Die Magie der Ukulele - Florian Krauss - E-Book

Die Magie der Ukulele E-Book

Florian Krauss

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Beschreibung

Die Ukulele ist klein, leicht zu erlernen und günstig in der Anschaffung. Außerdem verzaubert sie mit ihren paradiesischen Klängen Jung und Alt gleichermaßen und verbreitet weltweit gute Stimmung. Kein anderes Instrument hat in den letzten Jahrzehnten eine so große Erfolgsgeschichte hinter sich wie der kleine Viersaiter aus Hawaii. Warum eigentlich? Was macht die Magie der Ukulele aus? Der Autor Florian Krauss ist dem besonderen Zauber auf den Grund gegangen: Neben Geschichte und viel Wissenswertem kommen in diesem Buch auch unterschiedliche Menschen zu Wort: Nationale und internationale Hersteller, Händler, Musiker und Festival-Organisatoren erzählen ihre persönliche Geschichte rund um die Ukulele.

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechterspezifische Schreibweise sowie auf eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle Personenbezeichnungen sollen dennoch als geschlechtsneutral angesehen werden. Außerdem verwende ich als pronominale Anrede das DU, weil es auf Hawaii und in Ukulelekreisen so üblich ist.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Geschichte

Hawaii & der Aloha Spirit

Wie die Ukulele mich gefunden hat

Einmal um die Welt und zurück

Bekannte Ukulelisten

Wissenswertes

Ausstattung und Form der Ukulele

Größen, Stimmungen und Verwirrung

Qualität, Hölzer, Klang & Saiten

Pflege, Lagerung und Luftfeuchtigkeit

Der Ukulele-Markt und seine Entwicklung

Warum Ukulele?

10 Gründe für ein Leben mit Ukulele

Das UAS-Syndrom

Therapeutische Fähigkeiten

Interviews

Frauke Kässbohrer

Uke Supply

Daniel Schusterbauer

Andreas Rottmann

KaraUke

Elisabeth Pfeiffer

Ziegenspeck Ukulelen

Ohana Ukulelen

Kamaka Ukulelen

Ukulele Site

Nachwort

Anhang

„If everyone played the ukulele, the world would be a better place.“

Jake Shimabukuro

Vorwort

Denkt man an eine Ukulele, so hat man im Geiste vermutlich direkt „Somewhere over the Rainbow“ von Israel Kamakawiwo’ole im Ohr und sieht dazu Bilder von palmengesäumten Sandstränden und blumenbehangenen Inselschönheiten. Das kleine, gitarrenähnliche Instrument ist mit seinem unverwechselbaren, exotischen Klang fast so etwas wie der Inbegriff für Hawaii und Südseeromantik geworden. Tatsächlich spielt die Ukulele eine bedeutende Rolle in der kulturellen Geschichte der Inselgruppe und hat auch von dort ihren Siegeszug in den Rest der Welt angetreten. Und gewiss gibt es blumenbehangene Inselschönheiten, die neben einem Baströckchen auch noch eine Ukulele umhängen haben. Das kleine Instrument ist aber viel mehr als nur Stereotyp und Insel-Romantik.

Vielleicht denkt man auch an ein billiges Spielzeuginstrument in quietschbunten Farben oder an eine „Kindergitarre“ - hat die Ukulele deswegen doch auch immer wieder mit einem schwierigen Image zu kämpfen und dadurch Probleme, ernst genommen zu werden. Ihre Erfolgsgeschichte ist von Aufs und Abs geprägt. Kaum war sie erfolgreich, war sie auch schon wieder verschwunden, um dann Jahre später vom Nächsten entdeckt zu werden. Der letzte Trend begann Anfang der 2000er und bis jetzt ist kein Abschwung erkennbar. Vielleicht ist die Ukulele nun auf ihrem letzten Siegeszug um die Welt und begeistert immer mehr Musikliebhaber, vor allem aber auch Menschen, die mit Musik bisher nicht viel am Hut hatten. Vielleicht ist sie jetzt gekommen, um für immer zu bleiben.

