Die Sagen des Herzogtums Sachsen-Altenburg - Johann Georg Theodor Grässe - E-Book

Die Sagen des Herzogtums Sachsen-Altenburg E-Book

Johann Georg Theodor Grässe

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Beschreibung

Johann Georg Theodor Grässe, königlich-sächsischer Hofrat und Direktor des Grünen Gewölbes, hat in diesem Zusatzband zu seinem sächsichen Sagenschatz weitere über 100 Sagen aus Chroniken, mündlichen und schriftlichen Überlieferungen aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg zusammengetragen. Von Altenburg und Schmölln geht es nach Eisenberg, Buchheim, Kloster Laußnitz, Tautenhain, Gröben, Ronneburg, Meuselwitz und vielen anderen Örtlichkeiten in dieser schönen Region.

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Seitenzahl: 159

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die Sagen des Herzogtums Sachsen-Altenburg

 

JOHANN GEORG THEODOR GRÄSSE

 

 

 

 

 

 

 

Die Sagen des Herzogtums Sachsen-Altenburg., J. G. T. Grässe

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783988682567

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

1) Das Wappen der Stadt Altenburg.1

2) Das Bild in der Kirche zu Altenburg.1

3) Gespenster bei Altenburg.1

4) Ein Mädchen erbricht Kröten.1

5) Wie der Galgen am Markte  zu Altenburg wegkam.2

6) Die rothen Spitzen.3

7) Vom verhungerten Schüler.3

8) Die spielenden Mönche.4

9) Das mit Holz um sich werfende Gespenst.5

10) Die Flasche zu Altenburg.5

11) Anzeichen beim Einsturz des Kirchthurms zu St. Bartholomäi in Altenburg 1659.5

12) Wilhelm der Reiche speist bei einem Bauern.7

13) Drei Kreuzsteine bei Altenburg.7

14) Der Hundekönig zu Schmölln.8

15) Der Pestgottesacker zu Lohma.9

16) Das Wahrzeichen von Eisenberg.9

17) Das behexte Mädchen zu Eisenberg.9

18) Ein Ehebrecher ohne Gleichen  und der für ihn gebaute Galgen.11

19) Der Mönch und die Nonne zu Eisenberg.12

20) Marie Sophie, Herzogin von Eisenberg als Wollespinnerin und die Quarkbemme im Schlosse zu Eisenberg.13

21) Bastian der Bärenhäuter.15

22) Die neun Aecker bei Eisenberg.17

23) Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg und seine Unterhaltungen mit den Geistern.18

