Die Siegerin - Gaby Bergbauer - E-Book

Die Siegerin E-Book

Gaby Bergbauer

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Beschreibung

Nicht jede Mutter und nicht jeder Vater sind liebende Eltern. Der Name Laura bedeutet - die Siegerin. Laura musste schon sehr früh kämpfen und sie malte sich aus, dass sie eines Tages über alles siegen würde. Trotz aller Schmerzen und Ängste, die sie schon in jungen Jahren erdulden musste. Sie litt unter ihrer herrschsüchtigen Mutter und ihren gewaltbereiten Stiefvater. Sie suchte Schutz bei ihrer Mutter, aber sie fand ihn nicht. Von ihrer erste Liebe wurde sie nur ausgenutzt. Erst als Kevin in ihr Leben trat, lernte sie, was Zuneigung wirklich bedeutet, ohne dafür bezahlen zu müssen. Er unterstützte sie bei allem, was sie tat und gab ihr die Kraft voranzugehen. Obwohl manches für beide sehr schwierig war. Er ging mit ihr durch die Zeit der Flashbacks mit viel Geduld. So hat Laura auf ihre eigene Weise gelernt, mit allen Widrigkeiten umzugehen. Und nur darum kann sie heute mit erhobenen Hauptes als Siegerin in die Zukunft schauen. Und genau das wünscht sich Laura für jedes einzelne missbrauchte Kind.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Dieses Buch widme ich allen

missbrauchten Kindern weltweit.

Gaby Bergbauer

Die Siegerin

Vom Kind zur Frau

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© 2015 Gaby Bergbauer

Umschlag, Illustration:

©Gerda Kern, 67069 Ludwigshafen.

©Elisabeth Ehret, 72202 Nagold

Lektorat: Ilona Hambitzer

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback

ISBN 978-3-7323-5925-7

Hardcover

ISBN 978-3-7323-5926-4

e-Book

ISBN 978-3-7323-5927-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort

Man trat an mich heran dieses Buch zu schreiben, weil zu viele Kinder missbraucht werden. Jedes einzelne missbrauchte Kind ist ein Kind zu viel. Aufgrund meiner Recherchen zu diesem Buch und zahlreicher Gespräche, die ich führte, erkannte ich, dass die Lobby der missbrauchten Kinder und mittlerweile Erwachsenen viel zu klein ist. Es ist erschreckend, in wie vielen Familien dieser Missbrauch vorkommt. Man bekommt das Gefühl, das es ein Kavaliersdelikt geworden ist und das darf es niemals sein. Wer wegschaut, macht sich mitschuldig am Leid der Kinder.

Kinder leiden ein Leben lang unter diesem Missbrauch. Die einen mehr, die anderen weniger. Es kann auch nicht sein, dass die Opfer weniger Hilfe bekommen, als die Täter.

Es ist Lauras Geschichte, die ich erzähle. Ihre Hochs und Tiefs werden hier sehr deutlich. Wie ihr Partner das erlebt und damit klarkommt. Es war eine große Belastungsprobe für Laura und Kevin. Nicht jede Mutter und nicht jeder Vater sind liebende Eltern. Sie suchte verzweifelt Hilfe bei ihrer Mutter, aber die fand sie nicht. Laura hat auf ihre eigene Weise gelernt, damit umzugehen. Und nur darum kann sie heute mit erhobenen Hauptes als Siegerin in die Zukunft schauen. Und genau das wünscht sie sich für jedes einzelne missbrauchte Kind. Sie weiß, dass der Weg dorthin sehr steinig ist, aber er ist zu schaffen.

Gaby Bergbauer

September 2015

1.

D er Name Laura bedeutet - die Siegerin. Laura musste schon sehr früh kämpfen und sie malte sich aus, dass sie eines Tages über alles siegen würde. Trotz aller Schmerzen und Ängste, die sie schon in jungen Jahren erdulden musste.

