Die Spione von Myers Holt - Rache Undercover - Monica M. Vaughan - E-Book

Die Spione von Myers Holt - Rache Undercover E-Book

Monica M. Vaughan

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Beschreibung

Der zweite Fall für Chris Lane Für den zwölfjährigen Chris könnte es eigentlich nicht besser laufen: Da er den britischen Premierminister vor einem heimtückischen Anschlag gerettet hat, wird er von allen als Held gefeiert. Dass dabei aber sein Widersacher Mortimer ums Leben kam, lässt ihn nicht los. Auch Mortimers Zwillingsbruder Ernest beschäftigt nur ein Gedanke: Rache an Chris Lane! Denn er gibt ihm die Schuld am Tod seines Bruders. Also ersinnt er einen teuflischen Plan, um an Chris heranzukommen. Und der scheint ihm in die Falle zu gehen...

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Eigentlich könnte es nicht besser laufen für Chris Lane: Der Nachwuchsagent des MI 18 hat den britischen Premierminister vor einem heimtückischen Anschlag gerettet und wird von allen als Held gefeiert. Dass dabei aber sein Widersacher Mortimer ums Leben kam, lässt ihn nicht los. Auch Mortimers Zwillingsbruder Ernest beschäftigt nur ein Gedanke: Rache an Chris Lane! Also ersinnt er einen teuflischen Plan, um an Chris heranzukommen …

Rachepläne, Geheimnisse und Nervenkitzel pur: ein neuer Fall für Chris Lane!

M. M. Vaughan

Die Spione von Myers Holt

Rache Undercover

Aus dem Englischenvon Reiner Pfleiderer

Ein Unwetter braute sich zusammen über Darkwhisper Manor. Dunkle, graue Wolken hingen tief am Himmel und ein immer stürmischer werdender Wind fegte über das Anwesen, heulte um das imposante Gebäude und rüttelte an den Fenstern, als suche er einen Weg hinein.

Es war erst vier Uhr nachmittags, doch überall in den Häusern der Umgebung, in denen Familien Schutz vor der bitteren Kälte suchten, gingen bereits die Lichter an. Nur in Darkwhisper Manor war kein Lebenszeichen zu sehen – weder ein Licht noch der flackernde Schein eines lodernden Kaminfeuers. Dabei stand das Herrenhaus nicht leer. Selbst wenn es jemandem gelungen wäre, an der praktisch unüberwindlichen Alarmanlage des Hauses vorbeizukommen, hätte er niemals geahnt, dass darin ganz allein ein blasser, zwölfjähriger Junge lebte, der um seinen toten Zwillingsbruder und seine treulose Mutter trauerte.

Anders als sein Zwillingsbruder war Ernest Genever immer ein empfindsamer Junge gewesen. Er hatte verletzte Tiere gepflegt, geweint, wenn ihre Mutter den Bruder bestrafte (sogar mehr, als wenn er selbst bestraft wurde), und sich stets bemüht, den beiden einzigen Menschen, denen er jemals vertraut hatte, zu gefallen, ganz gleich, wie wenig er dafür zurückbekam. Umso verwunderlicher war es, dass er, seit er das Grab seines Bruders ausgehoben hatte, keine einzige Träne vergossen hatte.

Tatsächlich war Ernest kaum wiederzuerkennen, obwohl seit dem Tod seines Bruders und der Verhaftung seiner Mutter erst zehn Tage vergangen waren. Es war, als hätte ein fremdes Wesen von seinem Körper Besitz ergriffen. Und in gewisser Weise war genau dies tatsächlich geschehen. An jenem Tag, an dem Mortimer Genever getötet worden war und Dulcia Genever unbewusst zu erkennen gegeben hatte, dass ihre Söhne ihr rein gar nichts bedeuteten, war auch der nette und freundliche Ernest Genever gestorben.

Ernest saß am Kopfende eines langen, alten Esstischs und blickte auf ein leeres Blatt Papier, das vor ihm lag. Das Sturmgeheul von draußen erfüllte den großen, dunkel getäfelten Raum, doch Ernest achtete nicht darauf. Er legte die Hände behutsam links und rechts neben das Blatt und richtete seinen Blick auf den Bleistiftstummel, der daneben lag. Er konzentrierte seine Gedanken auf ein einziges Bild, das sich ihm tief ins Gedächtnis eingebrannt hatte, und sah dann zu, wie der Bleistift dank seiner GABE – jener Geisteskräfte, die er erst seit vier Monaten besaß – leicht erzitterte und sich dann langsam senkrecht in die Luft erhob. Ernest blieb weiter konzentriert, während der Bleistift zu ihm herüberschwebte und sich auf das Papier senkte. Die Hände immer noch flach auf dem Tisch, sah er zu, wie sein Bewusstsein den Bleistift über das Blatt führte und ihn behutsam, ja beinahe zaghaft, dünne Striche auf das weiße Papier kratzen ließ. Ernest runzelte die Stirn und der Bleistift drückte fester auf das Papier, bewegte sich immer schneller und schneller und füllte das Blatt wild mit schwarzen Strichen. Dann, ganz plötzlich, hörte er auf. Er stieg über dem Blatt in die Luft, verharrte dort einen Moment reglos und fiel dann wieder leblos auf den Tisch. Ernest stieß seinen Stuhl zurück und stand langsam auf. Erst dann blickte er auf die Zeichnung hinab, die sein Geist erschaffen hatte: ein Porträt vom Mörder seines Bruders, einem Jungen namens Christopher Lane.

Ernest beugte sich vor, nahm das Blatt und eine Reißzwecke aus Messing vom Tisch und ging zu der Wand hinter sich. Er platzierte das Bild an die letzte noch freie Stelle an der dunklen Holztäfelung, drückte die Reißzwecke hinein und trat zurück. Dann drehte er sich langsam um sich selbst und Wut stieg in ihm auf, während sein Blick über die Zeichnungen wanderte, mit denen er alle Wände des Zimmers bedeckt hatte; Zeichnungen von dem Jungen, der seinen Bruder ermordet hatte. Er spürte, dass er bereit war: Die Zeit der Rache war gekommen.

Mittwoch, 2. Januar

Christopher Lane stand auf dem Gehweg vor seinem Haus, eine Reisetasche zu seinen Füßen, und wartete auf das Auto, das ihn in die Schule zurückbringen sollte. Er war eine halbe Stunde zu früh dran, aber er konnte es nicht erwarten, von hier wegzukommen. Er hielt das Schweigen und die Anspannung zu Hause nicht mehr aus. Die vergangenen Tage waren schwierig gewesen. Seit dem Tod seines Vaters vor sieben Jahren hatte seine Mutter kein einziges Mal mit ihm Weihnachten gefeiert, und so war es auch diesmal gewesen: Die Bescherung war ausgefallen. Seine Versuche, ein Weihnachtsessen auf den Tisch zu bringen, waren mit keinem Wort gewürdigt worden. Und Chris hatte sich allein die Silvesterparty im Fernsehen angeschaut, während seine Mutter oben schlief. Doch dieses Jahr hatte ihm das alles noch mehr zu schaffen gemacht als sonst – denn er hatte die ganze Zeit an den Jungen denken müssen, den er getötet hatte, und deshalb kaum geschlafen. Jahrelang war er immer allein zurechtgekommen, doch in diesen Moment hätte er seine Mutter gebraucht. Und sie hatte ihn im Stich gelassen.

