Die Stadt erleben - 50 erlebnispädagogische Aktionen für Menschen mit Beeinträchtigungen - Paul Häb - E-Book

Die Stadt erleben - 50 erlebnispädagogische Aktionen für Menschen mit Beeinträchtigungen E-Book

Paul Häb

0,0
23,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das erlebnispädagogische Konzept "City Bound" verwandelt die Stadt zu einem vielfältigen Erlebnisraum. Bei ganz unterschiedlichen Aktionen können auch Menschen mit Beeinträchtigungen neue Erfahrungen machen und über ihre bisherigen Grenzen hinauswachsen. Sie verlassen ihre gewohnte Umgebung, erkunden den urbanen Raum und kommen in Kontakt mit bisher fremden Menschen. So werden Persönlichkeitsentwicklung wie auch soziale und Alltagskompetenz gefördert. Das Buch zeigt, wie erlebnispädagogische Aktivitäten für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, mit Seh- oder Hörbehinderung oder auch mit auffälligem Verhalten geplant und durchgeführt werden können. Den Schwerpunkt bildet die Sammlung von 50 City-Bound-Aktionen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 123

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Paul Häb, Heilerziehungspfleger, Heilpädagoge, zertifizierter Waldpädagoge und City-Bound-Trainer, ist derzeit als Referent für Jugend und Schule tätig und gibt zudem bundesweit City-Bound-Workshops. Mehr Informationen und Kontakt zum Autor unter: [email protected] und www.citybound.org

Hinweis: Soweit in diesem Werk eine Dosierung, Applikation oder Behandlungsweise erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass die Autoren große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen oder sonstige Behandlungsempfehlungen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-497-02964-8 (Print)

ISBN 978-3-497-61329-8 (PDF-E-Book)

ISBN 978-3-497-61330-4 (EPUB)

2., durchgesehene Auflage

© 2023 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Verlag Ernst Reinhardt GmbH & Co KG behält sich eine Nutzung seiner Inhalte für Text- und Data-Mining i.S.v. § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Printed in EU

Cover unter Verwendung von Fotos von © iStock.com/ferrantraite und © iStock.com/albertc111

Satz: JÖRG KALIES – Satz, Layout, Grafik & Druck, Unterumbach

Ernst Reinhardt Verlag, Kemnatenstr. 46, D-80639 München

Net: www.reinhardt-verlag.de · E-Mail: [email protected]

Inhalt

Verzeichnis der City-Bound-Aktionen

Einleitung

Teil I – Grundlagen

1 Was ist Erlebnispädagogik?

2 Wer kann City-Bound-Aktionen mit Menschen mit Beeinträchtigungen umsetzen?

3 Was ist City Bound?

4 City Bound im heilpädagogischen Praxisfeld

4.1 Was ist City Bound im heilpädagogischen Praxisfeld?

4.2 AdressatInnen

4.3 Einsatzbereiche

5 Ausgangssituation der TeilnehmerInnen

6 Das Potenzial von City Bound

7 Leitideen

8 Lernen auf unbekanntem Terrain

9 Die Leitung

9.1 Kompetenzanforderungen an die Leitung

9.2 Die Rollen der Leitung

10 City Bound im Vergleich

Teil II – Planungshilfen

1 Einteilung der Aktionen

2 City Bound unter Berücksichtigung unterschiedlicher Beeinträchtigungen

2.1 Praxishinweise zu geistiger Beeinträchtigung

2.2 Praxishinweise zu körperlicher Beeinträchtigung

2.3 Praxishinweise zu Blindheit und Sehbeeinträchtigung

2.4 Praxishinweise zu Hörschädigung

2.5 Praxishinweise zu herausforderndem Verhalten

2.6 Praxishinweise zu Lernbeeinträchtigung

3 Auswahl der Aktionen

4 Checkliste für die Leitung

5 Hinweise zum Einsatz der City-Bound-Aktionen

5.1 Grundlegende Informationen

5.2 City-Bound-Programme

5.3 Anzahl an TeilnehmerInnen

Teil III –City-Bound-Aktionen

1 Hinweise zur Darstellung der City-Bound-Aktionen

2 50 City-Bound-Aktionen

3 Eigene City-Bound-Aktionen entwickeln

Teil IV –Reflexion

1 Reflexion – der Schlüssel zum Transfer

1.1 Reflexionsphasen

1.2 Reflexionsmethoden

Literatur

Verzeichnis der City-Bound-Aktionen

Akustischer Tumult

Barrierefreie Reise

Besichtigung von Neuland

Blickwinkel

Brieffreundschaft

Darf ich vorstellen

Designertasche

Ein Herz für die Umwelt

Erlebnisse buchen

Fantasiemensch

Film ab!

