Die Rose von Moonheaven - Eileen Sattelmair - E-Book

Die Rose von Moonheaven E-Book

Eileen Sattelmair

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Beschreibung

Luci hat immer geglaubt, sie sei ein ganz normales 14-jähriges Mädchen mit einem ganz normalen Leben und normalen Freunden - bis eine neue Mitschülerin in ihre Klasse kommt. Ab da geschehen merkwürdige Dinge und immer wieder dieses Kribbeln in ihren Fingern, was nicht weggehen will. Ihre Freundschaft zu Mari und Ella wird auf eine harte Probe gestellt. Und als Ella dann auch noch entführt wird, versteht sie ihre Welt nicht mehr. Ihr Leben ist nicht mehr so wie es war. Vieles erscheint anders als es ist und sie schlittert in das unglaublichste Abenteuer ihres Lebens. Sie lernt nicht nur Moonheaven kennen, dass ihr einerseits fremd vorkommt, aber dennoch fühlt sie sich dort wohler als Zuhause, sondern auch eine unbekannte Seite ihrer Familie. Und genau dieses Reich Moonheaven mit seinen wundervollen Wesen wird von einer mächtigen und bösen Frau bedroht. Luci muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

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Seitenzahl: 256

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Eileen und Susanne Sattelmair

Die Rose von Moonheaven

Eileen und Susanne Sattelmair

Die Rose

von

Moonheaven

Weitere Serien von Eileen und Susanne Sattelmair:

Das Geheimnis von Moonheaven – Teil 2

Der Sandprinz von Ghuhuul –Teil 3

© 2022 Eileen Sattelmair, Susanne Sattelmair, Berlin

Umschlaggestaltung, Illustration: Susanne Sattelmair

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer. Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

ISBN Softcover: 978-3-347-47788-9, ISBN Hardcover: 978-3-347-47792-6, ISBN E-Book: 978-3-347-47793-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Prolog

Es ist dunkel. Der Himmel ist pechschwarz, aber hier und da flimmern kleine Sterne. Ein lauter Knall ertönt. Ein einzelner greller Blitz erhellt kurz die Umgebung. Hastig fährt ein gelbbraunes Safari-Auto durch das Dickicht des großen, dichten Waldes. Der Weg ist holprig und hat viele scharfe Kurven. Das Auto rast durch den Wald, so als würde es vor irgendetwas fliehen. Am Steuer sitzt eine ältere Frau. Ihr Gesicht ist mit Schweißperlen übersät. Ihre Augen irren angsterfüllt zwischen den Blitzen, dem Weg und ihrem Beifahrersitz hin und her. Neben ihr befindet sich ein großer Korb, in dem ein kleines Baby mit kurzen braunen Haaren und leuchtend grünen Kulleraugen liegt. Es ist wach und ruhig. Die Frau drückt das Gaspedal jetzt stärker durch und der Wagen wird immer und immer schneller.

Schon wieder trifft beinahe ein Blitz den Wagen. Der Weg ist hier besonders uneben und es schauen vereinzelt Wurzeln der Bäume hervor. Der Jeep wird jetzt kräftig durchgeschüttelt und das Kind fängt an unruhig zu werden. Ein Wunder, dass sie beide noch leben, schießt es der alten Frau am Lenkrad durch den Kopf.

In dem Moment fängt es heftig an zu regnen und der Weg wird immer rutschiger. Die alte Frau muss die Scheibenwischer auf die höchste Stufe stellen, um etwas sehen zu können. Hinter und neben ihr schießen erneut Blitze auf die Erde zu. Laut krachend fallen rechts und links Bäume um. Die Fahrerin reißt das Lenkrad abrupt zur Seite, um einem besonders großen Ast, der auf den Weg gefallen ist, auszuweichen. Das Kind fängt an zu schreien. Hastig versucht die Frau es zu beruhigen und gleichzeitig auf den Weg zu achten. Das ist sehr schwierig, denn die Straße wird auf einmal enger und die linke Seite öffnet sich zu einem breiten, tiefen Graben.

Ein schwarzes Auto kommt ihnen schnell entgegen und fährt direkt auf die beiden zu. Das Baby schreit immer stärker. Das andere Fahrzeug kommt näher und näher. Mit quietschenden Bremsen hält der Jeep. Der schwarze Wagen stoppt ebenfalls. Plötzlich wird dessen Fahrertür aufgerissen und durch den strömenden Regen bewegt sich geduckt ein Schatten auf den Jeep zu.

