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Mordermittlung statt Meeresurlaub
Kommissarin Thea Molt ist zurück auf Mallorca. Und kaum ist sie auf der Insel angekommen, da wird sie schon wieder in einen mysteriösen Fall verwickelt. Ein deutscher Student ist verschwunden. Die mallorquinische Polizei glaubt nicht an ein Verbrechen. Doch seine Freundin ist vollkommen verzweifelt und bittet Thea um Hilfe. Entschlossen, die Wahrheit aufzudecken, stößt Thea auf ein tödliches Netz aus Lügen und Intrigen. Mit Hilfe des attraktiven Sargento David Martinez von der Guardia Civil kommt Thea Stück für Stück einem skrupellosen Gegner auf die Spur, der über Leichen geht, um seine dunklen Geheimnisse zu wahren ...
Der zweite Fall für Kommissarin Thea Molt und Sargento David Martinez auf Mallorca. Denn auch auf der Lieblingsinsel der Deutschen schläft das Verbrechen nie. Die perfekte Urlaubs- und Strandlektüre für alle Krimifans.
eBooks von beThrilled - mörderisch gute Unterhaltung!
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Seitenzahl: 363
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Über dieses Buch
Titel
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Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
Leseprobe
Kommissarin Thea Molt ist zurück auf Mallorca. Und kaum ist sie auf der Insel angekommen, da wird sie schon wieder in einen mysteriösen Fall verwickelt. Ein deutscher Student ist verschwunden. Die mallorquinische Polizei glaubt nicht an ein Verbrechen. Doch seine Freundin ist vollkommen verzweifelt und bittet Thea um Hilfe. Entschlossen, die Wahrheit aufzudecken, stößt Thea auf ein tödliches Netz aus Lügen und Intrigen. Mit Hilfe des attraktiven Sargento David Martinez von der Guardia Civil kommt Thea Stück für Stück einem skrupellosen Gegner auf die Spur, der über Leichen geht, um seine dunklen Geheimnisse zu wahren ...
Cara Maria Cardenes
Die Mallorca-Kommissarin
Das stille Grab
Mit einer Rolle rückwärts stürzte er sich in sein neuestes Abenteuer. Das Wasser schloss sich gluckernd über ihm. Sofort befand er sich völlig in dieser anderen Welt, die ihn so sehr faszinierte. Langsam und immer wieder den Druck ausgleichend ließ er sich in die Tiefe gleiten. Seit er das Tauchen für sich entdeckt hatte, war er süchtig nach diesem schwerelosen Gefühl, dieser fast meditativen und doch spannungsgeladenen Ruhe, denn es gab immer wieder Neues zu entdecken in einer Umgebung, die mit nichts an Land zu vergleichen war. Hinter jedem Felsen konnte Unerwartetes auftauchen – von wunderschön und farbenfroh bis bizarr hässlich barg das Meer eine Menge Geheimnisse. Und heute wartete seine erste Höhle auf ihn.
In achtzehn Metern Tiefe lag der Eingang, dann folgte ein horizontaler Gang, an dessen Ende es nahezu senkrecht wieder nach oben ging, bis hinein in eine Kammer oberhalb des Wassers, deren Gewölbe voller funkelnder Stalaktiten hängen sollten. Er konnte es kaum erwarten, alles mit eigenen Augen zu sehen.
Nie im Leben hätte er diesen Tauchgang abgesagt, nur weil er ein wenig verkatert war. Wer wusste schon, wann sich das nächste Mal die Gelegenheit zu einer solchen Tour ergeben hätte? Die Insel und die umgebenden Gewässer bildeten ein Naturschutzgebiet, und zum Tauchen brauchte man eine spezielle Genehmigung. Er hatte seine Bedenken zur Seite geschoben. Schließlich hatte er sich vorher im Internet über die Tour informiert. Die Tour sei auch für noch unerfahrene Höhlentaucher geeignet, hieß es da. Und wofür gab es Tauchbuddys, wenn nicht dafür, im Notfall zu helfen?
Zugegebenermaßen hatte sich bereits das Anlegen der Tarierweste schwieriger gestaltet als sonst und der Ausrüstungs-Check war auch schon mal konzentrierter verlaufen. Aber was sollte auf einem so einfachen Tauchgang schon geschehen?
Nachdem sie den Hafen in Santa Ponça verlassen hatten, ein Stück von einer Delfinschule begleitet wurden und er wider Erwarten trotz der Schaukelei sein mageres Frühstück – eine Aspirin und einen starken Kaffee – nicht über die Reling spuckte, hatte er sich entspannt und sich auf den vor ihnen liegenden Tag gefreut.
Ein dumpfes Klopfen an seine Flasche riss ihn aus seinen Gedanken. Das Zeichen des Tauchguides. Er deutete auf einen dunklen Fleck in der Felswand vor ihnen.
Ohne diesen Hinweis wäre er niemals darauf gekommen, hier den Eingang einer Höhle zu vermuten. Die Sicht war klar – wie überall rund um Mallorca sogar in großen Tiefen –, doch der Schatten eines Felsens verbarg das Loch, auf das sie nun zuhielten. Über ihm vermischten sich seine Atembläschen mit den schillernden Fischschwärmen, die an den steinigen Wänden nach Nahrung suchten. Unter ihm lag direkt vor der gesuchten Öffnung ein knallroter Seestern wie ein Torwächter im Sand.
»Okay«, signalisierte er seinem Buddy per Handzeichen, dann angelte er nach seiner Taucherlampe, schaltete sie ein und zwängte sich in den Durchgang. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
Nach dem lichtdurchfluteten Mittelmeerblau, das sie bis zum Einstieg begleitet hatte, war das undurchdringliche Schwarz des engen Ganges klaustrophobisch. Der Strahl seiner Taucherlampe schien kaum weiter als eine Armlänge auszuleuchten, und er begann sich zu fragen, ob Höhlentauchen wirklich das richtige für ihn war. Nicht die mangelnde Taucherfahrung auf diesem Gebiet machte ihm Sorgen – es war die zunehmende Beklemmung, je näher die Felsen rückten. Wenn er nun hängenblieb ... der Luftschlauch irgendwo abriss oder beschädigt wurde ... es war so eng, sein Tauchbuddy käme überhaupt nicht schnell genug an ihn heran, um helfen zu können. Bereits der Gedanke verursachte bei ihm das Gefühl, zu wenig Sauerstoff zu bekommen. Seine Lunge fühlte sich plötzlich seltsam an, die Kehle wurde eng.
