Die Shannara-Chroniken: Die Erben von Shannara 1 - Heldensuche - Terry Brooks - E-Book

Die Shannara-Chroniken: Die Erben von Shannara 1 - Heldensuche E-Book

Terry Brooks

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Beschreibung

»Terry Brooks erschafft große Epen, reich an Magie, Geheimnissen und Charakteren, die man nie vergisst.« Christopher Paolini

Der letzte Druide Allanon ist bereits seit drei Jahrhunderten tot. Inzwischen ist in den Vier Ländern Magie verboten, und die sogenannten Sucher verfolgen jeden, der ihre Gesetze missachtet. Da erhält Par Ohmsford von Allanons Schatten den Auftrag, das Schwert von Shannara zu finden und die Vier Länder von der Unterdrückung der Sucher zu befreien. Doch als er die mächtige Waffe endlich in den Händen hält, macht Par eine grausame Entdeckung – und steht vor der schwersten Entscheidung seines Lebens.

Dieser Roman ist bereits geteilt in drei Bänden erschienen unter den Titeln »Die Kinder von Shannara«, »Das Mädchen von Shannara« und »Der Zauber von Shannara«.

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Seitenzahl: 724

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Buch

Seit dem Tod des Druiden Allanon haben sich die Vier Länder dramatisch gewandelt – Magie ist in dem nun totalitär regierten Südland strikt verboten. Dennoch ist Par noch ein Rest seiner Wünschliedmagie geblieben. Als er versehentlich einen legendären, uralten Schrecken zum Leben erweckt, kommt überraschend ein Mann namens Cogline zu seiner Rettung und vertreibt das Übel. Cogline überbringt eine Nachricht direkt von Allanon: Par solle gemeinsam mit den anderen Kindern von Shannara nach Hadeshorn reisen, denn die Zukunft bringe nur die Zerstörung der Vier Länder. Um dieses schreckliche Schicksal zu verhindern, befiehlt Allanon Par, das lange verlorene Schwert von Shannara zu finden – eine Aufgabe, die so gut wie unmöglich ist …

Autor

Im Jahr 1977 veränderte sich das Leben des Rechtsanwalts Terry Brooks, geboren 1944 in Illinois, USA, grundlegend: Gleich der erste Roman des begeisterten Tolkien-Fans eroberte die Bestsellerlisten und hielt sich dort monatelang. Doch Das Schwert von Shannara war nur der Beginn einer atemberaubenden Karriere, denn bislang sind mehr als zwanzig Bände seiner Shannara-Saga erschienen.

Terry Brooks bei Blanvalet:

Das Schwert der Elfen

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Das Lied der Elfen

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Terry Brooks

DIE SHANNARA-CHRONIKEN

Die Erben von Shannara 1

Heldensuche

Roman

Aus dem Englischen von Erna Tom

Vollständig durchgesehen und überarbeitet von Andreas Helweg

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die Originalausgabe erschien 1990 unter dem Titel »The Scions of Shannara« bei Del Rey, New York.
Dieser Roman ist bereits geteilt in drei Bänden erschienen unter den Titeln Die Kinder von Shannara, Das Mädchen von Shannara und Der Zauber von Shannara.
Copyright © der Originalausgabe 1990 by Terry BrooksThis translation published by arrangement with Del Rey, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC. Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1991 by Blanvalet Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München.Covergestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft, unter Verwendung einer Illustration von Ralf MarczinczikLM · Herstellung: samSatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad AiblingISBN:978-3-641-21275-9V004
www.blanvalet.de

Für Judine,

die all die Magie möglich macht

1

Der alte Mann saß allein im Schatten der Drachenzähne und beobachtete, wie im Westen das Licht des Tages der hereinbrechenden Dunkelheit wich. Es war kein warmer Tag gewesen, ungewöhnlich kühl für Sommer, und die Nacht versprach kalt zu werden. Vereinzelte Wolken verdeckten den Himmel und warfen ihre Schatten auf die Erde. Eine Stille füllte die Leere, die durch das dahinschwindende Licht entstand, einer Stimme gleich, die darauf wartet zu sprechen.

Es war eine Stille, die von Zauberei wisperte, dachte der alte Mann.

Vor ihm brannte ein Feuer, noch klein, gerade ausreichend für seine Zwecke. Schließlich würde er mehrere Stunden abwesend sein. Mit einer Mischung aus Erwartung und Unbehagen starrte er hinein, bevor er sich bückte und die größeren Holzscheite hineinwarf, die die Flammen schon bald auflodern ließen. Er schürte es mit einem Stock, um dann, als die Hitze ihm entgegenschlug, zurückzutreten. So stand er da, gefangen zwischen Lichtschein und wachsender Dunkelheit, ein Wesen, das sowohl zu beidem als auch zu keinem hätte gehören können. Seine Augen funkelten, als er in die Ferne blickte. Die Gipfel der Drachenzähne ragten in den Himmel und erinnerten an Knochen, die die Erde nicht zu umschließen vermochte. Es lag eine Stille über den Bergen, eine Verschwiegenheit, die ihnen anhaftete wie Reif einem frostigen Morgen und alle Träume der Zeiten verbarg.

Funken stoben auf, und der alte Mann schlug nach einer umherschwirrenden Flocke glühender Asche, die sich auf ihm niederzulassen drohte. Wenn man ihn so ansah, dachte man unwillkürlich an ein Bündel locker gebundener Stäbe, das beim kleinsten Windhauch zu einem Häufchen Staub zusammenzufallen drohte. Seine graue Robe und eine Decke hingen an ihm wie an einer Vogelscheuche. Die lederne braune Haut umhüllte tief zerfurcht und faltig seine Knochen. Das dünne weiße Haar und der Bart umkränzten seinen Kopf und hoben sich gegen den Feuerschein wie Wattebäusche ab. Er war so runzlig und gebeugt, als wäre er hundert Jahre alt.

In Wirklichkeit war er fast tausend Jahre alt.

Merkwürdig, dachte er plötzlich, als ihm all die Jahre durch den Sinn gingen. Paranor, der Rat der Rassen, sogar die Druiden – sämtlich Vergangenheit. Merkwürdig, dass ausgerechnet er alle überdauert haben sollte.

Er schüttelte den Kopf. All das hatte sich vor so langer Zeit ereignet und lag so weit zurück, dass es in seinem Leben kaum noch gegenwärtig war. Er hatte geglaubt, dieser Teil sei abgeschlossen, für immer vorbei. Er hatte geglaubt, frei zu sein. Jetzt wurde ihm klar, dass er das nie gewesen war. Von etwas, das letztendlich die Verantwortung dafür trug, dass er noch am Leben war, konnte man sich nicht befreien.

Wie hätte er sonst, trotz allem, abgesehen vom Schlaf der Druiden, immer noch hier stehen können?

Ein Schauer durchlief ihn im schwindenden Licht, die Dunkelheit hüllte ihn jetzt ganz ein, da die Sonne hinter den Horizont kroch. Es war Zeit. Seine Träume hatten ihn wissen lassen, dass es jetzt sein musste, und er glaubte seinen Träumen, weil er sie verstand. Auch das war ein Teil seines alten Lebens, der ihn nicht loslassen würde – seine Träume, Visionen von jenseitigen Welten, von Warnungen und Wahrheiten, von Dingen, die sein konnten und manchmal sein mussten.

Er wandte sich vom Feuer ab und betrat den schmalen Weg, der zu den Felsen hinaufführte, durch Schatten, deren Berührung ihn schaudern ließ. Lange Zeit ging er so, durch schmale Schluchten, um riesige Felsblöcke, an felsigen Abhängen und schroffen Spalten entlang. Als er wieder ans Licht trat, stand er am Rande eines flachen, steinigen Tales mit einem See in der Mitte, dessen glatte Oberfläche wie ein greller grüner Spiegel wirkte.

Der See war der Ort, an dem die Schatten der Druiden zwischen Kommen und Gehen verweilten. Hierher, zum Hadeshorn, hatte man ihn gerufen.

»So soll es denn sein«, sagte er leise.

Langsam und vorsichtig bewegte er sich hinunter zum Tal, sein Herz schlug bis zum Hals. Er war lange fort gewesen. Das Wasser vor ihm regte sich nicht; die Schatten schliefen. So war es am besten, dachte er. Es war am besten, sie nicht zu stören.

Er erreichte das Ufer des Sees. Alles war ruhig. Er holte tief Luft. Die ausströmende Luft verursachte ein Geräusch wie raschelndes Laub. Er tastete nach seinem Beutel, den er am Bauch trug, und lockerte die Schnur. Vorsichtig fasste er hinein und holte eine Handvoll schwarzes Pulver heraus, in das Silberstaub gemischt war. Nach kurzem Zögern warf er es über das Wasser.

Das Pulver explodierte in der Luft und verbreitete ein unnatürliches Licht, das die Nacht um ihn herum wieder zum Tag werden ließ. Er spürte keine Wärme, sah nur Licht. Es flimmerte und tanzte in der Dunkelheit wie ein lebendiges Wesen. Der alte Mann stand da, schaute zu und hielt Robe und Decke eng um sich geschlungen. In seinen Augen spiegelte sich das Leuchten. Er wiegte sich leise vor und zurück und fühlte sich einen Augenblick lang wieder jung.

