Die Rettung des Gesalbten - Michael Kubel - E-Book

Die Rettung des Gesalbten E-Book

Michael Kubel

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Beschreibung

Das „Buch Ester“, bereits durch seine Rolle im Tanach eine der Säulen der jüdischen Kultur, ist nicht nur fürs Judentum von zentraler Bedeutung, sondern auch später in der Bibel ein essentieller Teil des Alten Testaments. An die Geschichte der Errettung des jüdischen Volkes vor einem drohenden Genozid in der persischen Diaspora erinnert bis heute das Purimfest, eines der wichtigsten Feste im Judentum. Mit seiner Version als Theaterstück schafft es Michael Kubel mit Bravour, dem klassischen Stoff neues Leben einzuhauchen, wie William Wolf (Landesverband der jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern) im Vorwort feststellt: „Es ist Herrn Kubel gelungen, die Gestalt von Königin Ester, einer der wenigen Heldinnen der alten jüdischen Literatur, lebendig darzustellen und ihr eine moderne Bedeutung zu verleihen. Das ist nicht nur ein neuer, origineller Schritt in der heutigen deutsch-jüdischen Literatur. Es ist eine Bereicherung des ganzen deutsch-jüdischen Erbes.“

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Autors

Vorwort des Landesrabbiners William Wolf

Die Rettung des Gesalbten

1. Akt

2. Akt

3. Akt

Epilog

Glossar

Schneeflocke

Die Schöpfung des Menschen.

Das Gericht Gottes.

Die Königin Sabbat in der Familie Feldman.

Ein Gespräch mit Opa

Geschäft auf Jüdisch

Wir spielen Exodus oder Exodusspiel

Das Gleichnis von Liebe, Glück und Weisheit

Die Geschichte, wie die Blumen auf dem Ficus-Riesen erwachsen sind.

Die Schöpfung des Verses

Drachenflug

Eine Geschichte über die letzte Szene oder die Magie des Theaters. (Ein Brief an Schwester Tanja)

Ein Volk, das immer rechnet.

Märchen über die Buchstaben

Meine beste Freundin Murka.

Was ist unser Leben? Das Spiel!

Inhaltsverzeichnis

Michael Kubel

Die Rettung des Gesalbten

Theaterstück, Erzählungen, Kurze Szenarien

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2022 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH

Mainstraße 143

D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

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Frankfurter Verlagsgruppe:

www.frankfurter-verlagsgruppe.de

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Dieses Werk und alle seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.

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Titelbild: V. Markina

Lektorat: Gerrit Koehler

ISBN 978-3-8372-2640-9

Der hellen Erinnerung an meine Eltern

– Bella und Vladimir Kubel –

widme ich dieses Theaterstück

Vorwort des Autors

Seit mehr als fünfzehn Jahren gibt mir das „Buch Ester“ keine Ruhe. So wie die Erde den Mond anzieht, so fesselt mich dieses große Buch mit unsichtbaren Ketten so sehr, dass ich mich nicht von ihm lösen kann. Was ist das für ein Buch? Die wahre Geschichte des jüdischen Volkes, wie manche behaupten? Oder ist es die reinste Vorstellungskraft, wie andere denken? Ich weiß nicht, ob es ein anderes Buch in der Heiligen Schrift gibt, das so viele Menschen dazu inspirieren würde, kreativ zu sein. Ich bin auch jetzt, wie viele vor mir, von ihrer Handlung erfasst worden, vielleicht sogar ohne eigenen Willen, in diesen donnernden Strudel, in diese feurige Lawine, in diese endlosen Tiefen der Antike, die sich nur durch Kleidung und Mittel zur Vernichtung der Nächsten von der Gegenwart unterscheiden. Ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist, die Ereignisse jener Jahre ohne Widerspruch darzulegen.

Michael Kubel

Vorwort des Landesrabbiners William Wolf

Es ist für mich eine große Ehre und Freude, dieses spannende und lebhafte Stück von Michael Kubel jeder Leserin und jedem Leser zu empfehlen. Es ist Herrn Kubel gelungen, die Gestalt von Königin Ester, einer der wenigen Heldinnen der alten jüdischen Literatur, lebendig darzustellen und ihr eine moderne Bedeutung zu verleihen. Das ist nicht nur ein neuer, origineller Schritt in der heutigen deutsch-jüdischen Literatur. Es ist eine Bereicherung des ganzen deutsch-jüdischen Erbes. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern sowie allen Zuschauern und Zuschauerinnen gute Unterhaltung.

