Die Shannara-Chroniken: Die Erben von Shannara 3 - Elfenkönigin - Terry Brooks - E-Book

Die Shannara-Chroniken: Die Erben von Shannara 3 - Elfenkönigin E-Book

Terry Brooks

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Beschreibung

Nach dem großen Erfolg der TV-Serie: Die Saga geht weiter!

Die Aufgaben, die der Geist des Druiden Allanon den Nachfahren der Ohmsfords übertragen hat, erweisen sich als nahezu unerfüllbar. Walker Boh verliert auf der Suche nach dem schwarzen Elfenstein fast sein Leben – der Elementgeist Quickening kann ihn gerade noch rechtzeitig retten. Gemeinsam ziehen sie in das Reich der Zwerge, um das Juwel zu bergen. Währenddessen hat Wren Ohmsford endlich die verschollenen Elfen auf einer einsamen Insel entdeckt. Doch deren neue Heimat ist in großer Gefahr, ein grausamer Dämon will die Elfenkönigin und ihr Volk für immer vernichten ...

Dieser Roman ist bereits geteilt in zwei Bänden erschienen unter den Titeln »Die Elfenköngin von Shannara« und »Die Verfolgen von Shannara«.

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Seitenzahl: 752

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Buch

Allanon, der letzte der Druiden, ist tot. Doch sein Geist greift nach wie vor in die Geschicke der Sterblichen ein. Die Aufgaben, die er den Nachfahren der Ohmsfords übertragen hat, erweisen sich als nahezu unerfüllbar. Walker Boh sollte den Druidenorden neu beleben. Doch auf der Suche nach dem schwarzen Elfenstein verlor er beinahe sein Leben. Der Elementgeist Quickening konnte ihn gerade noch rechtzeitig retten. Gemeinsam ziehen sie nun in das Reich der Zwerge, um das Juwel zu bergen.

Währenddessen hat Wren Ohmsford endlich die verschollene Elfenstadt Arborlon auf der einsamen Insel Morrowindl entdeckt. Doch Arborlon ist in großer Gefahr. Nur die Magie der Elfen hält das Verderben noch auf – doch ihre Macht schwindet …

Autor

Im Jahr 1977 veränderte sich das Leben des Rechtsanwalts Terry Brooks, geboren 1944 in Illinois, USA, grundlegend: Gleich der erste Roman des begeisterten Tolkien-Fans eroberte die Bestsellerlisten und hielt sich dort monatelang. Doch Das Schwert der Elfen war nur der Beginn einer atemberaubenden Karriere, denn bislang sind mehr als zwanzig Bände seiner Shannara-Saga erschienen.

Die Shannara-Chroniken bei Blanvalet:

1. Das Schwert der Elfen

2. Elfensteine

3. Das Lied der Elfen

Die Erben von Shannara bei Blanvalet:

1. Heldensuche

2. Druidengeist

3. Elfenkönigin

4. Schattenreiter (in Vorbereitung)

Weitere Bände in Vorbereitung

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Terry Brooks

DIE SHANNARA-CHRONIKEN

Die Erben von Shannara 3

Elfenkönigin

Roman

Deutsch von Karin König

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die Originalausgabe erschien 1992 unter dem Titel »The Elf Queen of Shannara« bei Ballantine, New York.

Dieser Roman ist bereits geteilt in zwei Bänden erschienen unter den Titeln Die Elfenköngin von Shannaraund Die Verfolgten von Shannara.

Copyright der Originalausgabe © 1992 by Terry Brooks

This translation published by arrangement with Dell Rey, an imprint of Random House, a division of Random House LLC.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 1997 by Blanvalet Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Andreas Helweg

Umschlaggestaltung und -illustration: Max Meinzold, München

HK · Herstellung: sam

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-21278-0V002

www.blanvalet.de

Für Diane,

die vermisst wird

1

Feuer.

Die Öllampen, die einsam in den Fenstern und über den Eingängen zu den Unterkünften ihres Volkes hingen, rußten. Die Pechfackeln an Straßenkreuzungen und Toren flackerten und zischten. Zwischen den belaubten Zweigen der uralten Eiche und des Walnussbaumes schimmerte es rot glühend, wo verglaste Laternen die Alleen säumten. Die Flammen wirkten wie kleine Lebewesen und drohten, die Nacht zu erobern und zu verschlingen.

Wie auch uns, dachte sie.

Wie die Elfen.

Ihr Blick schweifte aufwärts, hinüber zu den Gebäuden und Mauern der Stadt, und dann dorthin, wo Killeshan Dampf ausstieß.

Feuer.

Rötliches Glühen stieg aus dem zerklüfteten Schlund des Vulkans auf, das Leuchten des geschmolzenen Kerns spiegelte sich in den Wolken aus Vog – vulkanischer Asche –, die sich düster am leeren Himmel ballten. Killeshan ragte bedrohlich darüber auf, gewaltig und eigensinnig, ein Phänomen der Natur, dem Elfenmagie nichts entgegenzusetzen hatte. Schon seit Wochen war das Grollen aus den Tiefen der Erde zu hören, hungrig und entschlossen. Es war ein Anzeichen für den Druck, der sich mehr und mehr aufbaute und schließlich nach Befreiung drängen würde.

Unterdessen grub sich die Lava durch Risse und Spalten im Mantel des Vulkans, floss in gewundenen Rinnsalen den langen Weg hinab zum Ozean und verbrannte den Dschungel und seine Bewohner. Eines nicht mehr fernen Tages würden diese Abflüsse nicht mehr ausreichen und Killeshan würde in einer Feuersbrunst ausbrechen, die sie alle vernichten würde.

Wenn bis dahin überhaupt noch jemand von ihnen übrig war.

Sie stand am Rande des Gartens des Lebens, nahe am Ellcrys. Der uralte Baum wuchs himmelwärts, als wolle er sich durch den Vog kämpfen und die saubere Luft einatmen, die darüber lag. Seine silbernen Zweige schimmerten schwach im Licht der Laternen und Fackeln, und scharlachrote Blätter warfen das dunkle Glühen des Vulkans zurück. Verstreute Funken tanzten in seltsamen Mustern zwischen den Bäumen hindurch, als wollten sie ein Bild formen. Sie beobachtete, wie die Bilder auftauchten und verblassten, ein Spiegel ihrer Gedanken und der Traurigkeit, die sie zu überwältigen drohte.

Was soll ich tun?, fragte sie sich. Welche Wahl bleibt mir?

Keine, wie sie wusste. Keine. Sie konnte nur warten.

Sie war Ellenroh Elessedil, die Königin der Elfen, und sie konnte nur eine einzige Sache tun: abwarten.

Sie umklammerte den Ruhkstab und blickte mit verzweifeltem Gesicht gen Himmel. In dieser Nacht waren weder Mond noch Sterne zu sehen. Seit Wochen ließen sie sich kaum noch blicken, nur der Vog war allgegenwärtig, dicht und undurchdringlich, ein Leichentuch, das darauf wartete, sich über sie zu senken, ihre Körper zu bedecken, sie alle zu umschließen und für immer einzuhüllen.

Wie erstarrt stand sie da, als ein heißer Windzug über sie hinwegwehte und ihr Gewand aus edlem Leinen aufwallen ließ. Ellenroh war groß, hager und hatte lange Beine. Die Knochen ihres Gesichts traten hervor und formten Züge, die man nicht so leicht vergaß. Ihre Wangenknochen lagen hoch, ihre Stirn war breit und ihr Kinn unter dem breiten, dünnen Mund scharf geschnitten und glatt. Ihre Haut spannte sich über ihr Gesicht, was ihr das Aussehen einer Skulptur verlieh. Flachsblonde Locken fielen ungebändigt auf ihre Schultern. Ihre Augen waren von einem seltsamen, stechenden Blau und schienen beständig Dinge zu bemerken, die für andere nicht auf Anhieb ersichtlich waren. Obwohl sie älter als fünfzig Jahre war, wirkte sie jung. Wenn sie lächelte, und das geschah oft, steckte sie damit oft auch andere an.

Doch jetzt lächelte sie nicht. Es war spät, weit nach Mitternacht, und ihre Sorgen hielten sie wie eine Kette gefangen. Sie hatte nicht schlafen können und war in den Garten gekommen, um spazieren zu gehen, in die Nacht zu lauschen, allein zu sein mit ihren Gedanken und zu versuchen, ein bisschen Frieden zu finden. Aber der Frieden wollte sich nicht einstellen, und ihre Gedanken, kleine Dämonen, verspotteten und neckten sie. Die Nacht war eine große, hungrige, schwarze Wolke, die geduldig auf den Moment wartete, in dem sie schließlich ihre schwachen Lebenslichter auslöschen würde.

Feuer, abermals. Feuer, das Leben spendete, und Feuer, das Leben nahm. Das heimtückische Bild drängte sich ihr immer wieder auf.

