Die Schlüssel des Todes - Christina Busch - E-Book

Die Schlüssel des Todes E-Book

Christina Busch

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Beschreibung

Es sollte eine ganz normale Klassenfahrt werden, doch als Jen seltsame Zettel zugeschickt bekommt, wird alles plötzlich ganz anders. Ihr Vater, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, taucht plötzlich auf - nur wenn sie die drei "Schlüssel des Todes" findet, kann sie ihn von einer Verbrecherbande befreien. Und dann ist da auch noch Louisa, die Außenseiterin der Klasse, die mit Jen und ihren Freundinnen Hannah und Lucy auf ein Zimmer kommt. Was hat es außerdem mit dem mysteriösen Monsieur Maté auf sich? Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

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Seitenzahl: 178

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

PROLOG

Es war ein Schmerz. Niemand tat ihr weh, niemand berührte sie, aber trotzdem verspürte sie einen Schmerz, der nicht verschwinden wollte. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie wartete. Schon seit drei Stunden stand sie hier, aber nichts tat sich. Sie wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Vielleicht kam er noch, vielleicht war es noch nicht zu spät, aber tief in ihr spürte sie, dass es vorbei war. Er hatte sie verlassen.

Am Vormittag war Jennifer Schuster gemeinsam mit ihrem Vater Benedikt in die Innenstadt aufgebrochen. Er wollte mit ihr einkaufen gehen. Freudig hatte sie ihm zugelächelt. Einkaufen fand sie super. Dann konnte sie sich nach dem nächsten Spielzeug umschauen und ihren Vater fragen, ob er ihr es kaufen würde. Immer hieß die Antwort „Nein Jennifer, du weißt doch…, vielleicht nächstes Mal.“ Sie wusste, dass ihr Vater kein Geld hatte und ihr auch nächstes Mal keine Puppe kaufen konnte. Eifersüchtig betrachtete Jennifer dann immer die anderen Kinder, die ihre Einkaufstüten voll mit Spielsachen gestopft hatten.

Auch dieses Mal war sie gemeinsam mit ihrem Vater durch die belebte Straße gelaufen. Links und rechts waren große Einkaufsgeschäfte und viele Leute liefen eilig hin und her. Sie blickte sich fröhlich um, während sie die Hand ihres Vaters fest umschloss.

„Können wir in den Laden da gehen?“, fragte Jennifer ihn aufgeregt.

„Wenn du willst“, antwortete ihr Vater, lächelte sie an und ging mit seiner Tochter in das Geschäft.

„Schau mal, hier!“, rief sie und stürmte auf eine Abteilung zu. Dort standen einige Playmobil-Figuren. Sie rannte direkt zu drei Polizisten, die gerade Diebe mit Mini-Handschellen fesselten.

„Die sind ganz böse“, sagte sie und half dem Polizisten eifrig, die Diebe festzunehmen.

Ihr Vater lächelte leicht, aber es war ein gequältes Lächeln. „Ja, die sind ganz böse, ich weiß…“

Eine Stunde später liefen die beiden immer noch durch die Einkaufsstraße.

„Jennifer“, sprach ihr Vater sie an. Das kleine Mädchen wandte ihren Blick von den vielen Menschen ab und hörte ihrem Vater zu. „Ich muss jetzt noch in dieses Geschäft dort drüben.“ Er zeigte mit seinem Finger auf einen kleineren Laden auf der linken Seite. Das leere Schaufenster war abgedeckt und das Geschäft hob sich deutlich von allen anderen ab. Es strahlte keine Fröhlichkeit aus wie die anderen Geschäfte, sondern es wirkte eher abweisend. Alle Menschen machten einen großen Bogen um die Eingangstür und schenkten dem Gebäude nur einen verächtlichen Blick.

„Jennifer, warte einfach davor - ich komme gleich wieder, ok?“, sagte ihr Vater.

Enttäuscht sah Jennifer ihn an. „Kann ich nicht mitkommen?“, fragte sie ihn und griff seine Hand noch fester.

„Es tut mir leid, aber das geht leider nicht. Das ist nichts für dreijährige Mädchen.“

Jennifer schaute ihn ängstlich an.

„Ich komme ja gleich wieder“, sagte ihr Vater und ging auf die Knie, um Jennifer direkt in die Augen zu schauen. „Alles wird gut.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, lächelte ihr noch einmal zu und verschwand dann hinter der Ladentür.