Landesverband der jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern

William Wolf

März 2007, Adar 5767

Die Rettung des Gesalbten

Handelnde Personen

Achrafei:  Eunuch, Diener des Königs

Adalja:    Sohn von Haman

Aridai:    Sohn von Haman

Arisai:    Sohn von Haman

Artaban:  Leiter der Leibwächter des Königs

Artaos:    Leiter der Bogenschützen

Atan:    Satrap von Girkania

Atossa:    Mutter des Königs

Autor:    Autor der jüdischen Chronik, Dichter

Barak:    erster Hundertschaftsführer von Jehuda

Dalphon:  Sohn von Haman

Daniel:    Schüler von Mordechai

David:    Schüler von Mordechai

Ebar:    Späher, Bote Atans

Ehefrau Davids

Ester:    persische Königin, jüdische goldhaarige           Schönheit

Farnasp:  Berater des Königs

Fidima:    eine der Frauen des Königs

Gobrii:    Krieger

Haman:    Befehlshaber der Armee, später Herrscher Persiens

Hatach:    Eunuch, Diener der Königin Ester

Hegai:    Eunuch, Aufseher des königlichen Harems

Herold:    Verkünder der Königsverordnungen

Jakob:    Schüler von Mordechai

Jehuda:    jüdischer Kaufmann

Joseph:    Schüler von Mordechai

jüdische Bewohner der Stadt Susa, unter ihnen eine Mutter mit Sohn

Miriam:  Dienerin Mordechais

Mitrobat:  Berater des Königs

Mordechai:  Onkel von Ester, Weiser, Lehrer, Richter und Arzt

Nathan:    dritter Hundertschaftsführer von Jehuda

Nehemia:  Mundschenk des Königs

Oret:    Krieger

Poratha:  Sohn von Haman

Schaul:    zweiter Hundertschaftsführer von Jehuda

Schmuel:  Schüler von Mordechai

Xerxes:    persischer König

Opferpriester-Magier

Palastjungfern

persische Bewohner der Stadt Susa

Sohn Davids (kleiner Junge)

Späher des Königs

Wächter (mehrere)

zwei Diener des Satrapen von Girkania

zwei Krieger mit dem Vorgesetzten

1. Akt

Prolog

Auf der Bühne. Im Halbdunkeln beim Licht einer Kerze sitzt ein jüdischer Autor, Schreiber und Dichter am Tisch und liest eine alte Papyrusrolle. Auf dem Tisch befinden sich unbeschriebene Papyrusrollen, ein Tintenfass und ein Federkiel. In den Ohren des Autors klingt die drohende Stimme des lebendigen Gottes Israels, begleitet von Donnergrollen und Blitzen.

Stimme Gottes:

Ich bin der Herr, dein Gott, Israel! Wenn du mein Gesetz nicht befolgst und nicht auf meinen Wegen wandelst und anderen Göttern dienst, so will ich dich zerstreuen über alle Völker, vom Anfang bis zum Ende der Erde. Aber auch unter diesen Völkern wird kein Platz für deinen Fuß sein. Dein Leben wird am seidenen Faden hängen, du wirst bei Nacht und Tag darum fürchten und dir wird der Spott aller Völker gewiss sein und das Schwert deiner Feinde wird ewig über deinem Haupt schweben. Und du wirst wissen, dass ich der Herr bin.

Donner und Blitze verstummen. Der Autor hat die alte Papyrusrolle beiseitegelegt, eine saubere Papyrusrolle genommen, den Federkiel in die Hand genommen und ihn in das Tintenfass eingetaucht. Er denkt über seinen Aufsatz nach.

Autor:

Und es war im dritten Jahr der Herrschaft Xerxes. Hundertsiebenundzwanzig Staaten, von Indien bis Äthiopien, befanden sich bereits unter dem Joch Persiens und zahlten dem König einen riesigen Tribut. Und nur das Land der Hellenen blieb noch unbesiegt. Und der König entschloss sich, seinen langjährigen Feind Hellas zu vernichten und seine Bewohner zu versklaven. Xerxes entsandte unzählige persische Truppen gegen Hellas. Tausende und Abertausende Krieger. Aber das war in den Augen Gottes unfair. Und der Herr gab die Armee des Königs zur Vernichtung ab. Und die tosenden Wellen hoben sich bis Himmel auf und warfen die Perserschiffe auf die hohen Felsen, wo sie in Splitter zerbrach.