24) Das Wahrzeichen von Buchheim.24

25) Der Ursprung von Hermsdorf.24

26) Die Entstehung von Kloster Lausnitz.25

27) Die drei Kreuzsteine bei Kloster Laußnitz.25

28) Anzeichen bei Eisenberg.26

29) Das Wahrzeichen von Lohma.26

30) Die Weidenrosen bei Eisenberg.26

31) Der Reiter in den Klosterlaußnitzer Buchen.27

32) Die Jacobseiche und der Jägerschuß  bei Kloster Laußnitz.27

33) Das Steinkreuz in der Weißenmühle.28

34) Die Zwerge in der Raudamühle.29

35) Die vier Spieler in Seyfertsdorf.29

36) Die blutige Hand.30

37) Die Gespensterhochzeit im  wüsten Dorfe Scortowe.30

38) Die Kriegswiesen bei Tautenhain.32

39) Das sechste und siebente Buch Mosis.33

40) Der Schwarzkünstler Irmisch zu Tautenhain.34

41) Der Schütze Moortopf zu Tautenhain.34

42) Der Sinketeich bei Tautenhain.35

43) Der Goldbrunnen bei Tautenhain.35

44) Die sieben Eichen bei Meusebach.36

45) Warum in Meusebach keine Sperlinge sind.37

46) Die Rosen auf dem Birnbaume zu Bleifeld.37

47) Das Wappen von Roda.38

48) Der Kobold im Pfarrhause zu Gröben.39

49) Der Evangeliensteg.44

50) Strafe für Heiligenverachtung.44

51) Sprüche von Altenburg.45

52) Die weiße Rose im Magdalenenstift.45

53) Die Sage vom Teufelsbruch.45

54) Das Bild des h. Michael zu Gerstenberg.46

55) Der Nixtümpel bei Breitenhain.46

56) Eine Todte kommt in Altenburg wieder.47

57) Durch den Korb springen.47

58) Vom Galgen durch eine Frau losgebeten.47

59) Das Gänseopfer zu Altkirchen.47

60) Die Nahrungsfliege.48

61) Das Graumännchen.48

62) Das Wahrzeichen von Schmölln.49

63) Der gespenstige Reiter bei Ronneburg.49

64) Der dreibeinige Dachs.49

65) Der dreibeinige Hase.49

66) Die Goldschmiede zu Ronneburg.50

67) Der Ursprung und die  Wahrzeichen von Ronneburg.50

68) Feuersbrunst zu Ronneburg prophezeit.50

69) Die Ruttersdorfer Schuhe.51

70) Die Hölle bei Rückersdorf.51

71) Der Kuhtanz bei Ronneburg.52

72) Teufelsbruch und Teufelshut.52

73) Ursprung des Dorfes Heiligen-Leichnam.52

74) Sage von der Zerstörung  der Kapelle zu Heiligen-Leichnam.53

75) Das Dorf Monstab.53

76) Der Teufelsbruch bei Löhnitsch.54

77) Der Teufel führt drei Bauern in die Luft.54

78) Der geheimnißvolle Bettler zu Nischwitz.55

79) Wunderbare Geburt.55

80) Die Hexen zu Meuselwitz.55

81) Das Brod mit harten Thalern.58

82) Die Saalnixe bei Kahla.59

83) Das Schlachtfeld bei Kahla.60

84) Der Blutteich zu Kahla.60

85) Der Trompeter von Rothenstein.60

86) Der Heckethaler.61

87) Das Burgding zu Engerda.61

88) Das Mägdekreuz und  der Pfaffensteig bei Ruttersdorf.62

89) Geister zu Uhlstädt, Werfen und Obercrossen.62

90) Der Bierkeller zu Gödern.64

91) Die tapfere Frau zu Lucka.64

92) Eine Hingerichtete kommt wieder zum Leben.65

93) Todter kommt wieder.66

94) Das Jagdhaus zur fröhlichen Wiederkunft.66

95) Der schwarze Teich bei Mötzelbach.67

96) Den Letzten hole der Teufel.67

97) Das Thüringische Bethlehem.68

98) Luther in Orlamünde.68

99) Die Gräfin von Orlamünde.69

100) Der Stadtpfeifer von Orlamünde.70

101) Schauenforst.71

102) Das Ritterfräulein zu Heilingen.72

103) Die Silberschaumquelle.73

104) Das goldene Kegelspiel.73

105) Der arme Musikant auf dem Schauenforst.74

106) Die wandelnde Laterne.75

107) Von den merkwürdigen Ceremonien derer Altenburgischen Bauern, wie sie es nämlich bey Hochzeiten, Heimführung der Braut, Kindtauffen, Gesindemiethen, Beerdigungen, Kleidung und Tracht etc. im J. 1703 zu halten pflegten.76

Personen des Stückes.81

1) Das Wappen der Stadt Altenburg.

Als im J. 1306 Markgraf Friedrich einige Zeit sein Hoflager in Altenburg hielt, waren von der kaiserlichen Parthei Mörder gedungen, die dem Markgrafen bei einem Gastmahle in Schwarzen Bären auf dem Markte den Garaus machen sollten. Den Schimpf, den damals ein altadeliges Geschlecht auf sich lud, machte ein Altenburger Bürger, Namens Kornschreiber, mit seinem Blute gut. In dem Augenblicke nämlich, als einer der Verräther einen Streich nach des Markgrafen Kopf that, wurde er von dem Altenburger aufgefangen, so daß diesem zwar die Hand abgehauen ward, Herr Friedrich aber unversehrt aus dem Gedränge kam. Die abgehauene Hand aber nebst dem Roß, dem eigentlichen fürstlichen Wappen, führt die Stadt noch bis heute.

2) Das Bild in der Kirche zu Altenburg.

Als man in der Brüderkirche zu Altenburg 1684 die Männerstühle an der Mittagsseite wegnahm, fand man an der bloßen Wand ein Gemälde, darauf die h. Katherina in der rechten Hand ein Schwert auf ein halbes Rad niederlassend, zu sehen war; vor ihr knieete ein Franziscaner, über welchem folgende Worte an einem Zettel standen: Ora pro me S. Catharina. Nächst diesem stand eine wohlgekleidete Frauensperson, eine Kirche in der Hand tragend und bei ihr ein Bischof gleicher Gestalt eine Kirche in der Hand. Man weiß aber nicht, was dies zu bedeuten hatte.