Eine dicke Träne lief Jennifer über das Gesicht. Sie setzte sich auf den kalten Steinboden. Um sie herum herrschte ein reges Treiben, aber keiner der vielen Passanten schenkte ihr einen Blick. Jeder war nur mit sich und seinen Einkäufen beschäftigt. Sie wartete. Wann würde ihr Vater wiederkommen? Kam er überhaupt wieder? Es waren über drei Stunden vergangen, seit ihr Vater verschwunden war. War ihm etwas zugestoßen?

Jennifer beschloss, in das Geschäft zu gehen. Sie kam gerade mit gestrecktem Arm an die Türklinke, zog sie herunter und betrat den Raum. Langsam und vorsichtig lief sie vorwärts und blickte sich um. Es war sehr dunkel, da es keine Fenster gab und nur eine einzige schwache Lampe von der Decke den Raum beleuchtete. Links und rechts von Jennifer standen hohe Regale, die vollgestopft mit Sachen waren, die sie nicht identifizieren konnte. Jennifer ging weiter. Sie kam zu einem Tresen, wobei sie gerade bis zur Tischkante reichte.

„Was willst du hier?“, brummte eine Männerstimme plötzlich.

Jennifer erschrak. Hinter dem Tresen stand ein Mann mit schwarzen Kleidern. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, da es von einer Maske verdeckt wurde.

„Was du hier willst, habe ich dich gefragt!“, schrie der Mann sie wütend an.

Jennifer hatte Angst. „Meinen Vater…, ich suche meinen Vater“, presste sie zwischen ihren Lippen hervor.

„Ach, du meinst den Mann, der vor etwa drei Stunden hier war und durch den Hintereingang verschwunden ist?“ Der Mann lachte höhnisch. „Der ist jetzt über alle Berge und hat dich hiergelassen, ganz allein, du armes Kind, schöner Vater, oder?“ Er lachte wieder. „Und jetzt verschwinde! Ich brauche hier keine Kleinkinder!“

Jennifer drehte sich schnell um und rannte aus dem Laden wieder hinaus. Weinend fiel sie vor dem Laden auf den Boden.

Warum hatte ihr Vater sie verlassen?

KAPITEL 1

„Kann ich das Fenster öffnen?“ Lucy schaute Frau Lieblich fragend an – sie nickte.

Lucy stand von ihrem Platz auf und ging zum Fenster. Eine kühle Brise kam ihr entgegen und wehte Lucy ihr blondes Haar aus dem Gesicht. Sie atmete tief ein. Ihre Lunge sog die Luft regelrecht ein und Lucy entspannte sich. Noch wusste sie nicht, dass sie schon bald das Abenteuer ihres Lebens erleben würde. Sie wusste nicht, dass ihre Freundinnen und sie zwischen Leben und Tod schweben würden und sie wusste nicht, dass ihr die schwerste Aufgabe in ihrem Leben bevorstand. Im Moment genoss sie nur die Sonnenstrahlen, die auf ihre Sommersprossen schienen.

Lucy drehte sich um. Ihr Blick schweifte über ihre Klassenkameraden. An diesem heißen Junitag waren sie gerade mitten in einer Mathestunde und alle schwitzten in dem warmen Klassenraum, während sie versuchten, die Aufgaben, die an der Tafel standen, zu lösen. Es war Freitag, 6. Stunde und niemand hatte noch Lust zu arbeiten, da alle Tests schon geschrieben waren. Frau Lieblich, ihre Lehrerin, ging durch die Reihen und beäugte ihre Ergebnisse kritisch. Sie war die Klassenlehrerin der 7c, in die Lucy ging. Frau Lieblich war eine schlanke Frau, sie hatte blondes Haar und war die Lieblingslehrerin vieler Schüler. In einem Monat bekamen die Jungen und Mädchen des Internats Ferien und alle freuten sich schon darauf. Naja, nicht alle.

„Ihr könnt aufhören!“, rief Frau Lieblich und sie atmeten auf. Die Schüler hatten ihr 7. Schuljahr nun fast hinter sich, aber die Ansprüche waren bis zum letzten Schultag hoch. Die Kinder waren extra auf ein Internat gegangen, weil in ihren Heimatstädten keine guten Bedingungen in den Schulen herrschten. Nun lebten sie ohne ihre Eltern, die sie nur in den Ferien sahen, aber nach fast drei Jahren auf dem Gymnasium hatten sie sich schon daran gewöhnt.

