2,99 €
Zwei Jahre sind inzwischen Vergangen, seit die Schwestern Bella und Nora das vierzig Jahre alte Springpferd Pegasus bekommen und sein wirkliches Wesen erkannt haben. Bella ist inzwischen eine erfolgreiche Springreiterin, während Nora lieber als Pferdeflüsterin im Hintergrund bleibt. Beim Versuch, das erfolgreiche Springpferd zu stehlen, löst sich der Vollblutaraber vor den Augen der Diebe auf. Nora verliert jeden Kontakt zu ihm und wird immer wieder von Alpträumen geplagt. Könnte der einst zerstörte Olymp wieder existieren? Alles deutet darauf hin, dass sich Pegasus dorthin geflüchtet haben könnte, aber von Gorgonen und Harpyien an der Rückkehr gehindert wird. Die Schwestern Bella und Nora begeben sich mit ihren Freunden auf eine gefährliche Reise, um Pegasus wieder nach Hause zu holen. Sie durchschreiten das Portal in eine eisige fremde Welt und wagen es, die gewaltigen Wasserfälle zu überwinden und in die Unterwelt hinabzusteigen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 265
Veröffentlichungsjahr: 2023
Bernhard Kürzl wurde in Frankfurt am Main geboren und lebt heute in Oberbayern. Seine Begeisterung zum Geschichtenerzählen zeigte sich bereits in der Grundschule. Mit zwölf Jahren begann er Romane zu schreiben, veröffentlichte aber seine erste Geschichte aufgrund einer sehr langen Schreibpause erst viele Jahre später. So erschien 1997 das Pferde-Fantasy-Abenteuer Mac Mountain als Debüt-Roman.
Zehn Jahre später veröffentlichte er die Fantasy-Geschichte Prinzessin Sina als Hochzeitsgeschenk für seine Frau. 2010 folgte das spirituelle Abenteuer Der Lichtgarten von Helgoland, das nach einer kompletten Überarbeitung 2016 in einer neuen Version herauskam. Mit der Kurzgeschichte Mein zweites Leben beteiligte sich Bernhard Kürzl 2018 an der Weihnachtsanthologie der Rosenheimer Autoren. 2019 erschien der 1. Teil der Science-Fiction-Reihe Rebekkas Erbe mit dem Untertitel Das Luftschiff, 2021 die Fortsetzung Verlorener Planet.
2022 erschien der erste Band der Reihe Die Pegasus-Schwestern mit dem Untertitel Das Rätsel des Schimmels von Amrum.
www.kuerzl.de
www.pegasus-schwestern.de
BERNHARD KÜRZL
2. FLUCHT IN DIE UNTERWELT
© 2023 Bernhard Kürzl
Coverdesign und Umschlaggestaltung:
Florin Sayer-Gabor – www.100covers4you.com
- Familienwappen: © Pro Heraldica
- Pferd: shutterstock, © Kwadrat
- Wasserfall: shutterstock, © Philip Bird LRPS CPAGB
Lektorat: Johanna Furch
Druck und Distribution im Auftrag:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg
ISBN
Softcover
978-3-347-97084-7
Hardcover
978-3-347-97085-4
E-Book
978-3-347-97086-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Für meine geliebten Kinder Paulina und Sara, für die Mutigen, die trotz Angst handeln
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Widmung
1. Unerwartete Begegnung
2. Die HOP TOP Show
3. Pegasus fliegt nicht
4 . Jagd auf Pegasus
5. Die Medusa
6. Trainingspleite
7. Die Gorgonen
8. Reisevorbereitungen
9. Die Karte zu Pegasus
10. Aufbruch
11. Der Olymp
12 . Wo ist Bellerophon?
