Die Sache mit Lotte - Sabine Benda Thomas Benda - E-Book

Die Sache mit Lotte E-Book

Sabine Benda Thomas Benda

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Ich küsse sie leidenschaftlich, sie küsst mich zurück. "Pass auf dich auf", sage ich. "Du auf dich, Vincent." "Grüß mir Hannes und Margot ganz lieb und sag ihnen, dass ich das nächste Mal wieder mit von der Partie bin." "Mach ich, Schatz! Ciao!" Dann steigt meine rote Helena aus, holt ihren Trolley von der Rückbank und geht zum Haupteingang des Hauptbahnhofes. Kurz bevor sie in der Menschenmenge verschwindet, dreht sie sich noch mal um und winkt. Ich winke zurück. Schließlich ist sie weg. Und ja, bevor Sie sich Gedanken machen. Trotz meines interessanten Berufes und der sexuellen Chancen und Möglichkeiten, die sich deswegen ergeben könnten, bin ich meiner Helena ein treuer Ehemann. Das soll es doch noch geben, oder? Wenn nicht, dann bin ich gerne anders. Ich starte den Motor und fahre nach Hause. Wie lasse ich einen Gründonnerstag ausklingen? Richtig, auf dem Sofa inklusive Bier, Fastfood und Männerfilme bis zum Abwinken. Auf dem Rückweg fällt mir ein, dass das Bier ausgegangen ist. Grundgütiger! Morgen ist Karfreitag – und alle Läden dicht! Gut, dass ich noch dran gedacht habe! Ich steuere einen Supermarkt in der Nähe an, um mich dort mit dem Nötigsten zu versorgen. Oft liege ich nachts wach und denke darüber nach, was wohl geschehen wäre, wenn …? Es ist ein interessantes Gedankenspiel für mich. Wenn ich damals nicht in diesen Zug gestiegen wäre – was wäre dann geschehen? Hätten Vincent und ich einen anderen Gründonnerstag gehabt? Sicherlich, ich wäre nicht nach München zu meinen Eltern gefahren und Vincent wäre nicht alleine einkaufen gegangen, sondern mit mir. Aber wäre sie trotzdem passiert, die Sache mit Lotte?

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Seitenzahl: 151

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Die Sache mit Lotte

von

Sabine & Thomas

Benda

Gründonnerstag

Karfreitag

Karsamstag/Ostersonntag

Vorschau „Come Together – Porno-Queen in Love, Prolog

Über die Autoren

Impressum

Gründonnerstag

Gründonnerstag. Die Sonne lacht herrlich über der Kurpfalz. Ich freue mich, dass sie sich wieder getäuscht haben, die Wetterfrösche in den Nachrichten. Kein Wölkchen, nicht ein einziges Schäfchen, ziert das kräftige Himmelblau. Die wohltuende Wärme streichelt sanft die Knospen und Triebe sowie das keimende Grün des Neckarufers. Lebendiges, lustiges Vogelgezwitscher dringt durch das leicht geöffnete Panoramafenster unseres Wohnzimmers, das so geräumig ist, dass es in Küche und Esszimmer übergeht. Ich sitze nackt an meinem Schreibtisch und schaue durch die riesigen Scheiben. Mein Blick schweift über den gemächlich fließenden Fluss, auf dem einige weiße Schwäne und putzige Enten schwimmen, die auf emsiger Futtersuche sind. Neulich habe ich einen Biber gesehen, wie er stolz durchs Wasser geschwommen ist. Nachts besucht uns hin und wieder ein friedlicher Waschbär, der sich an den Meisenknödeln labt, die eigentlich für die Vögel gedacht sind. Wahrlich. Wir leben gnadenlos gut. Wir wohnen in einem atemberaubenden Idyll, nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Ein Naturschutzgebiet, das die Seele erfüllt und liebkost, dass es eine wahre Freude ist. Denken Sie nur nicht, dass ich wegen der prosaisch gewählten Worte Gedichte lese oder schreibe. Das Lesen und Schreiben liegt mir nicht besonders, das Fotografieren schon eher. Ich bin ein freischaffender und ziemlich erfolgreicher Fotograf. Das ist der Grund, warum wir uns die horrend hohe Miete hier leisten können.

„Vincent, kommst du hoch?“, höre ich meine Frau rufen.