Aber was genau macht den Reiz dieses kleinen Instruments überhaupt aus? Wieso macht es die Menschen glücklich? Warum spielen es 8-jährige Kinder genauso wie Senioren mit 70? Ich selbst bin der Faszination des kleinen Viersaiters verfallen. Allerdings war es bei mir Liebe auf den zweiten oder gar dritten Blick. Die Frage nach dem „Warum“ lässt sich schwer beantworten. War es die Größe? Der süßlich-exotische Klang? Das Image? Die Verbindung zu meinen Lieblingsinseln Hawaii? Oder die leichte Erlernbarkeit? Vermutlich war es eine Mischung aus allem und trotzdem bleibt die besondere Magie der Ukulele geheimnisvoll und ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Zeit, sich näher mit dem „neuen“ Trend-Instrument zu beschäftigen, ist es doch, verglichen mit anderen Instrumenten wie Streichern oder Gitarren, mit seiner etwa 140-jährigen Geschichte noch relativ jung. Dieses Buch soll ein wenig Licht ins Dunkel bringen und zeigt neben meiner eigenen Liebesgeschichte auch Wissenswertes über Größen, verwendete Hölzer, Stimmungen oder Preisklassen und geht auf die Erfolgsgeschichte und Entwicklung ein.

Außerdem kommen hier ukulelebegeisterte Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu Wort: Hersteller, Händler, Workshop-Dozenten, Festival-Organisatoren oder Musiker erzählen von ihrer ganz persönlichen Geschichte rund um die Ukulele. Damit der akustische Genuss nicht zu kurz kommt, habe ich immer wieder QR-Codes im Text versteckt. Was sich dahinter verbirgt? Lass dich überraschen...

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche dir viel Spaß beim Entdecken, Schmökern und Schmunzeln. Vielleicht kann „Die Magie der Ukulele“ auch dich davon überzeugen, dieses unterschätzte Instrument einmal zur Hand zu nehmen um mit Freude festzustellen, wie wenig Aufwand es braucht, um sich selbst und anderen ein kleines Stückchen Glück und „Aloha“ zu schenken.

Mahalo & Aloha,

Florian Krauss

Geschichte

Hawaii & der Aloha Spirit

2003 war das, als Hawaii das erste Mal in mein Bewusstsein rückte. Hawaii war bisher doch nie mehr als eine süße, irreale Fantasie, die Assoziation des Paradieses, die aufgrund ihrer Größe in den Tiefen der Pazifik-Landkarten verschwindet. Jede Generation hat wohl ein eigenes Hawaii-Bild im Kopf. In den 60ern war es Elvis, in den 80ern Magnum, und die junge Generation denkt an „Lost“ oder „Jurassic Park“. In einem roten Ferrari auf palmengesäumten Straßen am Meer entlang zu fahren, wird wohl ein Traum bleiben, dachte ich als Jugendlicher. Viele Kokospalmen und Hula gibt es da wohl auch. Und Sandstrände, so weit das Auge reicht. Vielleicht ein bißchen so wie auf den Malediven? Mit hölzernen Touristenhütten, die im türkisen Blau des Ozeans stehen?

Und jetzt, als plötzlich mein guter Schulfreund Martin mit seiner amerikanischen Frau Dana auswandert, werden diese Inseln etwas realer und ich schlage in der damals frisch eingeführten Wikipedia nach; will ich doch schließlich wissen, ob es mein Freund wirklich ernst meint und wo es ihn hin verschlägt. Vulkane gibt es dort auch, lese ich, und schon ist mein Interesse geweckt. Meine Leidenschaft für die Energie des Erdinneren hatte ich 2003 auf Lanzarote entwickelt. Seitdem ziehen mich meine Urlaubsreisen ausschließlich auf Inseln vulkanischen Ursprungs. Lanzarote, Teneriffa, Madeira, Azoren. Und ins Allgäu. Aber das ist eine Ausnahme und vielleicht der geographischen Nähe und der väterlichen Herkunft geschuldet. Der Nationalpark Timanfaya auf Lanzarote mit seinen bunten und bombastischen Mondlandschaften hatte es mir angetan. Als Martin von meiner Begeisterung für die Feuerberge hört, lädt er mich spontan ein. Die lange Reise rund um den Erdball lässt mich allerdings zweifeln. „So weit fliegen nur wegen ein paar Palmen und Traumstränden?“ dachte ich. Dass Hawaii weitaus mehr zu bieten hat als Traumstrände, Hula, Cocktails und Magnum (nein, nicht das Eis), wusste ich damals nicht. Wie so viele. Dass Hawaii über die aktivsten Vulkane der Welt verfügt, und dass die Traumstrände nicht nur in weiß, sondern auch in schwarz, rot oder sogar grün in der Sonne leuchten, wissen die wenigsten. „Wiki“ bedeutet übersetzt übrigens „schnell“ und stammt aus dem Hawaiianischen. Und kaum jemand weiß, dass die Ukulele mehr als nur eine „Spielzeuggitarre“ ist und man ernsthaft Musik damit machen kann.

