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Das Pilzwesen Zomis lebt mit seiner Sippe hinter einem Sporenschleier verborgen, immer in der Angst, dass die anderen Völker einfallen könnten, um sie zu fressen. Als Legendensammler hütet er die Geheimnisse der Sporlinge. Er empfängt eine Vision des Untergangs, die ihn auf eine gefährliche Reise durch Zyamel führt. Begleitet wird er von seinem Lehrling und einem Fluchling, der wie er ein Ausgestoßener und Verfolgter der Gesellschaft ist. Die Erkundung der Welt kann dabei helfen, Grenzen abzubauen. Sie kann aber auch in einem Krieg enden, der droht, Zyamel zu verschlingen. Werden Zomis und seine Freunde die Ereignisse zum Guten wenden? Die Myzelchroniken – Band 1 – Die Entstehung der Chroniken Auftakt einer High-Fantasy-Trilogie
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhalt
Impressum
Kurzvita
Widmung
Vorwort
Weltkarten und Legenden
Prolog
Das Entwachsen
Legenden
Jenseits des Schleiers
Die Befreiung
Verfolgt
Die Welt außerhalb
Der Pilz Ang’Ran
Der Weg hinaus
Die Karawane
Wehrhaft
Die Strahlenden Türme
Der wahre Feind
Der letzte Ausweg
Kargath
Leichenfahrt
Wieder hinab
Zwerge
Die Stadt Ygg
Die Kinder Amanitas
Der Rat
Kaltfall
Ein tödliches Festmahl
Der Urpilz
Ascheburg
Wandel
Der Fall
Yoanoh
Die Myzelchroniken
Danksagung
Content Notes
Wesen & Völker
Dramatis personae
Zyamel
Impressum
Gipfelbasilisk
c/o Fakriro GbR / Impressumsservice
Bodenfeldstr. 9
91438 Bad Windsheim
© 2023 Gipfelbasilisk
Verlagslabel: Gipfelbasilisk
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist Gipfelbasilisk verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Gipfelbasilisks Zustimmung unzulässig.
Tolino E-Book ISBN: 9783757939465
Lektorat: Maria Nitzl
https://mn-lektorat.de
Korrektorat: Mareike Westphal
https://worttief.de/
Kartenillustration: Timo Kümmel
https://timokuemmel.wordpress.com/
illustration Sporlinge: Carolin Summer
https://wanderkraehe.de/
Cover : Juliana Fabula
https://julianafabula.de/grafikdesign/
Eine Leseprobe befindet sich auf:
https://gipfelbasilisk.de/myzelchroniken
Kurzvita
Gipfelbasilisk wohnt mit seinem Mann in einem 300 Jahre alten Haus. Er liebt den Harz, die Natur und seinen verwilderten Garten, in dem sich so mancher Pilz findet. Sein Bücherregal wird von den Genres Horror und Fantasy dominiert.Neben seiner Autorentätigkeit streamt er auf Twitch.
Homepage: https://gipfelbasilisk.de/ueber-mich
Instagram, Twitch, Twitter, YouTube, Facebook, TikTok: Gipfelbasilisk
Widmung
Es gibt so viele Menschen, denen ich dieses Buch widmen möchte. Dass ich es abgeschlossen habe und in dieser Form euch, meinen Leser*innen, übergeben kann, ist ein überwältigendes Gefühl. Ich bin so einigen Personen dafür dankbar, dass es vollendet worden ist. Mehr dazu in der Danksagung am Ende.
Aber widmen werde ich dieses erste Buch meinem lieben Ehemann.
Ohne dich, mein Schatz, hätte ich nicht die Zeit, zu schreiben. Du hast so viel mehr für mich geleistet, und ich hoffe, du weißt, wie dankbar ich dir dafür bin. Danke, dass du mir ermöglichst, Welten zu erschaffen.
Ich liebe dich.
Vorwort
Die Myzelchroniken sind im November 2020 im Laufe meines ersten National Novel Writing Month entstanden. Seitdem habe ich den Rohentwurf immer wieder überarbeitet und geschliffen.
Das Thema für dieses Buch stand schnell fest: Pilze.
Sie faszinieren mich, sie können Merkmale von Tieren aufweisen, aber auch von Pflanzen. Sie sind in einer riesigen Fülle und Vielfalt auf der Welt vorhanden. Das Leben auf der Erde wäre ohne Pilze nicht denkbar und für uns Menschen sind sie Freund wie Feind. Ohne sie gäbe es keine Antibiotika, zugleich vermögen sie es, in einen geschwächten Körper einzudringen und ihn zu töten. Es gibt sie überall und sie können auf fast jedem Untergrund wachsen. Sie wurden sogar in den Brennkammern von Tschernobyl gefunden.
Mein Roman startet märchenhaft. Für manche wirkt dieses Werk zu Beginn vermutlich wie ein Kinderbuch, doch habt acht. Pilze sind Gewächse, die leuchten, uns heilen und vieles mehr. Doch sie sind ein Teil der Natur, und die kann ebenso grausam wie wunderschön sein.
Also taucht mit mir ein in die faszinierende Welt meiner Pilzwesen. Es werden schwierige Themen beleuchtet - falls das für euch wichtig ist, blättert auf die letzten Seiten. Nach der Danksagung findet ihr Content Notes für die einzelnen Kapitel. Denkt aber daran, dass sie Spoiler enthalten.
Themen, für die es keine Content Notes gibt: LGBTQIA+, geschlechtsneutrale Pronomen und Liebe im Spektrum. Stößt euch eins dieser Themen ab, legt das Buch bitte gleich weg. Dann ist dieses Werk nichts für euch. Lest ihr es dennoch, freut es mich. Vielleicht vermag ich euch damit einen Einblick in eine andere Welt und Sichtweise zu schenken.
Prolog
Es war einmal vor langer Zeit, da lebte ein Elfenmagier. Er stand im Dienste eines Herren und beschützte dessen Burg. Sein Dienstherr hatte jahrhundertelang nach einem Schatz von unvorstellbarem Wert gesucht und diesen schlussendlich gefunden.
Jedoch weckte diese Kostbarkeit Habgier und es dauerte nicht lange, bis die Trommeln des Krieges an den Mauern widerhallten. Der Magier kämpfte für seinen Herren einen erbitterten Kampf. Allein stellte er sich den Heerscharen und sie drohten ihn zu überrennen. Er zog sich zurück in die Höhlen unter dem Berg. Seine Hände zitterten, er sah seine Kraft schwinden. Also setzte seine Lebensenergie ein, um die Heere zurückzudrängen. Bald schon war er nur noch zu einer letzten Zauberformel fähig.
Er sprach die Worte und sein Leben war verwirkt.
Ein Lichtbogen brannte sich durch die Höhlendecke und breitete sich in alle Richtungen aus. Doch der Schatz in der Burg bildete einen Gegenpol und sie stießen einander ab. So wurde die Feste in die Höhe gerissen und schwebt noch heute hoch über dem Krater.
Welche Macht in dem Bauwerk steckt, vermag kein Wesen zu sagen. Seit dem Tage brennt der Fels, auf dem die Burg steht, und beständig glimmt magiegetränkte Asche herab.
Tief im Krater verborgen schlummerte etwas. Ein kleiner Aupilz gedieh. Erst reichte sein Myzel nicht weit. Doch gedüngt durch die Magie in der Asche wuchs er heran, der dünne Stiel wurde zu einem dicken Stamm und seine Kappe nahm gigantische Ausmaße an. Sein Myzelnetzwerk erstreckte sich über den Krater hinaus. Erste Fruchtkörper entwickelten sich, die durch seine Sporen zu Sporlingen erwuchsen. Deshalb nennen wir ihn den Urpilz, denn von dort aus schickte er uns als seine Kinder in die Welt.
...
Rondex beendete seine Erzählung und sein Körper kribbelte. Die Magie seiner Worte entfaltete sich und er empfing das angenehme Gefühl, das die Energie in seinem Leib hinterließ. Wie immer steuerte er den magischen Fluss durch seinen Stiel und ließ sie durch seine Kappe entweichen. Trotz seines Alters nahm der Sporling diesen Vorgang sehr bewusst wahr. Rote Sporen strömten aus seinen Lamellen. Aber es war kein Pilz da, mit dem sie verschmelzen konnten, und so hingen sie als feiner, rot schimmernder Nebel im Raum.
Rondex neigte sich zu Morganth und musterte ihn eingehend. Er kannte den Elfen schon viele Jahre und wurde trotzdem nicht so recht schlau aus ihm. Der gelehrte Elf war ein komisches Wesen, mal wirkte er jung, an anderen Tagen dafür unendlich alt. Seine Art zu sprechen passte nie zu seinem Aussehen. Der Sporling vermochte nicht einzuschätzen, wie alt der Elf war. Er wusste, dass das Äußere dieser Lebewesen nie ihrem wahren Alter entsprach.
»Rondex, hat sich dir im Myzel dargelegt, wie der Magier aus der Geschichte hieß oder welchem Volk er angehörte?«
Die Stimme des Elfen hatte heute etwas Kindliches, Neugieriges, fand der Sporling und schüttelte die Kappe.
»Schade, über so jemanden würde ich gern mehr erfahren. Aber danke, dass du mir die Legende erneut erzählt hast.« Morganth stand auf und schenkte sich und Rondex Tee ein.