Stimmte mit dem Luftgemisch etwas nicht? Die Zusammensetzung? Die Abgabemenge? Hektisch riss er sein Finimeter in Augenhöhe. Der Wert war in Ordnung. Massig Reserve. Was ihn hätte beruhigen sollen, jagte einen neuen Schreckensgedanken durch seinen Kopf: Hatten sie wirklich alles richtig berechnet? Sie hatten nicht in der Nähe der Höhle ankern können. Irgendwas mit geschützten Posidoniawiesen unter ihnen. Deshalb waren sie vom Tauchschiff aus mit dem Dingi näher an die Insel herangefahren und hatten trotzdem noch eine gehörige Strecke tauchen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Wie tief waren sie überhaupt, tiefer als achtzehn Meter? Nahm der Druck auf seine Ohren nicht immer weiter zu? Der Gang kam ihm auch leicht abschüssig vor. Hatten sie das in die verbleibende Tauchzeit mit eingerechnet? Die Austauchzeiten korrekt berücksichtigt? Er konnte sich nicht erinnern. Verdammt, er hätte sich während der Vorbereitung wirklich mehr konzentrieren sollen, aber sein Schädel hatte geklopft, wie mit einem Hammer bearbeitet. Er musste irgendwie per Handzeichen nachfragen ... sofort, bevor sie zu tief ins Innere vordrangen und keine Luft mehr für den Rückweg blieb. Hieß es nicht auch, mit Alkohol im Blut veränderten sich die Zeiten und die Gefahr der Taucherkrankheit stieg ... verdammt, verdammt, verdammt! Das war nicht gut. Deshalb fühlte er sich so seltsam. Wenn er genau darauf achtete, war ihm reichlich schwindelig. Hektisch wandte er sich um. Er spürte einen Widerstand, als sich sein Schlauch wie befürchtet an der Kante eines Felsvorsprungs ... er zerrte daran ... riss den Kopf in die andere Richtung ... knallte mit der Schläfe gegen eine andere Kante, und schwarze Punkte blitzten vor seinen Augen. Wenn er jetzt das Bewusstsein verlor ... niemand konnte ihm in dieser Enge helfen ... er musste raus hier!
Ob es wohl irgendjemanden gibt, der Clowns nicht gruselig findet?, fragte sich Thea, während ihr das hellgeschminkte Gesicht mit einem bizarren rotgeränderten Lächeln von dem Foto entgegenstarrte. Sie wollte rasch umblättern, als ihr die Worte neben dem Bild ins Auge sprangen. Haben Sie die Clownsnase vom Karneval voll?
Gut, dieser Spruch war vermutlich keine Großtat der hiesigen Werbeschaffenden, doch die Angebote darunter erregten tatsächlich Theas Interesse. Einen Tusch für diese Preise, ging es weiter, für alle, die dem Karneval entfliehen wollen.
Dann folgten in mehreren Spalten Ortsnamen und diverse Aufnahmen von Hotels. Puerto del Carmen, Maspalomas, Cala Figuera, Paguera. Theas Herz machte einen Satz. Paguera. Sie war erst vor knapp zwei Wochen wieder von dort zurückgekehrt, aber im deutschen Schmuddelwinter kam es ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie vermisste den Strand, das Meer, ihre Freundin Rebecca – und wenn sie ehrlich war, auch David.
Noch immer wehrte sie sich dagegen, Gefühle für den attraktiven Sargento der Guardia Civil zuzulassen, doch sobald sie sich an seine Blicke erinnerte, kribbelte es verräterisch in ihrer Magengegend. Thea kniff die Augen zusammen, als könnte sie so die inneren Bilder aussperren. Sie wollte David nicht allzu viel Platz in ihren Gedanken einräumen. Sie lebten fast eintausendfünfhundert Kilometer voneinander entfernt, und solche Geschichten hatten keine Zukunft.
Trotzdem studierte sie das Reiseangebot genauer. Es war wirklich günstig. Flug, Transfer, Hotel. Alles dabei. Ihr Blick wanderte aus dem Fenster. Der Himmel war eine einzige graue Masse. Und der Wetterbericht machte wenig Hoffnung, dass sich dieser Zustand bald ändern würde. Thea angelte ihr Notebook vom Couchtisch, rief die angegebene Internetadresse auf und buchte.
Zwei Tage später spuckte ein Kleinbus Thea vor einem vierstöckigen Hotel in erster Reihe zum Meer aus. Sie hätte natürlich wieder in Rebeccas Gästezimmer unterkommen können, aber tatsächlich war das Angebot mit Hotel günstiger als die Flüge allein. Also würde sie hier jetzt wie eine richtige Touristin Urlaub machen und einfach nur den Strand, die Sonne und abends das Zusammensein mit Becca genießen. Und das Beste: Sie würde keinen einzigen Clown sehen müssen. Und hoffentlich auch keine Leichen, von denen hatte es während ihres letzten Aufenthalts in Paguera genug gegeben.
Sie durchquerte die geschmackvoll eingerichtete Hotellobby, checkte ein und bezog ihr Zimmer im zweiten Stock. Meerblick. Ein Traum. Nicht ganz vier Kilometer entfernt schien die Sonne auf die dem Ort Santa Ponça vorgelagerten Malgrat-Inseln. Die Temperaturen waren frühlingshaft, und die ersten mutigen Urlauber wagten sich bereits ins Meer. Ein Kind rannte kreischend vor einer heranrollenden Welle davon, drehte sich sofort wieder um und lief dem Wasser hinterher, sobald es sich zurückzog. Thea lächelte. Das war pure Lebensfreude. So viel Energie brachte sie heute nicht mehr auf. Auch wenn der Flug nach Mallorca nicht lang dauerte, waren Reisetage anstrengend und sie wollte sich jetzt nur noch irgendwo gemütlich hinsetzen und die erste Tasse des von ihr geliebten Café solo, die spanische Variante des Espresso, genießen.
Sie sah auf die Uhr. Noch eine Stunde, bis sie Rebecca in ihrem Laden überraschen konnte. Bisher hatte sie ihrer Freundin verschwiegen, dass sie zurück auf der Insel war. Ebenso wie David. Bei Becca war sie sich sicher, dass ihre Freundin sich freuen würde, sie zu sehen. Bei David sah die Sache anders aus. Wie würde er reagieren, wenn sie plötzlich vor ihm stand?
Er mochte sie, das war gar keine Frage. Zumindest solange sie sich nicht in seine Ermittlungen einmischte. Diese Sympathie – und vielleicht etwas mehr – war durchaus gegenseitig. Aber da sie beide vernünftige, erwachsene Menschen waren, hatten sie erst gar keinen Versuch unternommen, eine Art Beziehung aufzubauen. Dennoch flatterte der berüchtigte Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch umher, wenn sie an das Wiedersehen dachte.
Thea schüttelte diese zu nichts führenden Überlegungen ab, drehte sich vom Fenster weg und öffnete die Reisetasche. Schnell tauschte sie ihren dicken Pullover gegen ein dünneres Shirt, kramte die Sonnenbrille aus der Handtasche und lächelte glücklich, als sie statt in die festen Winterschuhe in Sandalen schlüpfte. Nun war sie bereit für ihren ersten Urlaubstag!
Eine Stunde später bahnte sich ein erster Sonnenbrand an. Sie hatte nicht widerstehen können, sich auf der Hotelterrasse in die pralle Sonne zu setzen. Wenn sie nicht aufpasste, hatte sie gleich eine leuchtend rote Nase. Dazu die weißen Ränder, dort, wo die Sonnenbrille saß und ihre immer etwas widerspenstigen blonden Locken – und schon würde sie heute doch einen Clown sehen. Im Spiegel. Aber nach nur zwei Wochen im winterlichen Deutschland war sie bereits wieder ebenso sonnenhungrig wie die übrigen Gäste, die an den Nebentischen ihre Gesichter ebenfalls der Sonne entgegenreckten.