Plötzlich trat ein Schatten in das Licht, lautlos wie ein Geist, eine schwarze Gestalt, die sich ebenso gut aus der dahinterliegenden Finsternis verirrt haben konnte. Aber der alte Mann wusste es besser. Diese Gestalt hatte sich nicht verirrt, sondern war gerufen worden. Langsam nahm sie deutliche Konturen an. Es waren die Umrisse eines Mannes, ganz in Schwarz gehüllt, eine große und bedrohliche Erscheinung, die jeder, der sie einmal zu Gesicht bekommen hatte, sofort wiedererkannt hätte.

»Also du, Allanon«, flüsterte der alte Mann.

Das verhüllte Haupt neigte sich nach hinten, sodass die dunklen, harten Züge klar zum Vorschein kamen – das eckige bärtige Gesicht, die lange Nase und der Mund, die drohenden Brauen, die wie aus Eisen gegossen wirkten, die darunterliegenden Augen, die in die Seele zu schauen schienen. Die Augen fixierten den alten Mann und hielten ihn fest.

– Ich brauche dich –

Das jedenfalls glaubte der Alte zu hören. Fast wie ein Flüstern nahm er die Stimme wahr und spürte ihre Unzufriedenheit und Ungeduld. Der Schatten teilte sich ihm nur über Gedanken mit. Der alte Mann wich ein wenig zurück und wünschte, die Erscheinung, die er gerufen hatte, möge verschwinden. Doch dann fasste er sich ein Herz und sah seiner Angst ins Auge. »Ich gehöre nicht mehr zu euch!«, gab er bissig zurück, kniff die Augen zusammen und vergaß dabei, dass er nicht laut zu sprechen brauchte. »Du kannst mir nichts befehlen!«

– Ich befehle nicht. Ich bitte. Hör mir zu. Du bist der Einzige, der noch übrig ist, vielleicht so lange der Einzige, bis mein Nachfolger bestimmt ist. Verstehst du? –

Der alte Mann lachte nervös. »Verstehen? Wer könnte besser verstehen als ich?«

– Ein Teil von dir wird immer das bleiben, was du früher nie infrage gestellt hättest. Der Zauber bleibt ein Teil von dir. Immer. Hilf mir. Ich schicke die Träume, aber die Shannara-Kinder antworten nicht. Es muss sie jemand aufsuchen und mit ihnen sprechen, damit sie verstehen. Du –

»Nein, nicht ich! Ich lebe schon seit Jahren nicht mehr bei ihnen, und ich möchte nichts mit ihren Schwierigkeiten zu tun haben!« Der alte Mann richtete sich auf und runzelte die Stirn. »Ich habe mich schon vor langer Zeit von diesem Unsinn verabschiedet.«

Der Schatten schien in die Höhe zu schweben und größer zu werden, und auch der Alte fühlte, wie sein Körper vom Boden abhob. Er schwang sich empor, hinein in die Nacht. Er wehrte sich nicht, gab jedoch auch nicht nach, obwohl er spürte, wie der Zorn des anderen einem schwarzen Fluss gleich durch ihn strömte. Die Stimme des Schattens erinnerte an den Klang von Knochen, die zermahlen werden.

– Sieh –

Die Vier Länder erschienen vor seinen Augen. Wie ein Gemälde breiteten sich Wiesen, Berge, Hügel, Seen, Wälder und Flüsse vor ihm aus, im Sonnenlicht bunt leuchtende Flecken der Erde. Er hielt den Atem an, als er das Bild so deutlich und aus so großer Höhe sah, obwohl er wusste, dass alles nur eine Vision war. Aber das Sonnenlicht begann fast augenblicklich zu schwinden, die Farben zu verblassen. Dunkelheit hüllte ihn ein, Dunkelheit, vermischt mit düsterem grauem Nebel und schwefelhaltiger Asche, die aus ausgebrannten Kratern aufstieg. Das Land verwandelte sich, wurde öd und leer. Er spürte, wie er sich darauf zubewegte; nur mit Widerwillen näherte er sich diesem Anblick und Geruch. Menschliche Wesen zogen in Scharen durch diese Wüstenei, mehr Tier als Mensch. Sie zerrten und rissen aneinander, sie schrien und kreischten. Dunkle Gestalten huschten um sie herum, körperlose Schatten mit Augen aus Feuer. Die Schatten bewegten sich zwischen den menschlichen Wesen, berührten sie, wurden eins mit ihnen und verließen sie wieder. Sie bewegten sich in einer Art Tanz, der zugleich gespenstisch und doch zielgerichtet war. Er sah, dass die Schatten die Menschen verschlangen. Die Menschen dienten ihnen als Nahrung.

– Sieh –

Die Vision veränderte sich. Er sah sich selbst, einen abgemagerten, in Lumpen gekleideten Bettler vor einem Kessel seltsamen weißen Feuers, das blubberte und wirbelte und seinen Namen wisperte. Nebel stieg aus dem Kessel auf und zog zu ihm hinunter, umhüllte ihn, liebkoste ihn, als wäre er sein Kind. Schatten huschten um ihn herum, zogen zuerst an ihm vorbei, dann drangen sie in ihn ein wie in eine leere Hülle, in der es ihnen zu spielen beliebte. Er fühlte ihre Berührung; er wollte schreien.

– Sieh –

Wieder veränderte sich die Vision. Sie offenbarte ihm einen riesigen Wald, in dessen Mitte sich ein hoher Berg erhob. Auf dem Berg stand eine Burg, alt und verwittert, Türme und Mauern ragten ins Dunkel. Paranor, dachte er. Paranor ist wieder da! Er spürte Heiterkeit und Hoffnung in sich aufsteigen und wollte seine Freude hinausschreien. Aber schon schlangen sich die Nebel um die Burg. Die Schatten huschten dicht vorbei. Die uralte Festung begann zu bröckeln und zu zerfallen, die Mauern und der Mörtel zerbröselten wie unter einem Schraubstock. Die Erde bebte, und Schreie erhoben sich von den Menschen, die sich in Tiere verwandelten. Feuer trat aus der Erde und spaltete den Berg, auf dem Paranor ruhte, zerstörte schließlich die Burg selbst. Wehklagen erfüllte die Luft, der Schrei eines Mannes, der seiner letzten Hoffnung beraubt wurde. Der Alte erkannte, dass es sein eigenes Wehklagen war, das er hörte.

Dann sah er nichts mehr. Er befand sich wieder vor dem Hadeshorn, im Schatten der Drachenzähne, ganz allein mit Allanon. Trotz der Erleichterung zitterte er.

Der Schatten deutete auf ihn.

– All das, was du gesehen hast, wird Wirklichkeit, sollten die Träume keine Beachtung finden. So wird es werden, wenn du nicht handelst. Du musst helfen. Gehe zu ihnen … zum Jungen, zum Mädchen und zum Dunklen Onkel. Erzähl ihnen, dass die Träume wahr sind. Bitte sie, mich in der ersten Nacht des neuen Mondes, wenn dieser Mondzyklus endet, hier aufzusuchen. Dann werde ich mit ihnen sprechen –

Der alte Mann legte die Stirn in Falten und murmelte vor sich hin, während sich seine Unterlippe sorgenvoll nach vorn schob. Seine Finger zogen noch einmal die Schnur fest, bevor er den Beutel zurück in seinen Gürtel steckte. »Ich werde es tun, weil kein anderer dafür infrage kommt«, sagte er schließlich und versuchte gar nicht, seinen Widerwillen zu verhehlen. »Aber erwarte nicht…«

– Such sie nur auf. Das ist alles, was ich verlange. Das ist alles, worum ich dich bitte. Geh jetzt –

Der Schatten Allanons schimmerte hell und verschwand. Das Licht verlosch, und das Tal war wieder leer. Der alte Mann stand da und blickte noch einmal auf das ruhige Wasser des Sees, bevor er sich abwandte.

Als er zurückkehrte, war das Feuer, das er verlassen hatte, weit heruntergebrannt und hob sich nur schwach von der Dunkelheit ab. Der alte Mann starrte gedankenverloren in die Flammen und kauerte sich vor ihnen nieder. Während er in der Asche herumstocherte, lauschte er der Stille seiner Gedanken.

Der Junge, das Mädchen und der Dunkle Onkel – die kannte er. Sie, die Kinder von Shannara, konnten alle retten, sie konnten den Zauber wieder zum Leben erwecken. Er schüttelte das ergraute Haupt. Wie sollte es ihm gelingen, sie zu überzeugen? Wenn sie nicht einmal auf Allanon hörten, warum sollten sie dann auf ihn hören?

Noch einmal sah er im Geist die schrecklichen Visionen. Er würde gut daran tun, einen Weg zu finden, um sich ihnen verständlich zu machen. Er kannte ja die Kraft der Visionen – und dieses Wissen erfüllte ihn mit Stolz –, und die, die er gesehen hatte, entsprachen der Wahrheit, die sogar einer wie er, der den Druiden und ihrem Zauber abgeschworen hatte, erkennen konnte.

Falls die Kinder von Shannara kein Einsehen hatten, würden diese Visionen Wirklichkeit werden.