„Bitte packt eure Hefte und die Bücher ein und seid dann noch einen Moment leise!“ Frau Lieblich versuchte die Klasse zum Schweigen zu bringen. „Ich habe euch noch eine wichtige Nachricht mitzuteilen.“

Die Schüler horchten gespannt auf und im Klassenraum wurde es still.

„Also,“, fuhr Frau Lieblich fort und blickte die Klasse an, „wir haben schon vor langer Zeit geplant, eine Klassenfahrt zu machen und nun ist der richtige Zeitpunkt da. Am…“ Weiter kam sie nicht. Alle waren von ihrem Platz aufgesprungen und die ganze Klasse jubelte. Jeder lief schnell zu seinen Freunden, um sich über diese Neuigkeit auszutauschen und alle hatten ein breites Lächeln auf dem Gesicht.

„Nun, beruhigt euch wieder!“, versuchte Frau Lieblich vergeblich, das Jubeln zu unterbrechen. „Jeder setzt sich jetzt sofort wieder auf seinen Platz oder ich muss euch doch noch Hausaufgaben aufgeben!“

Die Schüler gehorchten und setzten sich wieder.

„Gut, ich kann euch natürlich verstehen, aber ich muss euch noch ein paar wichtige Informationen mitteilen“, Frau Lieblich lächelte die Kinder an. „Da wir erst vor kurzem erfahren haben, dass eine Klassenfahrt stattfindet, konnten wir euch nicht früher darüber informieren. Wir werden gleich diesen Montag aufbrechen. Die Klassenfahrt geht eine Woche lang, nächsten Montag fahren wir dann wieder zurück zur Schule. Wir werden gemeinsam mit dem Bus zu unserem Ziel fahren, nämlich zur Burg Grauenstein!“

Die Klasse jubelte erneut.

„Und jetzt geht raus, ihr seid ja nicht mehr zu stoppen!“, rief Frau Lieblich in den Lärm.

Die Schüler schnappten sich schnell ihre Taschen und stürmten aus ihrem Klassenraum. Lucy grinste über das ganze Gesicht. Sie war glücklich. Da es sowieso bald Ferien geben würde, kam ihr eine Klassenfahrt gerade recht. Sie hängte sich ihre Schultasche über und lief schnell durch die Gänge der Schule. Sie musste noch in die Bibliothek der Schule gehen, um einige ausgeliehene Bücher abzugeben.

„Name?“, fragte die Bibliothekarin mürrisch.

„Lucy Weber“, antwortete Lucy und schob ihr schnell die Bücher über den Tisch. Obwohl sie sich normalerweise gerne hier aufhielt, wollte sie jetzt den dunklen und muffigen Raum so schnell wie möglich verlassen. Als die Frau ihr unmerklich zunickte, lief sie schnell wieder zurück auf dem Weg in ihr Zimmer.

Lucy bog um eine Ecke des Gangs und gelangte nun zu ihrem Zimmer. Sie öffnete die Tür mit der Nummer 125 und kam in einen hellen Raum. Links und rechts waren zwei Hochbetten, etwas dahinter mehrere große Schränke, und an einem Fenster stand ein Tisch, auf dem sich viele Papiere und Bücher stapelten.

„Hi, Lucy“, sagte ein Mädchen, das auf dem linken Bett saß. Sie hatte lange, braune Haare und lächelte Lucy glücklich entgegen.

„Hi, Jen“, antwortete Lucy und setzte sich neben ihre Zimmerkollegin. „Klassenfahrt. Das wird bestimmt so toll.“

„Stell‘ dir vor: wir, alleine in geheimnisvollen Gängen auf der Suche nach einem verlorenen Schatz…“, träumte Jen.

„Träum‘ weiter!“ Lucy lachte und schubste Jen auf ihr Bett.

Plötzlich – ein lauter Knall. Ein Stein war gegen die Fensterscheibe geflogen.

Jen lief zum Fenster, öffnete es und rief: „Hannah! Wir kommen gleich!“

Lucy warf ihre Tasche schnell auf ihr Bett und rannte dann zusammen mit Jen wieder durch die Gänge. Strahlend blauer Himmel kam ihnen entgegen, als sie die große, schwere Holztür öffneten und nach draußen gingen. Von dort kam ihnen schon ein Mädchen entgegen. Sie hatte schwarze Haare, die ihr bis zur Schulter reichten.

„Da seid ihr ja endlich“, rief sie lachend.

„Jen musste noch von den vielen Geheimnissen auf der Burg träumen“, sagte Lucy grinsend.

