Die Pfotenbande, Band 1 & 2: Tierisch wilde Abenteuer - Usch Luhn - E-Book

Die Pfotenbande, Band 1 & 2: Tierisch wilde Abenteuer E-Book

Usch Luhn

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Beschreibung

Leni, Henry, Paula und Max können ihre neue Lehrerin Frau Rabe nicht ausstehen. Sie kann überhaupt nicht mit Hunden umgehen und hat außerdem einen fiesen Freund. Als Frau Rabe dann auch noch strikt gegen ein Schultheaterstück über Piraten ist, muss ein tierisch guter Plan her! Gut, dass die Freunde ihre schlauen und mutigen Vierbeiner haben. Friede, Freude, Hundekuchen? Von wegen! Bei Leni, Henry, Paula und Max und ihren Vierbeinern jagt ein Abenteuer das nächste. Usch Luhns pfotenstarke Reihe für Mädchen und Jungs! Alle Abenteuer der Pfotenbande: Band 1: Lotta rettet die Welpen Band 2: Socke macht Theater Band 3: Kiwi feiert Geburtstag Band 4: Mogli geht auf Klassenfahrt Band 5: Socke in der Hundeschule Band 6: Ein Freund für Lotta Band 7: Kiwi räumt auf Band 8: Mogli im Glück Alle Abenteuer der Pfotenbande: Band 1: Lotta rettet die Welpen Band 2: Socke macht Theater Band 3: Kiwi feiert Geburtstag Band 4: Mogli geht auf Klassenfahrt Band 5: Socke in der Hundeschule Band 6: Ein Freund für Lotta Band 7: Kiwi räumt auf Band 8: Mogli im Glück

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2018Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH© 2018 Ravensburger Verlag GmbHSonderausgabeDiese Ausgabe enthält zwei Bände der Serie „Die Pfotenbande“, erschienen im Ravensburger Verlag GmbH: „Lotta rettet die Welpen“ (Band 1, erstmals erschienen 2016), „Socke macht Theater“ (Band 2, erstmals erschienen 2016)© 2016, 2018 Ravensburger Verlag GmbHUmschlag- und Innenillustrationen: Carola SieverdingLogogestaltung: Carola SieverdingLektorat: Linda Borchert & Jo Anne BrügmannAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN978-3-473-47885-9www.ravensburger.de

Es war Montag, kurz vor halb acht. Eigentlich viel zu früh für Leni, denn sie war eine richtige Langschläferin.

„Ich geh jetzt los, Mami!“, rief sie gähnend und schnappte sich ihren Schulrucksack.

„Warte!“ Lenis Mutter stürmte aus dem Badezimmer. „Ich muss dir doch noch das Fressen für Lotta einpacken! Und dein Pausenbrot. Hast du deine Trinkflasche?“

Leni grinste und klopfte auf ihren Rucksack. „Keine Panik, Mama, alles längst erledigt.“

Lenis Mutter guckte überrascht. „Donnerwetter, da bin ich aber baff.“ Sie nahm ihre Tochter liebevoll in die Arme. „Dann viel Spaß heute!“

Lenis Golden Retriever Lotta scharrte ungeduldig an der Haustür und machte wuff.

„Du kannst es wohl kaum erwarten, was?“, sagte Leni grinsend und kraulte ihre Hündin hinter dem Ohr. Dann befestigte sie die Hundeleine am Halsband, bugsierte ihren Rucksack auf den Rücken und hüpfte los.

Der Rucksack schepperte im Takt mit. Eine winzige Kleinigkeit hatte Leni ihrer Mutter nämlich verschwiegen – die Schulsachen hatte sie bis auf das Hausaufgabenheft und ihr Federmäppchen zu Hause gelassen. Schließlich nahmen der Wassernapf und die Leckerli für Lotta schon den meisten Platz ein.

An der Ecke wartete Leni ungeduldig auf Henry.

Mannomann, diese Schlafmütze, dachte sie. Henry wusste doch, dass heute Lotta-Tag war. Da konnte er sich wirklich ein wenig beeilen.

Eigentlich wohnten Leni und Henry Hauswand an Hauswand. Dummerweise war Henrys Haustür aber auf der Gartenseite, während ihre zur Straße zeigte. Und da Henry nicht fliegen konnte, musste er jeden Morgen um den ganzen Häuserblock herumlaufen, um zu ihrem Treffpunkt an der Ecke zu kommen.

