Die Reise nach Samosch (eBook) - Michael Zeller - E-Book

Die Reise nach Samosch (eBook) E-Book

Michael Zeller

4,9

Beschreibung

1941 lernt die 16-jährige Erika ihre große Liebe kennen: Der Krieg hat den sanften und feinsinnigen Literaturliebhaber Hellmut Anschütz nach Fürstenwalde verschlagen. Doch bald wird der verheiratete Hellmut nach Zamosc in Polen versetzt, wo er innerlich zerbricht. Ihre Liebe bleibt unerfüllt und eröffnet einen Reigen der verpassten Chancen in einer aus den Fugen geratenen Welt. Hellmut verlässt Frau und Sohn, heiratet wenig später erneut und sorgt liebevoll für seinen Adoptivsohn Hans, an dem er seine Taten wieder gutmachen will. Hans wird ein begnadeter Zeichner, der leibliche Sohn Hellmuts sein Galerist. Keiner der Beteiligten ahnt etwas vom Zusammenhang ihrer Lebensgeschichten. Erst der dritten Generation gelingt es, die eigenen Sehnsüchte zu erfüllen, aus dem Reigen auszuscheren und den Teufelskreis der Schuld zu durchbrechen: Der junge Schriftsteller Sebastian Anschütz reist nach Polen und kommt an - zwar nicht in Zamosc, aber bei seiner großen Liebe. Aus fünf Lebensläufen entwirft Michael Zeller eine epische Welt, die Schicksalswege seiner Figuren folgen dem roten Faden der jüngeren Geschichte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 378

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
16
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ars vivendi

Michael Zeller

Die Reise nach Samosch

Roman · ars vivendi

Der Autor dankt dem Land Nordrhein-Westfalen, das ihn bei der Arbeit an diesem Buch unterstützt hat.

Originalausgabe

Erste Auflage 2003 © 2003 by ars vivendi verlag GmbH &Co. KG, Cadolzburg Alle Rechte vorbehaltenwww.arsvivendi.com

Umschlaggestaltung: Berit Hüttinger

ISBN 3-89716-374-8eISBN 978-3-8691-3601-1

Die Reise nach Samosch

Inhalt

I Erikas Tagebuch

II Hühnergötter

III Köbi Landolf und die anderen

IV Hell. Dunkel. Hell

V Basti und Bascha

I ERIKAS TAGEBUCH

Rauen, den 27. Mai 1940

Heute will ich nun mein Tagebuch beginnen, das ich zu meiner großen Freude an meinem 16. Geburtstag als Geschenk bekam. Am 26.3. habe ich mein Abschlußzeugnis der Mittelschule erhalten.

28. Mai 40

Heute hatten wir großen Waschtag. Ich habe aber mit Irmgard den Laden und die Küche gescheuert. Dann mußten wir Mittag kochen. Unsere tapferen Soldaten haben gestern Calais eingenommen, wie eine Sondermeldung bekanntgab, und heute hat die belgische Armee auf Befehl des Königs die Waffen niedergelegt. Wir haben bei dieser Nachricht alle aufgeatmet, denn das ist für unsere Soldaten bestimmt wieder eine Erleichterung, obgleich wir auch mit weiterem Bestehen der Belgier siegen werden.

19.6.40

Ich gehe jetzt oft ins Kino, schon der Wochenschau wegen. Sie ist aber auch fabelhaft.

22.6.40

Mit den Soldaten kann man schon etwas erleben. Aber warum soll man nicht alles von der lustigen Seite betrachten, der Ernst des Lebens beginnt noch früh genug.

Rauen, 24. Januar 1944

Drei Jahre sind vergangen, mein Tagebuch habe ich lange ruhen lassen. Heute will ich anfangen, diese Zeit, in der ich viel erlebt habe und die mich zu einem anderen Menschen gemacht hat, meinen Blättern anzuvertrauen. Es wird für mich nicht immer ganz leicht sein, noch einmal das alles vor mir erstehen zu lassen, doch es hat sich so tief in meinem Gedächtnis eingeprägt, daß ich es versuchen möchte. –

Es ist totenstill um mich her. Wie tut die Ruhe wohl! Wie andächtig stimmt das tiefe Schweigen. Ich will diese Blätter ganz mit der Vergangenheit füllen, mir alles Leid völlig von der Seele herunterschreiben, dann einen Strich darunter setzen, neue Blätter und ein neues Leben anfangen.

Im Sommer 1940 habe ich aufgehört zu schreiben, vielleicht weil das, was ich bis dahin erlebte, mir nicht großartig genug erschien, es in meinem Buch festzuhalten. Heute weiß ich, wie töricht das war, gerade Eindrükke, Begebenheiten, die einem so gering erscheinen, sind oftmals bedeutend und ausschlaggebend für das ganze weitere Leben. –

Mit der Musik möchte ich beginnen, ich liebe sie über alles, sie ist das Leben selbst für mich mit allen Schönheiten, allem Glück und auch allen Schmerzen. Sie ist für mich Andacht, Sehnsucht, ja Gott selbst. Es ist seltsam, wie weit Töne in mich hineinreichen und mich seelisch bestimmen, es mag unwirklich erscheinen und ist es doch nicht, ich habe es erfahren.

Und warum liebe ich Musik?

Ich kann es nicht sagen, zuerst vielleicht, weil ich nach Meinung anderer eine schöne warme Altstimme habe und mir schon früh viele Lieder und Weisen vertraut waren? Vielleicht weil ich selbst gern Instrumente spielte? Klarheit über diese Dinge bekam ich durch Hellmut …

25.1.44

Von Hellmut und Conny will ich schreiben, den beiden Soldaten hier: Dr. Hellmut Anschütz, dunkel, schlank, energische Gesichtszüge und sehr schöne Augen, die ich wohl nie vergessen werde. Sein ganzes Wesen bestimmt und aufrichtig.

Dann Conrad Arnke, es stiehlt sich schon ein Lächeln in meine Züge nur bei seinem Namen: lustig, heiter und frech, aber von einer entwaffnenden Frechheit, man kann ihm nie böse sein. Trotz ausgesprochener Klugheit – ein großer, lieber Junge. Er ist lang und schlank, sein Haar dunkel, beinahe rotblond, voller Sommersprossen, die einfach dasein müssen, sein Gesicht schmal und weich geschnitten – ein schöner Mensch. Seinen eigentlichen Beruf habe ich nie erfahren, wahrscheinlich Kaufmann, er könnte ebensogut Direktor der größten Bank Deutschlands sein, er würde es spielend bewältigen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!