Die Fahrertür wird von ihm ruckartig aufgerissen. »Los, schnell«, sagt hastig eine heiser klingende Stimme. Deutlich ist die Angst auf dem Gesicht der Frau im Jeep zu sehen. Plötzlich entspannen sich ihre Gesichtszüge. Schnell dreht sie sich zum Beifahrersitz und legt dem Säugling zum Abschied eine Kette mit einer roten Blumenblüte ins Körbchen und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Schlagartig ist das ganze Köpfchen des Kindes mit rotem Licht umhüllt und eine kleine Haarsträhne färbt sich kurz hellrot. »Sorge bitte gut für sie«, sagt die ältere Frau bestimmend und übergibt den Korb samt Säugling der Gestalt vor der Wagentür.

Ein besonders greller Blitz erhellt den Himmel und trifft den Jeep. Ein entsetzter Aufschrei. Eine gewaltige Explosion aus blauem Licht folgt und der Jeep ist verschwunden.

Der Schatten hastet schnell durch den Regen zum schwarzen Wagen zurück. Als er das Körbchen samt Kind sicher auf dem Beifahrersitz verstaut hat, grübelt er kurz darüber nach, wohin die ältere Frau verschwunden ist. Ratlos und erschüttert startet er den Wagen und fährt los. Das Baby neben ihm ist mittlerweile eingeschlafen. Mitfühlend schaut er zu ihm runter und sagt: »Armes kleines Ding, so jung und du musstest schon so viel durchmachen.«

Der Geburtstag

Weit, weit weg, am Rande eines kleinen Waldes, hoch oben in den Bergen, eingebettet in einem Tal, befindet sich ein kleines Dorf. Ringsherum stehen viele prächtige Bäume, die am Horizont von einer Bergkette umgeben sind. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber es ist auch keine dunkle Nacht mehr. Ein paar Vögel zwitschern bereits fröhlich in den mächtigen Baumkronen, die im Sommer viel Schatten spenden. Jetzt sind erst vereinzelte Blätterspitzen zu sehen.

Unter einem besonders dicken Baum steht ein Pavillon aus Holz. Darin befindet sich eine kleine Bank, die ebenfalls aus Holz ist. Davor steht ein kleiner unscheinbarer Steinbrunnen. An einem Balken des Pavillons ist ein Bushaltestellenschild mit der Aufschrift BT 4 angebracht. Ein Stück weiter, wo sich zwei Wanderwege kreuzen, ist ein Wegweiser aufgestellt. Der eine Weg führt direkt in das kleine Dorf, welches man vom Pavillon aus schon sehen kann und der andere weiter in den Wald hinein.

Es ist ein wunderschöner Frühlingsmorgen mit einzelnen Frühnebelschwaden. Wenn die sich erst einmal verziehen, wird es bestimmt ein schöner Frühlingstag. Luci, ein Mädchen mit schulterlangem hellbraunem Haar, liegt noch tief schlafend in ihrem Bett. Ihr Zimmer befindet sich genau unterm Dach. Es ist nicht sehr groß. Außer ihrer Matratze, welches ihr Bett darstellt, stehen im Raum noch ein großes weißes Regal mit verschiedene Bücher, ein Wecker und eine Taschenlampe, sowie sehr viele Umzugskisten, die den restlichen Raum in Anspruch nehmen. Da ihre Eltern hier ein Café gekauft haben, sind sie erst vor ein paar Wochen hierhergezogen.

Die Stadt, wo Luci aufgewachsen ist, liegt einige Kilometer von ihrem neuen Zuhause entfernt. Ihre Oma und ihr Opa sind dortgeblieben, da sie einen gutgehenden Blumenladen haben und den nicht verkaufen wollten. Das kann Luci sehr gut verstehen. Sie liebt diesen Laden und hat dort sehr oft mitgeholfen, besonders in den Ferien. Luci hatte bisher noch keine Lust, ihre Kartons auszuräumen. Es liegt nicht daran, dass sie Sehnsucht nach ihrer alten Heimat hat und dorthin zurück möchte, sondern sie hat einfach keine Lust dazu. »Es ist mir zu anstrengend«, sagt sie immer, wenn ihre Mutter sie darauf anspricht.

Draußen wird es nach und nach heller. Der Himmel färbt sich langsam von blauviolett zu rosa und es bildet sich Morgentau auf den Bänken des Dorfplatzes und auf den einzelnen Grashalmen der kleinen Grünfläche daneben. Dies alles bemerkt Luci aber nicht, da sie noch sehr fest schläft.

Ihr Vater ist schon früh aufgestanden. Er gießt die Blumenkübel am Hauseingang und macht sein Fahrrad wieder startklar, da er später damit zum Café fahren möchte. Vorher will er aber noch schnell zum Blumenladen in der Dorfmitte und einen besonderen Blumenstrauß kaufen. Seine Frau ist währenddessen in der Küche und bereitet das Frühstück zu. Sie deckt den Tisch und geht danach langsam und leise die Treppe zu Lucis Zimmer hoch. »Guten Morgen mein Schatz, Happy Birthday. Hast du gut geschlafen?«

»Ja. Vielen Dank, Mami, habe ich. Stell dir vor, so fest wie ein Stein«, antwortet Luci lachend, aber noch etwas verschlafen und umarmt ihre Mutter ganz fest. »Und freust du dich schon auf heute?«

»Ja riesig, das wird bestimmt großartig und voll schön. Ich bin schon ganz aufgeregt. Was wohl heute so alles passieren wird?« Luci kuschelt sich in die Arme ihrer Mutter und so verbleiben beide einen kurzen Moment.