Es war definitiv eine gute Entscheidung gewesen, dieses Urlaubsschnäppchen zu buchen, obwohl ihr Budget eigentlich keine Sonderausgaben zuließ. Sie befand sich im Sabbatical und normalerweise sparte man für diese Zeit an, um ohne reguläre Bezüge über die Runden zu kommen, doch in ihrem Fall lagen die Dinge anders. Sie hatte diese Auszeit ziemlich überstürzt genommen. Nehmen müssen, denn die Alternative wäre gewesen, alles hinzuschmeißen. Nachdem ein Kollege vor ihren Augen niedergeschossen und in ihren Armen gestorben war, hatte sie keinen Sinn mehr im Polizeidienst gesehen. Ihre Familie, ihr Vorgesetzter und die Therapeutin hatten ihr geraten, nicht übereilt zu entscheiden, sondern einen Schritt zurückzutreten und ihre Situation mit etwas Abstand zu betrachten.
Das versuchte sie seit nunmehr fast fünf Monaten, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Den ersten nennenswerten Fortschritt hatte sie hier gemacht, während ihrer Zeit als Urlaubsvertretung in Beccas Geschäft. Die zurückliegenden Mordermittlungen zusammen mit David hatten sich als unfreiwillige Konfrontationstherapie entpuppt und in Davids Armen hatte sie sich vieles von der Seele reden können. Er hatte sie besser verstanden als jeder Therapeut.
Vielleicht war sie deshalb erneut hergeflogen. Mallorca tat ihr gut. Tief in ihrem Inneren wuchs eine Ahnung heran: Sollte sie jemals wieder zu sich selbst finden, würde das hier geschehen. Obwohl ihr der Tod der zwei Männer im Januar nahegegangen war, hatte sie sich die gesamte Zeit über bei sich selbst gefühlt. Thea Molt und die Rolle als Mordermittlerin hatten wieder zusammengepasst.
Sie lächelte angesichts dieser Erkenntnis, die ihr in dieser Klarheit auch erst jetzt in den Sinn gekommen war. Vielleicht benötigte man für solche Gedanken Momente, in denen man mit geschlossenen Augen die Wärme der Sonne im Gesicht spürte, das beruhigend stetige Wellenrauschen im Ohr hatte und der Duft des Meeres die Nase umwehte.
Dennoch musste sie ihren neuen Lieblingsplatz wohl aufgeben, wenn sie heute noch zu Becca in den Laden wollte. Sie winkte dem Kellner, ließ den Kaffee auf ihr Zimmer schreiben und machte sich auf den Weg.
Der Bulevar, Pagueras Hauptstraße, hatte sich in den wenigen Tagen seit ihrer Abreise belebt. Deutlich mehr Geschäfte und Lokale hatten geöffnet und Menschen flanierten über die Gehsteige. »Die Adventskalenderzeit« nannte Becca diese Wochen vor dem eigentlichen Saisonbeginn. »Jeden Tag geht ein neues Türchen auf.«
Allerdings kündete der im Winter allgegenwärtige Baulärm davon, dass die meisten Hotels weiterhin für Renovierungen geschlossen hatten. Überall bereitete man sich auf den Ansturm der Gäste ab April vor. Presslufthammer, Kreissägen, Bohrer. Aus allen Richtungen dröhnte es durch den Ort. Dann doch lieber Meeresrauschen.
Ein Stück weiter die Straße hoch strahlte Thea das Schild des Coco entgegen. Cocinar con corazón. In hübsch geschwungenen Buchstaben. Das Geschäft für mallorquinische Spezialitäten, Beccas Lebensgrundlage, war ihr durch die Ermittlungen der letzten Wochen fast genommen worden. Zum Glück hatte David sich dafür eingesetzt, dass Becca den Laden weiterführen durfte, sobald feststand, dass sie mit den Vorfällen im Januar nichts zu tun gehabt hatte.
Thea überquerte die Terrasse vor dem Coco und stellte mit einem Blick auf das dort vor dem Laden stehende Regal fest, dass Becca neue Oliventeller ins Sortiment aufgenommen hatte.
Dann stieß sie die Tür auf und trat ein. Sofort empfing sie die vertraute Duftmischung nach Zitrusfrüchten, Gewürzen und Kräutern. Während ihrer Zeit als Beccas Vertretung hatte Thea sich jeden Morgen auf diesen Mix aus Aromen gefreut, und auch heute sog sie tief die Luft ein.
»Un momento, por favor«, erklang es aus dem Nebenraum. »Ich bin gleich für Sie da.« Die Stimme ihrer besten Freundin wirkte fröhlich und Thea fiel ein Stein vom Herzen. Vor zwei Wochen war sich Thea nicht sicher gewesen, ob sie wirklich heimreisen sollte, aber Becca hatte steif und fest behauptet, alles im Griff zu haben, und sie schien die erzwungenen Veränderungen im Coco und die – inzwischen zum Glück eingestellten – Ermittlungen gegen sie tatsächlich gut zu verkraften.
»So, da bin ich. Was kann ich für Sie ...« Becca kam aus dem Nebenraum und blieb abrupt stehen. »Thea? Mein Gott, Thea, das ist ja eine Überraschung!« Sie stürzte sich auf die Freundin und riss sie in eine Umarmung, als hätten sie sich mindestens fünf Jahre nicht mehr gesehen. »Nun erzähl schon, was führt dich hierher? Und wie lange bleibst du?« Sie grinste verschmitzt, ihre Augen blitzten. »Vermisst du etwa einen gewissen Sargento der Guardia Civil?«
»Vielleicht vermisse ich ja auch dich? Oder das gute Wetter? Den Strand?« Thea lachte. »Um ehrlich zu sein, hatte mich der Vorfrühling hier verwöhnt, ich habe es plötzlich in Deutschlands Regen nicht mehr ausgehalten, und obendrein mochte ich Karneval noch nie. Also habe ich spontan zwei Wochen Paguera gebucht.«
»Eine Flucht vor dem Karneval. Verstehe. Dann halte dich aus den Städten fern. Sa Rua gibt es hier nämlich auch.« Becca grinste immer noch.