3) Gespenster bei Altenburg.

Im J. 1678 am zweiten Pfingsttage hat ein Bauerknecht eine Magd, mit welcher er getanzt, von Altenburg Abends in der Dämmerung nach Hause geführt. Da er nun wieder zurückgeht, umringen ihn viel Gespenster in Gestalt schrecklicher Hunde, welche über ihn hergewollt, die haben den armen Menschen die ganze Nacht durch im Felde herumgetrieben und also geängstigt, daß er früh voll Knippe und Blasen, die mit Blut unterlaufen waren, heim kam, sich gelegt und schon am nächsten Sonntag begraben ward.

4) Ein Mädchen erbricht Kröten.

Im Jahre 1647 ward zu Altenburg Katharina Geilerin, eine Dienstmagd von 30 Jahren, unpaß und weil der Hausherr glaubte, sie habe die Pest, hat er sie nach Hause zu ihrer Mutter entlassen. Als sie aber dorthin kam, wollten die Bauern das Mädchen nicht aufnehmen, weil sie fürchteten, sie würden von der Seuche angesteckt. Sie mußte also im Freien auf einer Wiese unter einem schlechten Heuhüttlein verbleiben, und weil Niemand zu ihr kam, der sie pflegte, hat sie halb verschmachtet auf allen Vieren zu den Pfützen und Sümpfen kriechen und ihren Durst mit dem stinkenden Wasser löschen müssen. Nachdem sie sich seit der Zeit etwas erholt, ist ihr Leib nach und nach aufgeschwollen und sie hat hernach alle Frühlinge heftiges Erbrechen bekommen, in welchem eine dicke corpulente Materie von ihr gegangen, die sie aber weiter nicht beachtet hat. Endlich hat sie den 26. Juni 1647 zwei große Kröten, zwei kleinere in der Größe einer Hummel und zwei Eidechsen so dick wie eine Schreibefeder und so lang wie ein Ohrenfinger, alle lebend, dann am 12. Juli eine lebendige mittelgroße Kröte und hierauf eine große und eine kleine, beide todt, von sich gegeben, den 18. Juli auf 30 Maaß stinkendes Wasser und eine bleichgelbe an einander hängende Materie mit lichten Fünckeln wie Augen, am 29. März 1648 einen Frosch mit 3 und ½ Eidechse ausgespieen. Der Frosch hat lustig gequakt und bis auf den sechsten Tag gelebt, am 4. April sind zwei lebendige große Frösche grüner Farbe und am 11. besagten Monats ist eine große dicke Kröte mit spitzigen Klauen von unten todt von ihr gezogen worden, dann ist sie aber gesund geworden und hat noch im J. 1660 gelebt.

5) Wie der Galgen am Markte zu Altenburg wegkam.

Auf dem Markte zu Altenburg, da wo die Sporengasse herabkommt, hat einmal ein Galgen gestanden und es wohnte damals in einem Hause, da, wo jetzt die Post steht, ein vornehmer fürstlicher Rath, der viel zu sagen hatte. Der hochedle Stadtrath hätte nun gern den Galgen am Markte weggeschafft, denn es entsetzten sich Weiber und Kinder vor ihm, wenn er Früchte trug, und nur den Krähen war er angenehm, da sie an ihm Futter fanden, aber dazu mußte der fürstliche Rath seine Einwilligung geben und da er einen Galgen für eine große Zierde des Marktes hielt, mußte der Galgen bleiben. Nun trug es sich zu, daß einmal bei einer festlichen Gelegenheit ein fürstlicher Herr bei dem fürstlichen Rathe speiste, und darauf hatte der hochedle Stadtrath lange gewartet. Flugs kamen die Stadtknechte und henkten einen Dieb an den Galgen. Als sich nun die Herrschaften zu Tische setzten bei dem Rath, gab es auf der Tafel, denn die Sonne schien gerade recht schön, ein gar kurzweiliges Schattenspiel, denn so wie ein Windstoß den Gehenkten am Galgen schaukelte, so lief dessen Schatten über die Tafel und besonders über den Teller des Fürsten, und wollte demselben kein Bissen schmecken, so daß er ungnädig aufstand und das Haus verließ.