»Das ist leider alles. Ich habe Euch diese schon so oft vorgetragen. Wenn Ihr wünscht, werde ich heute Nacht das Myzel unter dem Urpilz betreten und neue Geschichten suchen. Möglicherweise finde ich Bruchstücke, die Euch weiterhelfen.« Rondex würde alles wagen, um seinen Freund zu unterstützen. Morganth hatte ihn nach Beginn seiner Reise in Kargath vor den Sporlingshändlern gerettet.
»Das wäre sehr freundlich von dir.«
...
Sie saßen eine Weile zusammen und sprachen über alte Zeiten. Dann verabschiedete sich Morganth für den Abend, schenkte sich erneut Tee ein und schritt mit diesem in sein Arbeitszimmer. Er würde die Legende einmal mehr niederschreiben. Vermutlich gab es da etwas, das er in all den Jahren übersehen hatte. Aber es bestand die Möglichkeit, dass der Sporling heute Nacht Glück und schon morgen neue Informationen hatte. Doch Rondex fand nur noch selten unbekannte Legenden. War es an der Zeit, das Vorgehen zu ändern? So oder so, Morganth war sich sicher, dass er seinem Ziel immer näher kam.
Das Entwachsen
»Die Fruchtkörper, die aus dem Myzel entwachsen, werden mit den großen Sporen unseres Dorfpilzes Yoanoh befruchtet. Nur mit diesen sind die kleinen, stummen Pilze imstande, zu Jungsporlingen heranzuwachsen, die sich vom Geflecht lösen und ein eigenes Bewusstsein bilden.«
Zomis sah die frisch entwachsenen Sporlinge liebevoll an. Rosafarbene Sporen rieselten aus seinen Lamellen. Zuneigung. Ein besonders kurzer namens Charon neigte seine Kappe fragend zur Seite. Freude stieg in Zomis auf, sie waren so winzig und gleichzeitig so wissbegierig. Nicht dass die ausgewachsenen groß wären, sie reichten einem Humanoiden gerade so bis zur Hüfte. Die frisch Entwachsenen waren noch viel kleiner. Die meisten von ihnen könnten ohne Probleme auf einer Katze reiten.
»Aber wie entstehen Großsporen?«, fragte Charon.
»Unser Dorfpilz Yoanoh, aus dessen Myzel wir alle stammen, ernährt sich von den Erzählungen. Wenn der Pilz genug gegessen hat, versprüht er seine großen Sporen. Doch jetzt macht euch fort, ich würde gern mit meinem Tagwerk beginnen, bevor heute die zwei Feste stattfinden.«
Die Kleinen tuschelten miteinander und zogen weiter.
Zomis reckte sich. Aus müden Augenlöchern sah er auf die niedrigen Lehmhütten seines Dorfes. In der letzten Nacht war er wieder von Albträumen geplagt worden und hatte nun verschlafen. Er hatte im Traum den Schleier, der sie schützte, fallen sehen. Es jagte ihm jetzt noch einen Schauer über die Kappe. In seinem Traum hatte er vermocht, die Höhlendecke der Immerberge zu sehen. Sporlinge, die ohne Schutz des Sporenschleiers dastanden, wurden ausgelöscht und von den anderen Völkern Zyamels gefressen.
»Legendensammler, wie ernährt sich ein Pilz von Legenden?«
Die junge Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Charon war nicht gegangen. So ein wissensdurstiger Sporling, es würde Zomis nicht wundern, wenn der Kleine ihn heute Abend zum Lehrer wählen würde.
»Der große Pilz isst nicht die Legende an sich. Jede Sporlingsgeschichte ist von Magie durchzogen und durch unsere Erzählungen setzen wir sie frei.«
Der Kleine hielt inne. Seine Augenlöcher verengten sich, doch dann stieß er fröhlich rosafarbene Sporen aus. »Danke, Legendensammler Zomis.« Charon drehte sich um und lief den anderen hinterher.
Endlich allein. Der Blick des Sporlings schweifte zufrieden über das geschäftige Treiben im Dorf. Die Lehmhütten reihten sich wie eine Perlenkette um den Stamm des Pilzes Yoanoh, teilweise stieg Rauch aus den Schornsteinen und trug den wohligen Duft von gebackenem Gemüse an ihn heran. Waren das rote Beete und Kürbis? Das Festmahl für den Abend wurde vorbereitet. Zomis freute sich auf die Bratäpfel.
Die Pfleger waren heute schon früh aufgestanden und hatten den Kleinen beim Entwachsen geholfen. Seitdem liefen die Jungsporlinge aufgeregt kreischend und brabbelnd durch das Dorf und fragten den Älteren Löcher in den Stiel. Der letzte Tag des Entwachsens war ungewöhnlich lange her.
Er sah auf zu Yoanohs riesiger Kappe. Dahinter schillerte der Sporenschleier orange, das erste Lila mischte sich schon hinein.
Der Rhythmus der Sporlinge wurde von der Farbe des Schleiers definiert. Nur selten war es erforderlich, diese schützende Barriere zu durchschreiten und das Dorf zu verlassen, um in den Höhlen der Immerberge Material zu sammeln.
»Sei nicht so ungeduldig«, sagte eine fröhliche Stimme. »Es ist ihr erster Tag. Und schau nicht so ernst, alle in der Sippe freuen sich schon auf die Wahl und das Fest. Hoffentlich entscheidet sich ein Jungsporling für mich.«
Er lächelte. Kara hatte sich hinter ihn geschlichen.
Die Lippen der Sporlingsdame formten ein Lächeln. Sie hatte im letzten Sommer das weibliche Geschlecht gewählt. Viele wechselten es im Laufe des Lebens oder entschieden sich nie für eins. Körperlich, wie andere Völker, pflanzten sie sich nicht fort. Er selbst definierte sich als er, aber mit sie, sier oder ganz ohne Pronomen fühlte er sich auch wohl. Andere seiner Art hielten es gänzlich neutral.
Zomis kannte nur wenige Sporlinge, die so intensiv die Mundlöcher für den Ausdruck von Gefühlen nutzten wie Kara. Er beobachtete fasziniert, wie das Fleisch wieder zusammenfloss und der Mund verschwand. Er selbst verwendete die Löcher nur zum Reden und um seinem Körper Nahrung zuzuführen. Mimik war ihm egal. Die Gefühle eines Sporlings waren an der Farbe der Sporen zu sehen. Auch die Dichte und wie schnell diese aus den Lamellen traten, konnten Aufschluss darüber geben. Die Stimmungsfarben waren nicht bei allen gleich, aber bei vielen seiner Art äußerten sich negative Stimmungen in dunklen und positive in hellen Sporen. Außenstehende vermochten diesen Zusammenhang nicht so leicht zu erfassen.
»Du bist heute aber spät aus dem Laub gekommen. War deine Nacht nicht angenehm?«
»Albträume, wie so häufig in der letzten Zeit.«
Die Festivitäten rund um die Entwachsung zu leiten und den Festplatz vorzubereiten, war seine Aufgabe. Und er hatte keine neue Legende für das Fest gefunden. Selten fielen diese Festtage auf das gleiche Datum und beim letzten Mal hatte es noch seinen Meister gegeben, der geholfen hatte. So blieb ihm wenig Zeit, im Myzelgeflecht nach einer unbekannten Geschichte zu suchen. Würde er schon wieder die Legende vom Urpilz erzählen?
Kara streckte sich, um mit ihren kurzen Armen seinen lila Hut zu tätscheln.
Aus seinen Lamellen traten Sporen in der Farbe seiner Kappe.
»Du sorgst dich zu sehr. Der große Pilz und der Schleier werden immer über uns wachen. Vergiss die trüben Gedanken und geh deiner Wege. Du hast wie wir alle heute viel zu erledigen.«
»Das sagt sich so leicht, du suchst ja nicht im Myzel nach neuen Legenden.«
Kara lachte, drehte sich zu den Ackerflächen um, nur um erneut zurückzutreten, und knuffte seinen Arm. »Wenn es mir möglich wäre, würde ich tauschen und du bestellst die Felder für mich. Aber das funktioniert nicht, also los!«
...
Zomis hatte den Platz vor dem Stamm Yoanohs für die Wahl vorbereitet, die orangene Färbung des Schleiers war beinahe vollständig verblasst. Er eilte in die Höhle unter der Knolle des Pilzes. Nur Legendensammlern war es gestattet, diesen Raum zu betreten. Warum eigentlich? Er verwarf den Gedanken und konzentrierte sich. Er würde sich nicht lange ins Myzel legen.
Das Hyphengeflecht der Pilze zog sich über ganz Zyamel, und die Fruchtkörper, die nicht zu Sporlingen heranwuchsen, beobachteten wie stumme Späher, was in der Welt passierte. Ihre Wahrnehmungen flossen ins Myzel und bildeten die Legenden. Aber in letzter Zeit fing Zomis nur die Gedanken der Pilze auf, die in den Höhlen der Immerberge lebten. Vom Urpilz hatte er schon lange nichts mehr gehört. Er legte sich in die dünnen weißen Fäden, die sich über den Boden spannten, und die Hyphen, die aus seinen Füßen wuchsen, verbanden sich mit dem Netz aus Eindrücken.
...
Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf, er sah Ruinen und stand nur einen Augenblick später inmitten dieser. Es dauerte, bis er seine Orientierung zurückgewann. Es war alles so eintönig, doch die Überreste kamen ihm seltsam bekannt vor. Lehmhütten.
Er richtete den Blick nach oben und erkannte die Decke der Immerberghöhlen. Wo in den Bergen war er?
»Hallo«, rief Zomis laut. Er bekam keine Antwort.