»Sa Rua?«
»So werden die hiesigen Umzüge genannt. Sa Rua für die Erwachsenen, Sa Rueta für die Kinder. Obwohl die Umzüge wirklich nett anzusehen sind. Vielleicht sollten wir ...?«
»Verschone mich damit! Keine Narren, keine Umzüge, kein aufgesetzter Frohsinn bitte. Nur Strand, Sonne und abends ein Glas Wein mit dir. Und falls du Unterstützung im Laden brauchst, springe ich natürlich gern ein.«
»Deine ersten drei Wünsche werden heute noch in Erfüllung gehen. Und Hilfe benötige ich nicht, ich habe jemanden eingestellt. Alina müsste eigentlich jeden Moment hier sein.« Becca sah auf die Uhr. »Ich wollte heute etwas eher Schluss machen, ich habe nämlich gleich einen Friseurtermin.« Sie fuhr sich durch ihren schicken Kurzhaarschnitt. »Du mit deinen Locken musst ja zum Glück nicht alle drei Wochen zum Nachschneiden rennen. Ich glaube, ich lasse sie mir auch wieder wachsen.«
Thea zupfte an einer blonden Strähne, die einmal mehr aus ihrem Zopf entkommen war. »Stimmt, ich sehe immer gleich zerzaust aus. Selbst wenn ich frisch vom Friseur komme.«
Becca lachte und knuffte sie in die Seite. »Es ist so schön, dass du wieder da bist. Wir werden viel Spaß haben!«
Ja, das würden sie, dachte Thea. Und diesmal hoffentlich ohne störende Todesfälle.
Die Sonne tauchte gerade jenseits des Cap Andritxol ins Meer, als Becca sich neben Thea in einen der Korbstühle auf der Hotelterrasse fallen ließ. Einige mahagonifarbene Strähnchen setzten fröhliche Akzente in der frisch geschnittenen Frisur und passten zur strahlenden Miene ihrer Freundin.
»Ich freue mich so sehr, dich zu sehen. Die Tage zwischen meiner Rückkehr und deiner Abreise waren ja leider etwas turbulent. Aber das holen wir jetzt alles nach.« Kurz hielt sie inne. »Oder wirst du die ganze Zeit mit David verbringen? Ich würde es dir nicht übelnehmen. Der Typ ist heiß.«
»Turbulent ist eine ausgesprochen freundliche Beschreibung.« Thea lächelte. Becca war erwartungsgemäß aus allen Wolken gefallen, als sie nach ihrer Rückkehr von der Kreuzfahrt erfahren hatte, was sich während ihrer Abwesenheit ereignet hatte. Tote in der Nachbarschaft, Thea in Lebensgefahr, ihr eigenes Geschäft im Visier von Ermittlungen. Nach dem ersten Schreck hatte sie die Neuigkeiten erstaunlich gut weggesteckt und sich sofort tatkräftig den anstehenden Aufgaben gestellt. Viel Zeit füreinander war den Freundinnen dabei natürlich nicht geblieben. Thea hatte sie, so gut es ihr möglich war, bis zum Tag ihres Heimflugs nach Deutschland unterstützt. »Aber im Coco scheint ja alles wieder gut zu laufen.«
»Das tut es.« Becca nickte zufrieden und schob sich die Sonnenbrille in die Haare, offenbar um Thea durchdringender anstarren zu können. »Was ist denn nun mit David?«
»Er weiß noch nicht, dass ich hier bin.« Thea angelte nach der Getränkekarte, obwohl sie wusste, dass die Außengastronomie gleich schließen würde. Aber sie wollte ihren Blick in etwas versenken, weil sie ahnte, was nun kam.
»Er weiß es nicht?« Beccas Starren wurde noch durchdringender. »Ich dachte, du wärst wegen ihm ...?«
»Nein, ich bin wirklich vor dem Karneval und dem Dauergrau in Deutschland geflohen.«
Becca klopfte mit dem Finger nachdrücklich auf Theas Handy. »Ruf ihn an. Oder schreib ihm. Jetzt. Du bist nur zwei Wochen hier.«
»Ich bin so unsicher.« Thea zupfte an einem abstehenden Halm des Korbsessels herum. »Wir sind so unverbindlich auseinandergegangen, ohne Versprechen für die Zukunft. Ich meine – wie soll das auch gehen? Er hier, ich in Deutschland. Und im Grunde kennen wir uns ja kaum.«
»Letzteres wird sich nicht ändern, wenn du ihn nicht triffst.« Becca lächelte. »Also nimmst du jetzt dein Handy und schreibst ihm, dass du mich gerade besuchst. Dann siehst du ja, ob er reagiert.«
»Die Chancen, dass du Ruhe gibst, falls ich es nicht tue, stehen nicht besonders gut, oder?« Ergeben griff Thea nach ihrem Telefon. »Bin spontan für vierzehn Tage in Paguera«, murmelte sie, während sie tippte, und drückte auf Senden, bevor sie es sich anders überlegte.
Dann starrte sie auf das Display, als müsste David sofort antworten. Beccas Grinsen veranlasste sie, das Gerät demonstrativ in die Tasche gleiten zu lassen. »Also, was machen wir beiden mit dem schönen Abend?«
Der Himmel über dem Meer verfärbte sich allmählich rosa. Die Felsformationen der Malgrat-Inseln auf der anderen Seite der langgezogenen Bucht wirkten durch die Licht- und Schattenspiele der tief stehenden Sonne wie Schraffurzeichnungen. Ein kühler Seewind trug den Geruch nach angespültem Posidonia-Seegras auf die Terrasse. Thea zog die dünne Strickjacke enger um sich. »Dass es abends aber auch immer so schnell kalt wird. Lass uns irgendwo hingehen, wo man drinnen sitzen kann.«
»Und ohne Karneval, nehme ich an.« Becca grinste erneut.
»Hör bloß auf – in Paguera wird Karneval gefeiert?«
»Vereinzelt schon. Aber wir können ja woanders hin«, schob Becca rasch hinterher, als sie Theas Miene sah.
»Ich bitte darum.« Thea signalisierte dem Kellner, er solle alles auf ihr Zimmer schreiben, dann sah sie Becca an. »Also, wohin gehen wir?«
»Lass uns doch am Bulevar entlang in Richtung Playa Tora laufen und schauen, wohin es uns treibt«, schlug Becca vor.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als genau die Klänge an Theas Ohr drangen, die sie am allerwenigsten hören wollte.
»Viiivaa Colonia«, dröhnte es vielstimmig aus einer Nebenstraße des Bulevar und Theas Kopf ruckte herum zu einer Menschentraube, die sich rund hundert Meter entfernt vor einer Kneipe dem karnevalistischen Frohsinn hingab.
»Dahin treibt es mich schon mal nicht«, stellte sie trocken fest. Drei Männer hatten sich aus der Gruppe gelöst und staksten mit unsicheren Schritten in ihre Richtung. Sie waren relativ jung, nicht unattraktiv – und sternhagelvoll.
»Hola, Señoritas«, grölte der eine bereits aus zwanzig Metern Entfernung, und Thea war froh, dass sie die Straße überquerten und aus der Sicht- und Grölweite des Grundes, warum sie Karneval nicht mochte, verschwanden.
»Ich hoffe, das geht so nicht weiter, sonst trinke ich lieber ein Mineralwasser aus der Minibar meines Hotelzimmers.«
Becca lachte. »Keine Sorge. Der Laden da oben ist für seine Partys bekannt. Wir suchen uns etwas Ruhigeres.«
Wenige Minuten später bogen sie ab in Richtung Playa Tora, doch ihr Ziel war diesmal keines der drei Restaurants, die sich direkt am Strand befanden, sondern eine kleine Bar auf dem Weg dorthin.
»Hier kann man ungestört sitzen und etwas trinken.« Becca öffnete die Tür und Thea folgte ihr hinein.
