefangene Großkatze, die lernen musste, nicht ständig die Krallen auszufahren. Als müsste sie erst stubenrein werden. Und das ausgerechnet von Evan Smoak, dem krassesten Orphan von allen, der an Käfigen rüttelte und Luftröhren zerquetschte wie ein als Gutmensch getarnter Soziopath, der sein Territorium mit Blut markierte.

Meist hing sie mit ihrem Hund namens Hund in der Wohnung ab und zockte nach Lust und Laune. Gelegentlich jedoch kam ihr das eigene Gehirn in die Quere und ließ zu, dass sich Kram aus der Vergangenheit regte. Dann wurde ihr Nervensystem von Flashbacks über Pflegeheime bestürmt, von Erinnerungen an die Lover ihrer Betreuerinnen, allesamt Arschlöcher mit kratzigen Bartstoppeln und Bieratem, die keine Grenzen kannten. Männer, die glaubten, die Welt würde ihnen gehören, und die sich nicht scheuten, alles zu betatschen, was sie in die Finger bekamen, vor allem, wenn es Eierstöcke besaß. Obwohl ihre Zeit im Orphan-Programm bis zu ihrem Ausstieg auch nicht besser gewesen war. Blaue Flecke und Frakturen am laufenden Band, ein beinah durchstoßenes Trommelfell und ein Übermaß an Hirnficks, wie man es sonst nur in Reality-Dating-Sendungen erlebte. Außerdem hatte man sie wie ein empfindungsloses, austauschbares Objekt behandelt, bis sie einen Ausweg gefunden hatte und Evan auf sie gestoßen war.

Und obwohl er unmöglich und stur wie ein Esel war und einen zur Weißglut treiben konnte, war er zugleich der Erste, den sie je kennengelernt hatte, der ein reines Herz besaß – wenn man genau genug hinsah, um es zu erkennen. Joey liebte ihn, obwohl sie eher an einer Harnwegsinfektion krepieren würde, als es ihn je wissen zu lassen.

Also sozialisierte sie sich in einem verschwitzten Raum voller Studierender und Fakultätspärchen, spulte die Asanas ab, zügelte ihr hypomanisches Gehirn und versuchte, es in Einklang mit ihrem Körper und all dem Frieden und Trauma darin zu bringen.

Bretthaltung, heraufschauender Hund, Chaturanga, herabschauender Hund. Ihre Muskeln brüllten. Schweiß tropfte von den Spitzen ihres dichten braun-schwarzen Haars hörbar auf die Matte. Alle keuchten und ächzten. Löwenatmung, Ujjayi-Atmung, gedämpftes Licht, die Luft stickig und feucht vor Eukalyptus und Schweiß. Der Lehrer, der allen Ernstes Forrest hieß, instruierte sie mit beruhigender, sinnlicher Stimme. Er war schlank, durchtrainiert, eher klein und superheiß wie ein drahtiger Elf, und Joey vertraute ihm ausreichend, um seiner Anleitung zu folgen.

Sie wechselten vom herabschauenden Hund zur Taube, die Schienbeine parallel zur Matte. Alle senkten den Oberkörper über ein Bein und öffneten die rechte Seite der Hüfte.

Joey wurde schwindlig, als sie die Fasern, Bänder und Sehnen ihres Körpers bis an die zumutbaren Grenzen strapazierte. Sie kapitulierte vor ihrer Verwundbarkeit und lockerte Muskeln, die sich gegen eine nicht auftretende Verletzung anzuspannen schienen.

Als Nächstes kam die linke Seite, ihre schlechtere, mit der äußeren Hüftmuskulatur an die Reihe. Sie saugte Luft ein und stieß sie zittrig aus. Dann überkam es sie plötzlich, nicht wie eine Erinnerung, sondern wie reine, in die Faszien selbst codierte Emotionen. Ihre Hüfte entspannte sich, ihr rutschte ein leiser, schaudernder Schrei heraus, und ihr Oberkörper sank fünfzehn Zentimeter tief direkt auf die Matte, das Schienbein quer unter den Brüsten, der Bauch auf dem Oberschenkel, die Stirn auf dem Boden. Joey schnappte nach Luft und bemühte sich, nicht zu wimmern, als alles wie eine Flutwelle über sie hinwegschwappte. Intensiv nahm sie ihren Herzschlag, ihre Atmung, ihren Körper und ihre Wärme abstrahlende Haut wahr.

Sie hielt die Pose gegen jede Vernunft. Schmerz und Wonne verschmolzen zu einer höllischen Vereinigung, und schließlich wies Forrest sie an, die Position zu verlassen. Joey riss sich zusammen und verzog nicht das Gesicht, als die Gelenke ächzten und schmerzten und sie in den herabschauenden Hund zurückkehrte. Den Blick richtete sie nach hinten zwischen ihre ausgestreckten Beine.

Und dabei bemerkte sie etwas.

Zwei Typen in der Reihe hinter ihr schmunzelten vor sich hin und glotzten auf ihren Po.

Joey konnte kaum glauben, wie tief die Erkenntnis sie traf. Eine Hitzewelle fegte durch ihre bereits zu heißen Glieder. Da lag sie gedehnt mit gelockerten Gelenken und Muskeln da, ausgebreitet wie eine halbierte Frucht, und diesen Macho-Schwachmaten fiel nichts Besseres ein, als ihre Pose, ihre Laute und ihren leidgeprüften Körper als etwas Sexuelles zu interpretieren.

Als Quell der Belustigung.

Als etwas, das sie vögeln wollten.

Unauffällig schaute sie erneut hin. Der Typ links sah obendrein ärgerlich gut aus. Den anderen, der riesig und klobig war, erkannte sie als Center in der Startformation der Footballmannschaft. Beide trugen kein Shirt, die Oberkörper ölig vor Schweiß. Die zwei blickfickten sie, stupsten einander an und grinsten dabei lüstern.

Joey sank in die Kindhaltung, trotzdem spürte sie weiterhin die Blicke von hinten und vermeinte, die beiden untereinander murmeln zu hören, doch sie schaute nicht noch einmal zurück.

Ein heftiges Schamgefühl pulsierte bis in ihr Mark. Sie versuchte, es so wie sonst umzuleiten – in Wut, Empörung, einen geplanten Konter. Aber am Ende der Stunde in dieser Hitze fühlte sie sich dafür zu atemlos und ausgelaugt.