Die Malta-Verschwörung - Hans-Jürgen Raben - E-Book

Die Malta-Verschwörung E-Book

Raben Hans-Jürgen

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Beschreibung

Mitten auf dem Indischen Ozean wird eines der modernsten Kriegsschiffe der US-Kriegsflotte mittschiffs von einer Hyperschallrakete getroffen, die zuvor von keinem Radar oder anderem technischen Gerät wahrgenommen werden konnte. Es gibt Vermutungen, wer hinter diesem Anschlag steckt, jedoch keine konkreten Beweise. Steve McCoy, einer der stellvertretenden Direktoren (Deputy Director) und Leiter der Abteilung »Organisierte Kriminalität und nationale Sicherheit«, bekommt vom Ministerium für Heimatschutz (Homeland Security) den Auftrag, die Verantwortlichen für dieses Verbrechen aufzuspüren. Da der Anschlag eine kriegerische Handlung war, bekommt McCoy unbeschränkte Vollmachten und kann jedes Mittel einsetzen, das er für richtig hält. Doch reicht das aus? Gelingt es ihm wirklich die Schuldigen zu finden, bevor das nächste Ziel getroffen wird? Seine Gegner sind mächtig, viel mächtiger, als im Vorfeld vermutet, ihre Absichten sind klar und eine Katastrophe scheint unausweichlich zu sein …

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Ähnliche


 

 

 

 

Hans-Jürgen Raben

 

 

Die Malta-Verschwörung

 

 

 

Ein Polit-Thriller mit Steve McCoy

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Kathrin Peschel, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Prolog 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19.Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

Epilog 

Der Autor Hans-Jürgen Raben 

Weitere Werke des Autors 

 

Das Buch

 

 

Mitten auf dem Indischen Ozean wird eines der modernsten Kriegsschiffe der US-Kriegsflotte mittschiffs von einer Hyperschallrakete getroffen, die zuvor von keinem Radar oder anderem technischen Gerät wahrgenommen werden konnte. Es gibt Vermutungen, wer hinter diesem Anschlag steckt, jedoch keine konkreten Beweise. Steve McCoy, einer der stellvertretenden Direktoren (Deputy Director) und Leiter der Abteilung »Organisierte Kriminalität und nationale Sicherheit«, bekommt vom Ministerium für Heimatschutz (Homeland Security) den Auftrag, die Verantwortlichen für dieses Verbrechen aufzuspüren. Da der Anschlag eine kriegerische Handlung war, bekommt McCoy unbeschränkte Vollmachten und kann jedes Mittel einsetzen, das er für richtig hält. Doch reicht das aus? Gelingt es ihm wirklich die Schuldigen zu finden, bevor das nächste Ziel getroffen wird? Seine Gegner sind mächtig, viel mächtiger, als im Vorfeld vermutet, ihre Absichten sind klar und eine Katastrophe scheint unausweichlich zu sein … 

 

 

***

 

 

 

Prolog

 

 

Irgendwo im Indischen Ozean, September 2018

 

»Kapitän auf der Brücke!«, rief der Wachhabende laut, und alle Besatzungsmitglieder, die derzeit dort ihren Dienst verrichteten, nahmen Haltung an. Kapitän Thomson winkte ab und trat neben seinen XO, den Ersten Offizier der »Harrisburg«, einem modernen AEGIS Kreuzer der Ticonderoga-Klasse der US-Navy.

»Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?«

»Nein, das Wetter bleibt stabil. Die Windstärke schwankt zwischen zwei und drei. Wir sind auf direktem Kurs nach Diego Garcia. Unsere Marschgeschwindigkeit liegt bei zwanzig Knoten.«

Thomson wandte sich an den Offizier, der vor den Radargeräten saß. »Haben wir Schiffskontakte?«

»Nein, Sir. Vor einer halben Stunde haben wir einen Tanker im Abstand von zwanzig Meilen passiert, der zum Golf unterwegs war. Etwa vierzig Meilen hinter uns befindet sich eine größere Privatjacht auf gleichem Kurs – fällt allmählich zurück.«

Kapitän Thomson nickte befriedigt. Sein Schiff hatte zwei Monate vor der somalischen Küste patrouilliert. Jetzt ging es zur Basis Diego Garcia um die Vorräte aufzustocken und in der Werft ein paar kleinere Reparaturen vornehmen zu lassen. Die jüngeren Besatzungsmitglieder freuten sich auf den Landurlaub, die älteren wussten, dass die Unterhaltungsangebote auf der kleinen Insel sehr begrenzt waren.