Als ihre Mutter wieder die Treppe herunter geht und in die Küche abbiegt, steht Luci auf und geht zu einer der Umzugskisten, wo KLEIDUNG drauf steht. Sie wühlt ein paar Minuten darin herum, um ihre Lieblingssachen für diesen besonderen Tag zu suchen. Dabei fällt ihr das kleine Schmuckkästchen, welches fest verschlossen ist, in die Hände. Leider besitzt Luci keinen Schlüssel dafür. Sie kennt den Inhalt nicht, spürt aber immer so eine gewisse Vertrautheit, wenn sie es in den Händen hält. Sie hat keine Ahnung, warum dass es so ist, nur dass es so ist. Ihre Eltern können ihr nicht sagen, was das Kästchen beinhaltet. Aber immer wieder meinen sie zu ihr, dass sie es aufheben soll, da das Kästen wertvoll aussieht und bestimmt viel Geld kostet. Vielleicht will sie dies später mal verkaufen.

Ihr Blick fällt auf den Stuhl in der Ecke. Sie sieht, dass dort bereits ihre Anziehsachen liegen. »Oh man, das neue Lebensjahr fängt ja schon gut an«, jammert sie und legt das Kästchen in die Umzugskiste zurück. Sie zieht schnell ihr T-Shirt mit den orangen und hellgelben Streifen und die dazugehörige hellgelbe Hose an. Dann macht sie ihr Bett, klappt ihr kleines Fenster auf und geht die Treppe runter. Sie biegt zur Küche ab und das Bild, was sich ihr dort bietet, verschlägt ihr die Sprache. Staunend betrachtet sie den Raum, der von Kerzenlicht hell erleuchtet ist. Der Tisch ist mit einer kleinen weißen Decke überzogen, die links und rechts an den Seiten herunterhängt. Auf dem Tisch stehen drei Teller, wobei der von Luci mit einem Berg von Rührei, gebratenem Speck und kleinen Würstchen befüllt ist. Ein wunderschöner großer Blumenstrauß mit roten, vollen Rosenblüten steht in der Mitte des Tisches. Mehrere Kerzen erleuchten den Raum und geben ihm eine besondere und feierliche Atmosphäre.

Luci hat etwas erwartet, doch das haut sie von den Socken. »Oh man«, sagt sie beeindruckt und streicht sich durch ihre Haare. »Das ist ja voll schön! Ihr habt an meine Lieblingsblumen gedacht! Vielen Dank.« Luci hat nur noch Augen für den wunderschön gedeckten Tisch, ihren Teller, der voll mit ihrem Lieblingsessen ist und den schönen Rosenstrauß. Sie sieht dabei nicht, wie eine Träne vor Rührung ihrem Vater die Wange herunter kullert. Sie ist ganz überrascht, als ihre Mutter ihr ein großes flaches Päckchen in die Hand drückt. Luci starrt es ein paar Sekunden verwirrt an. »Willst du es gar nicht aufmachen?«, fragt ihre Mutter verwundert. Ganz verdutzt sieht Luci zuerst ihre Mutter und dann wieder das Geschenk in ihrer Hand an. »Ja, natürlich«, antwortet sie schnell und packt es aus. Zum Vorschein kommt ein lila grüner Rucksack mit weißen Sternen drauf. »Wow, vielen Dank. Der ist großartig.« Luci umarmt ihre Mutter stürmisch.

»Ich habe auch etwas für dich, mein Schatz«, sagt nun ihr Vater und gibt ihr ein weiteres Päckchen, dass genau so groß ist, wie dass von seiner Frau. Es wirkt aber viel stabiler. Voller Erwartung macht Luci es auf und findet darin ein großes Buch mit einem Bild von ihrer Lieblingsstadt Amsterdam auf dem Buchdeckel. Luci liebt diese Stadt und möchte später dort mal hinreisen. Vielleicht mal ohne Mama und Papa. Am liebsten mit ihrer Tante Vallerie. Sie klappt den Deckel auf und findet einen kleinen Zettel darin. Auf dem steht: Alles Liebe zum vierzehnten Geburtstag! Ich habe mir gedacht, dass das hier dir Freude bereiten wird, mein kleiner Weltenbummler. Dein Papa. Überglücklich umarmt sie ihren Vater und setzt sich dann schnell an den Tisch.