Der Laden bot abgesehen von der Theke nur wenig Platz. Sitzecken, Stühle und Tische wirkten wild zusammengewürfelt, aber gerade das verlieh dem Raum eine besondere Gemütlichkeit. Künstliche Teelichter flackerten auf den Tischen, an den groben Holzwänden hingen Leuchten und Schwarz-Weiß-Fotos mit markanten Punkten Mallorcas.
Becca grüßte winkend einige Bekannte, orderte im Vorbeigehen am Tresen zwei Gläser Rosé und ließ sich mit Thea in eine kleine Sitzecke fallen.
»Hübsch ist es hier.« Thea wollte sich gerade behaglich zurücklehnen, als die Tür geöffnet wurde und neue Gäste hereinströmten. Noch bevor Thea sie sah, wusste sie schon, um wen es sich handelte, denn dreistimmig intonierte der unbegabte Chor etwas von einem durstigen Sultan.
»Gott, uns bleibt auch nichts erspart.« Thea verdrehte die Augen. »Können die nicht zu Hause in Deutschland bleiben, wenn sie den Karneval so lieben?«
»Geht schlecht.« Die Bedienung erschien und stellte die beiden Weingläser vor ihnen ab. Offenbar hatte sie Theas Stoßseufzer vernommen. »Mindestens zwei von denen leben nämlich hier.« Sie zwinkerte Thea zu. »Ich sorge dafür, dass sie nicht zu sehr nerven.« Mit den Worten drehte sie sich um und schlug dem Größten der drei burschikos auf die Schulter. »Timo, grüß dich. Ein Bier für jeden? Setzt euch doch da hinten hin, da ist noch Platz.«
Thea registrierte erleichtert, dass sie den drei Männern einen Tisch am entgegengesetzten Ende der kleinen Bar zuwies und sich das Grüppchen folgsam dort niederließ. Kurz darauf sackte beim ersten der Kopf nach vorne und auch die beiden anderen widmeten sich mehr schlafend als wach ihren Biergläsern. Keiner von ihnen wirkte mehr so, als ob ihm noch nach Singen zumute war.
Am nächsten Morgen blinzelte Thea müde in das ungewohnt helle Tageslicht. War etwa endlich die grausuppige Wolkendecke aufgerissen, die seit zwei Wochen den deutschen Himmel bedeckte? Dann stieg ihr der fremde Geruch des Zimmers in die Nase und sie lächelte. Richtig – sie war ja wieder auf Mallorca.
Sofort kehrten ihre Lebensgeister zurück. Sie tastete nach ihrem Handy und sah erstaunt, dass sie sich beeilen musste, wenn sie noch zum Hotelfrühstück hinunter wollte. In der Nacht war eine Nachricht eingegangen. Von David. Ihr Herz sollte deswegen nicht so klopfen. Tat es aber trotzdem, als sie die Nachricht öffnete.
»Wir müssen wirklich mal an unserer Kommunikation arbeiten.« Immerhin hatte er ein augenzwinkerndes Smiley dahinter gesetzt. »Ich bin noch für drei Tage auf dem Festland. Fortbildung. Melde mich, wenn ich zurück bin. Vermeide es bis dahin bitte, irgendwelche Mordfälle lösen zu wollen. D.«
Thea starrte stirnrunzelnd auf das Handy. Jetzt war sie so schlau wie vorher. Ein großer Romantiker war David ohnehin nicht, aber die Nachricht verriet nicht einmal ansatzweise, ob er sich auf ein Wiedersehen freute. Das würde sie wohl erst in vier Tagen erfahren. Seufzend schwang sie die Beine aus dem Bett und machte sich für das Frühstück fertig.
Die nächsten beiden Tage verbrachte Thea im Touristen-Modus. Sie wanderte den Sa Bruta, Pagueras Hausberg, hinauf, bummelte durch die Geschäfte, die immer zahlreicher öffneten, genoss ihren Kaffee mit Blick aufs Meer an der Strandpromenade und traf sich abends mit Becca. Dieser Routine hätte sie ohne Probleme noch eine Weile folgen können, doch am Donnerstag wirkte Becca ungewohnt ratlos, als Thea das Coco betrat, um ihre Freundin wie verabredet auf einen Kaffee abzuholen.
»Ich kann hier noch nicht weg.« Becca blickte stirnrunzelnd auf ihr Handy. »Alina ist nicht erschienen und meldet sich auch nicht auf meine Nachrichten.« Sie legte das Telefon wieder neben die Kasse und sah Thea an, als müsste die ihre Aushilfe aus dem Hut zaubern. »Dabei ist sie bisher immer die Zuverlässigkeit in Person gewesen.«
»Könnte sie sich nicht einfach im Arbeitsplan vertan haben?« Thea sah ihrer Freundin die Besorgnis an, wusste jedoch von Berufs wegen, dass es oft die seltsamsten Erklärungen waren, die scheinbar Verschollene und wieder Aufgetauchte abgaben. »Oder sie hat gestern einen zu viel getrunken. Soll ja gerade auf Mallorca schon mal vorkommen. Ich glaube, nach einem Tag muss man sich noch keine Sorgen machen.«
»Hm.« Becca wirkte unschlüssig. »Wenn du meinst. Blöd ist es trotzdem, denn so komme ich hier doch nicht eher weg. Unser Kaffee muss warten.«
»Kein Problem. Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber ich bin gern wieder im Coco. Ich habe diesen Geruchscocktail aus Orange und Gewürzen ganz schön vermisst.«
»Du kannst nicht glauben, dass du das sagst?« Becca stemmte gespielt empört die Hände in die Hüfte. »Ist mein Laden so schlimm?«
»Das nicht, aber auf einige Erinnerungen hätte ich gut verzichten können.«
Becca verzog mitfühlend das Gesicht. »Hör bloß auf. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, dass ich dich in diesen ganzen Schlamassel reingezogen habe. Hätte ich dich doch nie gebeten, das Coco zu hüten!«
Sofort tat Thea ihre flapsige Bemerkung leid. »Ich meinte eigentlich meine Unbeholfenheit angesichts des Kundenansturms an Markttagen«, schob sie rasch hinterher. Das war sogar nur halb geschwindelt und sie beobachtete erleichtert, wie das Lächeln in Beccas Gesicht zurückkehrte.
Zwei Stunden später saßen sie bei Becca auf der Terrasse. Gegen die abendliche Kälte hatten sie sich Decken umgelegt. Drinnen wäre es vielleicht gemütlicher gewesen, aber beide wollten das Lichtspiel der untergehenden Sonne genießen. Becca hatte einige Tapas auf den Tisch gestellt und Thea hatte Kaffee gemacht und eine Flasche Rosé entkorkt. Kurz darauf raschelte es zwischen den Zitronen- und Orangenbäumen im Garten und ein schwarzer Kater kam auf die Terrasse spaziert. Mit einem Satz landete er auf Theas Schoß und kuschelte sich mit einer Selbstverständlichkeit an sie, als gehöre er dorthin. Thea wurde es warm ums Herz.