Thomson spürte die leichte Vibration der vier Gasturbinen, die das Schiff mit 80.000 PS antrieben. Er war stolz auf sein über hundertsiebzig Meter langes Schiff mit seiner dreihundertköpfigen Besatzung.

Als plötzlich ein durchdringender Warnton auf der Brücke erklang, war es bereits zu spät!

Die Rakete traf den Kreuzer mittschiffs, durchschlug die Tore des Helikopter-Hangars und explodierte mit einem riesigen Feuerball. Die gewaltige Explosion zerriss den Helikopter, den Hangar sowie einen beträchtlichen Teil der hinteren Deckaufbauten. Zahlreiche Besatzungsmitglieder wurden verletzt. Später stellte sich heraus, dass auch sechs Tote zu beklagen waren.

Niemand auf der Brücke hatte die Rakete – oder was immer es war – kommen sehen. Keines der Instrumente hatte einen Flugkörper erfasst, bevor er das Schiff traf. Eine Abwehrmaßnahme war daher nicht möglich gewesen, der Einschlag nicht zu verhindern. Immerhin blieb der Kreuzer mit leichter Schlagseite auf dem Wasser, auch wenn er jetzt ein nutzloses Wrack war. Aus eigener Kraft würde er die Fahrt zum Stützpunkt Diego Garcia allerdings nicht fortsetzen können.

Da der Hangar einen großen Teil der Explosionswirkung abgefangen hatte, war die Brücke nahezu unbeschädigt geblieben. Der Kapitän und die übrigen Offiziere waren wie Schaufensterpuppen zur Seite geschleudert worden. Sie rappelten sich langsam auf und starrten sich schreckensbleich an. Sie hatten keine Ahnung, was sie da getroffen hatte und woher es gekommen war.

»Informieren Sie sofort das Flottenkommando!«, befahl der Kapitän. »Alle Abwehrmaßnahmen einschalten. Alle Mann auf Gefechtsstation! Verluste und Beschädigungen melden!«

Auf der Brücke brach hektische Betriebsamkeit aus. Sirenen schrillten, Fußgetrappel und Schreie von Verletzten waren zu hören. Der Kapitän starrte fassungslos von der Brücke auf sein zerstörtes Schiff.

Dafür würde jemand bezahlen – da war er sich sicher.

 

 

 

1. Kapitel

 

 

Steve McCoy hatte nicht allzu oft Gelegenheit, die Ministerin für Heimatschutz zu sprechen. Diesmal hatte seine Chefin nach ihm verlangt, und es schien eilig zu sein.

Er betrat ihr Büro fünf Minuten später. Gekleidet in einen eleganten dunkelgrauen Hosenanzug saß sie in einem der bequemen Sessel der Sitzgruppe ihres üppig ausgestatteten Büros. Als Schmuck trug sie nur eine dünne goldene Halskette und ihren Ehering. Der allerdings war mit einem blitzenden Diamanten von mindestens einem Karat besetzt. Die Ministerin war etwa Mitte fünfzig und bekleidete diesen Posten erst seit einem Jahr. Steve wusste, dass sie davor einen hohen Rang bei der CIA innehatte. Doch niemand wusste, was sie dort genau gemacht hatte.

Sie war nicht allein. Neben ihr saß ein hoher Marineoffizier. Vor lauter Lametta auf der Uniform war der Dienstgrad kaum zu erkennen – ein Vizeadmiral, wie er bei näherem Hinsehen erkannte. Er schien etwa im gleichen Alter wie Steve selbst zu sein, hatte eisengraues dichtes Haar und trug eine teure Designerbrille, hinter deren Gläsern sehr wache Augen blitzten.

Beide sahen ihn erwartungsvoll an.

Nach einer kurzen Begrüßung kam die Ministerin sofort zur Sache. »Director McCoy, Sie haben davon gehört, dass wir einen unserer AEGIS Kreuzer fast verloren hätten?«

Steve nickte. »Ich habe nur gelesen, dass es im Indischen Ozean einen schweren Unfall gegeben hätte, eine Explosion aus bisher ungeklärter Ursache auf einem unserer Kriegsschiffe.«

»Das sind die Fakten, die wir herausgegeben haben«, setzte die Ministerin fort. »Doch es ist nicht die ganze Wahrheit.«

Sie drehte sich zu dem Offizier. »Admiral Collins, klären Sie unseren Gast auf.«

Collins beugte sich vor. »Haben Sie schon mal von einer Hyperschallrakete gehört?«