Sie isst in Eile so viel von ihrem Teller, bis sie nicht mehr kann. Danach geht sie rasch in ihr Zimmer, packt eilig einige Schulsachen, ihr neues Buch, den Haustürschlüssel und eine Wasserflasche in ihren neuen Rucksack. Sie schließt das Fenster und zieht ihre Kuschelstrickjacke an, denn es ist doch noch etwas kalt draußen. Sie verlässt aufgeregt, mit ihrem Rucksack auf dem Rücken, ihr Zimmer. Im Flur ruft sie beim Vorbeigehen ihren Eltern zu: »Danke noch mal für die schönen Geschenke. Bis nachher.«

»Auf Wiedersehen, mein Schatz. Pass auf dich auf und bis später«, sagen beide gleichzeitig und gehen auf ihre Tochter zu. Sie umarmen sie noch kurz und Luci verlässt aufgeregt und glücklich das Haus.

Draußen weht ihr eine frische Brise entgegen. An diesem Morgen geht Luci ungewöhnlich langsam in Richtung Schule. Es ist der erste Tag nach den Osterferien und sie will es an diesem besonderen Tag gemütlich angehen. Der Morgennebel hüllt noch hier und da alles ein klein wenig ein. Das große rote Backsteingebäude mit dem hohen Schulturm taucht langsam aus dem Morgennebel vor ihr auf. Sie geht gemütlich weiter. Der Nebel lichtet sich nun gänzlich. Von weitem sieht sie jetzt die vielen Kinder. Einige von ihnen stehen auf der Treppe und warten bis sich die Tür öffnet. Andere spielen Fußball. Weitere stehen in einer Gruppe zusammen und unterhalten sich oder sitzen auf den Bänken unter dem großen Baum.

Leicht kann Luci ihre beste Freundin Mari erkennen, da sie wie immer, ihre auffällige und giftgrüne Jacke anhat. Mari hat ihre eigene Art sich anzuziehen, was nicht immer allen gefällt. Aber das Gerede stört sie nicht. Mari wohnt schon etwas länger mit ihren Eltern hier. Sie ist letzten Sommer hierhergezogen, da ihre Eltern im Dorf ein Haus gekauft haben. Glücklicherweise fanden sie auch gleich Arbeit. Von Anfang an verstehen sich Luci und Mari sehr gut. Es stellte sich schnell heraus, dass beide die gleichen Interessen und Vorlieben haben. Mari ist genauso sportlich wie Luci und vor allem tierlieb. Auch interessieren sich beide für fremde Länder. Nach der Schule zeigt Mari Luci das Dorf mit seinen vielen verschiedenen Häusern und Läden oder die Umgebung. Oft gehen sie zusammen ein Eis im Café von Lucis Eltern essen. Ihre Hausaufgaben machen sie entweder gemeinsam bei Mari Zuhause oder bei schönem Wetter unter dem großen Baum auf dem Dorfplatz. Dort träumen sie auch beide von Reisen in fremde Länder. Sie sitzen dann zusammen und stellen sich vor, wie es ist, durch die Länder zu reisen, von denen sie gerade in einem Buch gelesen haben. Dabei gibt Mari ständig den Ton an, was Luci manchmal ärgert oder nervt.

Als Mari sie sieht, winkt sie ihr fröhlich zu. Bei ihrer Ankunft wird Luci gleich von ihr mit Lragen bombardiert: »Hey, wie geht es dir? Wie waren deine Ferien? Was hast du gemacht? Bist du heute gut aus dem Bett gekommen? Du hast einen neuen Rucksack!« Luci hebt abwehrend die Hände. »Nicht so viele Fragen auf einmal. Ich bin doch noch im Ferienmodus!« Sie macht einen nicht ernst gemeinten Schmollmund. Sie kennt die Neugierde ihrer Freundin nur zu gut und deswegen antwortet sie ihr lieber gleich, sonst lässt die sie nicht in Ruhe: »Ja, mir geht es gut und meine Ferien waren großartig und cool. Wir waren diesmal in Italien bei Papas Verwandten. Dort war es zwar wunderschön, aber es ist auch wieder schön, Zuhause zu sein und dich zu sehen!« Mari strahlt Luci an. »Und wie geht es dir? Waren deine Ferien auch schön?«, will Luci nun von ihrer Freundin wissen, aber die ist schon in Richtung Eingangstür weitergelaufen. Plötzlich bleibt sie aber stehen und macht ein nachdenkliches Gesicht. »Naja, ich war halt die ganzen Ferien über hier, weil meine Eltern viel arbeiten mussten und keine Zeit für einen Urlaub hatten. Dieses Jahr hat es leider mit dem Wegfahren nicht geklappt. Aber meine Eltern haben mir versprochen, mit mir in den nächsten Ferien eine Kreuzfahrt übers Mittelmeer zu machen.« Mari holt kurz Luft und erzählt dann weiter: »Aber hier war es auch cool. Vor allem, weil ich mit ein paar Kindern aus dem Dorf einen Tierchenclub gegründet habe. Zwischendurch war ich einige Tage bei meinen Großeltern in München. Und ja, mir geht es auch gut.« Mari hakt sich jetzt bei der herangekommenen Luci unter und so gehen beide zusammen ins Schulgebäude. Im Klassenraum setzen sie sich auf ihre altbekannten Plätze nebeneinander hin und packen die Schulsachen für die kommende Unterrichtstunde aus.