2

Par Ohmsford stand in der Hintertür des Wirtshauses Zum Blauen Bart und starrte auf die dunkle schmale Straße zwischen den angrenzenden Häusern hinaus, die sich irgendwo in den flackernden Lichtern von Varfleet verlief. Das Blauer Bart war ein lang gestrecktes baufälliges altes Gebäude mit verwitterten Bretterwänden und Dachschindeln und sah im wahrsten Sinne des Wortes aus, als hätte es irgendwann einmal als Stall gedient. Im oberen Stockwerk über dem Schankraum und den hinteren Lagerräumen befanden sich die Schlafzimmer. Das Gebäude selbst stand auf einem Hügel am westlichen Rand der Stadt am Ende einer Reihe von Häusern, die alle zusammen in Hufeisenform angeordnet waren.

Par atmete die Nachtluft tief ein und genoss den Duft, der in ihr lag. Gerüche der Stadt, Gerüche des Lebens, Fleisch- und Gemüseeintöpfe mit den verschiedensten Gewürzen, kräftige Schnäpse und herbe Biere, wohlriechende Düfte, Lederwerk, glühendes Eisen, das über glühenden Kohlen geschmiedet wurde, der Schweiß von Tieren und Menschen, die auf engem Raum zusammen hausten, der Geruch von Stein und Holz und Staub, der sich vermischte und gelegentlich einzeln wahrzunehmen war – er kannte sie alle. Am unteren Ende der Gasse, hinter den mit Brettern vernagelten und beschmierten Rückseiten der Geschäfte, fiel der Hügel zur Mitte der Stadt hin ab. Die Stadt, die bei Tage nichts weiter war als eine hässliche und farblose Ansammlung von Gebäuden, ein Labyrinth von steinernen Mauern und Straßen, hölzernen Verschlägen und teergeschwärzten Dächern, zeigte bei Nacht ein anderes Gesicht. Die Gebäude verloren in der Dunkelheit ihre Umrisse. Tausende von Lichtern erhellten die Stadt und breiteten sich wie ein riesiger Schwarm von Leuchtkäfern aus, so weit das Auge reichte. Sie flackerten in der unsichtbaren Landschaft und in der Finsternis, und im Süden hinterließen sie goldene Spuren auf der flüssigen Haut des Mermidons. Zu dieser Zeit war Varfleet wunderschön, aus dem Aschenputtel wurde wie durch Zauberhand eine Prinzessin.

Par erfreute sich an dem Gedanken, dass die Stadt von einem Zauber umgeben war. Er liebte die Stadt sowieso, liebte sie, wie sie vor ihm lag, liebte die Menschen und Dinge, die miteinander verschmolzen, liebte das pulsierende Leben. All das ließ sich in keiner Weise mit Schattental vergleichen, dem Dorf im Wald, in dem er aufgewachsen war. Die Reinheit der Bäume und Bäche, die Einsamkeit, die Sorglosigkeit, von der das Leben im Tal bestimmt war, gab es hier nicht. In der Stadt kannte man ein solches Leben nicht und vermisste es auch nicht. Par zerbrach sich deswegen jedoch nicht den Kopf. Er mochte die Stadt einfach. Und er brauchte sich zwischen den beiden nicht zu entscheiden. Es gab keinen Grund, warum er sich nicht an beiden erfreuen sollte.

Coll war natürlich anderer Meinung. Coll betrachtete die Dinge ganz anders. In seinen Augen war Varfleet eine gesetzlose Stadt am Rande der Föderation, ein Räubernest, ein Ort, an dem jeder nach seinen eigenen Gesetzen lebte. Für ihn gab es in ganz Callahorn, um nicht zu sagen im ganzen Südland, keinen schrecklicheren Ort als diesen. Coll hasste die Stadt.

Aus der Dunkelheit hinter sich hörte er durch eine sich öffnende Tür kurz Stimmen und klirrende Gläser, dann verstummte der Wirtshauslärm wieder, als die Tür geschlossen wurde. Par drehte sich um. Sein Bruder kam vorsichtig den Gang entlang, sein Gesicht war in der Dunkelheit kaum auszumachen.

»Es ist fast so weit«, sagte Coll, als er seinen Bruder erreichte.

Par nickte. Er wirkte klein und schlank im Vergleich zu Coll, einem großen, starken jungen Mann mit derben Zügen und lehmfarbenem Haar. Jemand, der sie nicht kannte, hätte sie nie für Brüder gehalten. Coll war der typische Talbewohner, gebräunt und derb, mit riesigen Händen und Füßen. Seine Füße waren immer wieder Anlass für Witze. Par verglich sie gern mit Entenfüßen. Er selbst war dünn und hellhäutig, äußerlich erinnerte er, angefangen von den spitzen Ohren und Brauen bis zu den hohen, schmalen Wangenknochen, unverkennbar an einen Elfen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der das Elfenblut in der Familie rar geworden war, und zwar deshalb, weil die Ohmsfords über Generationen im Tal gelebt hatten. Dann aber, vor vier Generationen (das wusste er von seinem Vater), war sein Ururgroßvater zu den Elfen ins Westland zurückgekehrt, hatte ein Elfenmädchen geheiratet, und die beiden hatten einen Sohn und eine Tochter bekommen. Der Sohn hatte wiederum ein Elfenmädchen geheiratet, und dann waren die beiden, Pars spätere Urgroßeltern, aus unerfindlichen Gründen ins Tal zurückgekehrt und hatten auf diese Weise frisches Elfenblut in die Familie Ohmsford eingebracht. Schon damals war das unterschiedliche Erbe bei vielen Familienmitgliedern nicht zu erkennen; Coll und seine Eltern Jaralan und Mirianna waren der beste Beweis dafür. Bei Par dagegen hatte sich das Elfenblut vom ersten Tag an gezeigt.

Bedauerlicherweise war es jedoch nicht unbedingt wünschenswert, als Elf erkannt zu werden. In Varfleet tarnte sich Par daher, indem er sich die Brauen zupfte, das Haar lang trug, um seine Ohren zu verdecken, und sein Gesicht mit einer Creme dunkler tönte. Ihm blieb keine andere Wahl. In diesen Zeiten wäre es unklug gewesen, die Aufmerksamkeit auf sein Elfenerbe zu lenken.

»Sie hat sich heute Abend ganz besonders hübsch zurechtgemacht, meinst du nicht auch?«, sagte Coll und ließ den Blick über die Stadt schweifen. »Schwarzer Samt und Glitzer, und jedes Härchen an seinem Platz. Kluges Mädchen, diese Stadt. Und selbst den Himmel hat sie zum Freund.«

Par lächelte. Sein Bruder, der Dichter. Es war eine klare Nacht, die kleine Mondsichel und die Sterne leuchteten am Himmel. »Vielleicht magst du sie am Ende doch, wenn du ihr nur eine kleine Chance gibst.«

»Ich?«, schnaubte Coll. »Sehr unwahrscheinlich. Ich bin hier, weil du hier bist. Ich würde keine Minute länger bleiben, wenn ich nicht müsste.«

»Wenn du willst, kannst du gehen.«

Coll sträubte sich. »Lass uns nicht wieder davon anfangen, Par. Wir haben das doch oft genug durchgekaut. Es war deine Idee, wir sollten in die Städte des Nordens gehen. Mir hat sie damals nicht gefallen, und jetzt gefällt sie mir keinen Deut besser. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir, du und ich, uns entschieden haben, die Sache gemeinsam durchzustehen. Ich wäre ein schöner Bruder, wenn ich dich hier zurückließe und jetzt ins Tal zurückkehrte! Außerdem glaube ich nicht, dass du ohne mich hier zurechtkämst.«

»Schon gut, schon gut, ich habe mir ja nur…«, unterbrach ihn Par.

»…einen kleinen Spaß auf meine Kosten erlaubt!«, beendete Coll erregt den Satz. »Das machst du in letzter Zeit aber häufig. Es scheint dir zu gefallen.«

»Das stimmt nicht.«

Coll ging nicht darauf ein, sondern starrte in die Dunkelheit.

»Ich würde mir nie erlauben, jemanden mit Entenfüßen auf den Arm zu nehmen.«

Coll musste wider Willen grinsen. »Das sind ja große Sprüche aus dem Mund eines kleinen Burschen mit spitzen Ohren. Du solltest dankbar sein, dass ich mich entschieden habe, zu bleiben und mich um dich zu kümmern!«

Par stieß ihn mit dem Ellbogen an, und beide mussten lachen. Dann wurden sie ganz still und lauschten auf Geräusche aus dem Wirtshaus und den dahinterliegenden Straßen. Par seufzte. Die warme, träge Sommernacht ließ die kalten, ungemütlichen Tage der vergangenen Wochen wie einen Traum erscheinen. In solchen Nächten verflogen die Sorgen, und Träume erwachten zu neuem Leben.

»Es geht das Gerücht um, dass Sucher in der Stadt sind«, teilte Coll ihm plötzlich mit und machte damit seiner zufriedenen Stimmung ein Ende.

»Solche Gerüchte sind doch nichts Neues«, antwortete er.

»Oft ist aber was Wahres dran. Angeblich schnappen sie sich alle, die etwas mit Zauberei zu tun haben, und sie wollen sogar die Wirtshäuser schließen.« Coll blickte ihn eindringlich an. »Sucher, Par. Nicht einfache Soldaten. Sucher.«

Par wusste Bescheid. Sucher – so nannte man die Geheimpolizei der Föderation, die Vollstrecker des gesetzgebenden Koalitionsrates. Er war im Bilde.