Nur wenn Leni den Dachbodenschlüssel stibitzte, konnten sie oben von Fenster zu Fenster mit einem Bechertelefon quatschen. Wie durch ein Wunder hatten Lenis Brüder ihr Geheimversteck bisher noch nicht entdeckt. Anton und Benni waren nämlich echte Nervensägen.

„Wo bleibt der denn?“, meckerte Leni. „Kannst du Henry schon erschnüffeln, Lotta?“

Lotta knurrte. Sehr leise, aber ziemlich gefährlich. Augenblicklich bekam Leni eine Gänsehaut und hielt Lottas Leine fester. Diesen Ton hatte sie vorher noch nie aus Lottas Maul gehört.

Wuffwuffwuff. Heiser bellte der Golden Retriever los. Fast im selben Moment entdeckte Leni eine große dünne Frau, die gerade um die Straßenecke bog.

Die Frau hatte eine schwarze Jacke mit sehr weiten Ärmeln an und auf ihrem Nasenrücken thronte eine riesige schwarze Sonnenbrille. Sie schlenkerte beim Gehen heftig mit den Armen und Leni musste sofort an Flügel denken. Unter der Jacke blitzte ein knallroter Rock hervor. Die Frau trug schwarze Strümpfe, und ihre Füße steckten in hohen Schuhen, die bei jedem Schritt klackten. Aber das Auffälligste an der Fremden war ihr wirres schwarzes Haar, das hochgesteckt war und aussah wie ein Krähennest.

Lenis Augen wurden weit. „Krass“, stöhnte sie ungläubig. Sie starrte den zweibeinigen Raben an, während Lotta sich die Seele aus dem Leibe bellte. Kurz bevor die Frau Leni erreicht hatte, bog sie in die Hafenstraße ab, ohne Leni und Lotta eines Blickes zu würdigen.

„Wer war das denn?“, fragte Leni fassungslos. Sie ging in die Hocke und nahm Lottas Kopf in die Hände. „Ist ja gut, Lotta. Der komische Vogel ist weg.“

In dieser Sekunde kam Henry mit hochrotem Kopf angesaust. „Tschuldigung“, sagte er außer Atem und umarmte Lotta zur Begrüßung stürmisch. „Ich musste meiner Oma noch helfen, zwei Stühle in die Ferienwohnung zu schleppen. Sie hat nämlich eine neue Untermieterin. Die muss eben hier vorbeigekommen sein.“

Leni schrie auf. „Meinst du den ulkigen schwarzen Vogel, der gerade vorbeigeflogen ist?“

Henry nickte düster. „Du müsstest erst mal ihren Hund sehen. Das ist so ein winziger kläffender Pinscher mit Fledermausohren.“

„Mist“, sagte Leni. „Dabei hast du dir so sehr einen Hund gewünscht. Wäre doch super gewesen – ein Hund gleich nebenan.“

„Das nennt man dann wohl Pech“, antwortete Henry. „Mit diesem Wadenbeißer geh ich jedenfalls nicht Gassi, das schwöre ich dir.“

Leni kicherte und Henry nahm ihr die Hundeleine aus der Hand. „Jetzt aber ab in die Schule, Lotta“, sagte er. „Sonst kommst du an deinem ersten Schultag gleich zu spät.“

Lotta preschte so schnell los, dass Henry kaum hinterherkam. Leni lachte. „Sieht aus, als würde Lotta dich führen und nicht umgekehrt.“

Henry grinste. „Bestimmt geht Lotta lieber zur Schule als ich. Und wenn Frau Wonne bald ihr Baby kriegt, habe ich gar keine Lust mehr.“

Leni boxte Henry leicht in die Seite. „Wetten, die neue Lehrerin ist supernett? Hör also auf herumzujammern und warte erst mal ab.“

Wenn Leni so streng guckte, war es besser, ihr nicht zu widersprechen. Und eigentlich wünschte Henry sich auch sehr, dass sie recht hatte.

Obwohl Leni eine ganze Weile auf Henry gewartet hatte, saßen erst ein paar Kinder im Klassenzimmer. In der vorletzten Reihe neben Paula hockte Max und versuchte verzweifelt, eine Textaufgabe zu lösen.