Und die Berge Hellas bebten, und die Perser fielen getroffenen von riesigen Steinen, die auf sie von den Berggipfeln niederstürzten. Und die Hellenen vernichteten mit der Schneide ihres Schwertes die Reste der königlichen Armee mit dem tapferen Mardonii an der Spitze. Aber der Herr verschonte den König, dem er die Herrschaft über Persien geschenkt hatte, und der Gebieter blieb in diesem Krieg unversehrt und kehrte in die Hauptstadt Susa zurück, wo er seinen Freund, den Agagiter Haman, den Sohn des Hammedata, der ihn in allen Feldzügen begleitet hatte, zum neuen Feldherren ernannte. Aber schwer war es ums Herz des Königs, weil die Staatskasse leer war und die Satrapien immer weniger Steuern einbrachten. In verschiedenen Satrapien brachen Aufstände aus, weil die Rebellen die Schwäche der königlichen Macht spürten.

Der Autor taucht den Federkiel noch einmal in das Tintenfass ein und beginnt sorgfältig, die Buchstaben auf dem Papyrus von rechts nach links zu schreiben.

1. Szene

Der Girkanias Satrap-Palast. Mitten auf der Bühne stehen ein riesiger Tisch aus Edelholz mit geschnitzten Füßen sowie Stühle und Sessel. Auf dem Fußboden liegen Teppiche. In den Kohlenbecken raucht Weihrauch. Der Tisch ist mit einer prächtigen purpurfarbenen Tischdecke bedeckt, die mit Goldstickerei verziert ist. Rechts und links stehen voll bewaffnete Leibwächter des Satrapen, jeder trägt Helm, Panzer, hat Schild, ein kurzes Schwert und einen Speer. Im linken Teil der Bühne befindet sich ein Balkon, von dem aus eine den Palast umgebende Burgmauer und ein Zufahrtstor gut sichtbar sind. Der Satrap sitzt am Tisch und liest Briefe; ein Diener des Satrapen tritt ein und verbeugt sich.

Diener:

Mein Herr, zu uns ist der Kaufmann Jehuda, der Sohn Asarjas, mit drei bewaffneten Männern gekommen. Er bittet Sie, ihn zu empfangen.

Atan:springt von Freude auf.

Jehuda? Lass’ alle schnell herein!

Atan geht den Gästen entgegen. Der Diener verbeugt sich und geht heraus. Drei Jehudas Hundertschaftsführer betreten den Raum. Jeder trägt einen Helm, einen Panzer, ein Schwert und ein Signalhorn am Gürtel und hat eine Schachtel mit Kostbarkeiten in der Hand: Schmuck, Gefäße mit edlen Düften und Dolche. Sie stellen ihre Schachteln auf den Fußboden, öffnen sie und gehen einen Schritt zurück. Danach tritt Jehuda in einem teuren Gewand und mit einem Schwert am Gürtel ein.

Jehuda:streckt die Hände zu Atan aus.

Friede deinem Hause, mein Freund Atan! Diesmal habe ich alles mitgebracht, was du wolltest. Lass es dein Herz erfreuen!

Atan und Jehuda umarmen sich, ihre Wangen berühren sich.

Atan:

Was kann mich mehr erfreuen, als die Umarmung eines alten echten Freundes, mein lieber Jehuda. Ah, meine Frauen! Wenn sie sehen, was du ihnen mitgebracht hast, werden sie sprachlos sein.

Jehuda:

Es freut mich sehr, dass ich dir auch darin Freude bereitet habe, mein Freund Atan.

Beide lachen; Diener bringen Stühle mit; Freunde setzen sich und unterhalten sich weiter.

Atan:

Ich bewirte dich mit dunklem, starkem Bier aus Kilikia. Er gibt dem Diener ein Zeichen, der Diener verneigt sich und geht, um den Befehl auszuführen. Und wie sehen die Frauen in Indien aus?

Jehuda:

Alle sind bis zum Gürtel nackt, alle sind verheiratet und schwanger. Jede ist von einer Schar nackter Kinder umringt.

Atan:

Und keine hat meinen Freund beachtet?

Der Diener hat ein Tablett gebracht, auf dem volle Bierkrüge stehen. Jeder nimmt einen Becher Bier. Jehuda trinkt einen Schluck, und lässt erkennen, dass ihm das Bier schmeckt, und spricht weiter.

Jehuda:

Doch! Alle folgten mir auf Schritt und Tritt. Wohin ich ging, dorthin gingen auch sie. Wahrscheinlich haben sie zum ersten Mal einen weißen Menschen gesehen.

Beide lachen.

Atan:

Hat dein Gott dich vor Räubern bewahrt, lieber Jehuda?

Jehuda:

Ja, gesegnet sei mein Lehrer, Rabbi Mordechai, der Sohn Jairs, aus der Stadt Susa, dessen Weisheit allen überlegen ist. Dank ihm spreche ich viele Sprachen und die Räuber denken, dass ich ihrem Volk angehöre. Aber meistens vertraue ich nur darauf. Jehuda weist auf sein Schwert. Drei berittene Hundertschaften beschützen meine Karawane. Und sie sind besser bewaffnet als die königlichen Leibwächter.