13. Die Waffen der Krieger
14 . Der Eiswasserfall
15. Eisharpyien
16. Leap of Faith – Der Sprung ins Ungewisse
17. Das Todeskraut
18 . Die Kammer der Krieger
19. Der Fährmann
20. Aufwärts fließendes Wasser
21. Tödliche Blicke
22 . Jagd bis zum Ende
23. Nach Hause
24. Gloria
25. Ben
26. Ein Schatz auf Amrum
Epilog
Danksagung
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Widmung
1. Unerwartete Begegnung
26. Ein Schatz auf Amrum
Cover
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
168
169
170
171
172
173
174
175
176
177
178
179
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
195
196
197
198
199
200
201
202
203
204
205
206
207
208
209
210
211
212
213
214
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
236
237
238
239
240
241
242
243
244
245
246
247
248
1. Unerwartete Begegnung
Langsam nahm die Leuchtkraft der Scheinwerfer ab. Anna-Lena saß zwischen ihren Eltern in der fünften Reihe auf der Seitentribüne der Showhalle und beobachtete gebannt, ob sich etwas in der fast vollkommenen Dunkelheit auf der Reitfläche tun würde. Die Musik setzte ein, Anna-Lena zuckte zusammen. Wie mit einem Dimmer kehrte das Licht langsam wieder zurück. Ein Schimmel galoppierte in den Showring. Unter tosendem Applaus drehte er eine Runde und blieb schließlich an der Stirnseite der Arena stehen. Ein Mädchen, vielleicht um die dreizehn Jahre alt, in einem dunkelbraunen Wildlederanzug mit Fransen, ging auf den Hengst zu, blieb aber genau in der Mitte des Showrings stehen. In ihren Haaren steckte eine braunweiße Vogelfeder. Ein Spot richtete sich auf sie, ein weiterer auf den weißen Hengst. Das Mädchen lächelte, schloss die Augen und breitete die Arme aus. Die Musik stoppte. In dem Moment galoppierte der Schimmel an, geradewegs auf sie zu. Außer den Hufschlägen auf dem sandigen Boden hörte Anna-Lena nichts mehr. Sie hielt den Atem an. Kurz bevor das Pferd das Mädchen erreicht hatte, sprang es ab. Wie über ein Turnierhindernis flog der Hengst so knapp über ihren Kopf, dass er ihr mit seinen Hufen die Feder vom Kopf streifte. Das Mädchen riss lachend die Arme hoch und drehte sich zu dem Pferd. Die Halle schien zu beben. Applaus, Getrampel, Begeisterungspfiffe, aber der Schimmel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern ging im Schritt wieder auf den Teenager zu.
»Da stockt einem doch glatt der Atem«, tönte der Sprecher über die Lautsprecheranlage. »Das war der Abschluss unserer kleinen Show der Pferdeflüsterin Nora mit ihrem Araber Pegasus. Und heute Abend können Sie Pegasus noch einmal in der großen HOP TOP Show bewundern. In diesem Fantasyabenteuer mit den besten Showreitern der Welt wird Pegasus von Noras Schwester, der Springreiterin Bella, geritten.«
Wie ein Insektenschwarm strömten immer mehr Besucher der Equitana Richtung Ausgang. Bald würde die größte Pferdemesse der Welt ihre Pforten schließen. Dann blieben nur noch ein paar tausend für die Abendshow. Einen kurzen Moment ließ sich Nora von der Masse mitziehen, bog dann aber Richtung Ställe ab. Sie musste Pegasus fertigmachen. Bella war noch bei der Anprobe eines Kleides, das sie in der HOP TOP Show auf Pegasus tragen sollte. Für Noras kleine Nachmittagseinlage wollte sie eigentlich bei einfacher bequemer Reitkleidung bleiben. Allerdings hatte ein Sponsor darauf bestanden, ihr diese moderne Designerversion eines teuren Trapper-Outfits zu überlassen. Sie fühlte sich in dem Schickimicki-Aufzug etwas fremd, aber auch zehn Zentimeter größer. Ja, sie war keine unbedeutende Reitschülerin eines unbekannten Reiterhofes mehr. Sie gehörte jetzt zu den Reitstars, auch wenn sie das Rampenlicht eigentlich nicht mochte. Ihre Schwester war da ganz anders.
Zielstrebig ging sie durch den menschenleeren Stall zu Pegasus‘ Box, als sie plötzlich durch Stimmen irritiert wurde, und stehenblieb. Wo war das hergekommen? Links, klang es vertraut in ihrem Kopf. Sie folgte der Eingebung und bog ab. In einer Box sah sie vier Jugendliche. Was machten die da? Dann erkannte sie, wie ein kleinerer von zwei der Jungs hinter dem Pferd festgehalten wurde, während der dritte an der Schulter stand.
»Fertig?«, fragte der dritte.
»Nein, bitte nicht!«, schrie der kleinere Junge und versuchte sich aus den Griffen zu befreien.
»Wir treiben dir deine Klugscheißerei schon aus«, sagte einer der beiden Jugendlichen, die ihn festhielten. »Oder besser, der Gaul wird sie dir raustreten.« Dabei lachten alle drei.
Nora erkannte das Vorhaben. Das Pferd sollte austreten und den Jungen treffen! So wie er stand, wahrscheinlich in den Bauch. Das konnte tödlich ausgehen!
Plötzlich boxte der Jugendliche an der Schulter mit seiner rechten Faust in die Flanke des Pferdes. Es zuckte heftig und sah zu Nora. Dann schnaubte es und legte sich hin.
»Äh, was ist denn das jetzt?« Der Jugendliche, der das Pferd geschlagen hatte, zog die Augenbrauen hoch und rümpfte kopfschüttelnd die Nase.
»Hast du es k. o. gehauen?«, fragte einer der beiden anderen.