Max war erst seit einem Monat in ihrer Klasse. Er erschien jeden Morgen als Erster in der Schule, denn seine Eltern mussten sehr früh zur Arbeit und setzten Max vorher ab. Meistens machte er dann noch schnell seine Hausaufgaben oder er spielte mit der Schulkatze Joghurt.

Obwohl Max sonst wild und ungestüm herumtobte, behandelte er Joghurt wie ein rohes Ei. Manchmal überließ er der Katze sogar sein Pausen-Joghurt, was ihr bei den Kindern den Spitznamen eingebracht hatte.

Jetzt aber war Max voll auf sein Heft konzentriert. Er stöhnte auf und warf Paula einen Hilfe suchenden Blick zu. Paula bemerkte davon nichts, denn sie knuddelte Lotta gerade ausgiebig zur Begrüßung.

Paula war nicht nur die allerbeste Freundin von Leni, sie hatte selbst auch einen Hund. Der Jack Russell war allerdings das totale Gegenteil von Lotta und ein echter Pausenclown. Am Haustiertag war Mogli mit in der Schule gewesen und hatte Henrys Rechenheft aufgefressen. Seitdem hatte er lebenslanges Schulverbot.

Paula holte ein Leckerli aus ihrer Hosentasche und verfütterte es an Lotta. „Aber nicht Mogli petzen“, sagte sie. „Sonst ist er beleidigt.“

Sie strahlte Leni an. „Ich hab zu Hause im Internet nachgeguckt, was man mit Schulhunden machen kann, und es für Frau Wonne aufgeschrieben. Das wird so toll!“

Paula war in allen Dingen sehr gründlich und blitzgescheit. In der zweiten Klasse sollte sie ein Jahr überspringen, aber dazu hatte sie keine Lust. Viel lieber wollte sie mit Leni und Henry zusammenbleiben. Manchmal wusste sie sogar besser Bescheid als Frau Wonne und korrigierte ihre Klassenlehrerin.

Zum Glück war Frau Wonne darüber nicht sauer. Ganz im Gegenteil. „Wenn ich mal was nicht weiß, frage ich einfach Paula“, pflegte sie zu sagen. „Das ist wirklich praktisch. Jeder Lehrer sollte eine Paula haben.“

Max stöhnte wieder und fing Paulas Blick auf. „Kann ich die letzte Textaufgabe von dir abschreiben? Ich pack es einfach nicht …“

Paula nickte. „Kein Problem. Aber so kapierst du es nie. Ich erkläre sie dir in der großen Pause. Okay?“

Max atmete erleichtert aus. „Voll nett. Danke.“ Dann sah er Lotta an und sagte: „Hallo, du Süße.“ Lotta lief auf Max zu und leckte seine Hand.

„Oh!“, rief Leni. „Wenn Lotta dich so begrüßt, kann sie dich aber extrem gut riechen.“

Max grinste. „Tja, Lotta ist eben sehr schlau und weiß, dass ich was für sie im Rucksack habe.“ Er zauberte eine Hundewurst daraus hervor.

Lotta schnappte sich die Wurst und verschwand damit unter Lenis Tisch.

Inzwischen waren fast alle Schüler aufgetaucht.

Henry saß auf seinem Stuhl neben Leni und beobachtete Lotta unter dem Tisch. „Eigentlich fehlt jetzt nur noch Socke“, sagte er glücklich. „Dann wäre Schule richtig cool.“

Paula stieß einen Schrei aus. „Bist du irre? Socke ist noch ungezogener als Mogli. Und das, obwohl Frau Wonne Lehrerin ist und sie mit ihm in der Hundeschule war. Mein Mogli ist ja nur deshalb so frech, weil Mama ihm immer alles durchgehen lässt. Aber Socke ist aus der Hundeschule rausgeschmissen worden. Er ist ein hoffnungsloser Fall! Das hat uns Frau Wonne selbst erzählt.“

Max bekam einen totalen Lachanfall. „Im Ernst? Was ist Socke denn für eine Rasse? Ein Werwolf?“

Paula schüttelte ungeduldig den Kopf. „Nee, Socke ist ein Beagle. Ein stinknormaler Jagdhund. Aber so wie Socke gestrickt ist, bringt er eine ganze Meute auf die Palme.“

Henry sprang wutentbrannt auf. Er konnte es einfach nicht ertragen, wenn jemand etwas Doofes über seinen Socke sagte. „Du erzählst wirklich totalen Blödsinn, Paula!“

Max schlug mit der Faust auf den Tisch. „Spinnst du, oder was? Lass Paula gefälligst in Ruhe!“

Henry stürzte sich auf ihn. „Selber Spinner!“, rief er dabei. „Nimm das sofort zurück!“

Max lachte spöttisch und nahm den kleineren Henry mühelos in den Schwitzkasten.