Ist sie endlich fertig geworden – super!

Helena und ich sind seit sieben Jahren verheiratet. Sie hält sich sehr gut, ist sportlich, und ihr Haar, das ihr bis zum Hintern reicht, ist natürlich rot, ohne Chemie und sonstige Kosmetiktricks. Sie hat ordentlich Oberweite und das, was man umgangssprachlich einen Knackarsch nennt. Deswegen trägt sie gerne enganliegende Röcke und Kleider. Sie liebt es, zu zeigen, was sie hat. Bitte denken Sie nicht in Klischees! Nein, sie war kein Modell, das ich fotografiert, gefickt und geheiratet habe. Ich habe Helena damals zufällig auf einer Urlaubsreise in Paris kennengelernt. Sie ist mir im Louvre über den Weg gelaufen. Nach intensivem Blickkontakt sind wir ins Gespräch gekommen. Abends sind wir schon gemeinsam in der Kiste gelandet. Der Rest hat sich dann von selbst ergeben. Kinder haben wir bis heute nicht vermisst, weil wir im Grunde zwei egoistische Workaholics sind, wie meine Frau uns liebevoll gegenüber Freunden, Bekannten und Verwandten bezeichnet. Meine rote Helena, wie ich sie gerne necke, ist eine sehr gern besuchte Psychologin, die nur Privatpatienten annimmt. Ein zweiter Grund, warum wir mehr Geld haben, als wir monatlich ausgeben können.

Ich speichere noch rasch einige Fotos ab, die ich mit einem Bildbearbeitungsprogramm aufgepeppt habe, und klappe meinen Laptop zu. Dann steige ich nackt die Holztreppe zum Obergeschoss hinauf und hoffe, dass Helena wirklich im Badezimmer fertig geworden ist. Ich habe schon vor einer Stunde geduscht. Bei mir hat es inklusive Föhnen und Zähneputzen nur zehn Minuten gedauert. Ja, ich weiß, ich bin ein Mann!

Im halbdunklen Schlafzimmer empfängt mich eine sinnliche Duftwolke, die mich schlagartig in den Orient schickt. Die brennenden Kerzen und roten Rosenblätter, die Helena sogar auf dem Bettlaken verteilt hat, unterstützen mich in meiner Männer-Fantasie, ein mächtig potenter Prinz zu sein, der in seinen Harem schreitet. Die Sache mit der Potenz ist übrigens keine männliche Angeberei. Ich kann wirklich oft und lange. Fragen Sie meine Frau! Ich sehe zum Bett hin. Unsere Blicke treffen sich. Mein Schwanz rührt sich. Ja, ob Sie es glauben oder nicht: Nach sieben Jahren Ehe reicht es noch immer aus, meine geil kurvige Helena nur anzusehen, um hart zu werden. Es ist kein Gerücht, dass für einen schwanzgesteuerten Mann eine sexy Ehefrau schon die halbe Miete für eine gutgehende Partnerschaft ist. Und machen Sie sich bitte keine Gedanken, denn meine rothaarige Offenbarung an Lust und Leidenschaft wird beim Vorspiel mit mir so richtig glitschig-feucht und heiß wie eine erregte 20-Jährige. Richtig! Wir beide mögen Sex nicht nur – wir fahren voll darauf ab! Seit dieser ersten Nacht in Paris ist das so.

„Du hast einen ganz schönen Aufwand betrieben“, lobe ich sie und zeige auf die Kerzen und die Rosenblätter.

Meine rothaarige Helena räkelt sich nackt und sehr aufreizend auf dem Bett, sieht mich mit einem Funkeln in den Augen an und meint keck: „Ich bin immerhin vier Tage bei meinen Eltern. Und ich will, dass du mich nicht so schnell vergisst!“

„Wer könnte dich jemals vergessen?“, frage ich lockerlippig, halte meinen harten Schwanz in der rechten Hand und klettere zu ihr auf die dicke Matratze, wo sie mich lächelnd erwartet, um in Grund und Boden gefickt zu werden, wie sie es gerne hat.

Es gibt Augenblicke beim Sex mit meiner Frau, die ich besonders mag. Sie bläst meinen Schwanz mit solch einer Hingabe und Begeisterung, dass es schon Porno-verdächtig ist. Da wir beide in unserer Ehe sehr offen miteinander umgehen und brutal ehrlich zueinander sind, weiß ich, dass sie mir mit dem saftigen Flötenspiel, wie sie dazu sagt, mir keinen Gefallen tut, sondern selbst ihren Spaß daran hat.