Noch unbemerkt stand Nora vor der Boxentür und schob sie so plötzlich auf, dass alle vier Jungs zusammenzuckten und sie anstarrten.
»Blutige Nase, blaue Eier oder ausgerenkte Finger? Was darf ich euch Vollidioten antun?«
»Nora!«, rief der kleinere und lächelte endlich etwas.
Nora sah den leicht korpulenten Jungen fragend an. »Kennen wir uns?«
»Ja! Amrum, vor zwei Jahren!«
Nora überlegte kurz. Klugscheißer? Kannte sie keinen, aber eine Lästerbacke. »Ben?«
Ben nickte und grinste. Die beiden Jugendlichen an seinen Seiten machten keine Anstalten, ihn loszulassen. Der dritte, der den Schlag ausgeführt hatte, ging auf die einen Kopf kleinere Nora zu und schubste sie so kräftig an der Schulter, dass sie ein Stück zurücktaumelte.
»Ich nehme das als Antwort, dass du die Vollbehandlung möchtest«, sagte Nora gelassen. Schnell wie ein Heupferd sprang sie nach vorne, rutschte zwischen die Beine des Jugendlichen und verpasste ihm von unten einen heftigen Tritt gegen seine empfindlichste Stelle. Mit einem Schrei krümmte der sich zusammen. Nora rollte zwischen seinen Beinen hinter ihm wieder hervor, drehte sich blitzschnell um und sprang ihm in den Rücken. Mit einem weiteren Schmerzschrei drehte er sich zu Nora und erntete einen kräftigen Schlag auf seine Nase. »Wie viele Finger soll ich dir ausrenken? Alle zehn?«
Augenblicklich ließen die anderen beiden Jugendlichen Ben los und stürzten sich auf Nora. Wie ein Aal entwischte sie ihren Fingern, packte aber genau einen von diesen und drehte ihn weiter, als es die Anatomie vorgesehen hatte. Mit einem Schrei ging Nummer zwei in die Knie. Dem dritten Jugendlichen lief der Angstschweiß von der Stirn, als er dem grinsenden Supergirl gegenüberstand, das beide Fäuste in die Hüften stemmte.
»Entschuldigung, tut mir leid, äh …« Damit hastete er an Nora vorbei und ergriff die Flucht. Mühsam folgten ihm seine Freunde.
»Was ist denn das für eine verrückte Kampftechnik?«, staunte Ben.
»Eigenbau. Ich bin klein und so flink, dass mich niemand kriegt, es sei denn er macht Karate oder etwas in der Art. Ich bin ganz schön überrascht, dich hier zu treffen. Und wie ich sehe, machst du dich immer noch mit deinen Sprüchen unbeliebt.«
Ben sah schuldbewusst auf den Boden. »Ja, irgendwie kann ich nicht anders.«
»Ach so, klar. Dich hat Gott als Arschloch erschaffen, also musst du immer eins bleiben.«
»Äh …« Ben starrte sie mit offenem Mund an und brachte kein weiteres Wort heraus.
»Jeder hat die Wahl, wie er sein will. So, ich will zu Pegasus, kommst du mit?«
»Ja, gerne.«
Nora streichelte das liegende Pferd, worauf es sich sofort wieder aufrichtete. »Danke!«, flüsterte sie in sein Ohr. Sie zupfte ihre Lederjacke zurecht und richtete sich wieder an Ben. »Willst du auch die Show sehen?«
»Ja, deswegen bin ich ja überhaupt gekommen. Meine Eltern sind noch im Hotel. Ich treffe sie hier kurz bevor es losgeht.«
Nora schloss die Tür hinter Ben und ging mit ihm durch die Stallgasse. »Die Show ist schon super.«
»Also eigentlich … eigentlich will ich ja nur euch sehen. Der Rest interessiert mich weniger.«
Nora sah ihn schmunzelnd an. »Oh, du bist ein Fan?«
»Ich … ich wollte halt mal sehen, was aus euch und Pegasus so geworden ist, wie ihr euch entwickelt habt.«
»Wir werden dich nicht enttäuschen. So, das ist Pegasus‘ Box.«
»Aber da steht doch White Madagascar!«
»Tarnung! Wir wollten nicht so viele Sicherheitsleute einsetzen. Offiziell steht er in einem anderen Stall. Da ist aber nur ein normaler Schimmel, der von jede Menge Fans belagert wird, nur weil auf dem Türschild Pegasus steht. Die meisten merken nicht mal, dass es kein Araber ist.« Nora lachte, dann öffnete sie die Tür der Box. »So hat unser Schatz wenigstens ein bisschen Ruhe.«
»Was ist er denn wert?«
»Unbezahlbar. Aber sein Marktwert liegt jetzt bei etwa fünf Millionen.«
»Wow! So viel Geld für ein so altes Pferd?«
»Wieso alt? Pegasus ist doch erst neun Jahre alt.« Nora lachte laut los, als hätte ihr jemand den besten Witz seit langem erzählt. Ben sah sie nur verwundert an. »Frag nicht«, sagte sie, während sie in die Box ging. »Das mit seinem Alter versteht sowieso niemand. Du kannst mir Putzen helfen.«
»Ich wusste gar nicht, dass Springpferde so teuer sein können.«
»Für Rennpferde ist es nicht ungewöhnlich.«
»Rennpferde?«
»Pegasus ist eigentlich ein Rennpferd, das hervorragend springen kann. Aber wir lassen ihn nur auf die Rennbahn, wenn wir Geld brauchen.«
»Und wer von euch reitet ihn dann?«
»Keiner. Wir haben keine Ahnung vom Rennsport, aber dafür einen Jockey, der von Pegasus akzeptiert wird.«
»Ihr müsst Pegasus fragen ob er einverstanden ist?«
»Klar! Schließlich ist er der Star. Ohne seine Zustimmung funktioniert nichts.« Nora warf Ben eine Bürste zu, die er ungeschickt zu fangen versuchte, kurz berührte, dann aber doch fallen ließ.