Bei genauerer Betrachtung erinnerten ihn die Ruinen an die Hütten, in denen die Sporlinge seiner Sippe lebten. Er lief weiter und merkte schnell, dass sie kreisrund wie in seinem Dorf angeordnet waren. Weder den Schleier noch den Pilz Yoanoh sah er. Es war also nicht seine Heimat. Seine Füße und Arme kribbelten.
Er lief weiter. Die Luft war trocken und kalt, nicht feuchtwarm wie zu Hause. Was war das für eine Legende? Sonst sah Zomis sie immer vor seinem inneren Auge, nie zuvor hatte er sie so lebhaft zu erkunden vermocht.
Das Gebilde dort, war das nicht die Ruine einer Sporlingsküche, und weiter hinten, sah er da die Überreste eines Ackerzauns?
Vor einem Haus lagen ein Holzgestell und ein Traumfänger mit schwarzen Federn. Genau wie vor seiner Hütte. Daran trocknete er Teekräuter. Er durchsuchte die Ruine. Sporlinge besaßen nur wenige Gegenstände von anderen Völkern. Zomis hatte ein Elfenbuch gelesen, in dem ein lesender Elf mit Brille abgebildet war. Also hatte er sich seine eigene aus Zweigen gebaut.
Genau diese lag nun vor ihm.
Zomis nahm wahr, wie aus den Lamellen seiner Kappe unkontrolliert Sporen traten. Dunkelgelb, fast braun.
Angst. Das war das Dorf seiner Sippe, aber wann?
Instinktiv folgte er dem Weg von seinem Haus zum Platz vor dem Pilz Yoanoh. Der einst stolze Dorfpilz war nur noch ein vergammelter Stumpf. Er roch die Fäulnis, er schmeckte den süßlichen Geruch des Verfalls. Zomis schritt weiter und fand unter einigen verdorrten Hyphensträngen den Eingang zur Höhle. In dieser verweilte sein physischer Leib zurzeit. Ein fahlgrünes Licht lockte ihn. Er bewegte sich vorsichtig voran, das Leuchten wurde immer heller und blendete ihn.
Er stolperte. Anstatt in das weiche Myzelgeflecht zu fallen, trafen seine Beine auf harten Untergrund. Er stand unter einem Pilz, der wesentlich größer war als Yoanoh.
Er war im Krater der Ascheburg, beim Urpilz. Sein Blick flog über die Erde, die den Fruchtkörper umgab, und fiel auf das wilde Grün des Urwalds, der um diesen herum wuchs. Er schmeckte Asche und roch Rauch. Nebel waberte aus dem Grund und Rondex, sein alter Lehrmeister, trat hervor.
Zomis lief einige Schritte auf ihn zu, griff nach ihm, doch das Bild seines Meisters verblasste und er wurde zurück in die Realität gerissen.
...
Zomis sah sich verwundert in der Höhle unter Yoanoh um. Alles wirkte normal. War das eine Legende oder eine Vorahnung gewesen? War so etwas möglich?
...
Ihm blieb keine Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten. Brachte er es über sich, das gerade Erlebte in festlicher Runde zu erzählen? Nein, davon würde er nur Kara berichten. Es würde seine Sporlingssippe in Angst versetzen.
Wenn Rondex doch nur da wäre, er wüsste sicher Rat. Das letzte Mal hatte er seinen Meister bei seiner eigenen Prüfung gesehen. Vielleicht war es an der Zeit, den Schleier zu verlassen und dem Sporlingsstein vor dem Dorf einen Besuch abzustatten?
Er verließ die Myzelhöhle unter Yoanoh und blickte auf. Irritiert nahm er das tiefe Lila wahr. Die Zeit war verflogen und er war zu lange im Myzel gewandert. Die Sippe stand schon auf dem Festplatz im Kreis, in ihrer Mitte die frisch entwachsenen Sporlinge. Der Anblick erfreute ihn und verscheuchte die düsteren Gedanken. Ihre erste Nacht auf Zyamel war für sie etwas Besonderes.
»Meine Freunde, wir haben uns nach so langer Zeit hier versammelt, um endlich wieder ein Fest der Entwachsung zu feiern. Diese acht Jungsporlinge haben sich vom Myzel des großen Pilzes Yoanoh gelöst. Zugleich ist ein Abend der Legenden, und weil wir Zuwachs in unseren Reihen haben, verkünde ich heute die Geschichte der ersten Entwachsung.«
Die älteren Sporlinge raunten und tuschelten.
»Hat er schon wieder keine neue gefunden?«
»Hoffentlich wählt einer der Kleinen Zomis. Seit wir einen Legendensammler haben, gibt uns Yoanoh nur noch selten Großsporen.«
»Vielleicht ist es nicht gut, wenn er jemanden ausbildet? Wir sollten ihn absetzen, neue Besen kehren besser.«
»Redet nicht so!«, fauchte Kara die Alten an.
Zomis lächelte, auf sie war Verlass. Er sah die Jungsporlinge an und sprach: »Bevor ich aber die Legende vortrage, müsst ihr eure Wahl treffen. Wir haben verschiedene Berufe, die wir Sporlinge ausüben. Ihr konntet euch heute im Dorf frei bewegen und allen Bewohnern Fragen stellen. Ich bitte also die Oberhäupter, vorzutreten.«
Kara, die die Farm leitete, trat vor und nach und nach auch die anderen. Zuletzt Zomis, der einzige Legendensammler.
»Acht Berufe gibt es in unserem Dorf, ihr habt die freie Wahl. Solltet ihr merken, dass die Aufgabe nicht euren Fähigkeiten entspricht, ist ein Wechsel möglich.«
Zomis wartete. Würde es heute so weit sein und er bekam einen Lehrling, oder musste er bis zur nächsten Entwachszungszeremonie warten? Es hatte nie viele Legendensammler gegeben, aber nur ein einziger über so eine lange Zeit war ungewöhnlich. Er sah Charon an. Der kleine Sporling blickte von einem Oberhaupt zum anderen, als ob er das, was er an diesem Tag erfahren hatte, im Geiste erneut durchging. Er wäre für diesen Beruf geeignet.
Zomis’ Gedanken flogen zurück zu dem Tag, an dem er seine Wahl getroffen hatte, zu seiner Ausbildungszeit und seiner Prüfung. Das war schon fünfzehn Entwachsungen her und die Zeiträume zwischen den Festen wurden immer länger.
Karas Prüfung lag erst eine Entwachsung zurück und sie war schnell zum Oberhaupt der Farm gewählt worden. Einsam war Zomis zwar nicht, das war kein Sporling jemals. Aber sein Wissen an einen Jungsporling weiterzugeben, war ihm so lange verwehrt geblieben.
Zwei gingen zu den Myzelbauern, einer zu den Tierpflegern. Nach einer Weile entschieden sich weitere zwei für die Sucher, die in der näheren Umgebung Rohstoffe sammelten.
Charon sah unschlüssig zwischen den Oberhäuptern hin und her. Graue Sporen stoben in schnellen Stößen aus seinen Lamellen, Ambivalenz.
Die anderen beiden Sporlinge schienen ebenfalls verunsichert zu sein. Dann rannte einer zu Kara, der zweite meldete sich für die Küchen.
Blieb nur Charon.
Zomis schloss die Augenlöcher und sandte einen Wunsch an Yoanoh. Mit einem Lehrling würden die Motzereien der Alten vielleicht endlich ein Ende finden. Er war erst ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft, wenn er einen Jungsporling ausgebildet hatte. Ein solcher Sporling nannte sich Meister.
Er erschrak, als er angesprochen wurde.
»Legendensammler Zomis, ich würde gern dein Lehrling werden«, sagte der Kleine. »Ich weiß nur nicht, ob das der richtige Beruf für mich ist. Aber du schaust so allein aus und das find ich doof.«
Zomis lächelte und beugte sich zu ihm hinunter. »Ob das die geeignete Aufgabe für dich ist, vermag ich nicht zu sagen. Doch Empathie und Einfindungsvermögen sind schon einmal hilfreiche Fähigkeiten. Du wirst viel lernen und tief ins Myzel eintauchen, um in ihm nach Legenden zu suchen. Du wirst die Festivitäten der Sippe leiten. Da ich der einzige Legendensammler im Dorf bin, wirst du, sobald du die Prüfung bestanden hast, Oberhaupt dieses Berufes und so der Gemeinschaft dienen. Ich werde dir dann beratend zur Seite stehen. Du siehst, wählst du diesen Weg, trägst du große Verantwortung auf deiner Kappe. Dafür wirst du aber Geschehnisse erleben, die anderen Sporlingen nicht zugänglich sind. Bist du dir sicher, dass du diesen Weg anstrebst?«
Die Pilzhaut um Charons Mundöffnung floss in ein Lächeln, das Zomis so nur von Kara kannte. »Ich werde es versuchen«, sagte der Jungsporling.
Zomis nickte Charon aufmunternd zu und sah auf.
Da nun der letzte Sporling seine Wahl getroffen hatte, hielt Kara nichts mehr an ihrem Platz. Sie rannte zu ihrem Freund und umarmte ihn. »Wir sind Lehrer, endlich. Nun wirst auch du dein Wissen weitergeben.«
Die anderen Oberhäupter räusperten sich.