»Ach, übrigens…«, sagt Mari zu Luci und verschwindet unterm Tisch. Luci sieht ihr fragend hinterher. Als Mari wieder hochkommt, hält sie ein kleines, fein eingepacktes, viereckiges Geschenk in der Hand: »Bitte schön, das ist für dich. Alles Gute zum Geburtstag!« Lächelnd überreicht sie ihr das Päckchen. Freudig nimmt Luci das Geschenk entgegen und will es gleich öffnen. »Besser du machst es später auf«, murmelt Mari ihr zu und deutet zur Klassenzimmertür. Gerade kommt Herr Laun herein. »Dankeschön«, flüstert Luci schnell zurück und lässt das Geschenk eilig in ihren Rucksack gleiten.

Herr Laun ist ein großer, gemütlicher Mann mit braunen kurzen Haaren und einer dicken Hornbrille auf der Nase. Langsam geht er zum Lehrertisch und stellt seine alte abgewetzte Schultasche gegen das Tischbein. Gemütlich zieht er seine braun karierte Strickjacke aus und setzt sich auf den Lehrerstuhl. Dann holt er ein großes, dickes braunes Buch aus seiner Tasche. Er legt es sorgfältig auf den Lehrertisch und schlägt es auf. »So, dann wollen wir mal sehen, ob alle heute da sind. Vielleicht ist einer in den Osterferien versteckt geblieben«, sagt er langsam und schaut zwinkernd in die Runde. Luci überlegt, ob das jetzt ein Witz von ihm sein sollte. Sie schaut sich um. Keiner ihrer Mitschüler lacht. Die schauen alle ihren Lehrer nur komisch an. Der bemerkt nun, dass sein Witz bei den Kindern nicht ankommt. Enttäuscht blickt er wieder in das vor ihm liegende Buch. Er zählt nun langsam und monoton alle Namen darin auf: »… Anna, tun. Elisa, Emil, Lara, Justin, Leon, Mara Lukas, Miriam, Nick, Tom, Mari, Max und Luci« und schaut jedes Mal hoch, um zu prüfen, ob derjenige auch da ist. Justin verdreht die Augen und ahmt Herrn Laun mimisch nach. Luci findet das doof und schüttelt den Kopf. Ihr Lehrer ist zwar manchmal seltsam, aber das ist immer noch kein Grund, dass Justin ihn nachäfft.

»Okay, alle da. Dann können wir mit dem Deutschunterricht anfangen. Schlagt bitte eure Bücher auf. Wer kann mir sagen…« Sofort schießt Lucis Finger nach oben. »Ja, bitte«, sagt Herr Laun und schaut Luci voller Erwartung an. »Entschuldigen sie bitte, aber ich habe mein Deutschbuch heute leider vergessen.« Eigentlich eher nicht, denkt Luci, es hat nur nicht mehr in den neuen Rucksack gepasst. »Oh, verstehe. Na, dann schau doch einfach in Maris Buch mit rein.« Der Lehrer schaut auf Lucis Rucksack runter und dreht sich kopfschüttelnd zur Tafel um. »In Ordnung, Herr Laun«, sagt Luci kleinlaut und hört aus dem Hintergrund Gemurmel, Gekicher und Gelächter. »Oh man«, stöhnt sie leise. »Jetzt ist er von mir enttäuscht« und wendet sich Mari und deren Deutschbuch zu. Luci nimmt sich vor, sich nach dem Unterricht bei ihm zu entschuldigen. Obwohl er nicht ihr Lieblingslehrer ist, kann sie es nicht leiden, wenn er traurig oder enttäuscht von ihr ist.

Nach dem Deutschunterricht folgt eine Stunde Musik. Der Musikunterricht findet in dem Klassenraum der fünften Klassen statt. Dafür müssen Luci und die anderen Mitschüler den Raum wechseln. Sie müssen den langen Flur entlang und die Treppe nach oben gehen. Zum Glück sind in Lucis neuem Rucksack nicht allzu viele Dinge. Dennoch wird er ihr von Schritt zu Schritt immer schwerer.