Fit macht Fun

Fliegende Fische

Flohmarkt

Freude im Glas

Für Dich

Gemeinsam Vielfältiges erleben

Gute Reise

Jahreszeitendokumentation

Journalist

Karaokespaß

Klettermax

Kunst zum Anfassen

Lichterfunkeln

Liebesschloss

Multikulti-Sprachen

Nadel im Heuhaufen

Novembertage

Perfektes Dinner

Persönliche Herausforderung

Perspektivwechsel

Picknick

Preisvergleich

Profi in eigener Sache

Second Hand

Seelenentspannung

Stadtführung

Stadtkonzert

Stadtrallye

Stadttauben

Straßenschilder und Co.

Theaterperformance

Unbekanntes Terrain

Von A bis Z aufgeklärt

Waldfreude

Walkie-Talkie-Tour

Weniger als zwanzig

Zeit, die läuft

Zeitwächter

Zielroute

Einleitung

„Das Leben ist ein Risiko. Mehr Risiko kann auch mehr Leben bedeuten.“ (Henrik Ibsen)

Etwas zu riskieren, sich zu überwinden, sich überraschen zu lassen, sich die Welt selbstständig zu erschließen, Freizeit nach eigenem Belieben zu planen und Herausforderungen zu meistern, gestaltet das alltägliche Leben abwechslungsreich und spannend. In der Konfrontation mit dem Unbekannten liegt das Potenzial persönlichen Wachstums. Welche Situationen bieten Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit, risikobereit zu sein, sich mit dem Unbekannten auseinander zu setzen und Abenteuer zu erleben? Diese Fragestellung nimmt eine wegweisende Position im vorliegendem Fachbuch ein und wird beantwortet, indem Heilpädagogik auf das erlebnispädagogische Konzept City Bound trifft, das sich den Erlebnisraum Stadt zu Nutze macht.

Bei dem zugrundeliegendem Konzept handelt es sich um eine Weiterentwicklung von City Bound für die Zielgruppe von Menschen mit Beeinträchtigung, da sich das Konzept in seinem Ursprung an Menschen ohne diagnostizierte Beeinträchtigung richtet. Die Modifikation des Konzeptes ist aber nicht damit gleichzusetzen, dass es von nun an eine spezielle Form von City Bound gibt oder geben soll. Es wird vielmehr eine entsprechende Anpassung der ursprünglichen Grundlagen für das heilpädagogische Praxisfeld dargestellt. Denn „Heilpädagogik [ist, Anm. d. Verf.] Pädagogik […] und nichts anderes!“ (Moor 1974, 273). Die praktische Erprobung kam zu folgendem Ergebnis: Behinderung stellt keine Barriere für die Durchführung von City Bound dar. Die Stadt ist ein Lern- und Erlebnisraum für ALLE Menschen. Denn jeder kann etwas riskieren, etwas wagen, sich überwinden, sich überraschen lassen und Herausforderungen meistern. Jeder kann wachsen. Einige Menschen befähigen sich selbst, und einige Menschen können dabei begleitet werden.

Vorliegendes Fachbuch soll PädagogInnen unterschiedlicher Professionen einen Zugang zum Thema City Bound ermöglichen und konkret zu einer Durchführung des Konzeptes mit Menschen mit Beeinträchtigung befähigen. Hierfür bietet die Publikation hinführend einige theoretische Grundlagen, im Folgenden Hinweise zur Planung und Durchführung mit der Zielgruppe, eine vielseitige Ideensammlung von City-Bound-Aktionen und vieles mehr.

Ein ganz besonderer Dank gilt den TeilnehmerInnen und ArbeitskollegInnen, die mit Neugierde und Abenteuerlust an der Erprobung des modifizierten Konzeptes teilgenommen haben. Wertvolle ImpulsgeberInnen waren Daniela Schick, Christoph Scharner, Tanja Klein und Christina Michels. Außerdem möchte ich mich bei den Menschen, die als motivierende und bestärkende WegbegleiterInnen an dem Gesamtprozess beteiligt waren, herzlich bedanken. Wenn in vorliegendem Fachbuch unter anderem von PädagogInnen gesprochen wird, repräsentiert diese Schreibweise die Diversität aller LeserInnen, die sich als weiblich, männlich oder non-binär beschreiben.