2007 ist es dann doch soweit: Ich überzeuge meine gute Freundin Christiane und wir machen uns auf den Weg. Nach einem 3-tägigen Zwischenstop in San Francisco machen wir es uns auf der letzten „kleinen“ Etappe von der Westküste nach Hawaii im Flieger der vielversprechenden Fluggesellschaft „Aloha Airlines“ gemütlich: Die musikunterlegten Filmchen der Inseln mit dem „Gedudel“ der Ukulele, welches zu den wogenden Palmen nicht besser passen könnte, wirken fast ein bisschen schnulzig. Als gelernter Musikalienhändler, leidenschaftlicher Schlagzeuger und Hobby-Musiker weiß ich natürlich, was eine Ukulele ist, interessiert hat sie mich damals aber noch lange nicht. Als wir nach weiteren 7 Stunden und knapp 4000 Kilometern am Flughafen von Honolulu landen, empfängt mich ein eigenartiges, nie da gewesenes Gefühl: Ich fühle mich sofort willkommen. Der süßliche, warme Duft der Luft, wogende Kokospalmen, gut gelaunte und freundliche Menschen. Eine Energie, die seinesgleichen sucht und die ich in keiner anderen Urlaubsregion so erlebt habe. Ich fühle mich, als würden die Inseln sagen: „Schön, dass du endlich da bist“.

Das muss der sagenumwobene „Aloha Spirit“ sein, von dem man immer wieder hört. Nach zahlreichen Hawaii-Reisen werde ich immer wieder gefragt, was das eigentlich ist. Den Aloha Spirit in Worte zu fassen, ist alles andere als einfach. Meine erste und kurze Antwort ist daher meistens „Flieg mal hin, dann weißt du es!“.

Der Aloha Spirit beschreibt eine besondere Energie und ein Lebensgefühl, er steht für Liebe, Barmherzigkeit und Güte, im Einklang sein mit sich, seinem Umfeld und vor allem in und mit der Natur. Aber Aloha ist allumfassender und bedeutet so viel mehr, als das man es in Worte fassen könnte. „Let´s make some Aloha“ hörte ich ein frisch vermähltes Hochzeitspaar einmal sagen, nachdem sie am Strand von „Three Tables Beach“ an Oahus North Shore geheiratet hatten. Sogar Hawaiis größte Brauerei „Kona Brewery“ bedient sich des Aloha Spirits und nennt ihr „Longboard Lager“ auch gerne mal Liquid Aloha. Der Aloha Spirit hat eine Jahrhunderte alte Tradition und wurde schon im historischen Hawaii gelebt. Dort wurden Aloha, Ohana (Familie) und Mana (göttliche Kraft) groß geschrieben und ernst genommen. Genauso wie die Freundlichkeit der Inselbewohner, bei der man sich durchaus fragen kann, ob sie gespielt ist. Die Frage kann ich mit einem klaren Nein beantworten.

Ob es am immer schönen Wetter liegt, an der sagenhaften Natur oder vielleicht auch ein bißchen an der Ukulele, lässt sich schwer sagen. Die Locals werden dich mit einem Lächeln begrüßen. Natürlich haben auch sie mal schlechte Laune oder Alltagsprobleme, gelächelt wird trotzdem. Du erkennst einen Hawaiianer vor allem an seiner Gelassenheit, an seiner Lockerheit und einem Lachen im Gesicht.

Aber das scheint mir bei weitem nicht alles zu sein. Die Inselbewohner sind eng mit der Natur verbunden. Der Hula erzählt die Legenden des alten Hawaii und die Bewegungen des hawaiianischen Tanzes gleichen den Wellen des Ozeans. Die hawaiianische Bevölkerung versucht immer eine Verbindung mit der Natur herzustellen, denn die Natur ist der Schlüssel ihrer Welt. Ohne die Natur wäre ein Leben nicht denkbar. Das haben die Bewohner besser verstanden als so mancher Europäer und so versuchen sie, das Paradies sauber zu halten.