Seit seinem zwölften Geburtstag hatte sich so viel verändert: Dank seines Stipendiums an der Myers Holt Academy, einer exklusiven staatlichen Schule, die er erst seit ein paar Monaten besuchte, wurden auch die Kosten für Reparaturen an ihrem Haus und andere Dinge übernommen. Außerdem hatte die Schule seiner Mutter alle nur mögliche Hilfe angeboten, sodass er auf einen Neuanfang für sie und sich selbst gehofft hatte. Doch sie hatte alles abgelehnt und sich weiter in ihrem Selbstmitleid vergraben. Das konnte er immer weniger verstehen. Er vermisste seinen Vater jeden Tag, doch wenn er, mit seinen zwölf Jahren, begriff, dass das Leben weitergehen musste, dann müsste seine Mutter das doch erst recht begreifen.

In den letzten paar Tagen hatte er sie beobachtet, wie sie mit leerem Blick auf den Fernseher starrte und nur ab und an aufblickte, um ihm Anweisungen entgegenzubellen, und jedes Mitgefühl, das er bis dahin empfunden hatte, war verflogen. Am Morgen hatte er seine Tasche gepackt, ein Foto seines Vaters zwischen die neuen Sachen gesteckt, die ihm die Schule gekauft hatte, und das Haus verlassen, ohne seine Mutter zu wecken. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es ihr etwas ausmachte – falls sie überhaupt bemerkte, dass er fort war. Er nahm sich vor, nicht mehr darüber nachzudenken, bis er das nächste Mal nach Hause kam. Und das wäre erst wieder in den Osterferien, also in drei Monaten, der Fall – vorausgesetzt, er durfte an den freien Wochenenden in der Schule bleiben.

»He, Twist!«

Beim Klang der nur allzu vertrauten Stimme wandte Chris ruckartig den Kopf. Kevin Blum, sein früherer Erzfeind, der ihm an seiner alten Schule das Leben schwer gemacht hatte, kam eilig auf ihn zu, seine Clique im Schlepptau. Einen Moment lang spürte Chris, wie er sich verspannte, doch dann fiel ihm wieder ein, wozu er jetzt fähig war. Er drückte den Rücken durch und sah den Jungs entgegen.

»Was machst du hier?«, fragte Kevin und beäugte die Tasche neben Chris. »Hat dich deine Mum vor die Tür gesetzt?«

Arch, Kevins unterbelichteter Kumpel, und die anderen lachten.

»Ich fahre zurück zur Schule«, erwiderte Chris.

»Ach ja, du gehst ja jetzt auf diese Spezialschule, stimmt’s?«, fragte Kevin.

»Genau«, antwortete Chris.

»Und was für eine Schule soll das sein? Für kleine Diebe, die keine Prügel einstecken können?«

»So was in der Art«, antwortete Chris, der sich von Kevin nicht provozieren lassen wollte.

Doch Chris’ Ruhe reizte Kevin nur noch mehr.

»Dann hoffen wir mal, dass du was gelernt hast«, sagte er, »denn ich glaube, ich schulde dir noch eine Abreibung.« Er ging auf Chris zu und sah ihm direkt in die Augen.

»Das würde ich mir an deiner Stelle noch mal überlegen, Kevin«, erwiderte Chris und schaute sich um, um sicherzugehen, dass die Luft rein war.

»Ach ja? Und wieso?«

»Weil du beim letzten Mal, als du mir Prügel angedroht hast, in einer Wanne mit Vanillesoße gelandet bist.«

Arch und die anderen Jungs kicherten. Kevin wurde rot.

»Was ist daran so lustig?«, fuhr er sie an.

Die Jungs hörten sofort auf zu lachen. »Äh … nichts«, murmelten sie und blickten zu Boden.

»Okay. Beim letzten Mal hast du Glück gehabt, Twist«, sagte Kevin und sah Chris wieder ins Gesicht.

»Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen, Kevin, also verschwinde lieber«, sagte Chris, selbst erstaunt über das Selbstvertrauen, das die GABE ihm verlieh, jene besondere Kraft, die alle Zwölfjährigen ein Jahr lang besaßen. Zum Glück war das ein gut gehütetes Geheimnis, von dem Kevin, obwohl er ebenfalls zwölf war, keine Ahnung hatte.

Kevin runzelte die Stirn, entgegnete aber nichts. Sein Blick wanderte wieder zu der Tasche neben Chris. Chris spürte, dass er Kevin mit seinem Selbstvertrauen verunsicherte.

»Was ist da drin?«

»Nur Klamotten.«

Kevin bückte sich.

»Finger weg«, warnte Chris, aber es war zu spät. Kevin hatte bereits den Reißverschluss aufgezogen.

»WAS? Wo hast du die denn her?« Kevin zog die Designer-Turnschuhe hervor, die Chris an seinem ersten Tag in Myers Holt bekommen hatte, nachdem er von zu Hause weggelaufen war, ohne auch nur irgendetwas zum Anziehen mitzunehmen.

»Habe ich geschenkt bekommen«, antwortete Chris und riss sie Kevin aus der Hand.

»Soso, verstehe. Du klaust also immer noch«, sagte Kevin und zog noch ein paar Sachen aus der Tasche.

Chris biss vor Wut die Zähne zusammen. Er holte tief Luft und ermahnte sich selbst, dass es strengstens verboten war, ohne die Erlaubnis der Schule von seiner GABE Gebrauch zu machen.

Kevin nutzte sein Schweigen und stöberte weiter in der Tasche.

»Finger weg von meinen Sachen!«, schnaubte Chris.

»Was haben wir denn da?«, fragte Kevin und zog das Foto von Chris’ Vater in Militäruniform heraus. Ein wissendes Grinsen ging über sein Gesicht. Wenn es etwas gab, womit man Chris reizen konnte, dann mit seiner Familie.

»Rühr das nicht an!«, fauchte Chris.

»Wenn er so war wie du«, grinste Kevin und betrachtete höhnisch das Bild, »wollte er sich wahrscheinlich vom Acker machen und ist dabei erschossen worden. Wie gut, dass es jetzt einen Lane-Feigling weniger auf der Welt gibt.«

»Er war ein Held – aber was das bedeutet, davon hast du ja keine Ahnung«, sagte Chris, beugte sich vor und griff nach dem Foto.

Kevin zog es weg und hielt es hoch über seinen Kopf. Einen Moment lang funkelten sie einander an und dann, bevor Chris reagieren konnte, ließ Kevin das Foto fallen. Das Glas zersprang auf dem Asphalt zwischen ihren Füßen.