Coll und er waren vor zwei Wochen in Varfleet eingetroffen. Sie hatten die Vertrautheit und Sicherheit ihres Elternhauses hinter sich gelassen und waren zunächst ins Grenzland von Callahorn gegangen. Von dort waren sie weitergezogen, weil Par es beschlossen hatte, da er die Zeit für gekommen hielt, ihre Geschichten anderswo zu erzählen, und er glaubte, man müsse dafür sorgen, dass man auch außerhalb des Tales davon erfuhr. Sie wählten Varfleet, weil Varfleet eine offene Stadt war, in der die Föderation nicht das Sagen hatte, ein Paradies für Gesetzlose und Flüchtlinge, aber auch für neue Ideen, ein Ort, wo die Menschen noch offen waren, ein Ort, wo Magie noch geduldet und, ja, sogar damit kokettiert wurde. Er verfügte über Magie, und mit Colls Hilfe war er in der Lage, die anderen daran teilhaben zu lassen. Es gab bereits genügend andere, die mit Zauberei experimentierten, aber seine Magie war von anderer Art. Seine Magie war echt.

Bereits am Tag ihrer Ankunft stießen sie auf das Wirtshaus Zum Blauen Bart, eines der größten und bekanntesten der Stadt. Par überredete den Besitzer beim ersten Gespräch dazu, sie einzustellen. Schließlich konnte er mithilfe des Wünschliedes jeden dazu bringen, so gut wie alles zu tun.

»Echte Magie.« Dabei bewegte er die Lippen, ohne dass ein Laut aus seinem Mund drang.

Viel echte Magie gab es in den Vier Ländern nicht mehr, jedenfalls nicht außerhalb der abgeschiedenen Gebiete, wohin die Föderation ihre Herrschaft noch nicht ausgedehnt hatte. Das Wünschlied war alles, was den Ohmsfords geblieben war. Seit zehn Generationen wurde es von den Eltern an die Kinder weitergegeben, wobei freilich nicht alle Angehörigen der Familie mit dieser Gabe gesegnet waren, die ihre Träger scheinbar ganz nach Lust und Laune bestimmte. Coll verfügte nicht über das Wünschlied. Auch seine Eltern nicht. Eigentlich hatte in der Familie niemand mehr diese Gabe besessen, seit seine Urgroßeltern aus dem Westland zurückgekehrt waren. Er dagegen beherrschte das Wünschlied seit dem Tag seiner Geburt, den dreihundert Jahre alten Zauber seines Vorfahren Jair. So viel hatte er aus Geschichten und Legenden erfahren. Wenn du dir etwas wünschst, dann singe. Und genau das hatte ihn nach Varfleet getrieben. Seit drei Jahrhunderten erzählte man sich die Geschichten über das Elfenhaus von Shannara. Begonnen hatte es mit Jair. In Wirklichkeit jedoch hatte alles schon viel früher angefangen, als die Geschichten sich noch nicht um die Zauberkraft drehten, weil niemand davon wusste, sondern um die alte Welt vor ihrer Zerstörung durch die Großen Kriege; die Erzähler waren die wenigen, die die furchtbare Katastrophe überlebt hatten. Jair benutzte das Wünschlied als Erster, um den Bildern, die er durch seine Worte heraufbeschwor, mehr Eindringlichkeit zu verleihen und sie im Geiste seiner Zuhörer lebendig werden zu lassen. Die Geschichten berichteten aus vergangenen Zeiten: über das Elfenhaus von Shannara, über die Druiden und ihre Burg Paranor, über Elfen und Zwerge und über die Magie, die ihr Leben beherrschte. Es gab Geschichten über Shea Ohmsford und seinen Bruder Flick und ihre Suche nach dem Schwert von Shannara, über Wil Ohmsford und die schöne Elfentochter Amberle und ihren Kampf gegen die Dämonenhorden, über Jair Ohmsford und seine Schwester Brin und ihre Reise zur Festung Graumark, über ihre Begegnung mit den Mordgeistern und dem Ildatch, über die Druiden Allanon und Brimen, über den Elfenkönig Eventine Elessedil, über Krieger wie Balinor Buckhannah und Stee Jans und über viele andere Helden. Diejenigen, die das Wünschlied beherrschten, machten sich seine Zauberkräfte zunutze. Die anderen verließen sich lediglich auf Worte. Ohmsfords wurden geboren und starben, und viele trugen die Geschichten in ferne Länder. Doch seit drei Generationen hatte keiner aus der Familie die Geschichten außerhalb des Tales erzählt. Niemand wollte das Risiko auf sich nehmen, entdeckt zu werden.

Denn das Risiko war groß. Die Ausübung jedweder Zauberei war in den Vier Ländern durch Gesetz verboten – zumindest dort, wo die Föderation herrschte, was praktisch überall war. Seit hundert Jahren war es so. In dieser Zeit hatte kein einziger Ohmsford das Tal verlassen. Par war der Erste. Er war es leid gewesen, denselben wenigen Zuhörern immer und immer wieder die gleichen Geschichten zu erzählen. Es war notwendig, dass auch andere die Geschichten zu hören bekamen, dass sie die Wahrheit erfuhren über die Druiden und ihre Zauberkräfte, über den Kampf, der der Zeit, in der sie jetzt lebten, vorausgegangen war. Die Berufung, die er spürte, war stärker als die Angst vor Entdeckung. Seine Entscheidung traf er gegen Colls Einwände und die seiner Eltern. Coll entschloss sich, ihn zu begleiten – so wie immer, wenn er das Gefühl hatte, dass Par seine Hilfe brauchen könnte. Varfleet war ihr erstes Ziel, eine Stadt, in der bis zu einem gewissen Grad noch Magie ausgeübt wurde, was ein offenes Geheimnis war, was das Eingreifen der Föderation geradezu herausforderte. Doch die Zauberei, die man in Varfleet antraf, war nicht wert, dass man viel Aufhebens davon machte. Callahorn unterstand lediglich der Schutzherrschaft der Föderation, und Varfleet war so weit entfernt, dass man es fast zu den freien Gebieten zählen konnte. Dort waren keine Truppen stationiert. Die Föderation hatte es bisher nicht für nötig befunden, sich damit eingehender zu beschäftigen.

Aber Sucher? Par schüttelte den Kopf. Sucher standen auf einem ganz anderen Blatt. Sucher tauchten nur dort auf, wo vonseiten der Föderation die ernsthafte Absicht bestand, der Ausübung von Zauberei Einhalt zu gebieten. Mit denen wollte niemand auch nur das Geringste zu tun haben.

»Für uns wird es hier allmählich gefährlich«, sagte Coll, als hätte er Pars Gedanken gelesen. »Man wird uns entdecken.«

Par schüttelte den Kopf. »Wir sind nur zwei von Hunderten, die sich in dieser Kunst üben«, antwortete er. »Nur zwei in einer riesengroßen Stadt.«

Coll sah ihn an. »Zwei von Hunderten, da hast du recht. Aber die Einzigen mit echter Magie.«

Par erwiderte seinen Blick. Ihre Auftritte im Wirtshaus brachten ihnen viel Geld ein, mehr als sie jemals zuvor zu Gesicht bekommen hatten. Sie brauchten das Geld, um die Steuern zu bezahlen, die von der Föderation erhoben wurden. Sie brauchten es für ihre Familie und das Tal. Es passte Par gar nicht, dass er aufgrund eines Gerüchtes darauf verzichten sollte.

Er bekam einen harten Zug um den Mund. Es passte ihm noch weniger, wenn er daran dachte, dass dann seine Geschichten ins Tal zurückkehren und im Verborgenen harren würden und dass diejenigen, die sie hören sollten, sie nie kennenlernen könnten. Damit würde sich das Ausmaß der Unterdrückung von Gedanken und Gebräuchen, von der die Vier Länder wie im Schraubstock gehalten wurden, noch vergrößern.

»Wir müssen los«, sagte Coll und riss ihn aus seinen Gedanken.

Par spürte einen Anflug von Zorn in sich aufsteigen, erkannte jedoch, dass sein Bruder nicht die Stadt verlassen wollte, sondern meinte, dass sie auf die Bühne gehen sollten. Die Zuschauer warteten bereits. Sein Zorn wich Traurigkeit.

»Ich wünschte, wir würden in einer anderen Zeit leben«, flüsterte er und hielt inne, als er plötzlich Colls Anspannung bemerkte. »Ich wünschte, es gäbe wieder Elfen und Druiden. Und Helden. Ach, gäbe es doch wieder Helden – wenigstens einen.« Dann musste er plötzlich an etwas anderes denken.

Coll löste sich vom Türpfosten, legte seinem Bruder die Pranke auf die Schulter, zog ihn herum und schob ihn den dunklen Gang entlang. »Wenn du weiterhin davon singst, wer weiß? Vielleicht ist es dann eines Tages so weit.«

Par ließ sich führen wie ein kleines Kind. Er dachte bereits nicht mehr an Helden oder Elfen oder Druiden, nicht einmal an Sucher. Er dachte an die Träume.