»Hallo, Fred.« Sanft streichelte sie Beccas Kater über das weiche Fell. Prompt ertönte ein zartes Schnurren. »Als wäre ich nie weg gewesen.« Thea lächelte.
»Es waren ja auch nur zwei Wochen.«
»Zwei lange Wochen, die sich mit jedem grauen Regentag zähflüssiger dehnten.« Thea beugte sich vor und angelte eine gefüllte Olive vom Teller. Genüsslich lutschte sie darauf herum, bevor sie kaute. »Wie habe ich das alles vermisst.«
»Alles? Oder auch jemanden im Speziellen? Vielleicht jemanden, der morgen Abend auf die Insel zurückkehrt?« Becca lächelte verschmitzt. Sie war vernarrt in die Idee, dass Thea und David ein richtiges Paar werden könnten.
Das Quietschen des Gartentörchens enthob Thea einer Antwort. Beide drehten sich automatisch in die Richtung. Da zwei Nachbarbungalows derzeit leer standen, waren Besucher in der ohnehin nicht großen Anlage ungewöhnlich.
Eine junge Frau näherte sich. Anfang zwanzig, recht klein, schlank, lange dunkelblonde Haare. Man hätte sie als schön bezeichnen können, wäre ihre Miene nicht ein Gefühlsmix aus nackter Angst, Verwirrung und absoluter Hilflosigkeit gewesen.
»Becca, Gott sei Dank, dass du hier bist, ich hätte nicht gewusst, an wen ich mich wenden kann«, sprudelte sie hervor und ließ sich unaufgefordert auf einen freien Stuhl fallen. »Ich kenne doch hier niemanden und bei der Polizei war ich schon, aber die haben mich wieder weggeschickt, und ich habe das Gefühl, die nehmen mich gar nicht ernst, aber du hilfst mir doch, oder?« Endlich holte sie mal Luft.
Fred hob kurz den Kopf, musterte den Neuankömmling und beschloss dann offenbar, dass ihm die Besucherin zu nervös war. Mit einem eleganten Sprung landete er neben Theas Stuhl und stolzierte durch die angelehnte Tür in Beccas Bungalow.
»Alina, was ist denn los?« Becca reichte der Frau ihr Weinglas, aus dem sie noch nicht getrunken hatte, und diese starrte darauf, als wüsste sie nicht, was sie mit dem Gegenstand in ihrer Hand überhaupt anfangen sollte. »Und wo warst du heute?«
Das also war Alina, Beccas Aushilfe? Etwas hatte sie offensichtlich erheblich verstört. Ein Unfall vielleicht? Verletzt wirkte sie eigentlich nicht. Aber falls die Frau nicht komplett durchgeknallt war, musste irgendetwas passiert sein. Thea spürte, wie ihre berufliche Neugier erwachte.
Alina schien sich daran zu erinnern, was ein Weinglas war und wofür man es verwendete. Sie nahm einen großen Schluck. Becca stand auf und kam mit einem frischen Glas zurück. »So, und nun erzähl mal«, sagte sie, während sie sich Wein einschenkte.
»Ferdinand ist weg.« Alinas Unterlippe zitterte. »Ich habe ihn überall gesucht. Er ist weg.«
Thea warf Becca einen fragenden Blick zu.
»Ferdinand ist Alinas Freund«, erklärte Becca und wandte sich wieder an Alina. »Seit wann ist er verschwunden?«
»Schon seit gestern!« Alinas beinahe panisch zu nennender Tonfall stand im Gegensatz zur Erleichterung, die Thea durchströmte. Sie hatte sich innerlich fast auf die nächste Leiche im erweiterten Bekanntenkreis eingestellt. Aber dass ein erwachsener Mann mal eine Nacht nicht nach Hause kam, war sicherlich nichts, was Polizei und Rettungskräfte in Alarmbereitschaft versetzte. Obwohl es zugegebenermaßen der Freundin gegenüber unfair war, sich nicht zu melden, wenn die sich offensichtlich Sorgen machte.
Beccas Miene nach zu urteilen, dachte sie in eine ähnliche Richtung, denn ihr Lächeln wurde nachsichtig wie bei einem kleinen Kind. »Er wird einfach bei einem Freund übernachtet haben. Hattest du mir nicht erzählt, er wollte mit Freunden Karneval feiern?«
»Ja, Montag. Am Montag war er feiern und sicher nicht zu knapp, obwohl er für Dienstag einen Tauchtrip gebucht hatte. Aber heute ist Donnerstag! Und er hat sich seit Dienstag nicht bei mir gemeldet, und da war er auch schon irgendwie komisch. Aber bis gestern habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich wusste ja, dass er beschäftigt ist.« Ihr Blick wurde flehentlich. »Helft ihr mir? Ich kenne noch nicht so viele Leute hier. Ich habe alle Freunde und Bekannten angeschrieben, aber die meisten haben ihn nicht gesehen und wenn überhaupt, dann zuletzt beim Feiern am Montag. Die Polizei unternimmt nichts. Er sei ein erwachsener Mann, hat mir jemand auf Englisch zu verstehen gegeben und ich glaube, die halten mich für eine klammernde Frau oder so etwas. Wie die mich angeguckt haben!« Alina verzog das Gesicht. Dann hatte sie offenbar einen neuen Einfall, denn ihr Blick wurde hoffnungsvoll und sie wandte sich direkt an Thea. »Du bist doch Thea, oder? Die Polizistin aus Deutschland?«
Unbehaglich nickte Thea. Es war nicht schwer zu erraten, was nun kam.
»Dir werden sie zuhören. Du bist eine Kollegin. Und Becca sagt, du kannst Spanisch. Sprich du mit der Polizei und mach denen klar, dass er wirklich weg ist. Es muss etwas passiert sein.«
Thea seufzte innerlich. Äußerlich schlüpfte sie in ihre professionelle Rolle. Die, die Zeugen beruhigen und aufgebrachte Angehörige beschwichtigen musste. »Ich sehe deine Besorgnis und nehme sie ernst«, sagte sie sanft. »Das Tätigwerden der Polizei ist allerdings an Vorschriften gebunden. Sie werden dich sicher gefragt haben, welche Anzeichen es gibt, dass es sich um einen Notfall handeln könnte.«
»Na, dass er sich nicht meldet eben!« Aus Alina sprach auch jetzt die gleiche Ungeduld, die sie vermutlich der Polizei gegenüber gezeigt hatte.
Thea konnte sich die Gesprächssituation auf der Polizeidienststelle lebhaft vorstellen. Aber natürlich durfte sie Alina nicht merken lassen, wie sie tatsächlich über die Sache dachte. Denn dass die Frau kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand und Ferdinand in ihrer Realität wirklich etwas zugestoßen sein musste, war unverkennbar. »Hat er gesundheitliche Probleme? Psychische?«
»Der ist kerngesund! Oder meinst du das so, ob er sich umbringen wollte?« Alina wirkte empört. »Ferdinand doch nicht. Er ist der lebenslustigste Typ, den du dir vorstellen kannst. Er hat eine Menge Freunde. Und er hat sich unglaublich gefreut, dass er ein praktisches Jahr auf Mallorca verbringen konnte. Dass ich dann auch noch eine Stelle als Kinderbetreuerin bekommen habe, hat es geradezu perfekt gemacht! Bei Becca arbeite ich, weil die Kinderbetreuung in der Vorsaison nur stundenweise ist«, erklärte sie auf Theas fragenden Blick hin.