Entschlossen warf sich Leni dazwischen. „Nun haltet aber mal die Luft an. Ich hab keine Lust auf Stress mit Frau Wonne, kapiert?“

Max ließ Henry los. Leni hatte recht. Frau Wonne war immer total lieb. Aber wenn ihre Schüler sich zankten, konnte sie supersauer werden.

„Ihr gebt euch jetzt die Hand und vertragt euch“, befahl Leni streng.

„Wenn’s sein muss“, grummelte Max. Er streckte Henry die Hand hin und sagte: „War nicht so gemeint, du alter Spinner.“

Henry grunzte. „Wer ist hier wohl der Spinner …“

Paula tippte sich gegen die Stirn und wechselte einen Typisch-Jungs-Blick mit Leni. „Das geht jetzt aber nicht wieder von vorne los, oder?“, sagte sie drohend.

Im selben Moment stieß Lotta einen hohen Fiepton aus. Sie ließ ihre Wurst aus dem Maul plumpsen und rannte aufgeregt zwischen den Kindern hin und her.

„Ich glaube, Lotta ist genervt“, sagte Max kleinlaut.

„Tschuldigung“, flüsterte Henry und steckte seine Nase in Lottas Fell.

Plötzlich war es ganz still in der Klasse. Alle starrten Lotta ehrfürchtig an.

„Cool, Lotta!“, rief Leni stolz. „Du bist eine echte Streitschlichterin. Gut gemacht.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Frau Wonne kam herein. Sie schaute sich erstaunt um.

„Hoppla“, sagte sie. „Hier hört man ja die Flöhe flüstern.“ Sie lächelte fröhlich in die Runde. „Unseren Besuch wird es bestimmt freuen, euch so brav kennenzulernen. Ich möchte euch nämlich gerne Frau Rabe vorstellen. Frau Rabe ist meine Cousine und wird mich im nächsten Schuljahr vertreten.“ Sie trat einen Schritt zur Seite, um für Frau Rabe Platz zu machen.

Verdattert starrte Leni zur Tür. „Krass“, flüsterte sie ungläubig.

Und Henry stöhnte: „Ich hab es doch gewusst.“

Der komische Vogel von vorhin auf der Straße war ihre neue Lehrerin. Das durfte doch nicht wahr sein!

„Guten Morgen, Kinder. Ich bin ab jetzt eure Lehrerin“, sagte Frau Rabe. Sie räusperte sich. „Ich hoffe, wir kommen gut miteinander aus.“ Ihre Stimme hörte sich irgendwie eingerostet an. Als ob sie es nicht gewohnt war, vor einer Klasse zu sprechen.

„Ab jetzt?“, flüsterte Henry Leni geschockt zu. Lotta winselte leise.

Frau Rabe runzelte die Stirn. „Sehe ich da einen Hund unter dem Tisch?“ Sie stöckelte auf ihren hohen Schuhen auf Lenis Tisch zu und beugte sich nach vorne. Gleichzeitig streckte sie ihren Hals und legte dabei den Kopf schief.

„Gleich fallen ihr die Eier aus dem Nest“, witzelte Max – ziemlich laut. Henry prustete los.

„Was macht der Hund denn hier?“, fragte Frau Rabe. Sie ging in die Knie und robbte auf Lotta zu. Lotta wich panisch zurück auf Lenis Füße.

„Stopp! Sie erschrecken Lotta“, rief Leni vorwurfsvoll. Sie sprang auf und zog den Golden Retriever an der Leine unter dem Tisch hervor.

„Ach, da ist ja unser neues Schulkind!“, mischte sich Frau Wonne eilig ein. „Kommt doch mal zu mir, ihr zwei.“

Ohne Frau Rabe eines Blickes zu würdigen, marschierte Leni mit Lotta nach vorne.

„Herzlich willkommen, Lotta“, sagte Frau Wonne und lächelte.

Lotta gab der Lehrerin die Pfote und guckte sie treuherzig an.