Als ich mich beim Schnorcheln am Korallenriff der Hanauma Bay verletze, ist sofort Hilfe im Anmarsch und mein blutiger Unterschenkel wird liebevoll und selbstverständlich versorgt.

Als ich Mitte der 2000er-Jahre auf der „Garteninsel“ Kauai Station mache und an der North Shore eine Unterkunft beziehe, werde ich behandelt wie ein eigener Sohn. Vermieter Marc, der jede Woche andere Gäste zu beherbergen hat, lädt mich wie selbstverständlich zum Sunset-Picknick am Ke´e Beach ein. Auf meine Frage, woher diese uneigennützige Selbstverständlichkeit kommt, antwortet er grinsend „Well... That´s my job“.

„That´s what we do in Hawaii: You sing, you dance, you drink and you play ukulele.“

Dwayne Johnson

Da sind wir nun gelandet auf Oahu und eine ganze Hawaii-Familie empfängt uns mit typisch hawaiianischen Ukulele-Songs und Falsett-Gesängen am Gate, bevor uns Martin die obligatorische Lei-Blumenkette umhängt. Diese Art des Willkommen-Heißens mit den geflochtenen Blumenketten war früher jedem Besucher der Inseln vergönnt. Der steigende Tourismus und die damit verbundenen Kosten haben allerdings dazu geführt, diese Tradition abzuschaffen. Trotzdem findet man direkt am Flughafen massenhaft Lei-Stände, an denen hawaiianische Frauen die Blumenketten in mühsamer Handarbeit herstellen. Hat man also, wie wir, Freunde auf den Inseln, so ist dieser Willkommensgruß jedes Mal aufs Neue der Start in einen traumhaften Aufenthalt.

Schon während meiner ersten Reise wird mir klar, dass ich mindestens ein zweites Mal nach Hawaii reisen muss, um noch tiefer in die Inseln einzutauchen. Trotzdem frage ich mich, warum ich mir das immer antue: Zwischen 17 und 19 Stunden reine Flugzeit, überfüllte amerikanische Flughäfen, 12 Stunden Zeitverschiebung und der damit verbundene Jetlag. Schlechtes amerikanisches Essen, Sicherheitskontrollen und ein Dschungel an Verbotsschildern soweit das Auge reicht. Das Allgäu ist doch auch schön.

Ich tu´ mir das an, weil ich weiß, dass der sagenumwobene Mythos von Hawaii und die Energie der Vulkane therapeutisch wirken. Weil ich die Strapazen der langen Flüge schnell vergessen habe, sobald ich die Inseln betrete. Weil ich vom Aloha Spirit nicht genug bekommen kann. Weil ich mich danach wieder auf deutsches Essen freue. Die Verbote in Amerika kann man auch mal ignorieren. Sollte man sogar. Und last but not least, weil ich gerne einen sehr guten Freund besuche. Wenn ich zuhause sitze und „One foot on sand“ von Justin Kawika Young mit seinen hawaiianischen Falsett-Gesängen höre, kommen mir fast die Tränen, weil ich schweres „Heimweh“ bekomme. Man kann wohl sagen, ich bin verliebt.