Sie drehte sich abrupt um und wandelte durch den Garten. Cort folgte ihr. Sie spürte seine schweigende, unsichtbare Gegenwart. Wenn sie sich die Mühe machte, ihn zu entdecken, würde er verschwunden sein. Sie konnte ihn sich im Geiste vorstellen, den kleinen stämmigen Jungen mit seiner unglaublichen Schnelligkeit und Kraft. Er war Mitglied der Leibgarde, gehörte zu den Beschützern der Elfenherrscher, die sie verteidigten und ihr Leben für sie opfern würden. Cort war ihr Schatten, und wenn nicht Cort, dann Dal. Der eine oder der andere war immer da und beschützte sie. Während sie den Weg entlangging, flogen ihre Gedanken dahin, einer nach dem anderen. Sie spürte die Unebenheiten des Bodens durch den dünnen Stoff ihrer Schuhe. Arborlon, die Stadt der Elfen, ihre Heimat, die vor mehr als hundert Jahren aus dem Westland hierhergebracht worden war – hierher, an diesen …

Sie brachte den Gedanken nicht zu Ende. Dazu fehlten ihr die Worte.

Elfenmagie aus dem Zeitalter der Feen schützte die Stadt, aber die Magie ließ langsam nach. Die Wohlgerüche der Blumen im Garten wurden von den stechenden Gasen Killeshans überlagert, wo diese die äußere Grenze des Keel durchdrangen. Nachtvögel sangen zart in den Bäumen und Sträuchern, aber selbst hier wurden ihre Gesänge von den kehligen Lauten der dunklen Wesen übertönt, die hinter den Mauern der Stadt in den Dschungeln und Sümpfen lauerten. Die den Keel bedrängten und abwarteten.

Die Monster.

Der Pfad, dem sie folgte, endete am nördlichen Rand des Gartens auf einem Felsvorsprung, der über ihrem Heim aufragte. Die Palastfenster waren dunkel, denn alle schliefen. Alle außer ihr. Darunter lag die Stadt, Ansammlungen von Häusern und Geschäften, die sich im Schutz des Keel duckten wie ängstliche Tiere, die sich in ihre Höhlen kauern. Nichts bewegte sich, als ob die Angst jede Bewegung unmöglich machte, als ob man sich durch Bewegung verraten könnte. Sie schüttelte traurig den Kopf. Arborlon war eine Insel in einem Meer von Feinden. Dahinter, im Osten, erhob sich Killeshan über der Stadt, ein großer zerklüfteter Berg, der während der Jahrhunderte bei jedem Ausbruch durch das Lavagestein neu geformt worden war, ein bis vor zwanzig Jahren untätiger, jetzt aber erwachter und unruhiger Vulkan. Im Norden und im Süden lauerte dicht und undurchdringlich der Dschungel, der sich in einem Gewirr von Grün bis zu den Küsten des Meeres hin erstreckte. Westlich, unterhalb der Hügel, auf denen Arborlon ruhte, lag der Rowen und dahinter die Wand des Schwarzen Simses. Nichts davon gehörte den Elfen. Einst hatte ihnen die ganze Welt gehört, vor der Ankunft der Menschen. Einst hatte es keinen Ort gegeben, den sie nicht hatten besuchen können. Selbst zu Zeiten des Druiden Allanon, vor fast genau dreihundert Jahren, hatte ihnen noch das ganze Westland gehört. Jetzt waren sie auf diesen kleinen Raum beschränkt, von allen Seiten bedrängt, gefangen hinter der Mauer ihrer schwindenden Magie. Alle, die übrig geblieben waren, saßen hier in der Falle.

Sie sah hinaus in die Dunkelheit jenseits des Keel und stellte sich vor, was dort wartete. Einen Augenblick lang überdachte sie die Ironie des Ganzen – die Elfen waren zu Opfern ihrer eigenen Magie geworden, zu Opfern ihrer eigenen klugen, aber irrigen Pläne, zu Opfern von Ängsten, die niemals hätten beherzigt werden dürfen. Wie hatten sie so dumm sein können?

Weit unterhalb der Stelle, an der sie stand, fast am Ende des Keel, wo dieser unter die gehärtete Lava eines früheren Ausbruchs reichte, flammte plötzlich Licht auf – dem eine gleißende Explosion folgte. Und ein Schrei. Kurz waren Rufe zu hören und dann Stille. Ein weiterer Versuch, die Mauern zu überwinden, und wieder war jemand gestorben. Das kam inzwischen allnächtlich vor, jetzt, wo die Wesen draußen mutiger wurden und die Magie weiter nachließ.

Sie sah sich um. Die obersten Zweige des Ellcrys breiteten sich über die Bäume des Gartens aus wie ein Schutzschirm des Lebens. Der Baum hatte die Elfen so lange vor so vielen Gefahren bewahrt. Er hatte Frieden gewährt. Aber nun konnte er sie nicht mehr beschützen, nicht gegen das, was sie jetzt bedrohte.

Nicht gegen sie selbst.

Trotzig ergriff sie den Ruhkstab und spürte das Wogen der Magie darin. Es fühlte sich warm an. Der Stab war dick und knorrig und auf hellen Glanz poliert. Er war aus schwarzem Walnussholz gearbeitet und mit der Magie ihres Volkes durchsetzt. An seiner Spitze befand sich der Loden, der in der dunklen Nacht weiß leuchtete. Sie sah ihr Spiegelbild in seinen Facetten. Sie fühlte, wie sie selbst hineinlangte. Der Ruhkstab spendete den Herrschern von Arborlon schon über ein Jahrhundert lang Kraft.

Aber auch der Stab konnte die Elfen nicht mehr beschützen.

»Cort?«, rief sie leise.

Ihre Leibwache erschien wie aus dem Nichts neben ihr.

»Gesellt Euch einen Moment zu mir«, sagte sie.

Schweigend schauten sie über die Stadt. Die Königin empfand eine unsagbare Einsamkeit. Ihrem Volk drohte die Auslöschung. Sie sollte etwas tun. Irgendetwas. Wenn sich die Träume nun irrten? Wenn die Visionen von Eowen Cerise trogen? Das war selbstverständlich noch nie geschehen, aber es stand so viel auf dem Spiel! Ihr Mund verhärtete sich gereizt. Sie musste glauben. Es war entscheidend, dass sie glaubte. Die Visionen würden sich erfüllen. Wie versprochen würde dieses Mädchen kommen. Blut von ihrem Blut. Das Mädchen würde sich einfinden.

Aber würde das genügen?

Sie verdrängte die Frage. Die durfte sie nicht zulassen. Und ihre Verzweiflung durfte sie schon lange nicht zulassen.

Also wandte sie sich um und kehrte rasch durch den Garten zurück zu dem Weg, der nach unten führten. Cort blieb einen Moment bei ihr und verschwand dann im Schatten. Sie sah ihn nicht gehen. Ihre Gedanken waren auf die Zukunft gerichtet, auf Eowens Vorhersagen und auf das Schicksal des Elfenvolkes. Ihr Volk würde überleben, davon war sie überzeugt. Sie würde auf das Mädchen warten, solange sie konnte, solange die Magie die Feinde fernhielt. Sie würde darum beten, dass sich Eowens Visionen bewahrheiteten.

Sie war Ellenroh Elessedil, die Königin der Elfen, und sie würde tun, was zu tun war.

Feuer.

Es loderte auch in ihr.

Sie trug ihre Überzeugung wie eine Rüstung und verließ in den trägen ersten Stunden des neuen Morgens den Garten des Lebens, um sich zur Ruhe zu begeben.

2

Wren Ohmsford gähnte. Sie saß auf einer Klippe und blickte über die Blaue Scheide, den Rücken an den glatten Stamm einer uralten Weide gelehnt. Das Meer erstreckte sich vor ihr, ein schimmerndes Kaleidoskop von Farben bis zum Horizont, wo der Sonnenuntergang das Wasser mit Rot und Gold und Purpur sprenkelte und tief hängende Wolken eigenartige Muster vor dem dunkelnden Himmel bildeten. Zwielicht breitete sich gemächlich aus, das Licht ergraute, eine Abendbrise wisperte vom Wasser heran, und alles wurde ruhig. Grillen begannen zu zirpen, und Glühwürmchen flammten auf.

Wren zog die Knie zur Brust hoch, denn sie kämpfte darum, aufrecht sitzen zu bleiben, und am liebsten hätte sie sich hingelegt. Fast zwei Tage hatte sie jetzt nicht geschlafen, und die Müdigkeit machte ihr zu schaffen. Hier unter dem Blätterdach der Weide war es schattig und kühl, und es wäre ihr leichtgefallen loszulassen, hinabzusinken, sich neben ihrer Rinde zusammenzurollen und dahinzudämmern. Unfreiwillig fielen ihr bei diesem Gedanken die Augen zu, die sie aber sofort wieder aufriss. Sie durfte nicht schlafen, bis Garth zurückgekehrt war. Sie musste wachsam bleiben.

Wren erhob sich und verließ den Rand der Klippe. Sie spürte die Brise im Gesicht und sog die Wohlgerüche des Meeres in sich auf. Kraniche und Möwen kreisten über dem Wasser und stießen herab, anmutig und geschmeidig in ihrem Flug. Weit draußen, zu weit, als dass man es deutlich hätte sehen können, zerteilte irgendein großer Fisch mit kraftvollem Schwung das Wasser und tauchte unter. Sie ließ den Blick schweifen. So weit sie sehen konnte, bildeten zerklüftete, baumbestandene Klippen die Küste, und zwar von den starren, weißen Gipfeln des Steinkammgebirges im Norden bis zum Irrybis im Süden. Felsige Strände trennten die Klippen vom Wasser, am Flutsaum waren sie mit Treibholz und Muscheln und Algensträngen übersät.