In diesem Moment vergaß Chris alle Regeln von Myers Holt und die Konsequenzen, die er zu befürchten hatte, wenn er in der Öffentlichkeit von seiner GABE Gebrauch machte. Er sah Kevin an und verbannte alle Gedanken aus seinem Kopf.

Arch und dem Rest der Clique blieb das Lachen im Hals stecken, als sie sahen, wie Kevin zu zittern anfing.

»He … was ist denn jetzt los?«, rief Kevin, der auf einmal sehr erschrocken aussah. »Warum bin ich …«

Bevor er den Satz beenden konnte, stieg er senkrecht in die Luft wie eine Rakete, die mit Vollgas ins Weltall geschossen wurde.

»Hilfe!«, schrie er, aber seine Freunde reagierten nicht – sie standen vor Schreck wie angewurzelt da und sahen zu, wie er an den Straßenlampen vorbei immer höher flog.

»Niemand beleidigt meinen Dad«, sagte Chris, ohne ein Auge von Kevin zu wenden, der jetzt nur noch ein kleiner Punkt hoch über den Dächern war.

Und dann, als er kaum noch zu sehen war, blieb Kevin in der Luft stehen. Einen Moment lang herrschte völlige Stille und alle sahen zu, wie Kevin verzweifelt mit den Armen ruderte.

Chris runzelte die Stirn und stellte sich vor, wie Kevin durch die Luft gewirbelt wurde. Sofort setzte sich Kevin wieder in Bewegung und drehte einen Looping nach dem anderen.

»OooooooooooIiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiAaaaaaaaaa …« Jedes Mal, wenn er kopfüber Richtung Erde stürzte, wurden Kevins Schreie lauter, und dann wieder leiser, wenn er erneut in den Himmel stieg. Chris wollte Kevin gerade in den nächsten Looping schicken, als ihn eine dröhnende Stimme unterbrach.

»Christopher!«

Chris fuhr herum und seine Konzentration war dahin. Mit Entsetzen erkannte er John und Ron, die beiden Sicherheitsleute der Myers Holt Academy. Sie standen neben einem langen, schwarzen Wagen mit abgedunkelten Scheiben. Beide Vordertüren standen noch weit offen.

Chris überlegte und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, aber ein lautes Kreischen unterbrach ihn.

»Maaaamaaaa!«

Chris hob den Kopf und sah Kevin laut schreiend im freien Fall Richtung Erde zurückrasen. John machte drei Riesenschritte nach vorn, dann gab es einen dumpfen Schlag und Kevin lag wimmernd in Johns muskelbepackten Armen. John beugte sich vor und stellte ihn sanft wieder auf die Füße, doch Kevins Beine zitterten so heftig, dass er nach hinten kippte und von Arch aufgefangen werden musste.

»Was hast du getan?«, heulte Kevin, dem Tränen über das Gesicht liefen. »Was war das?«

Chris wollte gerade antworten, als Ron, wie immer mit Sonnenbrille und schwarzem Anzug, vortrat und Kevin am Genick packte. Er war nur halb so groß wie der hünenhafte John, aber wenn er wütend war, wirkte er zum Fürchten.

»Du hörst mir jetzt mal gut zu, und ihr anderen auch: Ihr habt nichts gesehen. Ihr habt nichts gehört. Wenn euch jemand fragt, sagt ihr, ihr hättet einen netten Tag im Park verbracht. Verstanden?«

»Ja«, hauchte Kevin.

»Gut. Also: Was hast du heute gemacht?«

»Wir waren im Park«, antwortete Kevin mit bebender Unterlippe.

»Und was habt ihr dort gemacht?«

»Wir haben … äh … Fußball gespielt?«

»Sehr gut«, sagte Ron. »Und noch etwas, bevor ihr Jungs jetzt heulend nach Hause lauft: Zu eurem Pech habt ihr nämlich gerade zwei Topagenten der Regierung vor euch, denn im Klartext heißt das, dass wir alles wissen. Hab ich nicht recht, John?«

»Absolut, Ron«, erwiderte John, die Arme vor seiner mächtigen Brust verschränkt.

»Ich könnt keinen Nieser tun, ohne dass wir es erfahren«, fuhr Ron fort. »Sollte uns also zu Ohren kommen, dass einer von euch auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verloren hat, was heute passiert ist, wird das Konsequenzen haben, und glaubt mir: Bei den Verbindungen, die wir haben, wird euch keine Polizei zu Hilfe kommen. Klar?«

»Ja«, antwortete der noch immer schniefende Kevin und nickte heftig.

»Ja und weiter?«

»Ja, Sir.«

»In Ordnung. Und jetzt verschwindet.«

Die Jungen schauten zu Ron auf – mit großen, feuchten Augen und vor Angst am ganzen Leib zitternd.

»Haut ab!«, brüllte Ron, und ohne Chris auch nur noch einmal anzusehen, fuhr Kevin herum und rannte davon, die anderen Jungen eilends hinterher.

»Komm, Christopher«, sagte John, bückte sich und hob Chris’ Tasche auf.

Chris kniete sich auf den Boden und sammelte seine Kleider und Schuhe ein, die auf dem Gehweg verstreut lagen. »Ich werde einen Mordsärger bekommen, oder?«

»Nur wenn deine Lehrer davon erfahren. Und wir haben nicht die Absicht, jemandem davon zu erzählen, oder, Ron?«

»Ich habe nichts gesehen. Du etwa, John?«, erwiderte Ron, sammelte die Glasscherben zusammen und warf sie in den nächsten Mülleimer.

»Nicht das Geringste«, sagte John und hob das Foto von Chris’ Vater auf. »Hm, der Rahmen ist wohl hinüber. Aber Maura hat bestimmt einen Ersatzrahmen für dein Foto.«

»Danke«, sagte Chris. »Ich hätte nicht gedacht … Es ist nur so, dass …«

»Du brauchst uns nichts zu erklären, mein Sohn. Wir haben vom Auto aus gesehen, was der Junge getan hat. Ich an deiner Stelle hätte genauso reagiert.«

Chris lächelte, froh, wieder unter Menschen zu sein, denen wirklich etwas an ihm lag. Er stopfte das letzte Kleidungsstück in die Tasche zurück und zog den Reißverschluss zu.

»Gut, dann vergessen wir die ganze Sache und bringen dich in die Schule. Deine Freunde warten schon.«

Ohne den üblichen morgendlichen Schulverkehr waren die Londoner Straßen frei und die Fahrt zur Myers Holt Academy dauerte gerade einmal zehn Minuten. Chris war nur ein paar Tage weg gewesen, aber sie waren ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen und so war er beinahe überrascht, dass seine Schule noch genauso aussah wie am Ende des letzten Schulhalbjahrs. Das Gebäude war so groß und stattlich wie alle anderen in der Montage Street und äußerlich ließ nichts vermuten, welche Geheimnisse in seinem Innern schlummerten. Chris stieg aus dem Auto, bedankte sich bei John und Ron, schwang die Tasche über die Schulter und ging die Stufen hinauf.

Die Tür ging auf, bevor er auch nur die Klinke berührt hatte.