Atan:guckt erstaunt.

Besser als die Unsterblichen?

Jehuda:

Jeder meiner Krieger kostet in der Schlacht wie zehn Unsterbliche!

Atan:

Aber du sagtest, dass deine Religion es verbietet, Menschen zu töten.

Jehuda:

Das ist so, Atan, aber es erfordert viel mehr Mut, auf Gottes Hilfe zu vertrauen, als zu kämpfen, wenn es zum Gefecht kommt. Und dieser Mut fehlt mir, mein Freund.

Atan:

Aber nach unseren Maßstäben, Yehuda, bist du der mutigste Mann von allen. Ich kenne niemanden, der deine Wege gehen und unversehrt bleiben würde.

Jehuda:

Ich werde das Leben von Kramer nicht mehr lange führen, Atan. Wenn ich genug Geld habe, werde ich zehntausend jüdische Krieger sammeln und wir werden das Heilige Land verteidigen. Jeden Tag baut mein Volk eine Festungsmauer um Jerusalem, aber die verdammten Samariter schlagen unsere Männer mit Pfeilen.

Atan:

Lieber Jehuda, lass uns darauf trinken, dass dein Jerusalem zum Zentrum der Welt wird und keine Burgmauer braucht.

Jehuda:

Als Bogenschütze aus dem Stamm Benjamin hast du, Atan, genau ins Herz getroffen. Denn in unserer Heiligen Schrift steht: „Jerusalem, deine Tore müssen immer offen bleiben, sie dürfen weder Tag noch Nacht geschlossen werden, damit die Nationen dir ihren Reichtum bringen und die Könige aller Völker zu dir kommen“.

Atan und Jehuda trinken.

Atan:

Wohin gehst du jetzt, Jehuda? Möchtest du vielleicht ein paar Tage bei mir ausruhen?

Jehuda:

Nicht jetzt, Atan. Ich muss die Ware schnell verkaufen und für dieses Geld zehn Trieren kaufen. Ich muss einen Seeweg nach Griechenland und Italien erkunden, bevor mir jemand voraus ist.

Atan:

Und hast du wirklich genug Geld dafür? Er lächelt.Aber du bist bestimmt reicher als der König Persiens.

Jehuda:

Atan, du kennst die reichen Leute einfach nicht. Ich bin ein Habenichts im Vergleich zu meinem Freund Schlomo, dem Sohn Otniels. Wenn seine Flotte mit Waren aus Phönizien in den Weiten des Großen Meeres unterwegs ist, hört man Wehklagen der Griechen – ihnen scheint es, dass der König Xerxes sein Heer wieder nach Hellas führt. Schlomo allein zahlt mehr Steuer in die königliche Staatskasse ein als deine Satrapie. Und Schlomo ist nicht der einzige. Du kannst dir nicht vorstellen, welches riesige Einkommen die Färbereien Isaaks, des Sohnes Levis, in Tyrus bringen. Er zeigt auf Atans Tisch. Dieses Tischtuch habe ich dir von ihm mitgebracht. Und Rabbi Oschea, der Sohn Rahmas aus Persepolis, in dessen Stamm alle Männer Schmiede waren, kennt alle Geheimnisse der Herstellung von Schwertern und Speeren. Weißt du, zu welchem Preis ich Rüstung und Schilde verkaufe, die in seinen Werkstätten geschmiedet wurden?

Atan:lächelt.

Wahrscheinlich ist das dein Geheimnis, Jehuda.

Jehuda hat die Erwiderung des Freundes überhört, weil ihn etwas anderes beschäftigt.

Jehuda:

Sage mir lieber, Atan, bei wem kann ich die Trieren kaufen? Kannst du mir helfen, vom König empfangen zu werden? Ich habe gehört, er braucht jetzt dringend Geld.

Atan:

Ich kann helfen, aber das ist nicht nötig. Du solltest dich mit dem neuen Befehlshaber treffen. Wenn du in Susa bist, ist das nicht schwierig. Sicherlich wird er dir alte Trieren verkaufen, denn er muss Soldaten ein Gehalt zahlen. Bis zum nächsten Feldzug nach Griechenland ist es noch lang … Nun, lieber Jehuda, hättest du Lust, mit mir das Mahl zu teilen? Ich habe noch Wein aus Ionien, den du so magst.