Jenseits der Strände gab es nur die leere Weite der Blauen Scheide. Wren war bis ans Ende der bekannten Welt gereist, und noch immer suchte sie nach den Elfen.

Hinter ihr im tiefen Wald schrie eine Eule und veranlasste sie, sich umzuwenden. Vorsichtig spähte sie umher, ob sich etwas bewegte, suchte nach einem Hinweis auf einen Störenfried und fand keinen. Sie entdeckte auch kein Zeichen von Garth. Er war losgegangen und suchte nach Spuren.

Sie schlenderte zurück zu den Resten des Feuers und stocherte mit dem Stiefel in der verglimmenden Asche. Garth hatte ihr ein großes Feuer verboten, bis er sich versichert hätte, dass es sicher wäre. Er war den ganzen Tag gereizt und misstrauisch gewesen, und ihn beunruhigte etwas, das niemand sehen konnte. Ihn quälte das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Wren schrieb seine Unruhe eher seinem Mangel an Schlaf zu. Andererseits lag Garth mit seinen Vorahnungen selten falsch. Wenn er beunruhigt war, dann spürte sie es, ohne ihn fragen zu müssen.

Wenn er nur endlich zurückkehren würde.

Zwischen den Bäumen hinter der Klippe gab es einen Teich, und sie ging hin, kniete sich nieder und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Die Oberfläche des Teichs kräuselte sich bei der Berührung durch ihre Hände und glättete sich wieder. Als sich ihr Spiegelbild zeigte, sah sie im Wasser ein kaum erwachsenes Mädchen mit deutlich elfischen Zügen, scharf gespitzten Ohren, schrägstehenden Brauen und einem schmalen Gesicht mit hohen Wangenknochen und nussbrauner Haut. Sie sah braune Augen, die selten stillstanden, ein verschmitztes Lächeln und aschblondes Haar, kurz geschnitten und stark gelockt. Man konnte ihr eine Straffheit anmerken, eine Anspannung, die nicht vergehen würde, unabhängig davon, wie sehr auch immer sie sich darum bemühen würde.

Sie wippte auf den Fersen, erlaubte sich noch ein Lächeln und entschied, dass sie das, was sie sah, genug mochte, um noch ein wenig länger damit zu leben.

Schließlich faltete sie die Hände im Schoß und senkte den Kopf. Die Suche nach den Elfen, wie lange dauerte sie nun schon? Wie lange war es her, dass der alte Mann – der behauptete, Cogline zu sein – zu ihr gekommen war und von den Träumen gesprochen hatte? Wochen? Aber wie viele? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Der alte Mann hatte von den Träumen gewusst und sie aufgefordert, selbst herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagen oder nicht. Und sie hatte beschlossen, seine Herausforderung anzunehmen, zum Hadeshorn im Schiefertal zu gehen und den Schatten Allanons zu treffen. Warum auch nicht, hatte sie sich gesagt. Vielleicht würde sie etwas über ihre Herkunft erfahren, über ihre Eltern, die sie nie kennen gelernt hatte, oder über ihre Vergangenheit.

Seltsam. Bis der alte Mann aufgetaucht war, hatte sie sich dafür nicht sonderlich interessiert. Sie hatte sich eingeredet, dass es nicht wichtig sei. Aber die Art, wie er zu ihr sprach, die Worte, die er gebrauchte, hatten eine Veränderung in ihr bewirkt.

Sie streckte die Hand aus, um vorsichtig den Lederbeutel an ihrem Hals zu betasten, und fühlte die harten Umrisse der bemalten Steine, der Elfensteine, ihrem einzigen Verbindungsglied zur Vergangenheit. Woher kamen sie? Warum hatte man sie ihr gegeben?

Elfenzüge, Ohmsfordblut und das Herz und die Gewandtheit einer Fahrenden – das alles machte sie aus. Aber wie war sie dazu gekommen?

Wer war sie?

Das hatte sie am Hadeshorn nicht herausgefunden. Allanon war wie versprochen erschienen, düster und drohend sogar im Tod. Aber er hatte ihr nichts verraten. Stattdessen hatte er ihr eine Aufgabe aufgetragen – jedem von ihnen, den Kindern von Shannara, wie er sie nannte, Par und Walker und ihr selbst. Aber ihre Aufgabe? Sie schüttelte bei der Erinnerung daran den Kopf. Sie sollte die Elfen suchen, finden und in die Welt der Menschen zurückbringen. Die Elfen, die über hundert Jahre lang niemand gesehen hatte, von denen die meisten glaubten, sie hätten überhaupt nie existiert und die für ein Ammenmärchen gehalten wurden – die sollte sie finden.

Zunächst hatte sie sich nicht auf die Suche machen wollen. Sie war verwirrt gewesen durch das, was sie gehört und was es an Gefühlen in ihr ausgelöst hatte, nicht gewillt, sich darauf einzulassen oder sich selbst für etwas zu opfern, das sie nicht verstand und das ihr gleichgültig war. Sie hatte sich von den anderen getrennt und war mit Garth zurück ins Westland gegangen. Eigentlich wollte sie ihr Leben als Fahrende weiterführen. Die Schattenwesen waren nicht ihre Sorge. Die Probleme der Rassen gingen sie nichts an. Aber die Ermahnung des Druiden war ihr nicht aus dem Sinn gegangen, und fast ohne es zu merken, hatte sie dennoch mit der Suche begonnen. Es hatte mit Fragen angefangen, die sie hier und dort stellte. Wusste jemand, ob es wirklich Elfen gab? Hatte jemand überhaupt je welche gesehen? Und wo konnte man sie finden? Diese Fragen stellte sie zunächst gleichgültig, ganz nebenbei, aber im Laufe der Zeit mit wachsender Neugier und schließlich fast aus einem inneren Drang heraus.

Wenn Allanon nun recht hatte? Wenn die Elfen noch immer irgendwo da draußen waren? Wenn nur sie etwas besaßen, das gegen die Seuche der Schattenwesen half?

Aber die Antworten auf ihre Fragen lauteten immer gleich. Niemand wusste etwas über die Elfen. Niemand interessierte sich für sie.

Und dann war plötzlich der Verfolger aufgetaucht – jemand oder etwas, ihr Schatten, wie sie ihn schließlich nannten, ein Wesen, das klug genug war, ihnen trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen zu folgen, und listig genug, dabei nicht erwischt zu werden. Zweimal hatten sie versucht, den Schatten zu stellen, waren aber gescheitert. Mehrere Male hatten sie versucht, einen Bogen zu schlagen, um hinter das Wesen zu gelangen, ohne Erfolg. Nie hatten sie sein Gesicht gesehen, niemals auch nur einen flüchtigen Blick darauf erhascht. Sie hatten keine Vorstellung davon, um wen oder was es sich handelte.

Der Verfolger war noch bei ihnen gewesen, als sie den Wildewald betraten und nach Grimpenwacht gingen. Dort hatten sie zwei Nächte zuvor die Natterhexe getroffen. Ein Fahrender hatte ihnen von der alten Frau erzählt, angeblich einer Seherin, die Geheimnisse kannte und vielleicht über die Elfen Bescheid wusste. Sie hatten sie im Keller eines Wirtshauses gefunden, angekettet und gefangen gehalten von einer Gruppe von Männern, die aus ihrer Gabe Geld schlagen wollten. Wren hatte die Männer dazu gebracht, sie mit der alten Frau sprechen zu lassen, die weitaus gefährlicher und listiger war, als ihre Peiniger ahnten.

Die schreckliche Begegnung hatte sie noch immer klar in Erinnerung.

Eine alte Frau kauerte an der gegenüberliegenden Wand, kaum sichtbar in der Finsternis. Ihr Leib war eine vertrocknete Hülle, ihr Gesicht war zu einem Netz aus Linien und Runzelnverschrumpelt. Zerzaustes weißes Haar fiel ihr über die gebrechlichen Schultern, und ihre knorrigen Hände lagen gefaltet auf ihrem Schoß. Sie trug ein Stoffhemd und alte Stiefel.Wren näherte sich und kniete neben ihr. Die Alte hob den Kopf, und Wren sah ihre milchigen, starren Augen. Sie war blind.

Wren stellte die Öllampe auf den Boden neben sie. »Bist du die Seherin, die man Natterhexe nennt, Mütterchen?«, fragte sie leise.

Die toten Augen blinzelten, und eine dünne Stimme krächzte: »Wer will das wissen? Sag mir deinen Namen.«

»Mein Name ist Wren Ohmsford.«

Der weißhaarige Kopf neigte sich in Richtung der Treppe und der Tür darüber. »Gehörst du zu denen?«

Wren schüttelte den Kopf. »Ich bin allein, mit einem Gefährten. Wir beide sind Fahrende.«

Die Alte hob ihre Hände und berührte Wrens Gesicht, erforschte ihre Züge und strich mit alten Händen wie trockene Blätter über die Haut des Mädchens. Wren rührte sich nicht. Die Alte zog die Hände wieder zurück.