»Ah, okay. Und was ist ein praktisches Jahr?«
»Ferdi wird Bauingenieur. Die müssen studienbegleitende Praktika machen. Und er hat durch einen Freund einen Job hier auf Mallorca ergattert. Bei einem deutschen Bauunternehmer. Der Freund ist auch hier. Alles perfekt, er ist happy. Niemals würde der sich umbringen!«
»Natürlich nicht – das sind einfach Standardfragen, die jeder Polizist in dieser Situation stellt.« Thea lächelte beschwichtigend. »Und herumgefragt hast du schon? Freunde? Familie?«
»Sag ich doch. Niemand weiß, wo er ist, niemand hat ihn gesehen.«
»Bei der Arbeit war er auch nicht?« Das wäre in der Tat alarmierend. Zumindest alarmierender als ein Mann, der sich zwei Tage lang nicht bei seiner Freundin meldet. Noch dazu bei einer Freundin, die bereits nach der kurzen Zeit bei Thea einen ausgesprochen anstrengenden Eindruck hinterließ.
»Das wusste Jakob nicht, er war geschäftlich unterwegs.«
»Jakob?«
»Jakob Speyer. Der Juniorchef von Speyer Proyectos. Er ist der Freund, der Ferdi den Platz vermittelt hat.«
»Dann solltest du das in Erfahrung bringen. Vielleicht hockt er gerade vergnügt auf einem Stahlträger und verspeist sein Pausenbrot.«
Alina verstand die Anspielung auf das berühmte Foto nicht, sah Thea nur stirnrunzelnd an, und Thea musste den Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern, wohl als Misserfolg verbuchen.
»Ich glaube, ich fahre morgen zur Baustelle, wenn ich bis dahin nichts Neues erfahren habe.« Alina sah Becca an. »Du musst mir morgen frei geben.«
Becca öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder und seufzte ergeben. »Einen halben Tag, okay? Ich habe morgen früh Termine mit Lieferanten und brauche dich im Laden.«
»Aber verstehst du denn nicht? Ich muss mit Jakob sprechen und den Arbeitskollegen und falls die auch nichts wissen ...« Alinas Stimme überschlug sich fast.
»Ich helfe dir«, sagte Thea zu Becca. In diesem Zustand konnte man Alina ohnehin nicht auf die Kundschaft loslassen.
»Du hast Urlaub«, protestierte Becca, jedoch mit wenig Nachdruck und Thea sah ihr an, dass sie erleichtert war, eine Lösung gefunden zu haben.
»Ich hatte eigentlich gehofft ... also, ich dachte, du könntest vielleicht deine Kontakte irgendwie einsetzen.« Alinas Lächeln in Theas Richtung wirkte unerwartet scheu. »Becca hat mir erzählt, du hast einen Freund bei der Guardia Civil.«
Selten war Thea so froh gewesen, David nicht in der Nähe zu haben. »Er ist derzeit auf dem Festland. Sprich doch morgen erst mal mit Ferdinands Kollegen, vielleicht klärt sich dann alles auf, oder er meldet sich gleich und alles ist wieder gut.«
»Was soll ich denen denn sagen? Und ich kann gar kein Spanisch!«
Thea und Becca wechselten einen Blick, und Thea las in den Augen ihrer Freundin, was auch sie gerade dachte: Diese Frau war kräftezehrend. Thea erkannte allerdings auch Beccas stumme Bitte, irgendwie zu helfen. Mit kaum zu unterdrückendem Widerwillen zwang sie sich deshalb zu einem halbherzig aufmunternden Nicken in Alinas Richtung. »Okay, dann machen wir es so: Ich kann Spanisch, also fahre ich zu Ferdinands Arbeitsstelle, du hilfst dafür Becca im Laden. In Ordnung?« Sie hoffte, dass Ferdinand nicht am anderen Ende der Insel arbeitete, denn selbst, wenn sie Beccas Wagen möglicherweise benutzen durfte, stand sie auf Kriegsfuß mit dem mallorquinischen Straßenverkehr, der sich ihrer Ansicht nach aus einer unübersichtlichen Aneinanderreihung von Kreisverkehren und einer Horde irrer Verkehrsteilnehmer auszeichnete.
»Aber ...«, begann Alina, doch Thea hob Einhalt gebietend die Hand.
»So oder gar nicht. Jemand muss im Laden sein.«
Dunst waberte über dem Meer, im Frühstücksraum war sie die Einzige gewesen und auch die Straßen waren noch nahezu menschenleer, als sich Thea am nächsten Morgen auf Beccas Fahrrad schwang. Zu ihrer Erleichterung hatte sich herausgestellt, dass Ferdinands Arbeitsplatz nur wenige Kilometer entfernt auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht in der Nähe des Yachthafens von Santa Ponça lag.
Eine Strecke, die dank eines vom Autoverkehr getrennten Weges sicher und bequem mit dem Fahrrad absolviert werden konnte und es Thea zudem ersparte, den Kampf mit dem ungeliebten spanischen Straßenverkehr aufnehmen zu müssen.
Alina hatte ihr die Route erklärt, und kurz nachdem Thea die Zufahrt zum Hafen passiert hatte und in eine kleine Nebenstraße abgebogen war, erblickte sie die gesuchten Gebäude in den unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung. Ausweislich der Abbildungen, die als große Plakate die Bauzäune schmückten, entstanden hier luxuriöse Apartmenthäuser unter der Ausführung von Speyer Proyectos y Obras S.L.
Thea bremste ab, stieg vom Rad und schloss es an der gegenüberliegenden Straßenseite an. Danach blieb sie unschlüssig stehen. Sie hatte sich bisher nicht überlegt, wen sie befragen wollte. Der Vorarbeiter wäre sicher keine schlechte Wahl.
Unter Missachtung der Durchgang-verboten-Schilder sowie des Hinweises auf die Sicherheitsvorschriften betrat sie dort die Baustelle, wo der Zaun für die Zufahrt der Baufahrzeuge und Lieferanten geöffnet war.
Weit kam sie nicht, da pflanzte sich ihr ein Baum in den Weg. Ein menschgewordener Baum mit dunkler Haut, einem Helm und einem Gesichtsausdruck, der nicht vermuten ließ, dass er zu einer freundlichen Plauderei aufgelegt sein könnte.
»Sie dürfen hier nicht sein. Das ist eine Baustelle«, erklärte er auf Spanisch das Offensichtliche und unterstrich seine eigentliche Intention, indem er mit einer weit ausholenden Geste auf das Tor zeigte. »Go!«
»Ich bin auf der Suche nach Ferdinand Grob«, erwiderte Thea und ignorierte die Aufforderung.