»Na, wenn das nicht Christopher Lane ist!«

Maura, die Haushälterin der Schule, zog die Tür weit auf, und noch ehe Chris auch nur Hallo sagen konnte, wurde er in eine feste, warme Umarmung gezogen.

»Lass dich ansehen, mein Junge, du musst mindestens zehn Zentimeter gewachsen sein.«

»Aber ich war doch nur ein paar Tage weg, Maura«, erwiderte Chris lächelnd und leicht verlegen, als sie ihm durchs Haar wuschelte.

»Ein paar Tage sind lange genug – ich habe euch alle vermisst! Philip ist schon unten und die anderen dürften auch jeden Augenblick hier sein. Und, hast du schöne Weihnachten gehabt? Hast du genug gegessen?«

Chris wollte gerade antworten, aber Maura rauschte bereits plappernd vor ihm her den kahlen Flur hinunter.

»Eure Zimmer sind frisch geputzt und die Betten neu bezogen. Hast du schmutzige Wäsche, die ich für dich waschen soll?«

»Nein, danke, ich habe gestern alles gewaschen«, antwortete Chris und trat hinter Maura in die kleine Küche. Er schloss die Tür und spähte zu der schmutzigen, unaufgeräumten Anrichte hinüber.

»Kann ich?«, fragte er und nickte in Richtung des Wasserkochers.

»Darf ich«, korrigierte ihn Maura. »Aber ja, natürlich, mein Junge.« Sie quetschte sich an die Wand und ließ ihn vorbei.

Chris fasste hinüber und drückte auf den Schalter des Kochers.

Maura lächelte ihm zu, als die Küche zu ruckeln anfing. Chris stützte sich mit der Hand ab und der Raum rumpelte abwärts.

»Willkommen zurück«, sagte Maura nach der dreißigsekündigen Fahrt und öffnete die Tür. Die vertrauten Klänge von klassischer Musik erfüllten die Luft.

Chris schwieg einen Moment und sah sich um. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Es war nur eine Eingangshalle, aber für ihn war sie viel mehr. Hier wurde er respektiert, hier konnte er so sein, wie er wirklich war, und hier lebten Menschen, die ihn ehrlich um sich haben wollten. Es war, wie ihm in diesem Moment klar wurde, sein Zuhause – viel mehr als das Haus, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hatte. Einen kurzen Moment lang schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er in ein paar Monaten schon wieder von hier fortmusste, aber er schob ihn beiseite – jetzt wollte er einfach nur seine Freunde sehen.

»Wo ist Philip?«, fragte er.

»Ich nehme an, er ist im Kartenraum. Worauf wartest du noch – ihr habt euch bestimmt eine Menge zu erzählen. Um zehn Uhr möchte Sir Bentley euch zu einer Einweisung im Klassenzimmer sehen. Ihr habt also noch eine Stunde für euch.«

»Danke«, sagte Chris und lief in Richtung der Schülerunterkünfte davon.

Chris trat in den eindrucksvollen Kartenraum, dessen Wände, wie der Name schon sagte, vom Fußboden bis zur Decke mit Karten bedeckt waren. Philip lümmelte in einem Sessel und las in einem Buch. Er trug einen dreiteiligen Anzug mit roter Fliege und ein Seitenscheitel teilte sein mit Gel angeklatschtes Haar. Chris lächelte seinen besten Freund an, der immer so aussah, als wäre er gerade mindestens hundert Jahre in die Zukunft gereist.

»Hast du nicht schon längst alle Bücher ausgelesen?«, fragte Chris grinsend.

»Noch nicht einmal annähernd«, antwortete Philip, legte das Buch weg und sprang auf, um Chris zu begrüßen. »Super, dass du da bist – ich muss dir unbedingt was zeigen.« Er packte Chris am Arm. »Anscheinend wurde noch einmal umgebaut – Maura meint, sie hätten vor Beginn des letzten Halbjahrs nicht genug Zeit gehabt, um alles fertig zu machen. Echt, du wirst es nicht glauben. Sie haben sich das Beste bis ganz für den Schluss aufgehoben.«

Chris ließ seine Tasche auf den Boden fallen und folgte Philip neugierig zur hinteren Wand, wo neben der Halterung mit den Billardstöcken eine Karte von Oxford hing, die höher und breiter war als die beiden Jungen.

»Die hing doch schon letztes Halbjahr hier«, sagte Chris verwirrt.

»Ja klar, aber schau sie dir mal genauer an. Fällt dir nichts auf?«

»Äh … nein«, antwortete Chris und überflog die Straßennamen, die er schon ganz zu Anfang seiner Zeit in Myers Holt auswendig gelernt hatte. Soweit er erkennen konnte, hatte sich nichts verändert.

»Die Bodleian Library«, half ihm Philip.

Chris’ Blick wanderte über die Karte zu der Bibliothek zurück.

»He! Was ist das denn?«, rief er und betrachtete den kleinen schwarzen Knopf, der aus der Karte hervorstand.

»Drück mal.«

»Drücken? Worauf?« Eine strenge Stimme hinter ihnen ließ sie zusammenzucken. Sie drehten sich um. In der Tür stand Lexi, deren wilde Lockenmähne noch wilder aussah als das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, und grinste sie breit an.

»Lexi!«, rief Philip. »Komm her! Das musst du dir anschauen!«

Lexi, die mit drei älteren Brüdern aufgewachsen war, die sie gnadenlos gehänselt hatten, kniff misstrauisch die Augen zusammen.

»Vergesst es«, sagte sie und verschränkte die Arme, »darauf falle ich nicht herein.«

»Wie du willst«, erwiderte Philip und wandte sich wieder der Karte zu. Chris winkte Lexi herüber und wandte sich dann ebenfalls wieder um. Er brannte darauf, auf den Knopf zu drücken.

»Nun mach schon«, drängte Philip aufgeregt.

Chris drückte auf den Knopf und sprang vor Schreck zurück, als die Karte nach hinten wegschwang und einen schwarzen, leeren Türrahmen freigab.

»Was ist da drin?«, fragte Lexi, die nun doch neugierig zu ihnen herübergekommen war.

Chris ging als Erster hinein. Automatisch schaltete sich das Licht ein und erhellte einen Raum, der, wie sich herausstellte, eine Bibliothek enthielt – allerdings eine, wie Chris sie noch nie gesehen hatte.

Er stand auf einer schmiedeeisernen Galerie, die an den Wänden des verhältnismäßig kleinen Raums entlangführte und den Zugang zu den Büchern in den dunklen Holzregalen ermöglichte. Er machte einen Schritt nach vorne und beugte sich über das Geländer.

»Wow!«, stieß er überrascht hervor, denn die Bücherregale reichten mindestens drei Etagen hinunter in die Tiefe, sodass die Sofas, die ganz unten auf einem verschnörkelten Teppich standen, winzig wirkten.

»Wie kommt man denn da unten hin?«, fragte Lexi.