Der Musikraum ist ganz anders als die restlichen Unterrichtsräume. Es stehen nicht viele Einzeltische im Raum, sondern drei lange, große Tische, an denen mehrere Schüler zugleich sitzen können. Auch die Stühle sind andere als die in ihrem Klassenraum. Die hier sind, zur Freude der Schüler, gepolstert. Die Wände sind rosa angestrichen und an den Fenstern hängen Gardinen in der gleichen Farbe wie die Wände. Den ersten Tisch sichern sich Lukas, Emil, Nick und tun. Am zweiten finden sich Mara, Anna, Elisa, Lara, und Miriam zusammen. Am dritten Tisch sitzen schon Tom, Justin, Leon und Max. Weil Mari und Luci auf dem Weg zum Musikraum gebummelt haben, müssen sie sich zu den Jungs an den dritten Tisch setzen. Sie sind darüber nicht sonderlich begeistert, denn beide mögen Justin nicht.

Fröhlich kommt eine ihnen unbekannte Frau in den Klassenraum hereingeschwebt. Sie ist eine kleine, feenhafte, sehr schlanke und hübsche anmutige Frau mit goldblondem Haar. Die meisten Jungen in der Klasse sind sofort bei ihrem Anblick wie erstarrt. Luci vermutet, dass der eine oder andere Junge sofort in sie verschossen ist. »Ich wünsche euch einen schönen guten Morgen und willkommen zu eurer Musikstunde mit eurer neuen Lehrerin, mit mir«, flötet sie in den höchsten Tönen und zeigt dabei auf sich selbst. »Ihr kennt mich noch nicht. Ich bin die Frau Erich. Ich habe Musik studiert und unterrichte zurzeit die dritten und vierten Klassen. Und jetzt auch euch.« Interessiert schaut sie in die Runde. Keiner sagt ein Wort. Mari zwinkert Luci zu und steckt sich, unbemerkt von Frau Erich, ihren Finger in den Mund und tut so, als müsse sie sich übergeben. Luci muss schmunzeln.

»Also, um euch besser kennenzulernen, meine Lieben, sagt mir bitte eure Namen und was eure Lieblingsmusik ist. Das kann auch träumerische Musik sein, das habe ich persönlich sehr gerne!« Der Reihe nach sagt jeder Schüler seinen Namen und erzählt, welche Musik derjenige am liebsten hört. Frau Erich nickt jedes Mal, fragt ausführlich nach und macht sich Notizen. Auffällig viele männliche Schüler nennen die Gruppe Träumerlies. Die, wie sich herausstellt, auch Frau Erichs Lieblingsgruppe ist. Luci wird bei dem Gedanken an die Musik der Gruppe schlecht. Mari sieht genauso aus, wie Luci sich gerade fühlt. Nun ist Mari an der Reihe. Sie hält sich sehr kurz und sagt nur, dass sie die Werft die Steine mag. Das ist gerade eine der angesagtesten Gruppe der Heavy-Metal-Szene. Die Musiklehrerin findet das wohl nicht so interessant und fragt nicht weiter nach. Sie blickt nun Luci an. Gerade als die ihren Namen sagen und von ihren Musikvorlieben erzählen will, klingelt die Pausenglocke. Puh, Schwein gehabt, denkt Luci sich. Sie und Mari packen schnell ihre Sachen ein, nehmen ihre Rucksäcke und verlassen hastig den Musikraum. Beide haben Angst, dass Frau Erich noch irgendetwas von ihnen will.

»Was war das denn gerade? Die wird unter Garantie nicht meine Lieblingslehrerin«, sagt Mari auf dem Flur entsetzt zu Luci. Die nickt ihrer Freundin zustimmend zu. Da Luci noch auf die Toilette muss, geht Mari schon allein auf den Schulhof. Dort spielen bereits ein paar Jungen Fußball, oder unterhalten sich nur. Als Luci endlich rauskommt, laufen ein paar Mädchen aus ihrer Klasse an ihr vorbei und sehen sie komisch an und kichern albern. Ein ungutes Gefühl macht sich in ihrem Bauch breit und sie hat gerade das starke Empfinden unerwünscht zu sein. Auf einmal fangen ihre Hände an zu kribbeln. Es ist unerträglich und merkwürdig, so als ob ihre Hände einschlafen. Das verwirrt sie. Sie begutachtet sie, aber da ist nichts Auffälliges zu sehen. Warum und woher kommt das? Grübelnd geht sie weiter.

Mari sitzt bereits auf einer Bank unter dem großen Baum und winkt ihr zu. Noch ein wenig durcheinander geht Luci zu ihr hin. Mari schaut sie an und fragt besorgt: »Hey, alles in Ordnung? Was ist denn los? Du siehst so verwirrt aus?« Luci nimmt neben ihr auf der Bank Platz. »Ach, nichts«, sagt sie gedankenverloren und ihr Blick wandert dabei zu einer anderen Bank. Dort sitzt ein jüngeres Mädchen und liest gerade in einem Buch. Auf einmal wird ihre Aufmerksamkeit auf drei Jungen gelenkt, die sich dem anderen Mädchen nähern. Luci beobachtet beunruhigt diese Szene. Sie fragt sich, was die Jungen von dem Mädchen wollen. Mari quatscht derweilen weiter auf Luci ein. Sie merkt in ihrem Redeschwall nicht, dass die bereits abgelenkt ist.