Sie erzählten die Geschichte der Elfen am Halysjoch, wo Eventine Elessedil und die Elfen mit Stee Jans und den Freitruppen die Rampen gegen den Ansturm der Dämonenhorden verteidigt hatten. Es war eine von Pars Lieblingsgeschichten, die erste aus der Reihe der großen Elfenschlachten im schrecklichen Westlandkrieg. Er und Coll standen auf einer kleinen Bühne an einem Ende des Schankraums, Par vorn und Coll einen Schritt seitlich hinter ihm. Der schwach beleuchtete Raum war gut gefüllt, erwartungsvolle Blicke waren auf die beiden gerichtet. Coll erzählte, Par sang dazu und ließ die entsprechenden Bilder entstehen, Bilder, die durch den Zauber seiner Stimme lebendig wurden. In den hundert oder mehr Zuschauern weckte er abwechselnd die Gefühle von Angst, Wut und Entschlossenheit, die auch die Verteidiger des Jochs empfunden hatten. Durch ihn spürten sie die ungestüme Raserei der Dämonen und hörten ihr Kampfgeschrei. Sie standen den Dämonen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Par zog sie in seinen Bann und hielt sie gefangen. Sie erlebten mit, wie Eventine verwundet wurde und wie sein Sohn Andor die Führung der Elfen übernahm. Sie schauten zu, wie der Druide Allanon der Dämonenmagie praktisch allein gegenübertrat und diese abwehrte. Tod und Leben kamen ihnen fast beängstigend nah.

Als Coll und er ihren Vortrag beendeten, herrschte einen Augenblick atemlose Stille im Raum, bevor man mit Bierkrügen anstieß und lautstark Begeisterung zum Ausdruck brachte, wie sie es bislang bei keiner Aufführung erlebt hatten. Einen Moment lang schien es fast, als würde der Beifallssturm die Balken zum Einsturz bringen, so inbrünstig war der Applaus. Par war schweißgebadet und spürte, wie sehr er sich verausgabt hatte. Als sie für die kleine Pause, die ihnen zwischen ihren Auftritten gewährt wurde, die Bühne verließen, schien er auf seltsame Weise abwesend; er musste unablässig an seine Träume denken.

Coll holte sich im Vorbeigehen einen Krug Bier aus einem der offenen Lagerräume. Par ging ein kurzes Stück den Gang hinunter bis zu einem leeren Fass an der Kellertür. Erschöpft ließ er sich darauf sinken.

Seit einem Monat hatte er immer wieder den gleichen Traum, und er konnte sich den Grund nicht erklären.

Er träumte ihn mit einer beunruhigenden Regelmäßigkeit. Am Anfang stieg stets eine schwarz gekleidete Gestalt aus einem See auf, eine Gestalt, die sehr wohl Allanon sein konnte, ein See, bei dem es sich sehr wohl um den Hadeshorn handeln mochte. Die Bilder in seinen Träumen waren verschwommen, die Visionen von unerklärlichem Inhalt und deshalb nur schwer zu deuten. Jedes Mal sprach die Gestalt zu ihm, und jedes Mal mit den gleichen Worten. »Komm zu mir; du wirst gebraucht. Die Vier Länder befinden sich in größter Gefahr; die Magie ist fast verloren. Komm jetzt, Kind von Shannara.«

Der Traum endete damit nicht, doch der Rest war jedes Mal anders. Manchmal sah er Bilder einer Welt wie aus einem Albtraum. Dann wieder waren es Bilder von verschollenen Talismanen – das Schwert von Shannara und die Elfensteine. Manchmal galt der Ruf auch Wren, der kleinen Wren, und manchmal seinem Onkel Walker Boh. Auch sie sollten kommen, denn sie wurden ebenfalls gebraucht.

Nach dem ersten Traum hatte er entschieden, dass es nur mit seiner fortwährenden Beschäftigung mit dem Wünschlied zusammenhängen konnte. Er sang die alten Geschichten über den Hexenmeister und die Schädelträger, über Dämonen und Mordgeister, über Allanon und eine Welt, die vom Unheil bedroht war, und da war es nur natürlich, dass ein Teil dieser Geschichten und die heraufbeschworenen Bilder in seinen Träumen wiederkehrten. Er hatte versucht, die Wirkung dadurch abzuschwächen, dass er das Wünschlied lediglich bei fröhlichen Geschichten einsetzte, aber das hatte nicht geholfen. Die Träume kamen weiterhin. Coll hatte er nichts davon erzählt, denn der hätte darin nur einen weiteren Grund gesehen, warum Par der Magie des Wünschliedes entsagen und ins Tal zurückkehren sollte.

Und dann, vor drei Nächten, hatten die Träume so plötzlich aufgehört, wie sie begonnen hatten. Jetzt war er neugierig. Er fragte sich, ob er vielleicht ihren Ursprung falsch gedeutet hatte. Möglicherweise war der Ursprung nicht bei ihm selbst zu suchen, sondern vielleicht waren die Träume geschickt worden.

Aber wer hätte sie schicken können?

Allanon? Wirklich Allanon, der seit dreihundert Jahren tot war?

Jemand anders? Etwas anderes? Etwas, das eigene Ziele verfolgte und es nicht gut mit ihm meinte?

Er erschauerte, verbannte jedoch die Gedanken aus seinem Kopf und eilte durch den Gang, um nach Coll zu sehen.

Zu ihrem zweiten Auftritt waren noch mehr Menschen gekommen, von denen einige sogar stehen mussten. Das Wirtshaus Zum Blauen Bart war groß; der vordere Schankraum war über dreißig Meter lang und zu den Dachsparren hin offen. Unter der Decke waren Fischernetze gespannt und Öllampen befestigt, offensichtlich, damit der Raum gemütlicher wurde. Mehr Nähe hätte Par kaum ertragen können, so dicht drängten sich die Gäste an die Bühne, und manche ließen sich sogar mit ihren Getränken darauf nieder. Die Zuschauer waren anders als die der ersten Vorstellung, doch er wusste beim besten Willen keinen Grund dafür. Die Menschen wirkten einfach anders, irgendwie fremd. Coll schien es auch zu spüren. Er warf Par vielsagende Blicke zu, als sie sich für ihren Auftritt bereit machten, und in seinen dunklen Augen zeigte sich ein Unbehagen.

Ein großer Mann mit schwarzem Bart und dunklem Umhang bahnte sich seinen Weg durch die Menge zur Bühne und drängte sich zwischen zwei andere Männer. Die beiden sahen auf, als wollten sie eine Bemerkung machen, doch ein Blick ins Gesicht des anderen belehrte sie offensichtlich eines Besseren. Par beobachtete die Szene kurz und wandte sich dann ab. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl.

Coll beugte sich zu ihm vor, als die Zuschauer in gleichmäßigem Rhythmus zu klatschen begannen. Das Publikum wurde ungeduldig. »Par, mir gefällt das nicht. Ich habe das Gefühl, dass…«

Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden. Der Wirt kam zu ihnen und forderte sie unmissverständlich auf anzufangen, bevor die Menge außer sich geriet und ausfallend wurde. Coll drehte sich wortlos um. Das Licht wurde gedämpft, und Par fing an zu singen, die Geschichte von Allanon und dem Kampf mit dem Jachyra. Coll legte los, beschrieb den Schauplatz und die Ereignisse, erzählte den Versammelten, was für ein Tag es gewesen war, wie die Schlucht aussah, in die der Druide mit Brin Ohmsford und Rone Leah kam, erzählte, wie es um sie herum plötzlich totenstill geworden war. Par erzeugte dazu die passenden Bilder im Kopf seiner Zuschauer, rief in ihnen ein Gefühl der Angst und Erwartung hervor und wehrte sich vergebens dagegen, dass in ihm die gleichen Gefühle aufstiegen.

Ganz hinten im Raum stellten sich Männer vor Türen und Fenster, warfen ebenso plötzlich ihre Mäntel ab und standen schwarz gekleidet im Raum. Waffen blitzten auf. Sie trugen ein weißes Abzeichen auf Ärmeln und Brust. Par beobachtete alles mit seinen scharfen Elfenaugen.

Ein Wolfskopf.

Die schwarz gekleideten Männer waren Sucher.

Par verstummte, die Bilder verblassten und verschwanden. Durch die Zuschauer ging ein Raunen. Coll hörte auf zu erzählen. Plötzlich herrschte überall Aufruhr. Irgendjemand befand sich im Dunkeln hinter ihnen.

Coll stellte sich schützend neben Par.

Dann wurde es wieder hell im Raum, und eine Abteilung der schwarz gekleideten Sucher drängte sich durch die Menge. Protestschreie wurden laut, doch die Männer, die gemurrt hatten, machten schnell den Weg frei. Der Wirt, der dazwischenzutreten suchte, wurde zur Seite geschoben.

Eine Abteilung der Sucher blieb vor der Bühne stehen. Eine andere versperrte die Ausgänge. Die Männer waren von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, ihre Gesichter verdeckt – abgesehen vom Mund, und die Wolfskopfabzeichen leuchteten geradezu. Sie trugen kurze Schwerter, Dolche und Knüppel und hielten diese Waffen zum Einsatz bereit. Par und Coll hatten es mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen zu tun; es waren große und kleine Männer, aufrechte und gebeugte, aber alle machten aufgrund ihres Aussehens und des Ausdrucks ihrer Augen einen verwegenen und wilden Eindruck.