»Danke, Kara.« Zomis erhob seine Stimme. »Da alle Sporlinge ihre Wahl getroffen haben, setzt euch bitte. Wir werden nun Yoanoh eine Legende darbringen.«
Zufrieden beobachtete er, wie sich die Sippe regte, sie die Löcher schlossen und sich feine Hyphen aus ihren Körpern in den Boden wanden. Die Alten halfen den Jungen. Jeder seiner Art war dazu imstande, das Myzelgewebe wahrzunehmen. Doch nur Sporlinge seines Berufes besaßen genügend Übung darin, neue Legenden zu finden.
Zomis erzählte, wie schon einige Male zuvor, die Geschichte, die jeder Legendensammlerlehrling bei seiner Prüfung fand. Die Magie der Worte löste sich. Die anderen Sporlinge stießen rot funkelnde Sporen aus, die zum Dorfpilz stiegen und von diesem aufgenommen wurden. Enttäuscht stellte er fest, dass es nicht ausreichte, um neue Großsporen von Yoanoh zu bekommen.
Legenden
Zomis war noch vor seiner Zeit aus unruhigen Träumen erwacht. Das Bild des verdorrten Yoanoh verfolgte ihn die ganze Nacht. Er band sich seinen Kräuterbeutel um und verstaute die kleine Brille darin. Auf seinem Weg durch das Dorf hielt er Ausschau nach Kara, fand sie aber nicht. Es dufte keinen Aufruhr unter den Sporlingen geben.
Charon stand schon vor der Höhle der Legendensammler und stieß Sporen in den verschiedensten Farben aus. Insbesondere Jungsporlinge zeigten dieses Verhalten, wenn sie aufgeregt waren. Seine blaue Kappe glänzte orange im Schein des Vorhangs.
»Da seid Ihr ja endlich, Meister Zomis. Beginnen wir mit meiner Ausbildung?«
»Ja, aber zuallererst: Sag bitte du. Und Meister bin ich erst, wenn du deine Prüfung abgelegt hast. Nun hinein mit dir, wir haben viel zu besprechen.«
Sie begaben sich in die feuchtwarme Luft des Myzels.
»All das ist das Myzelgeflecht Yoanohs, welchem wir entwachsen. Sporlinge haben keine Bücher, wir schreiben nur selten. Geschichten und Legenden verwahren wir im Geflecht unseres Dorfpilzes. Die Vorfahren haben die Großsporen des Urpilzes mit sich genommen und andere Pilze befruchtet, die aber nicht entwachsen, sondern ihrerseits zu neuen Dorfpilzen geworden sind. So ist die Vielfalt der Sporlinge in der Welt entstanden. Es gibt viele verschiedene Sporlingsarten. Wir sind Ausporlinge und damit die Art, die am häufigsten auf Zyamel vertreten ist.«
Zomis gab Charon getrocknete Kamillenblüten, die er in seinem Beutel mit sich trug. Dann schnitt er sich in den Finger, milchiger Saft trat aus der Wunde. Vereinzelte schwarze Sporen rieselten aus seinen Lamellen. Schmerz.
»Zerkau es!«
Der Jungsporling befolgte die Anweisung. Sie vermochten zu essen wie alle anderen Völker. Dabei verhärteten sich Stellen im Mundraum, um die Nahrung zu zerkleinern.
»Jetzt verstreiche den Brei auf der Wunde.«
Charon tat wie ihm geheißen und verteilte die grüne, schleimige Masse auf dem Schnitt.
Während sein Lehrling den Heilbrei verstrich, verschloss sich die Wunde. »Unser Speichel verstärkt die Heilwirkung der Kräuter. Es gibt andere Sporlingsarten, welche auf diese Art Wesen vergiften.«
Charon nutzte seine Mundlöcher und lächelte verständig.
»Gut! Trage immer Heilkräuter bei dir, denn du weißt nie, was passieren kann. Und so bist du in der Lage, anderen in der Not zu helfen. Das ist unsere Spezialität. Jetzt zeige ich dir, wie du dich mit dem Myzel verbindest.«
Er legte sich in die Mulde und nach und nach wuchs ein feines Geflecht von Hyphen wie kleine Tentakel aus seinen Extremitäten.
»Wenn du dich konzentrierst, steuerst du das Wachstum bewusst. Sobald mein Myzel das Myzelnetz berührt, verbindet es sich und ich tauche in die Gedanken unseres Pilzes Yoanoh und in die Welten der vielen anderen Fruchtkörper ein, mit denen er verbunden ist.« Er zog die Stränge zurück, aber ein kleines Stück riss ab.
»Zomis, du hast etwas von deinem Myzel verloren, schmerzt das nicht?«
»Nein, das passiert immer. Wenn du ruhst, wachsen die Hyphen in den Boden und verbleiben dort, das ist normal. Sobald sich genug deines Geflechtes im Untergrund verbreitet hat, wächst ein Pilz und möglicherweise sprießen kleine Fruchtkörper. Probier es! Vermutlich wird es nicht reichen, in die Gedankenwelt von Yoanoh einzutauchen, aber wie gestern wirst du ihn zumindest hören.«
Charon tat es ihm gleich.
Es dauerte eine Weile, doch dann trieben feine Hyphen aus seinen Beinstümpfen und griffen nach dem Myzel Yoanohs.
»So ist’s richtig.«
»Meister, ich glaube, ich höre etwas. Da sind viele andere.«
»Gut, aber nenn mich nicht so. Bist du aufgeregt oder müde, schenkt dir das Myzel Ruhe. In den Gedanken der Gemeinschaft Atem zu schöpfen ist erholsam für unsereins. Du hast den Rest des Tages frei. Geh durch das Dorf, sprich mit den anderen Sporlingen, aber erhole dich auch. Du wirst merken, dass Hyphen aktiv wachsen zu lassen, am Anfang sehr anstrengend ist.« Zomis half ihm aus der Höhle. »Wie wünschst du angesprochen zu werden?«
»Charon und er ist völlig in Ordnung! Damit fühle ich mich zurzeit sehr wohl.«
»Dann werde ich weiterhin er nutzen.«
Sein Lehrling beeindruckte ihn immer mehr. Der Kleine war so wissbegierig und zielstrebig.
Zomis sah zurück in die Höhle und zu dem Stamm Yoanohs. Der faulige Geruch der Vision stieg ihm in die Lamellen und er erinnerte sich an die Aufgabe, die er zu erledigen hatte.
...
Sein Weg führte ihn zu den Feldern und er fand Kara am Zaungeflecht. Ihr Lehrling grub ein Stück Boden um, damit er für das Myzel durchlässiger wurde.
Zomis erzählte ihr, was er am vorherigen Tag im Geflecht erlebt hatte.
»Glaubst du, dass das etwas zu bedeuten hat? Bisher hat das Myzel dir Legenden gezeigt und die entsprechen ja nicht der Wahrheit, oder? Es sind nur alte Geschichten.«
Ein dunkelblauer Sporennebel schwebte aus seinen Lamellen und zeigte deutlich, dass er sich ertappt fühlte.
»Raus mit der Sprache! Ich bin deine beste Freundin, wenn du dich mir nicht anvertraust, wem sonst?«
»Da hast du recht«, sinnierte Zomis. »Rondex hat damals nicht gesagt, dass es ein Geheimnis wäre.«
»Warum sprichst du jetzt von deinem alten Lehrer? Sag schon.«
»Ich habe dir nie vom Tag meiner Prüfung erzählt.«
...
Sein Lehrmeister hatte die Prüfung sehr früh an diesem Tag angelegt und wartete bereits ungeduldig.
»Du bist spät.« Rondex ließ keine Erklärung zu und deutete auf die Höhle unter Yoanoh. »Ab ins Geflecht mit dir, du wirst heute deine erste Legende suchen.«
Zomis legte sich, wie ihm befohlen wurde, in das Myzelnetz.
»Jetzt strecke die Hyphen aus und greife nach dem Myzelgeflecht und lasse die Eindrücke durch dich fließen wie ein Bach, der frisches Nass ins Tal trägt.«
Zomis schloss die Löcher und die Gedanken des Myzels schossen durch seinen Geist. Wie sein Lehrmeister befohlen hatte, hielt er sie nicht fest, sondern ließ sie strömen. Gedämpft, wie durch einen Vorhang, nahm er die Stimme seines Meisters wahr.
»Wie ich dich gelehrt habe, steckt in jeder Legende Magie. Du weißt, wie sie sich anfühlen. Wenn du in einem Bach stehst, spürst du ab und an wie ein Steinchen oder ein Fisch deine Beine streift. Genau so suchst du im Fluss des Myzels nach Legenden. Fühlst du eine, greif zu. Zögere nicht, sonst ist sie fort, Gedanken sind flüchtig. Hast du eine gefangen, schau sie ausführlich an, merke dir alles, was du wahrnimmst. Umso lebendiger das Bild ist, desto besser wirst du es später mit all seinen Details erzählen. Rieche, schmecke, fühle, höre, sehe. Nimm jede Feinheit mit.«
Zomis streckte seinen Geist aus und beobachtete den Strom an Gedanken. Es dauerte eine Weile, aber dann verstand er die Worte seines Meisters. Da war etwas, das sein Bewusstsein berührte.
Er griff zu.