„Jaja, aber so ein bisschen Abenteuer wäre doch was, oder?“ Jen grinste. „Hannah, gehen wir zur Wiese?“

Die anderen nickten und so rannten sie über den Schulhof auf eine große Wiese zu, auf der einige Bäume standen. Lucy war glücklich, endlich mit ihren zwei Freundinnen, die mit ihr in einem Zimmer zusammenlebten und in ihre Klasse gingen, den schönen Tag zu genießen. Lucy setzte sich unter einen großen Kastanienbaum, während Jen auf ihn kletterte und sich in einer Astgabel niederließ.

„Klassenfahrt…“, schwärmte Hannah und legte sich auf den Rücken, um die wenigen Wolken, die am Himmel zu sehen waren, zu beobachten. „Habt ihr schon mal was von dieser Burg Grauenstein gehört?“

„Nicht viel, aber der Name hört sich ja schon mal toll an“, sagte Jen und grinste erneut.

„Jen!“, rief Hannah feixend.

„Schaut mal hier“, sagte Lucy und zeigte den anderen ein Bild von einer Burg auf ihrem Handy. „Ich habe eben mal ein bisschen nach der Burg Grauenstein gesucht und das hat mein Handy mir angezeigt.“

Auf dem Bild war eine große Burg zu sehen, die vier große Türme hatte. Die Mauern waren komplett aus grauem Stein und das Gebäude wirkte machtvoll und erhaben.

„Sieht ja schon ein bisschen gruselig aus“, meinte Hannah.

„Ja, schon, aber ein kleines Abenteuer als Abwechslung“, träumte Jen weiter. Eigentlich hieß sie Jennifer, aber sie hasste diesen Namen, weil er sie an ihre schlimme Vergangenheit erinnerte, deshalb nannten sie alle nur noch Jen. „Ich kann es gar nicht mehr erwarten, bis es endlich los geht.“

Endlich war der Tag gekommen. Es war Montag. Die drei Mädchen standen schon sehr früh auf und liefen dann gemeinsam zum Speisesaal.

„Mmh, heute gibt es mein Lieblingsmüsli, der Tag fängt ja schon gut an“, meinte Jen, als sie gerade den Speisesaal betraten und lief schnurstracks auf das Buffet zu, wo sie sich eine große Portion des Müslis in ihre Schale füllte.

Im Speisesaal wurde es nun immer voller, denn auch die anderen Kinder der siebten Jahrgangsstufe trafen ein. Die älteren Schüler hatten schon Unterricht, weshalb die Siebtklässler die einzigen im Speisesaal waren. Allen war anzumerken, dass sie aufgeregt waren. Sie aßen schnell den Rest des Müslis aus ihrer Schale und gingen dann wieder auf ihr Zimmer, um ihre Koffer zu holen.

Auf den Gängen herrschte nun ein reges Treiben. Jeder rollte mit seinem großen Koffer über die Gänge, um zum Bus zu gelangen, der die Klasse zur Burg Grauenstein bringen sollte. Zwischen ihnen wuselte Frau Trumbel, die strenge Direktorin der Schule, herum, um alle Schüler auf ihrer Liste abzuhaken und ihre Koffer zu überprüfen.

„15 Kilogramm! Mehr darf euer Koffer nicht wiegen, sonst habt ihr unnötige Sachen eingepackt!“, rief sie und lief schnell zum nächsten Zimmer.

„Dass Frau Trumbel aber auch immer so einen Stress machen muss!“, beschwerte sich Hannah, und Lucy und Jen lachten. Es war so ein schöner Tag und den wollten sie sich von der Direktorin nicht verderben lassen.

Die Mädchen schlängelten sich durch die anderen Schüler hindurch und trugen ihre Koffer die Treppe in die Eingangshalle herunter. Dort wartete schon Frau Lieblich, die sie freundlich begrüßte:

„Schön, dass ihr auch hier seid. Ihr könnt schon mal zum Bus rausgehen und eure Koffer einladen. Es sind noch nicht viele dort, also werdet ihr noch einen guten Platz bekommen.“

Sie lächelte die drei mit ihrem typischen breiten Lächeln an, und die Mädchen gingen nun auf das Außengelände der Schule. Der Himmel war wolkenlos und sie sogen die noch kühle Morgenluft ein. Die Mädchen gingen am Schulgebäude vorbei und kamen zu einem großen Parkplatz. Dort stand schon ein großer, schwarzer Reisebus. Ein Mann kam ihnen entgegen und nahm ihnen ihre Koffer ab. Die drei gingen in das Innere des Busses und stellten freudig fest, dass er sehr modern eingerichtet war. Es waren noch nicht viele Schüler eingestiegen, sodass sie sich ihre Plätze aussuchen konnten und sich auf die hintersten Plätze niederließen, um nebeneinander sitzen zu können.