Der Bauarbeiter blinzelte überrascht. Ob wegen des Namens oder weil Thea ein passables Spanisch sprach, ließ sich nicht ausmachen.
»Kenne ich nicht.« Der Mann zuckte mit den Schultern und nickte auffordernd in Richtung Ausgang.
»Dann möchte ich bitte den Capo sprechen.« Thea legte die professionelle Festigkeit in die Stimme, die ihrem Gegenüber mitteilte, dass sie keineswegs die Absicht hatte, ohne Antworten zu gehen. Was bei störrischen Zeugen oft funktionierte, erreichte auch hier das Ziel.
Der Mann deutete auf einen Baucontainer. »Da drin.« Damit drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und bewegte sich zu einem der Rohbauten.
Drei Container standen auf einem geschotterten Areal, zwei davon nah beieinander, ein weiterer ein Stück entfernt. Thea folgte einem inzwischen ausgetretenen Trampelpfad zu dem dritten, den soeben ein Mann in ihre Richtung verließ.
Optisch hätte er ein Bruder des anderen Bauarbeiters sein können – nur war seine Haut heller und in seinen Haaren zeigte sich das erste Grau, das nun unter einem Helm verschwand. Abwartend blickte er Thea an. Seine Miene unterschied sich in puncto Freundlichkeit kaum von der seines Kollegen.
»Sehen Sie nicht, dass das hier eine Baustelle ist?«, knurrte er, als Thea ihn erreichte. Er hatte sie offenbar als Landsmännin erkannt, denn er sprach sie auf Deutsch an. »Was haben Sie hier verloren?«
»Sind Sie der Vorarbeiter?«
»Bin ich. Warum?« Die Unfreundlichkeit wich einem gewissen Misstrauen.
»Weil ich auf der Suche nach Ferdinand Grob bin und gehofft habe, Sie können mir da weiterhelfen.«
»Was wollen Sie denn von Ferdinand?«
»Mit ihm reden. Sehen, dass es ihm gut geht. Seine Freundin Alina macht sich Sorgen, weil sie seit Tagen nichts von ihm gehört hat.«
»Da kann ich ihr nicht helfen. Der ist gestern nicht auf der Arbeit gewesen. Heut auch nicht.«
Das war nicht die Auskunft, die sie hatte hören wollen. »Und Sie haben keine Ahnung, wo er ist?«
Thea bekam nur ein Achselzucken zur Antwort.
»Und das hat Sie nicht gewundert?«
»Sagen Sie – was wollen Sie eigentlich von mir? Das ist ein erwachsener Mann, zumindest vom Alter her. Ich bin nicht sein Vater. Ärgerlich genug, dass ich mich hier mit ihm ...« Er brach abrupt ab, als hätte er zu viel verraten.
»Ja?«, bohrte Thea nach, ahnte aber schon, dass der Mann dichtgemacht hatte. Umso überraschter war sie, dass sie doch noch eine zögerliche Erklärung erhielt.
»Ist ein Freund vom Junior. Fragen Sie den, wo sein Kumpel ist. Ich habe einfach gedacht, die hätten mal wieder zu wild gefeiert. Zum Arbeiten ist der nämlich sicher nicht auf die Insel gekommen. Hätte den gern mal härter rangenommen, aber so als Freund vom Juniorchef ... So ...«, er zeigte auf einen Betonmischer, der sich dem Tor näherte, »... das kann nicht warten. Ich muss weitermachen. Passen Sie beim Rausgehen auf, dass Sie nicht unter die Räder kommen.« Damit ließ er Thea stehen.
»Wo finde ich denn den Junior?«, rief Thea ihm nach. Ohne sich noch einmal umzudrehen, zeigte der Vorarbeiter auf die anderen Baucontainer und stapfte weiter.
Zum zweiten Mal hielt Thea auf die mobilen Arbeitsräume zu, und wieder öffnete sich die Tür, bevor sie sie erreichte. Thea wappnete sich gegen die nächste finstere Miene gepaart mit dem Hinweis, dass dies hier eine Baustelle sei. Doch zu ihrer Überraschung stand gleich darauf ein athletischer Mann mit strahlendem Lächeln vor ihr, der hier nicht nur wegen des fehlenden Bauhelms irgendwie deplatziert wirkte. Seine gut sitzende Jeans und das hellgraue Poloshirt mit dem Markenlabel hätten auch gut zu einem Brunch auf dem Golfplatz gepasst. Dreitagebart, blaue Augen, blonde, leicht zerzauste Haare – bei Thea schrillten sämtliche Alarmglocken. Dennoch erwiderte sie sein Zahnpastalächeln mindestens ebenso freundlich.
»Jakob Speyer?«
»Der bin ich.« Seine Stimme war tief und warm. Er blickte Thea intensiv in die Augen. Ihre Alarmglocken standen kurz vor einem Überlastungskurzschluss. Männer wie er – viel zu gut aussehend und sich dessen viel zu bewusst – bedeuteten immer Probleme. Diese Tatsache war ihr nicht nur schon lange bekannt, sondern zudem erst vor wenigen Wochen erneut bestätigt worden.
»Und du bist?«, sprach Jakob weiter und ging sofort zum Du über. Für jemanden mit Mitte zwanzig war das vermutlich normal. Thea hätte sich umgekehrt wohl genauso verhalten und war zudem nicht wesentlich älter. In Spanien duzte man sich obendrein schneller. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass er ungefragt in ihre Wohlfühlzone eindrang, obwohl er sich keinen Zentimeter bewegt hatte.
»Thea Molt. Eine Freundin von Alina.«
»Ach, Alina. Ja, die Nachricht. Ich habe sie vorhin auf dem Telefon entdeckt, aber bin noch nicht dazu gekommen, zu antworten. Bist du deshalb hier?«
»Ja, das kann man so sagen. Alina macht sich Sorgen, weil sie von Ferdinand seit Dienstag nichts mehr gehört hat.«
»Ich allerdings auch nicht. Dienstag hatte er eh frei und ich hatte in den vergangenen Tagen einige geschäftliche Termine, kann dir also nicht weiterhelfen.«
»Dann hast du auch nicht mitbekommen, dass Ferdinand gar nicht zur Arbeit erschienen ist?« Thea merkte, dass sich ihr Tonfall ziemlich nahe am Vernehmungsmodus bewegte, und prompt schlich sich Misstrauen in Jakobs Blick.
»Nein, habe ich nicht«, erwiderte er ein bisschen weniger freundlich als zuvor. »Wir sind zwar befreundet, aber wir kleben nicht wie Kletten aneinander. Dass er nicht zur Arbeit erschienen ist, finde ich zwar aus Sicht der Geschäftsführung nicht gut, aber ich denke, er wird schon seine Gründe haben. Vielleicht wollte er einfach mal seine Ruhe, er wirkte etwas gestresst in letzter Zeit.« Jakob war erkennbar an einem Punkt angelangt, an dem er keine Lust mehr auf das Gespräch hatte.
»Gestresst?«, hakte Thea dennoch nach. »Inwiefern? Hat er einen Grund genannt?«
»Nein, einfach mies drauf. Ich dachte, Alina nervt mal wieder.«