»Du bist eine Elfe.«

»In mir fließt Elfenblut.«

»Eine Elfe!« Die Stimme der alten Frau war heiser und eindringlich, ein Fauchen in der Stille des Wirtshauskellers. Sie neigte das runzlige Gesicht zur Seite, als denke sie nach. »Ich bin die Natterhexe. Ich bin die Seherin der Zukunft und dessen, was sie bringt, die Wahrsagerin. Was willst du von mir?«

Wren schaukelte ein wenig auf ihren Stiefelabsätzen hin und her. »Ich suche die Westlandelfen. Vor einer Woche habe ich erfahren, dass du wissen könntest, wo sie zu finden sind– falls es sie noch gibt.«

Die Natterhexe kicherte leise. »Oh, es gibt sie noch. Allerdings. Aber sie zeigen sich nicht jedem– niemandem seit vielen Jahren. Ist es so wichtig für dich, Elfenmädchen, sie zu sehen? Suchst du sie, weil du ein Bedürfnis nach deinesgleichen hast?« Die milchigen Augen starrten blind auf Wrens Gesicht. »Nein, nicht du. Trotz deines Blutes bist du in erste Linie eine Fahrende, und eine Fahrende hat Bedürfnis nach niemandem. Du lebst das Leben eines Wanderers, frei, jeden Weg zu wählen, den du willst, und du siehst deine Ehre darin.« Sie grinste, nahezu zahnlos. »Warum also?«

»Weil es ein Auftrag ist, der mir erteilt wurde– ein Auftrag, den anzunehmen ich mich bereiterklärt habe«, antwortete Wren vorsichtig.

»Ein Auftrag also!« Die Falten und Runzeln im Gesicht der Alten vertieften sich. »Beug dich vor, Elfenmädchen.«

Wren zögerte und beugte sich dann zaghaft vor. Die Natterhexe hob wieder ihre Hände und betastete noch einmal Wrens Gesicht, dann strichen sie über ihren Hals und ihren Körper. Als die alte Frau die Bluse des Mädchens berührte, riss sie die Hände zurück, als habe sie sich verbrannt. »Magie!«, keuchte sie.

Wren schrak zusammen. Dann packte sie die Handgelenke der Alten. »Was für eine Magie? Was meinst du damit?«

Aber die Natterhexe schüttelte heftig den Kopf, presste die Lippen aufeinander und ließ den Kopf auf ihre eingefallene Brust sinken. Wren hielt sie noch einen Moment fest und ließ sie dann los.

»Elfenmädchen«, flüsterte dann die alte Frau. »Wer hat dich auf die Suche nach den Westlandelfen geschickt?«

Wren wappnete sich gegen ihre Furcht, indem sie tief Luft holte. »Allanons Schatten«, erwiderte sie dann.

Der alte Kopf richtete sich mit einem heftigen Ruck wieder auf. »Allanon!« Sie stieß den Namen wie einen Fluch aus. »So! Ein Druidenauftrag, wie? Nun gut. Hör mir also zu. Geh nach Süden durch den Wildewald, überquere das Irribysgebirge und folge der Küste der Blauen Scheide. Wenn du zu den Höhlen der Rocks gelangst, entzünde ein Feuer und halte es drei Tage und drei Nächte in Gang. Jemand wird kommen und dir helfen. Verstanden?«

»Ja«, antwortete Wren und fragte sich gleichzeitig, ob das stimmte. Höhlen der Rocks hatte die alte Frau gesagt? Waren das nicht irgendwelche riesigen Küstenvögel?

»Hüte dich, Elfenmädchen«, warnte die Alte und hob ihre magere Hand. »Ich sehe Gefahren, harte Zeiten, Verrat und unvorstellbare Übel auf dich zukommen. Meine Visionen sind in meinem Kopf, Wahrheiten, die mich mit ihrem Wahnsinn heimsuchen. Hör auf mich. Folge deinem eigenen Verstand, Mädchen. Traue niemandem!«

Traue niemandem!

Wren hatte die alte Frau schließlich verlassen, denn sie war gedrängt worden zu gehen, obwohl sie angeboten hatte, zu bleiben und zu helfen. Sie war zu Garth zurückgekehrt, und dann hatten die Männer versucht, sie zu töten, weil das natürlich die ganze Zeit ihre Absicht gewesen war. Der Versuch war fehlgeschlagen, und sie hatten für ihre Dummheit bezahlt – vielleicht inzwischen mit ihrem Leben, wenn die Natterhexe ihrer müde geworden war.

Nachdem Wren und Garth unbehelligt aus Grimpenwacht herausgekommen waren, hatten sie sich nach Süden gewandt und die Anweisungen der alten Seherin befolgt, noch immer auf der Suche nach den verschwundenen Elfen. Sie waren zwei Tage ohne Unterbrechung gereist. Dabei hatten sie sich bemüht, so viel Wegstrecke wie möglich zwischen sich und Grimpenwacht zu legen, und unternahmen auch einen weiteren Versuch, ihren Schatten abzuschütteln. Wren hatte früher am Tag geglaubt, dass es ihnen vielleicht schon gelungen sei. Garth war sich nicht so sicher gewesen. Seine Unruhe wollte sich nicht legen. Daher war er, als sie für die Nacht haltgemacht hatten, weil sie letztendlich schlafen und ihre Kräfte wieder auffrischen mussten, ihren Weg zurückgegangen. Vielleicht würde er etwas entdecken, was die Angelegenheit klären könnte, hatte er gesagt. Vielleicht auch nicht. Zumindest wollte er es versuchen.

Das war Garth. Nie irgendetwas dem Zufall überlassen.

Hinter ihr im Wald scharrte eines der Pferde mit den Hufen, beruhigte sich aber bald wieder. Garth hatte die Tiere hinter den Bäumen versteckt, bevor er gegangen war. Wren wartete einen Moment, bis sie sicher war, dass alles still war, stand dann wieder auf und ging erneut hinüber zu der Weide. Sie verschwand im tiefen Schatten, den ihr Blätterdach warf, und ließ sich erneut entspannt an den breiten Stamm sinken. Weit im Westen, wo Wasser und Himmel aufeinandertrafen, verblasste das Licht zu einem silbernen Schimmern.

Magie, hatte die Natterhexe gesagt. Wie konnte das sein?

Wenn es noch Elfen gab und wenn man sie finden konnte, würden die ihr verraten, was die alte Frau ihr nicht hatte erklären können?

Sie lehnte sich zurück, schloss für einen Moment die Augen und fühlte, wie sie dahindämmerte, und ließ es geschehen.

Als sie aufschreckte, hatte die Dämmerung der Nacht Platz gemacht und überall herrschte Dunkelheit, außer dort, wo Mond und Sterne einen Weg durch das Blattwerk fanden und ihren Silberglanz verbreiteten. Das Lagerfeuer war erloschen, und Wren zitterte in der kalten Küstenluft. Sie erhob sich, ging zu ihrem Gepäck, nahm ihren Reisemantel heraus und schlang ihn zum Wärmen um sich. Dann kehrte sie unter den Baum zurück und ließ sich erneut nieder.

Du bist eingeschlafen, schalt sie sich. Was wird Garth sagen, wenn er das herausfindet?

Danach blieb sie wach, bis er zurückkam. Es dauerte fast bis Mitternacht. Die Welt um sie herum war ruhig geworden bis auf das einschläfernde Rauschen der Meereswogen, die unter ihr auf den Strand liefen. Garth tauchte lautlos auf, und doch hatte sie gespürt, dass er kam, ehe sie ihn sah. Das bereitete ihr wenig Befriedigung. Er trat unter den Bäumen hervor und kam geradewegs auf die Stelle zu, wo sie sich verborgen hielt, regungslos in der Nacht, ein Teil der alten Weide. Er setzte sich vor sie, groß und dunkel, gesichtslos in den Schatten. Dann hob er seine großen Hände und begann in der Zeichensprache zu gebärden. Seine Finger bewegten sich rasch.

Ihr Schatten war noch immer irgendwo hinter ihnen und verfolgte sie.

Wren spürte Kälte im Bauch und schlang ihren Mantel fest um sich.

»Hast du den Schatten gesehen?«, fragte sie mit entsprechenden Zeichen.

Nein.

»Weißt du schon, was er ist?«

Nein.

»Nichts? Überhaupt nichts?«

Er schüttelte den Kopf. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie zugelassen hatte, dass ihre Enttäuschung so offensichtlich in ihrer Stimme mitschwang. Sie wäre gern so ruhig wie er, würde gern so klar denken können, wie er es ihr beigebracht hatte. Sie wollte eine gute Schülerin sein.

Wren legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wird der Schatten uns überfallen, Garth? Oder wartet er noch ab?«

Er wartet noch ab, gebärdete er.

Sein schroffes, bärtiges Gesicht war ausdruckslos, beherrscht. Er zuckte mit den Schultern. Sein Jägerblick. Wren kannte diesen Blick. Er erschien immer dann, wenn Garth sich bedroht fühlte, eine Maske, die verdecken sollte, was in ihm vorging.

Er wartet noch ab, wiederholte sie still für sich. Warum? Wofür?