Ihr Anführer war ein Riese mit einem stämmigen Leib und enorm langen Armen. Der Teil seines Gesichts, der von der Maske nicht verdeckt wurde, war zerfurcht und sein Kinn von einem ungepflegten rötlichen halben Bart bedeckt. Sein linker Arm steckte bis zum Ellbogen in einem Handschuh. »Eure Namen?«, fragte er. Er sprach leise, flüsterte beinahe.

Par zögerte. »Was wirft man uns vor?«

»Heißt ihr Ohmsford?« Sein Gegenüber betrachtete ihn eindringlich.

Par nickte. »Ja. Aber wir haben nicht …«

»Ihr steht unter Arrest, weil ihr gegen das oberste Gesetz der Föderation verstoßen habt«, verkündete die leise Stimme. Ein Murmeln ging durch die Reihen der Anwesenden. »Ihr habt Zauberei betrieben, obwohl …«

»Sie haben nur Geschichten erzählt«, rief ein Mann aus einiger Entfernung. Einer der Sucher ließ augenblicklich seinen Knüppel auf ihn niedersausen, und der Mann ging wie ein Sack zu Boden.

»Ihr habt Zauberei betrieben und damit gegen die Föderationsgesetze verstoßen und die öffentliche Ordnung gefährdet.« Der Sprecher bedachte den auf dem Boden liegenden Mann mit keinem Blick. »Man wird euch …«

Er konnte den Satz nicht zu Ende führen. Plötzlich krachte von der Decke eine Öllampe auf den Boden des überfüllten Wirtshauses; das Öl ging augenblicklich in Flammen auf. Männer sprangen schreiend zur Seite. Der Sprecher und seine Kumpane drehten sich überrascht um. Im gleichen Augenblick machte der große bärtige Mann, der sich am Rande der Bühne niedergelassen hatte, einen Satz, hechtete über mehrere verwunderte Anwesende hinweg und schleuderte den Haufen von Suchern zu Boden. Dann sprang der große Mann vor Par und Coll auf die Bühne, warf seinen schäbigen Umhang ab und stand als grün gewandeter, bewaffneter Jäger vor ihnen.

»Hoch lebe die Freiheit!«, rief er in das allgemeine Durcheinander.

Danach schien alles gleichzeitig zu geschehen. Das Netz, das zur Zierde an der Decke hing, löste sich, fiel wie die Öllampe zu Boden, und plötzlich waren fast alle Anwesenden darin gefangen. Wer in der Falle saß, schrie und fluchte. An den Türen stürzten sich grün gekleidete Männer auf die verdutzten Sucher und schlugen sie zu Boden. Öllampen wurden zertrümmert, und Dunkelheit senkte sich über den Raum.

Der große Mann bewegte sich mit einer Geschwindigkeit an Par und Coll vorbei, die sie nicht für möglich gehalten hätten. Er traf den ersten Sucher, der den Hintereingang versperrte, mit einem Fußtritt, sodass der Kopf des Mannes nach hinten flog. Dann blitzten ein kurzes Schwert und ein Dolch auf, und die anderen beiden sanken ebenfalls zu Boden.

»Hierher, schnell!«, rief er Par und Coll zu.

Sie folgten seiner Aufforderung unverzüglich. Eine dunkle Gestalt packte sie, als sie vorbeigingen, aber Coll schüttelte den Mann ab. Er griff hinter sich, um sich zu vergewissern, dass sein Bruder dicht bei ihm war, und legte ihm die Pranke schwer auf die zarten Schultern. Par schrie vor Schmerz auf. Coll vergaß manchmal, wie stark er war.

Sie verließen die Bühne und erreichten den hinteren Gang, wobei der große Fremde ihnen immer einige Schritte voraus war. Irgendjemand versuchte sie aufzuhalten, aber der Fremde rannte ihn einfach um. Das Getöse aus dem Schankraum war ohrenbetäubend, und Flammen züngelten überall, leckten gierig am Boden und an den Wänden. Der Fremde führte sie schnell den Gang hinunter und durch die Hintertür in eine Seitengasse. Dort wurden sie von zwei weiteren grün gekleideten Männern erwartet. Wortlos umringten sie die Brüder und führten sie vom Wirtshaus weg. Par warf einen Blick zurück. Die Flammen schlugen bereits aus den Fenstern und fraßen sich hinauf zum Dach.

Sie eilten die Gasse entlang, vorbei an erschrockenen Gesichtern und weit aufgerissenen Augen, bogen in einen Durchgang ein, von dem Par geschworen hätte, dass er ihn noch nie bemerkt hatte, obwohl er die Gegend gut kannte, eilten durch zahllose Türen und Häuser und standen schließlich auf einer ganz anderen Straße. Niemand sprach. Der Fremde bedeutete seinen Gefährten, Ausschau zu halten, und zog Par und Coll in einen dunklen Hauseingang.

Alle waren außer Atem. Der Fremde blickte von einem zum anderen. »Man sagt, etwas Bewegung sei gut für die Verdauung. Was meint ihr? Alles klar mit euch?«

Die Brüder nickten. »Wer bist du?«, fragte Par.

»Junge, ich gehöre sozusagen zur Familie. Erkennst du mich nicht? Ich glaube nicht. Warum solltest du auch? Schließlich haben wir uns nie kennengelernt. Aber die Lieder sollten dich daran erinnern.« Er ballte die linke Hand zur Faust und zielte dann auf Pars Nase. »Erinnerst du dich jetzt?«

Verwirrt blickte Par zu Coll, aber sein Bruder schien genauso verwirrt zu sein wie er. »Ich glaube nicht …«, antwortete er.

»Ja, ja, es spielt jetzt keine Rolle. Alles zu seiner Zeit.« Er schob sich näher. »In dieser Gegend bist du nicht mehr sicher, mein Junge. Bestimmt nicht in Varfleet und höchstwahrscheinlich in ganz Callahorn nicht. Vielleicht nirgendwo. Weißt du, wer dieser Mann dort war? Der Hässliche mit der Flüsterstimme?«

Par rief sich den massigen Sprecher mit der leisen Stimme vor Augen. Er schüttelte langsam den Kopf.

»Rimmer Dall«, sagte der Fremde, der jetzt sehr ernst wirkte. »Erster Sucher, ein hohes Tier höchstpersönlich. Sitzt im Koalitionsrat, wenn er nicht gerade Ungeziefer jagt. Aber an dir hat er ein besonderes Interesse gefunden, wenn er bis nach Varfleet kommt, um dich festzunehmen. Das gehört nicht zur gewöhnlichen Ungeziefervertilgung. Das ist eher Bärenjagd. Er hält dich für gefährlich, Junge … für sehr gefährlich sogar, denn sonst hätte er nicht den weiten Weg auf sich genommen. Bloß gut, dass ich die Augen nach dir offen gehalten habe. Ja, das habe ich nämlich. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Rimmer Dall hinter dir her war, und ich wollte verhindern, dass er dich kriegt. Aber denk dran: Der gibt nicht auf. Du bist ihm einmal entwischt, doch das wird ihn in seinem Vorhaben nur bestärken. Er ist auch weiterhin hinter dir her.«

Er hielt inne und beobachtete die Wirkung seiner Worte. Par starrte ihn mit offenem Mund an. Der Fremde fuhr fort: »Dieser Zauber, dein Singen, das ist echte Magie, stimmt’s? Ich habe genug von der anderen Sorte gesehen, um das zu beurteilen. Du könntest diesen Zauber für einen guten Zweck einsetzen, mein Junge, vorausgesetzt natürlich, dass du das willst. In diesen Wirtshäusern und Hinterhöfen vergeudest du ihn nur.«

»Was meinst du damit?«, fragte Coll, in dem plötzlich ein Verdacht aufstieg.

Der Fremde lächelte freundlich. »Die Bewegung kann solche Magie gebrauchen«, sagte er leise.

Coll schnaubte. »Du bist ein Geächteter!«

Der Fremde machte eine kurze Verbeugung. »Ja, mein Junge, und ich bin stolz darauf. Wichtiger ist jedoch, dass ich als freier Mann geboren wurde und mich der Herrschaft der Föderation nicht unterordne.« Er kam näher. »Du selbst willst dich doch denen auch nicht unterordnen, stimmt’s? Gib es zu.«

»Kaum«, antwortete Coll abwehrend. »Die Frage ist jedoch, ob die Geächteten so viel besser sind.«

»Harte Worte, mein Junge!«, rief der andere. »Bloß gut, dass ich nicht so empfindlich bin.« Er lächelte verschmitzt.