Helena spielt gerne, genießt es noch mehr, Macht und Kontrolle über das Fleisch zu haben. Ich hatte viele Frauen vor Helena im Bett, doch keine von den Damen hat es fertiggebracht, mir bei einem Doggy das Gefühl zu vermitteln, nicht zu ficken, sondern gefickt zu werden. Wenn Sie sehen könnten, wie Helena mir beim Stoßen mit ihren makellosen Pobacken absichtlich heftig entgegenkommt, würden Sie sofort verstehen, was ich meine.

Zum Ausklang gibt es immer eine klassische Missionarsstellung. Wir küssen uns gerne, während ich sie stoße, verbeißen uns manchmal regelrecht ineinander. Auf Schmerzen und Blut stehen wir nicht, aber Helena geht voll ab, wenn ich an ihrem zarten Hals knabbere und mich festsauge. Aus dem Knutschfleck-Alter sind wir lange raus, jedenfalls am Hals.

Der magische Moment für mich bei der Missionarsstellung ist, wenn ich in Helenas Augen erkennen kann, das sie kurz davor ist, erfasst zu werden. Stellen Sie sich wunderschöne grüne Augen mit türkisfarbenen Sprenkeln darin vor, die Sie zu Beginn des Ficks fokussieren wie eine Raubkatze, die ihre Beute fixiert. Wenn sich die Lust aufbaut und Helena Stufe um Stufe seufzend und stöhnend erklimmt, verändert sich dieser Blick, er verliert den Fokus, driftet ab, wird wieder schärfer. Kurz vor dem Orgasmus nehmen ihre Augen mich kaum noch wahr, scheinen durch mich hindurchzuschauen. Als sähe Helena die tosende Welle heranrasen, diesen mitreißenden Tsunami, der sie niederschmettern wird. Nur wenige Herzschläge vor dem Höhepunkt schaut sie fast ängstlich; als könne sie dem nahenden Ansturm nicht gerecht werden, als könne sie der Gewalt nicht standhalten. Wenn es sie letztendlich trifft, reißt sie ihre schönen Augen weit und wollend auf, wirkt wie erlöst, dass sie endlich zucken, beben und schreien darf. Ich bin froh, dass ich es gelernt habe, mich zurückzuhalten, wenn ein Orgasmus meine Frau durchreitet, denn diesen höllisch heißen Flammensturm, der sie haltlos werden lässt, sollte man beobachten, genießen und sich keinesfalls ablenken lassen.

Helena liefert ganz großes Kino, ehrlich und kraftvoll!

Etwas später, wenn sie alles genossen hat und ihr hübsches Gesicht voller Freude glüht, umklammert sie mit ihren Oberschenkeln fest meinen Unterleib und treibt mich tiefer rein.

Jetzt darf ich mich animalisch wie ein Urzeitmensch austoben, als ginge es um den Fortbestand und Erhalt unseres Stammes. Minutenlang ist dann nur Stöhnen, Keuchen und das Geräusch zu hören, wenn verschwitzte Haut aneinander klatscht.

Manchmal verliere ich mich beim Ficken, kann im Rausch nicht klar denken, könnte endlos weitermachen bis zur totalen Erschöpfung und wahrscheinlich völligen Besinnungslosigkeit. Helena lässt mich einige Zeit in diesem Wahn der absoluten Begierde, beschwört durch ihr gekonntes Wimmern, Jammern und Seufzen das schäumende Tier in mir, das sich endlich von der Kette losreißen will.

Wenn es meiner Frau zu lange dauert, setzt sie schmutzige Verbal-Erotik ein, die man ihr nicht zutrauen würde.

Ja, nach sieben Ehe- und Fickjahren, weiß sie ganz genau wie sie mich kriegt! Sie sagt, sie könne mein Stoßen deuten, und sie weiß, dass sie mich garantiert zu einem gewaltigen Abschuss bringt, wenn sie im richtigen Moment ihre rot lackierten Fingernägel in meine beiden Pobacken krallt.

Ja, es passt sehr gut zwischen meiner Frau und mir, nicht nur beim Sex!