Und nun: Haben Sie den Mut, sich auf ein facettenreiches City-Bound-Abenteuer einzulassen und Menschen mit Beeinträchtigungen dabei zu begleiten!?

Mehr Informationen und Kontakt zum Autor unter:

www.citybound.org und [email protected].

TEIL I

Grundlagen

1 Was ist Erlebnispädagogik?

City Bound und Erlebnispädagogik hängen eng miteinander zusammen. Aufgrund stetig wachsender Einwohnerzahlen in Städten verliert die Natur, die in der klassischen Erlebnispädagogik als Medium genutzt wird, an Alltagsnähe. City Bound ist somit eine schlüssige Erweiterung und ein ergänzender Baustein in der Erlebnispädagogik.

Eine bekannte Definition von Erlebnispädagogik stammt von Heckmair und Michl:

„Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten“ (Heckmair / Michl 2018, 108).

Das Fundament, auf dem die Erlebnispädagogik aufgebaut ist, findet sich in vier Leitideen wieder (Kamer 2017):

■Wachstumsorientierung: Die TeilnehmerInnen werden in erlebnispädagogischen Aktionen herausgefordert, sodass bestimmte Kompetenzen (z. B. die Sozialkompetenz) erweitert werden und die Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflusst wird. Durch das Erleben und die Bewältigung von Grenzerfahrungen werden das Selbstwertgefühl gestärkt und das In-Angriff-Nehmen nachfolgender Herausforderungen ermöglicht. Das eigene Handlungsrepertoire wird ausgebaut. Es erfordert Achtsamkeit seitens der Leitung, den schmalen Grat zu einer Überforderung nicht zu überschreiten. Denn durch das Gefühl von Panik ist kein Wachstum und Fortschritt möglich. Nach dem Prinzip der Freiwilligkeit ist die Leitung verpflichtet, die subjektiv empfundenen Grenzen der Teilnehmenden anzuerkennen (Kinne / Theunissen 2013).

■Ganzheitlichkeit: Ein wichtiges Bindeglied zwischen den Fachrichtungen Heilpädagogik und Erlebnispädagogik besteht in dem Prinzip des ganzheitlichen Lernens. Pestalozzis Forderung, Kindern und Jugendlichen ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand zu ermöglichen, beeinflusst das pädagogische Handeln grundlegend (Kamer 2017). Das heißt, dass sowohl kognitive Prozesse (Kopf), als auch Handlungen (Hand) sowie Emotionen (Herz) angeregt bzw. einbezogen werden sollen, damit sich ein ganzheitlicher Lernprozess vollzieht. Vereinfacht gesagt: Das, was ich verstehe (Kopf), kann ich umsetzen. Das, was ich tue (Hand), bewegt mich. Das, was mich berührt (Herz), lässt Spuren in mir zurück. Diesen Spuren wird im Anschluss an erlebnispädagogische Aktionen in Form von Reflexionsprozessen auf den Grund gegangen. Dabei erhalten die TeilnehmerInnen die Chance, ihren Erlebnissen und Empfindungen Ausdruck zu verleihen und diese auf den Alltag zu transferieren.

■Selbstorganisation: In der Erlebnispädagogik erhalten die Teilnehmenden den Raum, den sie für selbstgesteuerte Prozesse benötigen, um Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Sie sind selbst für das Gelingen oder den Misserfolg der Aktion verantwortlich. Während der Umsetzung der Aktion werden sie nicht geleitet oder fremdbestimmt. Die Gruppe und die einzelnen TeilnehmerInnen sind gefordert, sich eigenständig zu organisieren. „Der Grad der Selbststeuerung ist dabei ihrer Entwicklung und Kompetenz angemessen zu planen“ (Kamer 2017, 14). Die Leitung nimmt sich zurück und ist kein Gruppenmitglied. In gefährdeten Situationen muss die Leitung selbstverständlich einschreiten, da die Sicherheit der Teilnehmenden und das Eingrenzen von Verletzungen physischer sowie psychischer Natur einen zentralen Stellenwert darstellen.

Hinweis: In der Durchführung von City Bound mit der Zielgruppe von Menschen mit Beeinträchtigung kommt es vor, dass die Leitung ebenso Gruppenmitglied ist und somit an dem Selbststeuerungsprozess beteiligt ist.