Einer der Jungen fängt mit der Lesenden einen Streit an. Er reißt ihr das Buch aus den Händen und hält es so hoch in die Luft, dass das Mädchen nicht herankommt. Außer Luci bemerkt dies kein anderer Schüler auf dem Schulhof. »Was sagst du, wollen wir das so machen?«, fragt Mari sie nun begeistert. »Äh, was… ja können wir machen«, antwortet Luci immer noch mit dem Blick auf das anderen Mädchen gewandt. Jetzt halten die Jungen das Mädchen zusammen fest. Die versucht verzweifelt, sich aus dem festen Griff zu befreien.

»Ich bin gleich wieder da«, sagt Luci und steht hastig auf. Mari hat mittlerweile aufgehört, zu erzählen. »Ja, in Ordnung«, ruft sie ihr noch verdutzt hinterher, denn Luci ist bereits auf den Weg zu den drei Jungen und dem Mädchen. Als sie ankommt, stellt sie sich dem Jungen mit dem Buch in der Hand in den Weg, stemmt die Hände in die Hüfte und sagt zornig: »Hey, lasst sie gefälligst in Ruhe. Was hat dieses Mädchen euch denn getan?«

Von ihrem selbstsicheren Auftritt eingeschüchtert, lassen die Drei das Mädchen sofort los. Dabei fällt diese auf die Knie und fängt an zu weinen. Von Weitem hat Mari alles mit angesehen. Sie kommt angerannt und kümmert sich sofort um das weinende Mädchen. Sie muss fürchterlich auf den Steinboden gefallen sein und sich die Knie aufgeschlagen haben. Ein großes Loch klafft jeweils in den Hosenbeinen und Blut färbt bereits den Stoff rot.

»Du hältst dich wohl für was ganz Besonderes, Luci«, spöttelt einer der drei Jungen. Es ist Justin aus ihrer Klasse. »Wow, du hast dir meinen Namen gemerkt?«

»Du willst mich wohl herausfordern, was!« Grimmig schaut er zu ihr. »Nein. Such du dir lieber jemanden, der in deinem Alter ist und deine Größe hat«, antwortet sie schnippisch. »Ich will nur das Buch wiederhaben.«

»Na, dann komm und hol es dir doch.« Justin geht provozierend ein paar Schritte rückwärts und hält das Buch in die Luft. Wütend und fest entschlossen, das Buch zurückzuholen, geht sie auf ihn zu. Mari versucht sie noch am Arm festzuhalten, aber Luci schüttelt sie ab. Die anderen beiden Jungen kreisen Mari ein und versperren ihr die Sicht auf Luci und Justin. Somit kann sie ihrer Freundin nicht beistehen. Luci geht unbeirrt auf Justin zu. Wütend sieht sie ihn an. Sein hochmütiger Gesichtsausdruck macht sie noch wütender. Er wedelt mit dem Buch in der Hand herum. »Hol es dir doch, wenn du kannst oder dich traust«, ruft er, um sie weiter anzustacheln.

Luci nimmt Anlauf und rennt auf ihn zu. Sie setzt zu einem Sprung an und entreißt dem verdutzten Justin das Buch aus seiner Hand. Triumphierend lächelnd dreht sie sich um und geht zu dem jüngeren Mädchen zurück, welches noch immer schluchzt. Kurz bevor Luci bei ihr ankommt, stürzen sich die beiden anderen Jungen, Nick und Lukas, auf sie und halten sie an den Armen fest. Mari versucht, sie davon abzuhalten. Doch sie wird von ihnen auf die Bank zurückgeschleudert und stößt sich dabei den Kopf. Schnell betastet Mari die schmerzende Stelle. Zum Glück blutet nichts, aber sie fühlt eine große Beule.

Wütend und bedrohlich kommt Justin auf die Gruppe zu gestampft. »Das war ein Fehler«, droht er näher kommend. Lucis Herz klopft schlagartig schneller und sie versucht sich aus dem festen Griff der beiden anderen Jungen zu befreien. Nur noch wenige Meter, dann ist Justin da. Luci sieht, wie er die Fäuste ballt und versucht sich erneut mit einem kräftigen Ruck aus der Umklammerung der Jungen zu befreien. Endlich schafft sie es und genau in dem Moment, wo Justin zuschlägt, kann sie schützend die Hände vors Gesicht halten. Ein seltsames, schmerzvolles Gefühl breitet sich in ihr aus und ihr wird schwarz vor Augen. Es klingelt zum Unterricht, doch das bekommt Luci nicht mehr mit.