In der Nacht darauf wurde der Galgen niedergerissen, denn der fürstliche Rath ließ dem hochedlen Stadtrath vermerken, wie er sich wundere, daß man den schönen Markt mit dem Galgen verunreinigen lasse, der Stadtrath aber that, als ob er den Galgen, der doch ein altes Denkmal sei, gar nicht gern wegräume.

6) Die rothen Spitzen.

Als einstmals der Deutsche Kaiser Friedrich der Rothbart in Altenburg gewesen ist, es ist das aber schon siebenhundert Jahre her, hat er gesehen, daß Altenburg nur wenige Thürme hat, und er hat ein Paar Thürme bauen wollen. Aber er hatte just keinen Baumeister und Steinmetzen, der ihm einen Plan dazu machte. Da fiel ihm ein, daß sein rother Bart, der zweispitzig war, eine Spitze lang, eine Spitze kürzer, gar wohl geeignet sei, die Thürme nach ihm zu bauen. Und so geschah es. Unten wurden die Thürme durch ein Zwischenbau verbunden, oben ragten beide heraus, aus rothen Ziegelsteinen gebaut, der rechte Thurm länger, der linke kürzer, gerade wie die Bartspitzen. Oben darauf kamen spitzige Dächer mit Schiefer gedeckt und schauten nun über die ganze Stadt weg. So stehen sie noch heute dort, die rothen Spitzen, und kann man sich an ihnen einen Begriff machen, wie Rothbarts Bart beschaffen gewesen.

7) Vom verhungerten Schüler.

Es steht noch jetzt das Gerippe eines Jünglings in der Bibliothek des Gymnasiums oder es stand wenigstens vor nicht gar langen Jahren da. Damit ist es aber eine traurige Geschichte.

Es war einmal vor länger als hundert Jahren wie es alle Jahre vorher und alle Jahre bis heute gewesen ist und immer sein wird, der letzte Sonnabend vor den Hundstagsferien gekommen und die Schüler wußten nicht, was sie vor Lust darüber anfangen sollten. Als es dem alten Schulrector zu arg wurde, ließ er in großem Zorne Einen in das Carcer stecken, das damals in den Kreuzgewölben unter der Brüderkirche gewesen sein soll. Der Famulus schloß ihn ein. Darnach gingen die Ferien an und Alle sprangen mit ihren Ränzchen froh der Heimath zu, der Eine aber war vergessen. Der Schulrector hatte eben etwas Anderes im Kopfe und der Famulus dachte an seine Aeltern und Geschwister in seiner Heimath.

In einem Dorfe aber wartete der Pfarrer auf seinen Sohn und die Pfarrerin hatte schon zwei Sonnabende Kuchen gebacken ihn zu empfangen, aber der Sohn kam nicht. Da schrieb der Vater an den Hauswirth nach Altenburg und dieser lief schnell mit dem Briefe zu dem Schulregenten, da er wohl wußte, daß die Schüler längst in die Ferien gewandert seien, dem Schulregenten aber, dem es schon lange gewesen war, als ob er etwas vergessen hätte, fiel ein, daß der arme Junge wohl noch im Carcer stecken müßte. Der lag aber an der Carcerthür und war verhungert. Da war großer Jammer und das Gerippe von dem verhungerten Schüler ist zum immerwährenden Gedächtniß an diese grause Geschichte in die Bibliothek gekommen.

8) Die spielenden Mönche.