Jehuda:

Es gehört sich nicht, gastfreundlicher Atan, eine königliche Einladung abzulehnen. Zumal …

Auf einmal hören die Freunde Lärm hinter der Eingangstür, dann taucht plötzlich Ebar, ein Späher in Atans Diensten, im Zimmer auf und fällt vor seinem Herrn auf die Knie. Offensichtlich hat er eine eilige Mitteilung. Er hat den Wächter am Zimmereingang hinter der Bühne beiseite gestoßen; der Wächter läuft Ebar hinterher, versucht, ihn fest zu halten. Atan stoppt den Wächter mit einem Handzeichen.

Atan:

Was ist passiert, Ebar? Sag schnell!

Ebar:kann vor Aufregung kaum sprechen.

Der Räuber Bagej … ruft das Volk zum Aufstand auf. Er erzählt allen, mein Herr, dass der König dein Heer entführt hat und du nur fünfzig Bogenschützen gegen sie aufstellen kannst. Nun wollen sie den Palast erstürmen.

Atan:redet sehr bestimmt mit lauter Stimme.

Wie viele Rebellen sind es und wie sind sie bewaffnet?

Ebar:

Jetzt sind es fast zweitausend, aber es kommen ständig neue. Bagai hat ihnen versprochen, sie den Palast plündern zu lassen. Sie sind mit Holzspeeren ohne Eisenspitzen bewaffnet. Jeder hat Äxte und geflochtene Lederschilde.

Jehuda:

Wie konnte der König dein Heer wegnehmen, Atan?

Atan:

Nichts Ungewöhnliches. In Armenien ist Aufstand, aber es fehlen Soldaten. Jehuda, ich bitte dich, verlasse die Festung unverzüglich mit deinen Leuten. Ebar begleitet euch. Wir müssen das Festungstor verschließen und uns auf die Belagerung vorbereiten.

Jehuda:aufgeregt.Während des Krieges ist er voll konzentriert. Krieg ist seine übliche Angelegenheit.

Der Herr, der Gott Israels, vor dem ich stehe, lebt! Ich schwöre dir bei seinem Namen, dass ich alle deine Feinde vernichte. Wie konntest du nur denken, dass Jehuda, der Sohn Asarias, seinen Freund verrät? Wo ist der Stadtplan?

Der Diener Atans nimmt die große kupferne Platte mit dem eingravierten Stadtplan schnell von der Wand ab, hält sie in den Händen und zeigt sie Jehuda.

Jehuda:

Zeige mir, wo die Rebellen sind, Ebar!

Ebar:weist mit dem Finger auf die Karte.

Sie sind da – auf dem Marktplatz. Diese Straße entlang gehen sie direkt zum Palast und versammeln sich auf dem Platz vor dem Festungstor. Diese Straßen rechts und links führen auch zum Schlossplatz, aber in diesen Straßen sind keine Rebellen.

Jehuda:wendet sich an die Hundertschaftsführer, er spricht sehr schnell und hart.

Reitet sofort zur Karawane und versammelt eure Hundertschaften. Du, Barak, gehst um die Stadt herum und führst deine Leute zu dieser Position im Rücken der Rebellen.Er zeigt auf eine Stelle hinter dem Marktplatz und weist bei seinen nächsten Worten auf die entsprechenden Positionen. Du, Schaul, beziehst mit deiner Hundertschaft hier rechts vom Schloss Stellung und du, Nathan, begibst dich auf die linke Seite des Schlosses. Achtet darauf, dass die Feinde euch nicht bemerken! Die Hundertschaftsführer nicken als Zeichen, dass sie die Anordnung verstanden haben. Sobald sich die Rebellen vor dem Tor versammeln, geben wir euch ein Signal vom Dach des Palastes. Wenn du, Barak, es siehst, bläst du ins Horn und beginnst mit dem Angriff. Die Rebellen richten dann die Speere gegen euch. Setzt die Attacke fort, bis ihr nur noch hundert Schritte von ihnen entfernt seid. Beende dann den Angriff. Zügelt die Pferde auf einer Entfernung von fünfzig Schritten zum Feind. Jetzt wendet sich Jehuda an die beiden anderen Hundertschaftsführer und zeigt auf Barak. Als er mit seinen Leuten stoppt, greift ihr an. Nehmt die Aufständischen in die Zange! Er veranschaulicht das Vorgehen mit einer ausholenden Bewegung beider Armen und wendet sich dann an Barak. Sobald der Kampf von den Seiten beginnt: angreift! Nun wendet sich Jehuda wieder an die Hundertschaftsführer. Ihr zahlt mit euren Köpfen für das Leben jedes einzelnen Juden!

Die Hundertschaftsführer nicken. Jehuda ballt seine Fäuste.

Jehuda:

Kadima! Los geht’s!

Die Hundertschaftsführer rennen blitzschnell auf den Hof, um die Pferde zu satteln.