Eindrücke durchzogen wie Blitze seinen Geist. Er sah einen Stein in dem Sumpf, der das Pilzdorf umgab. Er schritt näher an den beschlagenen Felsen in Form eines Ausporlings heran. Es war ein Sporlingsstein. Zomis erinnerte sich an Legenden, die erzählten, dass diese Gebilde über ganz Zyamel verteilt standen. Die Vorfahren hatten sie in der Welt verbreitet, um Reisenden ihrer Art den Weg zu anderen Dörfern zu weisen. Das Myzel deutete zwar die Richtung, aber außerhalb des Schleiers war das Sporlingsdorf nicht zu sehen. Er konzentrierte sich auf den Stein und ließ seinen Blick über das rissige Material gleiten. Worte in der alten Sprache des Myzels standen auf der steinernen Kappe. Zomis stieß lilafarbene Sporen aus und die Schrift glühte in eben dieser Farbe auf. Die Zeichen sortierten sich neu und setzten sich zu einem lesbaren Text zusammen. Er erkannte, dass es sich um die Legende der Entstehung der Sporlinge handelte, welche Rondex ihm schon so oft erzählt hatte. Doch sie musste einst wesentlich länger gewesen sein, der Rest der Worte war abgebrochen.
Zomis kam wieder zu sich und sah seinen Lehrmeister an.
»Ich sah einen Sporlingsstein im Sumpf vor unserem Dorf.«
Sporen der Freude drangen aus den Lamellen seines Lehrers. »Jeder Prüfling der Legendensammler findet diese Geschichte, aber damit ist deine Prüfung nicht vorüber. Wir werden gemeinsam zum Schleier wandern und ihn durschreiten.«
Zomis zuckte zusammen. Er würde den Schutz der Gemeinschaft verlassen. Seine Lamellen stießen gelbe und blaue Sporen aus. »Aber wir Sporlinge bewegen uns nie außerhalb des Dorfes.«
»Manche Zusammenhänge im Leben lernst du nur, wenn du sie selbst durchlebst. Legenden aus dem Myzel sind Erfahrungen aus zweiter Hand. Ich habe dem Ursprung der Geschichten kaum Beachtung geschenkt, als ich in deinem Alter gewesen bin.«
Lehrling und Lehrer standen Seite an Seite vor dem Sporenschleier. Dicke, purpurne Streifen durchzogen den orangenen Dunst - es würde eine Weile dauern, bis die Nacht heranbrach.
So nahe war Zomis dem Ende des Dorfes bisher nie gekommen. An einigen Stellen sah er durch den Schleier hindurch. Er konnte die gelben und blauen Sporen der Aufregung nicht zurückhalten und sein Blick eilte zurück zum Dorfplatz.
»Uns wird nichts geschehen, fasse Mut und folge mir!« Rondex trat einen Schritt nach vorn und es sah aus, als ob das Lila und Orange ihn verzehren würde. An der Stelle, an der er durch den Schutzmantel des Dorfes schlüpfte, wirbelten die Farben wie Wellen im Wasser umher. Rondex leuchtete auf der anderen Seite auf und verschwand dann in der Dunkelheit, die hinter dem Schleier lauerte.
Zomis holte tief Luft und durchschritt die bunten Strudel. Ein Gefühl, als würde er mit der Kappe die Wasseroberfläche durchstoßen. Es kribbelte überall, war aber nicht unangenehm. Kurz wurde es hell um ihn und er erkannte, dass es vom Sporenschleier stammte, der an ihm haften blieb und dann verlosch.
Er drehte sich in der neuen Welt, in der er nichts sah als Schwärze. Hinter ihm war kein Schleier, sondern nur Düsternis. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augenlöcher an die ungewohnten Lichtverhältnisse gewöhnten.
Nur langsam nahm er Umrisse wahr. Nicht weit entfernt von ihm stand Rondex.
»Führe mich.«
»Wie, wohin?«
»Dir wird die Landschaft bekannt vorkommen. Vertraue auf deine Intuition, du wirst den Weg finden.«
Zomis war irritiert von den Worten seines Meisters, lief aber dennoch los. Es dauerte, dann verstand er. Er kannte die Umgebung, er war diesen Weg schon einmal gegangen – in der Legende, die er zuvor gesehen hatte.
Das Gefilde, der Pfad, alles stimmte. Dicker grüner Farn ragte in saftigen Büscheln aus dem schlammigen Boden. Hieß das auch, dass der Sporlingsstein echt war? Zomis wurde schneller, er rannte durch den Sumpf.
Rondex folgte ihm lachend.
Um den Stein waberten Nebelschwaden über dem blubbernden Morast. Die Risse in der Sporlingskappe, das Grau des Gesteins, die Schriftzeichen: Es war der Sporlingsstein aus der Legende. Zomis sah sich um, fand den abgebrochenen Teil des Textes und entzifferte auch diesen.
Jenseits des Schleiers
Die ersten Sporlinge entwuchsen dem Myzel des Urpilzes und verbreiteten sich über die ganze Welt. Die anderen Völker jagten sie aufgrund der Magie, die ihnen angeblich innewohnte. Hinter Schleiern verbargen sich die Sippen vor den Angriffen und lebten in aller Abgeschiedenheit. Wenn Sporlinge, die diese Worte lesen, in Gefahr geraten und ihren Schleier verlassen müssen, esst Regenfarn. Dieses Kraut verbirgt unsere Art vor den Augen der anderen Völker. Aber seid vorsichtig, es verdeckt nicht euren Geruch. Folgt dem Pfad durch den Sumpf und ihr werdet das Dorf finden.
...
Rondex trat zu Zomis.
»Was auf diesem abgebrochenen Stück steht, stimmt. Wie du sicher erkannt hast, beinhaltet jede Legende einen Funken Wahrheit. Manche Geschichten sind zum Erzählen gedacht, andere musst du in deiner Kappe verwahren, so sehr du sie auch teilen willst. Fortan wirst du über das Dorf wachen. Geschehnisse, die die Gemeinschaft bedrohen, lernst du bald frühzeitig zu erkennen – und zu unterscheiden, was für die Sippe ist und was du besser für dich behältst. Du wirst in den Gedanken des Geflechtes an entlegene Orte reisen und die nächste Nähe beobachten. In deiner heutigen ersten Legende bist du im Myzel an diesen Ort gewandelt. Sofern das Myzelgeflecht verbunden ist und Fruchtkörper wachsen, wirst du wahrnehmen, was der Pilz wahrnimmt. Wenn du jemals in Gefahr bist oder der Sippe Unheil droht, kehre hierher zurück.«
...
Zomis hob seinen Blick und sah Kara eindringlich in ihre schwarzen Augenlöcher.
»Bitte begleite mich zum Sporlingsstein. Vielleicht werde ich mit seiner Hilfe erfahren, was hier vor sich geht.«
Während seiner Erzählung war sie still geblieben. Aber nun, da er endete, sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor.
»Das hast du mir all die Jahre verschwiegen. Du Stinkmorchel!« Freundschaftlich schlug sie ihm auf die Kappe. »Wenn du zu diesem Stein läufst, dann werde ich das schon lange schaffen. Warte, ich hole meine Hacke, ohne sie gehe ich nicht durch den Schleier.«
...
Der Sporenschleier waberte vor ihnen. Kara betastete die feinen Farbwirbel und beobachtete, wie der Hauch der Sporen an ihrer Hand verblieb und aufleuchtete. Dann traten sie gemeinsam hindurch.
»Das war außergewöhnlich«, rief Kara.
Zomis lachte. »So hätte ich es nicht ausgedrückt, aber ich verstehe, was du meinst. Warte, bis sich deine Löcher an die Dunkelheit gewöhnt haben, dann wandern wir zum Sporlingsstein.«
»Glaubst du wirklich, dass der Stein noch dort ist? Du warst seit Jahren nicht mehr da.«
»Rondex sagte, ich sollte hierher zurückkommen bei drohender Gefahr. Ich werde nicht die Sporen in den Wind wehen lassen, ich werde etwas unternehmen!«
Einsam ragte der Sporlingsstein vor ihnen auf. Das Grau der steinernen Kappe war überzogen von dicken Flechten. Die Sporlingsrunen leuchteten matt dazwischen hervor.
»Und was hast du jetzt vor?«
»Ich werde versuchen, eine Verbindung zum Myzel aufzubauen. Pass bitte auf mich auf, weil ich dann nicht wahrnehme, was in meiner Umgebung geschieht.«
Zomis lehnte sich an den in Stein gehauenen Sporling, schloss die Augenlöcher und verband sich mit dem Myzel. Außerhalb der Höhle der Legendensammler und des Schleiers war er schutzlos. Doch Kara war da. Er konzentrierte sich auf das monotone Blubbern des Sumpfes. Silberne Sporen schwebten aus seinen Lamellen. Dann griff er nach den Gedanken im Myzel und wurde mit ihnen fortgerissen.
...
Er löste sich aus dem Strudel und vor ihm stand sein Meister.
»Meine Warnung hat dich erreicht.«
»Rondex, ich … Was ist los, wo sind wir?«
Die Wände bestanden aus kaltem Stein, nur ein kleines Fenster mit Metallstäben ließ schummriges Licht herein, eine massive Tür verschloss den winzigen Raum. War sein alter Meister ein Gefangener?
»Wir haben nicht viel Zeit, Zomis. Du wirst dich auf die Reise zum Urpilz begeben, sonst wird das Dorf zerstört werden. Der Sporenschleier fällt in diesem Augenblick. Wenn du Yoanoh nicht rasch eine Spore vom Urpilz bringst, wird der Schleier für immer versiegen und der Pilz unserer Sippe sterben. Das ist deine einzige Chance. Jemand sucht nach dem Dorf, und wenn er es nicht schon entdeckt hat, wird er es bald finden.«
»Aber … wie? Das Geflecht …«
»Das Myzelnetz ist zerstört worden, doch dank Yoanoh können wir sprechen.« Durch die Tür drangen dumpfe Geräusche, Schritte. »Du musst jetzt fort.«
»Ich werde kommen und dich befreien! Und dann retten wir zusammen das Dorf.«
»Nein, Zomis, die Rettung eines alten Pilzes bringt dich nicht weiter. Reise zum Urpilz!«
Rondex sprang auf und stieß Zomis zurück.