Es waren einmal Abends – es ist noch gar nicht sehr lange her, kaum fünfzig bis sechzig Jahre – in der alten Garküche, die in der Teichgasse zu Altenburg liegt, viele Gäste versammelt und der Wirth mußte eilig Treppe auf Treppe ab rennen, um aus dem Keller zu holen, was die durstigen Kehlen verlangten. Als es aber gegen Mitternacht wurde und die Lust der Zecher immer größer, dachte der Wirth ihnen etwas ganz Besonderes zu thun, denn er hatte ganz hinten im Keller, der früher zu einem Klosterkeller gehörte, noch einen ganz alten Wein liegen, den er nur hergab, wenn er viel Geld daraus zu lösen gedachte. Und das geschehe heute, so meinte er. Er nahm daher ein großes Schlüsselbund von der Wand und ging hinab in den Keller. Er konnte aber die richtige Thür gar nicht finden, lief lange in den Gängen hin und her, endlich aber stand er vor einem Eingang, der ihm der rechte schien. Er probirte seinen Schlüssel, er schloß; der Wirth trat ein, aber fast wäre er erstaunt, als er von Ferne aus dem Gang Licht schimmern sah. Er ging darauf zu und sah nun an einem viereckigen Tische vier Mönche sitzen; die braunen Kutten waren heruntergeschlagen und ihre nackten Köpfe sichtbar. Keiner redete ein Wort, Keiner sah sich nach dem Eindringling um, sie hatten Alle Karten in der Hand und spielten, aber was, konnte der Wirth nicht erkennen, da auf dem Spieltisch nur ein einziges rußiges Lämpchen brannte; sein Licht in der Laterne war aber lange schon verlöscht. Er mochte wohl noch etwas Angst gehabt haben ob der gespenstigen Erscheinung. Lange suchte er vergebens von der Stelle zu kommen, denn er war wie angezaubert, aber endlich gelang es. Er tappte durch die eiserne Thür wieder aus dem Gange heraus, suchte lange mit den Händen an den Wänden hingreifend nach dem Ausgange, konnte ihn jedoch nicht finden. Endlich hörte er seine Frau im Keller seinen Namen rufen, er fand so den Ausgang und als er nun vor war im Keller, wo er seine Bierfässer hatte, waren schon Nachbarn und Gevattern da, zu hören, was ihm in Keller passirt ist, denn seit mehr als 24 Stunden habe er seine Wirthsstube verlassen. Er erzählte nun, was er gesehen, aber Niemand wollte ihm recht glauben, er glaubte aber auch, daß er nur eine Stunde ausgewesen sei. Als man nun an das Tageslicht kam und er sein schwarzes Sammetkäppchen, das er trug, abnahm, sah man, daß in der Zeit, wo er im Keller gewesen, sein braunes Haar schneeweiß geworden war. Der Wirth aber ist nie wieder so weit in seinem Keller gegangen und Andere, welche den bösen Gang suchten, fanden ihn nicht.

9) Das mit Holz um sich werfende Gespenst.

Am 29. Januar des J. 1795 bekam ein Altenburger Bürger eine Klafter gespaltenes Holz aus Lugau angefahren und von diesem Augenblicke schien der Teufel in diesem Hause los zu sein, denn eine unsichtbare Hand warf von Stund an Tag und Nacht Holz vom Boden herab, sogar mitten durch die Stubendecken hindurch, dergestalt, daß ein im Hause arbeitender Schuhknecht und die daselbst im Dienste befindliche Magd sich nicht halten ließen, sondern sofort auszogen. Nun hat der besagte Bürger das vom Teufel besessene Holz zwar vom Boden herab und aus dem Hause geschafft und mit Genehmigung des Stadtraths, um nur dem Spectakel ein Ende zu machen, zur Feuerung der im Rathhause selbst befindlichen Leihhaus-Zimmer, worin es allerdings ebenfalls nicht richtig zugehen sollte, verkauft, der Teufel hat aber gleichwohl darum seine vorige Wohnung nicht wieder aufgegeben, sondern nach wie vor seinen Lärm daselbst fortgetrieben.

10) Die Flasche zu Altenburg.

Als Wahrzeichen der Stadt Altenburg galt sonst der an der Schloßmauer gegen Mitternacht zu stehende dicke runde Thurm, der wahrscheinlich von seiner Form die Flasche hieß. Er schien beinahe neunhundert Jahre alt zu sein, und rührte vielleicht noch von Kaiser Heinrich I. her. Wahrscheinlich war er ein Luginsland gewesen, denn bis zum J. 1561, wo er wieder zu Gefängnissen eingerichtet und mit einem Knopf und Schieferdach versehen ward, war er oben offen gewesen, gleichwohl soll er auch zum Burgverließ gedient haben.

11) Anzeichen beim Einsturz des Kirchthurms zu St. Bartholomäi in Altenburg 1659.