Die natürlichen Attraktionen von Hawaii ziehen mich immer wieder in ihren Bann. Über wie unter Wasser. Das Paradies auf Erden lässt selbst Träume verblassen. Die Natur hat hier die abgelegene Inselkette mit ihren schönsten Erfindungen überschüttet. Auf Hawaii findet man etwas, das man mit Worten kaum beschreiben kann. Es ist eine Energie, eine Stimmung, ein Lebensgefühl, welches mich immer wieder zurückkehren lässt. Allerdings hat die Inselkette weit mehr zu bieten als Palmen und Wassersport. Hawaii ist ein Fest für die Sinne: Der süßliche Duft der endemischen Pflanzen und Blumen (oder der Schwefel des aktiven Vulkans Kilauea), das salzige Wasser des Pazifiks, wenn im Winter an den Nordküsten der Inseln die schönsten Wellen der Welt geritten werden. Die prächtigen Farben der Canyons und grün bewucherten Felsklippen. Der feine Sand unter den Füßen, die wogenden Palmen im Wind. Die süße und saftige Ananas, die auf Hawaii so erfrischend und sonnig schmeckt, dass man nie wieder eine andere probieren möchte. Nirgendwo auf der Welt spielen die 4 Elemente mehr miteinander als auf Hawaii: Aus Feuer geboren, von Wind und Wellen geformt. Speiende Vulkane. Schnee auf den Gipfeln der 4000er-Berge. Elf verschiedene Klimazonen auf einer Insel. Und natürlich auch hier und da mal Regen. Ohne Regen keine üppige grüne Vegetation. Ohne Regen keine Wasserfälle. Und ohne Regen kein Regenbogen. „Wenn du auf Hawaii gutes Wetter haben willst, dann warte 5 Minuten oder gehe 100 Meter weiter“, so ein hawaiianisches Sprichwort. Auf Hawaii lernt man, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung. Viel Kleidung braucht es auf Hawaii allerdings nicht. T-Shirt, Flip-Flops und Badeshorts reichen im Normalfall aus. Selbst beim Flug auf die anderen Inseln reisen die meisten Urlauber im Strand-Outfit. Den ersten und zweiten Tag braucht man immer zum Runterkommen. Die langen Flüge, der Jetlag, der gewohnte deutsche Verkehrslärm. Auf Hawaii sitzt man dann plötzlich irgendwo im Grünen, wedelnde Palmblätter über sich, ein kühles Bier in der Hand, schöne, leicht bekleidete, freundliche Menschen, warme Luft. Erst dann realisiert man die paradiesischen Zustände.

Und zu guter Letzt der exotische und liebliche Klang der Ukulele, der immer und überall erklingt. Am Flughafen, im Supermarkt oder beim Sonnenuntergangs-Dinner als Live-Musik. Diese ständige Beschallung mit dem immer gleichen Südsee-Sound sollte irgendwann nerven, könnte man meinen. Tut sie aber komischerweise nicht. Diese „Beschallung“ ist sehr wohltuend; wie eine warme Decke, die sich um einen legt.

Meine erste Station ist immer Oahu. Am „Gathering place“ landen alle großen Maschinen vom Festland am Flughafen von Honolulu. Oahu ist die drittgrößte der Hawaii-Inseln und macht mit ihrer knappen Million an Einwohnern 75 Prozent der Bevölkerung des 50. Bundesstaates aus. Wie auch alle anderen Inseln ist Oahu das Ergebnis zweier Vulkane, dem Waianae und dem Koonau. Mit seinen Wolkenkratzern und fast 40.000 Hotelzimmern allein in Waikiki erinnert Honolulu an die großen Metropolen des amerikanischen Festlandes. Auf den ersten Blick hat das so gar nichts mit Paradies zu tun, doch schon nach wenigen Autominuten von Honolulu entfernt, erreicht man einsame Täler, Regenwald und üppige Vegetation.

Was mich neben der fantastischen Natur fasziniert, ist die einfache Lebensphilosophie der Inselbewohner. In der Mittagspause schnell aufs Surfbrett, abends noch beim „Kanikapila“ vorbei, welches ein Treffen mit Freunden oder Familie beschreibt, bei dem gegessen und zusammen musiziert wird. Die Hawaiianer mögen es unkompliziert und einfach. Auch das Alphabet besteht nur aus 12 Buchstaben und jedes hawaiianische Wort endet auf einem Vokal. Besonders sind zwei Interpunktionssymbole: Kahakō und Okina. Das Bindestrich-ähnliche Kahakō dient als Verlängerung über einem Vokal, während das Okina einem Apostroph gleicht und dazu verwendet wird, ein Wort nach Silben zu „brechen“. So wird das Wort Hawai´i richtigerweise eigentlich „Hah-wai-i“ ausgesprochen. Der Einfachheit halber wird es im europäischen Sprachgebrauch aber einfach weggelassen und auch im Schriftlichen sieht man normalerweise die Schreibweise „Hawaii“. Ob ich allerdings die „Pizza Hawai“ mit nur einem „i“ essen möchte, die im übrigen eine kanadische Erfindung ist, weiß ich nicht. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch der beliebte Hawaii-Toast nichts mit Hawaii zu tun hat: Er ist schlicht eine deutsche Errungenschaft. Die kulinarische Vielfalt auf Hawaii ist so multikulti wie ihre Bewohner. Neben asiatisch und amerikanisch bekommt man auf den Inseln vor allem viel Gemüse, Obst und Fisch, aber auch das „Kalua Pig“, welches im natürlichen Erdofen gegart wird, darf bei keinem hawaiianischen Mahl fehlen.