Atan:läuft auf den Balkon und schreit zu dem Torwächter.

Lasst die Drei hinaus!

Man hört das Klirren von Metallriegeln und das Kreischen des sich langsam öffnenden schweren Tores, dann das Getrappel der Hufe von drei Pferden, die aus dem Tor hinaus galoppieren. Allmählich verstummt das Getrappel in der Ferne. Das Tor wird geschlossen, die Riegel werden wieder zugeschoben. Atan hebt den Finger; ein Diener kommt zu ihm und verbeugt sich und erwartet den Befehl seines Herrn.

Atan:

Ruf Artaos zu mir! Der Diener eilte, um den Befehl zu erfüllen; nach einem Augenblick erscheint Artaos und verbeugt sich vor Atan, der sich zu ihm wendet. Die Bogenschützen auf die Mauer! Nach meinem Signal sollen sie auf die Rebellen schießen.

Artaos verbeugt sich und eilt, um Befehl auszuführen. Bald ist seine laute Stimme zu hören.

Artaos:

An alle Bogenschützen! Auf eure Plätze auf dem Wall! Bereitet euch auf den Kampf vor!

Man hört das Getrappel der Krieger, sie laufen die hölzerne Treppe an der Mauer hinauf und beziehen ihre Stellungen. Wenig später ist deutlich zu hören, wie sich Tausende von Rebellen ungeordnet in Richtung Schloss bewegen. Atan läuft auf den Balkon hinaus und schaut von oben herab auf das Geschehen.

Atan:

Sie nähern sich. Bald sind sie am Tor.

Das Getrappel der Füße nimmt zu und ist schon ganz nah, dann verstummt es. Die Stimme des Anführers ist zu hören:

Bagej:

Erkennst du mich, Atan, königlicher Hund? Ich bin Bagej. Man vernimmt das laute Klopfen von hölzernen Speeren auf ledernen Schilde; das Gepolter hört schnell auf, wieder hört man die Stimme des Anführers. Befiehl das Tor zu öffnen, und ich verschone dein Leben und das deiner Leute.

Atan:steht auf dem Balkon und blickt herunter zu Bagej vor dem Tor.

Gib mir etwas Zeit!

Bagej:

Du hast Zeit, solange die Sonne von den Wolken bedeckt ist. Und wenn sie wieder erscheint, beginnen wir, das Tor aufzubrechen.

Gelächter im Rebellenlager.

Jehuda:ruft Atans Diener zu sich, zeigt erst auf die Tischdecke, die auf dem Atans Arbeitstisch liegt, und dann in die Richtung, in der sich Barak befindet.

Nimm diese Tischdecke mit und gib damit Barak vom Dach aus das verabredete Signal, er ist schon an seinem Platz.

Der Diener blickt fragend auf Atan, der zustimmend nickt. Daraufhin nimmt der Diener die Tischdecke und verlässt schnell den Raum, um den Befehl zu erfüllen.

Inzwischen wird es auf der Bühne heller. Wolken verbergen die Sonne nicht mehr. Das Sonnenlicht durchflutet jetzt den Saal des Palastes. Man hört die Stimme des Rebellenführers.

Bagej:

Deine Zeit ist abgelaufen, Atan. Wir stürmen deinen Palast. Einen Moment später hört man das Getrappel der Rebellen, die mit einem Rammbock in Richtung Schlosstor laufen. Dann hört man einen stärke Schlag auf das Palasttor. Die triumphierende Stimme von Bagej ist zu hören. Siehst du diesen Speer, Atan? Noch ein paar Schläge gegen dein Tor und ich komme zu dir und erledige dich mit meinem Speer.

Lautes Gelächter der Rebellen ist zu hören. Jehuda erhebt die Hände zum Himmel und betet. Das Getrappel und die Schläge mit dem Rammbock gehen weiter.

Jehuda:

Mein Herr! Mein großer und gestrenger Herr, mächtiger Herr der Heere! Der Herr, der die Gerechten rettet und die Verbrecher ins Verderben stürzt! Gib die Räuber in meine Hände, vernichte meine Feinde und erhalte das Leben meiner Krieger, denn sie sind Dir treu!

Weit außerhalb der Stadt hört man das Signal des Kampfhorns „Angriff“: gu-gu-u-u und das zunehmende Stampfen der Hufe der rasenden Kavallerie.

Die Stimmen der Rebellen:

Seht mal, Kavallerie! Wo kommen die her?

Die Schläge auf das Tor hören auf. Wieder ist die Stimme des Rebellenführers zu hören.