■Naturorientierung: Das Lernsetting ist die Natur. Es gibt vielfältige Naturräume, die es zu erkunden gilt und die Herausforderungen bereitstellen. Sei es eine Wanderung durch die Alpen, das Mountainbiking in den Bergen, eine Kletteraktion im Freien, eine Höhlenbegehung, Kooperationsspiele in der Natur und vieles mehr.

Hinweis: City Bound nutzt überwiegend die Stadt und urbane Räume als Lernmedium.

In der Umsetzung von City Bound orientiert sich die Leitung mit Ausnahme der Naturorientierung ebenso an den aufgeführten Leitideen.

2 Wer kann City-Bound-Aktionen mit Menschen mit Beeinträchtigungen umsetzen?

Die Durchführung des Konzeptes City Bound mit der Zielgruppe der Menschen mit Beeinträchtigung setzt sowohl heilpädagogisches als auch erlebnispädagogisches Grundwissen voraus und fordert die Verzahnung mehrdimensionaler Kompetenzen seitens der PädagogInnen.

City Bound kann im heilpädagogischen Setting von PädagogInnen eingesetzt werden, die mit Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten oder mit dieser Zielgruppe zukünftig arbeiten möchten. Es wird ein Grundwissen zu den Themen Heilpädagogik und Erlebnispädagogik (insbesondere City Bound) vorausgesetzt. Die Leitungskompetenzen (Kap. 9) tragen maßgebend zu einer gelingenden Durchführung bei.

Die Publikation spricht in erster Linie Berufsfelder an, die im Arbeitsalltag Menschen mit Beeinträchtigungen betreuen und begleiten. Aufgrund dessen wurde auf eine Darstellung heilpädagogischer Grundlagen und nähere Beschreibungen diverser Beeinträchtigungsbilder verzichtet. Dennoch wird auch ErlebnispädagogInnen die Umsetzung von City Bound mit entsprechender Zielgruppe anschaulich dargeboten.

3 Was ist City Bound?

Um auf die Weiterentwicklung von City Bound für heilpädagogische Praxisfelder einzugehen, bedarf es vorerst der Erläuterung des klassischen City-Bound-Konzeptes. In den 1960er Jahren entstand in den USA die Idee, das Konzept Erlebnispädagogik von der Natur in den städtischen Raum zu transferieren. Die Stadt wurde als Lernort anerkannt und der Titel „City Bound“ an den Terminus „Outward Bound“ angelehnt (Klein / Wustrau 2014). Der Begriff „Outward Bound“ kommt aus der englischen Seefahrt und meint ein gut ausgerüstetes Schiff, das zu großer Fahrt auslaufen kann. Metaphorisch steht dieses Schiff im Sinne von City Bound für gut auf das Leben vorbereitete junge Menschen (Grigowski 2012).

Seit 1993 fungiert City Bound als eingetragene Dienstleistungsmarke in Deutschland (Eichinger 1995). Jedoch hat der Ansatz aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades bis 2018 noch keinen „pädagogischen Fuß“ im deutschsprachigen Raum gefasst. Die Einsatzfelder und Zielgruppen dieses erlebnispädagogischen Konzeptes sind vielfältig; trotzdem liegt der Fokus in den Praxisfeldern Schule und Jugendhilfe. Hier wird City Bound z. B. im Rahmen von sozialen Trainingskursen oder Berufsvorbereitung eingesetzt. Es werden Kontakt- und Kommunikationsfähigkeiten gefördert, die als Schlüsselqualifizierung für das Berufsleben unabdingbar sind, in der Schule aber kaum vermittelt werden können (Deubzer / Feige 2004).

Als Definition von City Bound führen Klein und Wustrau an:

„City Bound schafft erfahrungsintensive und herausfordernde Situationen für eine Gruppe oder auch für Einzelne in der Stadt. Hierzu werden den Teilnehmern meist ungewöhnliche, alltagsfremde – und damit ein gewisses Maß an Mut erfordernde – Aufgaben gestellt, die sie alleine oder in der (Klein-) Gruppe lösen sollen“ (Klein / Wustrau 2014, 13).