Es ist früher Nachmittag, und mein geschlauchter Schatz ist noch mal eingeschlafen! Der Zug nach München geht in zwei Stunden. Da es Gründonnerstag ist, bin ich froh, dass ich rechtzeitig einen Sitzplatz reserviert habe. Die Waggons werden bestimmt brechend voll sein mit Oster-Pendlern, die ihre Verwandten im Süden besuchen. Richtig, ich bin eine waschechte Münchnerin und bin damals der Liebe wegen nach Heidelberg umgezogen. Der berufliche Erfolg hat sich hier sehr schnell eingestellt. Das ist voll mein Ding! Den Umzug nach Baden-Württemberg habe ich keine Sekunde bereut. Ich bin seit sieben sehr kurzweiligen Jahren mit der Liebe meines Lebens verheiratet, da lässt man die Frauenkirche und die Weißwurst gerne zurück. Das ist jetzt kein rosarotes Gerede – das ist wirklich so! Kein Mann, der in meinem Leben jemals eine Rolle gespielt hat, reicht an Vincent heran, nicht mal annähernd. Wir haben uns von Anfang an ehrlich und mit jeder Faser unseres Körpers geliebt, und das haben wir bis heute beibehalten. Ich klopfe ständig auf Holz, auch wenn es manchmal mein sturer bayrischer Holzkopf ist. Ja, ich habe Humor und Pfeffer im Arsch; darin ergänzen wir uns, Vincent und ich. Richtig, wir sind in unserer Ehe zwei eigenwillige Eigenständige, die dennoch tiefes Zusammengehörigkeitsgefühl haben!

Kurz: Wir beide, Vincent und ich, sind ein geiles Gespann ohne Wenn und Aber!

Ich, nackt, abgetrocknet und voll zufrieden, betrachte mich weiblich ausgiebig im Badezimmerspiegel. Ich habe nach dem wilden Sex mit meinem Mann ein weiteres Mal gründlich geduscht. Im Zug zu sitzen und zu spüren, dass Sperma in mein Höschen tropft, ist für mich ein No-Go. Es soll Frauen geben, die das geil finden, den ganzen Tag mit den Samenresten im Schlitz herumzulaufen – ich nicht! Vincent ist da ähnlich gestrickt. Ich denke, wenn er später wieder munter ist, springt er unter die Dusche und wäscht sich seinen Johnny, noch bevor er mich zum Hauptbahnhof fährt. Grinsen Sie ruhig! Ja, wir geben uns untenherum gerne Kosenamen! Manche unserer Freunde machen das auch. Scheinbar ist so was Albernes unter Erwachsenen weiter verbreitet, als man denkt. Meine Muschi heißt übrigens Pearl – wegen meiner ausgeprägten und sehr empfindsamen Lustperle, meiner sehr unkomplizierten Klitoris. Sie ist meine beste Freundin seit meinem 14. Lebensjahr.

Klitorale Orgasmen genieße ich gerne beim Solo-Masturbieren, beim Fingern oder Lecken. Vincent ist ziemlich geschickt und ausdauernd und kann bei mir sehr oft einen vaginalen Höhepunkt auslösen. Stimmt, ich gehöre zu den angeblich 18 Prozent der Frauen, die vaginal ohne Probleme kommen können! Genug geplaudert, jetzt muss ich noch einige Klamotten in meinen Trolley unterbringen. Ich bin über Ostern bei meinen Eltern untergebracht und promeniere nicht in einem Hotel, doch hübsch aussehen, möchte ich trotzdem. Und eine bestimmte Auswahl brauche ich auch. Ja, ich weiß, ich bin eben eine Frau!

„He, du bärtige Schlafmütze“, wecke ich meinen Mann sanft. „Du musst langsam aufstehen.“

Verschlafen schaut er mich an und runzelt die Stirn. „Bärtige Schlafmütze?“, wiederholt er verdutzt. Er reibt sich sein Kinn, spürt die piksenden Stoppeln. „Oh … shit! Habe ich dir wehgetan?“, entschuldigt er sich.