2. Die HOP TOP Show
Eigentlich fühlte sich Bella sicher, aber in den letzten Minuten vor der Show war ihr kotzübel. Sie saß ruhig auf Pegasus und hielt ihre Augen geschlossen. In Gedanken ging sie noch einmal den Ablauf durch. Tief und ruhig atmete sie die kühle Luft ein und roch den feuchten Sand. Noch eine Minute bis zu ihrem Auftritt. Nora stand vor Pegasus, lehnte ihre Stirn an seinen Nasenrücken und schien sich mit ihm in Gedanken zu unterhalten. Oder vielleicht beruhigte sie ihn nur. Das sollte sie lieber bei ihr machen. Als hätte Nora ihren Gedanken aufgefangen, spürte Bella deren Hand auf ihrem Bein. Bella öffnete die Augen und lächelte ihrer Schwester zu.
»Du schaffst das«, sagte Nora.
Bella ließ ihre Mundwinkel wieder hängen und verdrehte genervt die Augen. »Na sicher!« Wie konnte Nora daran überhaupt zweifeln? Bella hob ihren Kopf und streckte den Rücken. War sie jetzt zu unfreundlich gewesen? Sie konnte den Gedanken nicht weiter folgen. Der Vorhang teilte sich. Jetzt musste sie zuerst allein auf die Reitfläche, und die war verdammt groß. Mit leichtem Schenkeldruck setzte sie Pegasus in Bewegung, gleichzeitig nahm Nora ihre Hand weg und ging einen Schritt zurück. Ohne Sattel und Zaumzeug galoppierte Pegasus los und stürmte in den Showring. Bella wurde von tosendem Applaus empfangen. Sie strahlte und breitete ihre Arme aus. Für einen Moment schloss sie ihre Augen, bis Pegasus die Runde beendete. Sechs weitere Reiter, ebenfalls alle auf Schimmel, galoppierten auf die Fläche. Mehrere Hindernisse entlang der mittleren Längsachse standen in Flammen. Nicht nur das Feuer knisterte. In der Luft lag eine gigantische Spannung, die Bella anspornte, ihr Bestes zu geben.
»Los Pegasus, der Spaß beginnt. Die Leute wollen sehen, was wir draufhaben.«
Zwei Stunden später fiel der Vorhang, die Show war vorbei. Nora brachte Pegasus zurück in die Box und versorgte ihn. Ihr war das ganz recht, sich nicht im Trubel der anschließenden Party mit Small-Talk und freundlichem Lächeln herumschlagen zu müssen. Sie war gerne mit Pegasus allein. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so ganz ohne Mama, Papa oder Bellerophon unterwegs zu sein. Einerseits war da unterschwellig eine Angst, plötzlich ganz ohne Beschützer zu sein, andererseits war es ein tolles Gefühl der Freiheit. Darin war sie sich mit Bella einig gewesen: Dieses tolle Wochenende einmal ohne Eltern! Dafür hatten sie Betreuer im Showteam, die sich zwar nicht ständig um sie kümmerten, aber immer mal wieder nach ihnen sahen und ihnen bei Problemen und Fragen zur Seite standen. Mama und Bellerophon waren bei einigen der Proben dabei gewesen und kannten eigentlich schon alles – nur eben ohne Publikum.