Steve schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass verschiedene Länder – Russland, China, sicher auch wir – an solchen Waffen arbeiten.«

»Das ist schon richtig. Allerdings ist die Entwicklung weiter gediehen, als die Zeitungen wissen. Die Russen sind am weitesten, doch lassen wir die mal aus dem Spiel. In den Staaten arbeitet neben zwei anderen Firmen auch die American Weapons Systems Incorporated in Richmond an einer solchen Hyperschallrakete. Bisher gab es nur Tests, die unterschiedlich erfolgreich waren. Ausgeliefert wurde noch keine der Waffen. Soweit wir wissen, hat auch noch kein anderes Land eines ihrer Schiffe mit einer solchen Rakete ausgestattet.«

»Sie wollen sagen, dass unser Kreuzer dennoch von einer Hyperschallrakete getroffen wurde?« Steve lehnte sich zurück.

Admiral Collins nickte. »Ja. Diese Dinger fliegen mit vielfacher Schallgeschwindigkeit und sind von herkömmlichen Abwehrsystemen nicht zu erfassen. Sie sind einfach zu schnell. Wir wissen weder, wer die Rakete abgeschossen hat noch woher sie kam. Allerdings war die Explosion nicht so heftig, wie sie eigentlich hätte sein müssen – ein weiteres Rätsel. Sie können sich denken, was in den Führungsstäben im Pentagon los ist. Wir brauchen ganz schnell Antworten.«

»Ich habe sofort an Sie gedacht«, warf die Ministerin ein. »Es gibt einen Hinweis vom FBI, der nach Malta führt. Das FBI kann da nicht so ohne Weiteres tätig werden. Doch Ihr Department hat eine Menge Erfahrung mit geheimen Nachforschungen im Ausland.«

Sie lächelte schwach. »Das ist nichts für die CIA oder die Delta Force. Natürlich werden sich die anderen betroffenen Sicherheitsbehörden ebenfalls weiter um den Fall kümmern, doch ich denke, dass Ihr Verein auf jeden Fall eingeschaltet werden sollte. Alle Unterlagen, die wir bisher haben, sind bereits auf dem Weg in Ihr Büro.«

»Was für ein Hinweis führt denn nach Malta?«

»Das FBI hat sofort die Unterlagen bei American Weapons Systems geprüft, und einem der Beamten ist aufgefallen, dass die Firma einen recht hohen Kredit von einer Bank auf Malta erhalten hat, von der hier noch nie jemand gehört hat. Das ist ungewöhnlich, denn es ist keine der Banken, mit denen AWS, American Weapons Systems, normalerweise zusammenarbeitet. Das Pentagon hat vor einiger Zeit die Zuschüsse gekürzt, da es bei der Entwicklung der Waffe keine Fortschritte gab.«

Steve McCoy schaltete schnell. »Sie halten es also für möglich, dass unser Kreuzer von einer in Amerika entwickelten Rakete getroffen wurde? Einer Rakete, von der niemand wusste, dass es sie gab.«

»Das klingt zwar unwahrscheinlich, ist jedoch sehr gut möglich«, entgegnete der Admiral erbittert.

»Vielleicht war es ein fehlgeleiteter Testschuss?«

»Mitten im Indischen Ozean genau mittschiffs einen unserer Kreuzer zu treffen, der mit modernster Technik ausgestattet ist, halte ich für ausgeschlossen. Im Übrigen gibt es dort kein Testgebiet.«

»Und wir möchten gern wissen, wer dafür verantwortlich ist«, ergänzte die Ministerin. »Falls uns diese Firma hintergangen und die Waffe heimlich weiterentwickelt hat, um sie anschließend einer fremden Macht zu verkaufen, will ich das wissen.«

Ihre Augen verdunkelten sich. »Wer auch immer es ist, fassen Sie diese Schweinehunde und schleifen Sie sie her! Sie bekommen jede Unterstützung, die Sie brauchen. Wir haben nicht viel Zeit, bis vielleicht das nächste Schiff getroffen wird. Und noch etwas: Wir haben es mit einer kriegerischen Handlung zu tun, daher haben Sie unbeschränkte Vollmachten und können jedes Mittel einsetzen, das Sie für richtig halten.«

»Gilt das auch für die Zusammenarbeit mit anderen Diensten?«

Sie starrte Steve ausdruckslos an. »Wenn irgendjemand Schwierigkeiten machen sollte, informieren Sie den Admiral. Dieser Vorfall betrifft die Sicherheit der Vereinigten Staaten, und für Eifersüchteleien zwischen den Behörden gibt es keinen Platz.«