Der Bus füllte sich aber schnell und schon bald waren alle Plätze belegt. Frau Trumbel stieg als letzte ein und griff nach dem Mikrofon:

„Liebe Schüler, heute ist es endlich soweit - unsere Klassenfahrt steht an! Ihr werdet gleich von unserem netten Busfahrer, Herrn Ernst, auf die Burg Grauenstein gefahren. Die Busfahrt dauert ungefähr zwei Stunden, das heißt ihr werdet um elf Uhr an der Burg ankommen. Ich wünsche euch viel Spaß und verabschiede mich jetzt von euch!“

Frau Trumbel legte das Mikrofon ab, stieg die Treppenstufen herunter und aus dem Bus heraus. Kaum war die Tür geschlossen, riefen alle Schüler fröhlich durcheinander.

„Frau Trumbel geht nicht mit?! Das ist ja klasse!“, rief Jen. „Das wird die beste Klassenfahrt, auf der ich je war – Burg Grauenstein, wir kommen!“

Während der Busfahrt vertrieben sich die Mädchen die Zeit mit Kartenspielen, schauten aus dem Fenster und genossen die Landschaft oder erzählten sich gegenseitig, was sie alles in den kommenden Sommerferien vorhatten.

„Ich gehe mit meinen Eltern zwei Wochen wandern und du Jen?“, meinte Hannah.

„Ich bin zuhause, … also zusammen mit meinen… Eltern. Wir fahren nicht… nicht weg“, stotterte Jen. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie konnte ihren Freundinnen nicht die Wahrheit erzählen, aber irgendwann würde es zu sehr auffallen. Lucy und Hannah hatten ihre Unsicherheit bemerkt, aber sie sprachen sie nicht weiter darauf an.

Schon bald verließen sie die Autobahn und fuhren auf einer weniger befahrenen Landstraße. Weiter ging es durch einen Wald und einen steilen Berg hoch. Dann hielt der Bus und die Türen gingen auf.

„Sind wir schon da?“, fragte Jen erstaunt. Sie blickte aus dem Fenster. Der Bus war in einer kleinen Lichtung stehengeblieben. Hohe Bäume schraubten sich in die Höhe und spendeten wertvollen Schatten an dem schon heißen Vormittag. Aber nirgends sah Jen eine Burg, nicht mal eine kleine Mauer. Nur eine große Steintreppe, die direkt neben dem Parkplatz von der Straße abging und zwischen den vielen Bäumen emporführte, konnte sie entdecken.

Auch die anderen Schüler tuschelten aufgeregt miteinander. Der Bus war einfach auf einem Parkplatz stehen geblieben, von der Burg war nichts zu sehen. Aber da beantwortete sich ihre Frage. Frau Lieblich stand von ihrem Platz auf und rief: „Die Burg hat keine Zufahrt mit dem Auto, das heißt wir steigen jetzt hier aus und gehen dann die Treppenstufen hoch zur Burg.“

Ein Stöhnen ging durch den Bus.

„Wenn es diese Treppen sind…“, sagte Hannah und deutete auf die große Treppe, die zwischen dem Bäumen emporführte, „… dann wird es richtig anstrengend mit unseren Koffern“, beendete Lucy ihren Satz.

Aber da die Schüler so schnell wie möglich auf die Burg wollten, stiegen sie aus dem Bus aus und liefen zu ihren Koffern.

„Ein roter Koffer mit einem bunten Band?“, rief der Busfahrer in den Lärm und schaute fragend in die Runde.

„Meiner!“, schrie Jen und schlängelte sich zwischen den anderen Schülern hindurch. Als alle Koffer verteilt waren, ging die Gruppe los. Herr Zurde, der Klassenlehrer der 7b, der auch mitgefahren war, führte die Gruppe an, die nun die vielen Treppenstufen emporstieg.

„Wie lange wird es denn noch dauern bis wir oben ankommen?“, fragte Lucy verzweifelt und stellte ihren Koffer zum gefühlt hundertsten Mal auf die Seite, um sich auszuruhen.

„Nur noch ein paar Stufen, du hast es gleich geschafft“, ermutigte Jen sie, die schon weiter oben war. Sie brauchten eine halbe Ewigkeit, bis alle oben angekommen waren, aber dann lag die Burg Grauenstein vor ihnen.