Nora schmiegte sich an Pegasus. Ja, er war ihr eigentlicher Beschützer, falls sie überhaupt einen brauchte. Und er verstand sie am besten. »So, mein Liebling. Ich will mich jetzt doch auch mal ins Partygetümmel werfen. Ist nicht ganz mein Geschmack, aber so ein bisschen Stimmung kann ich jetzt gebrauchen. Ist das für dich in Ordnung?« Sie spürte die Liebe des Vollblutarabers und hörte seine Stimme in ihrem Kopf. »Alles klar, Danke! Eine gute Nacht und bis morgen.« Sie küsste ihn auf die Nüstern und machte sich auf den Weg zur Party in der Showhalle.
Bella stand mit einigen ihrer Showkollegen an der Bar, trank, lachte und plauderte. Mit ihren erst vierzehn Jahren war sie nicht nur der Liebling der Zuschauer. Auch hier war sie schnell zum Mittelpunkt geworden. Nora schob sich zwischen den vielen Akteuren der Show bis zur Bar durch. »Na, besäufst du dich mit Limo?«
»Limo?« Bella sah ihr Getränk an, lachte kurz und nahm einen Schluck. »Ist sicher auch dabei.«
»Wir passen schon auf sie auf«, sagte Robert, einer der Reiter, und legte seinen Arm um Bella. Nora zuckte innerlich zusammen. Sie kannte zwar das ganze Team und vertraute auch allen, aber der Anblick von ihrer Schwester mit dem Mittdreißiger irritierte sie. Erst als sie auch Roberts Freundin direkt hinter ihm sah, entspannte sie sich wieder. Robert drehte seinen Kopf von Bella weg, ohne seinen Arm von ihr zu nehmen, und küsste seine Freundin.
Eigentlich hatte sich Nora gefreut, ihre Abneigung gegenüber Partys einen Moment abgelegt zu haben und mit den anderen Reitern ein bisschen Quatschen zu können. Aber Roberts Aufdringlichkeit, und dass Bella Alkohol trank, ließ ihre Stimmung sofort kippen. »Wann können wir gehen? Es ist schon spät, und morgen geht’s wieder nach Hause.«
»Dann geh doch!«, fauchte Bella, als hätte Noras Frage ihre Freundlichkeit mit einem Faustschlag zertrümmert. »Ich brauche keinen Babysitter, der mich abholt. Du hast hier sowieso nichts zu suchen. Hier ist nur das Showteam, die Profis eben.« Die grinste dämlich und schien mit offenem Mund nach Worten zu suchen. »Du sprichst hier mit der besten Reiterin der Show. Geh spielen oder schlafen. Es ist ja schon peinlich, so eine Schwester zu haben.« Damit wandte sie sich von Nora ab, drehte sich zu Robert, seiner Freundin und einigen anderen der Show und plauderte strahlend weiter.
Einige Leute drängten sich zwischen sie und Bella. Sie konnte ihre Schwester nicht mehr sehen, nur ihr Lachen hören. Ja, hier im Mittelpunkt fühlte sie sich wohl. Nora wurde übel. Nur schnell hier raus.
»Stopp!«
Nora blieb erschrocken stehen und drehte sich um. Vor ihr stand Gabriele, eine der Betreuerinnen. »Willst du ins Hotel?«
Nora nickte. »Ja, aber da finde ich schon allein hin. Da kann ich ja hinspucken.«
»Ihr seid im Atlantic?«
»Ja!«
»Das steht ja direkt am Parkplatz. Aber einer von uns muss dich begleiten. Hier tragen wir die Verantwortung.«
Schweigend gingen sie nebeneinander zum Ausgang des Messegeländes. »Habt ihr Stress?«, fragte Gabriele.
Nora brummelte erst unverständlich. »Hm. Sie ist genau das geworden, was sie immer gehasst hat.«
»Und das wäre?«
»Eine arrogante Zicke.«
»Das glaube ich nicht. In der Zeit, in der wir zusammengearbeitet haben, war sie supernett und hilfsbereit.«
»Ja, ist sie ja auch. Aber jetzt hält sie sich für was Besseres.«
»Ihr Reitstil ist jetzt nicht perfekt, aber mit Pegasus liefert sie eine super Show.«
»Und ich nicht?« Nora lief eine Träne herunter.