Bagej:

Speerträger, vorwärts! Schließt die Reihen! Es ist zu hören, wie sich die Kämpfer umgruppieren. Richtet die Spitzen eurer Speere auf den Feind! Schließt die Reihen, schützt euch mit den Schilden!

Das Hufgetrappel nimmt zu. Dann ertönt das verabredete Hornsignal zum Einstellen der Attacke, gu-u-u, man hört das wilde Gewieher der im vollen Lauf gestoppten Pferde. Das Hufgetrappel stoppt abrupt. Rechts und links posaunt man nun Hörner zum Angriff: gu-u, gu-u. Nun nimmt das Hufgetrappel rechts und links zu.

Rebellen:schreien laut.

Sie haben uns eingekesselt! Rette sich wer kann!

Unmittelbar danach beginnt die Schlacht. Man hört die Schläge von Metall auf Metall, das Klirren der Schwerter und Speere die Schreie der Verletzten, Angriffssignale und Hufgetrappel vor dem Palast, Kampfrufe der angreifenden Reitertruppe.

Reiter:

Jalla, jalla, Israel!

Der Lärm der Schlacht erreicht den Höhepunkt. Atan hebt die Hand als Signal für die Bogenschützen auf der Mauer.

Atan:

Angriff, ihr Bogenschützen!

Artaos:wiederholt den Befehl.

Alle Bogenschützen in den Kampf!

Der Schlachtlärm wird lauter. Man hört das „Pfiff“ von fliegenden Pfeilen. Verletzte und Sterbende schreien. Nach und nach gehen die Klänge der Schlacht nach. Vom Balkon aus sieht Atan, dass die Schlacht beendet ist. Er schreit hinunter zu den Wächtern am Tor.

Atan:

Öffnet das Tor!

Mit einem Knarren öffnet sich das Tor. Ein Hufschlag verkündet die Ankunft der Reiter. Nach einiger Zeit betreten drei Hundertschaftsführer den Saal; auf ihren Panzern und Gesichtern sind Blutspuren zu sehen.

Jehuda:wendet sich zu den Hundertschaftsführern.

Seid ihr verwundet?

Barak:

Nein.

Jehuda:

Wie viele Gefallene haben wir?

Barak:

Getötet wurde niemand, aber etwa dreißig Männer sind leicht verletzt.

Atan:zu seinem Diener, der sich beeilt, den Befehl zu erfüllen.

Schicke meinen Arzt zu ihnen.

Jehuda:hebt die Hände zum Himmel und betet.

Gepriesen sei der Herr, unser Gott, der Herrscher des Universums, der gütig ist und Gutes tut! Ich werde heute kostbare Schätze an Deinen Tempel senden!

Atan:

Schon zum zweiten Mal rettest du mein Leben, Jehuda. Ich bin in deiner Schuld, mein Freund, bis ans Ende meines Lebens.

Jehuda:lächelt.

Das war nicht ich, Atan, sondern das waren meine „Unsterblichen“.

Beide lachen.

Atan:

Deine „Unsterblichen“, Jehuda, haben sich heute drei Goldtalente aus meiner Staatskasse verdient.

Die Hundertschaftsführer sind sichtlich erfreut über die versprochene Belohnung.

2. Szene

Schauplatz ist Hamans prächtig eingerichtetes Haus: dicke Teppiche, schwere Schränke aus polierten Edelhölzern, gepolsterte Sessel, üppig dekorierte Tische. Haman und seine Söhne sitzen am reich gedeckten Tisch und schlemmen. Sie beraten sich.

Haman:

Wenn wir die Macht ergreifen wollen, dann müssen wir sofort handeln, solange sich der Staat von der Niederlage in Griechenland noch nicht erholt hat.

Arisai:

Vor allem müssten wir den König zu seinen berühmten Vorgängern schicken.

Haman:

Ich denke jeden Tag daran, Arisai, aber wie machen wir das am besten?

Poratha:

Wäre es nicht möglich, den Mundschenk zu bestechen? Er soll dem König einen Wein servieren, der etwas stärker als sonst ist.

Haman:

Nehemia, dieser königliche Hund? Eher schneidet er sich seine eigene Kehle durch, als dem König den Giftbecher gibt.

Dalphon:

Die Königin könnte diese Aufgabe übernehmen.

Haman:

Bist du bei Sinnen, Dalphon? Warum sollte sie den König töten? Er liebt sie und das weiß sie bestimmt.

Dalphon:

Wir ersetzen die Königin.

Haman:

Wäre es nicht einfacher, mein Sohn, den König zu ersetzen?

Hamans Söhne lachen.