Im J. 1659 war D. Joh. Christfried Sagittarius Generalsuperintendent zu Altenburg. Nun hatte der eine Thurm der Bartholomäikirche nach der Superintendur zu schon längere Zeit in der Mitte einige Sprünge gehabt, die aber immer mit Kalk waren zugemacht worden, da zeigte sich plötzlich ein größerer Riß, allein die Bauverständigen sahen keine Gefahr dabei und man fing von Neuem an, denselben wie früher zu repariren. Gleichwohl hieß es auf einmal in der Stadt, der Superintendent wolle ausziehen, ohne daß derselbe je daran gedacht hatte, und sein dreijähriges Söhnchen rief mehrere Male laut: „daß Gott erbarme, der Thurm fällt ein“, so daß der Superintendent die andern Kinder zur Rede stellte, als hätten sie dem unverständigen Kinde so etwas vorgeredet, was jedoch nicht der Fall war. Am 19./20. Febr. fing dasselbe Kind, welches noch in der Wiege lag, auf einmal an zu singen: „ach wie flüchtig, ach wie nichtig! etc.“ und als der Vater sein Schwesterchen fragte, wer das Kind dies gelehrt, hörte er, daß dieselbe diese Verse ihrem Brüderchen mehrmals beim Schlafengehen vorgesungen hatte. Den Sonntag Nachts gegen 1 Uhr ohngefähr lautete es an dem kleinen Glöcklein vor des Superintendenten Kammerfenster und vor 4 Uhr wieder allezeit nur einmal und nicht stark, ohne daß Jemand da war. Den Montag Abend nach Sieben fiel es in der Kirche, als wenn Breter geworfen würden, und als er hinab schickte, in der Meinung, es sei Jemand da, so sah man Niemanden. Unter dem Singen nach dem Essen schellte es wieder, und als der Superintendent die Fenster aufmachte um zu sehen, ob böse Buben etwa ihr Unwesen da trieben, ward es wieder still. Ein Hund heulte, die Katze auch, daß die Familie sich fürchtete, die Nachbarn aber, die auf die Thüre der Superintendentur sehen konnten, berichteten ihm, es hätte etwas Weißes, was sie aber nicht hätten erkennen können, in der Größe einer ziemlichen Katze ganz still an der Thüre gesessen, als aber die Steine gefallen, wäre es weg gewesen. Nun fiel es immer wieder, daß der Superintendent dachte, es seien die Spinnräder der Seinigen. Auch hörte er das Bretterwerfen wieder, ließ sich aber nicht stören, sondern ging in seine Stube, um an seiner Passionspredigt zu revidiren. Nun kam sein ältester Sohn zu ihm und bot sich an, bei ihm zu bleiben, wenn er sich etwa fürchte. Sein Vater aber versetzte: „Du elender Beschützer gegen die Gespenster, wir Christen haben einen bessern Beschützer an unserm Gotte!“ Als er aber wieder auf den Saal ging, fiel es wieder so stark, da fragte er seinen Sohn, ob er es auch gehört, und da dieser mit ja antwortete, so sagte er: „nun, so hat es mich nicht bethört.“ Hernach ließ er ihn hinuntergehen und folgte bald nach. Da fing die große Magd an: „Herr, wenn der Thurm einfiele?“ Die Kindermagd hatte gesagt, „wenn mich der Thurm erschlagen sollte, wolle sie lieber an meiner Stelle sterben“. Da sprach die Frau Superintendentin zu ihr: „Du möchtest sein wie Petrus, der auch viel versprach, aber wenig hielt!“ darüber sie alle lachten. Hierauf ging der Geistliche wieder in seine Studirstube und als er mitten im Gebete war, fiel es wieder stark und er hörte es, daß Steine in die Kirche und von der andern Seite auch auf die Gasse fielen, und plötzlich neigte sich die Spitze des Thurms und der Thurm selbst fiel mit großem Geprassel aus einander, wie man ein großes Tuch ausbreitet, allein die heiligen Engel behüteten die Superintendur, daß kein Ziegel auf dem Dache beschädigt ward, auch nichts von dem Häuslein, worin die Kinderstube sich befand, obwohl es noch nicht 50 Ellen vom Thurme entfernt war. Jeder hat aber mit Recht angenommen, daß die vorhin erwähnten Kennzeichen lediglich nur Warnungen vom Himmel gewesen sind, daß der Superintendent nicht aus dem Hause gehen sollte.

12) Wilhelm der Reiche speist bei einem Bauern.