Garth erhob sich, schlenderte zu seinem Gepäck hinüber, zog ein großes Stück Käse und etwas zu trinken heraus und setzte sich. Wren folgte ihm, um ihm Gesellschaft zu leisten. Er aß und trank, ohne sie anzusehen. Stattdessen blickte er hinaus in die schwarze Weite der Blauen Scheide und schien alles andere vergessen zu haben. Wren betrachtete ihn nachdenklich. Er war ein Riese von einem Mann, stark wie ein Bär, schnell wie eine Katze, erfahren im Jagen und Spurenlesen, erfahren im Überleben, wie sie sonst niemanden kannte. Seit ihrer Kindheit war er ihr Beschützer und Lehrer. Nachdem sie ins Westland zurückgebracht worden war, war sie nach ihrem kurzen Aufenthalt bei der Familie Ohmsford der Obhut der Fahrenden überantwortet worden und damit Garth. Wie war das alles gekommen?, fragte sie sich erneut. Ihr Vater war ein Ohmsford gewesen, ihre Mutter eine Fahrende, doch sie konnte sich an beide nicht erinnern. Warum hatte man sie zu den Fahrenden zurückgebracht, anstatt ihr zu erlauben, bei den Ohmsfords zu bleiben? Wer hatte diese Entscheidung getroffen? Es war niemals richtig erklärt worden. Garth behauptete, es nicht zu wissen. Er wisse nur, was andere ihm gesagt hätten, und das sei wenig, denn seine einzige Anweisung, die Aufgabe, die er übernommen habe, sei, dass er für sie zu sorgen habe. Das hatte er getan, indem er ihr sein Wissen vermittelt und sie in den Fähigkeiten, die er beherrschte, unterwiesen hatte und sie in allem so gut werden ließ, wie er selbst es war. Er hatte sich darum gekümmert, dass sie ihre Lektionen lernte. Und das hatte sie. Was immer Wren Ohmsford wissen mochte, vor allem wusste sie eins: wie man überlebte. Garth hatte dafür gesorgt. Aber es war nicht die Ausbildung, wie sie das Kind eines Fahrenden normalerweise erhielt – besonders ein Mädchen –, und Wren hatte das von Anfang an verstanden. Daher vermutete sie, dass Garth mehr wusste, als er verriet. Nach einiger Zeit war sie sogar überzeugt davon.

Doch Garth hatte nichts preisgegeben, gleichgültig, wie sehr sie auf ihn eindrang. Er schüttelte einfach den Kopf und gebärdete, dass sie diese besonderen Fähigkeiten brauche, dass sie eine Waise und allein sei und dass sie stärker und klüger sein müsse als andere. Er hatte es gesagt, aber er weigerte sich, es zu erklären.

Er beendete seine Mahlzeit und beobachtete sie. Sein wettergegerbtes, bärtiges Gesicht wurde nicht mehr von Schatten verdeckt. Sie konnte die Umrisse seiner Züge klar erkennen und in ihnen lesen. Sie sah sorgenvolle Falten auf seiner Stirn, Güte in seinen Augen. Sie spürte seine Entschlossenheit. Es war seltsam, dachte sie, aber er war immer in der Lage gewesen, ihr mit einem einzigen Blick mehr mitzuteilen als andere mit einem Wortschwall.

»Ich mag es nicht, auf diese Art gejagt zu werden«, sagte sie in Zeichensprache. »Ich hasse es, wenn ich warten muss, um zu erfahren, was vor sich geht.«

Er nickte, seine dunklen Augen verrieten Anspannung.

»Es hat etwas mit den Elfen zu tun«, fuhr sie fort. »Ich weiß nicht, warum ich das Gefühl habe, aber ich kann mich nicht dagegen wehren. Ich bin mir sicher.«

Dann werden wir bald etwas erfahren, antwortete er.

»Wenn wir zu den Höhlen der Rocks kommen«, stimmte sie zu. »Ja. Denn dann werden wir erfahren, ob die Natterhexe die Wahrheit gesagt hat und ob es wirklich noch Elfen gibt.«

Und unser Schatten wird es vielleicht auch wissen wollen.

Sie lächelte angespannt. Die beiden sahen sich einen Moment lang stumm an, ergründeten, was sie in den Augen des anderen lasen, und dachten darüber nach, was vor ihnen liegen könnte.

Schließlich erhob sich Garth und deutete auf den Wald. Sie nahmen ihr Gepäck und gingen zurück zu der Weide. Am Fuße ihres Stammes breiteten sie ihre Schlafmatten aus und wickelten sich in ihre Mäntel. Trotz ihrer Müdigkeit bot Wren an, die erste Wache zu übernehmen, und Garth war einverstanden. Er rollte sich zusammen, legte sich neben sie und war binnen Sekunden eingeschlafen.

Wren lauschte seinem ruhigen Atem und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf die nächtlichen Geräusche hinter ihnen. Auf der Klippe war es leise, die Vögel und Insekten waren still geworden, der Wind war nur noch ein Flüstern und der Ozean ein besänftigendes, entferntes Murmeln. Was auch immer ihnen dort draußen folgte, schien weit entfernt. Doch das war eine Täuschung, mahnte sie sich selbst und wurde noch wachsamer.

Sie berührte den Beutel auf ihrer Brust, der angeblich Elfensteine enthielt. Er war ihr Talisman, dachte sie, ein Zauber, der Böses abwehrte, der vor Gefahren schützte und sie sicher durch alle Herausforderungen bringen würde. Drei bemalte Steine, die Symbole einer Magie, die einst allgegenwärtig gewesen, jetzt aber verloren war wie die Elfen, wie ihre Vergangenheit. Sie fragte sich, ob irgendetwas davon wiedergefunden werden könnte.

Oder auch, ob es das sollte.

Sie lehnte sich an den Stamm der Weide, starrte hinaus in die Nacht und suchte vergeblich nach einer Antwort.

3

Bei Sonnenaufgang des nächsten Tages nahmen Wren und Garth ihre Reise Richtung Süden und ihre Suche nach den Höhlen der Rocks wieder auf. Es war eine Reise, die viel Vertrauen verlangte, denn entlang der Küstenlinie hatten sie beide keine Höhlen entdeckt, die groß genug für Rocks gewesen wären. Und sie hatten auch keinen der legendären Vögel gesehen. Beide kannten Geschichten über die Wesen mit breiten Schwingen, die in früheren Zeiten Menschen getragen hatten. Aber die Geschichten waren eben nur Geschichten, Erzählungen am Lagerfeuer, mit denen man sich die Zeit vertrieb und Bilder von Dingen heraufbeschwor, die es vielleicht gegeben hatte, aber wahrscheinlich doch eher nicht. Natürlich wurde auch erzählt, sie seien gesichtet worden, wie das bei jedem Fabelwesen üblich ist. Aber darauf konnte man sich nicht verlassen. Wie die Elfen hatten sich auch die Rocks offensichtlich den Blicken der Welt entzogen.

Aber dass es Rocks gab, war keine Voraussetzung dafür, dass es Elfen gab. Die Hinweise der Natterhexe könnten sich in jedem Fall als richtig erweisen. Sie mussten nur die Höhlen entdecken, ob mit Rocks oder ohne, das Signalfeuer entfachen und drei Tage warten. Dann würden sie die Wahrheit erfahren. Sicherlich könnte die Wahrheit eine Enttäuschung sein, aber da sie beide diese Möglichkeit sahen und akzeptierten, gab es keinen Grund, nicht weiterzumachen. Ihr einziges Eingeständnis der Unwahrscheinlichkeit war, dass sie es vermieden, darüber zu reden.

Der Tag zog klar und frisch herauf, der Himmel war wolkenlos und blau, der Sonnenaufgang eine helle Woge über dem östlichen Horizont, von dem sich die Berge als starres, zerklüftetes Relief abhoben. Die Luft war von den verschiedenen Gerüchen des Meeres und des Waldes erfüllt, und der Gesang von Staren und Spottdrosseln stieg aus den Bäumen empor. Der Sonnenschein vertrieb bald die Kühle der Nacht und wärmte das Land. Hitze breitete sich aus, dicht und drückend, wo sie von den Bergen aufgehalten wurde, und hing sengend über der Ebene und den Hügeln, wo sie das Gras mehr und mehr zu staubigem Braun verbrannte, wie schon den ganzen Sommer über. An der Küste jedoch blieb es kühl und angenehm, da eine ständige Brise vom Wasser her wehte. Wren und Garth ließen die Pferde im Schritt gehen und folgten den engen, gewundenen Pfaden an den Klippen und Stränden vor den östlichen Bergen entlang. Sie hatten es nicht eilig. Sie hatten alle Zeit der Welt, um an ihr Ziel zu gelangen.

Es war genug Zeit, um beim Durchqueren dieses unbekannten Landes vorsichtig zu sein – genug Zeit, ein Auge auf ihren Schatten zu haben, falls er ihnen noch immer folgte.

Aber sie waren entschlossen, auch darüber nicht zu sprechen.