»Das ist das Beste«, antwortete Philip und ging auf der Galerie entlang bis zu einer Schranke. Er hob die Stange an, schlüpfte darunter hindurch und schloss die Schranke wieder hinter sich. Dann ging er in die Knie, hob den Deckel einer Luke, die Chris bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte, und kletterte nach unten.

Chris und Lexi gingen nun ebenfalls zu der Schranke und sahen, dass Philip auf einer Art Fensterputzerplattform an Seilen stand.

»Man kann sich mit der Seilwinde an den Wänden entlang oder nach unten bewegen, wenn man es auf die umständliche Art machen will«, sagte Philip. »Aber wenn man zwölf ist und die GABE besitzt wie wir, geht es auch so.« Er grinste zu ihnen herauf und war dann plötzlich verschwunden.

Chris und Lexi stürzten zum Geländer, spähten nach unten und sahen, wie die Plattform im Kreis herum auf die andere Seite sauste und dort abrupt stehen blieb.

»Hier drüben sind chinesische Bücher«, rief Philip und zog begeistert einen Band heraus. Dann ging sein Blick zurück zu den Seilen und sofort erwachte die Plattform wieder zum Leben. Diesmal glitt sie nach unten.

»Oder höhere Mathematik, wem’s gefällt«, sagte er, zog noch ein paar Bände heraus und legte sie neben sich auf die Plattform.

So sauste die Plattform noch eine Weile im Kreis herum und auf und ab, bis Philip einen ganzen Berg Bücher zusammengetragen hatte. Dann schwebte sie surrend zum Ausgangspunkt zurück.

»Das ist toll«, rief Chris, nahm die Bücher entgegen, die ihm Philip reichte, und stapelte sie auf dem Boden.

»Ich möchte auch mal«, sagte Lexi. »Komm, Chris.«

Sie warteten, bis Philip durch die Luke heraufgeklettert war, und stiegen dann hinunter, zuerst Lexi, dann Chris.

»Gibt es hier auch Agententhriller?«, fragte Lexi, während Chris den gerahmten Bibliotheksplan studierte, der am Geländer der Plattform angebracht war. »Die, die ich zu Weihnachten bekommen habe, habe ich schon alle gelesen.«

»Ja«, antwortete Chris und tippte auf den Plan. Dann drehte er sich um und deutete auf die Wand gegenüber. »Die stehen da drüben. Festhalten.«

Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Seile über ihm, verbannte alle Gedanken aus seinem Kopf und stellte sich vor, wie sich die Seile zum Regal hinbewegten.

Eigentlich hatte er erwartet, dass die Plattform sich gemächlich in Bewegung setzen würde, doch sie schoss so ruckartig los, dass er nach vorn gegen Lexi geschleudert wurde, und jagte dann unkontrolliert im Kreis herum.

»Chris!«, schrie Lexi, stieß ihn weg, hob den Blick zu den Seilen und brachte die Plattform zum Stehen. Chris sah sie entschuldigend an.

»Tut mir leid. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so abdüsen würde.«

»Da hat wohl jemand über die Feiertage seine GABE nicht trainiert«, feixte Lexi. Dann blickte sie wieder hoch zu den Seilen und die Plattform setzte sich sachte in Bewegung.

»Nein … jedenfalls nicht viel«, erwiderte Chris. »Ich dachte, wir dürfen das gar nicht. Hast du denn?«

»Ein oder zwei Mal«, antwortete Lexi, während sie sanft zum Stehen kamen. »Ich habe aber niemandem davon erzählt«, setzte sie hinzu, als sie seinen überraschten Blick sah. »Aber manchmal braucht man eben ein paar übernatürliche Fähigkeiten, wenn man drei Brüder hat, die einen piesacken.«

Chris musste an den Vorfall am Morgen denken und nickte.

»Ja, verstehe. Ich wünschte nur, dass …«

»Wahnsinn! Die haben alle Romane von Ian Fleming«, rief Lexi und lud sich den Arm mit Büchern voll. »Eines Tages wird man Bücher über mich schreiben, weißt du«, sagte sie und setzte den Stapel zu ihren Füßen ab.

»Was für Bücher denn?«

»Bücher wie die hier«, antwortete Lexi. »Ich habe an den Feiertagen nachgedacht und beschlossen, der nächste James Bond zu werden – nur besser.«

»Aber James Bond ist doch ein Mann.«

»Na und?«

Chris überlegte einen Moment. »Okay, dann viel Glück dabei. Und wohin jetzt?«

»Haben wir nicht bald unsere Abiturprüfung in Latein?«

Chris nickte. »Ich übernehme«, sagte er, blickte in den Bibliotheksplan und dann zu den Seilen.

»Meinetwegen, aber versuch bitte, uns nicht wieder von dem Ding hier herunterzukatapultieren«, erwiderte Lexi und hielt sich am Geländer fest.

Chris konzentrierte sich wieder und plötzlich sackte die Plattform nach unten weg. Lexi schnappte nach Luft.

»Nur ein Scherz«, sagte Chris und bremste die Plattform ab. Sie schwebten zur Latein-Abteilung ganz unten im Raum, suchten sich ein paar Bücher aus und kehrten dann zu Philip zurück.

»Ist doch spitze, nicht?«, sagte der grinsend, als sie in den Kartenraum traten.

»Ja«, stimmte Chris zu und schloss die Tür hinter sich genau in dem Moment, als am gegenüberliegenden Ende des Raums die andere Tür aufging.

»Guten Morgen allerseits«, rief Sebastian und deutete eine Verbeugung an.

Im ersten Moment sagte keiner ein Wort. Alle starrten nur auf Sebastians neues Outfit.

»Was hast du denn da an, Sebastian?«, fragte Lexi mit einem unterdrückten Lachen.

Sebastian, der normalerweise T-Shirts und Jeans trug, strich mit den Händen über seinen kanariengelben Anzug.

»Gefällt er euch? Ich habe viel über Philips Sprichwort nachgedacht – Kleider machen Leute, so heißt es doch, oder?«, fragte Sebastian mit seinem starken spanischen Akzent.

»Sehr hübsch«, sagte Chris, noch immer unter Schock. »Wo hast du denn das rosa Hemd her?«

»Aus der Savile Row«, antwortete Sebastian, sichtlich zufrieden mit sich. »Ich habe mir zu Weihnachten eine neue Ausstattung gewünscht.«

»Dann hast du noch mehr davon?«, fragte Philip.

»Ja, für jeden Wochentag einen Anzug, ein Hemd und eine Krawatte in einer anderen Farbe. Findet meine neue Aufmachung deinen Beifall, Philip? Ich habe mir dich zum Vorbild genommen.«

»Ist ganz in Ordnung. Vielleicht ein wenig schrill«, antwortete Philip ausdruckslos und wandte sich ab.

Chris sah ihm nach, wie er zum Billardtisch ging, dann stehen blieb und mit bedröppelter Miene an sich hinabsah. Chris war überrascht – Philip hatte auf ihn immer so selbstsicher gewirkt.