„Na, du bist aber gut erzogen“, schwärmte Frau Wonne. „Du musst unbedingt meinen Beagle Socke kennenlernen. Vielleicht färbt dein gutes Benehmen ein wenig auf ihn ab.“

Paula warf Henry einen triumphierenden Blick zu. „Siehst du? Sie gibt es selbst zu.“

Aber Henry tat so, als hätte er Paula gar nicht gehört.

„Ein Schulhund? Also ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, funkte Frau Rabe wieder dazwischen. Sie ging nach vorne zur Tafel, hielt aber Abstand zu Lotta. „So ein Tier bringt doch nur Unruhe in die Klasse.“

Leni funkelte Frau Rabe böse an.

„Ich denke, es hat viele Vorteile“, versuchte Frau Wonne zu schlichten. „Schulhunde können Kindern viele nützliche Dinge beibringen. Natürlich nicht Päckchen-Rechnen oder schwere Wörter wie Thermometer oder Rhinozeros. Aber sie sind zuverlässige und treue Freunde und noch bessere Tröster, wenn man mal traurig ist. Hab ich recht, Lotta?“

Wuff, antwortete Lotta, als hätte sie jedes Wort verstanden, und lehnte sich zutraulich an Frau Wonnes Bein.

„Klasse“, sagte Frau Wonne strahlend. „Dann sind wir uns also einig, Rita?“ Sie sah ihre Cousine forschend an.

Frau Rabe lächelte frostig. „Wie du meinst. Noch ist es deine Klasse.“ Sie schlug einen weiten Bogen um Lotta und pirschte sich an das Lehrerpult heran. Steif ließ sie sich auf den Stuhl dahinter fallen.

„Ausgezeichnet“, sagte Frau Wonne. Sie holte das Lesebuch hervor. „Passend zum Thema wollen wir uns heute mit ein paar Tiergeschichten befassen. Wer von euch kennt das Märchen vom Hasen und vom Igel?“

Den Rest der Doppelstunde ließen sich Frau Rabe und Lotta nicht aus den Augen. Leni kam es so vor, als blinzelte ihre neue Lehrerin dabei kein einziges Mal.

„Uh“, sagte Paula zu Max, als es endlich zur Pause klingelte. „Unsere neue Lehrerin ist aber echt gruselig.“

Frau Rabe schoss pfeilschnell aus der Tür, ohne sich zu verabschieden. Paula wartete, bis auch Frau Wonne verschwunden war, dann rief sie aufgeregt: „Frau Rabe und Lotta haben sich gegenseitig hypnotisiert!“

Henry guckte alarmiert. „Ich hab eher Angst gekriegt, dass Lotta von Frau Rabe verhext wird. Die hat voll den giftigen Blick. Habt ihr ihre roten Augen gesehen? Richtige Röntgenaugen.“

Max lachte sich schlapp. „So ein Quatsch, Henry, du hast echt zu viel Fantasie.“

Leni schüttelte gereizt den Kopf. „Fängst du schon wieder Streit an, Max?“ Sie holte das Trockenfutter für Lotta aus ihrem Rucksack.

Max sagte dazu lieber nichts und füllte stattdessen den Hundenapf mit frischem Wasser, das Lotta gierig schlabberte. Dabei machte sie Geräusche wie ein Schwein.

„Und ich muss mir immer anhören, dass ich nicht so schmatzen soll“, sagte Max kopfschüttelnd.

Leni, Paula und Henry grinsten sich an und prusteten los.

Nach der großen Pause war Frau Rabe plötzlich verschwunden.

„Vielleicht hat sie keine Lust mehr auf uns“, sagte Henry hoffnungsvoll. „Lotta mag Frau Rabe auch nicht. Stimmt’s, Süße?“

Wuff, machte Lotta. Das konnte natürlich erst mal alles heißen.

Aber Frau Wonne machte Henrys Hoffnung zunichte. „Meine Cousine ist nach Hause gegangen, um ihre Koffer auszupacken“, klärte sie die Kinder auf. „Sie hat länger nicht als Lehrerin gearbeitet. Aber zum Glück will sie jetzt wieder anfangen zu unterrichten.“

Henry gab ein lautes Stöhnen von sich.

„Sie findet anscheinend, ihr braucht mal etwas Ordnung“, meinte Frau Wonne lachend. „Ich bin ja ziemlich schusselig. Rita wird euch alles beibringen, was ich vergessen habe. Da bin ich sicher.“ Sie zwinkerte vergnügt.