Laura war anders, als alle anderen Frauen, die sie kannte. Es gab viele Unterschiede zu ihren Freundinnen. Sie waren unbeschwert und immer gut drauf. Laura war in sich gekehrt und träumerisch. Sie konnte in den Tag hinein träumen. So konnte Laura jemanden ansehen, ohne ihn wahrzunehmen. Sie konnte einfach durch die Menschen hindurchsehen und sich in einem wunderschönen Land verlieren. Mit bunten Blumen, einer Wiese, soweit das Auge reicht, wo es so friedlich war. Wo es keine Streitigkeiten, Schläge und Übergriffe gibt. Wurde sie darauf angesprochen, warum sie die Leute so anstarre, erschrak sie und kehrte mit ihren Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Die Dämone ihrer Vergangenheit kamen sie fast jede Nacht in ihren Albträumen besuchen. Und mit ihnen kamen die Ängste. Besonders die Ängste vor einer Dreispitzgartenharke mit der sie so oft Bedrohungen erfahren hatte. Das alles war tief in ihrer Kindheit vergraben. Nur den Grund, den wusste sie lange nicht. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Lange blieben ihr viele Ereignisse aus ihrer Kindheit verborgen. Die ganze grausige Wahrheit sollte sie erst nach und nach über Jahre erfahren. Man sagt, die Erinnerungen kommen zurück, wenn Körper und Geist dazu bereit sind, damit umzugehen. So war es auch bei Laura.

*Siemensstadt: Nach dem Krieg lebten viele Menschen von Berlin in den Kleingärten, bis alle Wohnungen wieder aufgebaut wurden. In Berlin vollzog sich die Entwicklung von einzelnen Kleingärten zu »Laubenkolonien,« wobei die Gartenanlagen des Deutschen Roten Kreuzes zu einem Vorbild wurden. Alle Kleingärten wurden sehr rasch vereinspolitisch betreut und verwaltet - die individuelle Gestaltung und Nutzung der einzelnen Parzellen ist bis heute satzungsmäßig geregelt. Kleingärten sollen nicht größer als 400 m2 sein, und sind im Allgemeinen mit gemeinschaftlichen Einrichtungen (Wege, Wasser- und Energiezufuhr, Spielplätze usw.) ausgestattet. Quellennachweis Seite 172

Laura wurde Anfang der 50er Jahre in einer dieser Gartenkolonien in Berlin geboren. Ihre dominante Mutter Matilda lebte dort in wilder Ehe mit Norbert und ihrer erstgeborenen Tochter Nina zusammen. Nina war drei Jahre älter als Laura. In den 50er Jahren war das Zusammenleben - unverheirateter Paare mit unehelichen Kindern - von Matilda schon sehr mutig. Das ging natürlich nicht ohne Anfeindungen der Nachbarn. Die Gesellschaft war in dieser Zeit nicht bereit, diese Lebensform zu akzeptieren. So gab es auch immer wieder Streit mit den Nachbarn. Matilda war das egal, sie ließ sich von niemand etwas vorschreiben. Schon sehr früh fragten sich die Nachbarn, ob Nina und Laura auch wirklich von Matildas Lebensgefährten abstammten? Auch das Jugendamt kam durch Anzeigen der Nachbarn öfters zu ihnen, konnte aber nichts anstößliches finden. Selbst die Polizei wurde des Öfteren gerufen, um bei Norbert und Matilda einen Streit zu schlichten. Da der Polizeiwachtmeister ein »Freund« von Matilda war, kam es nie zu einer Anklage.

Norbert war gelernter Grafiker, doch nach dem Krieg war diese Berufsgruppe nicht mehr gefragt. Es wurden Handwerker für den Wiederaufbau Berlins gebraucht, was Norbert dazu brachte, das Handwerk eines Maurers zu erlernen.

Das Haus in der Kolonie baute Norbert alleine und setzte sich deutlich von den Anderen in der Kolonie ab. Norbert liebte Blumen und legte den Garten an. Insbesondere legte er großen Wert auf seine Kakteen, die ein Teil des Gartens für sich beanspruchten. Im Haus befanden sich zwei Wohnräume. Wenn man ins Haus hinein kam, ging von einem kleinen Flur rechts das Wohnzimmer ab und links befand sich die Küche, angrenzend an der Küche erreichte man das Kinderzimmer. Matilda und Norbert schliefen auf der Couch im Wohnzimmer. Später wurde noch ein Badezimmer angebaut. Dieses war durch den Flur geradeaus erreichbar. Anfangs musste man zur Toilette um das Haus herum laufen, um zu dem Plumpsklo zu gelangen, was in der Nacht und insbesondere im Winter nicht so angenehm war. Das Kinderzimmer war durch den Umbau noch nicht ganz fertiggestellt, immer noch fehlte das halbe Dach über dem Kinderzimmer, als Laura geboren wurde.

Es war ein sehr kalter Winter im Januar und Matilda ging bei ihrer Niederkunft mit Laura auf nackten Füßen im schneebedeckten Garten spazieren. Rechts neben dem Weg hatte Norbert einen mannshohen Schneemann gebaut mit Hut und Pfeife im Mund. Die Hände hatte er in der Jackentasche. Alles sah sehr echt aus und man konnte sich erschrecken, wenn man nicht an ihn dachte. Matilda ging an ihm vorbei und hatte ganz andere Gedanken. Die Hebamme war schon anwesend und wollte Matilda im Haus haben. Wie alles in ihrem Leben entschied Matilda selbst, was sie tun wollte.