»Du siehst gut aus«, flüsterte er, nachdem er sich von Lexi und Sebastian abgewandt hatte und zu Philip getreten war.

»Neben dem da sehe ich aus wie ein mittelalterlicher Professor«, gab Philip zurück.

»Du siehst immer aus wie ein mittelalterlicher Professor«, erwiderte Chris lächelnd. »Zu Einstein hat es schließlich auch gepasst, oder etwa nicht?«

»Vermutlich.« Philip zuckte mit den Schultern.

»Komm schon«, sagte Chris, »du solltest dich geschmeichelt fühlen: Er möchte so sein wie du. Ärger dich nicht.« Er zog den sich sträubenden Philip zurück zu den anderen.

Zwanzig Minuten später war Philip wieder besser gelaunt, nachdem sich Sebastian von ihm hatte zeigen lassen, wie man eine Krawatte zu einem Windsorknoten band.

»Vielleicht ist es gar nicht so schlecht«, sagte Philip zu Chris, als sie vor dem Fernseher saßen. »Es kann ja nicht schaden, wenn jeder von uns etwas mehr Wert auf sein Äußeres legt. Du kannst dir gern Sachen von mir borgen, wenn du willst. Ich habe ein Monokel, das würde dir bestimmt stehen.«

Chris stellte sich vor, wie er mit Krawatte und Monokel aussähe, und zuckte zusammen. »Danke, aber fürs Erste bleibe ich bei meinen Sachen.«

»Na gut«, erwiderte Philip, »aber das Angebot steht, falls du es dir noch anders überlegst.«

Zum Glück war das Gespräch damit beendet, denn im nächsten Augenblick ging die Tür auf und Daisy kam in einem neuen rosa Kleid herein, ein trauriges Lächeln im Gesicht.

»Hat sie geweint?«, flüsterte Philip.

»Der Abschied von ihrer Familie fällt ihr doch so schwer«, antwortete Chris, der sich daran erinnerte, wie aufgelöst Daisy an ihrem allerersten Tag in Myers Holt gewesen war. Er stand auf, um sie zu begrüßen, doch Sebastian kam ihm zuvor. Er ergriff Daisys Hand und sank vor ihr aufs Knie.

»So macht dein Glanz mir meine Lippen matt, dass meinem liebsten Lied nichts Süßes bleibt.«

»Äh … danke«, stammelte Daisy und zog die Hand zurück. Chris sah, wie sie errötete.

»Daisy«, rief Lexi, lief zu ihr und umarmte sie. »Ich bin ja so froh, dass du da bist. Die Jungs werden mit jedem Tag verrückter.«

Daisy kicherte und erwiderte ihre Umarmung. Ihr Heimweh schien bereits zu verfliegen. »Ich weiß. Jedenfalls alle bis auf Chris – du bist doch noch normal, oder?«

Chris zuckte mit den Achseln. »Ich glaub schon.«

»Von wegen«, protestierte Lexi. »Er ist genauso verrückt wie die anderen. Er verbirgt es nur besser.« Sie knuffte ihn spielerisch, packte Daisy am Arm und zog sie ans andere Ende des Raums.

»Wie wär’s mit einer Partie Billard?«, fragte Philip, während die Mädchen in der Bibliothek verschwanden. Chris und Sebastian nickten.

»Fangt ihr beide an«, schlug Chris vor. »Ich spiele dann gegen den Sieger.« Er setzte sich in einen Sessel neben dem Billardtisch.

»Wo bleibt eigentlich Rex?«, erkundigte sich Philip. »Dann könnten wir ein Doppel spielen.«

»Hab ich da meinen Namen gehört?«

Chris drehte sich um. Rex kam in den Raum spaziert. Er sah noch genauso aus wie vor Weihnachten: rundes Gesicht, Sommersprossen und sein orangefarbenes T-Shirt.

»Hi! Lust auf ein Spiel?«, fragte Philip.

Rex nickte und wollte gerade zu ihnen hinübergehen, als sein Blick auf Sebastian fiel und er wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Er schaute hinüber zu Philip und dann wieder zurück zu Sebastians Anzug.

»Warum hat mir denn niemand Bescheid gesagt?«, fragte er schließlich.

»Bescheid gesagt?«, wunderte sich Philip. »Worüber denn?«

Rex verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Dass Halloween in den Januar verlegt wurde.«

Philip schüttelte den Kopf, halb schmunzelnd, halb ärgerlich. »Ganz der alte Rex.«

»Hab dich auch vermisst, Einstein«, gab Rex zurück, ging zu Sebastian, beugte sich vor und inspizierte seine Krawatte. »Lila mit lindgrünen Streifen? Interessante Wahl, Pedro.«

»Kleider machen Leute«, erwiderte Sebastian.

Rex richtete sich wieder auf und blickte mit gespieltem Entsetzen zu Philip. »Hilfe, es ist ansteckend. Was kommt als Nächstes? Chris mit einem Zylinder?«

»Klar«, sagte Chris, »er hängt in meinem Zimmer.«

Rex riss erschrocken die Augen auf. »Im Ernst?«

Chris lachte. »Nein, natürlich nicht.«

»Na großartig, da lässt man euch Jungs keine zwei Wochen allein und nichts ist mehr wie vorher: Sebastian hat die Garderobe von Bozo dem Clown geplündert und Chris ist losgezogen und hat sich eine Portion Humor besorgt.«

»Nur du hast dich nicht geändert, Rex«, sagte Philip. »Du bist noch genauso charmant wie eh und je.«

»Danke, danke«, erwiderte Rex und griff einen Billardstock. »Und? Wer möchte jetzt gegen mich verlieren?«

Die Partie, die bald zu einem Kopfbillard-Turnier mutierte – bei dem die weiße Kugel mithilfe der GABE statt mit Queues bewegt wurde –, fand ein jähes Ende, als Maura hereinkam und sie daran erinnerte, dass sie in fünf Minuten im Klassenzimmer erwartet wurden.

»Wie’s aussieht, habe ich gewonnen«, erklärte Rex.

»Aber nur wenn der gewinnt, der die wenigsten Kugeln eingelocht hat«, entgegnete Philip.

»Mir soll’s recht sein«, sagte Rex. »Dann viel Glück beim nächsten Mal, ihr Verlierer.«

»Jetzt hört schon auf«, sagte Sebastian ärgerlich im Hinausgehen. Chris und die anderen folgten ihm durch den Flur und dann in die Glashalle.

»Ach, hier ist es einfach schön, ich bin gern wieder hier«, schwärmte Daisy, als sie in den künstlichen, warmen Sonnenschein traten. Chris nickte zustimmend, blieb kurz stehen und blickte zur Kuppel der Glashalle. Sie bestand aus unzähligen Bildschirmen, die das Sonnenlicht nachbildeten und eine sommerliche Landschaft darstellten. Alles wirkte so echt, dass Chris immer wieder vergaß, dass er sich weit unter der Erde befand und draußen tiefer Winter herrschte. Er beschloss, einen Umweg zu machen und über den Hügel zu gehen. Er stieg zur Kuppe hinauf, stellte sich unter den blühenden Baum und ließ den Blick über die Landschaft unter der Glaskuppel schweifen, zu dem Swimmingpool, dem Fußballfeld und der weiten gepflegten Rasenfläche.