Diese Entscheidung, nicht darüber zu sprechen, hielt Wren jedoch nicht davon ab, über dieses Thema nachzudenken. Während des Rittes sann sie darüber, wer oder was dort hinter ihnen unterwegs sein mochte. Sie gewährte ihren Gedanken freien Lauf, schaute über die Weite der Blauen Scheide hinweg und überließ es ihrem Pferd, sich den Weg suchen. In ihren schlimmsten Ahnungen handelte es sich um etwas Ähnliches wie bei dem Untier, das Par und Coll auf ihrer Reise von Culhaven zum Kamin verfolgt hatte, als sie Walker Boh suchten – so etwas wie ein Nager. Aber konnte ihnen selbst ein Nager so vollständig aus dem Weg gehen, wie es ihrem Schatten bisher gelungen war? Konnte etwas, das seinem Wesen nach ein Tier war, sie wieder und wieder finden, obwohl sie doch so sehr bemüht gewesen waren, ihm zu entkommen? Wahrscheinlicher war der Schatten ein Mensch oder besaß wenigstens die Verschlagenheit und Intelligenz und die Fähigkeiten eines Menschen. Ein Sucher vielleicht – gesandt von Rimmer Dall, ein Fährtenleser mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, oder auch ein gedungener Mörder, obwohl sogar das wohl nicht gereicht hätte, um ihnen so erfolgreich auf den Fersen zu bleiben.

Denkbar war auch, dachte sie, dass es überhaupt kein Feind war, der da hinter ihnen war, sondern etwas anderes. »Freund« war wohl kaum das richtige Wort, vermutete sie, aber vielleicht jemand, der ein Ziel verfolgte, das dem ihren ähnlich war, jemand, der ein Interesse an den Elfen hatte, jemand, der …

Sie verwarf den Gedanken. Schließlich war da jemand, der sich im Verborgenen hielt, obwohl er wusste, dass er von Garth und ihr entdeckt worden war. Jemand weiter ganz bewusst mit ihnen Katz und Maus spielte.

Der schlimmste Verdacht stieg wieder in ihr auf und verdrängte alle anderen Möglichkeiten.

Um die Mittagszeit erreichten sie den nördlichen Rand des Irrybis. Die Berge teilten sich in zwei Richtungen, die hohe Gebirgskette verlief nach Osten, parallel zu dem im Norden liegenden Steinkammgebirge, und umschloss den Wildewald, die niedrige Hügelkette entlang der Küstenlinie, der sie auf ihrem Weg nach Süden folgten. Der an der Küste gelegene Teil des Irrybis war dicht bewaldet und weniger beeindruckend, erstreckte sich an der Blauen Scheide entlang und wurde immer wieder von Tälern und Bergrücken unterbrochen, welche die Hügel im Inland mit den Stränden verbanden. Trotzdem kamen sie langsamer voran, weil die Pfade kaum noch zu erkennen waren und über lange Strecken oft vollständig verschwanden. Manchmal ragten die Berge vom Wasser auf und endeten in steilen, unpassierbaren Klippen, sodass Wren und Garth vorsichtig zurückreiten und sich einen anderen Weg suchen mussten. Oft standen sie vor großen Holzhaufen und mussten sie umgehen. Dabei entfernten sie sich von den Stränden und näherten sich den Bergpässen, wo das Land offener und zugänglicher war. Langsam arbeiteten sie sich voran, während die Sonne gen Westen wanderte und schließlich im Meer versank.

Die Nacht verging ohne Zwischenfälle, und bei Tagesanbruch waren sie bereits wieder auf den Beinen und machten sich auf den Weg.

Die Morgenkälte wich abermals der Mittagshitze. Die Meeresbrise, die am Tag zuvor für Kühlung gesorgt hatte, war auf den Pässen weniger spürbar, und Wren schwitzte. Sie schob ihr zerzaustes Haar zurück, band sich ein Tuch um den Kopf, schüttete sich Wasser ins Gesicht und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit in Schattental und versuchte, sich vorzustellen, wie ihre Eltern gewesen waren. Wie schon so oft gelang ihr das nicht. Denn das, woran sie sich erinnerte, war vage und bruchstückhaft – Fetzen von Unterhaltungen, kleine Augenblicke, einzelne Wörter oder aus dem Zusammenhang gerissene Sätze. Alles, was sie sich ins Gedächtnis rief, konnte genauso gut mit Pars Eltern zusammenhängen wie mit ihren eigenen. Erinnerte sie sich an ihre Eltern oder an Jaralan und Mirianna Ohmsford? Hatte sie ihre Eltern überhaupt jemals richtig kennen gelernt? Waren sie je mit ihr in Schattental gewesen? Man hatte ihr das erzählt. Man hatte ihr erzählt, sie wären gestorben. Sie konnte sich jedoch nicht daran erinnern. Warum nur? Warum war ihr nichts über sie in Erinnerung geblieben?

Sie sah sich zu Garth um, und ihre Verwirrung zeigte sich in ihren Augen. Rasch wandte sie den Blick wieder ab, denn sie wollte nichts erklären müssen.

Mittags machten sie eine Pause, aßen und ritten weiter. Wren fragte Garth nach ihrem Schatten. Folgte er ihnen noch immer? Spürte er etwas? Garth zuckte mit den Schultern und gebärdete, dass er nicht sicher war und sich in diesem Punkt selbst nicht traute. Wren runzelte die Stirn, aber Garth wollte dazu nicht mehr sagen. Sein dunkles Gesicht war undurchdringlich.

Der Nachmittag verstrich, während sie einen Bergrücken überquerten, auf dem im letzten Jahr ein Waldbrand gewütet hatte. Zwischen schwarzen Stümpfen des alten Bewuchses sprossen die ersten grünen Schösslinge. Von oben konnte Wren meilenweit zurückschauen. Es gab nichts, wo sich ihr Schatten hätte verstecken können, keinen Weg, den er ungesehen hätte nehmen können. Wren hielt sorgfältig Ausschau und entdeckte nichts.

Und doch wollte sie das Gefühl nicht verlassen, dass er hinter ihnen war.

Bei Einbruch der Nacht gelangten sie wieder an den Rand einer hohen, engen Klippe, die steil zum Meer hin abfiel. Unterhalb des Pfades, den sie entlangritten, krachte und donnerte das Wasser der Blauen Scheide gegen die Klippen, und Meeresvögel kreisten und schrien über dem weißen Schaum. Sie schlugen ihr Lager in einem Erlenhain auf, in der Nähe eines Flusses, der aus den Gebirgsfelsen herabrann und sie mit Trinkwasser versorgte. Zu Wrens Überraschung entfachte Garth ein Feuer, sodass sie eine warme Mahlzeit zubereiten konnten. Als Wren ihn fragend anschaute, hob der hochgewachsene Fahrende den Kopf und bedeutete ihr, dass ihr Schatten, sofern er ihnen immer noch folgte, auch weiterhin abwarten würde. Sie hatten im Augenblick nichts zu befürchten. Wren war sich dessen nicht so sicher, aber Garth wirkte zuversichtlich, sodass sie das Thema fallen ließ.

In dieser Nacht träumte sie von ihrer Mutter, der Mutter, an die sie sich nicht erinnern konnte und von der sie nicht wusste, ob sie sie jemals gekannt hatte. Im Traum hatte ihre Mutter keinen Namen. Sie war eine kleine, quicklebendige Frau mit demselben aschblonden Haar und denselben braunen Augen wie Wren. Ihr Gesicht war freundlich und offen und besorgt. Ihre Mutter sagte zu ihr: »Vergiss mich nicht.« Wren konnte sich aber nicht an sie erinnern. Sie hatte nichts, was sie an ihre Mutter erinnert hätte. Und doch wiederholte sie die Worte immer und immer wieder. Vergiss mich nicht. Vergiss mich nicht.

Als Wren aufwachte, blieben ihr das Gesicht ihrer Mutter und der Klang ihrer Stimme im Kopf. Garth schien nicht zu bemerken, wie aufgewühlt sie war. Sie kleideten sich an, frühstückten, packten zusammen und ritten los – und die Erinnerung an den Traum verharrte. Wren fragte sich, ob sie sich im Traum an eine Begebenheit erinnert haben konnte, die sie über die Jahre irgendwie in sich verschlossen hatte. Vielleicht hatte sie wirklich von ihrer Mutter geträumt, vom Gesicht ihrer Mutter, an das sie sich nach all den Jahren erinnert hatte. Sie zögerte, es zu glauben, es widerstrebte ihr aber gleichzeitig auch, diese Möglichkeit auszuschließen.

Schweigend ritt sie dahin und versuchte vergeblich, sich klarzuwerden, welche Variante am Ende schmerzhafter wäre.

Der kühle Morgen verstrich, und die Hitze wurde drückend. Als die Sonne hinter den Bergen aufstieg, erstarb die Brise vom Meer vollständig. Die Luft wurde schwer wie Blei. Wren und Garth führten ihre Pferde, damit die Tiere verschnaufen konnten, und folgten der Klippe bis zu einem felsigen Pfad, der zu einer riesigen Steilwand hinaufführte. Schweiß perlte und trocknete auf ihrer Haut, während sie wanderten, und ihre Füße wurden müde und wund. Meeresvögel sahen sie keine mehr. Die hatten ihre Rastplätze aufgesucht und warteten auf die Kühle des Abends, wenn sie sich zur Jagd auf Fisch wieder hervorwagen würden. Das Land wurde still, wie auch sein verborgenes Leben. Das einzige Geräusch war das träge Grollen der Wellen, die in der Blauen Scheide an die felsigen Strände schlugen. Weit draußen am Horizont ballten sich dunkel und bedrohlich Wolken zusammen. Wren sah zu Garth. Vor Einbruch der Nacht würde Sturm aufkommen.