Laura, den Namen bekam sie von der Hebamme, die bei der Hausgeburt zugegen war, ihrer Mutter fiel kein anderer Name ein. Der Hebamme Laura verdankte sie also ihren Namen. Sie wurde als 2. Tochter geboren. Der Name ihrer Schwester „Nina“ bedeutet, «Die Anmutige.» Und genau so war Nina auch. Immer auf ihr Äußeres bedacht, als wäre sie von höherem Geschlecht. Die Kleidung musste schon als Kind immer akkurat sein. Kein Staubkorn durfte sich darauf befinden. Ihre Schuhe mussten mehrmals am Tag geputzt werden. Nina schlug damit völlig aus der Art der Familie. Niemand war so etepetete, wie Nina. Sie konnte richtig böse werden, wenn Laura schönere Kleider bekam, was sehr selten passierte.

Laura war im Gegensatz zu Nina absolut kein Wunschkind. Ihr Erzeuger wollte sie abtreiben, in dem man mit ihrer Mutter über Kopfsteinpflaster auf einem Motorrad fuhr, die es früher sehr oft gab. In der Hoffnung, durch die Erschütterung einen Schwangerschaftsabbruch zu erreichen. Der Plan ging allerdings nicht auf. Im Anschluss wurde ihrer Mutter im 4. - 5. Schwangerschaftsmonat 200 DM und eine neue Küche angeboten, damit Laura abgetrieben werden sollte. Ihre Mutter lehnte es mit den Worten ab: »Jetzt erst recht nicht.« Wenn sich Matilda zu etwas entschlossen hatte, konnte sie nichts und niemand davon abbringen. Egal welche Konsequenzen es nach sich zog. In diesem Fall konnte man Unterhalt von dem Erzeuger erwarten, welches auf Dauer weitaus höher ausfiel, als das Angebot, das man ihr unterbreitet hatte.

Mit der Zeit wurden die Anfeindungen der Nachbarn immer größer. Niemand wollte mit ihnen etwas zu tun haben. Auch Nina und Laura bekamen das zu spüren. Nicht nur bei den Nachbarn, besonders von deren Kindern wurde Laura oft geschlagen, für das, was ihre Mutter zu verantworten hatte. Niemand stand ihr zur Seite oder half ihr, die Erwachsenen verschlossen ihre Augen davor. Laura entwickelte vor Menschen eine große Angst und zog sich immer öfters in ihre eigene Traumwelt zurück, die sich im Gegensatz zur Realität bunt und friedvoll darbot.

Lauras Onkel Peter mütterlicherseits, wohnte in einem Einfamilienhaus am anderem Ende Berlins. Es gab zwischen ihm und seiner Schwester Matilda, wegen ihres Lebenswandels, ständig Streitereien, weil es auch im Haus von Lauras Mutter einen ständigen Wechsel von Männern gab, die dort ein und ausgingen. Andy, ein Arbeitskollege ihrer Mutter war auch dabei. Andy war verheiratet und hatte eine Tochter, die auf den Namen Anneliese hörte. Sie war im Alter von Laura. Böse Zungen behaupteten, dass Matilda die Scheidung von Andy beschleunigte.

Onkel Peter war mit Meta schon lange verheiratet und sie hatten zwei Söhne, Günter und Uwe. Sie waren exakt im gleichen Alter wie Nina und Laura. Manchmal kamen auch die Cousins von Norbert zu Besuch, die im Ostteil der Stadt wohnten. Nina und Laura wussten bald nicht mehr, wer waren nun Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder. Nur wer die Gnade von Matilda genoss, durfte bleiben. Alles im Leben hatte seinen Preis, besonders bei Matilda.

Sehr oft wurde Laura schon als kleines Kind alleine gelassen. Ihre Eltern wartete, bis sie eingeschlafen war, und gingen dann nur mit Nina zu Verwandten oder Freunden, oder auch zu fremden Männern? Dass Laura nachts wach wurde, damit rechnete niemand. Laura war ca. 4 Jahre alt, als sie aus Panik vor der Dunkelheit und ihren Dämonen im Kopf von zu Hause, nur mit einem Nachthemd bekleidet, durch das Loch im Gartenzaun weglief.