»Toll, nicht?«

Er drehte sich um und sah Daisy auf sich zukommen. Er nickte.

Die beiden blieben nebeneinander stehen und ließen den Ausblick auf sich wirken.

»Wie war es bei dir an Weihnachten?«, fragte Daisy schließlich.

»Echt gut«, antwortete Chris automatisch, doch dann fiel ihm ein, dass Daisy als Einzige von seinen Freunden wusste, was wirklich bei ihm zu Hause los war, und er setzte noch einmal neu an. »Eigentlich war es überhaupt nicht gut. Meine Mum hat kaum mit mir geredet und außerdem ging es mir ziemlich schlecht wegen der Sache beim Antarktis-Ball, du weißt schon. Und wie war es bei dir?«

»Schön«, antwortete Daisy. »Meine Eltern haben zwar wie immer die ganze Zeit über ihre Geldsorgen geredet, aber trotzdem hatten wir eine schöne Zeit. Ich habe ein neues Kleid bekommen.«

»Es ist … äh … hübsch«, sagte Chris. Mehr fiel ihm nicht ein.

»Danke. Das mit deiner Mum tut mir leid, Chris. Bestimmt berappelt sie sich bald wieder.«

»Das bezweifele ich«, erwiderte Chris, doch als ihm bewusst wurde, wie wehleidig er klang, riss er sich zusammen und lächelte. »Aber darüber muss ich mir jetzt keine Gedanken machen – erst einmal ist es schön, wieder hier zu sein.«

Daisy lächelte zurück. »Wir kommen zu spät. Wer schneller unten ist?«

Noch bevor Chris antworten konnte, rannte sie bereits den Hügel hinunter.

»He, das gilt nicht!«, rief er ihr nach und nahm lachend die Verfolgung auf. Es tat gut, wieder hier zu sein.

Alle anderen saßen bereits auf ihren Plätzen und warteten, als Chris und Daisy das Klassenzimmer betraten. Hinter dem Lehrerpult stand Sir Bentley, der Schulleiter von Myers Holt und Generaldirektor des Geheimdienstes MI5. Er hatte die Arme verschränkt und wirkte in seinem maßgeschneiderten dunklen Anzug sehr imposant. Chris konnte sich gut vorstellen, dass ihn viele Leute einschüchternd fanden – schließlich war er ein sehr mächtiger Mann –, aber er wusste es besser: Sir Bentley war immer freundlich und fair zu ihm gewesen.

»Ah, Daisy und Christopher, wie schön, dass ihr euch zu uns gesellt«, empfing sie Sir Bentley lächelnd. »Jetzt setzt euch schnell, damit wir anfangen können.«

Chris setzte sich auf seinen Platz und blickte nach vorn.

»So«, begann Sir Bentley, »zunächst einmal willkommen zurück. Ich hoffe, ihr habt eure wohlverdiente Pause genossen und Kraft getankt für das neue Halbjahr?«

»Ja, Sir«, antworteten Chris und die anderen im Chor.

»Prima. Zunächst einmal habe ich ein paar organisatorische Dinge bekanntzugeben und dann werde ich auf den Unterricht im kommenden Halbjahr zu sprechen kommen. Punkt eins: Wie einige von euch vielleicht schon bemerkt haben, wurden während eurer Abwesenheit einige Umbaumaßnahmen vorgenommen – insbesondere wurde die Bibliothek eingerichtet …«

Alle nickten zustimmend und begeistert.

»Sehr schön – es freut mich, dass sie euch gefällt. Damit zu unserem Unterricht. Wie ich schon am Ende des letzten Halbjahrs angekündigt habe, werdet ihr nun wieder den Allgemeinunterricht bei Miss Sonata aufnehmen – ihr habt einiges nachzuholen, da wegen eures Trainings für den Antarktis-Ball viel ausgefallen ist.«

Bei der Erwähnung des Balls wurde Chris ganz flau im Magen.

»Mr Green wird auch künftig dafür sorgen, dass ihr fit und aktiv bleibt, und Ms Lamb …« – ein lautes Stöhnen ging durch den Raum, aber Sir Bentley tat so, als hätte er es nicht gehört – »… wird weiterhin mit euch an eurer GABE arbeiten. Professor Ingleby hat für euch die Erlebnisqualität in den Thinktanks verbessert und ich muss sagen, er hat sich erneut selbst übertroffen.«

Chris dachte daran, wie er in seinem Thinktank mithilfe seiner GABE bereits bei Autoverfolgungsjagden durch London gerast war oder mittelalterliche Schätze gesucht hatte, und fragte sich, wie man etwas so Unglaubliches noch verbessern konnte.

»Nun aber zu den Aufgaben, die ihr neben dem Unterricht im Auftrag der Regierung wahrnehmen werdet«, fuhr Sir Bentley fort. »Früher haben die Schüler von Myers Holt erst im zweiten Halbjahr mit dieser Arbeit begonnen. Doch in diesem Jahr hat uns Dulcia Genever keine andere Wahl gelassen, und ich muss sagen, ihr habt eure Sache alle wirklich sehr gut gemacht, insbesondere wenn man bedenkt, dass ihr gerade erst am Anfang eurer Ausbildung wart.«

Chris presste die Lippen aufeinander. Wie konnte Sir Bentley bloß so etwas sagen, wo er doch einen Jungen getötet hatte?

»Ihr habt an jenem Abend viele Menschenleben gerettet«, fuhr Sir Bentley fort, und als Chris aufschaute, bemerkte er, dass Sir Bentley vor allem zu ihm sprach.

»Ja, Sir«, antwortete er leise.

»Neben ein paar offenen Fragen, die noch gelöst werden müssen, werden wir uns in diesem Halbjahr vor allem wieder solchen Aufgaben zuwenden, die die Schüler von Myers Holt schon früher so bravourös gemeistert haben: Wir werden der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen helfen.«

»Au ja!«, rief Rex.

Sir Bentley schmunzelte. »Ich nehme deine Begeisterung mit Freude zur Kenntnis, Rex. Aber zunächst noch eine erläuternde Bemerkung: Ihr werdet zu keiner Aufgabe herangezogen, bei der ihr mit Gewalt in Berührung kommen könntet.«

»Och«, brummte Rex. Daisy dagegen stieß einen erleichterten Seufzer aus.

»Mehr dazu erfahrt ihr bei unserer Besprechung am …« – Sir Bentley ging hinter das Pult und schlug seinen Terminkalender auf – »… Freitag. Dann werden wir ausführlicher über dieses Thema sprechen.«

Er klappte den Terminkalender wieder zu und hob den Blick. Einen Moment lang herrschte Schweigen.