»Was sagt man denn bei American Weapons zu diesem Vorgang?«

»Die Hauptgeschäftsführerin konnte noch nicht befragt werden, da sie angeblich auf einer längeren Reise ist, und das übrige Management weiß von nichts. Die vorgelegten Unterlagen waren in Ordnung, sodass wir außer einem Verdacht nichts Konkretes in der Hand haben.«

Der Admiral drückte Steve eine Karte in die Hand. »Unter dieser Nummer können Sie mich jederzeit erreichen – Tag und Nacht.«

»Noch etwas«, fügte die Ministerin hinzu, »die Medien haben bisher noch keine Ahnung, was wirklich passiert ist. Das sollte auch so bleiben.«

»Was ist mit der Mannschaft?«, fragte Steve.

Der Admiral lächelte kalt. »Die Mannschaft bleibt zunächst auf dem Stützpunkt. Alle haben eine zusätzliche Geheimhaltungsvorschrift unterschrieben. Die Kommunikation wird überwacht. Offiziell handelt es sich um einen Unfall. Das wurde auch den Angehörigen der Opfer mitgeteilt.«

Steve erhob sich. »Eine Bank auf Malta ist also unser einziger Hinweis?«

»Ja«, sagte der Admiral. »Ich habe mir auch nicht vorstellen können, dass ein Angriff auf die Vereinigten Staaten möglicherweise von dieser winzigen Insel im Mittelmeer ausgehen könnte.«

 

 

 

2. Kapitel

 

 

»Vorsichtig!«, raunte der Dunkelhaarige. »Die Tür knarrt bestimmt.«

»Die Besitzer sollten sich mal etwas Neueres leisten als diese uralten Holztüren, die fast auseinanderfallen«, murrte sein jüngerer Begleiter und machte sich an einem altertümlich aussehenden Schloss zu schaffen. Er trug schwarze Jeans und einen dunklen Rollkragenpullover. Über seine dunkelblonden Haare hatte er eine schwarze Wollmütze gezogen. Er mochte Ende zwanzig sein, war sehr schlank und drahtig und deutlich über einen Meter achtzig groß. Er hatte ein kantiges Gesicht mit einer etwas zu großen Nase und neugierig wirkenden blauen Augen.

»Beeilung, Barry!«, drängte der andere. »Es kann jeden Augenblick jemand kommen.« Er war auch nicht älter als Mitte dreißig, trug ähnliche Kleidung, jedoch keine Kopfbedeckung. Er war ein ganzes Stück kleiner als sein Begleiter, doch ebenso schlank. Auch er wirkte durchtrainiert und sportlich. Auf dem Kopf hatte er dichtes nahezu schwarzes Haar über sanften braunen Augen.

»Ja, doch – ist gleich offen.«

Sekunden später schob Barry das hölzerne Tor sacht zur Seite. Die beiden Männer schlüpften hindurch und schlossen hinter sich wieder ab. Die St. Christophers Street in der Altstadt von Valletta, war wie zuvor wieder ruhig und menschenleer. – Wie in jeder Nacht.

Eine frische Brise wehte vom Mittelmeer herüber und wirbelte einige Papierreste um die nächste Ecke, vermutlich die Hinterlassenschaft zahlreicher Touristen, die wie ein Heuschreckenschwarm von Bord der Kreuzfahrtschiffe nahezu täglich über die kleine Hauptstadt Maltas herfielen und sich mit überteuerten Souvenirs eindeckten. Trotz der nächtlichen Stunde war es noch recht warm.

Die beiden Männer standen in einer Tordurchfahrt, die auf einen winzigen Innenhof führte, in dem die zerfallenen Reste einer alten Kutsche neben einigen anderen undefinierbaren Trümmern standen. In der schwachen Beleuchtung wirkte der Hof wie ein aus der Zeit gefallenes Relikt. Die steinerne Treppe gegenüber ähnelte einer Theaterkulisse. Das Haus war alt, und Barry fragte sich, wer hier früher gelebt haben mochte. Er wusste, dass die kleine Insel im Mittelmeer eine bewegte Vergangenheit bis in die Frühzeit der menschlichen Kultur hatte. Zahlreiche Völker hatten das Bild der Insel bis in die Neuzeit geprägt.

»Dort drüben!« Der Dunkelhaarige deutete auf eine schmale Tür auf der anderen Seite des Hofes. Sie schlichen vorsichtig über die freie Fläche und lauschten auf jedes verdächtige Geräusch. Doch es war nur das leise Schaben ihrer Schuhe zu hören. Die Tür war nicht abgeschlossen und ließ sich nahezu lautlos öffnen.