Laura lief nun mit ihrem Stoffäffchen durch die hell erleuchteten Straßen, nähe der Gartenkolonie und wurde prompt von einer Polizeistreife aufgegriffen. Wenige Minuten später saß Laura mit den Beamten in der Wachstube. Die freundlichen Polizisten hatten ihren Spaß an ihr, obwohl die kleine Laura ihnen die Butterbrote wegaß. Später brachten die Polizisten sie mit dem Polizeiauto, was Laura sehr aufregend und toll fand, nach Hause und sie redeten mit ihren Eltern. Norbert fand das gar nicht so toll, dass Laura von der Polizei gebracht wurde. Kaum waren die Beamten gegangen, wurde Laura sehr ausgeschimpft und geschlagen. Er sagte später zu Laura: »Man kann dich noch nicht einmal alleine lassen.«

Diese Zwischenfälle sind öfters passiert. Wenn Laura nicht von der Polizei aufgegriffen wurde, dann nahmen sich Nachbarn ihrer an. Das machte Matilda sehr wütend auf ihre Tochter und sie wurde oft bestraft und eingesperrt. Dann kamen wieder diese Ängste und Dämone zu ihr. Ihre Eltern wurden durch ihre Schreie in Lauras Albträume geweckt und schimpften sehr mit ihr. Manchmal gab es auch Schläge. Wieder hatte Laura ihre Eltern bei der Nachtruhe gestört.

Ein anderes Mal sollte Laura Zigaretten für Norbert kaufen gehen. Und wieder war es dunkel. Laura hatte wie immer panische Angst in der Dunkelheit. Doch niemand nahm Rücksicht auf sie. Immer wieder wurde sie aufgegriffen und nach Hause gebracht, mit der Weisung, ihr Papa solle sich seine Zigaretten das nächste Mal selber holen. Wie es zu erwarten war, wurde sie auch dieses Mal wieder ausgeschimpft und geschlagen. Norbert drohte ihr oft mit der Gartenharke. Das verstärkte die Angst in Laura noch mehr und die Dämone kamen zu ihr, lachten gehässig. Noch Jahre danach bekam Laura Albträume vor dieser Gartenharke. Norbert wusste, wie er Laura einschüchtern konnte. Für sie war die Gartenharke der Teufel, so malte sie es sich aus. Nur ihrem Stoffaffen, den sie abgöttisch liebte, konnte sie alles erzählen, er schien sie zu verstehen. Zwei Stofftiere waren für Laura in dieser Zeit sehr bedeutsam, ihr Affe und ein Esel. Sie hatte auch ein Eselbuch, was sie sehr liebte. Nur selten lasen sie ihr aus ihrem Lieblingsbuch vor. Die beiden Stofftiere schimpften nie mit ihr. Ihnen konnte sie alles erzählen. Sie konnte über ihre Ängste sprechen, was sie sich sonst nie traute. Als Laura das Dreitagefieber mit Erbrechen hatte, wurde sie von Norbert geschlagen. Sie störte damit seine Nachtruhe, wenn ihre Mutter nicht da war. Dann wurde sie mit dem Scheuerlappen geschlagen, womit Norbert das Erbrochene wegwischte.

Manchmal durfte sie zu ihrem Onkel Peter und seiner Familie für ein Wochenende. Dort hatte es ihr immer sehr gut gefallen. Onkel Peter war zu seinen Söhnen immer sehr streng, aber niemals zu Laura. Das genoss das kleine Mädchen sehr. Keine Drohungen, keine Schläge und auch keine Übergriffe. Oft dachte Laura, warum kann ich nicht immer hier leben. Später beschwerte sich Lauras Mutter, dass sie für das Essen von Laura bei ihrem Bruder etwas bezahlen musste.

Anfangs gab es in dem Haus von Lauras Eltern keinen Strom. Man musste mit der Kerze in der Hand die Räume wechseln. Laura passierte es drei Mal, dass sie an die Gardine im Kinderzimmer mit der Kerze herankam. Diese fingen sofort Feuer. Laura hatte so große Angst, wieder geschlagen zu werden, dass sie es vorzog, lieber nichts zu sagen. Leise schloss sie hinter sich die Tür und ist im Dunklen ins Wohnzimmer gegangen. Dort versteckte sie sich immer unter dem Tisch, um nicht entdeckt zu werden. Natürlich wurde das bemerkt und der Ärger war da. Als gegen Ende der 50er Jahre, endlich im Haus Strom gelegt wurde, war wenigstens diese Gefahr gebannt. Viele dieser Erlebnisse in der Kindheit haben Laura tief in ihrer Seele geprägt.