Zu den klassischen City-Bound-Aktionen zählt das Gruppenfoto. Dabei sollen sich beispielsweise 25 unbekannte Personen unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien zu einem Gruppenfoto aufstellen. Auch das sogenannte Tauschgeschäft gehört zum typischen Aktionenpool. „Tausche einen Apfel so lange gegen etwas Höherwertiges, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist“ lautet hier die Aufgabenstellung. Das Handlungsspektrum von City Bound beinhaltet auch die Erkundung kultureller Angebote und weitere Ideen zur Freizeitgestaltung (Theater, Museen, Kino, Kneipen, Sehenswürdigkeiten …) und gemeinnützige Aktionen in beispielsweise Altenheimen (Eichinger 1995). City Bound beherbergt aber auch Outdoor-Elemente wie eine Bootsfahrt auf Flüssen und Kanälen, das Zelten in der Stadt oder Fahrradtouren durch diese (Crowther 2005). Trotz einer Unvorhersehbarkeit und Spontaneität, die mit dem Konzept einhergehen, ist City Bound nicht mit einem ziellosen Spazierengehen gleichzusetzen. Die einzelnen City-Bound-Programme werden individuell zugeschnitten. Sie verlaufen prozessorientiert und setzen daher Flexibilität voraus (Grigowski 2012). Ebenso ist die Dauer der Programme variabel (z. B. einmalig ein bis drei Tage oder ein Jahr lang wöchentlich zwei Stunden).

Indem der Hauptschwerpunkt von City Bound in dem Kontakt zu unbekannten Menschen und anderen Lebenswelten liegt, beabsichtigt das Konzept die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, der sozialen Kompetenz sowie der Alltagskompetenz (Eichinger 1995). Das Konzept richtet sich wie auch Outward Bound an die Ganzheitlichkeit des Menschen, da im Mittelpunkt das Lernen und Erleben mit Kopf, Herz und Hand stehen. Um einen Lernprozess in Gang zu setzen, nimmt die Reflexion einen essentiellen Stellenwert ein. Die Leitung von City-Bound-Aktionen benötigt eine pädagogische Ausbildung und im optimalen Fall eine Fortbildung im Bereich City Bound. Im deutschsprachigen Raum befinden sich Anbieter für City-Bound-Programme in Großstädten in Form von gemeinnützigen Vereinen oder Unternehmen mit erlebnispädagogischem Schwerpunkt. City Bound zeichnet sich in der Regel als preiswerter Ansatz aus. Die Kosten für die Aktionen belaufen sich hauptsächlich auf die Materialbeschaffung, Fahrtkosten für alle TeilnehmerInnen und Honorarkosten für die Leitung (Deubzer / Feige 2004).

4 City Bound im heilpädagogischen Praxisfeld

Dieses Kapitel stellt sowohl eine Definition von City Bound als auch die Zielgruppe vor, für die das Konzept weiterentwickelt wurde. Des Weiteren werden die Einsatzgebiete benannt, die in der Umsetzung des Konzeptes in Frage kommen.

4.1 Was ist City Bound im heilpädagogischen Praxisfeld?

City Bound bietet Menschen mit Beeinträchtigung innerhalb erlebnisorientierter und herausfordernder Aktivitäten, in denen eine Persönlichkeitsentfaltung ermöglicht wird, eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit der Welt, die außerhalb ihres Lebensalltags liegt. Dabei spielen Interaktionsprozesse mit unbekannten Menschen und der Erlebnisraum Stadt eine zentrale Bedeutung.

Definition von City Bound in leichter Sprache: Mit City Bound erlebst du Abenteuer in der Stadt.

Der Abenteuerbegriff ist in aller Munde. Was rechtfertigt die Nutzung des Abenteuerbegriffs im Kontext von City Bound? Gilsdorf und Kistner (2015, 16) verbinden den Abenteuerbegriff auch mit Risiko und Wagnis:

„Abenteuer bedeutet immer, einen Schritt in bislang unbekanntes Territorium zu wagen. Unbekannte Territorien wollen wir eher als eine psychologische denn eine geografische Größe verstehen. So verstanden bedeutet Risiko, in der Auseinandersetzung mit Neuem und Unbekanntem einen Schritt über die bislang vertrauten Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensmuster hinauszugehen.“

Menschen mit Beeinträchtigung sind – sofern sie in Wohneinrichtungen leben – oft rigiden Strukturen und Routinen ausgesetzt, die den Lebensalltag stark beeinflussen oder gar bestimmen. Da City Bound die Konfrontation mit dem