»Was willst du von mir?«, unterbrach ihn Par rasch, dessen Verstand langsam wieder arbeitete. Er dachte an Rimmer Dall. Er kannte dessen Ruf, und die Aussicht, von ihm gejagt zu werden, flößte ihm Angst ein. »Du willst, dass wir uns euch anschließen, nicht wahr?«

Der Fremde nickte. »Ich glaube, ihr würdet bald sehen, dass es sich lohnt.«

Aber Par schüttelte den Kopf. Dass sie die Hilfe des Fremden angenommen hatten, um den Klauen der Sucher zu entkommen, war eine Sache. Aber der Bewegung beizutreten eine ganz andere. Das wollte wohlüberlegt sein. »Im Augenblick müssen wir das Angebot ablehnen«, sagte er ruhig. »Vorausgesetzt natürlich, wir können uns frei entscheiden.«

»Natürlich könnt ihr euch frei entscheiden!«

»Dann müssen wir leider Nein sagen. Aber danke für das Angebot und ganz besonders für deine Hilfe da drin.«

Der Fremde, wieder ernst, ließ seinen Blick kurz auf ihm ruhen. »Gern geschehen, glaub mir. Ich wünsche dir alles Gute, Par Ohmsford. Hier, das ist für dich.« Er zog einen silbernen Ring vom Finger, der das Zeichen eines Falken trug. »Meine Freunde kennen den Ring. Wenn du Hilfe brauchst – oder falls du deine Meinung ändern solltest –, geh damit zur Kiltan-Schmiede im Räuberend am Nordrand der Stadt und frag nach dem Bogenschützen. Kannst du dir das merken?«

Par zögerte, nahm den Ring jedoch und nickte. »Aber warum …?«

»Weil uns viel verbindet, mein Junge«, sagte der andere leise, der eine solche Frage erwartet hatte. Er streckte eine Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter. Dabei sah er auch Coll an. »Die Vergangenheit verbindet uns, und damit ein Band, das so stark ist, dass es von mir verlangt, für euch da zu sein, wann immer ich kann. Mehr noch, es verlangt, dass wir gemeinsam gegen die Gefahren kämpfen, die diesem Land drohen. Vergesst das nicht. Eines Tages, da bin ich sicher, wird es so weit sein … wenn es uns gelingt, so lange am Leben zu bleiben.«

Er lächelte die Brüder an. Sie erwiderten seinen Blick schweigend. Der Fremde zog die Hand zurück. »Es wird Zeit, wir sollten aufbrechen. Und zwar möglichst schnell. Die Straßen hier führen alle zum Fluss. Ihr könnt hingehen, wohin ihr wollt. Aber nehmt euch in Acht. Und seid auf der Hut. Die Sache ist noch nicht ausgestanden.«

»Ich weiß«, sagte Par und streckte die Hand aus. »Willst du uns wirklich nicht deinen Namen nennen?«

Der Fremde zögerte. »Ein andermal«, antwortete er. Er schüttelte Par und dann Coll kräftig die Hand, bevor er seine Gefährten mit einem Pfiff zu sich rief. Ein letztes Mal winkte er, dann verschmolz er mit der Dunkelheit.

Par starrte auf den Ring, ehe er den Blick fragend auf Coll richtete. Irgendwo in der Nähe hörten sie Rufe, die sich näherten.

»Die Fragen müssen wohl warten«, sagte Coll.

Par steckte den Ring in die Tasche. Leise verschwanden sie in der Nacht.

3

Gegen Mitternacht erreichten Par und Coll das Hafenviertel von Varfleet, und hier wurde ihnen bewusst, wie schlecht sie auf eine Flucht vor Rimmer Dall und seinen Suchern vorbereitet waren. Da keiner von beiden damit gerechnet hatte, trugen sie nichts bei sich, was sie für eine längere Reise brauchten. Sie hatten keinen Proviant, keine Decken, keine Waffen, mit Ausnahme ihrer langen Messer, nichts, womit sie ein Lager hätten errichten können, nichts, um sich vor schlechtem Wetter zu schützen, und was am allerschlimmsten war, sie hatten kein Geld. Der Wirt hatte ihnen eine Woche lang nichts gezahlt. Und was sie sich vorher erspart hatten, war mit allen anderen Besitztümern im Feuer verbrannt. Ihnen blieb nur das, was sie am Leib trugen.

Das Hafenviertel bestand aus unzähligen Bootshäusern, Anlegern, Werkstätten und Lagerschuppen. Das ganze Viertel war hell beleuchtet, Hafenarbeiter und Fischer tranken und scherzten im Schein der Öllampen. Aus schmiedeeisernen Öfen und Fässern stieg Qualm auf, und in der Luft hing Fischgeruch.

»Vielleicht haben sie die Verfolgung für heute Nacht eingestellt«, bemerkte Par. »Ich meine die Sucher. Vielleicht machen sie erst morgen früh weiter – oder vielleicht auch gar nicht.«

Coll warf ihm einen Blick zu und zog vielsagend eine Augenbraue hoch. »Vielleicht können Kühe fliegen. Wir hätten darauf bestehen sollen, dass wir sofort bezahlt werden. Dann säßen wir jetzt nicht in der Klemme.«

Par zuckte mit den Schultern. »Das würde uns jetzt auch nichts nützen.«

»Nichts nützen? Wir hätten wenigstens etwas Geld.«

»Aber auch nur dann, wenn wir es während der Vorstellung bei uns getragen hätten. Hältst du das etwa für wahrscheinlich?«

Coll hob die Schultern und verzog das Gesicht. »Dieser Wirtshausbesitzer schuldet uns was.«

Schweigend gingen sie bis zum Südende des Hafens. Wortlos sahen sie einander an. Es war kühler geworden, und ihre leichte Kleidung bot keinen Schutz gegen die Kälte. Zitternd vergruben sie die Hände tief in den Taschen und drückten die Arme eng an den Körper. Lästige Insekten umschwirrten sie.

Coll seufzte. »Und was sollen wir jetzt machen, Par? Hast du dir schon etwas überlegt?«

Par zog die Hände aus den Taschen und rieb sie kräftig aneinander. »Ja, das habe ich. Aber dazu brauchen wir ein Boot.«

»Du willst also nach Süden … auf dem Mermidon?«

»Bis zum Ende.«

Coll lächelte, weil er fälschlicherweise annahm, dass sie den Weg nach Hause einschlugen. Par hielt es für besser, ihn in dem Glauben zu lassen.

»Warte hier«, sagte Coll plötzlich und verschwand, noch bevor Par irgendetwas einwenden konnte.

Par stand allein in der Dunkelheit am Ende des Hafens. Bald kam es ihm vor, als habe es mindestens eine Stunde gedauert, aber in Wirklichkeit wartete er erst höchstens halb so lange. Er setzte sich auf eine Bank vor einer Fischerhütte und zog die Beine bis zum Kinn hoch, um sich vor der Nachtluft zu schützen. Alle möglichen Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er war wütend, auf den Fremden, der sie zuerst wie durch Zauberhand befreit und dann einfach stehen gelassen hatte, und natürlich auf die Föderation, die sie wie gemeine Diebe durch die Stadt hetzte. Aber auch auf sich selbst, weil er geglaubt hatte, er könne echte Magie wirken und werde einfach damit durchkommen, obwohl dies streng verboten war. Es war eine Sache, ein paar Zauberkunststücke vorzuführen, bei denen es vor allem um Geschicklichkeit und flinke Finger ging; eine ganz andere dagegen, die Magie des Wünschliedes einzusetzen. Dabei handelte es sich zu offensichtlich um echte Zauberei, und er hätte sich denken können, dass die Sucher früher oder später davon erfahren würden.

Er streckte die Beine aus und schlug einen Fuß über den anderen. Jetzt konnte er daran nichts mehr ändern. Coll und er würden einfach wieder von vorn anfangen müssen. Aufgeben kam für ihn nicht infrage. Dazu waren die Geschichten zu wichtig, und er hielt es für seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie nicht in Vergessenheit gerieten. Seiner Überzeugung nach besaß er diese Gabe eigens zu diesem Zweck. Es spielte überhaupt keine Rolle, wie die Föderation darüber dachte – dass Zauberei verboten gehörte und dass sie dem Land und den Menschen Schaden zufügte. Was wusste die Föderation schon über Magie? Den Mitgliedern des Koalitionsrates fehlte es an jeglicher praktischer Erfahrung. Sie hatten einfach beschlossen, dass etwas getan werden müsse, um diejenigen zufriedenzustellen, die behaupteten, die Vier Länder siechten dahin und die Menschen würden in finstere Wesen verwandelt wie zu Jair Ohmsfords Zeiten, in eine Art Unterweltgeschöpfe, die sich jedem normalen Verständnis entzogen, Wesen, die ihre Kräfte aus der Dunkelheit und aus Magie schöpften, die seit der Zeit der Druiden als verloren galt.

Diese Wesen hatten sogar einen Namen: Schattenwesen.

Plötzlich drängte sich Par wieder der unangenehme Gedanke an die Träume auf und an das dunkle Wesen darin, das ihn gerufen hatte.

Die Stimmen der Fischer und Hafenarbeiter, das Surren der Insekten, ja selbst das Rascheln des Nachtwindes waren verstummt. Er konnte seinen eigenen Pulsschlag hören und zudem ein eigenartiges Flüstern …

Im nächsten Augenblick schreckte er durch ein plätscherndes Geräusch auf. Coll, der einige Schritte entfernt das Ufer des Mermidons erklommen hatte, kam prustend auf ihn zu. Er war splitternackt.

Par fasste sich langsam wieder und starrte ihn ungläubig an. »Bei den Schatten, hast du mich vielleicht erschreckt! Was hast du denn getrieben?«

»Was glaubst du wohl?« Coll grinste. »Ich war schwimmen.«

Erst als Par nachfragte, erfuhr er, was Coll wirklich getrieben hatte; er hatte sich kurzerhand ein Fischerboot, das dem Wirt gehörte, ausgeliehen.