Lauras Eltern hatten, als Laura klein war, im Garten Hühner und einen Hasen. Laura liebte Tiere, besonders ihren Hasen, über alles. Norbert baute für ihn einen großen Käfig, der auf dem Rasen gestellt wurde. Eines Tages stand der Käfig leer und ihr Hase war nirgends zu finden. Sie suchte den ganzen Garten nach ihm ab. Laura war total verzweifelt und in Tränen aufgelöst, weil sie ihren Hasen nicht fand. An diesem Tag gab es zum Mittagessen ein Fleisch, was nicht nach einem Hähnchen aussah. Völlig irritiert fragte Laura, was das heute für ein Fleisch ist. Ihre Mutter sagte, dass es ihr Hase war, darauf brach Laura erneut in Tränen aus. Nein, davon wollte sie nichts essen. Dafür musste sie eine Ohrfeige für die Weigerung einsteckten. Sie weigerte sich dennoch davon auch nur einen Bissen zu essen und sie schwor sich, dass sie nie in ihrem Leben Wild essen würde, denn ihr Hase war ein Wildkaninchen, ihr Freund und Spielkamerad.

So musste sie auch mit ansehen, wenn Hühner geschlachtet wurden, wie sie ohne Kopf und stark blutend noch eine Weile durch den Garten rannten. Laura war total geschockt, aber sie durfte das nicht zeigen. Wenn sie weinte, wurde sie sofort von ihrem Vater zurechtgewiesen, damit aufzuhören. Oft wurde sie deshalb geschlagen. Das war oft zu viel für ihre kleine Seele, wo sie die Tiere so sehr liebte und nicht über diese Grausamkeit hinweg sehen konnte.

Matilda erzählte ihren beiden Töchtern immer wieder, dass sie selbst unbedingt Artistin werden wollte und erwartete von ihnen den gleichen Enthusiasmus, den sie selbst empfand. Besonders gut beherrschte sie selbst den Umgang mit dem Rhönrad. Zu Matildas Ärgernis waren ihre Eltern strikt dagegen, mit dem Argument, dass es nur eine brotlose Kunst sei. Was Matilda verwehrt blieb, sollten nun ihre beiden Töchter erfüllen. Sie brachte ihnen besondere Kunststücke bei.

Nina die Vornehme war zu steif dafür, und so wurde Laura vieles beigebracht. Laura konnte sich auf dem Bauch legen, die Hände aufstützen, den Kopf nach hinten strecken und die Füße an den Kopf legen. Sie war sehr gelenkig und sie strengte sich an, in der Hoffnung so die Zuneigung ihrer Mutter zu erhalten, die ansonsten Nina für sich verzeichnen konnte. Nur konnte Laura ihrer Mutter nie etwas recht machen. Bei jedem Besuch, der zu ihnen nach Hause kam, musste Laura ihre Kunststücke vorführen. Ohne dass sie sich ihre Muskeln aufwärmen konnte. Das war ihrer Mutter nicht wichtig. Laura hatte auf Befehl zu funktionieren. Wehe, es waren nicht beide Füße akkurat dicht am Kopf anliegend. Dann gab es wieder Schelte. Es wurden Bilder gemacht und noch Jahre danach bekam Laura zu hören, dass nur ein Fuß auf dem Bild exakt am Kopf war. Laura hoffte bei jedem Besuch, dass sie das nicht immer wieder vorführen musste. Ihre Mutter hatte aber kein Erbarmen mit ihr. Und Besuch war ständig zugegen.

Ein kleines hübsches Mädchen mit blonden Locken ist Laura geworden. Jeder mochte sie, besonders die männlichen Besucher ihrer Eltern. Sie musste sich alles gefallen lassen. Wollte sie weglaufen, sagte ihre Mutter zu ihr, sie solle sich nicht so anstellen. Sie sah ihre Mutter flehend an, aber sie hatte kein erbarmen mit ihr. Manchmal sah sie, wie ihrer Mutter Geldscheine zugesteckt wurden. Laura weinte, schrie, es half nichts. Dann versuchte Laura, sich in ihr schönes friedliches Land mit den vielen bunten Blumen und satt grünen Wiesen zu denken. Diese Art Trance half ihr das zu überstehen und sie lächelte. Ihre Eltern glaubten, sie hatte Spaß dabei. Sie missverstanden die Situation völlig. Ein Kind von 5 Jahren hat keinen Spaß am Sex. Laura wollte nicht mehr hübsch und niedlich sein. Sie fing an, ihren Körper zu hassen, der ihr so viele Schmerzen bereitete. Einmal sah Laura, dass die Männer auch zu ihrer Schwester gingen. Nina ertrug es, ohne einen Ton zu sagen.