...
»Da bist du ja endlich wieder!«, rief Kara panisch und riss ihn auf die Beine. »Ich habe versucht, dich zu wecken, aber du hast nicht reagiert. Zomis, der Schleier ist gefallen, ich sehe von hier aus das Dorf!«
Benommen lugte er zum Sporlingsdorf. Es war wirklich passiert.
Kara wandte sich zum Gehen, doch Zomis hielt sie fest. Ihr Mundloch zog sich zu einem schmalen Schlitz zusammen. »Was ist denn noch? Wir müssen zurück und schnell alle Lichtquellen löschen, sonst werden wir sofort entdeckt.«
»Das ist eine gute Idee, doch ich werde nicht mit dir kommen. Rondex ist mir erschienen. Ich werde zum Urpilz reisen und eine Spore zu Yoanoh bringen, sonst werden wir unser Dorf nicht retten können.«
»Dann begleite ich dich.«
»Nein, du wirst den anderen helfen, die Situation zu verstehen. Du bist die Einzige von uns, die sich wenigstens etwas zu wehren vermag.« Sorgenvolle Sporen drangen lila schillernd aus seinen Lamellen. Er atmete tief durch und Silber mischte sich dazwischen. »Ich werde schon klar kommen.«
Zomis suchte ein bestimmtes Kraut und wurde fündig.
»Hier, das ist Regenfarn. Ich habe dir erzählt, was auf der Tafel steht. Damit werdet ihr euch vor den Augen der anderen Völker verstecken. Sollten sie das Dorf entdecken, geht in die Höhle unter Yoanoh. Hinter dem Myzel in meiner Kammer ist ein Geheimgang, der zu tiefer gelegenen Kavernen führt. Sie werden sie vermutlich schnell finden, aber wenn ihr alle den Farn zu euch nehmt und euch dort versteckt, gewinnt ihr zusätzliche Zeit.«
»Ich kann dich nicht allein gehen lassen, bis auf die paar Kräuter trägst du doch nichts bei dir. Hier, nimm wenigstens meine Hacke.«
»Du traust mir aber viel zu.« Zomis griff nach der Waffe, die sie ihm hinhielt. Sie ließ los und das Gewicht riss ihn zu Boden.
»Wie soll ich dich denn gehen lassen? Du kannst nicht einmal so eine kleine Hacke tragen.«
»Du hast keine Wahl, Kara. Die Sippe benötigt deinen Schutz. Wer weiß, wann die Wesen uns entdecken.«
»Das nächste Dorf ist Wochen entfernt, die anderen Völker haben die Immerberghöhlen doch immer gemieden!«
Zomis schüttelte traurig die Kappe. »Sie haben eine Siedlung unweit von hier, nur der Sumpf hat dafür gesorgt, dass sie sich nicht bis hierher ausbreiten.«
»Und du hast nichts gesagt?«
»Was hätte die Information genützt? Unsere Sucher gehen höchstens in den Sumpf oder tiefer in die Höhlen. Für die anderen Völker gibt es hier nicht das Geringste. Und jetzt los, die Sippe wird schon nach uns suchen und jemand muss ihnen die Situation erklären.«
Kara umarmte ihn mit Tränen in den Löchern. »Pass auf dich auf und komm ja heil wieder.«
Er blieb allein zurück. Zomis erinnerte sich an Legenden, die zeigten, wo der Ausgang des Immerberges lag, und dass die Kinder Ang’Rans im Wald vor den Bergen wohnten. Vielleicht waren sie imstande, ihm zu helfen und den Weg zur Ascheburg zu weisen.
...
Die Düsternis in den Höhlen der Immerberge war so anders. Er vermisste den Schein des Schleiers seiner Heimat. Das monotone Blubbern des Sumpfes wurde bald schon von rauem Stein abgelöst. Weit oben im Dunkel bewegte sich etwas. Hier und da glühten Fangarme von Wesen auf, die damit Beute anlockten. Gefräßige Schleimschnecken, hallten die Worte seines Meisters durch seine Kappe. Es gab sie wirklich.
Er wanderte immer in die Richtung, die ihm die alte Legende vorgab. So einsam wie jetzt hatte er sich noch nie gefühlt. Graue Sporen rieselten vereinzelt aus seinen Lamellen. Wie lange er unterwegs war, vermochte er nicht zu sagen. Er ruhte in kleinen Nischen, die sich in dem zerfurchten Stein öffneten. Über das Myzel beobachtete er seine Umgebung.
In einiger Entfernung lag die Stadt an einem See. Ein stark frequentierter Weg wand sich zwischen dem mit Schilf bewachsenen Ufer und seinem Unterschlupf.
So nahe waren die anderen Völker den Sporlingen gekommen.
Als er sich sicher war, dass sich niemand dem Versteck nähern würde, reiste er im Myzel an die Gebäude heran. Aus einem riesigen Felsspalt drang Licht in die Höhle. Der See war mit dem Meer verbunden, eine Bucht unter Tage. Wo die Stadt an den See stieß, befand sich ein Hafen, in dem große Schiffe vor Anker lagen. Zomis hörte die vielen Stimmen der anderen Völker. Dunkelgelbe Sporen schwebten aus seinen Lamellen.
»Du bist der Legendensammler des Dorfes, du hast ein Ziel, hab jetzt keine Angst«, sprach er sich gut zu.
Langsam färbte sich das Licht rot, der Schein wurde schwächer und erstarb. Die Fackeln der Stadt verloschen und es kehrte Stille ein.
...
Vorbeieilende Personen nannten die Siedlung Quelldorf. Zomis stand auf, griff zum Regenfarn und aß ihn. Bernsteinfarbener Sporendunst drang aus seinen Lamellen und eine Kraft flammte in ihm auf, die er so nur vom Legendenerzählen kannte. Die Sporen legten sich wie ein Schleier um seinen Körper. Mutig schritt er aus der Nische, über die Straße und schließlich durch das Tor der kleinen Wallanlage der Stadt. Fast rechnete er damit, von den zwei wachhabenden Elfen entdeckt zu werden. Streng besahen sie jedes Wesen, das das Tor passierte. Einige wurden angehalten und nach dem Grund ihres Besuchs befragt. Die beiden sahen wirklich aus wie in den Legenden, hochgewachsen, spitze Ohren, schmale Hände in zarten, fliederfarbenen Handschuhen. Zomis spürte ihren Blick auf sich ruhen und tastete sich vorsichtig voran. Dann sah ihn eine der Wachen an und er erstarrte in seiner Bewegung. Die Augenblicke dehnten sich im fahlen Lichtschein, der sich durch den Felsspalt auf die Stadt legte.
»Stop!«, sprach die andere Elfe streng.
Zomis zuckte zusammen, dann sah er, dass sie einen Ork aufhielt, der mit einer Keule über der Schulter das Tor passieren wollte.
Der Regenfarn tat seinen Dienst. Zomis atmete durch und lief weiter.
Elfen, ein paar wenige Orks, Menschen, Goblins und andere Wesen, die er nicht erkannte, tummelten sich hier. Ihr friedliches Zusammenleben verwunderte Zomis und es ärgerte ihn, dass er so vieles nicht kannte. Die Legenden zeigten eben nicht alles. Einiges konnte er aus den Gesprächen der Fremden erfahren, doch er würde sie gern fragen, warum es so sein musste, wie es war.
Grau. Er vermisste Kara, sie hätte das Ganze spannend gefunden. War die Entscheidung richtig gewesen? Zomis sah, dass viele der Wesen zum Hafen schritten, und er wurde neugierig.
...
Bunt behangene Stände verkauften im Schein ihrer Fackeln Fisch, Käse, Werkzeuge und Waren, die der Sporling nicht zuzuordnen vermochte. Zusätzlich zu seinen bernsteinfarbenen Schleiersporen traten grellgrüne hervor. Er beobachtete mit großen Augenlöchern, wie einige Boote anlegten, während andere noch auf den dunklen Gewässern des Quellsees hin und her schwappten.
Aus dieser Perspektive wirkte der See riesig. Die Fackeln funkelten im sanften Auf und Ab der Wellen. Sein Ende nahm Zomis nur anhand des Lichtes, das aus dem Spalt im Bergmassiv hereindrang, wahr. Er sah nicht einmal mehr die Höhlendecke, so hoch war sie an dieser Stelle.
Am Straßenrand kauerte eine Gestalt im Dreck. Die Kleidung war abgerissen und schmutzig, die Hand, ausgestreckt zu den vorbeiziehenden Geschöpfen, war bordeauxrot. Die seltsam ausgebeulte Kapuze eines löchrigen Umhangs verdeckte das Gesicht. Die Stadt war ein Moloch der Völker und ebenso bunt war die Menge, die an dem sonst grauen Wesen vorbeischritt.