Dann setzte sie den Unterricht ungerührt fort und tat so, als würde sie gar nicht merken, dass Henry vor Wut kochte. Um sich abzureagieren, bohrte er mit seinem Bleistift viele kleine Löcher in sein Rechenheft. Als die Stunde vorbei war, sah das Heft aus wie ein Schweizer Käse, aber Henry war immer noch stocksauer.

„Kannst du mal kurz zu mir kommen, Henry?“, bat Frau Wonne.

Leni fasste Henry am Arm. „Reg dich nicht so auf, das wird schon wieder“, flüsterte sie. Sie sah ihrem besten Freund ein wenig besorgt nach, als er im Schneckentempo nach vorne wanderte. Konnte gut sein, dass Frau Wonne ihn für sein bockiges Verhalten heute rügen wollte. Immerhin war Frau Rabe ihre Cousine und Henry hatte sich ihr gegenüber nicht gerade vorbildlich verhalten.

Aber Frau Wonne lächelte Henry an und fragte: „Würdest du dich heute Nachmittag um Socke kümmern? Ich muss später zum Arzt und da kann ich ihn schlecht mitnehmen.“

Henry nickte begeistert. „Na klar, das ist überhaupt kein Problem!“

„Vielen Dank, Henry“, sagte Frau Wonne erleichtert. „Auf dich kann ich mich wirklich immer verlassen. Du bist ein richtiger Hundeflüsterer. Meine Cousine hat zwar auch einen Hund, aber die beiden Tiere verstehen sich leider gar nicht gut.“

Henry grinste. „Das wundert mich nicht.“

Frau Wonne runzelte die Stirn und Henry beeilte sich zu erklären: „Frau Rabe hat doch die Wohnung bei meiner Oma gemietet und Baby hat mich heute Morgen schon angekläfft.“

Frau Wonne machte ein zerknirschtes Gesicht. „Der Hund muss sich bestimmt erst an sein neues Heim gewöhnen.“

Leni kicherte. „Genau wie Frau Rabe!“, rief sie.

„Richtig, Leni“, sagte Frau Wonne. „Und darauf wollen wir Rücksicht nehmen.“

Dieser Meinung war Leni gar nicht. Und deshalb gab sie Frau Wonne lieber keine Antwort.

„Dann bis später, Henry“, sagte Frau Wonne. „Holst du Socke um zwei ab?“

Henry strahlte. „Auf jeden Fall! Für Socke würde ich über die sieben Meere segeln …“ Henrys Opa Heinrich war Seefahrer gewesen, deshalb kannte Henry sich mit Schiffen und den Weltmeeren super aus. Von Opa Heinrich hatte Henry auch den Vornamen geerbt, aber Heinrich rief ihn seine Mutter nur, wenn er etwas angestellt hatte.

„Einen besseren Patenonkel könnte ich mir für meinen Socke nicht wünschen“, sagte Frau Wonne und zwinkerte Henry fröhlich zu.

„Ich komm mit zu Frau Wonne“, sagte Leni, als die Kinder im Sportunterricht in der letzten Stunde über die Aschenbahn hechelten. Lotta fegte wie ein Windhund über den Platz und tobte ausgelassen mit Max herum.

„Cool!“, freute sich Henry. „Ich finde, Lotta und Socke passen perfekt zusammen. Lotta ist vernünftig und brav, Socke genial und witzig.“

Leni grunzte. „Jetzt übertreib mal nicht. Socke ist schließlich nicht Superdog. Aber es stimmt, Lotta tut Socke gut. Und wenn Lotta dabei ist, benimmt sich Socke nicht ganz so daneben wie sonst.“

Henry hätte Leni gerne widersprochen. Aber eines hatte er gelernt, seit er Leni kannte: Bei ihr war es manchmal besser, einfach die Klappe zu halten. Denn Leni konnte mindestens genauso wütend werden wie Henry selbst.

„Ich finde, zu Max würde auch gut ein Hund passen“, sagte Leni zu Henry, als sie sich nach dem Mittagessen am Gartentor von Frau Wonne trafen. Obwohl Max total gerne Fußball spielte, hatte er zum Ende der Sportstunde darauf verzichtet, weil Lotta dringend Gassi geführt werden musste.

„Du kannst ihm Lotta ja mal ausleihen“, schlug Henry schnell vor. „Socke kriegt er nicht. Um den kümmere ich mich schon.“