»Doch natürlich! Du machst eine grandiose Bodenarbeit. Und selbstverständlich gehörst zu genauso zum Team. Aber sie genießt momentan diese Aufmerksamkeit. Das gibt ihr ungeheure Energie. Ich glaube, sie hat Angst, dass du ihr die wegnimmst. Sie muss erst lernen, dass sie die Energie auch anders bekommen kann.«
»Wie?«
»Oh, das Thema würde den Abend sprengen.« Gabriele lachte kurz. »Das können ja nicht einmal viele Erwachsene. Einfach ausgedrückt geht es um Achtung, Aufmerksamkeit und Liebe zu anderen. Wenn du das aussendest, ohne etwas zu wollen, bekommst du es noch stärker zurück. Die Energie fließt. Es ist kein Energieraub, wie bei vielen unglücklichen Beziehungen. Du machst es doch selbst.«
»Ich? Wie?«
Gabriele ging mit Nora durch das Eingangstor und weiter die große Freitreppe hinunter zum Atlantic Congress Hotel. »Du brauchst keine große Aufmerksamkeit von anderen um glücklich zu sein.«
»Ich habe Pegasus.«
»Genau! Du hast eine viel stärkere Beziehung zu ihm als Bella. Du liebst ihn, und es ist dir vollkommen egal, was andere über dich denken. Pegasus gibt dir diese Liebe gerne zurück. Bei ihm geht es dir gut. So, wir sind da. Ich wünsche dir eine gute Nacht! Morgen versteht ihr euch bestimmt wieder super.«
Gabriele wollte schon wieder gehen, da drehte sie sich noch einmal zu Nora um: »Ach, da fällt mir noch ein, Bella war vorhin ziemlich sauer, weil du in den zwei Tagen viel mehr Follower bekommen hast als sie. Wie ich gesehen habe, wollen auch mehr Fans von dir Autogramme.«
Nora lächelte verlegen. »Kann sein. Aber das ist doch nicht meine Schuld.«
»Natürlich nicht. Sie definiert sich durch den Erfolg. Sie glaubt, ohne Erfolg nichts wert zu sein. Und dann fuchst es sie, dass sie als Hauptstar der Show weniger gefragt ist als du im Nachmittagsprogramm, das man ohne extra Eintritt sehen darf.«
»Und was soll ich jetzt machen?«
»Erstmal schlafen!«
Um fünf Uhr schlug Nora schon wieder die Augen auf, obwohl das Einschlafen gefühlt die halbe Nacht gedauert hatte. Insgeheim hatte sie gehofft, noch wach zu sein, wenn Bella käme. Sie drehte sich auf die andere Seite und blickte zu Bellas Bett. Es war unbenutzt! Mit einem Ruck saß sie aufrecht. Wo war ihre Schwester? Sie schnappte ihr Handy und entsperrte es. Zu Hause schaltete sie es nachts aus, aber unterwegs wollte sie immer erreichbar sein. Keine Nachricht. Sollte sie Bella anrufen? Vielleicht würde sie sie wecken, und dann wäre sie noch saurer. Aber sie durfte nicht bei einem anderen schlafen!
Nora sprang aus dem Bett und verschwand unter der Dusche. Sie brauchte einen klaren Kopf. Während der warme künstliche Regen auf sie niederprasselte, spürte sie Pegasus‘ beruhigende Wärme, die ein Lächeln auf ihren Lippen zauberte. Wieso machte sich Pegasus keine Gedanken um Bella? Zügig zog sie sich an und eilte nach unten. Eine knappe Begrüßung des netten Portiers an der Rezeption und dann gings wieder aufs Messegelände zu den Ställen. Vor Pegasus‘ Box blieb sie verblüfft stehen. Während der Araber genüsslich Heu kaute, lag Bella neben seinen Beinen und schlief. Nora schmunzelte und öffnete leise die Tür. Sie kniete sich neben ihre Schwester und strich ihr liebevoll über den Kopf.
Bella schlug die Augen auf, sagte aber nichts. Eine ganze Weile blickten sich beide nur an. Um Bellas Mundwinkel zuckte es. Dann richtete sie sich blitzschnell auf und schlang ihre Arme um Nora. »Es tut mir so leid. Ich habe mich so scheiße benommen.«
Nora erwiderte die Umarmung. »Es hat ziemlich weh getan.«
»Verzeihst du mir?«
»Wir sind Schwestern. Klar verzeihe ich dir.«
Bella löste sich von Nora und sah sie an. »Weißt du, vor dem Einreiten in den Showring hatte ich eine Scheißangst. Aber noch mehr Angst hatte ich davor, dich zu verlieren. Ich meine deine Liebe und Freundschaft.«
»Die kannst du nicht verlieren, auch wenn ich manchmal ziemlich sauer auf dich bin.«
»Und weißt du, wovor ich die meiste Angst hatte?«
»Wovor?«
»Mich bei dir zu entschuldigen.«
»Das ist manchmal auch ganz schön schwierig. Aber du hast es getan. Auf Pegasus hoppeln kann jeder.« Beide lachten, fielen sich wieder in die Arme und rollten zwischen Pegasus‘ Beinen durchs Stroh.