»Das ist das Mindeste, was er für uns tun kann, nach all dem, was er an uns verdient hat«, brachte er zu seiner Rechtfertigung vor, während er sich abtrocknete und anzog.

Par hatte dem nichts entgegenzusetzen. Sie brauchten das Boot dringender als der Wirtshausbesitzer. Das Runnegebirge zu Fuß zu erreichen hätte über eine Woche gedauert. Für die Fahrt auf dem Mermidon dorthin brauchte man höchstens ein paar Tage. Und letztlich konnte man nicht behaupten, dass sie das Boot gestohlen hatten. Sie würden es zurückbringen, sobald sie dazu in der Lage waren.

Das Boot war ziemlich klein, doch es war nebst Rudern, einigen Decken und einer Zeltplane mit allem ausgerüstet, was sie brauchten, um zu angeln, zu kochen und ein Lager zu errichten. Nachdem sie eingestiegen waren, stießen sie sich vom Ufer ab und ließen sich von der Strömung flussabwärts treiben.

Den Rest der Nacht blieben sie auf dem Wasser und fuhren nach Süden. Mit den Rudern hielten sie sich in der Flussmitte. Sie lauschten den nächtlichen Geräuschen und beobachteten das Ufer. Dabei mussten sie sich anstrengen, um nicht einzuschlafen. Zwischendurch erläuterte Coll, wie sie seiner Meinung nach am besten weiter vorgingen. Natürlich konnten sie in absehbarer Zeit nicht nach Callahorn zurückkehren. Die Föderation würde nach ihnen suchen. Es würde auch zu gefährlich sein, sich einer der größeren Städte im Südland zu nähern, weil die dort stationierten Truppen der Föderation ebenfalls in Alarmbereitschaft sein würden. Seiner Meinung nach war es am einfachsten, wenn sie nach Schattental zurückkehrten. Dort konnten sie ihre Geschichten weiterhin erzählen – vielleicht nicht sofort, aber vielleicht in einem Monat, wenn die Föderation die Suche nach ihnen aufgegeben hatte. Später könnten sie dann in abgelegene Gebiete gehen, in Orte, in die die Föderation nur selten einen Fuß setzte. Es würde sich alles zum Guten wenden.

Par ließ ihn reden.

Bei Sonnenaufgang legten sie an einem felsigen Ufer an und errichteten auf einer schattigen Waldlichtung ihr Lager. Sie schliefen bis Mittag und aßen danach die Fische, die sie gefangen hatten. Am frühen Nachmittag machten sie sich wieder auf den Weg und ließen sich bis spät nach Sonnenuntergang auf dem Fluss treiben. Erneut gingen sie an Land und bauten ihr Lager auf. Als es zu regnen begann, zogen sie sich die Decken fest um die Schultern und beobachteten schweigend, wie der Fluss anschwoll und wie die Regentropfen hübsche Muster auf der glänzenden Oberfläche erzeugten.

Danach unterhielten sie sich darüber, wie sich die Vier Länder seit den Tagen von Jair Ohmsford verändert hatten.

Vor dreihundert Jahren hatte die Föderation, die damals eine Politik der Abschottung verfolgte, nur in den Städten ganz unten im Südland geherrscht. Der Koalitionsrat, der sich aus Männern zusammensetzte, die von den Städten als Vertreter ihrer Regierungen entsandt wurden, hatte schon damals die Führung inne. Aber dann übernahm anstelle des Rates allmählich die Armee der Föderation die Herrschaft, und mit der Zeit wurde die Abschottungspolitik zugunsten von Expansionsbestrebungen aufgegeben. Die Föderation beschloss, ihren Machtbereich auszudehnen. Es schien nur logisch, dass das ganze Südland unter einer Regierung vereinigt sein sollte, und wer wäre dazu besser in der Lage gewesen als die Föderation?

So hatte alles angefangen. Hundert Jahre nach dem Tod von Jair Ohmsford fiel das Gebiet südlich von Callahorn vollständig unter die Herrschaft der Föderation. Die anderen Rassen, die Elfen, die Trolle, die Zwerge und sogar die Gnome, beäugten den Süden misstrauisch. Nach nicht allzu langem Drängen willigte Callahorn ein, sich unter die Schutzherrschaft der Föderation zu stellen; der Teil des Landes, dessen König längst tot, dessen Städte entzweit waren, diente den anderen Ländern nun nicht mehr länger als Schutzwall gegen die Föderation.

Ungefähr zur gleichen Zeit tauchten zum ersten Mal Gerüchte über die Schattenwesen auf. Es hieß, die alte Magie sei fehlerhaft, sie habe jahrzehntelang im Boden gekeimt und sei nun zum Leben erwacht. Auf vielerlei Weise zeige sie sich: manchmal als ein kalter Wind, ein andermal in vage menschlicher Gestalt. Jedenfalls sprach man von Schattenwesen. Die Schattenwesen machten das Land und das Leben im Land krank, verwandelten Teile davon in einen Sumpf aus Verfall und Zerstörung. Sie griffen sterbliche Wesen an, gleich ob Mensch oder Tier, und nahmen, wenn sie diese ausreichend geschwächt hatten, von ihnen Besitz, drangen in ihre Körper ein und lebten darin wie verborgene Geister. Das Leben anderer diente ihnen als Nahrung. Auf diese Art überlebten sie.

Die Föderation verlieh diesen Gerüchten Glaubwürdigkeit, indem sie verkündete, dass solche Wesen möglicherweise tatsächlich existierten und dass allein sie, die Föderation, die Menschen davor zu beschützen vermöge.

Niemand wagte sich dieser Meinung zu widersetzen und zu behaupten, dass die Magie an sich vielleicht doch nicht falsch war oder dass nur die Schattenwesen die Probleme verursachten. Es war sehr viel einfacher, sich der herrschenden Meinung anzuschließen. Schließlich hatte es seit dem Untergang der Druiden keine Magie mehr gegeben. Natürlich erzählten die Ohmsfords ihre Geschichten, aber nur wenige hörten sie, und noch weniger schenkten ihnen Glauben. Die meisten hielten die Druiden für eine Legende. Als Callahorn sich unter die Schutzherrschaft der Föderation stellte und die Stadt Tyrsis besetzt wurde, verschwand auch das Schwert von Shannara. Niemand machte sich deswegen große Gedanken. Seit mehr als zweihundert Jahren war das Schwert nicht mehr gesehen worden. Nur den Kuppelbau im Volkspark, in dem das Schwert früher in einem Block aus rotem Marmor aufbewahrt worden war, gab es noch – doch eines Tages war auch er verschwunden.

Die Elfensteine verschwanden kurz danach ebenfalls. Es gab keine Aufzeichnungen darüber, was mit ihnen geschehen war. Selbst die Ohmsfords wussten nichts.

Dann verschwanden auch die Elfen, ganze Stämme und Städte auf einmal, bis irgendwann sogar Arborlon nicht mehr existierte. Schließlich gab es keine Elfen mehr, und es war, als hätte es sie nie gegeben. Das Westland war mit Ausnahme von wenigen Jägern und Waldläufern aus den anderen Ländern und umherziehenden Fahrenden unbewohnt. Die Fahrenden, die nirgendwo willkommen waren, hatten schon immer dort gelebt, aber selbst sie wussten angeblich nichts über den Verbleib der Elfen. Die Föderation machte sich diese Lage unverzüglich zunutze. Das Westland, so erklärte sie, war die Brutstätte der Magie, der Wurzel allen Übels in den Vier Ländern. Schließlich waren es die Elfen gewesen, die Magie eingeführt hatten. Die Magie hatte sie schließlich vernichtet – eine anschauliche Lektion für alle, die Ähnliches im Sinn hatten.

Die Föderation unterstrich diesen Punkt, indem sie die Ausübung von Magie jedweder Art verbot. Sie nahm auch das Westland unter ihre Schutzherrschaft, besetzte es jedoch nicht, denn es mangelte der Föderation an Soldaten, um dieses riesige Gebiet ohne Hilfe zu überwachen, das jedoch eines Tages von den üblen Auswirkungen verbliebener Magie gesäubert werden sollte.

Kurz danach erklärte die Föderation den Zwergen den Krieg, angeblich deshalb, weil die Zwerge den Krieg provoziert hätten, wenngleich niemand je erfuhr, auf welche Weise. Die Föderation verfügte damals über die größte und bestausgebildete Armee der Vier Länder; die Zwerge hatten überhaupt kein stehendes Heer. Auch die Elfen, in früheren Jahren Verbündete der Zwerge, gab es nicht mehr, und die Gnomen und Trolle waren noch nie ihre Freunde gewesen. Die Zwerge kannten sich im bergigen Ostland sehr viel besser aus als die Föderation, und obwohl Culhaven sehr bald in die Hände der Föderation fiel, kämpften die Zwerge im Hochland weiter, bis sie schließlich ausgehungert wurden und sich unterwerfen mussten. Sie wurden aus den Bergen in die Minen der Föderation im Süden verschleppt. Die meisten starben dort. Die Gnome, die mit ansehen mussten, was den Zwergen widerfuhr, leisteten kaum Widerstand. Die Föderation errichtete auch im Ostland ihre Schutzherrschaft.