»Ich weiß«, sagte er schließlich, » wie schwierig das Ende des letzten Halbjahres für euch war. Ich weiß selbst nicht, ob ich lieber froh sein soll, dass ihr alle dabei wart und das Leben so vieler Menschen gerettet habt – mein eigenes eingeschlossen –, oder ob ich bestürzt sein soll, dass wir euch diesen schrecklichen Ereignissen ausgesetzt haben. Das alles muss euch sehr mitgenommen haben und das ist nur allzu verständlich. Aus diesem Grund habe ich einen neuen Mitarbeiter an Bord geholt. Sein Name ist Hugh Valedictoriat. Er hat viele Jahre als Psychologe für die Armee gearbeitet und wird überall hoch gelobt. Ich habe mit ihm vereinbart, dass er unter der Woche jeden Tag hier ist. Euer neuer Stundenplan liegt in euren Zimmern und ihr werdet feststellen, dass ihr alle bereits einen Termin bei ihm habt. Ihr könnt mit ihm über alles reden, was euch auf der Seele liegt, und zwar streng vertraulich. Es bleibt euch selbst überlassen, ob ihr diese Termine wahrnehmt – niemand ist dazu verpflichtet –, aber ich möchte euch doch ans Herz legen, es wenigstens einmal auszuprobieren, damit ihr seht, ob es euch weiterbringt. In Ordnung?«

Alle nickten.

»Ausgezeichnet. Zum Schluss möchte ich mit euch noch über die offenen Fragen reden, die ich eben bereits erwähnt habe. Wie ihr alle wisst, wurde Dulcia Genever dank eurer tatkräftigen Mithilfe am Abend des Antarktis-Balls verhaftet. Allerdings ist es uns bisher nicht gelungen, ihr irgendwelche Informationen zu entlocken. Natürlich wissen wir inzwischen, dass sie wegen der damaligen Ereignisse, als sie so alt war wie ihr jetzt, einen starken Groll hegte und beschloss, sich zu rächen. Ich möchte das, was damals geschehen ist, nicht entschuldigen – ich kann noch immer nicht fassen, dass sie den Sturz von der Klippe überlebt hat und danach so Schreckliches durchmachen musste –, aber nichtsdestotrotz hat sie Unrecht getan und muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass sie das Leben von Menschen zerstört hat. Doch im Moment bereitet uns der Junge größere Sorgen. Wir vermuten, dass er ihr Sohn ist und dass der andere Junge, der es nicht geschafft hat, sein Zwillingsbruder war.«

Chris schloss die Augen und plötzlich sah er wieder den Jungen vor sich, der tot zu seinen Füßen lag. Er schüttelte sich, um das Bild aus seinem Kopf zu vertreiben. Dann setzte er sich aufrecht hin und versuchte angestrengt, sich voll und ganz auf Sir Bentleys Worte zu konzentrieren.

»Was immer der Bruder, der überlebt hat, auch getan haben mag«, fuhr Sir Bentley fort, »ich bin mir sicher, dass Dulcia Genever dahintersteckt. Wir müssen ihn finden – nicht wegen der Verbrechen, die er begehen wollte, sondern weil er erst zwölf Jahre alt ist und wir dafür sorgen müssen, dass sich jemand um ihn kümmert. Außerdem müssen wir sichergehen, dass Dulcia Genever keine weiteren Komplizen hatte, denn nur dann können wir den Fall endgültig abschließen. Morgen werden wir einen von euch zu ihr bringen, um mithilfe der GABE ihre Gedanken zu lesen und den Aufenthaltsort des Jungen herauszufinden, damit wir sicher sein können, dass dieser ganze Rachefeldzug nun ein Ende hat.«

Sir Bentley sah Chris an. »Christopher, du hast schon genug durchgemacht. Ich weiß, wie schwierig das letzte Halbjahr für dich war, und niemand erwartet von dir, dass du dich weiter mit diesem Fall befasst. Was die anderen angeht, so bleibt es jedem selbst überlassen zu entscheiden, ob er sich das zutraut und ob er sich freiwillig melden möchte. Ja, Lexi?«

»Was müssten wir denn genau tun?«

»Nun, ganz einfach. Wir fahren in das Gefängnis, in dem sie momentan untergebracht ist – es ist nicht weit von hier. Eine Wand in ihrer Zelle ist einseitig verspiegelt, sodass man sie beobachten kann, ohne dass sie es merkt. Ihr müsstet nur rasch ein paar Orte in ihrem Gedächtnis aufsuchen und die Informationen beschaffen, die wir brauchen, mehr nicht. Das Ganze würde nicht länger als ein paar Minuten dauern und die Sache wäre erledigt.«

»Das klingt doch gar nicht so schwierig!«, sagte Daisy.

»Nun, ihr müsst euch nicht sofort entscheiden. Denkt in Ruhe darüber nach und dann treffen wir morgen früh eine Entscheidung.«

Chris verließ hinter den anderen das Klassenzimmer und folgte ihnen auf den Hügel in der Glashalle, wo sie die fünfzehn Minuten bis zum Beginn des Schwimmunterrichts bei Mr Green warten wollten. Er setzte sich neben Philip und hörte zu, wie die anderen darüber diskutierten, dass sie sich freiwillig zu dem Gefängnisbesuch melden wollten. Er selbst sagte nichts. In den letzten Tagen war es ihm immer besser gelungen, die bösen Erinnerungen zu verdrängen, aber jetzt, in diesem Moment, konnte er an nichts anderes mehr denken als an den Ballabend – an seinen Kampf mit dem Jungen, den Augenblick, als ihm klar wurde, dass er ihn getötet hatte, und an den weinenden Bruder und den Blick, den der ihm zugeworfen hatte, bevor er seinen Bruder wegtrug – es war, als laufe in seinem Kopf ein Horrorfilm ab und er könne die Stopptaste nicht finden.

Als die Pause zu Ende war und sie sich für den Schwimmunterricht bei Mr Green umziehen mussten, hatte Chris einen Entschluss gefasst. Er murmelte eine Entschuldigung, lief aus der Glashalle und eilte in Sir Bentleys Büro, wo er den Direktor beim Telefonieren antraf.

»Komm rein«, flüsterte Sir Bentley, während er die Sprechmuschel zuhielt, »ich bin gleich für dich da.«

Chris setzte sich und wartete. Seine Hand trommelte auf sein Knie. Schließlich legte Sir Bentley den Hörer auf und ließ die Verschlüsse des Aktenkoffers auf dem Tisch aufschnappen.

»Was kann ich für dich tun, Christopher?«, fragte er und raffte die Papiere um sich herum zusammen.

»Ich würde morgen gern mit Ihnen ins Gefängnis fahren und Dulcia Genevers Gedanken lesen«, antwortete Chris.

Sir Bentley hielt inne und sah ihn an. Überrascht zog er eine Augenbraue hoch. »Ich verstehe. Eigentlich wollte ich ja erst morgen früh eine Entscheidung treffen.«

»Ich weiß, Sir, aber ich möchte es wirklich gern machen.«

Sir Bentley schüttelte den Kopf, als traue er seinen Ohren nicht. »Ich hätte gedacht, dass du mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben willst.«