3. Pegasus fliegt nicht
Mama saß auf dem Sofa, sah konzentriert auf das Display ihres MacBooks und runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass du die Turniere alle reiten willst?«
»Klar!«, sagte Bella, die gerade ins Wohnzimmer kam. »Es läuft doch alles prima. Bald bin ich die beste Springreiterin der Welt.«
»Du bist vierzehn!«
»Ist es verboten, mit vierzehn die Beste zu sein?«
»Nein, aber ich habe Angst, dass du dich übernimmst.«
»Ich bin froh, endlich dazuzugehören. Jetzt kann keine Gloria mehr lästern. Eher kann ich über sie lästern.«
»Aber ihr seid doch befreundet.«
Bella verzog das Gesicht. »Na ja, früher habe ich um ihre Anerkennung gebettelt und jetzt ist es umgekehrt. Wir kommen miteinander klar, aber wirkliche Freundinnen sind wir nicht.«
Nora kam mit einem Glas Orangensaft aus der Küche und gesellte sich zu ihnen. »Glaubst du, du könntest ein einziges Turnier auf einem anderen Pferd gewinnen?«
Bella funkelte ihre Schwester wütend an. »Natürlich! Ich bin eine hervorragende Springreiterin. Klar geht es mit Pegasus viel leichter, aber ich könnte auch mit einem anderen Pferd gewinnen.«
»Mit einem Shetty auf einem E-Turnier.« Während Nora noch laut lachte, griff Bella ein Kissen vom Sofa und warf es Nora an den Kopf. Die warf es zurück und bekam unmittelbar danach das nächste Kissen ab.
»Jetzt ist es gut!«, sagte Mama streng und klappte das Display des Notebooks ein. Zum Zurückwerfen kam Nora nicht mehr, es klingelte an der Tür.
»Das ist Milan«, erklärte Bella und eilte schon zur Wohnzimmertür.
»Um diese Zeit?«, fragte Mama, die das Kissen von Nora auffing.
Bella drehte sich nochmal um und stöhnte auf: »Wir wollen noch ins Kino.«
»Es wäre nett, wenn ich das mal etwas früher erfahren würde. Aber um zehn bist du wieder hier.«
»Mama! Heute ist Samstag. Außerdem ist der Film ja erst um zehn zu Ende.«
»Von dem kriegt ihr doch sowieso nichts mit«, lästerte Nora und machte Kussgeräusche.
»Ach, und was ist mit Ben?«, fragte Bella und eilte aus dem Zimmer zur Wohnungstür.
»Überhaupt nichts!«, rief ihr Nora hinterher. »Der ist noch immer ein Depp!«
Bella öffnete die Tür. Ein Blumenstrauß in Milans Hand? Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Was soll ich mit dem Unkraut?«
»Der ist für deine Mutter.«
»Übertreibst du nicht ein bisschen?«
»Ich dachte, das macht man so.«
»Falscher Film. Hast du das bei deinen früheren Freundinnen auch so gemacht?«
»Ich hatte noch nie eine. Du bist die erste.«
»Dann sollte ich es mir vielleicht nochmal überlegen.«
Bella gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Milan war sichtlich irritiert. »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
Bella nahm ihm den Blumenstrauß ab und eilte ins Wohnzimmer. »Hier ist etwas Gemüse für dich, Mama. Ich bin dann weg, tschüss!« Sie wartete keine Reaktion ab, war schon an der Garderobe und schnappte sich im Vorbeigehen eine Jacke.
Nora hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel. Mama betrachtete die Blumen und holte eine Vase aus dem Schrank. »Dass mir ein Mann Blumen mitbringt, habe ich seit bestimmt zehn Jahren nicht mehr erlebt.«
»Und Bellerophon?«
»Ja, er schon, und Papa früher auch. Ich meinte Männer, mit denen ich eigentlich nichts zu tun habe.«
»Männer?« Nora zog die Augenbrauen hoch.
»Na ja, mit fünfzehn ist er ja nun kein kleiner Junge mehr. Ist mit Pegasus alles in Ordnung?«
Nora sah durch die großen Fensterscheiben in den Garten. Um diese Jahreszeit war es noch so hell, dass man überhaupt nicht merkte, dass es schon nach sieben Uhr war. Wie gut, dass dieses Sommerzeit-Hickhack endlich abgeschafft war und –
»Nora?«
Erschrocken drehte sie sich zu Mama. »Ja? Ach so, Pegasus. Ja, soweit ist alles in Ordnung mit ihm. Er macht sich eher Sorgen um Bella.«
Mama zog die Augenbrauen hoch. »Die mache ich mir auch, aber Pegasus?«
»Bella steigt der Erfolg zu Kopf. Sie hält sich für die beste Springreiterin der Welt, obwohl es allein Pegasus‘ Verdienst ist.«
Mama nickte. »Bella kann inzwischen sehr gut reiten, aber ich habe Angst, dass sie sich genau zu so einem Mädchen entwickelt, das sie nicht leiden kann.«
»Einer Zicke?«
»Ja, so etwas in der Art.«
Nora sah wieder nach draußen. Ein Gedanke beschäftigte sie mehr, als die Veränderung ihrer Schwester. »Mama?«
»Ja?«
»Glaubst du, Pegasus ist auf dem Hof sicher?«
»Ein Fünf-Millionen-Euro-Pferd ist dort garantiert nicht sicher. Papiere kann man fälschen. Aber er steht doch da jetzt schon seit zwei Jahren.«
»Schon, aber seit dem Rummel auf der Equitana habe ich ein bisschen Angst um ihn. Schade, dass unser Garten für einen Stall zu klein ist.«
»Es wäre auch nicht gut, wenn Pegasus allein wäre, ohne Kontakt zu anderen Pferden. Wir können ja morgen mit Michael sprechen, welche Möglichkeiten wir haben, ohne gleich einen Sicherheitsdienst zu beauftragen.« Mama überlegte einen Moment. »Ich dachte, Pegasus könnte sich selbst helfen. Kann er nicht einfach - wegfliegen ?« Sie zog das Wort so in die Länge, als würde sie es noch immer nicht wirklich glauben.