„Wow, schaut mal“, rief Jen außer Atem. Vor ihnen türmte sich eine große Steinmauer auf, die etwa 60 Meter lang war. Direkt vor der Gruppe war ein großer Steinbogen, hinter dem die Schüler die Innenmauern der Burg sehen konnten.

„Sie ist… unbeschreiblich“, stotterte Hannah und starrte die riesige Burg vor ihr an. „Ich habe noch nie etwas so Machtvolles gesehen und ein bisschen gruselig sieht sie auch aus.“

Die Mädchen schritten mit den anderen Schülern, die nicht weniger überwältigt waren, auf den Torbogen zu. Und dann konnten sie das große Burggebäude sehen. Sie liefen auf einer Brücke einen breiten Weg entlang. Links und rechts von ihnen ging es ungefähr acht Meter in die Tiefe. Der Burggraben führte zwischen der äußeren und der inneren Mauer der Burg hindurch. Das Wasser in ihm war ausgetrocknet, aber eine Wiese und ein paar Büsche wuchsen dort. Kurz bevor die Mauer um die Ecke bog, streckten sich zwei riesige Türme in den Himmel. Die Mauern waren nur aus Stein und einige Fenster zeigten zu der Gruppe.

„Schaut euch mal diese Mauer an!“, flüsterte Jen und zeigte auf die riesige Steinmauer, die sie jetzt von innen sehen konnten.

Sie wusste selbst nicht, wieso sie flüsterte, aber in der ganzen Gruppe war es still geworden. Jeder blickte zu den großen Mauern um sich herum und hing in seinen Gedanken. Die Gruppe ging weiter durch einen weiteren Bogen, der sehr dick war. Als sie ihn betraten, kam ihnen kühlere Luft entgegen, denn draußen war es inzwischen ziemlich heiß und die Sonne stand hoch am Himmel. Als die Schüler weitergingen, kamen sie in den Innenhof der Burg.

KAPITEL 2

„Wow“, sagte Lucy beeindruckt und schaute sich um.

Sie waren nun im Innenhof der Burg. Überall um sie herum waren hohe Gebäude. In jeder Ecke stand ein großer Turm und in der Mitte war ein Brunnen. Die Schüler liefen aufgeregt zum Gewässer und blickten den tiefen Schacht hinunter. Sie konnten den Boden nicht erkennen. Jen nahm einen Stein und warf ihn hinunter. Erst nach fünf Sekunden hörten sie den Aufprall.

„Wow“, sagte Lucy erneut, warf noch einen kurzen Blick in den tiefen Schacht und ging dann gemeinsam mit den anderen weiter.

Direkt neben dem großen Steinbogen sahen die Schüler ein Schild mit der Aufschrift „Museum“, hinter dem eine Tür war. An der rechten Seite war eine breite Treppe, die zu einer großen Holztür führte. Dort stand eine etwas ältere Frau, die gleich auf Frau Lieblich zuging und sie herzlich begrüßte.

„Seid bitte ruhig!“, rief Frau Lieblich, aber das brauchte sie gar nicht, denn alle starrten nur auf die großen Mauern. „Ich will euch Beatrice Fuchs vorstellen. Frau Fuchs ist die Leiterin dieser Jugendherberge und wird euch sicher öfters begegnen.“ Die Frau trat einen Schritt nach vorne, während sie sich auf ihren Gehstock stützte. Jen zog der Geruch nach einem starken Parfum in die Nase und sie verzog angeekelt das Gesicht. Frau Fuchs hatte graues Haar und trug eine große Brille, die ihr dauernd von der Nase rutschte.

„Herzlich Willkommen auf der Burg Grauenstein“, begrüßte sie die beiden Klassen mit sanfter Stimme, „Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid und ich denke,“, sie schob ihre Brille wieder zurecht, „dass wir alle eine spannende Woche vor uns haben. Ihr werdet fast jeden Tag verschiedene Aktionen durchführen, wie zum Beispiel eine Rallye. Genauere Informationen bekommt ihr von euren Lehrkräften.“

Die Holztür hinter Frau Fuchs öffnete sich und ein schwarzhaariger Mann streckte seinen Kopf hinaus.

„Enschuldigung, aber isch brauche Schlüssel für Küsche“, sprach er Frau Fuchs mit seinem französischen Dialekt an.

Frau Fuchs kramte ungeschickt in ihrer Tasche und gab ihm einen roten Schlüsselbund. Der Mann verschwand wieder hinter der Tür.