„Ab einem bestimmten Punkt hat das Schöne das Unangenehme verdrängt.“ Ich küsse ihn. „Nächstes Mal verlange ich Schadenersatz“, scherze ich. Dann blicke ich auf meine Schweizer Armbanduhr, ein Geschenk von Vincent zu Weihnachten. „Los jetzt! Raus aus der Kiste! München ruft laut meinen Namen.“

Wir sind kurz vor dem Heidelberger Hauptbahnhof. Ich setze den Blinker und überhole einen Linienbus.

„Ich bin sehr gespannt auf das Gästezimmer“, erzählt Helena.

Ihre Eltern, Hannes und Margot, zwei Lehrer im Ruhestand, haben vor ein paar Wochen Helenas ehemaliges Jugendzimmer umgestalten lassen.

„Wie ich meine lieben Schwiegereltern kenne“, sage ich, „haben die bestimmt keine Kosten und Mühen gescheut, um ihrer einzigen herzallerliebsten Tochter den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.“

Helena, die in ihrem Jeans-Outfit und dem keck zusammengebundenen roten Pferdeschwanz ziemlich cool aussieht, lächelt, nein, sie schmunzelt mich an. „Sie freuen sich wahnsinnig auf mich. Gleichzeitig sind sie traurig, weil du nicht dabei sein kannst.“

„Ja, das ist blöd“, gebe ich ehrlich zu. „Doch der Fotoauftrag muss bis Mittwoch nach Ostern fertig sein.“

„Der Modekatalog?“

„Richtig. Sommermoden.“

„Wie waren die Modelle?“

„Alle zum Anbeißen“, sage ich und zwinkere ihr zu. „Aber leider keine Rothaarige dabei.“

„Oha, da habe ich aber noch mal Glück gehabt!“, witzelt sie.

„Mit Glück hat das nichts zu tun“, entgegne ich locker. „Du überzeugst mich eben auf ganzer Linie, und das seit sieben Jahren.“

„Und umgekehrt?“

„Wie meinst du das?“

„Nun, da ist dieser ziemlich gutaussehende und erfolgreiche Fotograf mit diesem magischen Namen … Vincent. Ich kann mir vorstellen, dass da einige ziemlich heiße Gedanken haben, wenn sie vor deiner Linse in Sommerkleidung posieren.“

Ich grinse. „Genauer gesagt: Es waren Bikinis. Manchmal nur ein Hauch von Stoff. Manche Teile würden dir perfekt stehen.“

Helena erwidert heiter. „Schön, dass du beim Fotografieren halbnackter Anfangszwanzigerinnen an mich denkst, Schatz.“

„Da kannst du sehen, wie treu ich dir bin … obwohl ich einen Schwanz habe.“

Sie knufft mich sanft. „He, eingebildet bist du gar nicht, oder?“

„Kaum“, antworte ich und fahre in eine Parkbucht am Heidelberger Hauptbahnhof.

„Du brauchst nicht mitzukommen“, sagt Helena. „Du weißt, ich hasse Abschiede am Bahnsteig. Das sieht so schnulzig aus.“

Ich küsse sie leidenschaftlich, sie küsst mich zurück.

„Pass auf dich auf“, sage ich.

„Du auf dich, Vincent.“

„Grüß mir Hannes und Margot ganz lieb und sag ihnen, dass ich das nächste Mal wieder mit von der Partie bin.“

„Mach ich, Schatz! Ciao!“

Dann steigt meine rote Helena aus, holt ihren Trolley von der Rückbank und geht zum Haupteingang des Hauptbahnhofes. Kurz bevor sie in der Menschenmenge verschwindet, dreht sie sich noch mal um und winkt. Ich winke zurück. Schließlich ist sie weg.

Und ja, bevor Sie sich Gedanken machen. Trotz meines interessanten Berufes und der sexuellen Chancen und Möglichkeiten, die sich deswegen ergeben könnten, bin ich meiner Helena ein treuer Ehemann. Das soll es doch noch geben, oder? Wenn nicht, dann bin ich gerne anders.

Ich starte den Motor und fahre nach Hause.

Wie lasse ich einen Gründonnerstag ausklingen? Richtig, auf dem Sofa inklusive Bier, Fastfood und Männerfilme bis zum Abwinken. Auf dem Rückweg fällt mir ein, dass das Bier ausgegangen ist. Grundgütiger! Morgen ist Karfreitag – und alle Läden dicht! Gut, dass ich noch dran gedacht habe! Ich steuere einen Supermarkt in der Nähe an, um mich dort mit dem Nötigsten zu versorgen.