Irgendjemand hat einen Lehrer geholt, denn als sie aufwacht, sieht Luci über sich eine weiß gestrichene Decke und eine große Hängelampe. Sie liegt vermutlich in dem kleinen Krankenzimmer in ihrer Schule. »Ah, wie schön, dass es dir besser geht«, hört Luci eine vertraute Stimme neben sich. Sie dreht den Kopf und sieht Herrn Lang an. Sie fühlt sich noch etwas benommen und ihre Augen brennen. Sie hebt die Hand. Ein stechender Schmerz macht sich darin bemerkbar. Sie schaut an ihrer Hand herunter. Ein kleiner weißer Verband umschließt diese vollkommen.

»Luci«, sagt Herr Lang ruhig. »Würdest du uns bitte kurz deine Aufmerksamkeit schenken!« Luci nickt. »Dankeschön.« Sie schaut ihren Lehrer fragend an und im Augenwinkel bemerkt sie, dass sie nicht allein sind. Es sind noch zwei andere Personen im Raum, Justin und seine Mutter, Frau Stahlberg, die Direktorin der Schule. »Hallo«, sagt Luci freundlich. Doch Frau Stahlberg beachtet sie gar nicht, sondern sagt gleich wichtigtuerisch: »Herr… äh…« Luci ergänzt schnell: »Lang« um ihr zu helfen, aber die Direktorin sieht Luci jetzt nur noch giftiger an. »Das weiß ich doch, junge Dame. Ich leite seit Jahren diese Schule und kenne die Namen all meiner Lehrer. Falls dir das entfallen sein sollte. Herr Lang…«, säuselt sie nun in Richtung Lucis Klassenlehrer »das ist bestimmt alles nur ein Missverständnis. Sie wissen doch, dass mein Sohn so etwas nicht macht. Er kann doch keiner Fliege etwas zu leide tun. Er ist immer höflich, zuvorkommend und verachtet Gewalt.« Zur Bestätigung der Worte seiner Mutter, schaut Justin wie ein unschuldiges Lämmchen drein. Am liebsten hätte Luci bei den Worten und der schauspielerischen Glanzleistung von Justin laut aufgelacht, aber sie kann sich zum Glück beherrschen.

Für ein paar Sekunden herrscht Stille. Schließlich räuspert sich Herr Lang und Frau Stahlberg redet weiter auf ihn ein. Diesmal aber in einem noch unschuldigeren Ton: »Mein Sohn hat mir alles erzählt und ich glaube ihm. Was sie übrigens auch tun sollten!« Herr Lang schaut sie ungläubig an. »Der springende Punkt ist, dass er nichts davon mit Absicht gemacht hat«, sprudelt es aus Frau Stahlberg weiter heraus. »Dann« sagt Herr Lang ruhig »frage ich mich, wenn ihr Sohn nichts gemacht hat, warum hat er dies dann ohne Absicht getan und warum liegt Luci jetzt hier verletzt im Krankenbett. Soll sie sich das allein zugezogen haben? So plötzlich?« Er deutet auf das Mädchen vor ihm und deren Hand. Bei diesen Worten sackt die Direktorin förmlich zusammen. Kleinlaut bittet sie: »Glauben sie mir, wenn ich ihnen versichere, dass so etwas nicht mehr vorkommen wird?« Der Lehrer schaut von Frau Stahlberg zu Justin. Der macht ein zerknirschtes Gesicht. Jetzt dreht sich Herr Lang wieder zu Luci und fragt sie: »Was meinst du, können wir Frau Stahlberg Glauben schenken?« Luci nickt kurz. »Dann ist das hier wohl geklärt. Justin, ich glaube, du solltest dich bei Luci entschuldigen.« Justin sieht in dem Moment aus, als wolle Herr Lang etwas sehr Unangenehmes von ihm. Er schaut kurz seine Mutter an. Die nickt einmal mit dem Kopf und so gibt Justin schnell Luci die Hand und nuschelt: »Tschuldigung«.

Er und seine Mutter verlassen eilig das Zimmer. Draußen hört man noch, wie Justins Mutter ihn ausschimpft. Herr Lang lacht kurz darüber und sagt dann zu Luci gewandt: »So, du kannst ruhig aufstehen. Du hast nur ein verstauchtes Handgelenk, kein gebrochenes Bein.« Er hilft ihr hoch und gemeinsam verlassen sie das Krankenzimmer und Luci geht zurück zu ihrer Klasse. Sobald sie bei Mari ist, bombardiert diese sie gleich mit Fragen. »Sag, wie geht es dir? Was ist passiert?« Neugierig schaut Mari sie an. »Ich habe mir echt Sorgen gemacht!«, plappert sie weiter, ohne auf Lucis Antwort zu warten. »Oh, das ist lieb von dir. Aber wie geht es dir denn