»Er ist nur noch ein normales Super-Pferd. Seit der Rückkehr vom Olymp ist er nicht mehr geflogen. Wenn ich ihn darauf anspreche, bekomme ich keine Antwort, als hätte er Angst vor einer schmerzhaften Erinnerung.«
Mama setzte sich wieder auf das Sofa. »Seine Heimat ist zerstört. Das kann sehr traumatisch sein.«
»Alles wegen Gloria und ihren Chaoten!«
»Macht Pegasus ihnen Vorwürfe?«
Nora schüttelte den Kopf uns setzte sich neben Mama. »Er ist nicht nachtragend. Ich glaube, unser Täter-Opfer-Denken ist ihm zu spießig. Außerdem konnte dadurch ja erst Bellerophon hierherkommen.«
»Dann solltest du ihnen auch keine Vorwürfe machen. Es ist passiert. Es war eine Dummheit, die inzwischen zwei Jahre zurückliegt. Zeit, die Vergangenheit loszulassen.«
»Aber die haben sich nie entschuldigt!«
»Zieh das T-Shirt aus!«
Nora sah kurz auf ihren Pulli herunter. »Welches T-Shirt«
»Auf dem Opfer steht.«
»Ja«, brabbelte Nora kaum verständlich und legte ihren Kopf auf Mamas Schulter.
Am nächsten Morgen fuhr Mama mit Nora zum Reiterhof. Bella wollte lieber weiterschlafen. Wann sie wirklich nach Hause gekommen war, wusste niemand, wahrscheinlich nicht mal sie selbst.
»Jeder kommt einfach auf den Hof«, sagte Mama. »Er ist nicht abgesperrt. Und die Box?«
»Die hat noch nicht einmal ein Schloss«, antwortete Nora.
»Das dürfte das kleinste Problem sein. Ich besorge gleich morgen eins. Entweder ein stabiles Vorhängeschloss oder ein schweres Fahrradschloss.«
Nora öffnete die Box und umarmte Pegasus, während Mama die Tür prüfte.
»Ich könnte eine Überwachungskamera installieren«, sagte Michael, der hinter Mama auftauchte und seinen kleinen Sohn an der Hand hielt.
Mama nickte zur Begrüßung. »Ja, das wäre eine gute Idee.« »Darf ich zu Pegasus?«, fragte der anderthalbjährige Leon. »Von mir aus schon«, antwortete Michael. »Da musst du
Nora fragen.«
»Klar«, sagte Nora, »komm her!«
»Wir könnten die Box auch umbauen«, sagte Michael, während Leon in die Box stürmte. »Oder gleich eine neue sichere errichten. Aber das müsstet ihr selbst bezahlen.«
Mama verzog nachdenklich den Mund und nickte. »Ja, das wird wohl das Beste sein. Mach mir doch mal eine Aufstellung, was du brauchst, und einen Kostenvoranschlag.«
»Mach ich. Der Stall von Seiferts wäre deutlich sicherer. Die Anlage ist modern und alarmgesichert.«
»Zu Gloria?«, rief Nora empört. »Niemals!«
»Nur vorrübergehend, bis ich hier umgebaut habe. Ihr versteht euch doch jetzt ganz gut.«
»Ganz gut ist anders. Wir streiten nicht mehr, aber bis zum Mögen fehlt noch ein ganzes Stück.«
Michael hob abwehrend beide Hände in Brusthöhe. »Schon gut, es ist euer Pferd, eure Entscheidung. Es tauchen hier aber immer wieder Leute auf, die Pegasus sehen wollen. Obwohl sie die Anlage nur vorne betreten dürfen, erwischen wir manchmal Besucher in den Ställen. Bisher waren es wohl nur Fans, aber …«
»Vielleicht können wir das Double kaufen?«, fragte Nora.