Oft liege ich nachts wach und denke darüber nach, was wohl geschehen wäre, wenn …?

Es ist ein interessantes Gedankenspiel für mich. Wenn ich damals nicht in diesen Zug gestiegen wäre – was wäre dann geschehen? Hätten Vincent und ich einen anderen Gründonnerstag gehabt? Sicherlich, ich wäre nicht nach München zu meinen Eltern gefahren und Vincent wäre nicht alleine einkaufen gegangen, sondern mit mir. Aber wäre sie trotzdem passiert, die Sache mit Lotte?

Der Parkplatz vor dem Supermarkt ist überfüllt.

Klar, Gründonnerstagabend – und alle, die es bis jetzt nicht geschnallt haben, gehen noch schnell einkaufen. Ich gehöre ja auch dazu! Wie konnte mir das Bier ausgehen? Warum hat Helena nicht daran gedacht? Ich sage mir: Vincent, weil du ein eigenständig denkender Mann bist – und deine Frau lieber Merlot trinkt!

Ich freue mich. Da vorne belädt eine vierköpfige Familie ihren Kombi. Gleich wird ein Parkplatz frei. Ich setze den Blinker und warte geduldig. Nachdenklich beobachte ich die Familie, wie sie ihre Waren in den Kofferraum räumt. Schon seltsam – nur ein Feiertag und schon wird gehamstert, als gäbe es am Samstag nichts mehr zu holen! Was soll's? Wahrscheinlich ärgere ich mich nur, dass ich nicht rechtzeitig daran gedacht habe, mir ein Sixpack Pilsner zuzulegen. Mit der Geduld eines deutschen Bundesbürgers kurz vor Ladenschluss stelle ich erleichtert fest, dass die Familie endlich den Parkplatz freigibt. Ich stelle meinen SUV ab und gehe in den Supermarkt hinein. Ich erwarte endlose Kundenschlangen an den Kassen und gereizte Menschen in Hülle und Fülle. Wissen Sie was? Ich werde nicht enttäuscht. Ich greife mir einen Einkaufskorb und hetze in die Getränke-Ecke. Großer Gott, ist das Pilsner teuer geworden! Ich zweifle kurz daran, ob ich den richtigen Beruf ausübe. Ein 20er-Kasten kommt billiger. Das würde meine Helena auch so sehen. Aber Helena rast Richtung Bayern – und ich will mich nicht unnötig abschleppen! Also verstaue ich das überteuerte Sixpack im Einkaufskorb. Im Vorbeigehen schnappe ich mir noch ein paar Mikrowellengerichte; eines mit Fisch, denn morgen ist Karfreitag. Ob Sie es glauben oder nicht: Ein fleischloser Karfreitag ist uns heilig! Helena kommt aus Bayern und ist in solchen Sachen erzkatholisch. Und ich bin evangelisch. Meine verstorbene Mutter hat mir schon als Kind vorgebetet, dass der Karfreitag der höchste Feiertag der evangelischen Kirche sei! Mutti ist tot, doch ihre Erziehung hat gefruchtet! Also, Fisch, Kartoffeln und Gemüse. Ja, es ist für die Mikrowelle, aber es ist fleischlos – Jesus zuliebe! Super, Erdnüsse, Salzstangen und Kesselchips sind im Angebot! Ich vertraue blindlings den roten Preisetiketten, außerdem will ich rasch heim! Na, das ging doch schnell! Ich frohlocke zu früh, denn ich habe im Eifer des Gefechts die langen Schlangen an den Kassen vergessen. Wieder mit der Geduld eines deutschen Bundesbürgers überlege ich, wo ich mich anstelle. Kasse eins, zwei, drei oder vier?

Kurz grüble ich, doch dann erinnere ich mich daran, dass das Grübeln eh nichts bringt. Haben Sie auch schon mal die Reihe an der Kasse gewechselt, weil Sie dem Irrglauben erlegen sind, schneller aus dem Laden zu kommen? Vergessen Sie es! Lassen Sie es gleich sein, denn Kassen-Hopping, wie ich es gerne bezeichne, bringt nur Kummer und kaum Zeitgewinn. Ich steuere die Kundenschlange an Kasse vier an, entscheide mich kurzentschlossen dann doch für Kasse drei.