Der Dunkelhaarige ging als Erster hinein. »Irgendwo muss hier eine Treppe nach unten führen«, flüsterte er.

Der jüngere Mann – Barry – fummelte an einer Taschenlampe, bis ein heller Lichtstrahl die Umrisse des Raumes aus der Dunkelheit riss. »Dort vorn!«

Die Lampe zeigte den Umriss einer dunklen Öffnung, in der das Licht geradezu versickerte. Sie gingen darauf zu und standen vor einer steinernen Treppe, deren ausgetretene Stufen in eine noch tiefere Dunkelheit führten. Einen Lichtschalter gab es nicht. Vorsichtig stiegen sie hinunter. Es wurde kühler und feuchter.

Schließlich standen sie in einem Raum, der mit allerlei undefinierbarem Gerümpel vollgestellt war. Dahinter gab es eine niedrige Metalltür neueren Datums, die jedoch kaum zu erkennen war.

»Das muss der Zugang sein.« Der Dunkelhaarige studierte einen Plan im Licht seiner Lampe und nickte befriedigt. »Fangen wir an.«

Barry sah ihn an und richtete die Taschenlampe auf das Gesicht seines Partners. »Eines muss ich dich noch fragen, Rick: So ganz legal ist das wohl nicht, was wir hier tun?«

Der Dunkelhaarige, der offensichtlich Rick hieß, grinste breit. »In den Staaten wäre das für Agenten unserer Behörde bestimmt illegal, doch wir sind hier als Privatleute in Malta. Da kann man sich schon mal bei Nacht verlaufen. Außerdem kommt der Auftrag direkt vom Chef!«

Barry sah ihn mit großen Augen an. »Von Director McCoy persönlich?«

»Genau von dem!«

»Hat der Chef auch gesagt, was wir tun sollen, wenn wir erwischt werden?«

Rick nickte. »Für diesen Fall hat er sehr präzise Instruktionen erteilt: Lasst euch bloß nicht erwischen! Und jetzt stell’ nicht so viele Fragen. Wir müssen noch diese Tür aufkriegen.«

Barry schwenkte seine Lampe herum. »Dürfte kein Problem sein.«

Wenige Minuten später standen sie am Rande eines gemauerten Schachtes. Eine fest angeschraubte Leiter führte nach unten. Hintereinander kletterten sie abwärts. Die Luft roch jetzt verbraucht und modrig. Aus den Mauerritzen rann Feuchtigkeit. Es waren nur wenige Meter bis zum Boden eines alten Abwasserkanals, der direkt unter ihrem Ziel, dem Bankgebäude, hindurchführte. Die Höhe reichte gerade, um leicht gebückt aufrecht zu stehen. Eine Vielzahl verschiedener Rohre und Leitungen verlor sich in beiden Richtungen des Kanals in der Dunkelheit.

»Wir müssen nach rechts«, gab Rick die Richtung vor, nachdem er seinen kleinen Plan erneut entfaltet und studiert hatte.

Unter dem tanzenden Licht der Lampen zwängten sie sich durch den engen Schacht, bis Barry die Hand hob. »Hier ist es.«

Von einer der armdicken Leitungen im Schacht führte ein kleineres ummanteltes Kabel aus einem kompliziert aussehenden Verbindungsstück direkt nach oben und verschwand in einer kleineren Öffnung.

Barry nickte. »Genau dort bringen wir unseren kleinen Freund an.«

Er begann in seinem Rucksack zu kramen und förderte schließlich ein elektronisches Bauteil zutage, das er mit geschickten Händen an das Verbindungsstück anschloss. Er betätigte einen winzigen Schalter, drückte auf ebenso winzige Tasten, und ein kaum sichtbares Lämpchen leuchtete auf.

»Was genau tut dieses Ding eigentlich?«, erkundigte sich Rick Harris.

Barry lächelte. »Das ist ein Sniffer, ein Netzwerk-Schnüffler. Solche Dinger braucht man zur Überprüfung von Internetverbindungen und Netzwerken. Unserer hier ist allerdings eine Sonderanfertigung aus der Technik-Abteilung. Er kopiert die Datenpakete der E-Mails, die durch diese Leitung geschickt werden und sendet sie zeitgleich an eine IP-Adresse, die wir extra dafür eingerichtet haben.«

»Sind wir nicht zu weit unten für den Funkverkehr?«

»Das geht nicht über Funk.« Barry deutete auf das Kabel.

---ENDE DER LESEPROBE---