Der Pfad, dem sie folgten, schlängelte sich weiter aufwärts zu der Steinwand. Die Bäume wurden immer spärlicher, zuerst die Fichten und Tannen und Zedern, dann auch die kleinen, biegsamen Erlen. Der Fels lag nackt und offen unter der Sonne und strahlte die Hitze in dichten, schwerfälligen Wogen wieder ab. Vor ihren Augen verschwamm die Umgebung, und Wren blieb stehen, um ihr Stoffstirnband zu tränken. Garth wandte sich um und wartete ruhig auf sie. Als sie nickte, setzten sie ihren Weg fort. Sie wollten diese anstrengende Kletterpartie hinter sich bringen.

Es war fast Mittag, als sie es schließlich geschafft hatten. Die Sonne stand über ihnen und brannte weißglühend auf sie herab. Die Wolken, die sich zusammengeballt hatten, zogen rasch landeinwärts, und es lag eine greifbare Ruhe in der Luft. Als sie am Ende des Pfades angelangt waren, schauten Wren und Garth sich forschend um. Sie standen am Rande einer Hochebene, die von schweren Gräsern überwuchert und mit windgebeugten, tannenähnlichen Bäumen bestanden war. Die Ebene erstreckte sich zwischen hohen Gebirgszügen und dem Meer nach Süden, so weit das Auge reichte, ein weites Flachland, über dem die schwüle Luft unbeweglich hing.

Wren und Garth wechselten erschöpfte Blicke und gingen den Weg über die Ebene an. Die sturmbeladenen Wolken schoben sich langsam vor die Sonne. Schließlich verhüllten sie diese vollständig, und leichter Wind kam auf. Die Wärme wurde ein wenig erträglicher, und Schatten zogen wie rastlose Wanderer im Hitzeflimmern über das Land.

Wren ließ das Stirnband in ihre Tasche gleiten und wartete darauf, dass ihr Körper abkühlte.

Kurz darauf entdeckten sie das Tal: einen tiefen Einschnitt in der Ebene, der versteckt lag, bis man fast davorstand. Es war fast eine halbe Meile breit und wurde im Osten wettergeschützt durch eine Reihe wulstähnlicher Hügel und im Westen durch eine Anhöhe der Klippen sowie durch dichte Baumgruppen, die es von Wand zu Wand ausfüllten. Mehrere Bäche flossen hindurch. Sogar vom Rand aus konnte Wren das Murmeln des Wassers hören, das an Felsen entlang in Rinnen hinablief. Sie folgte Garth hinunter, neugierig auf das, was sie dort vielleicht entdecken würden. Nach kurzer Zeit erreichten sie eine Lichtung mit dichtem Gras und kleinen Büschen, aber ohne älteren Bewuchs. Als sie sich umsahen, fanden sie die Überreste von Steinfundamenten, die unter dem Gestrüpp verborgen lagen. Der alte Bewuchs war entfernt worden, um Platz für Behausungen zu schaffen. Hier hatten einst Menschen gelebt – viele Menschen.

Wren schaute sich nachdenklich um. War dies der Ort, den sie suchten? Sie schüttelte den Kopf. Es gab keine Höhlen – zumindest nicht hier, aber …

Sie überlegte nicht weiter, sondern machte Garth eilig ein Zeichen, stieg auf ihr Pferd und ritt auf die Klippen im Westen zu.

Sie ritten aus dem Tal heraus zu den Felsen, die es vom Meer trennten. Die Felsen waren fast baumlos, aber Büsche und Gräser wuchsen aus jedem Riss und jedem Spalt. Wren steuerte auf den höchsten Punkt zu, der wie ein Sims über die Klippen und das Meer hinausragte. Als sie oben waren, stieg sie ab. Sie ließ ihr Pferd zurück und ging zu Fuß weiter. Der Felsen war hier kahl, eine weite Landsenke, auf der anscheinend nichts wachsen konnte. Sie schaute sich einen Moment um. Die Senke erinnerte sie an eine Feuergrube, von den Flammen blank gefegt und gereinigt. Sie vermied es, Garth anzublicken, sondern trat an den Rand. Der Wind blies jetzt kräftiger und fuhr ihr in Böen ins Gesicht, als sie hinabsah. Garth trat leise neben sie. Die Klippen fielen steil ab. Gestrüpp wuchs in dichten Inseln aus den Felsen. Kleine blaue und gelbe Blumen blühten und wirkten seltsam fehl am Platze. Weit unten rollte das Meer in einer schmalen Linie aus. Wellen türmten sich auf, während der Sturm herannahte, und brachen in weißem Schaum an den Felsen.

Wren betrachtete die Steilwand lange Zeit. Die zunehmende Dunkelheit erschwerte es, alles deutlich zu erkennen. Die Felsen lagen im Schatten, und durch die Bewegung der Wolken wechselte das Licht unablässig.

Die Fahrende runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Sie konnte nicht sagen, was es war, hockte sich auf die Fersen und wartete auf eine Antwort.

Schließlich wusste sie es. Es gab nirgendwo Meeresvögel – nicht einen einzigen.

Sie überlegte, was das bedeuten mochte, wandte sich dann Garth zu und gebärdete ihm, er solle warten. Daraufhin erhob sie sich und ging zu ihrem Pferd, zog ein Seil aus ihrem Gepäck und kehrte zurück. Garth beobachtete sie neugierig. Sie machte schnelle, aufgeregte Handzeichen und verlangte, dass er sie über den Rand nach unten ließ, um nachzusehen, was dort war.

Schweigend schlang er Wren ein Seilende unter die Arme und das andere Ende um einen Vorsprung nahe am Rand der Klippe. Wren prüfte die Knoten und nickte. Garth stützte sich ab und ließ das Mädchen langsam über den Rand hinab. Wren stieg vorsichtig ab, wobei sie jeden Halt für ihre Füße und Hände nutzte. Bald war Garth nicht mehr zu sehen, und wie vereinbart zog sie am Seil, um sich mit ihm zu verständigen.

Der Wind umtoste sie. Er wurde immer stärker und zerrte kräftig an ihrem Körper. Sie klammerte sich an die Klippe, um nicht hinabgeweht zu werden. Die Wolken über ihr hatten sich vollständig zugezogen und türmten sich übereinander auf. Vereinzelt gingen Regentropfen nieder.

Sie biss die Zähne zusammen. Die Aussicht, beim Ausbruch des Sturms im Freien zu sein, behagte ihr nicht. Sie musste ihre Entdeckungstour beenden und schnell wieder nach oben klettern.

Sie krallte sich an einem Busch fest. Dornen zerkratzten ihr Arme und Beine, und ärgerlich schob sie die Äste beiseite. Durch das Gestrüpp arbeitete sie sich abwärts. Als sie über die Schulter blickte, konnte sie etwas erkennen, was vorher nicht zu sehen gewesen war, eine dunkle Stelle vor der Felswand, eine Vertiefung. Sie kämpfte gegen ihre Aufregung an. Dabei gab sie Garth das Zeichen, ihr mehr Seil zu lassen, und stieg rasch an den Felsen hinab. Die Dunkelheit nahm zu und dehnte sich weiter aus, als sie zunächst geglaubt hatte: Vor ihr klaffte ein großes, schwarzes Loch in der Felswand. Wren spähte hinein. Sie konnte nicht erkennen, was sich darin befand, aber da waren noch andere dunkle Stellen, dort, weiter seitlich, auch noch zwei davon, und dort eine weitere, halb vom Gestrüpp verborgen, vom Fels versteckt … Höhlen!

Sie verlangte mehr Seil.

Langsam sank sie auf die vorderste Öffnung zu, erreichte das schwarze Loch und blickte sich blinzelnd um …

Plötzlich hörte sie ein Geräusch, ein Rascheln unter ihr, wie aus dem Fels. Sie erschrak und schauderte. Dann spähte sie erneut nach unten. Alles war von Schatten umhüllt, Schichten von Dunkelheit. Sie konnte nichts erkennen. Der Wind wehte scharf und übertönte andere Geräusche.

Hatte sie sich geirrt?

Sie ließ sich unsicher einige Fuß weiter hinab.

Dort, dort ist etwas…

Sie zog hart an dem Seil, damit sie nicht weiter nach unten gelassen wurde, und hing nur Zentimeter über der dunklen Öffnung.

Der Rock preschte unter ihr hervor und schoss aus der Schwärze wie von einem Katapult geschleudert. Er füllte den ganzen Himmel aus, die Flügel weit vor den grauen Wassern der Blauen Scheide, über die Schatten und die Wolken ausgebreitet. Er flog so dicht an ihr vorbei, dass sein Körper ihre Füße streifte und sie herumwirbeln ließ wie ein Stück Stoff. Sie rollte sich instinktiv zu einer Kugel zusammen, stieß am Seil hängend, ihrem Lebensfaden jetzt, gegen den rauen Felsen und hatte Mühe, einen Schrei zu unterdrücken. Dabei betete sie die ganze Zeit über, dass der Vogel sie nicht gesehen hätte. Der Rock, ein goldfarbener Körper mit einem feuerfarbenen Kopf, erhob sich in die Lüfte, vergaß ihre Gegenwart oder kümmerte sich nicht darum. Er sah wild und gefährlich aus, sein Gefieder war struppig, die Flügel gezeichnet und mit Narben übersät. Er stieg hoch in den sturmerfüllten Himmel im Westen und verschwand.