Dalphon:

Ein großer Feiertag nähert sich – ein Tag, an dem die Leute Magier beschimpfen werden. Im Palast wird wie immer ein großes Fest für das ganze Volk von Susa stattfinden. Sobald unser gekrönter Trinker betrunken ist, wirst du ihm einen Hass zu Königin einflößen.

Haman:

Die Königin ersetzen? Das ist leichter gesagt als getan, Dalphon. Wie stellst du dir das vor?

Alle schauen Dalphon mit Interesse an.

Dalphon:

Sag dem König, dass seine Waschti zu stolz auf seine Schönheit ist und deshalb nicht in Eile ist, dem Machthaber einen Sohn zu gebären. Sie zieht es vor, ihren Körper zu schonen. Der König träumt von einer neuen Kampagne in Griechenland. Sei Dank Ahura Mazda blieb unser Machthaber bislang unverletzt. Aber im nächsten Krieg könnte er verwundet oder sogar getötet werden. Wenn der König den Krieg führen will, muss sein Sohn nach unserem Gesetz in Susa bleiben. So verließ Kyros der Große seinen Sohn Kambis zu Hause, als er selbst in den Krieg mit den Skythen ging und dort ums Leben gekommenwar. Machthaber müsste es vorziehen, eine andere Königin zu haben – eine, die ihn mehr wertschätzt, als es Waschti tut, und ihm einen Sohn schenkt. Biete ihm dann deine Tochter, unsere Schwester Panfeja, an, denn es gibt kein schöneres Mädchen in Susa und sie wird sich bestimmt bemühen, alle deine Wünsche zu erfüllen.

3. Szene

Samstag im Mordechai-Haus. Es gibt schöne Möbel und teure Teppiche. Auf dem Tisch liegt ein teures Tischtuch; darauf sind Samstagskerzen. Ester hat eine selbstgemachte Königskrone auf dem Kopf, und sie schaut liebevoll in einen Metallhandspiegel.

Ester:sich selbst bewundernd, sie spricht singend, wegen des Überschusses ihrer Gefühle kann sie nicht still stehen.

Du bist schön, ja, du bist schön, o Tochter Jerusalems. Deine Augen unter deinen Locken gleichen denen von Tauben, dein Haar ähnelt einer Ziegenherde, die den Berg Gileads herunterkommt. Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe nach dem Bade. Deine Lippen sind wie rote Bänder und dein Reden wie Silber.

Mordechai tritt ein, aber Ester bemerkt ihn nicht und bewundert sich weiter im Spiegel; hin und wieder macht sie Tanzbewegungen.

Ester:

Deine Wangen sind wie Granatapfelhälften, o du Schönste …

Mordechai:ahmt Ester nach.

Du hast mein Herz erobert, o meine Braut! Mit einem einzigen Blick hast du mein Herz erobert!

Ester dreht sich schnell um, bemerkt Mordechai, versteckt den Spiegel hinter dem Rücken und beschwert sich dann empört.

Ester:

Onkel! Schämst du dich nicht, heimlich zu lauschen?

Mordechai lacht, wird dann ernst und vorwurfsvoll.

Mordechai:

Ester, tanzt du wieder vor dem Spiegel? Spielst du wieder die Königin von Israel?

Ester:lächelt unbekümmert.

Onkel, ist es am Sabbat verboten, ein Geschöpf Gottes zu bewundern?

Beide lachen.

Ester:

Und außerdem, Onkel, die Zeiten haben sich geändert. Jetzt spiele ich die Königin von Persien.

Mordechai:ernst.

Noch nie hat die königliche Macht die Juden glücklich gemacht. Du solltest diese dummen Träume verlassen und die Tora studieren.

Ester:im Scherz.

Ich habe sie den ganzen Tag studiert, Onkel. Und stell dir vor, ich bin dabei sogar eingeschlafen.

Mordechai:lächelt und breitet seine Arme wie Flügel aus.

Und du träumtest, du hättest Adlerflügel, die du über das Reich der Achämeniden ausgebreitet hast.

Ester:

Aber nein, Onkel. Ich habe geträumt, dass wir beide Garben in der Mitte des Feldes binden. Meine Garbe richtete sich auf und wurde gerade. Und deine Garbe kam zu meiner Garbe nahe und verbeugte sich tief.

Mordechai:wiegt schmunzelnd den Kopf.

Ich weiß sogar nicht, was dich erwartet, Ester. Nachdem Joseph einen solchen Traum hatte, wurde er von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft.

Ester:nähert sich Mordechai, spricht gespielt ängstlich.

Willst du mich in die Sklaverei verkaufen, Onkel?

Mordechai:

Niemand auf der Welt besitzt so viel Geld, um meinen Preis zu bezahlen. Denn ich würde nicht wenig für dich verlangen.