»Haben Sie ein paar Münzen für mich?«, fragte der Sitzende eine vorbeihuschende Elfe und hielt erneut die Hand nach oben. Flehend, bittend. Die Frau sah und hörte ihn anscheinend nicht. Auch die restlichen Vorbeigehenden schienen ihn nicht wahrzunehmen. Die Kapuze des Wesens rutschte zurück und offenbarte zwei Hörner, die denen der Widder, die er im Myzel gesehen hatte, ähnelten. Die Ohren glichen denen der Elfen und er hatte ein zweites Augenpaar. Das obere war bernsteinfarben, das untere smaragdgrün. Welchem Volk gehörte der Gehörnte an? Er erinnerte sich an keine ihm bekannte Legende.
Ein hochgewachsener Kerl mit Gehstock und schwarzer Kleidung näherte sich dem Wesen und für einen Augenblick hatte Zomis das Gefühl, er würde den Gehörnten im Staub sehen. Aber da hatte er sich wohl geirrt. Der Kerl hob den Gehstock im Laufen und traf die rote Hand mit voller Wucht. So etwas würde doch niemand mit Absicht tun? Er schritt weiter, als wäre nichts passiert. Das Wesen hielt sich die Hand und schien mit den Tränen zu ringen.
Zomis ließ alle Vorsicht fahren, zerkaute Heilkräuter, nutzte eine Lücke zwischen den Passanten, setzte sich zu dem Wesen und verstrich den Brei auf dessen Hand. Der Sporenschleier lief über und schloss beide ein. Erschrocken sah der Gehörnte auf.
»Der Schmerz wird nachlassen. Verrate mir eins, warum nimmst du Regenfarn zu dir?«
Der Blick seines Gegenübers wurde sanfter und die Rötung ließ nach.
»Kannst du nicht sprechen?«
Das Wesen sah ihn mit großen Augen an. Da erinnerte er sich an die Worte seines Meisters, konzentrierte sich und eine weiße, etwa faustgroße Spore quetschte sich aus seinen Lamellen und flog auf sein Gegenüber zu. Zomis deutete auf diese und auf den Mund.
Es verstand und aß.
»Also, warum isst du Regenfarn? Weißt du nicht, dass du dadurch unsichtbar wirst?«
Mit ruhiger Stimme antwortete das Wesen: »Es ist gefährlich für Kinder deines Volkes hier in der Stadt. Erst vor Kurzem wurden Sporlinge für bare Münze nach Nowar verkauft.«
Zomis sah Gier in seinen Augen aufblitzen, dann bemerkte er etwas anderes. Dankbarkeit. Er stand auf und wich ein Stück zurück. Der Sporennebel um den Gehörnten brach nicht ab.
»Bitte geh nicht! Ich danke dir für die Hilfe … Und ich habe keinen Regenfarn gegessen. Bis auf Bauchschmerzen würde bei mir nichts passieren. Für uns Fluchlinge ist das Kraut ungenießbar.«
Zomis’ Sporen wechselten zwischen Gelb und Blau. Flucht oder bleiben? Er war zu weit gegangen. Es gab Gründe, warum sie sich den Völkern nicht offenbarten. Er sah ihn an. Regenfarn war doch nicht giftig?
»Du triffst das erste Mal einen wie mich?«
Zomis nickte.
»Weißt du, die anderen tun alles, um mein Volk nicht zu sehen. Die, die unsereins schlagen, geben vor, sie würden uns nicht wahrnehmen. Doch sie tun es. Sie haben Angst, dass der Fluch auf sie übergeht. Wir werden als Fluchlinge geboren und sterben als Fluchlinge. Und da ich keine Arbeit habe, bin ich zum Betteln gezwungen, und dann bist du sowieso unsichtbar. Mit so einem will niemand etwas zu tun haben. Wenn du Bettler bist, meiden dich alle. Halten dich für Abschaum! Sogar in meinem eigenen Volk giltst du damit als ausgestoßen.« Er spie die letzten Worte aus. »Als ob es für uns noch nicht schwer genug wäre.«
Das gab Zomis zu denken. Diese Wesen wurden nicht wahrgenommen? Wie einsam war so ein Leben?
»Die anderen nehmen dich also nicht wahr?«
»Sie geben es nur zu, wenn sie müssen. Mein Name ist Salrius. Magst du dich nicht wieder zu mir setzen und wir reden ein wenig?«
Zomis überlegte. Er nahm keine Arglist in den Augen des Gehörnten wahr, nur Neugier.
»Ich bin aber in Eile und auf der Reise zur Ascheburg.«
»Da hast du einen weiten Weg vor dir. Für einen deines Volkes eine gefährliche Strecke. Die Magier der Strahlenden Türme überwachen die Brücke. Sie haben einen magischen Bann auf diese gelegt, sodass kein Wesen sie unbemerkt zu queren vermag.«
Zomis schluckte. Dass seine Reise nicht leicht werden würde, hatte er vermutet. Möglicherweise wussten die Pilze im Wald vor den Immerbergen Rat.
»Du scheinst einiges über die Welt zu wissen, Salrius.«
»Nicht so viel, wie du vielleicht glaubst. Ich lebe schon lange hier in Quelldorf. Am Markt fällt hier und da etwas ab. Nach Kargath lassen sie einen wie mich gar nicht erst rein und die Grenzdörfler verscheuchen einen immer sofort, da sind Fluchlinge auch nicht gern gesehen. Die Völker verstehen nicht, dass der Fluch, der auf uns lastet, ihnen nichts anzutut.«
»Was für ein Fluch ist das denn?«
»Da stellst du eine gute Frage. Wir sind eine Mischung aus Teufeln und Elfen. Zumindest vermuten das alle. An der Augenfarbe gemessen könnte das stimmen, vorausgesetzt es ist wahr, was wir über die Teufel zu wissen meinen. Im Grunde glaube ich nicht, dass wir verflucht sind.«
Salrius’ Blick lief traurig ins Leere und er verstellte seine Stimme, sodass sie klang wie eine Mutter, die ihr Kind ausschimpfte. »Mit solchen spielt man nicht, schreib dir das hinter die Ohren. Sie bringen nur Unglück! Wo immer sie auftauchen, wird die Milch sauer, Spiegel zerspringen und du hast sieben Jahre Pech, wenn du einen berührst. Du hast ihn doch nicht berührt?«
»So ein Leben muss schwer sein«, überlegte Zomis laut.
»Wer weiß schon, was wahr daran ist. Aber was ist der Grund für deine Reise?«
»Ich hatte eine Vision. Mein Dorf …« Er brach ab. Wollte er seinem Gegenüber wirklich vertrauen?
»Ach, wenn du es mir nicht erzählst, ist das nicht schlimm. Wer nichts weiß, verrät auch nicht viel.«
Salrius klopfte ihm freundschaftlich auf die Kappe, so wie es Kara immer tat.
Zomis war so weit entfernt von zu Hause. Wie sollte er nur all das schaffen. Dunkelgelbe Sporen fielen und die Angst vor dem Kommenden stach in seiner Brust. Die freundliche Geste überwältigte ihn. Er wäre gern nicht mehr so allein auf seiner Reise.
Die Befreiung
Während sie sprachen, ebbte das geschäftige Markttreiben ab. Das Licht, das aus der Öffnung im Bergmassiv in die Höhle drang, wurde rot und schwand. Die Fackeln, die Quelldorf erhellten, wurden gelöscht und mit der Dunkelheit kehrte Ruhe ein.
»Möchtest du mit in meine Hütte kommen?«
»Danke, aber ich werde außerhalb des Dorfes rasten. Ich bin ehrlich, ich vertraue dir nicht.«
Salrius lächelte traurig. »Vielleicht auch besser so. Willst du dich direkt zum Ausgang der Immerberge aufmachen?«
»Ich denke ja, vermutlich bleibt mir nicht viel Zeit.«
»Morgen früh stelle ich mich vor die Stadttore. Wenn du Gesellschaft auf deinem Weg und meine Hilfe möchtest, dann melde dich gern. Ansonsten wünsche ich dir eine sichere Reise.«
Salrius gab dem Sporling seine Hand zum Abschied, erhob sich und verschwand in der Menge.
Zomis ging zurück über den Markt. Hier und da Waren noch vereinzelte Läden nicht ganz abgeräumt. Von einem schnappte er sich einen Apfel und warf ihn sich mit Strunk und Stiel in das Mundloch. Der Saft verbreitete sich darin. Er schmeckte viel süßer als die Früchte, die er aus dem Dorf kannte. Von einem anderen Stand nahm er zwei duftende Küchlein. Das eine spuckte er angeekelt wieder aus. Fleisch, Sporlinge hassten den Geschmack. Sie konnten es wie viele Pilze mit ihrem Myzel zersetzen, aber das dauerte zu lange. Der andere Kuchen war gefüllt mit einem ihm unbekannten Gemüse. Verschiedene Kräuter rundeten das leicht erdige Aroma der roten Wurzeln ab, die ihn an Beete erinnerten. Die ernteten sie auf den Feldern nur selten, doch nie zuvor hatte es so komplex geschmeckt. Die Herstellung musste viel Arbeit kosten.
Da es nun nichts mehr zu sehen gab, auch die letzten Stände waren nun ganz abgeräumt, verließ Zomis Quelldorf und kehrte zurück in sein Versteck vom vorherigen Tag.
...
In der Mulde, die er zurückgelassen hatte, sprossen kleine Pilze. Dabei hatte er hier doch nur eine Nacht verbracht. Unterdrückte Yoanoh, dass andere Fruchtkörper in seinem Dorf wuchsen?