Darum gibt es hier keine Meeresvögel, bestätigte sich Wren benommen in ihrem Schreck.

Längere Zeit hing sie wie betäubt an der Wand der Klippe, wartete, bis sie sicher sein konnte, dass der Rock nicht zurückkehren würde, zog dann vorsichtig am Seil und ließ sich von Garth in Sicherheit bringen.

Kurz nachdem sie oben auf der Klippe angekommen war, begann es zu regnen. Garth legte seinen Umhang um sie und brachte sie hastig zurück ins Tal, wo sie in einem Tannenhain erst einmal Schutz fanden. Dort zündete er ein Feuer an und kochte Suppe, damit sie sich aufwärmen konnte. Sie fror und zitterte bei der Erinnerung daran, wie hilflos sie dort gehangen hatte, während der Rock unter ihr vorbeigestrichen war, nahe genug, um sie mitzureißen und zu töten. Ihr Kopf drehte sich. Sie hatte beabsichtigt, bei ihrem Abstieg die Höhlen der Rocks zu finden, und hätte sich aber niemals träumen lassen, dass sie auch die Rocks finden würde.

Nachdem sie sich weit genug erholt hatte, dass sie sich wieder bewegen konnte, und nachdem die Suppe die Kälte vertrieben hatte, unterhielt sie sich mit Garth.

»Wenn es Rocks gibt, könnte es auch Elfen geben«, sagte sie, und ihre Hände übersetzten ihre Worte. »Was glaubst du?«

Garth verzog das Gesicht. Ich denke, du hättest zu Tode kommen können.

»Ich weiß«, gab sie zerknirscht zu. »Können wir das jetzt auslassen? Ich fühle mich auch so ziemlich dumm.«

Gut, zeigte er gleichmütig an.

»Wenn die Natterhexe recht hatte, was die Höhlen der Rocks angeht, denkst du nicht auch, dass sie dann mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch mit dem recht hat, was sie über die Elfen sagte?« Wren sann weiter. »Ich glaube schon. Sicher wird jemand kommen, wenn wir ein Signalfeuer entzünden. Hier auf diesem Sims. In dieser Senke. Dort haben schon früher Feuer gebrannt. Das hast du doch auch gesehen. Vielleicht war dieses Tal einmal die Heimat der Elfen. Vielleicht ist es das noch immer. Morgen werden wir dieses Signalfeuer entfachen und abwarten, was geschieht.«

Sie ignorierte sein Achselzucken und lehnte sich bequem zurück, die Decken eng um sich gewickelt. Ihre Augen leuchteten vor Entschlossenheit. Der Zwischenfall mit dem Rock hatte sich bereits in die hinteren Winkel ihres Bewusstseins verkrochen.

Sie schlief bis weit nach Mitternacht und übernahm die späte Wache, denn Garth hatte sie nicht wecken wollen. Für den Rest der Nacht war sie munter und überlegte, was auf sie zukommen mochte. Der Regen hörte auf, und bei Tagesanbruch stellte sich die Sommerhitze wieder ein, diesmal mit schwerem Dunst. Sie suchten trockenes Holz, brachen kleinere Äste ab, bauten einen Schlitten und ließen die Pferde das Holz zum Rand der Klippe ziehen. Rastlos arbeiteten sie in der Hitze, blieben aber dennoch bemüht, sich selbst und ihre Tiere nicht zu überanstrengen. Dabei machten sie oft Pause und tranken viel Wasser, um einen Hitzschlag zu vermeiden.

Der Tag blieb klar und schwül, der Regen verblasste zur fernen Erinnerung. Eine gelegentliche Brise wehte vom Wasser landeinwärts, brachte aber kaum Abkühlung. Das Meer bildete eine glatte Fläche, wie Glas, und wirkte von der Höhe der Klippen aus flach und hart wie Eisen.

Sie sahen keinen weiteren Rock. Garth meinte, sie seien wohl Nachtvögel, Jäger, die den Schutz der Dunkelheit bevorzugten, bevor sie sich ins Freie wagten. Ein- oder zweimal glaubte Wren ihren Schrei gehört zu haben, schwach und gedämpft. Sie hätte gern gewusst, wie viele in den Höhlen hausten und ob sie Junge hatten. Aber ihr Zusammenstoß mit dem riesigen Vogel genügte ihr zunächst, wenn auch ihre Neugier unbefriedigt blieb.

Sie schichteten das Holz für ihr Signalfeuer in der Senke auf dem Felsvorsprung auf, der über die Blaue Scheide hinausragte. Bei Sonnenuntergang zündete Garth mit seinem Feuerstein das Anmachholz an, und bald brannten auch die größeren Holzstücke. Die Flammen loderten himmelwärts, rot und golden im schwindenden Licht, und knisterten in der Stille. Wren sah sich zufrieden um. Von dieser Höhe aus konnte das Feuer in allen Richtungen meilenweit gesehen werden. Wenn dort draußen jemand Ausschau hielt, würde derjenige es bemerken.

Sie aßen schweigend zu Abend, saßen nahe bei dem Signalfeuer, betrachteten die Flammen und ließen die Gedanken schweifen. Wren dachte an ihre Vettern Par und Coll, und an Walker Boh. Ob man sie auch hatte überreden können, die Aufgaben von Allanon anzunehmen? Finde das Schwert von Shannara, hatte der Schatten von Par verlangt. Finde die Druiden und das verlorene Paranor, hatte er Walker aufgetragen. Und ihr hatte er befohlen, die vermissten Elfen zu finden. Wenn sie es nicht taten oder wenn es einem von ihnen misslänge, dann würde die Vision einer öden und leeren Welt, die er ihnen vorgeführt hatte, Wirklichkeit werden und die menschlichen Rassen würden zum Spielzeug der Schattenwesen werden. Ihr dünnes Gesicht straffte sich, und gedankenverloren strich sie eine Locke zurück, die sich gelöst hatte. Die Schattenwesen – was waren die? Cogline hatte über sie gesprochen, aber eigentlich nichts verraten. Die Geschichte, die er ihnen in jener Nacht am Hadeshorn erzählt hatte, war äußerst vage geblieben. Wesen bildeten sich aus der Leere, die durch das Vergehen der Magie nach Allanons Tod entstanden war. Wesen, die aus verirrter Magie geboren worden waren. Was bedeutete das?

Sie beendete ihre Mahlzeit, erhob sich und trat an die Kante der Klippe. Die Nacht war klar und der Himmel von Tausenden von Sternen erfüllt, deren Licht auf dem Ozean glitzerte und einen schimmernden Silberteppich erzeugte. Wren verlor sich eine Weile in dieser Schönheit, genoss die Abendkühle und vergaß für kurze Zeit ihre dunklen Gedanken. Schließlich wünschte sie sich, sie wüsste genauer, was vor ihr lag. Ihre früher geordnete Existenz war zum Abenteuer geworden.

Sie kehrte zum Feuer und zu Garth zurück. Der große Mann breitete die Schlafdecken aus, die sie aus dem Tal heraufgeholt hatten. Sie würden beim Feuer schlafen und es in Gang halten, bis die drei Tage verstrichen waren oder bis jemand kam. Die Pferde waren hinter ihnen am Ende des Tals zwischen den Bäumen angepflockt. Solange es nicht regnete, würden sie lieber im Freien schlafen.

Garth bot an, die erste Wache zu übernehmen, und Wren war einverstanden. Sie legte sich hin, wickelte sich am Rande der Feuerwärme in ihre Decken, beobachtete, wie die Flammen vor der Dunkelheit tanzten, verlor sich in ihre hypnotisierenden Bewegungen und ließ die Gedanken treiben. Wieder dachte sie an ihre Mutter, an ihr Gesicht und ihre Stimme im Traum und fragte sich, ob irgendetwas davon real war.

Vergiss mich nicht.

Warum konnte sie sich nicht erinnern?

Sie grübelte noch, als sie endlich einschlief.

Sie erwachte, als Garth die Hand auf ihre Schulter legte. Er hatte sie über die Jahre Hunderte von Malen geweckt, und sie hatte gelernt, allein an seiner Berührung zu spüren, was er empfand. Seine jetzige Berührung verriet ihr, dass er besorgt war.

Sie rollte sich sofort auf die Füße, und der Schlaf war vergessen. Es war noch früh, so viel konnte sie nach einem Blick auf den nächtlichen Himmel sagen. Das Feuer brannte neben ihnen, sein Schein war unvermindert hell. Garth sah in die Nacht, zum Tal zurück, in Richtung eines Geräusches, das sich näherte. Wren hörte, wie es sich näherte – ein Scharren, ein Klicken, wie von Krallen auf Fels. Was auch immer dort draußen war, es versuchte nicht, sein Kommen zu verbergen.

Garth wandte sich zu ihr um und signalisierte, dass bis vor wenigen Augenblicken alles völlig ruhig gewesen war. Ihr Besucher musste zunächst auf Katzenpfoten herangeschlichen sein und dann seine Meinung geändert haben. Wren stellte nicht infrage, was ihr mitgeteilt wurde. Garth hörte mit seiner Nase und seinen Händen und vor allem mit seinen Instinkten. Obwohl er taub war, hörte er besser als sie. Ein Rock?, überlegte sie kurz und erinnerte sich seiner klauenähnlichen Füße. Garth schüttelte den Kopf.