Er streckte seine Hyphen in den Boden und verband sich mit dem örtlichen Myzelgeflecht. Viele verschiedene Pilze lebten hier. Das Netz an Myzel war zwar fein und zerfurcht, aber es spannte sich fast durch die ganze Stadt. Es war sehr jung und reichte gerade so bis zu seinem Versteck. Die Eindrücke der Fruchtkörper in dieser Gegend flossen durch seinen Geist. Er fand Ruhe in den Gedanken seiner Geschwister und fühlte sich etwas weniger allein.
...
»Lass mich gehen, du grober Kerl!«
Zomis erkannte Charon in dem Käfig sofort. Sein Lehrling riss an den Stäben, aber sie bewegten sich nicht.
»Kleiner, versuch es erst gar nicht, du kommst da nicht raus.«
Seelenruhig baute ein Tiermensch seinen Stand auf. Lachend stellte er den Käfig mit Charon auf den Tisch und platzierte ein Schild daneben.
Sporlingsfleisch, frisch. Startgebot: einhundert Goldmünzen.
...
Er schreckte auf und war hellwach. Sein Lehrling wurde auf dem Markt von Quelldorf wie ein Tier in einem Käfig feilgeboten.
Er schluckte das Kraut und der Schleier bernsteinfarbener Sporen verbarg ihn, während er auf die Stadt zueilte. Auf dem Weg entdeckte er Salrius, lief zu ihm und berührte ihn.
»Guten Morgen«, sagte dieser überrascht.
Zomis griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich durch die Tore Quelldorfs.
»Was ist denn los?«
»Keine Zeit, wir müssen zum Markt. Ein Händler hat meinen Lehrling gefangen genommen.«
...
Der Markt war wie am Tag zuvor ein Moloch der Völker. Doch die größte Kundentraube umringte den Stand, an dem Charon feilgeboten wurde.
»Komm se ran, komm se ran, so etwas haben se noch nie jesehen! Ein janz junger Sporling, muss frisch aus dem Ei geschlüpft sein, der Kleine. In ihnen soll de Magie besonders stark sein. Roh zerhackt in einem sommerlichen Salat werden se eine intensiv verjüngende Wirkung spüren. Komm se ran, komm se ran.« Zomis schauderte bei den Worten des Händlers. Überbordender goldener Tand mit hellen, glitzernden Steinen kontrastierte mit dem schwarzen, glatten Fell, karmesinrote Kleider umspannten seinen massigen Leib und der Geifer flog ihm gierig von den Lefzen seiner rehbraunen Schnauze. Seine Anpreisungen wurden absurder, schienen aber ihre Wirkung nicht zu verfehlen: Immer mehr Wesen drängten sich um den Stand.
Salrius lehnte sich zu Zomis herab und sprach leise: »Das ist ein Tiermensch der Lupusfamilie und er ist ein besonders übler. In ihm ist der tierische Anteil sehr hoch!«
Die spitzen Ohren des Händlers schnellten in ihre Richtung. Er verzog die Lefzen und goldbesetzte Fangzähne blitzten auf. Dem wollte er nicht im Dunkeln begegnen.
Der Hund erhob wieder die Stimme und berichtete von den Wunderdingen, die Sporlingsfleisch zu vollbringen vermochte.
Nur stimmte davon nichts. Sie waren Lebewesen, genau wie alle anderen Völker. Magie lag nur in ihren Legenden und Sporen, nicht in ihrem Fleisch. »Sind sämtliche Tiermenschen so?«
»Nein, aber viele. Er kommt aus dem Norden Zyamels, aus Nowar. Sie sind geschickte Händler und Jäger, gefährlich für deine Art. Zum Glück ist der Kleine da im Käfig und er hat euren Geruch sowieso in der Nase, sonst würde er dich vermutlich wittern. Sein Name ist Quastis. Er war es, der die Sporlinge nach Nowar verkauft hat.«
»Charon muss aus diesem Käfig raus.«
»Und wie gedenkst du das anzustellen? So viele Wesen wollen ihn kaufen und Quastis wird uns jagen. Nein, die beste Chance ist, zu warten, bis dein Lehrling verkauft wird und ihn anschließend zu befreien. Ich werde für Ablenkung sorgen, sodass der Käfig fällt, und du musst den Kleinen dann da rausholen.«
Entmutigt ließ Zomis die Kappe hängen. »Aber ich werde ihn nicht hier lassen.«
»Wirst du auch nicht. Wir warten in Sichtweite, bis er verkauft wird. Sie werden sich gegenseitig überbieten und Quastis wird den Preis nach oben schachern. Es wird eine Weile dauern, aber vertrau mir, es ist die einzige Chance, ihn zu befreien und lebend davonzukommen.«
Zomis und Salrius warteten, dann drängelte sich ein junger Elf in teuren Gewändern durch die Menge. Ein fülliger Ork brüllte, als er von ihm zur Seite gedrängt wurde, und zog sein Beil. Grüne Lichtwellen liefen über die Hand des Elfen, der Ork steckte die Waffe weg und suchte das Weite. Die anderen Wesen verteilten sich tuschelnd an den übrigen Ständen.
»Ich zahle jeden Preis! Meinem Meister verlangt es nach frischem Sporlingsfleisch. Quastis, sag deinen letzten Preis! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Sehr wohl, sehr wohl«, gierte der Tiermensch. »Diese Gelegenheit konnte sich dein Meister nicht entgehen lassen, Va’an.«
»Ich bin in Eile, also was ist der letzte Preis?«
Die Lefzen des Händlers hoben sich und er knurrte. Oder sollte das ein Lächeln sein?
»Zweitausend Goldstücke.«
Der Elf reichte Quastis einen Beutel mit klingelndem Inhalt. Eine Welle grüner Magie lief über den Gegenstand und der Händler wich zurück.
Va’an lächelte. »Tausendneunhundert. Einhundert habe ich dafür abgezogen, dass du mich aufgehalten hast, und weitere Dreihundert werde ich abziehen, wenn du Widerworte gibst.«
Die Sporen, die aus Charons Lamellen schwebten, waren tiefschwarz. Zeigte sich bei ihm so Angst, Schmerz oder war es stille Verzweiflung?
Quastis reichte dem Elfen murrend den Käfig.
Der riss ihn unsanft an sich und schleuderte Charon ordentlich durch.
»Wenn er so auftritt, dass die anderen ihm ausweichen, dann ist er sehr mächtig, oder?«
»Sein Meister Ul’na ist der Herrscher von Quelldorf, er kontrolliert den Markt. Hier wird nichts ohne sein Wissen verkauft. Er treibt Steuern ein und vermietet die Marktstände. Täglich ändert er den Steuersatz, und wenn du nicht mitspielst, gehst du. Aber zwischen Kargath im Süden und Nowar im Norden ist dies der einzige Handelsposten. Also ja, er ist mächtig. Doch viel wichtiger ist, dass wir Charon da rausholen, bevor Va’an das Ungetüm dort vorne erreicht.«
Salrius zeigte auf ein reich verziertes Gebäude. »Dort lebt Ul’na. Wenn Charon erst einmal drinnen ist, ist er verloren. Auf dem Platz da vor dem Haus werde ich Va’an umrennen und dann weit genug weg sprinten.«
»Und was soll ich tun?«
»Sobald der Käfig fällt, wirst du den Kleinen rausholen und ihn berühren, damit er vor Va’ans Blick verborgen wird. Wir treffen uns später in meiner Hütte, sie ist gleich die Straße hinunter und nach links. Ein karger Bretterverschlag unter der Brücke.«
Salrius rannte los und verschwand in der Menge.
Dann geschah es schon, Va’an wurde umgestoßen und der Käfig flog krachend auf das Pflaster. Charon quietschte und schwarze Sporen stoben in einem dicken Schwall aus dem verbogenen Metall und verteilten sich wie Bodennebel um ihn herum. Wesen sprangen erschrocken zur Seite. Zomis rannte auf das Metallgeflecht zu und riss an der Tür. Er packte den wimmernden Charon und zog ihn mit sich fort, bevor dieser überhaupt verstand, was mit ihm geschah.
Gemeinsam rannten sie durch die Gassen.
Schreie, wurden sie verfolgt?
Er sah niemanden, nicht einmal Salrius. Bald erhob sich vor ihnen die Brücke und sie entdeckten den Verschlag. Charon keuchte vor Anstrengung, als sie den schiefen Bretterbau betraten. Es dauerte eine Weile, dann kam auch der Fluchling.
»Wir müssen hier weg, Va’an hat mich gesehen. Ich konnte ihn abhängen, aber es wird nicht lange dauern und in Quelldorf wird es von Wachen nur so wimmeln.«
Zomis wandte sich seinem Lehrling zu. »Kannst du noch laufen?«
Charon schüttelte die Kappe.
»Reicht es nicht, dass wir uns mit Regenfarn verbergen, Salrius?«
»Ul’na wird Quastis zu Hilfe holen, der dann unsere Spur aufnehmen wird. Das Beste wäre, wenn wir in die Kanalisation flüchten. Dort unten stinkt es so bestialisch, da wird es der Tiermensch schwerer haben, uns zu finden. Ich werde Charon tragen.«
Salrius schnappte sich den Kleinen. »Ich dachte, Sporlinge wären leichter, insbesondere so ein winziger Pögs wie du.«
»Ich bin kein Pögs! Wie wagst du es, mich hochzuheben, ohne zu fragen? Ich werde dich in deinen Albträumen jagen, wenn du mich fallen lässt«, motzte Charon, der nun auf den Schultern des Fluchlings saß, grinste dabei und mummelte sich ein.
Verfolgt